Volltext Seite (XML)
Heber M Lote und 70V Vermißte. Ae spfer der IllMlllbruch-Klltaftrophe in Südkalisornien. — Furchtbare Verwüstungen. Schon seit Wochen Risse im Damm. Re« Hall, 14. März. Bis Mitternacht find fast 860 Tote scftgcstcNt worden. Die Zahl der Vermißten Übersteigt 7 6 6. Man glaubt, daß die Zahl der Tote« sich noch erhöhe« wird. Die Höhe des Sachschadens wird zwischen tü »nd 3« Millionen Dollar geschätzt. DaS verwitftete Tal, in de« Psähle, die man in den Schlamm gesteckt hat. de« Fnnd- »ri von Toten bezeichnen, erinnert an Mafiensriedhöse der Sricgszcit. Hier befanden sich vorher in dem landschaftlich reizvollen Canon Pflanzungen von Zitrouenbllumen. Die Postmeisterin der in der Nähe gelegene» Stadt SaugnS er» klärte, die Pflanzer, die an dem San»Franzisko»Damm lebte«, hätten schon im letzte« halben Monat von nichts anderem gesprochen, als von de« Rissen in dem Damm «nd von der Möglichkeit eines Dammbruches. Zahlreiche Anto- fahre» bestätigen ans Grund ihrer in de« letzten Tage« ge machten Beobachtungen, daß Beschädigungen in dem Damm vorhanden gewesen waren. lW. T. B.) Der Eisenbahnverkehr gröhlenletts eingesreM. Renyork, 14. März. Laut Berichten von Augenzeugen wur- den bei Beginn der fürchterlichen Katastrophe die vom Unglück betroffenen Menschen durch ein ohrenbetäubendes Getöse geweckt. Sie fühlten den Boden unter den Flitzen schwinden. Der Schrecken wurde durch die Dunkelheit noch vermehrt. Die Katastrophe kam so überraschend, datz selbst in den Orten, wo Polizei-Autos in wilder Hast laut Signale gebend durch die Straften rasten, die Bewohner, bevor sic zur Besinnung kamen, von den Flute» fortgcspült wurden. Die anstürmenden Wogen rissen alles mit sich. Alle Truppen »nd verfügbaren Männer sind zur Hilfeleistung in de» bedrohten Gebieten aufgeboten worden. Die „Southern Pacific Ratlroad" stellte ihren Dienst auf allen Strecken Südkalisorniens ein, da sie damit rechnet, daß die Pfeiler der Brücken von den Fluten unterspült wor den sind. Die Morgcnblätter veröffentlichen bereits Lichtbilder des Dammbruches, aus denen hervorgeht, datz der Damm an beiden Seiten gebrochen ist, während das Mittelstück des Dammes noch steht. Das Eigenartige bet der Katastrophe ist, datz sie fast nur Tote gegenüber wenigen Leichtverletzten ge fordert hat. Die Liste der festgestcllten Toten weist meh rere deutsche Namen auf. Die Zeitungen berichten von zahlreichen Heldentaten und merkwürdigen Rettungen. Ein Aufseher der Edison-Company kam in den Fluten um, nachdem er 47 Menschenleben gerettet hatte. Eine Mutter rettete sich mit ihren drei Kindern auf eine, alte Feder matratze, die vom Wasserstroin aus dem Haus« heraus zwei Meilen weit fortgerissen wurd«, bis sie auf einem Baumwipsel landete. Das ganze Tal ist eine einzige rauschende Wasserfläche. Auf zehn Meilen Entfernung ist alles weggespült. Fetzt taucht die Ruine des elektrischen Kraftwerkes, das zwölf Meilen vom Tamm entfernt steht, aus den Fluten aus. Die Pfahl brücke, die fünfzehn Meilen vom Damm entfernt liegt, ist ein einziger Trümmerhaufen. Weite Flächen abseits des Stromes sind mit gelbem Schlamm bedeckt. Die Wassermassen find bis auf 85 Meilen an Los An- geleS herangrkommen. lebvch find die Städte Los Angeles nnd San Fernando durch schmale Hügelketten geschützt. Santa Paula ist am schwersten hetmgesucht, ferner vor allem auch New Hall. Das Bahnbett der Southern Pacific, von der ein Zweig durch das Tal führte, ist vollkommen fort gcspült worden. Bergsprengunqen in Sanlvs. Renyork, 14. März. Die brasilianischen Behörden beabsich tigen. um der Gefahr weiterer Erdrutsche vorzubeugcn, durch Dynamitsprengungen künstlich die hängenden gefähr lichen Bergteile zum Stürzen zu bringen. Der französische Einstich in Dänemark. Die Haltung Dänemarks gegenüber dem für dieses Jahr geplanten Deutsch-nordischen Untvcrsitätstag in Kiel und die Wahrscheinlichkeit, datz diese Haltung nicht zum wenigsten auf französische Einflüsse zurückzuführen sein dürste, lassen eS geboten erscheinen, die allgemeine Auf merksamkeit auf eine Frage zu lenken, die von erheblicher Bedeutung auch für die Reichstagsverhandlungen über den Marineetat sein dürste. Es handlet sich um die französi schen Bestrebungen in Dänemark und die Frage, wie weit aus ihren bisherigen Ergebnissen unserseits Rückschlüsse ge zogen werden können für die Haltung Dänemarks im Falle eventueller kriegerischer Verwicklungen Deutschlands. Die sranzösischen Bestrebungen in Dänemark verfolge« den Zweck, nachdem Belgien im Westen, Polen im Osten und die Tschccho-Slowakci im Südosten als Vasallen Frankreichs auf die gegen Deutschland gerichtete französische Machtpolittk eingestellt sind, auch Dänemark, als den nördlichen Nachbar Deutschlands mit allen Mitteln in die Netze dieser Politik zu ziehen. Sie setzten sofort nach Abschluss des Krieges et« und fanden in Dänemark ein für ihre Absichten bereits gut vorbereitetes Feld der Tätigkeit durch den Versailler Vertrag. Der Versailler Vertrag hat kür die schlcSwig- scheu Lande eine Volksabstimmung festgesetzt. Durch sie sollten alte Gegensätze zwischen Deutschland und Dänemark zum Wiederaufleben gebracht und weiter ver schärft werden. Die zoncnwctse Abstimmung und der Um stand, datz einmal beträchtliche deutsche Bevölkerungsteile als nationale Minderheiten unter dänische Herrschaft kamen, anderseits aber die Gelüste der dänischen Nationalisten auf deutsches Land nicht volle Befriedigung fanden, sollten dafür sorgen, datz die Gegensätze zwischen den beiden Nachbarn nicht einschliesen und nicht überbrückt würden. Französische Alpenjäger wurden zur Abstimmung ins Land geschickt. Sie sollten durch ihr Eintreten und ihre Parteinahme für die in den strittigen Gebieten wohnende dänische Minderheit in Verbindung mit einer entsprechenden Unterdrückung der deut schen Bevölkerungsteile die an und für sich kühlen Dänen herzen für Frankreich in Wallung bringen. Dänemark Frank reich gegenüber zu Dank verpflichten und damit besten spätere Einstellung in die französische Machtpolittk gegen Dcutschland vorbereiten. Auf dieser Grundlage hat die französische Politik nach dem Kriege dann weiter aufgebaut. Dänische Offiziere — dar unter Prinz Aage, ein Vetter des Königs — wurden von der französischen Negierung zum Besuch der französische« Einrichtungen nach Frankreich eingeladen. Bor allen Dingen aber bereiste der Direktor der bekannten französischen Kriegs- schule von St Cyr, der General Tannant. im Jahre 1922 in Begleitung des französischen Gesandten in Kopenhagen Dänemark und die ehemals deutschen Gebiete Nordschleswigs. Er besichtigte die Düppler Schanzen und die während des Krieges von uns angelegten nordschleSwigschen Sperr- befestigungcn und hielt schließlich in Kopenhagen und in einer Anzahl dänischer Garnisonen Vorträge über den Krieg, die von den gröbsten Ausfällen gegen Deutschland nur so strotzten. Der Zweck der Propagandareise des Generals war die Grün dung einer französisch-dänische »Allianz, die sich in ihren Zielen und Zwecken selbstverständlich nur gegen Deutschland richten konnte. Alle diese Bestrebungen Frankreichs haben diesem zweifel- <oS bis heute nicht das gebracht, was Frankreich von ihnen erhofft hatte. Sie haben nicht hindern können, datz sich dank der geschickten Politik -er deutschen diplomatischen Vertreter in Dänemark, der Gesandten v. Mutius und v. Hassell, die Beziehungen zwischen Dänemark und Deutschland sehr bald nach dem Abschluß des AbstimmungSkampfeS wieder in freundschaftlichem Geiste entwickelten und im Sommer 1926 sogar zum Abschluß eines deutsch-dänischen SchiedSgerichts- vertragcS führten. Trotz alledem darf aber auf der anderen Seite doch nicht übersehen werden, datz der französische Ein fluß in Dänemark — weniger vielleicht auf dem Lande als wie vor allen Dingen in Kopenhagen — heute sehr bedeutend ist. und man in Dänemark größten Wert auf möglichst enge Beziehungen mit Frankreich legt. Der König sendet bei spielsweise jedes Jahr am Avstimmungötag dem 22. französi schen Alpenjägerbatatllon in Nizza, das seinerzeit die Be satzung des Abstimmungsgebietes bildete. Grübe und Spenden sür den Hilfsfonds und, als er im Frühjahr vorigen Jahres an der Riviera war, benutzte er die Gelegenheit, um auch den Alpenjägern in Nizza einen Besuch abzustatten. Alles dies gibt zu denken. Darüber hinaus aber geben vor allen Dingen zu denken einmal die im Jahre 1928 durch- geführte dänische Heeresreform, bet der der französische Einfluß unverkennbar ist, dann eine dänische Flotten- Übung im Sommer 1925 im Groben Belt, die jetzt geplante Neuorganisation der dänischen Flotte und nicht zuletzt die Gründe, die die dänischen Konservativen einmal für diese Verstärkung, dann aber vor allen Dingen für ihre ablehnende Haltung gegenüber den verschiedenen AbrüstungSoorschlägen Die Reichswehrseindlichkeit der Sozialdemokratie. Sinnlose SireichungsanlrSge im Aeichs- wehretal. Berlin, 14. März. Dem Reichstag ist, da heute der Reichs- wehretat zur Beratung steht, ein sozialdemokratischer Antrag zugegangen, der beweist, wie die Sozialdemokratie nach wie vor bemüht ist, die Mittel unserer kleinen Wehrmacht so zu beschneiden, datz ihr Kampfwert noch gründlicher zerstört wird, als es die Entente bereits besorgt hat. So beantragen die Sozialdemokraten beim Kapitel 1 lUntersuchung und Ab nahme von Wassens 648t>00 Mark zu streichen. Schieß übungen. Wurfübungen und Uebungsritte sind nach sozial, demokratischer Ansicht überflüssig, weswegen die dafür ein- gefei ten 4,7 Millionen Mark gestrichen werden sollen. Auch di« 455 OM Mark sür die militärische Seelsorge scheint den Sozialdemokraten z„ viel zu sein. Im Nemontehaus- halt sollen 2,5 Millionen gestrichen werden, beim Kapitel Waffen, Munition, Hecrcsgerät, Gasschutzgerät über 22 Millionen. Die Instandhaltung von Wessen erscheint ihnen auch überflüssig, weshalb sic 2 Millionen gestrichen wissen wollen. An Pioniergerät, Nahkampsmitteln und Instand setzung von Festungswerke» sollen auch rund 4 Millionen gestrichen werden. Kraftfahrzenggelät ist ihnen znviel, deS- gleichen Nachrichtengerät und Nachrichtenverbindung, wo über 2 Millionen gestrichen werben sollen. In den einmaligen Ausgaben wünschen die Sozialdemokraten 200 000 Mark für Unterkunft aus Ucbungsplätzen zu streichen, an den Exerzierplätzen, Munitionsräumen. Artilleriemunition, Ge- wehren. Artillericgcrüt. Befestigungen, Kraftfahrzeughallcn «nd Nachrichtengcrät sollen abermals Beträge von insgesamt 0.6 Millionen eingcspart werden. Wenn cs den Sozial demokraten ernst ist, wird man heute nachmittag eine recht lebhafte Auseinandersetzung im Reichstage erwarten dürfen. Einsichtnahme auch in -ie Akten -er Reichsniinislerien. Ein Antrag des NeichSrechnungShoses. lDrabtmeldung unsrer Berliner Schrtltleitnng.I Berlin. 14. März. In der Denkschrift über die NechnnngSlage deS Reiches, die dieser Tage dem ReichSrat zngelcitct worden ist, findet sich die Bemerkung, -atz der NechnungSlios des Reiches den Wunsch hat. bei seinen Arbeiten auch Einsicht in die Akte« der ReichSmini st erlen nehmen zu können. Wie wir aus Anfrage beim ReichsrechnnngShaf erfahren, gebt das Bestreben dahin, eine gesetzliche Abänderung des jj 98 der RcichSh uSbaltordnuna hcrbeiznssihrcn. der Unter lagen der Neichsministerien bisher dem Einblick deS Rech- «ungshoses entzieht Es würde sich dabei jedoch, wie aus drücklich bemerk« wird, nicht darum handeln, eine gesonderte UeberprüfnngSstelle sür dieses Material ins Leben z« rnsen. sondern man legt beim NechnnngShof lediglich Wert daraus. bei der lausenden Ueberprüfung der NechnnngSgebarnng auch mit ans die Akten der Ncichsmiuifterien zurückgreisen z« können. Parlamentarische Schritte find bisher in dieser Krage noch nicht erfolgt. Desgleichen steht dahin, ob sich der ReichS- finanzminifter die Wünsche des Rcichsrcchnnngshoses z» eigen mache« wird. Der Phöbus-Unlerausschuh. Berlin, 14. März. Der zur weiteren Klärung der PhöbuS. Affäre eingesetzte fünfzehngliedrige Unterausschuß besteht aus je drei Deutschnationalen und Sozialdemokraten, aus je zwei Abgeordneten des Zentrums, der Deutschen Volkspartei »nd der Kommunisten und aus je einem Abgeordneten der Demokraten, der Bayrischen Volkspartei und der Wirtschaft-- Partei. Die Demokraten haben den Abgeordneten v. Nicht- Hofen als Mitglied des Unterausschusses bestimmt, die Sozial- demokraten die Abgeordneten Mttller-Franken, Heinig und Dr. Hilferding, das Zentrum v. Gudrard und Erfing. Der Unterausschuß soll mit seinen Arbeiten noch in dieser Woche fertig werden. Der Ergänzungsekal 1928. Berlin, 14. März. Der Entwurs einer Ergänzung zum Reichshaushaltplan sür 1928 ist dem ReichSrat zugegangen. Er enthält das Notprogramm der ReichSregterung und die Auswirkungen der B e so l d u n g S r e s o r m aus den Stellenplan. Für die Landwirtschaft sind im ganzen 64 Millionen vorgesehen. Für bas Sozialprogramm sind 103 Millionen und sür das LiguidationSschäden-Schlutzgesetz 7H Millionen eingesetzt. Die dnrch die Rotmatznahmcn er forderliche Gcsamtanswendung beträgt 174,5 Millionen Reichs mark. Dazu kommt die im Baukreditgesetz 1928 vorgesehene Beteiligung des Reichs an einer Kapitalerhöhung der Deut- schen Bau- und Bodenbank in Höhe von 10 Millionen Reichs mark. Die Deckung dieser Ausgaben soll erfolgen durch Mehreinnahmen bet den Zölle» l150 Millionen) und bet der Tabaksteuer <20 Millionen) »nd durch eine Reihe von Ein sparungen, die bet der Zinsverbilligung für MeliorattonS- kredtte 5 Millionen, bet den vermischten Fonds des KrtegS- lastenhauShalts 8 Millionen, bei den GarantiesondS ebenfalls 3 Millionen und bet de» Pcrsonalausgaben 9,5 Millionen betragen. Eine Vermehrung des Personaletats ist nicht vor- gesehen. v. Aeu-ells Befinden gebessert. lDrahtmeldung unsrer Berliner S ch r t f t l e t t u ng.) Berlin, 14. März. Wie wir von unterrichteter Stelle er fahren, ist in dem Befinden des an Kopfgrippe erkrankten Retchsinnenministers v. Keudell bereits eine Wendnng zum Bessere» zu verzeichnen. Morgen findet eine K a b t n e t tS s i tz u n g statt, die der von seiner Ischias wieder genesene Reichskanzler Dr. Marx letten wirb.