Suche löschen...
Dresdner Journal : 14.02.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186902145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690214
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-02
- Tag 1869-02-14
-
Monat
1869-02
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 14.02.1869
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
37. Sonntag, den 14. Februar. XdmnumrMrvrtlst: I» R o rLä. l TiikrU-k: «rl»1r—»xr »jjllkrlioN: 1 „ 1b „ tlouRtliol»:-» ,, 1b „ Lwrelo« 1 „ I» kr«»««o tritt ^k-Uok 2 "rklr. 8t-mi>«lE«I>Ul>r, »u«»erö»Ib ae» ölorää Luaäe- ?o»t uaä Stswpsliuiekl»^ kioru. rnsrrattnprrise: kür 6«o K»um einer xeepeltenen 2eil«: 1 Unter „Linxesevät" äie Leil«: S lixr. «rschttnrn: Vl^Uol», Illit Xneoekm« tier 8osn noü keiert»^«, ^benäs kür ckeo kolxenäen Tex. DreMerÄonrnal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 18«». Snstraltnannaümr auswärts: Leixelss: kn. NiLnvirnrn», 6ommi»»1ooll» — üe» vreeüoer ^ourael!,; «deoü»«.: 8. Lvo«» koer; S»wdirr^ I«rUn- Vi,»-I.»ip»iU-L»»,l-rr»o>cklirt ». K.: t Vooi.a», Lvriln. Ouoelue'eeUs üuvUI,., Itarenii»»»'» Rureau, Itvool.rn blosea; Lremeo: k. 8cul.orr«; Lr«,I»a: 1«. krmoii«'» ^noonceobureLi», Nk^u L kaevxo; krnnilknrt ».N.: ^Lüoxu'sok« kuckü.; LSIni Xv. VLornen, kerie: Nvi.i.i«i, LOo., (8,1'Iace üe I» liour»«); ?r»x: tu Ln«i.lt.lt'» LucUU.; Vien: Hl.. Orrul-in. qerausgrbrr: Iküuixl. kipeäition <l«, vreeäoer Journal», Oreeäen, Llarisnetr»»,« öia- 7. Ämtlicher Theil. Bekanntmachung, die Zulassung der Allgemeinen Transport - Ver sicherungs-Gesellschaft zu Wien zum Geschäfts- betriebe in Sachsen betreffend. In Gemäßheit tz 6 der Verordnung über den Ge schäftsbetrieb ausländischer Versicherungsanstalten im Königreiche Sachsen vom 16. September 1856 wird von dem Ministerium deS Innern andurch bekannt ge macht, daß die Allgemeine Transport - Versicherungs- Gesellschaft zu Wien den Vorschriften in KZ 2 bis 4 dieser Verordnung Genüge geleistet und insbesondere Leipzig zum Sitze ihres Geschäfts für Sachsen gewählt hat. Dresden, den 8. Februar 1869. Ministerium de- Innern. Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Schmalz. Fromm. Nichtamtlicher Theil. Übersicht. Telegraphische Nachrichten. TagrSgeschichte. Dresden: Zur Verurtheilung der Redaction des „Frankfurter Journals" wegen Ver- t.' leumdung des Grafen v. Seebach. — Berlin: Ta gesbericht. Vom Landtage. — Oldenburg: Ar beiten im Bundeskriegshafen zu Heppens.— Wei mar: Zum Postdiebstahl.— Hamburg u. Lübeck: Bürgerschaftssitzungen. — München: Diplomatische Sendung nach Madrid. Von der Kammer. — Er langen: Zur Bürgcrmeistcrfrage. — Aus Baden: Räumung eines Klosters. Bischof vr Kübel. — Wien: Die griech. Politik. — Pesth: Vom israclit. Congresse. Paris: Tagesbericht. — Florenz: Dementi. — Madrid: Eröffnung der Cortes. — Stockholm: Vom Hofe. Aus Christianis. — St. Petersburg: Militaria. — Warschau: Verordnung. — Buka rest: Kammerwahlen. Der Senat. Revolutionäre Proclamationen. — Washington: Vermischtes. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Vermischtes. Statistik und Volkswirthschast. Feuilleton. Inserate. TagcSkalender. Börsen nachrichten. Beilage. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig.) Statistik und Volkswirthschast. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Paris, Freitag, 12. Februar, Nachmittags. (W. T. B.) Die „Agence HavaS" meldet: Graf Walewski hat sich am Dienstag, den 9. ds., in Syra nach Marseille eingeschifft. Es bestätigt sich, daß die von ihm überbrachte Antwort Griechen lands vollkommen zufriedenstellend lautet. Athen ist vollkommen ruhig. Die Ordnung ist nach den neuesten, bis zum S. d. reichenden Nachrichten in keiner Weise gestört worden. Eine Dcpeswe aus Nizza meldet, daß der tür kische Minister des Auswärtigen, Fuad Pascha, daselbsts gestorben ist. Florenz, Freitag, 12. Februar, Abends. (W. T. B.) Der König wird künftigen Sonntag hier zurückerwartet. Die „Correspondance Jtalienne" erklärt gleich- falls die Zeitunasgerüchte über ein italienischer- seit« für kriegerische Eventualitäten beabsichtigtes Bündniß für völlig grundlos. Madrid, Freitag, 12. Februar, Abends. (W. T B.) Die CorteS wählten zu ihrem Präsidenten Rivero (den Bürgermeister von Madrid), und zwar mit 168 gegen 56 Stimmen, welche (der republika nische Candidat) Orense erhielt; zu Viccpräsidenten wurden erwählt Vega Armijo, Martos, Cantero und Valero. Der frühere Redacteur der „Novedades", RoncaS, ist zum Gesandten am Berliner Hofe er nannt worden. Der bisherige Vertreter Spaniens daselbst, Graf ESpaüa, bat seine Entlassung ge nommen. Konstantinopel, Freitag, 12. Februar, Mit- tagS. (Corr.-Bür.) Dem Vernehmen nach soll der türkische Botschafter in Paris, Dschemil Pascha, durch Ethem Pascha ersetzt werden. Der provi sorische Kriegsminister Khalil Pascha ist zum Ar tilleriegroßmeister und Minister für das Kriegs material ernannt worden. Tagesgeschichte. Dresden, 12. Fcbrnar. Den bereits in Str. 35 und 36 unscrs Blattes enthaltenen Nachrichten über die Vernrtheilung der Redaction des „Frankfur ter Journals" wegen Aufnahme eines den königlich sächsischen Gesandten in Paris, Herrn Grafen v. See bach, verdächtigenden Artikels lassen wir heute den Wortlaut einer Erklärung folgen, welche der Anwalt des „Frankfurter Journals" im Laufe der Gerichtsverhandlung verlesen hat. Sie lautet fol gendermaßen: „Die Erklärung des Herrn Grafen v. Seebach, königlich sächsischen Gesandten in Paris, die derselbe bezüglich meines Artikels über seine jüngste Peters burger Reise der „Konstitutionellen Zeitung" zugehcn ließ, hat mir die Pflicht auferlegt, der Quelle, auS der mir diese Nachricht kam, nochmals mit der Strenge nachzugehen, welche eine, wie ich fühle, so wichtige Sache verlangt. In der That habe ich nun bei sorg fältigster Nachforschung die feste Ueberzeugung ge winnen müssen, daß die Behauptungen meiner Auto ren jeder thatsächlichen Begründung entbehren, in dem mir keine einzige der Persönlichkeiten, auf die ich in meinem Artikel hinwies, zur Bekräftigung ge nannt, noch überhaupt irgend ein Beweis für die von mir im Vertrauen auf meine Gewährsmänner ausgesprochenen Behauptungen beigebracht werden konnten. Ich muß es demgemäß aufrichtig bedauern, daß ich das Werkzeug der Verdächtigung einer so hoch achtbaren Persönlichkeit, wie die des Herrn Grafen v. Seebach, geworden bin, und richte darum an die jenigen Blätter, welche ebcngcnannten Artikel aus genommen haben, die Bitte, auch dieser meiner Er klärung ihre Spalten öffnen zu wollen." "Berlin, 12. Februar. Der Fürst von Monte negro wird, wie die „N. Pr. Ztg." erfährt, morgen (Sonnabend) von hier abrcisen und in seine Hcimath zurückzukehren. — In dem Befinden des Ministers des Innern, Grafen zu Eulenburg, der seit einigen Tagen an einer katarrhalischen Affectien leidet, ist, der „N. A. Z-" zufolge, bereits fortschreitende Besserung etn- gctretrn. Der Minister habe schon wieder eine Aus fahrt machen können, und man könne daher hoffen, daß er im Stande sein wird, die persönliche Leitung der bevorstehenden vertraulichen Conferenzen über die Kreisordnung zu übernehmen. Dieselben dürften am nächsten Montage im Ministerium des Innern be ginnen. — In die vom Bundesrathe eingesetzten Fach- commissionen zur Beaufsichtigung der höhcrn Lehranstalten des Norddeutschen Bundes, welche das Qualificationszeugniß zum einjährigen Dienst auszu- stcllen berechtigt sind, ernannte Sachsen den geh. Kir ¬ chen- und Schulrath vr. Gilbert, Hessen aber den Obcr- studienrath Vr. Wagener. Daß Preußen den geh. OberregierungSrath Wiese ernannt hat, ist schon be richtet worden. — Soeben erschien das 17. Gabenver- zeichniß des Hilfsvcrcins für Ostpreußen, wel ches die Gesammteinnahme desselben auf 686,164 Thlr. 19 Sgr. 10 Pf. angiebt. Ein bcmerkenswcrthes Ele ment darin bilden u. A. die Spenden verschiedener westfälischer Zechen, deren Arbeiter sich die Erlaubnis; ihrer B"vdhcrrcn erbeten hatten, um während einiger Stunden freier Zeit zu Gunsten ihrer Landsleute im fernen Osten Steinkohlen zu fördern. Die Eisenbah nen übernahmen den unentgeltlichen Transport der ge- schenkteu Kohlen bis Berlin, und so gelang es, durch deren Verkauf eine erhell che Summe dem so wohlthä- tigcn Fond deS Hilfsvcrcins zuzuführen. Ucbcr seine eigene, noch immer sehr angestrengte Thätigkcit, giebt der Ausschuß, dessen Arbeiten der Kronprinz Protektor eine fortdauernd lebhafte Thcilnahme zuwendct, in den Schlußworten des eben erwähnten Gabenverzeichnisses folgende Auskunft: „Der unterzeichnete Ausschuß ist fortwährend bemüht, mittelst der sowohl in seinen Händen als in den Kassen seiner Organe noch vorhandenen Ueberschüsse sür geeianete Unter bringung, Pflege und Erziehung derjenigen zahlreichen Waisen kinder, welche der Hungertyphus des vergangenen Jahres der hart geprüften Provinz hinterlassen bat, in Gemeinschaft mit dem Staate, den Kreisen und den Gemeinden, als den zunächst Betheiligtcn, in umfassendster Weise zu sorgen. Sofern die sehr bedeutenden Verpflichtungen, welche diele Fürsorge uns auserlegt, noch Mittel übrig lasten, werden dieselben bauvt sächlich zur Bekämpfung der neuerdings in einzelnen Theilen Ostpreußens wieder auftretenden Krankheit verwandt. Die mannichfaltigen Organisationen zur Sicherung dieses schönen und durchgreifenden Nothstandswerks, zu welchem uns eine selbst von uns kaum geahnte Opferfreudigkeit der Nation, so wie die Ausdauer und Sorgsamkeit unsrer Organe in Lstvreu- ßen in den Stand gesetzt haben, werden im kommenden Früh ling, das hoffen wir bestimmt, ihre Vollendung erreichen. Ein Schlußbericht soll dann allen gütigen Gebern nah und fern über die Verwaltung unsrer Mittel sowohl hier als in der Provinz volle Rechenschaft ablegen." — Das Reglement für die Verwaltung des kur- heffischcn Staatsschatzes hat in der Fassung, in welcher dasselbe von dem dortigen Communallandtage angenommen worden ist, die allerhöchste Genehmigung erhalten. * Berlin, 12. Februar. In der morgcn stattfin- dendrn (14.) Plenarsitzung des Herrenhauses steht als erster Gegenstand auf dcr Tagesordnung der Be richt der 12. Commission über die königliche Verord nung vom 2. März 1868, betreffend die Beschlagnahme des Vermögens des Königs Georg, und das Gesetz, be treffend eine Abänderung der Bcschlagnahmcverordnung vom 27 März 1868; sodann folgt der Bericht derselben Commission über den Gesetzentwurf, betreffend die Be schlagnahme des Vermögens des ehemaligen Kurfürsten von Hessen. Die betr. Commission empfiehlt bei beiden Gesetzvorlagen die Annahme in dcr Fassung des Abge ordnetenhauses.— Das Haus der Abgeordneten be schloß heute zunächst über den (gestern mitgethcilten) Antrag des Abg. v. Dicst bezüglich dcr Vortragenden Räthe der Ministerien Echlußberathung eintreten zu lassen. Die Ernennung der Referenten behält dcr Prä sident sich vor. Wegen Erkrankung des Referenten Lasker wird der Gesetzentwurf wegen Abänderung der Verordnung über das Judcnwesen im Großhcrzogthum Posen von der heutigen Tagesordnung abgcsctzt. Erster Gegenstand der Tagesordnung ist der Gesetzentwurf, betreffend die Umwandlung des Erbleih-, Landsiedel- leih-, Erbzins-, Erbpachtrerhältnisscs in Eigcnthum in den Regierungsbezirken Wiesbaden und Kassel. Die Agrarcommission hat den Gesetzentwurf in mehrfacher Beziehung abgcändert und dcr Minister v. Selchow er klärt sich mit den von dcr Commission beschlossenen Ab änderungen einverstanden, weil dieselben als Verbes serungen anerkannt werden müßten. Eine längere Dis- cussion erhebt sich nur über tz 18, welcher von der auf den Grundstücken haftenden Grundsteuer handelt. Hierzu hat Abg. vr. Braun (Wiesbaden) ein Amendement ge stellt, welches, wie er sagt, die wohlberechtigtcn und wohlerworbenen Privatrcchte des Obereigenthümers schützen soll. Die Regierung erklärt sich gegen daS Amendement. Bei der Abstimmung wird das Amcnde, ment jedoch vom Hause angenommen und mit ihm § 18 ebenso die übrigen Paragraphen des Gesetzes. Die Commission beantragt noch die Annahme folgender Re solution: „Der StaatSregierung gegenüber die Erwartung auSzu- tprcchcn: daß die in den Motiven zu dem 8 2b in Aussicht ge- stellte Erleichterung der Capitalabtösung bei der gesetzlichen Re gelung der Landesbank in Wiesbaden bez. der LandeScreditkasse in Kastel realisirt werden möge, wie solches bisher bei Ab lösungen der Ärundlasten dcr Fall gewesen ist." Der Minister v. Selchow crklirt, daß die Ablösung allerdings möglichst erleichtert werden solle, daß er aber eine bindende Erklärung darüber, wem das Geschäft übertragen werden solle, nicht abgcbcn könne. Auch diese Resolution wird angenommen. — Zweiter Ge genstand dcr Tagesordnung ist der Antrag der Abgg. Born und Genossen, betreffend die Abänderung der 6, 10 uud 13 des Gcmcindegesetzcs des vormaligen Herzogthums Nassau vom 26. Juli 1854. Der Ge setzentwurf, der von den Abgg. Born und Genossen vorgelegt ist, erstrebt die Abstellung: 1) der lebens länglichen Amtsdauer dcr gewählten Bürgermeister, 2) des Rechts der Regierung: nach zweimaliger Ver sagung der Bestätigung, Bürgermeister miNechejähriger Amtsdauer und des Rechts der Acmter: Stellvertreter dcr Bürgermeister zu ernennen und 3) des Rechts der Regierung: Bürgermeister und Gemeindevorsteher ohne vorangegangcnen Nechtsspruch zu entlassen. Die verstärkte Gcmeindecommission empfiehlt die An nahme des Gesetzentwurfes mit einigen von ihr be schlossenen Acndcrungen, worunter besonders die Be stimmung zu bemerken ist, daß „die Amtsthätigkcit dcr jetzigen Bürgermeister und Gemeindevorsteher am 31. Deccmbcr 1869 erlöschen soll." Im Ucbrigen soll das Amt dcr Bürgermeister in Gemeinden von mehr als 1500 Seelen 12 Jahre, in Gemeinden von weniger als 1500 Seelen 6 Jahre dauern. An der General- discussiou dcthciligten sich der Berichterstatter Abg. Solger, sowie die Abgg. Born, Winter (Biedenkopf), Braun (Wiesbaden), Miquel und der Negicrungscom- missar geb. Neg.-Rath Wohlers. Der Letztere erkennt es als zweckmäßig an, die Lebcnslänglichkeit der Bür germeister aufzuheben, erachtet aber die Uebelstände, welche mit diesem Institut verknüpft sind, nicht für so bedeutend, daß die Regierung cs für angcmesscn er achten könne, dieses Gegenstandes wegen eine Novelle einzubringen, da die neue Gemeindeordnung so bald als möglich werde vorgelegt werden. Die einzelnen Paragraphen wurden in der Fassung der Commission angenommen, die Anträge des Abg. Winter (Bieden kopf) theils verworfen, theils zurückgezogen. Dem Anträge des Abg. Frhrn. v. Hoverbeck trat dagegen das Haus bei. Darauf wurde der ganze Gesetzentwurf mit den Abänderungen der Commission und des Abg. Frhrn. v. Hoverbeck angenommen. Dem Anträge des Letztern zufolge steht der Gemeinde gegen die Entschei dungen der Negierung der Weg der Beschwerde an den Oberpräsidenten und an den Minister des Innern, ge gen die des Landraths zunächst an die Regierung offen. Eine solche Beschwerde muß in allcn Instanzen inner halb einer Präclusivfrist von 4 Wochen nach Zustellung der Entscheidung eingelegt werden. — Der nächste Ge genstand der Tagesordnung betraf: Mündlicher Bericht der Justizcommission über den Gesetzentwurf, betreffend die Ausdehnung mehrer in den ältern Landcstheilen geltenden Vorschriften des bürgerlichen Rechts auf die Bezirke der Provinz Hannover, in denen das allgemeine Landrecht gilt. Der Berichterstatter Abg. Windthorst (Meppen) empfahl den Antrag der Commission: DaS Haus der Abgeordneten wolle beschließen: dem be zeichneten Gesetzentwürfe in der Fassung, wie solcher von dem Herrcnhause angenommen worden ist, unverändert die Zustimmung zu ertheilen. Der Gesetzentwurf wird ohne Debatte fast einstim mig angenommen. — Vierter Gegenstand der Tagesord nung: Bericht der vereinigten Commissionen für das Justtzwesen und für Handel und Gewerbe über den Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung einiger Bc- FeuiUeton. Pariser Briefe. Paris, 10. Februar 186S. " Ganz Paris ist gegenwärtig in großer Heiterkeit und Freude; eS gilt, den Car neval möglichst lustig zu beschließen und namentlich die drei letzten Tage, die man hier sehr bezeichnend: 1e, jour» gr»» — die fetten Tage — nennt, in vollen Zügen zu genießen. Das herrlichste Wetter, milde Sonnenstrahlen und vorzeitige Frühltngslüste begünstigen den allgemeinen Volksjnbel und laden zu allerhand Masken- und Faschingscherz, der unter freiem Himmel für Tausende doppelten Reiz gewinnt. Es herrscht Maskcnfreihrit in den Straßen, und sie wird vielfach in amüsanter Art ausgcbeutet, ohne jedoch zu irgend welchen Belästigungen Veran lassung zu geben; man begegnet vielen abenteuerlich costümirten Leuten, denen ihr seltsamer Aufputz selbst die größte Freude zu machen scheint: die allgemeine Heiterkeit wirkt ansteckend, und man läßt stch recht gern in den freudigen Strudel mit Hinreißen. Den Haupt- volkSspaß der letzten Carnevalstage bildet die sogenannte ' Promenade de» doeok-ssrss — Promenade der fetten Ochsen I ES ist dies eine antike Sitte, die aus grauer Vorzeit stammt und eigentlich mit unsern modernen Gebräuchen und Volksbelustigungen nicht mehr recht im Einklang steht. Die Pariser hängen aber an alten Traditionen, namentlich in allen Dingen, die sich auf ihre Volksfeste beziehen, und sie würden sehr unzufrie den arwesrn sein, wenn man ihnen die Promenade de» dovos, gr„ vorenthalten hätte. Nichtsdestoweniger ist doch stark davon dir Rede, dieses alte und nicht mehr recht zeitgemäße Volksspäßchen für die Zukunft abzu schaffen und rS durch ein großartiges Frühling-fest zu ersetzen, daS alljährlich mit größtmöglichem Pomp am OstcrMontage begangen werden soll. In tcr Provinz scheint man auch schon geneigt, von dcr alten Tradi tion abzugehen; in Berry z. B. bat man in diesem Jahre zu der herkömmlichen Promenade ein fettes Schaf benutzt, in der Brie ein fettes Kalb nnd in der Nor mandie gar — einen fetten Mann! Aber was sür einen fetten Mann! Dreihundert Pfund im Gewicht, vier Ellen im Umfang, ein wahres Faß auf zwei Pfählen! Für 100 Francs hat sich dieser Koloß zu dcr Rolle hergcgebcn, die man ihm angeboten, unter dcr Be dingung jedoch, daß der magerste Mann der Stadt, eine Art wandelnden Skeletts, die bei diesen Umgängen übliche Cvllecte machen werde. Die Cache hat ganz gnt reüssirt, die Collette hat über 200 Francs einge tragen, die der Koloß auch angenommen hat, aber nur um daS Odium seiner Handlung in eine schöne That zu verwandeln, denn er hat das Geld einem armcn Maurer aeschenkt, der durch einen Sturz vom Gerüste sich den Arm gebrochen hatte und mit seiner Familie in Brodnoth war. — Hier in Paris jedoch ist die Promenade de« boeuss-grs» auch in diesem Jahre ganz nach althergebrachter Weise und mit dem gewohnten Pomp vollzogen worden; da cs möglicherweise das letzte Mal war, so sei mir eine Beschreibung dieser seltsamen Volksbelustigung verstattet, die dem echten Pariser so wrrth ist. Die fettesten Ochsen deS Jahres werden dazu ausersehen, und die Ochsenzüchter, die von der Wahl begünstigt werden, fühlen sich dadurch sehr geschmeichelt. Sobald die Wahl vollzogen ist, werden die Bevorzugten (ich meine die Ochsen, nicht etwa die Züchter) getauft. Die Namen, die man ihnen giebt, beziehen sich in der Regel auf irgend rin Pariser Er- eigniß, das im Laufe dcs Jahres Aufsehen erregt hat. Zuweilen haben sogar berühmte Persönlichkeiten den au-erwähtten Stieren zu Taufpathen dienen müssen; ein altes französisches Dicton sagt: on ne»t pa» eö- löbrv Isnt qu'«n n » pes dl6 doeul-ßras! In diescm Jahre habcn die bravcn Wicdcrkäucr folgende Namen bekommen: der fetteste — cr wiegt gegen 3000 Pfund! — heißt „Chilpöric", nicht etwa nach dem berühmten Frankcnkönig, sondern nach ciner Posse dieses Namens, die im Theater dcr kolie» drsmatique« Furore gemacht hat; dcr zweite Ochse nennt sich „Tulipaton", ebenfalls nach einem Theaterstück, mit welchem die lloulke» psri- tten» das Publicum höchlichst amüsirt haben; der dritte Wicdcrkäuer endlich lat den Nomen „Tberdorcs" em pfangen, — der Schotten des tobten Ncgrus, der, „grausam und berüchtigt zwar, doch immerhin ein Löwe war", wird sich nicht eben geschmcichclt fühlen durch die sonderbare Art, auf welche fein Andenken in Paris begangen wird. — Es ist nun die Sacke dcs Fleischers, dcr die Ochsen gekauft hat, den fcierttchcn Umzug in Scene zu fetzen; ein kostspieliges Unternehmen, nach welchem jedoch viele Flcifchcrherzen trachten, da eS eine große und ergiebige Ncclame bildet. Duval, der be rühmte Duval, dcr die bekannten Pariser Bouillcn- anstalten gegründet, hat sich lange Zeit hindurch daS Privilegium dcr boeuk gra» zu erhalten gewußt, das ihm jedoch in diesem Jahre von einem seiner Herren Collegen, perfider Weise, streitig gemacht worden ist. — Der cortice (tu koeuk-gr»» bildet einen bunten lärmenden Zug, der aus etwa 300 Menschen zusam mengesetzt ist, die in den möglichst abenteuerlichen Co- stümcn auf scchs großen vier- und sechsspännigen Wa gen, die von einem blitzenden und glänzenden Reiter- trcß umgeben sind, lärmend und schreiend, trommelnd und pfeifend während der drei letzten Carnevalstage Paris von einem Ende zum andern durchziehen. Tam bours auS ter Zcit Franz' Musikanten im Cvstüm Ludwig - XIII. und MvuSquttaire s la 4oo>, X1V, er öffnen den Zug, dann kommt cin mythologischer Wa gen, auf welchem alle Götter des Olymps mit ihren Attributen vereinigt find; Venus, in dcr Gestalt eines schönen Fleischertöchterleins, bildet den Mittelpunkt der mythologischen Gruppe; in ihren Armen hält sie den kleinen Amor, dem sie, in Berücksichtigung seines gar zu jugendlichen Alters von Zeit zu Zeit die Nase reini gen muß. Nun kommt der Ochse — mit vergoldeten Hör nern, in Purpur gehüllt und von Blumenguirlanden umflochten, steht er hoch oben auf seinem Triumph wagen und blickt mit philosophischer Ruhe auf das dicht gedrängte Volk, das seinem Erscheinen entgegenjubelt. So wird das arme Thier von der Schlachtbank weg, durch das glänzende und festlich aufgeregte Paris wie der zur Schlachtbank zurückgeführt. Vor den Hotels der hervorragendsten hiesigen Persönlichkeiten, der Prin zen, Minister, Marschälle, Gesandten u. s. w. hält der Zug an; das Volk schrcit, die Musik spielt auf und die also heimgesuchte vornehme Persönlichkeit findet sich mit einer Geldsumme ab; man nennt dies: I» virile du boeus-xra».' An den beiden ersten Tagen wird nur je ein Ochse spazieren geführt, am dritten Tage werden aber alle drei Ochfen zu derselben Promenade ver einigt; dies ist dcr Haupttag, der mardi-gra». An dicscm Tage machen auch die Ochsen laut einer alten Tradition ihre Aufwartung in den Tuilerten und wer den von der kaiserlichen F «mitte empfangen. Dies war denn auch gestern der Fall. Eine unabsehbare Men schenmenge wogte auf dem Carrouselplatz; der große Mittelbalcon der Tuilerien war mit rothem Sammet drapirt, ein Zeichen, daß der Kaiser sich von dort dem Volke zeigen werde. Sehr bald verkündete denn auch rin tosender Lärm da- Herannahen des Zuge-, der vor dem alten Schlosse, das schon manche doeul» gr», ge sehen hat, Halt machte. Die großen Flügrlthüren de-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite