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Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. 83. Mittwoch, den 24. December. 185«. Erscheint täglich Morgens 7 Uhr. Inserate die Spaltenzeile oder deren Raum zu b Pf. werden bi- Abends 7 Uhr (Sonntags von 11—2 Uhr) angenommen. 1. Abonnementpreis ä Vierteljahr 1 Thlr., (monatlich SV Zeilen unentgeldliche Inserate); 2. Abonnementpreis s Vierteljahr 15 Ngr. bei unentgeldlicher Lieferung in's Haus. — Für auswärts durch die Post s Vierteljahr 19 Ngr. — Einzelne Nummern 1 Rgr. Expedition: Johannes-Allee Nr. S, sowie auch Waisenhausstraße 6 pt. Dresden, den 24. December. Se. M. der König hat den Besitzer deS Rittergutes Hirschstein, Bogislaw Graf Kleist vom Loß, auf sein An suchen zum Kammerherrn ernannt. — Die K. S. Akademie für Forst- u. Landwirthe zu Lharand zählt im gegenwärtigen Wintersemester 112 Stu- dirende Darunter befinden sich 26 inländ. u. 27 aus länd. Forstwirthe, 18 inländ. u. 12 ausländ. Landwirthe. Die Mehrzahl der Ausländer ist aus den deutschen Bun desstaaten; an außerdeutschen Besuchern der Akademie zählt dieselbe: 3 Ungarn, l Siebenbürger, 2 Serbier, 1 Gali zier, 1 Spanier, 2 Schweizer, 4 Norweger, 2 Russen und 2 Amerikaner. — Vorgestern hat auch im Ehrlich'schen Gestift eine feierliche Ehristbescheerung mit Prämienvertheilung in An wesenheit der Herren Oberbürgermeister Pfotenhauer, Stadt rath Gehe, Pastor Böttger und Diaconus Pfeilschmidt stattgefunden. — Die nächste Vorstands-Conferenz des hiesigen Frauenvereins findet nächsten Montag den 29. d. M. Vorm. 11 Uhr in dem Conferenzzimmer desselben, große Reitbahng. Nr. 1 (3. Kinderbewahranstalt), statt und find bereits an die Vorsteherinnen der betreffenden Anstalten deS Vereins, welche unter Vortritt der Stellvertreterin I. M. der Königin, als Obervorsteherin, den Vorstand bil den, dir nöthigen Einladungen ergangen. Auf der Tages ordnung stehen: 1) Berichterstattung über Ausstattung und Verkauf der Weihnachtsgaben, 2) Festsetzung der Eröff- nung der Speiseanstalt und dahin gehörige veränderte Ein richtungen, 3) die Ziehung der Lotterie betreffende Be sprechung. — In der Untersuchung gegen den zum Tode verur- theilten Häckel ist von dem Oberappellationsgerichte der Verhandlungstermin auf den 7. Jan. früh 9 Uhr anbe raumt worden Es ist nämlich in Fällen, wo von dem Bezirksgerichte auf Todesstrafe erkannt worden, dir Unter suchung, auch ohne Antrag des Verurtheilten, gleich als ob dieser ein Rechtsmittel eingewendet hätte, dem Ober- appellationSgerichte vorzulegen, welche- in einem Verhand lungstermine zu entscheiden hat, ob das Urtel zu bestätigen fei oder nicht. Fällt es bestätigend au-, so wird eS so dann später Sr. Maj. dem König zur Entschließung, ob es zu vollstrecken sei, vorgelegt. Der Termin ist öffentlich und findet in dem Sitzungssaale deS hies. Appellationsge richts für die Ehesachen statt. — Die vorgestrige Nachmittagsverhandlung galt einer gewissen Hoyer aus dem Gemeindehause zu Gößnitz, 26 Jahre alt, bereits einmal wegen Diebstahls mit 1 Tag Gefängniß und wegen BettelnS mehrmals polizeilich be straft. Sie hatte an einem Tage zur Nachtzeit m Sorau ein Paar Schuhe (Werth 20 Ngr.) und in Helmsdorf, nachdem sie durch Eindrücken einer Fensterscheibe eingestie gen, mehrere Kleidungsstücke und Eßwaaren im Werthe von 1 Thlr. 10 Ngr., in der Nacht ein ander Mal in Sachsdorf, nachdem sie sich bereits Abends 5 Uhr in daS Gehöfte eingeschlichen, eine Quantität Victualien im Werthe von 1 Thlr. 15 Ngr. gestohlen. Hier wurde sie ertappt und arretirt. Der Gerichtshof verurtheilte sie zu 6 Mo naten und 1 Woche Arbeitshaus. Gestern erschienen auf der Bank der Angeklagten eine alte Frau, Namen- Anger mann, ein hagerer und elend aussehender blinder Mann, Schönberger, und dessen 14jähr. Tochter, ein Mädchen von blühendem Aussehen. Die Angermann hat von der Schönberger 5 Spielmarken erhalten, welche beide al- solche erkannt haben. Nichtsdestoweniger hat die Angermann auf Antrieb der Schönberger diese Marken an 2 Schläch ter auf dem Lande an Zahlungsstatt für 4 Schöpse und verschiedenes Fleisch verausgabt, jedes Stück für 5^ Thlr. und hat noch einiges Silbergeld darauf wieder heraus er halten. Die gekauften Schöpse sind bei dem Vater der Schönberger untergebracht worden, wobei dessen Tochter ihm gesagt, „sie seien ihnen zugelaufen", und ein Schöps ist von den Schönberger's auch bereit- geschlachtet wor den, als die Fleischer den Bettug merkten und zur An zeige brachten Dir- ist freilich bi» hierher eine ordinäre Bettugsgeschichte, wie sie vielfach Vorkommen mag und wobei nur die Dummheit der Landfleischer besonder- sich hervorhebt. Interessanter aber wird die Sache vürch die