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«MW?'» werde» ««PB»»«». i«»«- .. ««-»st-«« ^ i» dies- Blatt», -«» jetzt t« UMK »^«Plarr, erscheint, ßude» eine ersolzrrtch« L«rlrei1»ug. t- ' «*. - Mü Mittwoch. 5. U»ril 18«. Tageblatt für Uuterhaltang und Geschäftsverkehr. Mittedacte«: Theodor Arabisch. Zta«le»e»r: «etteyshrllch «Rar. >ai n»e«,r!dNch«»m jeraag in'« Ha»». Durch dt» Ksnigl.Post virrteljtchrUch rr «P» Einzetae Rumm«, 1 Rgr. S»serate»prets«: Für dru Ra»« einer §rspalte»en Artl»: 1 »ßr. Unter „Sing». sandt" di, A.il, » «ge- Drnä und Uigenth», d« Heran«-ed«: lkttpsch T Neichardt. — «er«ut»»Micher Redeclenr: Itllilll Neichardt. ivmsd«. be» 5 April — S« Maj. der König Hai dm Legationsrath Friedrich A»S»»ft «ml v. Lüttichau seinem Ansuchm gemäß, zum Kammerherrn ernannt.« — Die öffentlichen Schulprüfungrn in der renommirten Lehr» und Erziehungsanstalt von Herrn Direktor vr. Eh. F. Krause werdm laut Programm am 6. April Vormittag von S—1 Uhr und Nachmittag von S—§6 Uhr und am 7. April von Vormiltag 9—1 Uhr abgehalten werden. — Au» der Ordnung der Prüfungen i» der Raths- Töchterschule, Direktor vr L. E. Richter, ersehen wir, daß diese daselbst am 6. und 7. April Vormittag von 8j—12j und Nachmittag vo, 2—6 Uhr mit den 7 Claffen und der Leleeta pattfinden werden. Die Einladungsschrift dazu eröff net eiue eindringliche, au» tiefer pädagogischer Erlrnntniß ge schriebene Abhandlung: „Die Bildung de» sittlichen Gefühl» in dm früheren L-bmsjahrm". — Der Rathhaus-Umbau geht nun bald seiner gänz lichen Vollendung entgegen. Echem wurde an der ersten Etage der Vorderfronte zwischen dm beiden Ballonen da» Dresdner Raths- und Stadt-Wappen angrvracht. Dasselbe ist von Sandstein gefertigt, und von Herrn Bildhauer Haupt mann mit Eleganz und künstlerischem Schwung ausgeführt. Das Wapp» hat vo« Fuß bis zur obersten Flügelspitze eine Höhe von 3 Ellen und ein Gewicht von 15—18 Crntner. — Die Jllustrirte Zeitung brachte in voriger NuMmer die Abbildung des Trinkbecherö, welche»', der hrestge Holzbild hauer Herr Ellmrndorf anfertigte als Geschenk rmes Mitglie des der Dresdner Liedertafel an deren 25 jährigen Stiftung«, feste. Die genannte Zeitung führt bekanntlich nur wirkliche Kunstleistungen ihren Lesern durch Wort und Bild vor und ist daher diese Beachtung und Anerkennung seines Knnsterzrug- «iffeg gewiß die beste Empfehlung für dm strebsamen und genialen Künstler. — Wie «au hört, wird Morgen Abend im Hotel de Sore «ine Theatervorstellung stattfinden, die die Elite der hier aufhältlichen Potm zu Gunsten ihrer hier wohnhaftm armm Landsleute veranstalten wird Zur Aufführung soll ein fran zösisches Lustspiel gebracht werden. — — Der Herr Finanzrath, Freih. Max v. Weber, welcher sich zur Zeit als Vertreter Sachsens bei dem Trlegraphen- eongreß zu Paris aufhält, ist daselbst vom Kaiser und der Kaiserin sehr huldvoll empfangen worden. Dem Vernehmen nach ist deutsche Literatur und Kunst der Inhalt des ziemlich langen Gespräches gewesen, das beide hohe Personen mit ihm gepflogen habm. — Auf der Vlumenstraße gingen vorgestern Abend gegm k'Ahr zwei Pferde durch, die einem dort haltmden Meubles- wagm vorgespannt warm. Sie nahmen ihrm Weg durch dt« Ziegelgaffe und blieben am dortigen Brunnm hängm, in Folge dessen das eine Pferd hinflürzte, während es dem an deren gelang, sich loszureißm. Dasselbe lief nun durch die Laugegaffe bis an dm böhmischen Bahnhof. Dort erst konnte es aufgefangm werdm. Einm Schaden hat der Vorfall nicht zur Folge gehabt. — — Nächsten Donnerstag giebt Herr Laad« im Lincke'schm Bad« ein historisches Eonerrt, in welche« Musikstücke der äl testen bis auf unsere Zeit zu Gehör kommen werdm. — Am König!. Hoftheater zu Berlin wird am 8. April Herr Bogumil Dawiso« sein ruhnegekröntes Gastspiel beschlie ßen, dann nach Dresden zurückkrhrm und später nur, vom ö. Mai an, etliche Gastrollen auf dem Leipziger Stadttheatrr gebm. — Unter der Ueberschrift: „Nicht uninteressant" bringt die Leipziger Thrater-Ehronik Folgendes: „Die große deutsche Zeitung „Salifornia Demokrat" vom 3. Februar d. I. meldet aus New-Kork, die Freude, Dawison zu sehe«, sei zu Wasser geworden, da seine Ansprüche zu hoch gewesen wärm. Da wison habe 8500Dollargin Gold für jedes Auftreten verlangt. Nun, „wenn schon gelogen werden soll, dann doch wenigstens ordentlich." — Der btudmt S. aus Dresden, ist wegen gänz licher Bernachläsfigung seiner Studien, leichtsinnigen Bor- sen» und wiederholten Bruchs des Ehrenworts von den Listen der Univerfität Leipzig gestrichen worden. — Rach Berliner Blättern wird Herr Direktor Renz i» seinem dortigen Eireu- einm Ehklus vo» rinigm Vorstel- luugm (vom g. bis 18. April) gebm, in dmm die ausge zeichnet dresstrtm Stephanien vorgrführt werdm sollen. — Vorgestern wurde auf dem Ferdinandsplatz der drei Jahre alt« Knabe eines hiesigen Handarbriters von einem Wa ge» überfahren. Den Kutscher, der bis jetzt unbekannt ge- bliebe«, soll nach Angabe anderer Leute, di« de« Vorfall bei- gewohnt, kein Verschulden treffen. Der Knabe hat mehrere bedeutende Verwundungen der einen Hand und einig« minder erhebliche Lontusionrn des einm Beines davon getragen. — — Am Montag Abend hielt die deutschkatholische Ge meinde eine Monat-Versammlung ab. Dieselbe war wie immer, sehr zahlreich besucht. Die Versammlung wmde eröffnet durch dm Vortrag eines Gedichtes „Ode an Gott" von Drrschawin. Nach der Vorlesung eines Aufsatzes über das Thema „Ver nunft und Offenbarung" thrilte der Vorsitzende dm Ver sammelten mit, daß derselbe von der König!. Polizridirektion bedeutet worden wäre, daß nur dispositionsfähige Personen zu den Monat-Versammlungen Zutritt haben dürften. Der Aeltestenrath sei zwar dagegen eingekommm, aber abschlägig beschiedm worden. Man wolle sich nun an die Kreisdirrktion wmdm, von dorther erwarte man eiue Zurücknahme der ge dachte» beschränkenden Anordnung, da man doch nur in dm Monats-Versammlungen wissenschaftliche und die Förderung der religiösen Erkrnntniß betreffende Besprechungen pflege und so sich gegmseitig durch freien Austausch der Gedanken bilde und belehre. In Berücksichtigung der Nothwendigkeit solcher Einrichtungen wie sie die deutschkath. Gemeinde durch ihre Monat-Versammlungen darbietet, erzählt der Vorsitzende nach stehenden Vorfall. Zu Herrn Böhme, Restaurateur der Con- versation, sei heute ein Mann gekommen, welcher sich darnach erkundigt hätte, wmn die Versammlung der Gemeinde be ginne. Auf die Frage, warum er das wissen wolle, habe er erklärt, daß er Willens sei, sich in die deutschkath. Gemeinde aufnehmen zu lassen — er wolle seinen Glauben wechseln, denn er habe gehört, es bekomme Jeder, der da Übertritt 10 Thlr. Herr Böhme ihn habe darauf aufmerksam gemacht, daß es doch nicht recht sei, um eines materiellen VortheilS willen, seine Uebrrzeugung zu verleugnen und der zehn Thlr. wegen seiner Religion untreu zu werdm. Hierauf hätte nun jener Mann geantwortet: „Ja sehen Sie, die Arbeit geht jetzt so sehr schlecht, und da muß maw SM milnehmen." Die Erzählung rief große Heiterkeit unter den Anwesenden hervor, der Vorsitzende bemoicktejedoch, daß der Vorfall ein sehr bettübender sei und einZeugniß dafür ablege, was Alles zu thun sei, um die Menschen auf dm Standpunkt der sittlichen Kraft und des Selbstbewußtseins zu bringen, damit sie in religiösen Dingen ein richtiges auf Uebrrzeugung beruhendes Verständnis erringen. Hierauf folgte ein Vortrag über das Thema: Je richtiger die Wetter- kenntniß, desto vollkommener die Religion. Die Beantwortung der im Fragekasten eingelegten Fragen rief eine sehr lebhafte und interessante Debatte hervor. Die erste Frage: „Was ist die Bibel!" beantwortete der Vorsitzende dahin, daß er von der Bibel in seiner Gesammtheit dasselbe halte, was Lr. Luther über Moses in jener Predigt sagt, welche Herr vr. Käuffer in seiner, in diesen Tagm erschienenen Schrift seinen Konfirmanden in die Hände giebt. Hierauf verliest er zur Erläuterung dessen die Vorrede jener Schrift und die angedeutete Predigt. — Die Arbeitseinstellung der Buchdruckergehilfen in Leip zig hat am Sonnabend in dm meisten und größten Geschäften begonnen. — Einige Druckereim: Wigand, Wiede, Roßberg, Colditz habm dm von dm Gehilfen vorgelegtm Tarif vorläufig genehmigt, andere, wie Tauchnitz, eine Vereinbarung in Aussicht gestellt. Zur Abhilfe des dringendsten Mangels an Arbeits kräften läßt die Teubner'sche Druckerei Gehilfm und Lehrlinge aus ihrer Filiale in Dresden kommen, sowie einige andere nehmen zu Mädchen, welche sich früher zu Setzerinnen heranbildeten, ihre Zuflucht. Von auswärts sind nur wenige Anerbietungen erfolgt. Die Vertrauensmänner der Gehilfen versprechen heute ihr ganzes Verfahren in dem Streite mit den Principalm bin nen Kurzem durch eine öffentliche Darlegung zu rechtfertigen. (Leipz. Abendpost.) — Mm Blumenfreunden, die sich für etwas Seltenes und Schönes interesiiren, bietet jetzt Lüdicke's Wintergarten zum ersten Male in voller Blüthc die berühmte Rhododendron von Sikkim, Himalaya (kalcoverii.- Den Beschauer entzückt nament lich die seltme Größe dieser Blumen, welche je einzeln 3 Zoll Diameter habm und sich in Doldm-Gruppm von 10 Zoll Diameter vereinigen. Das schöne saftige Blatt ist 15 Zoll lang und 5 Zoll breit. Einm ferneren großm Gmuß bietet jetzt der üppige Camelienflor. die herrlich« Farbenpracht der zahllosen,Azaleen und die sonst in allen SpecieS reich ver tretenen neuesten Rosm, alle in farbenreicher, voller Blüthe — Mit freudigem Blicke brachte gestern ein pausbackiger Jüngling einm kleinen grlbm Frühlingsboten, eine» Schmet terling (Eitronenvozel) in unsere Expedition, seinen Schützling in einem mit frischen grünen Blättchen versehenen und ver schlossenen Glase uns zur Pension anbirtend. — In der Photographierahmen-Fabrik von Hermann L Richter in Glashütte wurde vor rinigm Tagm ein Arbeits mädchen von dem durch Wasserkraft getriebenen Bohrer bei dm Haaren erfaßt und ihr dadurch ein Stück Kopfhaut sammt Haaren abgerissen — Der Vorfall auf der ZahnSgasse, wo wegen eine» Schneehaufens «in Kartoffelwagen umstürzte, ist nicht vor gestern, sondern schon am Sonnabmd passirt. — Olbernhau, 3. April. Dem Herrn Berichterstatter i» Nr. 92 der „Dresdner Nachrichten": „Aus Olbernhau, 30. März", der etwas pikirt darüber ist, daß ein Naturfreund und Jäger in Nr. 87 desselben Blattes dm Lesern nicht bla» von Ochsen und Kühm, die in warmm Ställen stehen, sonder» auch einmal von dem (hier nun bereit» sämmtlich umgekom- mmen) Wildpret im kalten, rauhm Walde, woselbst der Boden durchschnittlich mit fast zwei Ellen Schnee bedeckt ist, erzählt, diene zur Nachricht, daß die von ihm gedachten, durch die üble Witterung hrrbeigeführten Uebelstände und Nachtheile in Bezug auf Industrie, Handel, Gewerbe und Landwirthschaft, Niemandem unbekannt, sondern schon vielfach besprochen worden sind. Dem betreffenden Naturfreunde ist es auch gar nicht eingefallen, die beiderseitigen Rachtheile nach harten Thaler» abzuwägm; rr ist sich klar darüber, auf welcher Sette die größere Summe figuriren würde, aber er sieht sich auch ge- nöthigt, ausdrücklich zu erklären: daß er nur zu Menschen gesprochen hat, die Sinn für Naturschönheite» habm, und ei« gefühlvolles Herz im Leibe tragm. — Der kühne Erklettere» des Königsteins, Johann Fried rich Sebastian Abratzkh, der noch vor zwei Jahren in Dres den ein Schriftchm colportirte, worin er diese Ersteigung beschrieb, die vorher schon in der „Gartenlaube" Gegenstand eines längeren und nicht uninteressanten Artikels geworden, stand dieser Tage zu Leipzig wegm abermals vielfach aus geführter EinbruchSdiebpähle vor dm Schranken des Bezirks gerichtes und wurde zu einer Zuchthausstrafe von fünf Jahre» verurtheilt. — f Oeffentliche Gerichtsverhandlungen Pom 4. April. Ein Ehepaar steht heut auf der Anklagebank, de» Betrugs in sehr raffinirter Weise beschuldigt. Beide sind noch jung und bisher unbescholten. Ihr etwa 2 Monate altes Kind liegt im Zeugmzimmrr, die Wiege ist die bloße Diele, nur ein Paar flackernde Flämmchm im Ofen senden ihre spärliche Wärme dem unschuldigen Kinde zu. Damit daMbe währmd der Zeit, daß seine Eltern auf der Anklage«»! stehen, nicht ganz verlasse» ist, wird eine Gefangene aus Nr. 9 der Landhausstraße geholt, welche vorläufig die Mut terstelle übernimmt. Der Mann heißt Carl Traugott Fritzsche, ist 31 Jahr erst alt, zu Drüben geboren, verheiratbet mit Johanna Amalie, geborene Müller, 27 Jahr alt. Efft war er Bergarbeiter, zuletzt wurde er Handarbeiter. Beide pellen sich sehr unwissend, so daß es schließlich so weit kommt, daß Beide gar nicht wissen wollen, was sie eigentlich bezweckt, was sie eigentlich gemacht habm. Die Fritzsche'schen Eheleute hatten einen Frauenrock im hiesigen Leihhause versetzt und zwar für nur einen Thaler. Der LeihhauSschrin trug die Nummer 53585. Sie warm in Noth, rS mußte Geld ge- schaft werdm; dmn die Niederkunft der Frau stand nähe bevor, so nahe, daß selbst am Tage der Arretur, am 27. Januar 1885, die Polizei die Fritzschm bald wieder ent ließ, weil sie jedenfalls die Entbindung sofort erwartete. Zwar erzählt heut Fritzsche, daß er, wmn er Zeit gehabt hätte, sich Taufpathen geladm, die mindestens 10 bis 12 Thaler geschenkt habm würdm. Jndeß, er täuschte sich; dmn die Pathen. die er geladen, schenkten im Ganzen nur 1 Thlr. 7 Ngr. 5 Pf. Da fiel dem Ehemann der LeihhauSschrin in die Hand. Der konnte helfm, wmn auch auf nicht rechtliche Weise. Ersten- wurde und zwar mit ganz geschickter Hand aus der letzten 5 eine 3 gemacht, so daß die Zahl nun 53583 lautete. Die Benmnung der darauf geliehenen Summe wurde fein und sauber wegradirt. Statt 1 Thlr. wurden 101 Thlr hingesetzt und als Pfandobject wurde all dem Frauenreck schnell eine goldene Stutzuhr, eine Dammuhr nebst Kette gemacht. Die erste Verpfändungsfrist lautete aus 6 Monate, die geschickte Feder machte daraus rin ganzes Jahr. Fritzsche schickte nunmehr zuerst einm Dimstmann, dann seine eigne Frau zu dem Dresdner Pfandverleiher Os car Ludwig Petzold. Befragt, warum er nicht selbst zu dem Pfandverleiher gegangm sei, sagt Fritzsche: „Ich war nicht anständig genug angezogen, darum konnte ich nicht hingehm, meine Frau war anständig angezogen!" Ferner befragt vom Herrn Staatsanwalt Heinze, warum er blos 101 aus der 1 gemacht und nicht eine 20 statt der 10 vorgeschrie ben habe, erklärte er ganz naiv: „Zwanzig? mei kuter Herr, da- paßt nich!" Der Pfandverleiher sollte auf jeden Thaler 5 Ngr. als Pfandschilling geben, was allerdings schon ei» ziemliches Sümmchen gemacht hätte. Di« Frau will nicht ge wußt haben, was auf dem Schein gestanden, da sie ja Ge schriebenes nicht lesen kann. Herr Staatsanwalt Heinz« hält die That der Eheleute nicht bloS für Creditbetrug, sonder» für gemein m Betrug. Die Frau sei der nahen Beihilfe zum Verbrechen für schuldig zu erachten. Der gemeine Betrug sei noch durch Fälschung auSgezelchnet. Herr Advocat Fedor Kuntzsch ist dafür, daß da- Verbrechen blos als Creditbetrug, ausgezeichnet durch Fälschung, angesehen werde. Als Mil*