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Die „Vtni^orfer Zeitung" erscheint tnenslag, Donners tag > uö Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich i Mark. Durch die Post bezogen i,20 Mark. LoLalzeKung für die Ortschaften Otrendorf-Okrilla inü 2Noritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Mandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme vongInseraten bis vormittag zo Uhr. Inserate werden mit w Pf. für die Sxaltzeile berechnet. Tabellarischer Satz nach be> sonderem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Vkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Nr. 29. Mittwoch, den 19. November 1902. 1. Jahrgang. Die Sparkasse Attendorf-Worihdorf verzinst Einlagen mit 3^ °/g und werden dieselben streng gekeim gehalten auch der Steuereinschätzungskommission gegenüber. Die Uebertragung bei auswärtigen Sparkaffen angelegter Gelder wird kostenfrei vermittelt. Geschäftszeit der Sparkaffe Merktagg von 8—1 unck Z—z, Sonnabencks und an Vorabencken von festtagen von 8—r Ukr. Die ^parkassenverwaltuug. Nerttiches und Sächsisches. Gttendorf-Gkrilla, >8. November 1902. — Im Jahre 1901 sind auf den Dresdener Bahnhöfen zusammen 40 036 040 kg, Milch eingebracht worden, und zwar in DreSden- Neustadt 25629300 kg, in Dresden-Altstadt 14092770kg. inDresven-Frievrichstadt 313970 kg. Als "Bezugsquellen lieferten Dippoldiswalde 2158890 kg.Groghartau 1659110 kg, Seitschen 1629150 kg, Bischofswerda 1557980 kg, Radeberg, 1102730 kg, Arnsdorf 1050090 kg, Hainsberg 1038270 kg, Cunnersdorf bei Medingen 1006 740 kg, Pommritz 982510 kg, Wilsdruff 901790 kg, Priestewitz 783060 kg, Neustadt i. S. 759600 kg, Dürröhrsdorf 678120 kg, Nadibor, 651340 kg, Miltitz- Roitzschen 610000 kg, Demitz 590450 kg, P>rna 587260 kg, Burkhardswalde-Maxen 587090 kg, Tharandt 563030 kg rc. — Elektrische Briefbeförderung. In einigen Zeitungen ist das Projekt einer elektrischen Brrefdeförderung erwähnt worden; Einzelheiten über dasselbe dürften jedoch noch wenig bekannt sein. Den Kern des Projekts bildet eine elektrische Drahtseilbahn, auf der dis Wagenzüge mit Briefen in einer Geschwindig keit von 400 Kilometer die Stunde dahin schießen. Diese fahrenden Briefkasten, durch ihre Verbindung mit Elektromotoren in Motor wagen verwandelt, schweben hoch über den Köpfen der Menschen, etwa in Häuserhöhe da hin und vollbringen die Luftreise von Stadt zu Stadt, alle Orte miteinander verbindend. Sie legen Strecken wie von Wien nach Berlin in 2 Stunden zurück. Jede Linie besteht aus 2 Drahtseilbahnen, auf denen die Postfahr zeuge nach beiden Richtungen gleichzeitig laufen. Auf jedem Drahtsecke sehen wir in Abständen von je 45 Sekunden die Fahrzeuge pfeilschnell hintereinander hereilen. Daß sie nicht auf einander auffahren, hindert eine selbstthätige Vorrichtung, durch die sie in der respektvollen Entfernung von 5 Kilometern von einander gehalten werden. So steht vor den Augen des Erfinders — ein iiatienischer Ingenieur — das glänzende Zukunftsbild eines Post- verkehrS, der in wenigen Stunden Europa von einem Ende zum anderen durchfliegt. Die dem Projekte entgegenstehenden Schwierigkeiten find allerdings sehr groß, vielleicht gar unüber windlich. — Die königliche Generaldirektlon der sächsischen StaatSeisenvahnen hat dem bei ihr vorstellig gewordenen Landesverband gegen den Mißbcauch geistiger Getränke zugesagl, daß bei Wiedereintritt der wärmeren Jahreszeit die Bahnhofs wirte verpflichtet werden sollen, an den ihnen von den Stationsvorständen zu be zeichnenden Zügen neben den sonstigen Erfrisch ungen auch frisches Trinkwasser zum Preise von höchstens 5 Pjg. für das 0,4 Literglaö, sowie Selteröwasser ober ähnliche Mineral wässer zum Preise von höchstens 20 Pfg. für eine kleine Flasche feckzuhalten. Das be treffende Mineralwasser soll auch in den Warteräumen aller Klassen zu demselben Preise geführt werden. Die Generaldirettion halte, ivie hierzu bemerkt sei, bezüglich des frischen Trinkwassers berckls im Jahre 1900, und zwar ebenfalls auf Anregung des genannten Vereins, den Bahnhofswirten vergeblich „em pfohlen", was sie in Zukunft verlangen wird. — Der Ausschuß der deutschen Turner schaf l hat eine offizielle Beteiligung am internationalen Wütturnen der europäischen Turnverbände zum belgischen Turnfest 1903 in Antwerpen, zu dem jeder Verband berechtigt sein soll eine Riege von neun Wettturnern ab zuordnen, einstimmig abgelehnt. Königsbrück, 15. November. Zwei bei Herrn Korbmacher Wendler in Quartier be findliche Steinarbeiter, die Brüder Gustav und Hermann Haufe aus Schmölln, wuroen heute röchelnd und bewußtlos in ihren Betten liegend aufgefunden. Bald nach Auffindung verschied der altere Bruder, der zwei Kinder im Alter von 13 und 14 Jahren hinterläßt. Der Bruder des Verstorbenen wurde in das Kranken haus übergeführt. Es ergab sich, daß die Ofenklappe geschlossen war. Da der Ofen vor dem Schlafengehen geheizt gewesen ist, ist an zunehmen, daß einer der Brüder in der Ab sicht, die Stube länger warm zu halten, die Klappe geschlossen hat. — Für die hiesige Bürgermeister stel le war der Gemelndeoorstand eines der größten Vororte Dresdens in Aussicht genommen. Derselbe hat jedoch daraus verzichtet, und so ist die Stelle öffentlich ausgeschrieben worden. Die Stelle ist mit 3000 Mark Anfangögehalt und 300 Mark Nebeneinkommen vom Standes- amte ausgestattet. Bewerber haben Gesuche nebst Zeugnisabschriften bis zum 26. November 1902 an den Stadtrat einzureichen. Arnsdorf. Die drei Ortsgruppen des Vereins für sächsische Volkskunde: Langebrück, Radeberg und Arnsdorf hielten jüngst eine ge meinsame Versammlung im hiesigen Gasthofe ab, die sehr zahlreich besucht war. Herr Kantor Stötzner von hier hielt einen fesselnden Vortrag über das Thema: Der Sibyllen- stein in Sage und Geschichte. Herr Friedens richter Seelig-Langebrück berichtete über die Hauptversammlung in Rochlitz. Die nächste gemeinsame Sitzung findet im Februar 1903 in Radeberg statt. Dresden. Gestern früh gegen ^7 Uhr wurde die Feuerwehr nach dem Grundstück Ammonstraße 20 gerufen, wo in dem Bade raum einer Wohnung im zweiten Obergeschoß die Balkenlage in Brand geraten war. Außer dem Fußboden und zwei Balken war auch die Decke eines Raumes im ersten Obergeschoß durch den Brand teilweise zerstört worden. Um zu dem Brandherd zu gelangen, mußte die Feuerwehr den Badeofen wegnehmen, konnte aber danach die Gefahr in kurzer Zeil be seitigen. — Ein in Görlitz verstorbener Dresdner Rentier hat sein gesammtes, Million Mark in baar und 2 Millionen in Grundstücken be tragendes Vermögen Kaiser Wilhelm II. hinter lassen. Laubegast. Ein germanisches Grab wurde vorige Woche bei den Arbeiten zur Herstellung der Anlagen am hiesigen Bismarck platze entdeckt. Man förderte verschiedene lhönerne Gefäße zu Tage, von denen leider ein Teil an der Luft zerfiel. Der von dem Funde benachrichtigte Vorstand der königlichen Prähistorischen Museums zu Dresden, Herr Professor Dr. Deichmüller, erklärte, daß das Grab ungefähr aus der Zeit von 800 vor Christo stammen könne. Die aufgefundenen Gegenstände wurden dem vorgenannten Museum überwiesen. Zittau, 16. November. Gegenüber der Mitteilung, daß die Centrumspartei bei den nächsten Reichstagswahlen mit keiner anderen Partei in Sachsen ein Bündniß schließen wolle, verlautet aus dem hiesigen Wahlkreise, daß das seit über 20 Jahren bestehende Bündmß zwischen Centrum und Deutschfreisinn in Geltung bleiben und zur Kandidatur des deutschfrei sinnigen Besitzers der hiesigen „Morgenzeitung" Haupt führen soll. In Ostritz wird bestimmt behauptet, daß bei der Reichstagsstichwahl im Jahre 1898 zwischen dem Kartellkandidaten Dr. Vogel und dem Sozialdemokraten Redakteur Fischer von einzelnen maßgebenden Persönlich- kecken des Nonnenklosters Marienthal bei Ostritz die Losung ausgegeben worden ist: „Einen Nackonallieberalen dürfen wir nicht wählen". Gewählt wurde damals der Sozialdemokrat- Zelz ,. (O.-L-), 17. November. Ein Arbeiter des hiesigen Elektrizitätswerkes ver unglückte beim Reparieren er Fangnetze, wie sie sich unter den mit Hochspannung versehenen Leitungsdrähten befinden, dadurch, daß in einer Fabrik der Strom zu zeitig wiederhergestellt wurde. Der Strom ging dem Bedauerns werten durch den rechten Fuß und Rücken bis zum Nacken. Er war sofort tot. Aus dem oberen Elbthale, 14. Noo. Im Lause dieser Woche vollzog sich in unserem Elbgebiete infolge der fast an jedem Tage herrschenden starken Nebel, die meist bis vor mittags 10 Uhr das Elbthal einhüllten, em mäßiger Schrfffahrtsverkehr stromauf- und ab wärts- Namentlich beschwerten diese Witter- ungsoerhältnisse den Personendampfschifffahrts- verkehc von Leitmeritz bis nahe der sächsisch böhmischen Landesgrenze. Die Dampfschiffe waren durch diese Nebelmaffen gezwungen, ein bis zwei Stunden an den Abgangsstationen siegen zu bleiben, ehe sie die festgesetzte Fahrt von Böhmen nach Sachsen herein antreten tonnten. Mtt gleichen Schwierigkeiten hatle auch die Frachtschifffahrt zu rechnen. Radebeul. Ein in der hiesigen Gemeinde bereits seit ungefähr 20 Jahren wohnhafter Buchhalter, der bis vor kurzem in der Bilz- ichen Naturheilanstalt im nachbarlichen Ober lößnitz beschäftigt war, hat in dieser Stellung Unterschleife begangen- Als die Unterschlag ungen entdeckt wurden, verschwand er auf einige Tage, kehrte jedoch jetzt zu seiner Fa milie zurück und wurde verhaftet. Coswig, 14. November. Der erste hie sige Viehmarkt ist vorüber und war derselbe, wie zu erwarten stand, nur mäßig besucht. An Verkaufsgegenständen waren etliche 30 Stück Rindvieh ausgestellt, sowie circa 80 Stück Ferkel und Läufer angefahren; nur wenige Pferde wurden auf der Straße gemustert. Nach den Urteilen verschiedener Verkäufer war das Geschäft „nichts" und hörte man dir Ansicht, daß die jetzige Zeit des Marktes nicht recht passend und vorteilhaft zum Ankäufe des Viehes sei. Meißen, 14. November. Ein Kampf um die Tänzer ist zwischen den hiesigen Tanz lokalen entbrannt. Nachdem einige Lokale der inneren Stadt unter dem Drucke der Zeit dem Beispiele dec kleineren, entlegenen Tanzlokale gefolgt waren und den Tanzpceis für die Tour von 10 auf 5 Pfg. ermäßigt hatten, haben sich nach und nach auch alle größeren Tanz lokale zu der gleichen Maßnahme genötigt ge sehen. Die Kosten dieser Verbilligung müssen neben den Wirten größtenteils die Berufs musiker (Stadtkapelle- tragen und die waren bisher schon nicht auf Rosen gebettet. Strehla, 15. November. Vorige Woche hatten die Verrreter der hiesigen an der Elbe gelegenen industriellen Und Handels-Etablisse ments eine Zusammenkunft, um über die ge meinschaftliche Legung eines Anschlußgleises an die sächsischen Siaatsbahnen zu unterhandeln. Oschatz. Die Erhaltung der 500 Jahre alten Wandbilderreste in der ehemaligen Eli sabeth-Kapelle des Archidiakonats - Gebäudes, deren Auffindung im Juli dieses Jahres Auf sehen machte, erscheint gesichert. Der Kirchen vorstand faßte den Beschluß, zu dem auf 600 Mark berechneten Aufwand für Konser- virung der Fresken den Betrag von 209 Mk. beizusteuern. Bnrgstädt, 15. November. Der mit der Kirchenheizung betraute Einwohner Knorr in Claußnitz ist am vorigen Sonntag bei Aus übung seiner Funktion in der Kirche von gift igen Kohlengasen betäubt worden, so daß er nach seiner Behausung gebracht werden mußte. Leider ist er der Vergiftung nach kurzem Krankenlager erlegen. Hohenstein-Ernstthal. Der Gemeinde rat im benachbarten Wüstenbrand hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, für die Dorf- stratzen die elektrische Beleuchtung einzuführen. Diese soll durch 25 Bogenlampen erfolgen, was jährlich einen Kostenaufwand von 500 Mark erfordert. Glauchau, 18. November. Der hiesigen Stadt ist als Besitzerin des Elektrizitätswerkes cine eigenartige Geschichte passirt, die noch zu Differenzen mit den Abnehmern der elektrischen Kraft führen dürfte. Ob die elektrischen Kraft messer nicht genau funkwniren oder ob die Be- auflragten des Elektrizitätswerkes vielleicht statt ocr Hunderter die zehner irrtümlich bei der Feststellung der verbrauchten Kraft abgelesen haben — kurz, mehreren Industriellen ist ein zu geringer Betrag angerechnet worden. Durch diesen Umstand haben die letzteren seit Jahren billige Betriebskraft, die Stadt selbst eine nicht unbedeutende Einbuße gehabt. Da man hinter dieses Versehen gekommen ist, will man nach träglich das zu wenig gezahlte Geld einziehen, was aber nicht überall angängig sein dürfte, da es sich meist um kleine Unternehmer handelt. Einzelne würden vielleicht dadurch in ihrer Existenz gefährdet, da es sich in einem Falle um etwa 3000 Mark handelt. Man ist daher gespannt, auf welche Art und Weise die An gelegenheit geregelt wird. Crimmitschau, 16. November. Seitens des Schiedsgerichts für Arbeiterversicherung war einer Wirlschaftsbesitzerin in Langen bernsdorf die Rente entzogen worden, weil diese sich weigerte, in ein Krankenhaus zu gehen, da sie dann niemand zur Pflege ihres liebenjährigen Knaben habe. Da in der jetzt abgehaltenen Sitzung der gerichtliche Sach verständige erklärte, daß eine Krankenhaus behandlung zwecklos sei, wurde der Klägerin die Weitergewähcuug ihrer 25prozentigen Rente zugesichert. Penig, 15. November. Der hiesige städtische Krankenhauswärter ist wegen Unregel mäßigkeiten, die er im Dienst begangen hat, seines Amtes enthoben und in Haft genommen worden. Plauen i. V., 15. November. Zwecks Errichtung eines König-Albert-Denkmals in hiesiger Stadt fand gestern Abend im Theater restaurant eine von 70 Herren besuchte Ver sammlung statt. Um die Denkmalsfrage zu fördern, beschloß man auf Anregung des Ober bürgermeisters Dr. Schmid einmütig, einen engeren und später einen großen Ausschuß zu wählen. Herr Landgerichtspräsident Dr. Hart mann regte an, zur Ausführung ein Reiter standbild zu wählen, was allgemeine Zustimm ung fand. Ein Konkurrenzausschreiben für Entwürfe soll möglichst vermieden werken. Der Denkmalsdau soll etwa 100000 Mark kosten. Bisher sind 8000 M. gesammelt worden. Oelsnitz i- V., 17. November. Der Bezirksausschuß Oelsnitz hat den Erlaß eines Regulativs über die Beschäftignng der Arbeiter in Steinbrüchen erlassen.