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Wkihmtz-Zkitmz tz. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde Nr. 88 Dienstag, den 28. Juli 1885 51. Jahrgang. .4- § Die Deutschen im Auslände. Bei den mehr und mehr wachsenden Bestrebungen, dem deutschen Namen, der deutschen Kultur und dem deutschen Handel im Auslande Bedeutung zu ver schaffen, ist es interessant zu wissen, wieviel Deutsche im Auslande leben und wie sie sich auf die einzelnen Länder vertheilen. Wir betonen dabei ausdrücklich, daß es sich bei dieser Zusammenstellung nicht etwa um alle Elemente deutschen Ursprungs und deutschen Wesens handelt, wie solche zu Millionen in Oesterreich- Ungarn, der Schweiz und Amerika leben, sondern in unserer Uebersicht reden wir nur von denjenigen Deutschen im Auslande, die Bürger und Angehörige des deutschen Reichs sind. Diese Reichsbürger im Auslande haben ja quch allein für das Mutterland eine politische und volkswirthschaftliche Bedeutung und können tatsächlich als die Pioniere des Deutschtums im Auslande angesehen werden. Jnsgesammt leben Angehörige des deutschen Reiches im Auslande gegen 3 Millionen, von denen sich allerdings der über wiegende Theil, nämlich gegen 2 Millionen, in den Vereinigten Staaten befinden, die dort auch den Ge setzen des Landes entsprechend meistenteils das amerikanische Bürgerrecht erworben haben, aber ohne das deutsche ausgegeben zu haben. Deutsche und Deutschamerikaner befinden sich gegen I I Millionen in den Vereinigten Staaten. Ferner leben in Oester reich 98000 deutsche Neichsbürger (Deutschösterreicher giebt es 8 Millionen) in Ungarn 4400, in der Schweiz 95260, in England ungefähr 40000 und fast eben soviel in Holland, Belgien und Dänemark. Bemerkens wert ist, daß in Frankreich, zumal in Paris, Lyon, Marseille rc., 82000 deutsche Reichsbürger wohnen, also trotz des letzten deutsch-französischen Krieges die Deutschen sich in Frankreich wieder eine Stelle erobert haben. In Rußland leben ebenfalls sehr viele Deutsche, iwch fehlen hierüber genaue Angaben. Kleine Kolonien deutscher Neichsangehöriger giebt es ferner auch in Italien, Spanien, Portugal, der Türkei und Griechen land. Von den amerikanischen Ländern ist noch zu erwähnen, daß sich dort in allen Staaten Deutsche befinden und in Südamerika Brasilien gegen 45000 Neichsangehöcige aufzuweisen hat. Nur spärlich kommen die Deutschen in den afrikanischen und «statischen Staaten vor, doch fängt in Südafrika, zu mal in Kapland, das deutsche Element a», eine Rolle zu spielen. Endlich ist in neuerer Zeit Australien ein bevorzugtes Ziel der deutschen Auswanderer geworden. Es sind dort bereits 42129 Deutsche angesiedelt und steht zu erwarten, daß unsere Gebietserwerbungen in der Südsee diese Zahl bald wesentlich vermehren werden. Im vergangenen Jahr hat allerdings die Auswanderung nach Australien vorübergehend abge nommen von 2104 auf 660 Personen, was theils den ungünstigen wirthschaftlichen Verhältnissen in jenem Lande, theils der allgemeinen Abnahme der Aus wanderung zuzuschreiben ist. Zweifellos wird man aber aus dieser Zusammenstellung erkennen, daß dem Deutschthum eine Unternehmungs- und Ausbreitungs lust innewohnt, wie solche von keiner anderen Natio nalität übertroffen wird. Ist es da nicht die That mncr weitblickenden, staatsmännischen Politik, das nach dem Auslande strebende Deutschthum durch eigene Kolonialunternehmungen des Mutterlandes in einer engeren Verbindung mit demselben zu erhalten? — Manche Zweifler meinen zwar, es sei damit zu spät. Für den unternehmenden und vorwärts strebenden deutschen Geist kann es aber nicht zu spät sein. mit dem Brenner Köhler und den Angehörigen des Letzteren gelöscht worden. Spritzen sind am Brand ort nicht erschienen, wie überhaupt der Brand selbst in der Umgebung gar nicht weiter wahrgenommen worden ist. — Die Geucke-Wagner'schen Extrazüge in die Alpen bewähren ihre alte Anziehungskraft und Be liebtheit; die Betheiligung an den am 18. Juli statt gefundenen Fahrten war wiederum eine überaus zahl reiche und allgemein wird deren exakte Durchführung unter persönlicher Leitung der Unternehmer gerühmt. Die letzte diesjährige Extrafahrt findet am 15. Aug. statt. An diesem Tage beginnt der zweite Turnus der Gerichtsferien und werden an dieser günstigen Neisegelegenheit nicht nur viele Gerichtsbeamtete, son dern auch Landwirthe, die mit der Ernte fertig sind, sowie Geschäftsleute theilnehmen, welche erst jetzt Zeit zu einer Erholung und vergnüglichen Alpenreise finden. — Bekanntlich tritt eine seltene Anomalie für die Bestimmung des Oster-Termins im nächsten Jahre zu Tage. Die Festsetzung des ersten Osterfestes findet nach der Bestimmung statt, daß hierzu allemal der Sonntag nach dem ersten Vollmond des Frühlings ge wählt wird. Dieser Sonntag kann nur zwischen dem 21. resp. 20. März incl. und 25. April incl., als allerletztes Datum, fallen. Der erste Fall, 21. März, hat schon, wenn auch nicht ost, so doch mehrere Male seit Christi Geburt, der zweite, 25. April, bis jetzt noch nie stattgefunden. Im nächsten Jahre finden sich alle Momente ein, um den 1. Osterfeiertag auf das letzte Datum hinauszuschieben. Der Frühlingsanfang wird am Sonnabend, den 20. März eintreten, nachdem wenige Minuten vorher der Vollmond stattgefunden hat. Würde das Letztere eine kurze Zeit später ein treten, dann hätten wir.wieder am 21. März Ostern. Nun müssen wir aber in Folge dessen noch volle 5 Wochen auf Ostern warten, denn der nächste Voll mond trifft auch wieder so ungünstig ein, daß er erst kurz nach Mitternacht des Sonnabends, den 17. April, also schon am Sonntag, den 18. April stattfindet. In Folge dessen haben wir erst am nächsten Sonntag, den 25. April Ostern. — Obiges Factum ist aus allen schon erschienenen Kalendern zu ersehen und war auch schon im Anfänge der 50er Jahre in den Zeitungen zu lesen. Da aber seitdem ein Menschenalter ver flossen und wir beinahe an der Schwelle dieses Ereig nisses stehen, so möchten wir nochmals darauf auf merksam machen. Eines ist noch zu bemerken. Der S. Johannestag, 24. Juni, wird gleichzeitig Frohn- leichnamstag sein. Also 2 große Feiertage der katho lischen Kirche werden an einem Tage stattfinden, was natürlich auch noch nicht dagewesen ist. Daß wir nach einer alten Prophezeiung nächstes Jahr den Welt untergang zu erwarten haben, ist bekannt; doch wird wohl Niemand vorläufig sich damit bange machen lassen. Potschappel. Am vergangenen Donnerstag ver starb hier der Kantor einer. John im 94. Lebens jahre, der wohl einer der ältesten Lehrer Sachsens ge wesen sein dürfte. Viele Bewohner der hiesigen Gegend werden sich des ehrwürdigen alten Herren mit seinem stattlichen, schneeweißen Vollbarte entsinnen, da derselbe öfters nach Dresden und zurück fuhr. Dresden. König Albert ist auf seiner Reise durch das Erzgebirge am 25. Juli überall auf das Herzlichste empfangen worden und hat er in allen be suchten Ortschaften auf das Eingehendste Einsicht in bedeutende Fabriken und Staatseinrichtungen ge nommen. Der Empfang in Chemnitz am Abend, an dem sich viele Schützen betheiligten, war großartig; das Wetter war den ganzen Tag über nichts weniger als günstig. — Das diesjährige Albertfcst im Großen Garten wird am Sonntag, den 16. August, abgehalten werden. — Hier hat sich ein Komitee gebildet, das Ver ¬ anstaltung eines stattlichen Kirchenzuges (Schützen, Feuerwehr, Turner mit Fahnen und Musikkorps, Gemeinderaths- und Gemeindeglieder), der sich um 2 Uhr vom Müglitzthale nach der Kirche bewegte, seine Theilnahme an der Feier bekundet. Auch die Kirche war schön geschmückt und der Kirchenchor trug unter Leitung des Herrn Kantor Müller eine frische Motette vor. Die Festpredigt hielt Herr Diakonus Schuch-Leipzig. Nach Apostel-Geschichte 4, 8—13 führte der für das Gustav-Adolf-Werk begeisterte Redner aus: Der Name Jesu Christi — der Grund aller Freudigkeit, die da lebt im Gustav-Adolf- Verein; der Grund aller Dankesfreude, Bekenntniß- freuds, Hoffnungsfreude. Um 5 Uhr schloß sich an die kirchliche Feier die berathende und beschlußfassende Versammlung im Gasthof zu Stadt Dresden, der wir allerdings einen zahlreicheren Besuch gewünscht hätten. Nach Gebet und Ansprache des Vereinsvorsitzenden, Herrn Pastor Hoffmann-Reinhardtsgrimma, in welcher er der Feststadt Glashütte den Dank des Vereins für das freundliche Entgegenkommen, dem Festredner für seine köstliche Gabe aussprach und die Bestrebungen des Vereins als bekenntnißtreue und selbstlose dar stellte, hielt Herr Schuldirektor Engelmaiin-Dippoldis- walde einen Vortrag, worin er ein Bild von der Ent stehung und bisherigen gesegneten Wirksamkeit des Vereins in großen Zügen entrollte und den er mit einem Gedichte von Gerok, „Der Schwede hat's gethan", das den Hauptinhalt des Vortrags in poetischer Form wiederholte, schloß. Auch ihm wurde der Dank der Versammlung zu Theil. — An Stelle des durch Krank heit am Erscheinen verhinderten Herrn Pastor Caspari- Höckendorf erstattete nun der Vorsitzende Bericht über die gehabte Einnahme (48 Ortschaften 463 Mk. 42 Pf.) und machte im Namen des Vorstandes Vorschläge zu deren Verwendung. Nach denselben, die sämmtlich von der Versammlung angenommen wurden, soll die Summe von 462 Mk. zur Vertheilung kommen, 1 Mk. 42 Pf. aber in Kaffe behalten werden. Von obiger Summe soll bas 1. Drittel (154 Mk.) der Gemeinde Jrmonitz in Böhmen zugebilligt, für das 2. Drittel sollen beim Hauptverein die österreichischen Schulen empfohlen, und das 3. Drittel dem Hauptverein zu sofortiger Verwendung übergeben werden. Die Kirchen kollekte, an 26 Mk. 27 Pf., die sich später noch auf 30 Mk. erhöhte, wurde zur „Liebesgabe" bestimmt. Zu Abgeordneten zu der am 12. und 13. August in Lockwitz stattfindenden Versammlung des Hauptoereins Dresden wurden gewählt die Herren Diakonatsvikar Keil - Dippoldiswalde, Aktuar Kindermann - Dippoldis walde, Bürgermeister Kühnel-Glashütte, und nahmen die Genannten die Wahl an. — Schließlich schritt man zur Neuwahl des Vorstandes, der nunmehr be stehen soll aus den Herren Pastor Caspari-Höckendorf, Schuldirektor Engelmann-Dippoldiswalde, Pastor Helm- Bärenstein, Pastor Hoffmann-Reinhardtsgrimma, Buch druckereibesitzer Jehne son., Aktuar Kindermann, Seifen siedermeister Lommatzsch-Dippoldiswalde,PastorMärkel- Neichstädt, Bürgermeister Voigt-Dippoldiswalde. Dippoldiswalde. Wie wir hören, wird Herr Brandversicherungs-Jnspektor Groh die hiesige Stadt am 1. September verlassen, um in gleicher Eigenschaft nach Oelsnitz i. V. zu gehen. — Am 23. Juli, Nachmittags in der fünften Stunde, ist das Dach des zu Niedersrauendorf ge hörigen, aber abseits vom letzteren Orte gelegenen und völlig isolirt stehenden Ziegelbrennofengebäudes in Brand gerathen und total zerstört worden. Der Besitzer, Oekonom Karl Friedrich Peschel in Elend, sowie der das Haus bewohnende Ziegelbrenner Karl Traugott Köhler aus Somsdorf, sind zur gedachten Zeit mit Brennen von Ziegeln beschäftigt gewesen und hat sich zweifellos infolge der hierbei entwickelnden Gluth das Dach selbst entzündet. Das Feuer ist recht zeitig durch den vorgenannten Peschel in Gemeinschaft «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 27. Juli. Gestern fand das Jahresfest des Dippoldiswaldaer Zweigvereins des evangelischen Vereins der Gustav-Adolf-Stiftung in Glashütte statt. Das freundliche Städtchen.hatte durch Flaggen- und Kränzeschmuck, sowie durch Ver Amtsblatt für die Königliche Amishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage de» Blattes ein« sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder derm Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag.— Einae- sandt, im redaktionell«» Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Die „Weißerltz.Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — «reis »ierteljiihrlich 1 M. Sb Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« 10 Pfg. - All« Postan stalten, Postboten, sowie Vie Agenten nehm«» Be stellungen an.