Volltext Seite (XML)
Riesaer Tageblatt S1. Jahrg. Freitag, 7. Ottober 1838, abends ^-23S Drahtanschrift» Lag,blatt Riesa Fernruf 1237 Postfach Nr. öS Paflscheckkontor Dresden 1530 Mrokaßer «esa Nr. üfl ««d Attseiger sLlbeblatt «nd Acheigerj. u»b des Hauptzollamteü Meise« Des Führers dritte Sudetenlandfahrt Städte und Dörfer begrüben ihren Befreier - Sunderttaufende beretten Adolf Hitler überwältigende Treuekundgebungen - Der Führer an tschechischen Befestigungsanlagen ss Lückendorf sAlte RcichSgrenzei, 6. Oktober. Noch -en ergreifenden, vom Führer mit einer Ansprache be lohnten Dank- und Treuekundgebungen der Bevölkerung der Grenzstadt Numburg setzte sich die inzwischen längst wieder mit herrlichen Blumen bekränzte Wagenkolonne erneut in Bewegung. Die dritte große Fahrt des Führers durch die befreiten Lande und mit ihr das unvergeßliche Erlebnis eines einzigartigen Triumphzugcs nahm ihren Fortgang. Wo immer der Führer Ortschaften und Siedlungen passiert, da schlagen über ihm die Wogen einer toseuden Begeisterung zusammen, die Jubelschrcie im Zeichen der endlichen Erlösung. Bo» weit und breit sind die Menschen zu dieser Durchfahrtstraße geströmt, kein Weg war ihnen zu weit, keine Fahrt zu beschwerlich, um an diesem histo rischen Tage, da der Befreier ihres Heimatlandes seinen Einzug hält, aus übervollem Herzen selbst ihren Dank zum Ausdruck z» bringen. Nicht nur in den Ortschaften selbst, sondern auch noch weit draußen am Rande der Wiesen und Aecker und an den zahllosen einsamen Ge höften sind sie so zahlreich aufmarschiert, daß man meinen möchte, eS fänden hier überall große BolkSkundgebungen statt. Als nächste größere Etappe ist nach Passieren der von Jubelstürmcn erfüllten Ortschaften Lchönlinde und Krei» bist, wo eine zerstörte Brücke zu einem llmweg nötigt, Böhmisch-Kamnitz erreicht. Der Weg dorthin führt durch prächtige Mischwälder. Eine Doppelkette von Soldaten Kält im Ort die Fahrstrecke frei. Sie können nicht jubeln wie die, die in Mauern hinter ihnen stehen oder zu Zehn uud Zwölf den Kopf aus den Fenstern stecken und auf den Dächern und Balkons seit Stunden einen herrlichen Aus- sichtSplab besetzt holten. Ihr Gruß ist stumm. Aber in ihren Augen leuchtet die stolze Freude, Dienst tun zu können für ihren Obersten Befehlshaber Adolf Hitler, für den Mann, der von seinem Bolk umjnbclt wird. Unbeschreibliche und ans Herz packende Szenen schlich ter Einzelereignisse spielen sich mitten in diesem Tosen ab. Z. B., wenn der Führer den andrängcnden Massen seine Hand darrcicht, wenn er zu diesem oder jenem Fenster hinauf grüßt, wenn er Blumensträuße von Kindern cnt- gegennimmt und den Kleinen im Feicrtagsgewand die Wangen streichelt. Dann sicht man Tränen in den Augen der Mütter, die gleichen Tränen der Freude, die Tausen den von Frauen und Mädchen mitten im Heilrusen über das Gesicht rollen. Unvergeßlich sind die Eindrücke, die sich jedem hier cinprägcn, der Zeuge des historischen Ge schehens wird. Auf dem einzig freien Fleckchen des Marktplatzes von Lteinschönau steht ans einem Teppich ein blumen geschmücktes Tischchen; hier liegt das Goldene Buch der Stadt. Der Führer verläßt auch hier wieder, wie schon so »st, den Wagen und trägt seinen Namenszug ein. Unbe ¬ schreiblicher Jubel erfaßt in diesem Moment die Ein wohner. Als Ehrengabe wird dem Führer ein Erzeugnis der heimischen Glasindustrie übergeben, eine wundervolle schwere Bergkristallvase. Ans den jubelnden Empfang folgt in wenigen Minuten der jubelnde Abschied. Auf den Höhen hinter Steinschönau öffnet sich ein prächtiger Fernblick über HUgelumkränzte Täler. Tsche chische Reklameschilber, Ortsnamen und dergleichen sind ausgelöscht, zwar nur behelfsmäßig, aber es reicht hin, um auch damit zu dokumentieren: Das Land ist deutsch! Werden wir im allgemeinen nur an die glückliche Gegenwart erinnert, so führt eine Besichtigung tschechischer Festungsanlagen, die der Führer bald daraus inmitten von Wäldern und Schonungen voruimmt, unsere Gedanken in die schrecklichen Tage der jüngsten Vergangenheit zurück. Die Begleiter des Führers geleiten diesen zu Bunkern, Schützengräben, Baumsperren und Drahtverhauen, deren fürwahr widernatürliche Ausgabe darin bestand, deutsches Land vor Deutschen zu verteidigen. Jetzt steht hier in mitten der Stacheldrahtverhaue vor den Bunkern und den anderen, im Laufe des letzten Jahres unter großem Kostenaufwand angelegten Nefestigungswerkcn der Mann, der den teuflischen Plan zuschanden machte, und wenige Meter von ihm entfernt, im Dickicht, dankt ihm eine von der qualvollen Pein befreite Menschenmenge, die sich auch hier angcsammelt hatte. Hier meldet sich auch beim Obersten Befehlshaber der Wehrmacht General der Infanterie von Schmetter, der spater auch im Wagen des Führers Platz nahm. In der Gegend von Groß-Mergthal sieht der Führer ebenfalls die Bunker, diese die ganze Umgebung beherrschenden Beton mauern für Maschinengewehrnester. Hier steht ein solcher Bunker sogar mitten im Ort. Die Gemeinde Groß Mcrg- thal legt dem Führer ein Gedcnkboch vor. Wir können in den flüchtigen Minuten des Aufenthaltes nur einen kur zen Blick in den Band werken und erhaschen lediglich die Kapitelüberschrift: „Die erste Nacht unter deutschem Schutz!" Aber schon das genügt: Seit mehr als zehn Jahren wird hier aus den cngbeschriebenen Seiten der ganze Leidens weg eines von der Heimat getrennten Volkes sestgehalten. Und nun steht — auf eiucm neuen Blatt — schlicht und einfach der Namenszug „Adolf Hitler". Auch das jubelnde Haida und die girlandcnübcrspann- tcn, mit Menschen überfüllten Gassen des kleinen Grenz- städtchcnS Zwickau werden in langsamer Fahrt passiert Schulkinder. Turner, Schützen, Freiwillige Feuerwehr, alles ist aufgcboten, alles ist zur Stelle, um Adolf Hitler zu grüßen. Nach einer kurzen Wegstrecke durch Allreichsgebiet über den von Zchntansenden besetzten hübschen Kurort Oybin und den Grcnzort Lückendorf tritt der Führer nun über Kratza« die Fahrt zur Großkundgebung i« Fried land an. .»Des deutschen Voltes ewige Fahne" Der Führer sprach in Friedland — Der denkwürdigste Lag in der Geschichte der Stadt „Jahre der Knechtschaft liegen wie ein Traum hinter uns" ss Friedland. Den Höhepunkt des dritten Führer tages im Sudetenland bildete die große Kundgebung auf dem Marktplatz vor dem Rathaus in Friedland. Die Stadt Wallensteins, die seit Jahrhunderten im Brennpunkt des BolkstumSkampfcs stand, erlebte am Donnerstagnachmittag ihre größte Stunde: Der Führer zog in das befreite deut sche Friedland ein, empfangen als Triumphator und Retter des Vaterlandes. Die Friedländer, die sich der stolzen Tradition ihrer Vaterstadt bewußt sind, bereiteten dem Führer einen bei spiellos begeisterten Empfang, aus dem ihre ganze tiefe Beglückung über die Schicksalswende sprach. Nach Jahr hunderten wechselvoller Geschichte ist nun ihre Stadt, die immer deutsch war und deutsch geblieben ist, für ewig mit dem Großdeutschen Reich verbunden. Das Opfer so vieler namenloser Sudetendcutscher in Friedland in früheren Jahrhunderten uud in den letzten Jahren und Monaten hat seine Erfüllung gefunden durch die Tat des Führers. So wird der S. Oktober 1988 für alle Zeiten der denkwürdigste Tag i« der Geschichte dieser traditiousreichcn Stadt bleiben. Von Kratzau kommend, traf der Führer gegen 16,30 Uhr in Friedland ein. Der weite Marktplatz vor dem Rathaus war ebenso wie die Straßen der Stadt bis zum letzten Platz augefüllt von einer unübersehbaren Menschenmenge, die dicht gedrängt Kopf an Kopf den Führer erwartete. Als sich die graue Wagenkolonne dem Marktplatz näherte, verstärkte sich der Begeisterungssturm. Nur mit Mühe konnte bas Spalier der Wehrmacht und des Freikorps die Massen zu rückhalten. Unter den Klängen des Präscntiermarsches schritt der Führer die Front der Ehrenkompanie ab. Der Führer begrüßte sodann vor dem Rathaus eine Reihe von alten Kämpfern der nationalsozialistischen Partei im Sude- teuland. Im Rathaus drückte der Führer einigen Hinter blieben von im Kampf für ihr Deutschtum Gefallenen die Hand. Als der Führer dann mit Konrad Henlein auf den Balkon des Rathauses hinaustrat, klang ihm wie ein ein ziger Aufschrei der brausende Begeisterungssturm der Mas sen entgegen. Minutenlang vereinigten sich die jubelnden Kundgebungen und die Sieg Heil-Rufe der Menge zu einem einzigen Orkan. Tausende von Händen reckten sich zum Führer empor. Erst nach Minuten trat wieder Stille ein. Der Ortsleiter von Friedland, Fritsche, begrüßte den Führer aus dem Balkon des Rathauses. „Jahre der Knecht schaft und Unterdrückung liegen wie ein Traum hinter uns", so rief er aus. „Jetzt aber sind wir frei! Frei durch Sie, mein Führer!" Ter Bczirksleiter von Friedland, Sittig, der darauf das Wort ergriff, gedachte Konrad Henleins, des Weg- bereiters und Einigers des Sudetendeutschtums nach jahre langer Zwietracht und verhängnisvollem Hader. In be wegten Worten gab er unter dem jubelnden Beifall der Tausende deren Gefühle des Dankes für den Führer Aus druck. „Unser bester Dank bleibt das Bestreben, die Fahne des Reiches in Würbe und Ehre auf den Boden der Heimat zu setzen und ewig zu schützen!" Und dann spricht der Führer Sein Blick geht über die Menge, die sich vor ihm auf dem Rathausplatz zusammengeballt hat, die ihm ununter brochen in unbeschreiblichen und überwältigenden Kund gebungen zujubelt und bann mit einer geradezu spürbaren Spannung und Aufmerksamkeit seine Worte erwartet. Der Führer spricht von dem großen Wunder, von dem Wunder der Vereinigung des Subetenlandes mit dem Reiche, die nach vielen, vielen Jahrhunderten und Jahr zehnten voll Kampf und Opfer endlich erreicht werden konnte. „Die Fahne, die heut« über ganz Deutschland weht", so ruft er, begleitet von dem tosenden Beifall der Friedländer aus, „soll des deutschen Volkes ewige Fahne und die Nation ihr ewiger Träger sei«! Das Reich der Deutschen, das wir «nn endlich im nationalsozialistischen Staat aufgerichtet haben, ist für «ns bas höchste Glück auf dieser Welt, und wir sind jederzeit zum höchsten und letzten Einsatz dafür bereit." Wieder antworten die Tausende mit überwältigenden beispiellosen Hetlrufen aus diese Wort« des Führers, und sie legen damit zugleich das Gelöbnis der Treue A Der Führer schließt seine kurze Ansprache mit den Worten. „Ich weiß, das Reich, das aus dem Kamps der national sozialistischen Bewegung entstand, wird, solange es Deutsche gibt, nimmermehr vergehen! Deutschland Sieg-Heil. Das Sieg-Heil des Führers ans die großbeutiche Hei mat der Sudetendeutschen wird von den Friedländern wiederum mit einem ungeheuren, alle bisherigen Vorstel lungen sprengenden Begeisterungssturm ausgenommen, der sich noch verstärkt, als der Führer daS Rathaus ver- läßt, seinen Wagen besteigt und langsam durch die Menge fährt und die Stadt in Richtung auf Neustadt verläßt. Nochmals: Keine Blumen oder andere Gegen stände in den Wagen des Führers werfen! jt Berlin. Der Stabsleiter des Stellvertreters des Führers, Reichsleiter Martin Bormann, gibt aus Beseh! »es Führers folgende Anordnung bekannt: Trotz mehrfach ergangener Veröffentlichungen, »ach denen das Wersen von Blumen und audere« Gegenständen in den Wagen des Führers oder seiner Begleitung unbe dingt »erboten ist, sind in den letzten Tagen wieder mehr fach Blumen in den Wagen des Führers geworfen worden. Der Führer wurde heute von einem Blumenstrauß im Gesicht leicht verletzt. Um jedes Werse« von Blumen für die Zukunft unmöglich zu machen, find alle Führer der Partei und ihrer Gliederungen verpflichtet, vor einer Durchfahrt des Führers sämtlichen Personen, die Blume« in der Hand halten, diese abznnehmen. Die Ortsgruppen leiter und die Führer der örtlichen Gliederungen sind für die Innehaltung dieser Anordnung persönlich haftbar. Sudetendeutscke Flüchtlinge am Grabe der Eltern des Führers Unzählige Kranzniederlegungen in Leonding st Leonding. Eine Gruppe sudetendeutscher Flücht linge, die aus Linz gekommen war, legte am Grabe der Eltern de» Führer» einen Kronz mit der Aufschrift „Flücht lingslager Linz der SdP." nieder. Auch sonst wurden in diesen Tagen, um der Dankbarkeit für die weltgeschichtliche Tat Adolf Hitler- Ausdruck zu geben, am Grabe der Eltern des Führers zahlreiche Kränze und Blumen niedergelegt, so baß das Grab einen Blumenhügel gleicht. Die Rückführung der sudetendeutschen Flüchtlinge Beauftragung der NSV. ff Berlin. Die NLB. ist mit der Rückführung aller sudetendentschen Flüchtlinge bcanstragt. Soweit die Flücht linge in Heimen, Einrichtungen und Lagern weilen, wer den sie von dort ans ordnungsgemäß im Eiuvrruchme» mit der Deutschen Reichsbahn dis in die Heimat abtrans portiert. Diejenigen Flüchtlinge, die bislang nicht von der NLB. erfaßt sind, melden sich umgehend bei den uächftgelegenen Dienststellen der NSV. für den Rücktransport. Sie wer den dann den ordnungsmäßigen Sammeltransporten an» geschloßen. Flüchtlingen, die selbständig heimkchrcn wolle», ohne daß sie im Besitz eines besonderen Durchlaßfcheines der Dienststellen der Geheimen Staatspolizei find, wird der Uebertritt in die sudetendentschen Gebiete verwehrt. Veuesch nicht mehr in Vrag Ist er seinem verschobenen Vermöge« uachgereist? st Pra g. Exprüsident Beuesch hat Prag verlaßen, tr ist bisher nicht bekannt geworden, ob Beneich sich nach der Schweiz gewandt hat, wo er einen Teil seines großen Ver mögen» seit Jahren deponiert hat, oder nach dem Osten. Die ersten sudetendeutschen Soldaten aus der tschechischen Armee entlassen Z« Fuß über die Demarkationslinie — Herzlich« Auf« nähme im Kreise der Kameraden )( Karlsbad. Im Laufe des Donnerstag sind die ersten von den Tschechen auf Grund des Münchener Ab kommens entlaßenen sudetendentschen Soldaten in Karls- bad eingetrosfcn. Rund 100 Mann, die in der Nähe von Prag in Garnison standen, wurde am Sonnabend voriger Woche der Befehl verlesen, daß sic entlassen würden. Daraufhin wurden ihnen ihre Waffen sofort abgenommen. Immerhin dauerte es aber noch volle drei Tage, ehe sie ihre Entlassungsscheine erhielten. In einem Sammel- tranSport wurden die Sudetendentschen dann bis zur letz ten Eisenbahnstation vor der deutschen Zone gebracht. Von dort aus mußten sie sich zu Fuß über die Demarkations linie begeben, wo sie von ihren Kameraden ans dem Alt reich herzlich begrüßt und vor allen Dingen reichlich ver- pflegt wurden. H°'L'kehrer berichten, baß die Stimmung in der tschechischen Armee immer schlechter wird. Gehorsams verweigerungen wegen Ansbleibcns der Verpflegung sind keine Seltenheit. Unter den entlaßenen Siibetcndcutschen herrscht natur- sieuM unendliche Freude. Sie brennen darauf, nun mög- lichst bald in ihre Heimatorte zu ihren Angehörigen zu kommen, von denen sie seit Monaten keine Nachrichten be kommen haben. »„».^.^esamtzahl der in die hiesige Zone entlassenen Sudetcndcutschen steht noch nicht fest. Nach Angabe der Heeresgruppe find bereits mehrere tausend Mann über die Demarkationslinie gekommen.