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Dresdner Journal : 12.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189610125
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961012
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961012
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-12
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 12.10.1896
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vtz„SPrrt»: Für Tre-dr» viertellährltch 1 Start b0 Pf., bei den Lm^r- lich deutschen Popanstalteu vierteljährlich »Mark; außer halb de» Deutschcn Reiche» Poß- und Stemprlzujchlaa. Ein-elne Nummern: lv Pf Grschetne«: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends. Fernfpr-Anschluß:Rr.tr»S. Dns-mr M238 Montag, den 12. Oktober, abends. Aukündigungagebührea: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift iv Pf Unter „Eingesandt" die Zeile bi) Pj Bei Tabellen- und Ziffen.s^tz entsprechender Ausschlag HeraoS«rber: Lvniglicht Expedition des Dresdner Journal» Dresden, Zwingerstr 20. Fernspr -Anschluß: Rr 1295. 18S«. Amtlicher Teil. Gn»nnm«ßt», versetz««,ea re. i» -ffe«Utche» Dtcafte. Departement »er Finanzen. Ernannt: der Berg- amtrreserendar Oskar Friedrich Ludwig von Alberti zum Bcrginlpektorassistentrn bei der Berginspektion Chemnitz — Angeftellt: August Rudols Maximilian Nahke als Expedient bei dem König!. Bergamte zu Freiberg. Departement PeS Kultus nn» öffentlichen Unterricht«. Zu besetzen: die neugegründete ständige Stelle an der katholischen Schule zu Radeberg (vorbehältlich der Ge nehmigung des König!. Ministerium- de- Kultu» und öffent lichen Unterrichts). Einkommen: 1000 M neben einerWohnungS- enljchädigung von ISO M (für einen unverheirateten Lehrer) be,. 240 M. Aussicht auf Verkürzung d-r Fristen sllr die DienstalterSzulagen Bewerbungsgesuche bei dem Apostolischen Vikariat zu Dresden einzureichen bis zum 27. Oktober. Nichtamtlicher Teil. Zur Lrientsrake. AuS Wien wird uns geschrieben: Unsere „öffentliche Meinung" blickie in den letzten Tagen geradezu im Zustande der Hypnose nach Paris und Chülons. Ihre Neigung zu tiefsinnigen Be- trachtungen über die Orientvorgänge, zur freigiebigen Spende von Bulletins über die geheimsten Absichten oder Abmachungen der Kabinette war völlig geschwun den, und zwar einfach wegen Raummangels. Die Depeschenrubritcn der Journale waren ausschließlich der Berichterstattung aus Frankreich gewidmet, und in den redaktionellen Ausführungen beschäftigten sich die Blatter fast ausschließlich mit dem Nachweise, daß der Zar heute unumschränkt über die Geschicke Europas gebiete. Während die Blicke so nach dem Westen gerichtet waren, ließ unsere Publizistik einstweilen die Ent wickelung der Dinge im Orient beinahe unbeachtet. Ein wesentlicher Schaden hat sich dadurch für die orientalische Ge'aintkonstellation gewiß nicht ergeben, und man könnte nur den Wunsch hegen, daß die di plomatische Behandlung der Orientfroge auch künftighin nicht durch ganz- oder halberfundene Alarmgerüchte erschwert werden möge. Gerade während der journalistischen Ruhepause haben aber die Berufspolitiker allem Anscheine nach die Hände keineswegs in den Schoß gelegt. Die Gerüchte von einer englisch russischen oder englisch- russisch französischen Vereinbarung betreffend die Türkei Haden keinen Anspruch auf besondere Beachtung ge funden, immerhin aber enthielten sie eine Andeutung, die nicht ganz übersehen werden darf. Man wird kaum fehlgehen, wenu man annimmt, daß in letzter Zeit von verschiedenen Seiten und wohl auch anläß lich des Besuches des Zaren in England Versuche zur Beseitigung der Disharmonien erfolgt sind, welche die Haltung Englands hervorgerufen hatte. Das Ge lingen dieser Versuche wurde durch die iu England selbst eingetretene Ernüchterung begünstigt. Haben die Bemühungen zu einem greifbaren Ergebnisse geführt, so könnte es sich dabei aber nicht etwa um die Unterordnung irgend einer Macht unter die britische Führung, sondern nur um die Wiederannäherung Englands an die Anschauungen der Kontinentalmächte handeln Eine Konzession der Letzteren an die britische Ausfassung wäre einzig in dem Sinne denkbar, daß man schon vorhandene Meinungen und Absichten, welche den englischen Politikern sympathisch sein mögen, mehr in den Vordergrund gerückt hätte, als dies bisher ge schehen. England wird einen Bundesgenossen für einen Vernichtungskrieg gegen das türkische Staatswesen auf dem Kontinente sicherlich nicht finden und sie Kriegs- rufe sind in London selbst verstummt, seitdem man sich von dieser Sachlage svät, aber doch überzeugt hat. Wenn insbesondere in den Brandreden mancher britischer Politiker die Notwendigkeit des neuen Kreuzzuges immer wieder mit dem Hinweise auf die gefährdete Situation der Christen im türkischen Reiche begründet worden ist, so darf man den heißblütigen Rednern entgegnen, daß die Regierungen aller Großmächte dieser Frage ihre lebhafteste Aufmerksamkeit zuwenden — wenn auch mit bescheidenem Aufwande an bedenklichen Kundgebungen des Temperaments. Im Hinblicke auf diese Thatsache erscheint die Beseitigung der Verschiedenheiten zwischen der britischen und der kon tinentalen Beurteilung des türkischen Problems unter der Voraussetzung nicht als ausgeschlossen, daß Eng land die Stimme der Vernunft die Oberhand be halten läßt. Die kontinentalen Regierungen sind einig in der Anschauung, daß die Sicherung der christ lichen Unterthanen des Sultans gegen wei tere Schädigung heute den Angelpunkt der türkischen Frage bildet. Sie haben in dieser Richtung ein Gebot der Pflicht zu erfüllen und sie sind auch einmütig der Überzeugung, daß bei den be treffenden Schritten und Maßnahmen die größte Energie entfallet werden muß. Die maritimen Vor kehrungen der einzelnen Mächte zeigen, daß alle Beteiligten vorerst die Beschaffung von Garantien für den materiellen Schutz der Christen zu suchen haben und die Einheitlichkeit, welche bei diesen Vorkehrungen zur Geltuug gekommen ist, tritt auch in den Verhandlungen zu Tage, die seit deu Massacres iu Konstantinopel mit der Pforte geführt werden. Wenn auch die eine oder die andere Re gierung bemüht ist, gelegentlich wohlwollende Nuancen in ihren diplomatischen Verkehr mit dcn türkischen Staatsmännern einzuflechten, so ist doch die Lage der Pforte gegenüber den Botschaftern derzeit eine ganz ausnahmsweise. Die Vertreter der Mächte verwenden ihre Zeit nicht auf die Erörterung der von türkischer Seite immer wieder vorgebrachten weit ausgreifenden, allgemein gehaltenen Reformprojekte, sondern sie for dern von Fall zu Fall die ungesäumte Durchführung von Einzelreformen, welche zumindest deu grellsten Mängeln der Sicherheits- und Rechtsverhältnisse a'- helfen sollen Diesen kategorischen Fordei ungen hat die Pforte in den letzten Wochen stets rach- gegelen und die Methode, bei welcher die abendländische Diplomatie die sonst üblichen Nor men allerdings beiseite lassen muß, hat sich sonnt bisher bewährt. Können durch dieses Eingreifen die Gefahren gemildert werden, die im Augenblicke in Konstantinopel und an anderen Orten des türki schen Reiches drohen, so wird man voraussichtlich das Gebiet, auf welchem die Wandlung trostloser Zustände durch einen kaum mehr sanften Zwang erzielt wird, allmählig erweitern und so vielleicht dahin gelangen, daß eine vcrhängisvolle Katastrophe für absehbare Zeit unterbleibt. Die Bemühungen, welche diesem Zwecke dienen, sind in jüngster Zeit energisch fort gesetzt worden und zwar so, daß man von einen! planmäßigen Zusammenwirken der Mächte sprechen darf. Die Gemeinsamkeit, die dabei bethätigt worden ist, erstreckt sich sichtbar auch auf Eventualitäten ernster Art, und eS ist die Annahme berechtigt, daß die nächste Entwickelung im türkischen Reiche, wie immer sie auch er folge, die Mächte nicht überraschen wird. Niemand kann übersehen, daß eine Epoche längerer Ruhe im ottomanischen Staatswesen manchen Elementen, deren Umtriebe seit Jahren die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich lenken, höchst unwillkommen sein müßte, und daß man daher jeden Tag mit der Möglichkeit neuer Ruhestörungen zu rechnen hat. Sollten bedauerlicher weise solche Zwischenfälle eintreten, so würde man wahrnehmen, daß die kontinentale Diplomatie auf jede Wendung vorbereitet war. (?n,land, Rußland und Persien. (? 6.) In dem stillen, aber um so hartnäckigeren Kampfe, der feit vielen Jahren zwifchen England und Ruhland um den politischen und kommerziellen Einfluß in Persien schwebt, hat Rußland vor kurzem abermals einen sehr bedeutenden Erfolg errungen. Nach zuverlässigen, aus Teheran nach London gelangten Belichten ist nämlich in den ersten Septcmbertagcn ein Vertrag zwischen der russischen Regierung uud derjenigen russisch-pe fischen Privatgesellschaft unterzeichnet worden, weiche die Konzession znm Baue einer Chaussee zwischen Teheran und der Küste des kaSpischen Meeres besaß, krast dessen Rußland diese Konzession uni eine hohe Summe abgelöst hat und den Weg in doppelter Spurweite iu eigener Regie bauen wird. Allerdings hat diese Abmachung noch nicht die Zustimmung der persischen Negierung erhalten, an der Erlangung derselben ist ab^r nicht zu zweifeln. Rußland wird nunmehr zunächst, wenn auch vielleicht in langsamem Tempo, eine Straße nach Art der Grusini chen Militärsiraße im Kaukasus aulegen, die geeignet sein wird, nicht allein den Handelspol tischen, sondern auch allen strategischen Erfordernissen im vollsten Maße zu diene >. Die technischen Schwierigkeiten sind keine großen, da das Haupt- hiuder.ns, der Charsan Paß, umgangen werden kann Nach Vollendung der Chaussee wird es den russischen Kaufleuten nicht schwer sollen, die englischen Waren, die vom persischcn Golfe heraus über äußerst gefährliche Bergübcrgänge aus zwei- bis dreimonatlicher Karawauensahrt ins Innere Persiens eiudringen, in kürzester Zeit aus diesem Absatzgebiete zu verdrängen. Bei der Kürze der Route Euseli-Tcheran, die auch mit größeren Frachtstücken auf Fourgons in 6 bis 8 Togen wird zurückgclcgt werden können, wiro Teheran sich zu einem Hauptstapelplatze russischer Erzeugnisse gestalten und auch die Importe aller übrigen europäischen Provenienzen, welche insolge des seitens Rußlands aufgehobenen Transitverkehrs auf dem kostspieligen und lang wierigen Karawonenwcgc über Trapezunt einströmen, werden ebcnsalls der rususchen uonlurrenz weichen müssen, so daß mit Ausnahme einzelner Spezialitäten der russische Handel aus schließlich in Persien herrschen wird. England hat jedenfalls einen großen Fehler begangen, als es seinerzeit die Konstituierung der rusnsch persischen Weggcscll- schast nicht hintertrüb, was durch Aufwendung größter Geld mittel nicht unmöglich gitmsen wäre Das einzige Mittel, das England noch besäße, um den ihm drohenden Nachteil einiger maßen zu reparieren beslün"e in dem Ansbaue einer Eisen bahn von Buschir nach Jspahan und Teheran. E'ne solche könnte ober erst in zwei Jahren zur Aussührung gelangen, denn bis dahin hat sich Persien in einem bisher wenig bekannten, mit Rußland im Jahre 188S geschlossenen Vertrage verpflichtet, niemandem, a.so auch keinem Perser, eine Bahubaukouze sion zu erteilen; ausgenommen tlicb nur eine eventuelle D-mpf- tramway vo i Teheran iu die Schirmauberge in einer Länge von circa 10 km. Man dürfte nicht fehlgehen, wenn man an nimmt, daß Rußland mit dieser Abmachung schon damals die Plane Englands durchkreuzen wollte, indem thatjächlich die Kon- zessionscrtcilung für die Strecke Buschir-J pohan an England dadurch vereitelt wurde. Die Erlaubnis zur Ausführung eines gewöhnlichen Fahrweges auf der genannten Strecke würde England allerdings auch jetzt noch erhalten können; die Kosten einer solchen wären aber wegen der Terrainhindernisse schier unerschwinglich und die Straße, welche sieh iu unendlicher Aus dehnung durch Wüsteneien ziehen würde, lönnte sich weder handelspolitisch, noch strategisch als verteilhast erweisen. Tagesgeschichte. Dresden, 11. Oktober. Se. Majestät der König erteilten am gestrigen Sonntage, vormittags '^ILUHr, Kuitk und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 10. Oktober: „Sie weint." Lustspiel in einem Akt nach M. Bauer meister von F. Silesius. — „Ein Nachtlager Eor- vinS" Historisches Lustspiel in drei Akten von Franz Nissel. Weder das historische Lustspiel Nissels, das bei Ge legenheit seiner ersten Aufführung besprochen worden ist, noch das oft gespielte harmlose einaktige Stückchen, daö den Abend eröffnete, würden Anlaß zu einer Besprechung geben. Aber in „Sie weint" trat Hr. Schwab in der Rolle des Lieutenant« a. D und Gutsbesitzers Reinhold v. Maltitz als Gast auf. Dies a G. im Personenverzeichnis ohne ausdrückliche Hervorhebung des Gastspiels und ohne Be zeichnung der Bühne, der der gastierende Künstler ange hört, scheint neuerdings die Formel zu sein, unter der man dem Publikum Neuengagements kundgiebt In der That würde eine Aufgabe, wie die des jungen Ehemanns, der eS nicht erwarten kann, sein Weibchen statt lachen weinen zu sehen, kein eigentliches Gastspiel lohnen Hr. Schwab fand sich mit der unbedeutenden Rolle ganz ge wandt ab und gab dem jungen Gutsbesitzer so viel Leben und Wahrscheinlichkeit, als für Figuren dieser Art — Gestalten kann man nicht sagen — irgend erfordert wird Es tritt weder dem Schauspieler noch seinem löblichen Bestreben zu nahe, daß man sich sagen muß, unsere Hof bühne besitzt vier, fünf Darsteller, die die Rolle ebenso aut und einige, die sie etwas feiner und charakteristischer spielen würden. Die Regie muß ja wissen, welchen Nutzen sie vom Engagement des Hrn. Schwab erwartet und welche Lücke durch sein Eintreten gefüllt werden soll Inzwischen und bi« Hr. Schwab überzeugendere Proben von seiner Kunst gegeben haben wird oder vielmehr geben kann, muß e« beim Eindruck bewenden, daß der „Gast" eine gewisse Frische und Routine zeigte und das Publikum ihn neben Frl. Diarono (Lisbeth v. Maltitz) und Hrn. Paul (vr. HanS Siegert) beifällig aufnahm. A St In Arnolds Kunst-Salon befindet sich zur Zeit eine Ausstellung von Handzeichnungen lebende- deutscher Künstler. Es sind teils Studien und Skizzen, die meist als Vorstufe zu größeren Arbeiten angesehen sein wollen, teils fertige, selbständig abgeschloffene Produk tionen. Unter den mit Bleistift, in Kreide und Röthel hergestellten Zeichnungen nehmen viele wertvolle Blätter unser Interesse lebhaft in Anspruch, gewähren uns einen künstlerischen Genuß und sind zugleich charakteristisch für ihre Verfasser wie auch für die Entwickelung der modernen Kunst. Von Adolf Menzel gewahrt man vierzehn, meist in Kreide ausgeführte Studienblätter, die alle die ener gische Hand des Meisters, seine bewundernswerte Auf fassung und außerordentliche Klarheit bekunden und von denen die Gestalt eines alten Herrn, der sich auf einen Stuhl stützt, eine ganz besondere Vollendung zeigt. Bei Menzel dringt man leicht in die Vorzüge seiner Arbeiten ein und erkennt auch in diesen Zeichnungen sofort die bedeu tende Persönlichkeit wieder. Bei Wilhelm Leibl, einem anderen Aussteller von Rang, ist das nicht der Fall. Er hat sich durch Bilder bekannt gemacht, die durch größte Bestimmtheit der Form und durch größte Klarheit der Farbe ausgezeichnet sind. Auf den ausliegenden Kohle zeichnungen sieht man Figuren in mäßig erleuchteten Räumen, jene Vorzüge kommen hier nicht zur Geltung, vielmehr handelt es sich wesentlich um den Reiz der Tonwirkung, auf die selbst in der lebensgroßen Studie eines Arbeiters mit dem sehr kräftig herausgearbeiteten Kopfe ein besonderer Wert gelegt ist. Hans Thoma ist mit Aquarellen und übermalten Steindrucken vertreten, von denen mehrere wie Tritonenpaar, Faun und Nymphe wohlbekannt sind. Besonder« fesselt die vor länger als einem Vierteljahrhundert entstandene Ansicht von Klein- Basel, ein meisterhaft ausgefaßteS und durchgeführteS Städtebild. Sehr schön gelungen ist der Kopf de« „Berg- greise«" und die Landschaft mit Gewitterwolken wie die die Landschaft am Ober-Rhein spiegeln die besten und eigentümlichsten Elemente in de« Meisters Naturbeobachtung und Kunst wieder. Rcge Aufmerksamkeit wird sich auch den Zeichnungen des verstorbenen Karl Stauffer-Bern zuwenden, seinen lebensvollen Knabenköpfen, seinem Selbst bildnis und der außerordentlich fein behandelten Studie nach Botticellis Geburt der Venu« Robert Haug hat vorwiegend Studien zu seinem in unserer Galerie befindlichen Gemälde „Morgenrot leuchtest uns zum frühen Tod" und zu dem anderen „Blüchers Sol daten erblicken den Rhein" ausgestellt; es sind meist Figurenstudien, vortrefflich in der Zeichnung, höchst lebens voll aufgesaßt, meisterhaft in der Bewegung gestaltet, unmittelbar wirkend und überzeugend. Ein starkes zeichnerisches Talent spricht auch aus den Blättern von P. W Keller (Reutlingen), kräftig hingesetzten und doch im Detail liebevoll behandelten naturwahren Bleistiftzeichnungen, die Stadt-Interieurs, Figuren, Baum studien u a. m. darstellcn. Von Ludwig Dill sieht man eine Anzahl Aquarelle und kolorierte Zeichnungen, zum Teil venetianische Studien, bei denen mit wenig Mitteln sehr farbige Wirkungen erreicht sind Richard Müller, ein Landsmann von Dill, tritt als vorzüglicher Tier- charakteristiker auf, sein Marabu-Paar und die Marabu-Ver sammlung sind kräftig gezeichnet und mit Humor vorgeführt. Dagegen sprechen die Kreidezeichnungen „Der Neumarkt in Dresden" und ein Hosinterieur weit weniger an, nehmen sich sehr kühl aus und sind in der Perspektive unzulänglich. Von den anderen Ausstellern erwähnen wir heute noch WilhclmElaudius,dessen Bleistiftzeichnungen wie die „Drei Knaben" einen sehr gewinnenden Eindruck machen, ferner Ludwig v. Hofmann (Pastelle), Arthur Kampf, von dem einige sehr scharf gezeichnete Köpfe Beachtung ver dienen, Max Lieberman, der mit der Aquarellstudie „Am Fenster" und mit dem fertigen Bilde „Badende Knaben" sein Bestes giebt, Wilhelm Ritter, dessen Aquarell und Federzeichnung in dem Vorzug der feinfühligen und technisch geschickten Darstellung eines ein fachen Gegenstandes zusammentreffen, Wilhelm Stein hausen, der sich mit dem vorzüglichen Selbstporträt am stärksten empfiehlt, und zuletzt noch Franz Stuck, dessen Zeichnungen für die „Fliegenden Blätter" gewiß manchem Besucher eine überraschende Seite dieses hier auf Humor und Satire gestimmten Künstlers entgegenkchren (Schluß folgt) Zur Geschichte der Portugiesen in Südostafrika. In der ersten Sitzung des Dresdner Vereins für nachdem Allerhöchstderselbe vorher dem Gottesdienste beigewohnt Haden, im König!. Residenzschlosse an nachgenannte Herren Audienzen: Grafen und Edlen Herrn zur Lippe Biesterfeld-Weißenfeld auf Baruth, Präsidenten des Reichsvcrsicherungsamtes Wirkt. Geh. Oberregierungsrat Vr. Bödiker, Landgerichtspräsidenten vr. Hagen, Bezirksschulinspektoren Pfütze und Hörig, Regierungsassessor Krug v. Nidda, Bergdirektor Hey in Gersdorf und Bürgermeister Wilisch in Annaberg. Danach statteten der Monarch Ihren Kaiser! Hoheiten den Großfürsten Michael Nicolajewitsch, Michael Michajlowitsch und Sergius Michajlowitsch von Ruß land einen halbstündigen Besuch im Hotel Bellevue ab. Nachmittags um 5 Uhr fand bei Sr. Majestät in Villa Strehlen Familientafel statt, an welcher Ihre Kaiser!. Hoheiten die Großfürsten Michael Nicolajewitsch und Sergius Michajlowitsch von Rußland sowie Ihre König!. Hoheiten der Prinz Georg, der Prinz und die Frau Prinzessin Friedrich August, der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg, der Prinz Albert und die Prinzessin Mathilde teilnahmen. — Se. Majestät der König kamen heute vormittag von Villa Strehlen ins Residenzschloß, rahmen zu nächst militärische Meldungen und darauf die Vorträge der Herren Staatsminister und Departementschefs der König!. Hofstaaten entgegen. Nachmittags ver fügten Se Majestät Sich wieder nach Strehlen zurück Nachmittags um 5> Uhr findet im König!. Schlosse zu Pillnitz zu Ehren der evangelisch lutherischen Landes synonde Hoftafel statt. Dresden, l l. Oktober. Ter König! Preußische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister Graf v. Dönhoff ist von seinem Urlaube hierher zurückgekehrt uud hat die Geschäfte der König!. Gesandtschaft wieder übernommen. Dresden, 12. Oktober. In ihrer heutigen (fünften) Sitzung beschäftigte sich die evangelisch-lutherische Landesfynode mit dem durch den Erlaß Nr.'.« vor gelegten Entwurf eines K-rchengefctzes, betreffend eine Abänderung der 88 -1, und ZI der Kirchen - Vorstands- und Synodalordnung vom ."0. März 1868. Der Verfassungsausfchuß beantragte, daß die Vorschrift in Artikel I 8 1 des Entwurfs, wo nach Abweichungen von der Bestimmung, daß alle konfirmierte Geistliche, die an der Parochialkirche an gestellt sind, dem Kirchenvorstaud anzugehören haben, einer lokalstatutarischen Regelung bedürfen sollen, da hin abgeändert werde, daß hierzu „die Genehmigung des Landeskonsistoriums eiuzuholen ist". Nachdem der Berichterstatter geh. Finanzrat v. Kirchbach die Gesichtspunkte, von welchen der Verfassungsausschuß sich habe leiten lassen, eingehend dargelegt hatte, sprachen sich die S.-M Geheimer Rat Professor Vr. Wack', Pastor Eckardt, Superintendent V Dibelius, geh. Kirchenrat V. Pank für den Antrag des Verfassungsausschnsses aus, während S.-M. Prof, v. Rietschel beantragte, die Zulässigkeit der Abweichung überhaupt zu streichen. Nachdem wiederholt die S.-M. Geh. Rat Wach und Superintendent v. Dibelius sür den Ausfchußantrag eingetreten waren und nach dem der Präsident des Landeskonsistoriums v. Zahn den Standpunkt des Kirchenregiments klai gelegt halte, wurden dec Antrag Rietschel zurückgezogen und der Artikel 1, 8 l, ebenso ohne Debatte 8 2 einstimmig angenommen. Nach dem Erlaß Nr. 0 sollen tum vierten Absätze von 8 8 der Kirchenvorstands- und Synodalordnung vom M. März 1868 die Worte hinzugesügt werden: „Wer diesen Erfordernissen nicht entspricht, kann dem Kirchenvorstande nicht angehören." Der Verfassungsausfchuß hatte dagegen beantragt, Erdkunde nach der Sommerpause, am 9 d Mts , führte der Vorsitzende des Vereins, Hr Prof Vr. Ruge, in seinem Portrage „Der portugiesische Feldzug nach dem Goldlande von Südostafrika" die Mitglieder in die Geschichte jener Länder ein, welche als „Sambesia" oder als das Gebiet der britischen „Charteret) Company" in den letzten Jahren durch die Ereignisse, die sich dort abspielten, die Aufmerksamkeit der kolonialpolitischen Kreise auf sich gelenkt haben. Gerade die Besetzung dieser Ge biete durch die genannte Gesellschaft hat den Anlaß ge geben, auch ihre Geschichte genauer zu erforschen Der be kannte Cecil Rhodes ließ nämlich die Archive Portugals in Rücksicht auf die Geschichte Südostafrikas durchforschen und alle darauf bezüglichen Urkunden ins Englische über setzen, und auf Grund des so gewonnenen Materials hat jetzt ein aus Britisch Nordamerika stammender, in Südafrika lebender Kolonialhistoriker, M'Call Theal, ein Werk über die Geschichte der Portugiesen in Südafrika geschrieben, in welchem vieles mitgeteilt wird, was bis jetzt wenig oder nicht bekannt war. E« handelt sich hierbei um die Küste Lstafrikas von der Delagoabai bis zur Südgrenze des deutsch-oftasrikanischcn Schutzgebietes und um deren Hinterland. Diese Küste wurde 1498 von Vasco de Gama auf seiner Fahrt nach Indien entdeckt. Die heutige Delagoabai ist wahrscheinlich die „Bai der drei Könige", in die VaSco de Gama mit seinen Schiffen am DreikönigStage (6 Januar) einlief, und wo er sich längere Zeit aufhielt Auf der weiteren Fahrt fand er an der Sambesimündung bereits arabische Mischlinge und hielt sich längere Zeit in Movambique auf Auf feiner zweiten Reise (1502) besetzte Vasco de Gama Sofala und da« jetzt deutsche Kilwa, die beide von seinen Nachfolgern 1505 mit Forts versehen wurden Dasselbe geschah 1508 mit der Jnselstadt von Mozambique Im Hinterlande von Sofala, in den Hochländern Manila und Maschona, bildete damals der Volksstamm der Makalanga ein großes Reich, das lange Zeit unter dem Namen „Monomotäpa" bekannt gewesen ist, obgleich dies nicht der Name des Reich«, sondern nur der Titel des Herrscher« war, soviel wie Kaiser oder Oberhäuptling bedeutend. Der Hauptort dieses Reiches war Simbabye, von dessen Ruinen, wahr-
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