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Hlos Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaeteur: I. G. Hartmann. "M/M Erscheint mit Ausnahme der Sonn, — , - - ./VS täglich * **) b»d- und ist Dienstag, den 2». November. E/V» durch alle Poftanstalt»» zu beziehen. " Preis für das Vierteljahr Thaler. Insertions-Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschen. 18SS. Amtlicher Theil. DreSde«, 2t. November. Se. Majestät der König haben die, westen überkommen,« DienstunoermögenS, erbetene Ent- lassung de« Hauptmann« von Schulz, vom 6. Infanterie- Lakaillo«, mit der gesetzlichen Pension und ver Erlaubniß die Armee-Uniform zu tragen, allergnädigst zu bewilligen, sowie die Oberleutnant« Raabe, vom t. Infanterie-Ba taillon, und von Zezschwitz, Adjutant im 4. Jäger-Ba- taillon, zu Hauptleuten, und den Leutnant von Wolf, vom 1. Jäger-Bataillon, zum Oberleutnant zu befördern geruhet. DreSder», 26. November. Der bisherige ordentliche Professor der Theologie und erste Univeesitätsprediqer an der Universität zu Leipzig, Eonsistorialrath vr. Karl Theodor Albert Liebner, ist zum Oberhvfprediger an der evange lischen Hofkirche in Dresden, zum geheimen Kirchenrathe im Ministerio de« Cultus und öffentlichen Unterrichts und zum Vic,Präsidenten im evangelischen La, deSconsistorio er- ernannt worden. Nichtamtlicher Lheil. Uebersicht. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten au« Pari«. — Dresden: Vom königlichen Hofe. StaatS- minister vr. AschinSky wiederherg,stellt- — Wien: Ritter v. Hülsrmann zum Ministerresidenten in Washington ernannt. ' Die Anwesenheit de« Grafen Eoronini. Eng lische Pferdeankäuse. vr. Dietl nach Warschau berufen. — Berlin: Die Gerücht, über Preußen« Vermittelung in der KriegSfraqe. Keine Veränderung in der BundeS- p»6Nk. Der ^König wird dir Kammern in Person «r- eröffnen- Abreise de« Großherzogs von Hessen. Nor- malgewicht für Goldmünzen. Graf Münster wird au« St. Petersburg erwartet. Eine Diebesbande. — München: Verbot fremden Papiergelde«.—Weimar: AuS der letzten Geschwornensitzung. — Altenburg: Der Gesetzentwurf gegen die Güterzerschlagung.— Meinin gen: Die Ainsengarantie der Werrabahn genehmigt. — Pari«: Ankunft und Empfang des König« von Sar dinien. Die Erziehungsanstalten der Ehrenlegion unter den Schutz der Kaiserin gestellt. Graf Molä -j-. Ver mischte«. — Brüssel: Herzog von Aumale und Prinz Joinville durchgereist. — Turin: Finanzielles.— Lon don: Vorstellungen. Der König von Sardinien erwartet. Ardeitereinstellungen zu Manchester. Der Abvertiser gegen eine Alienbill. — St. Petersburg: Vermischtes. — Au« der Krim: Die Sachlage bei S'bastopol. Bau ten der Alliirten. Ein Handstreich de« General« d'Allon- ville. Admiral Bruat. — Konstantinopel: Vermischtes. Local- und Provinzialangelegenheiten Dresden: Ausstellungen zu milden Zwecken. Bevorstehend, Ein weihung der neuen katholischen Kirche. UnglückSfälle. Feuilleton. Inserate. Lagetkalender. Börsennachrichten. Tagesgeschichte. Telegraphisch« Nachrichten. Paris, Montag, 2V. November *) Der „Moniteur" meldet, daß der König von Sardinien gestern, am Sonn tage, in der Kapelle der Tuilerien der Messe bei gewohnt und darauf die sardinische Gesandtschaft und das gesammte diplomatische CorpS empfangen hat. Um 3 Uhr verfugte sich der Kaiser mit dem Könige nach dem Jndustriepalaste, um dem daselbst veranstal- teten großen Concerte beizuwohnen. Am Dienstage wird aus dem Marsfelde eine Heerschau abgehalten werden. Die „Patrie" schreibt: Die Geistlichkeit bereitete dem Könige von Sardinien allenthalben einen war men Empfang. Der päbstliche Nuntius verschob die Weihe und Einführung des zu dem neuerrichteten Biöthum Laval ernannten Bischofs, um dem Könige von Sardinien das diplomatische Corps vorsteüen zu können. *) Eingegangen Vormittags Uhr. Paris, Montag, 26. November"). Admiral Bruat ist auf dem Heimwege während der Ueberfahrt von Konstantinopel nach Tonlon gestorben. Die „Patrie" steht mit ihrer Ankündigung, daß der päpstliche Nuntius das diplomatische CorpS dem Könige von Sardinien vorgestellt habe, allem; die andern Zeitungen sprechen nicht davon. **) Eingegangen Rachmittag« HA Nhr. »t DreSde«, 26. November. Se. Königliche Hoheit der Kronprinz hat sich heute Marge» nach Oschatz begehen, um der im Wermsdorfer Revier statlffndenden großen Jagd beizu wohnen. Die Rückkehr Sr- Königlichen Hoheit wird zum 28. b. M. erwartet. — Wie va« „Leipziger Lastbdlatt" berichtet, ist Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Amalie am 24. November von früh II bis Abends 9 Uhr außer Bett gewesen. Höchst- dieselbe hat sich mehrere Male Bewegung in dem bisher bewohnten Zimmer gemacht und dabei verschiedene Gegen stände kurze Zeit betrachtet. In der Nacht zum 25. Novbr- hat Jkre Königliche Hoheit 7 Stunden ungestört geschlafen. Die Enlzünvunq de« linken Auges nimmt allmählich ab; das allgemeine Befinden ist gut. — Es gereicht un« zur Freude, mittbeilen zu können, daß Se. Ercellenz der Herr StaalSminister vr. Aschinßky nunmehr vollständig wiederhergestellt ist. Derselbe Hal nicht allein die Leitung des Departements der Justiz wieder angetreten, sondern auch bereits an den letzten Beralhungen im k. Gesammlministerium Tbeil genommen. sWien, 24. November. Wie die „Wien. Ztg." meldet, ist der bisherige Geschäftsträger und LegationSrath Ritter v. Hülsemann zum k. k. Ministerresidenten bei den Ver einigten Staaten von Nordamerika und vr. Ferdinand Markwort zum Leqationssecretär bei der dortigen kaiser lichen Gesandtschaft ernannt worden. — (W Bl.) Die Anwesenheit des Herrn Feldmarschall- leutnantS Grafen v. Eoronini in Wien betraf zum Tbeil auch den Eisenbahnbau von Kronstadt nach Bukarest. So wohl Fürst Stirbey als auch die vornehmsten Bojaren ha ben sich bereit erklärt, die Bemühungen der Kronstädter Handelskammer zur Erbauung dieser Eisenbahn zu unter stützen, und ,« ist beantragt, daß der Bau von beiden Sei ten gleichzeitig beginnen könne. — Bon Seite England würde hier ein permanent,« Pferdeankaufsgeschäft etablirt, an welchem sich di, Offizi«« White, Witmann und Gab- dard betheiligen. Diese Herren bereisen abwechselnd Ungarn; die angekauften Pferd, werden in Pesth roncentrirt und re gelmäßig von 8 zu 8 Tagen nach dem Kriegsschauplatz« tran-portirt. Uebrr Winter hofft man eine beträchtliche Zahl von Pferden zu erhalten, die dann im Frühjahr ihrer Bestimmung zugeführt werden sollen. — Nach einer Mel dung au« Krakau vom 21. d. M. ist der Director der Klinik, Prof. Vr. Dietl, nach Warschau abgereist, wohin er zum Fürsten Pask,witsch berufen wurde. Vor einigen La gen war auch Professor Schönlein zu diesem Zweck« in Warschau Z Berlin, 25. November. Die Nachrichten au« Pa ri« über die Vermittelung, welche Preußen zwischen den krieg führenden Machten übernommen habe und ausübe, sind in ihrem Umfange nur mit großer Vorsicht aufzunehmen. Au« den Angaben der „Pr. Corr." (s. unten) ist überdies ersicht lich, daß der preußische Militärbevollmächtigte St. Peters burg während der Anwesenheit de« Kaiser« Alexander im südlichen Rußland gar nicht verlassen hat. Dieser Umstand ist nun freilich nicht so wichtig, daß nicht trotzdem Erörte rungen über den Frieden staltgefunden haben könnten. Sind sie vorhanden, so entziehen sie sich aber derart der Oeffeut- lichkeit, daß sonst unterrichtete Kreise hierüber nicht« Be stimmte« wissen. ES ist immer besser, die« offen zu er klären, al« mit allgemeinen Bemerkungen die Sache von sich abzuwrisen. — In der BunbeSlagspolitik ist nicht« Neue« hier bekannt geworden und die verschiedenen Anträge Oesterreich« in Betreff der Billigung der Politik der Do naufürst,nthümer entziehen sich einer sichern Beurtheilung. Daher steht auch die Ankunft d,S preußischen Gesandten aus München, de« Herrn v. Bockelberg, mit den politischer» Fragen in keiner Verbindung. Daß er der Uederbriager der politischen Nachrichten sein soll, die Herr v. d. Pfordten au« Pari« gebracht habe, ist die Meinung einer Zeitung, welche den schriftlichen Verkehr der Gesandten mit ihrer Regierung übersieht. Berit»», 25 November. Di« „N. Pr. Ztg." will wlssa«, daß Se. Majestät der König in allerdöchsteiqener Person die beiden Häuser de« Landtag« am 29. d. M., II Uhr eröffnen werde. — Se. königl. Hoheit der Großherzog von Hessen und bei Rhein ist nach Darmstadt abqereist.— Der Herr Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten hat, um vielseitigen Wünschen zu entsprechen, die königl. AichungScommission hier autorifirt, von denjenigen im Verkehr vorkommenden ausländischen Goldmünzen, de ren Schwer, in völlig unzweifelhafter Weis« gesetzlich fest gestellt ist, gestempelte Norrnalqewichte auSzugeben, welche, außer der Bezeichnung der Münze, mit der Angabe ihre« Sollg,wichie« in preußischen Assen, und zwar bi« auf zwei Decimalstellen genau, versehen sein müssen. — Die „Pr. C." schreibt: Eine Pariser Correspondenz der „Jndäp. beige" bringt sehr ausführliche Mittheilunqen über eine angebliche Mission de« Grafen Münster, diessei tigen MilitärbevoUmächligten in St. Peter«burg, nach Nt- kolajeff, und über die infolge dessen von Berlin au« in London und Pari« abgegebenen Erklärungen. Im Allge meinen verweisen wir in Betreff der wiederum in der Presse umlaufenden Gerücht, über preußische Vermittelung«»,rsrrche auf unsre früher» Mittheilungen. Zur Charakterisirung der erwähnten Eorresponbenznachricht der „Jndsp." wird die Bemerkung genügen, daß Graf Münster St. Peter«- Hoftheater. Sonntag, 25. Nov.: Loriolanu,. Historische« Trauerspiel in fünf Arten von Shakespeare. Nach der Schlegel« lieck'schen Uebersetzung von Karl Gutzkow bearbeitet. Ouvertüre von Beethoven. (Neu einstudirt.) Im Hinblick auf die Wahrheit, daß diese Tragödie zu den großartigsten und real vollendetsten gehört, die Shakespeare je geschaffen, und somit überhaupt ganz vorn in der ersten Reihe menschlicher Werke steht; ferner aber in Anbetracht der Er fahrung und Thatsache, daß „CoriolanuS" stets auf die ge wähltesten, wie weitesten Kreise de« Publicum« eine gewaltige Wirkung hervorbringt und da« Dresdner Theater außerdem im Stande Ist, eine Darstellung zu ermöglichen, die anderSwo ver geblich ihre« Gleichen sucht, möge unsre Direktion darauf streng halten, Im Laufe jede« Winter« diese« Werk in zweckmäßig ver- thkllten Pausen wenigsten« dreimal zur Aufführung zu bringen. So bedeutend auch für ein ernste« klassisches Stück diese Zahl erscheint, so wird doch der Erfolg beweisen, daß sie nicht zu groß nnd die Anziehungskraft der in Rede stehenden Tragödie für ein in seinem Geschmack gebildete« Auditorium unverwü- lich ist. Üeber da« Drama selbst in Bezug auf seine historische Ge stalt, seine poetische Fülle und Vollendung der Charakteristik hab« Ich mich schon oftmals ausgesprochen. Nicht minder über vir Darstellung. Herr Emil Devrient bewies gestern aus« Neue, welche unerschöpflichen Mittel Ihm zu Gebote stehen, den edeln, durch Ueberschwenglichkeit zur tragischen Schuld ge- führten Patririerstolz dieser markigen, nm mit den alten Schrift. Feuilleton. stellern zu reden, „sturmathmenden" Heldennatur un« vor die Seele zu führen. Neben der außerordentlichen Leistung de« Herrn Devrient forderten besonders die Darstellungen von Fräulein Berg und Herrn Quan ter zum lebendigsten Beifall auf. Die Erstere spielte die Bolumnia mit einer höchst beachitnSwerihen Reinheit und Klarheit de« Styl« und mit einer vorzüglichen Gewalt deklamatorischer Leidenschaft. ES ist schade, daß neben ihr da« kleine, genrebildliche Sprechen und Agiren von Fräulein Löhn al« Birgllia so sehr stört. Dasselbe muß ich von der Valeria de« Fräulein Michalesi sagen. Beide behandeln ihre Rollen unwillkürlich parodistisch. ES fehlt hier, wie fast immer bei so genannten Nebenpartien Shakespeare'«, an Kraft und poetischer Weihe der Intention. Im Ganzen sehr befriedigend, charaktervoll und klassisch in geistiger und äußerlicher Haltung war Herr Quan ter al» Meneniu« Agrippa. Seine Erzählung de« Märchen«, seine zärt liche Liebe und Bewunderung für Marriu« und sein von Humor und Witz beflügelter Patrikierhaß gegen die Plebejer und ihre Tribunen waren ganz im Sinne der Dichtung wiedrrgegeben nnd trefflich individualisirt und zur Einheit geführt. Auch finde Ich e« lobenSwerth, daß der Künstler bei seinem sehr gründlichen Sttilflum dieser Rolle nicht in dir herkömmliche Ansicht verfallen ist, Meneniu« müsse durchau« altrrschwach und gebrechlich sein. Man kann nach der gestrigen Aufführung diesem Charakter keinen bessern Vertreter wünschen. Schließlich sei noch da« tüchtige Spiel der Herren Porth und Winzer al« Sirinin« und Cominiu« erwähnt. Da« Hau« war überfüllt und vom wärmsten Antheil für Dichtung und Darstellung ergriffen. Otto Banck. Zweite- Theater. Da« am Sonnabend stattgehabte Gastspiel de« Komiker« Herrn Jakob Gädemann au« Hamburg, eine« Künstler«, der in der Tbeaterwelt nicht unbekannt ist, muß al« «ine erfreuliche Erheiterung begrüßt werden. Der Genannte trat in Angeltz'S „TestamentSklausel" vor einem zahlreich versammelten Publikum mit vielem Beifall auf und spielte in einer herkömmlich populären Auffassung-weise die Rolle de« Handelsjuden Levi mit einer un gewöhnlichen Virtuosität und genrebildlichen Abrundung. Bei der niedrig-komischen Zeichnung, die un« der Verfasser de« be kannten Stücke« gegeben hat, kann man den Naturali«mu« nicht gut weiter steigern, al« e« der Gast durch tausenderlei kleine, der Wirklichkeit sehr scharf «bgelauschte Züge und charakteristische Pointen that. Vorher wurde Raupach'S „Platzregen al« Ehe- procurator" gegeben und man muß in Bezug auf da« sichere und natürliche Einstudiren und da« Ensemble beider kleinen Stücke der Direktion de« „zweiten Theater«" vielen Fleiß und ein durch mehrere gewandte Mitglieder herbeigeführte« gute« Gelingen nachrühmen. Besonder» läßt sich die« von dem schon erwähnten Komiker Herrn Weira uch sagen, der in dem letzten Stücke den Soldaten Köck mit ansprechendem Humor und vieler Berliner Loralfärbung gab. Da« Publicum möge sich fortgesetzt da« leb hafte, chätige Bestreben de« „zweiten Theater«" e»pfohlen sein lassen. O. V.