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Die „Dttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich t Mark. Durch die Post bezogen l,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Öttsndorf-Gkrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Mandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode Annahme o»n Inseraten bt» vormittag Nhr.jj Inserate werden mit w ps Mr di« Spaltzetle berechne LabellarischnSatz nach besonderem Laris Druck und Verlag vor. Hermann Rühle in Aroß-OkriHa. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Vkrilla Nr. 99. Freitag, den 17. August 1906. 5. Jahrgang. Oertlichrs und Sächsisches. Gttendorf-Vkrilla, den ;S. August ^os. — Der heutigen Nummer liegt ein Prospekt der Firma Wilhelm Richter, Dampfdestillation und Likörfabrik Radeberg, über ihre Erzeugnisse bei, welche wir unsern geehrten Lesern einer gefälligen Beachtung empfehlen, — Rekruten-Einstellung. Im Jahre 1906 sind die Rekruten bei den Truppenteilen des XII (1. K. S. ) Armeekorps wie folgt ein zustellen: am 5. Oktober: für Kavallerie (ausschl. Hus.-Regt- 19), reitende Feldartillerie, Train Fahrer der Maschinengewehr-Abteilung; um 8. Oktober: für Husaren-Regiment 19; am M. Oktober' für Eisenbahn-Regiment Nr. 2 und Telegraphen-Bataillon Nr. 1 (Schneider zum Dienst ohne Waffe am 2. Oktober); am U. Oktober: für die Regimenter 100, 101, lv2, 178, Feldartillerie-Rcgimenter 12, 48, und am 12. Oktober: für die Regimenter 103, lv8, 177, Jäger-Bataillone 12 und 13, Feld- Aillerie-Negiment 28, 64 und Pionier bataillon 12. — Schuldverschreibungen auf den Inhaber. Die Ministerien der Finanzen und des Innern sehen sich unter Bezugnahme auf 8 795 des Bürgerlichen Gesetzbuches und §11 der Ver ordnung zur Ausführung des Bürgerlichen Ge setzbuches usw. oom 6. Juli 1899 (G.- u. V. Bl. 1899 S. 203 sg.) veranlaßt, daraus hin zuweisen, daß jede Aenderung der Bestimmungen unter denen im Jnlande ausgestellte Schuld verschreibungen auf den Inhaber mit staatlicher Genehmigung in den Verkehr gebracht worden Und, zur Vermeidung der im Bürgerlichen Gesetzbuch angedrohten Rcchtünachteile der Ge- Uchnngung durch die obengenannten Ministerien und danach der amtlichen Veiöffentlichuag bedarf. — In Dresden steht die Gründung einer Bereinsbrauerei der Gastwirte dicht bevor. Die Wirte wollen sich dadurch gegen die Ver- gewaltigung der Ringbrauercien schützen, die !enen enormen, durch nichts, auch nicht durch bie Brausteuer gerechtfertigten Bierpreis- Uschlag, der fast einer Bewucherung der Wirte gleichlommt, beliebt haben. Aus dem Elizen kreishauptmannschastlichen Bezirke, soll Ue Beteiligung an dem Unternehmen in Uasickt stehen. In Coburg wurde der Bier- uieg beendet- Die vereinigten Brauereien Aüdthüringens haben beschlossen, den alten Bierpreis wieder anzunehmen. Man sollte Unen, das eö das Klügste von den sächsischen Mng-)Brauereien wäre, diesem löblichen Beispiele zu folgen. .Dresden. Die Bautätigkeit hat in Dresden M Vorjahre gegenüber nicht unwesentlich ^gelassen. Insbesondere gilt dies von der Avalen Bautätigkeit respektive von der Er- ?Uung von Wohnhäusern. Der Grund hierzu "U einesteils darin, daß hier immer noch ein ^Nz bedeutender Uederschuß an kleinen und stieren Wohnungen herrscht, während man U anderer Seite den gewissenlosen Bau- Mulanten immer mehr auf die Finger sieht. Während im Juni des vorigen Jahres sich ^1 Wohnhäuser im Bau befanden, betrug die W von im Bau begriffenen Wohnhäusern ^Juni dieses Jahres nur 116. Die Errichtung fn Gebäuden zu gewerblichen Zwecken hat in 'ssem Jahre dem Vorjahre gegenüber eine Klinge Steigerung erfahren, denn während ? Jahre 1905 sich 16 solcher Gebäude im befanden, wurden Anfang Juni dieses ^hres 23 solcher Gebäude erbaut. --Im ArbeitSraum einer Drogerie im Muse Schnorrstraße 26 geriet Dienslag nach- Mag heim Kochen von Wachs auf Spiritus ? mit Terpentin vermischte Masse in Brand. ! Gehilfe war so umsichtig, das Gefäß mit i brennenden Inhalt aus dem Raume, in sich noch andere Vorräte befanden, hinaus ' in den Flur zu schaffen, wobei er sich ^dings eine Verbrennung der linken Hand zuzog. Das Feuer schwärzte die Hausflur, onnte aber durch Ueberwerfen von Sand noch vor Ankunft der alarmierten Feuerwehr erstickt werden. Coswig. Der bekannte ehemalige Leiter der Heilanstalt Lindenhof, Sanitätsrgt Pierson st im fast vollendeten Alter von 60 Jahren gestorben. Weinböhla. Am Dienstag Vormittag gegen 8 Uhr ist auf dem hiesigem Ba uhof er Weichenwärter Carl Reichelt b-im Rangieren tödlich überfahren worden. Der so jählings ums Leben Gekommene stand in den vierziger Jahren und war verheiratet. Radeburg. Schon seit einigen Jahren ist der Gedanke verfolgt worden, auch in Rade- >urg ein Heimatsfest abzuhalten. Der Ver- chönerungsverein, von dem dieser ausgegangen st, hatte jedoch aus berechtigten Gründen bis her von der Verwirklichung Abstand, diese aber nunmehr für nächstes Jahr bestimmt in Aus- rcht genommen. Zu dem Zwecke ist für Freitag Abend eine Versammlung nach dem Ratskellersaale einberufen, in der Herr Ober lehrer Haupt über Bedeutung und Gestaltung eines Heimatfestes sprechen wird- Pulsnitz. Die hiesige Braugenossenschaft machte am Mittwoch bekannt, daß sie die von lhr gebrauten Biere jedweden Charakters zu )en alten Preisen und Bedingungen abgibt. Liebertwolkwitz. Ein beklagenswerter Un- glücksfall ereignete sich auf der Landstraße un weit des hiesigen Ortes. Daselbst wurde der 25 Jahre alte Kraftwagenführer Max Socke, wohnhaft in Leipzig, in dem Augenblicke von seinem Automobil überfahren, als er es verlassen hatte und mit dem Führer eines Lastgeschirrs sprach. Dem Bedauernswerten gingen hierbei die Räder des Motors direkt über den Leib, so daß er anscheinend schwere innere Verletzungen davontrug und per Automobil nach dem Leipziger Stadtkrankenhause übergesührt werden mutzte, Kamenz. Ein nächtlicher Einbruch wurde am Montag in das Forsthauö Wohla mit großer Raffiniertheit ausgeführl. In der vierten Morgenstunde wurde die Familie des Herrn Förster Rösch durch laute Hilferufe des 15jährigen Hausmädchens ausgeschreckt, gleichzeitig war wahrzunehmen, Laß ein unbekannter Mann, der durch das offenstehends Feuster in die im Obergeschosse liegende Mädchenkammer eingestiegen war, auf demselben Wege „wieder das Weite suchte. Herr Förster Rösch nahm sofort die Verfolgung des Eindringlings auf und es gelang ihm, denselben in der Person eines in den vierziger Jahren stehenden, bereits vorbestraften Nachbarbewohners zu ermitteln. Auch mehrere bei der Flucht zurückgelassene Gegenstäude wurden als sein Eigentum rekognosziert. Es scheint sich um ein geplantes Sittlichkeitsvergehen zu handeln. Gegen den Menschen, welcher gestern verschwunden blieb, ist polizeiliche Anzeige erstattet. Elsterwerda. Ein äußerst frecher Einbruchs- Diebstahl wurde am Sonntag bei dem Brauerei besitzer Emil Kahnsdorf hier ausgeführt. Vor- miilags gegen 9 Uhr befand sich in der Gast stube ein junger schlanker Mensch von oa 17 bis 18 Jahren als Gast. Am Nachmittage verreiste Herr K. und er übertrug die Bedienung seiner Gäste seinem Hausmädchen Klara. Der fragliche Fremde befand sich immer noch in dem Hinteren Gastzimmer. Die Kl. bediente nur vorn in der Gaststube einige Gäste und unter hielt sich mit diesen kurze Zeit. Diese Gelegen heit hatte der Fremde zu einem Einbrüche be nutzt. Er war aus dem Zimmer verschwunden und wurde von dem Mädchen in ihrer ver schlossen gewesenen Schlafkammer betroffen, wo er sich an einer Kommode zu schaffen machte. Die Kl. sagte ihm sofort, er habe doch gestohlen und er solle das Gestohlene sogleich wieder herausgeden. Hierauf gab ihr der Fremde einen Geldbetrag von 3,73 Mk., ein leeres Portemonnaie und einen Revolver heraus' Die Kl-, welche nicht wußte, was in der Kommode für Sachen gelegen hatten, war da mit zufrieden und wies den Fremden aus den Lokal. Da ihr die Sache unheimlich wurde, wollte sie rasch eine Bekannte herbeirufen. Als sie wieder zurückkam, war der Fremde verschwunden. Es stellte sich heraus, daß er einen Geldbetrag von ungefähr 400 Mk. hatte mitgehen heißen. Riesa. Der .Wasserspiegel der Elbe ist eit Montag weiter um 8 Zentimeter gefallen. Heutiger Wasserstand am hiesigen Elbbrückcn- pegel: 128 Zentimeter unter Null. Gegen über dem Elbkai, am Promnitzer Ufer, ragen aus dem Flußbett der Elbe bereits längere Landstreifen hervor, auf denen der sogenannte Hungerstein liegt. Gröba. Durch einen ttefbedauerlichen Un- all kam am Mittwoch das achtjährige Töchterchrn des Malers Wartenberg hier ums Leben. Das Kind fiel auf der Strehlaer Straße von einem auf der Heimfahrt vom Felde begriffenen Rittergutsgeschirr, auf dem es mit anderen Leuten saß, und kam so unglücklich unter den Wagen zu liegen, daß ihm ein Hinterrad über die Brust ging. Das Kind war sofort tot. Leipzig. In dem Hause Merseburger Straße 39 in L-Lindenau spielte sich ein aufregender Vorfall ab. Der dort in der 4. Etage wohnhafte, geistig nicht ganz normale 45 Jahre alte Eisenhobler Friedrich Hofmann aus Eisfeld hantierte mit einem großen Messer und dann mit einem Revolver herum, wobei er seine Frau bedrohte, er wolle sie ums Leben bringen. Als Hofmann schließlich einen Schuß abgab, wurde polizeiliche Hilfe herbeigeholt. Hofmann bedrohte aber auch die Beamten mit dem Revolver. Er wurde indes bald über wältigt und nach dem Polizeiamt übergeführt, wo der gefährliche Mensch in Verwahrung ge nommen wurde. Püchau. In der Nacht vom 10. zum 11. August gegen I Uhr wurde der Handels mann Julich von hier, der Obst nach Leipzig gefahren hatte, im Machernschen Holz« zwischen Machern und Püchau von zwei Strolchen über fallen. Während der eine dem Pferde in die Zügel fiel, ging der andere auf Julich los und er hieb mit einem schweren Gegenstände nach seinem Kopse. Glücklicherweise ging ein Hieb ganz fehl, während der andere ihu nur streifte Julich behielt jedoch so viel Geistesgegenwart, daß er schnell vom Wagen sprang, eine an diesem mitgeführte Axt ergriff nnd mit einem wuchtigen Schlage damit nach dem Kopfe des Angreifers schlug, woraus dieser zusammenbrach Der andere Strolch, der noch vorn beim Pferde war, ergriff die Flucht in den Wald- Julich gibt an, seinen Angreifer nicht auf den Kopf, sondern nur auf die Schulter getroffen zu haben. Hierauf sei er wieder auf den Wagen gesprungen und so schnell es ging davongefahren. Zwickau. Am Dienstag nachmittag 3*/,Uhr ging in der Altenburger Straße das Geschirr ein-s Bauerngutsbesitzers durch. Dem dahin rasenden Gefährt begegnete ein 18 jähriger Rad fahrer. Die Deichsel ging durch das Rad- Der Radler wurde niedergeschleudert und erlitt einen Knöchelbruch und starke Quetschungen. Auch der Besitzers des Gefährts wurde ab geschleudert. gegen 200 Meter geschleift und erlitt bedeutende Kopfwunden. Werdau. Der sozialdemokratische Agitator Alfred Hentsche ist seit einigen Tagen unter Mitnahme von ca. 800 Mk. einkassierter Gelder spurlos verschwunden. Die Annahme, daß er sich eventuell das Leben genommen naben könne, ist nach den erfolgten Er örterungen bis jetzt unbegründet. — Auf dem Schützenplatze verursachten einige Knaben einen Budenbrand, indem sie mit brennenden Streichhölzern hantierten, um Geld oder sonstige Gegenstände zu suchen. Um ein Weitergreifen des Feuers zu verhüten, mußte eine anstehende Bretterbude niedergelegt werden. Reichenbach i. V. Am Dienstag hat sich ein LjährigeS Kind verbrüht, indem es in die mit heißem Wasser gefüllte Wanne stürzte, während die Mutter den Platz nur für einen Augenblick verlassen hatte, um kaltes Wasser herzuzuholen. Das Kind ist bald nachher unter entsetzlichen Oualen verschieden. Plauen i. V. Das schwere Verbrechen, daß der Mordbrenner Thoß am 24. März verübte, bleibt ungesühnt, Der Mörder wurde am Mittwoch aus dem Zuchthause Waldheim wo er zur Beobachtung seines Geisteszustandes untergebracht war, wieder entlassen und nach fier gebracht. Er ist als geistig unzurechnungs- ähig erklärt worden und soll demnächst in einer staatlichen Irrenanstalt eingeliefert worden. Thoß hatte am 24. März seine Frau ermordet, die Wohnung in Brand gesteckt und durch seine tolle Schießerei — er feuerte gegen 150 Kugeln ab — die Bevölkerung in große Erregung versetzt. Zwenkau. In unmittelbarer Nähe von Pulgar wurde von einem von Borna kommenden Radfahrer ein Sittlichkeitsverbrechen an einem elfjährigen hiesigen Mädchen zu verüben °ge- acht. Da in nicht allzuweiter Ferne Leute auf den Feldern arbeiteten und auch durch ein anderes Mädchen sofort im Dorfe nach Hilfe gerufen wurde, ließ der Unhold von seinem Opfer ab. Obwohl sich sofort Radfahrer zur Verfolgung aufmachten, gelang es dem Ver- rrecher zu entkommen. Die bisherigen Recherchen blieben erfolglos. Mylau. Wegelagerer machen z. Zt. die Mylau-Netzschkauer Gegend unsicher. Erst fielen zwei Strolche den Steinmetzmeister Harzsch aus Reichenbach an und verwundeten ihn stark im Gesicht, dann verfolgte ein anderer Kerl mit einem schwarzen Bart einen Knaben aus Klein- gera, der für die Kleingeraer Rittergutsherrschaft 400 Mark bares Geld aus Netzschkau über brachte. In ernsterem Falle vermochte sich der Angegriffene der Strolche zu erwehren, im zweiten Falle wurde der Kerl von einem des Weges kommenden Kutschgeschirr noch zur rechten Zeit vertrieben. Adorf. Für die Orte, die wenig Aussicht haben, eine Lokalbahnlinie ist der Motorwagen- Verkehr für die nächsten Jahrzehnte die günstigste Verkehrsverbindung. So habe nun auch das bayrische Pfarrdorf Conradsreuth jetzt eine staatliche Motorwagenverbindung erhalten. Die bayrische Generaldirektion hat die Kosten auf 50000 Mark festgesetzt. Diese Summe ist mit 10 Prozent zu amortisieren und mit vier Prozent zu verzinsen. Die GemeindeConradsreuth hat hierbei 5000 Mk, die Stadt Hof 15 000M!. Garantie übernommen. Den Rest sollen die daran interessierten Nachbargemeinden aufbringen Sonntags ist eine sechsmalige, Werktags eine viermalige Verbindung vorgesehen. Frankenberg. An einem Gartenzaun unweit der Naumannschen Ziegelei wurde der lm Chemnitzer Werkstätterbahnhof beschäftigt gewesene Magazinarbeiter Kästner aus Auer- walde erhängt aufgefunden, Freiberg. Einer Dresdner Verkäuferin fielen mit anderen, unter bestimmter Chiffre postlagernd erwarteten Briefen zwei mit gleicher Chiffre und dem Wiener Poststempel versehene Briefe in die Hände — ohne Unterschrift —, aus deren Inhalt gefolgert werden konnte daß der Absender wegen eines Vergehens flüchtig sein müsse und sich in Wien verborgen hält. Die findige Dresdner Verkäuferin verständigte schleunigst die Dresdner Polizei, diese wiederum die Freiberger Staatsanwaltschaft und von dort aus wurden die Recherchen in Wien per Draht in die Wege geleitet. Des andern Tages schon, nämlich am Freitag, wurde der Briefschreiber, wie vermutet, in der Person des von Freiberg aus wegen Sittlichkeitsverbrechen verfolgten Lehrers Nickol in der Nähe des Hauptpostamtes in Wien angetroffen und ver haftet. i