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KHWnMHM TüMM 's Sonnabend, den 3. Februar 1906 56. Jahrgang Nr. 27. Hohenstein Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Kernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenvrand, Grüna, Mttelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. f. w Erscheint jeden Wochentag abrnds für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger vro Quartal Mk. 1^6 durch die Post Mk. 192 frei m's Hau». für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Hohenstein Ernstthal. Organ aller Genrernöe-Verwaltrrrrgen ösr rrrnlregenöen Ortschaften. WDM MM M MS nehmen anher der Expedition auch die Austräger auf MM M MM W^. dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- IM Expeditionen solche zu Originalpreisen. i üAWMM Kekauntmachnng. Sonnabend, den 3. d. M. Einnahme des 1. Termins Grundsteuer in der Semeindeexpedition. Hermsdorf, den 1. Februar 1906. Der Gemeindevorstand. Müller. schweren Heimsuchungen gnädiglich bewahrt und Mei-1 Wirtschaft mit Hoffnung in die Zukunft blicken nem Familienkreise ein neues Glied aus Erlauchtem könne, Sie glaube mit Recht, daß die abgeschlossenen Freibank: Perkauf van rahm Schweinefleisch: Pfund SS M Ans dem Anstande die Thronrede über die Mittelstandspolitik ganz schweige. Die Ausbildung von Lehrlingen dürfe nur dem erlaubt sein, der den Meistertitel führe. zusammen. Kirchbach. Den Vorsitz führte Generaldirektor v. Zum eisten Mal waren sämtliche Ge- Jndustrie Vorteil. Auch die Abhängigkeit deS kleinen Besitzers vom Kaufmann müsse bekämpft werden. Recht bedauerlich sei die Teuerung deS Schweinefleisches. Um die Teuerung zu beseitigen, müsse die Landwirtschaft mit dem Fleischer Hand in Hand arbeiten. Preisschwankungen würden sich beim Fleisch ebensowenig vermeiden lassen, wie beim Kaffee, Reis, Roggen usw. Zum Schluß sprach der Minister den Landwirtschaftskammern und der Zentrale für Viehverwertung seinen Dank aus. Beide Organisationen hätten für die landwirtschaft liche Verwaltung geleistet, was sie leisten konnten. mit von ohne und und der viel- mit Gegen Mißbräuche im Ausoerkaufswesen müsse Schutz geschaffen werden. Die Statistik über die Wirkung der Handwerker-Organisationen stehe noch immer aus. Gleichwie Gewerbcinspektoren müßten Handelsiuspektoren angestellt werden. Für Privat beamte, speziell auch die bei Rechtsanwälten, müßte gesorgt werden. Der Bergarbeirerschutz niüsse Sache des Reiches werden. Das Zentrum habe zum Grafen Posadowsky solches Vertrauen, daß es nicht gleich irgend eine Forderung zur weiteren Ausge staltung seines Ressorts ablehnen werde. (Beifall.) hat gestern in der D e p ut i e r t e n k a m m e r zu scharfen Auseinandersetzungen geführt. Ein Tele gramm aus Paris berichtet darüber: Allard (Sozialist) interpelliert über die Vorfälle bei der Aufnahme des Kircheninventars. Er wirft der Re gierung vor, daß sic die Beamten nicht gegen hinter listige Ueberfälle seitens des Klerus schütze. Man hätte die Trennung so vornehmen sollen, wie die Sozialisten es vorgeschlagen hätten, dann wären keine Zwischenfälle vorgekommen. Ec verlange, daß in den Kirchen, wo die Inventar-Aufnahme un durchführbar ist, die Kultusausübnng verboten wer den solle. Rouvier erwidert, die Inventar- Aufnahme werde mit allen der öffentlichen Gewalt zu Gebote stehenden Mitteln durchgeführt werden. Der religiöse Krieg sei nicht zu befürchten. Der radikale Sozialist Gomet erklärt, daß die Katho liken gegen die Beraubung Einspruch erheben sollten. Brand verteidigte das Trennungsgesetz und sagt, das letzte Wort werde der Republik bleiben. Quosnel von der Rechten ruft aus: Jetzt fließt Blut bei der Kirche der heiligen Clothilde. Sofort erhoben sich einige Mitglieder der Rechten und ver« getan, aus den Kundgebungen zu ersehen, welch herzlicher Teilnahme Mein Geburtstag allen patriotisch fühlenden Deutschen — Unterschied des Berufs, des Bekenntnisses der Parteistellung — gefeiert worden ist, daß neben den festlichen Veranstaltungen Behörden, Korporationen und Vereine sich deutschen Fürstenhause zugeführt hat. DHe freudi gen und dankbaren Empfindungen sind Mir auch in den Adressen, Zuschriften und Telegrammen ent gegengetreten, welche Mir an Meinem Geburtstage als Ausdruck treuer Glück- und Segenswünsche aus allen Orten und Kreisen des deutschen Vater landes wie von den über den ganzen Erdball ver breiteten Deutschen in reicher Fülle zugegangen sind. Es hat Meinem Herzen besonders wohl- Ans dem Uriche. Ein Erlaß des Kaisers. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht folgenden aß des Kaisers: Wiederum ist es Mir HandelSoettrÜ^ »u einer Besserung führen werden. Von der zunehmenden Kaufkraft der deutschen Landwirtschaft habe vor allem unsere ^üngcye werbekammern Sachsens vertreten. Ein Antrag, der die Frachtberechnung für gußeiserne Kanalisations gegenstände betraf, wurde zurückgezogen; seine Wie deraufnahme fand keine genügende Unterstützung. Für den Artikel Holzessig empfahl der Eisenbahnrat mit Mehrheit dem Spezialtarif 1 folgende Fassung zu geben: „Holzessig und technische Essigsäure von mehr oder weniger empyreumatischem Geruch und nicht über 51 Gewichtsprozente Essigsäure enthaltend und nur zu technischen Zwecken bestimmt und ver wendbar". Die Artikel Schwefelsäure und Abfall schwefelsäure niedriger zu tarifieren, wurde abfällig begutachtet. Fast einstimmig sprach sich der Eisen bahnrat gegen die Aufnahme von Bedingungen in den Tarif für die Entnahme stark stäubender Güter aus, befürwortete aber einstimmig die Bedingungen für leere Emballagen, in denen solche Güter verpackt Jedenfalls habe im Vorjahre trotz steigender wirt schaftlicher Konjunktur die Sozialpolitik ganz geruht. 95 Prozent der erwerbtätigen Bevölkerung habe nicht einmal 900 M. Einkommen. Seine Freunde ließen sich nicht mit Wassersuppen abspeisen, sondern verlangten eine ernsthafte Sozialpolitik. Die besten Gesetze könnten allerdings nichts helfen, wenn nicht ihre Durchführung gesichert werde. Bei Uebertretung der Albeiterschutzvorschriften verhängten die Gerichte gegen die Unternehmer nur ganz geringe Strafen. Was nütze da selbst eine ausreichende Gewerbein spektion. Und was solle man zu dem Verhalten der Staats- und Reichsbetriebe gegenüber den Arbeitern und deren Organisationen sagen? Die Die Nordostseekanalverwaltung halte es noch immer für richtig, ihren Arbeitern den Lohn nur aller vier Wochen auszuzahlen. Ganz unverantwortlich sei es, daß von der Zentralstelle aus sogar den Gewerbe inspektoren, von denen man nur Tatsachen berichtet haben wolle, verwehrt werde, in ihren Jahresberichten Vorschläge zu machen. Ueberdics sei in Preußen die Zahl dieser Aufsichtsbeamten noch immer unge nügend ; zur Sozialpolitik habe man aber in Preußen kein Geld. Abg. Pauli-Potsdam (kons.) bemängelt, daß von der ongekündigten Revision des Krankenver sicherungsgesetzes noch nichts zu bemerken sei. Not wendig sei eme fundamentale Umgestaltung des ganzen sozialen Versicherungswesens, namentlich zur Beseitigung der übermäßig hohen Verwaltunqskosten, die durch die bisherige Zersplitterung entstünden. Wenn bereits eine Witwen- und Waisenversichernng beabsichtigt sei, sollen die Kosten da auch wieder die Arbeitgeber, der Mittelstand, tragen? Wenn das geschehen sollte, dann könnten seine politischen Freunde jenes neue soziale Versicherungsgesetz nicht annehmen. Der Mittelstand dürfe nicht noch weiter belastet werden. Auch die Industrie sei sozialpolitisch so be lastet, daß, wenn das so fortgehe, unsere Ausfuhr nach dem Auslande in Frage gestellt werde. Den allgemeinen Befähigungs-Nachweis könne er, im Gegensatz zu seinem Standpunkte im Vorjahre, nicht mehr vertreten, denn er habe eingeschen, daß das Handwerk selber in seiner Mehrheit den allgemeinen Befähigungs-Nachweis nicht mehr fordere. Zu ver langen sei jedoch der obligatorische kleine Befähigungs- Nachweis, demzufolge nur Meister, die zur Führung des Meistertitels berechtigt seien, Lehrlinge halten dürfen. Redner bedauert, daß die Eisenbahnver waltungen nicht Teuerungszulagen gegeben hätten, wie dies schon viele Kommunen getan. Schluß der Sitzung 5^ Nhr. Weiterberatung: Sonnabend 1 Uhr. fach Gutsherren, Kaufleute und Industrielle ihren Angestellten und Arbeitern vereint haben, um meinen Ehrentag gemeinsam zu begehen. Ein sol cher Ausdruck des Gefühls der Zusammengehörigkeit aus Anlaß eines patriotischen Festtags berechtigt zu der zuversichtlichen Hoffnung, daßdas deut - Abg. Fischer-Berlin (Soz) erklärt den Opti mismus, den Trimborn mit seinen Anregungen be kundet, für ungerechtfertigt. Maßgebend lei daS Wort von der „gefüllten Kompottschüssel". Es sei zwar dementiert worden, bleibe aber doch bezeichnend. Der wirtschaftliche Aufschwung sei nur den besitzenden Klassen zu gute gekommen, nicht aber den Arbeitern. Früher habe der Abg. Hitze einmal gesagt: Bei niedergehender Konjunktur könne man keine Sozial politik machen! (Abg. Hitze: Das habe ich nicht gesagt!) Nun, dann war es Herr Trimborn! (Abg. Trimborn: Ich erst recht nicht! Große Heiterkeit.) werden. Zu der Frage der Frachtbercchnung für Tiere in mehrbödigen Wagen entschied sich die Ver sammlung für Aufrechterhaltung ihres bereits früher in dieser Angelegenheit abgegebenen Gutachtens. Mit dem 6-Uhr-Schluß der Fiachtgutannohmen war man gegen eine Stimme einverstanden, ersuchte aber gleichzeitig zu erwägen, ob etwa dabei für dringliche Güter bei einem angenommenen Aufgeld die An nahme bis 7 Uhr erfolgen könne. Zum Schluß wurde der Sommerfahrplan besprochen und Wahlen vorgenommen. Die diesjährige „große Landwirtschafts woche" in Berti« wurde gestern durch die Tagung des preußischen Länderökonomie-Kollegiums eingeleitet. Minister v. Podbielski brachte eine Reihe für die Landwirtschaft wichtiger Fragen zur Sprache. Der Staat gewähre, so führte der Minister aus, der Landwirtschaft erhöhten Schutz; dafür habe aber auch die Landwirtschaft die Pflicht, die Aufgaben ^u erfüllen, die der Staat an sie mit Recht teilen könne. Eine dieser Aufgaben sei die Er nährung der Bevölkerung mit Fleisch und Brot. Auch die Landwirte seien bereit alle die Maßregeln zu unterstützen, die dazu dienen sollen, die Preise so zu gestalten, daß auf sche Volk auch in ernster, Gott gebe, serner Zeit, in Einmütigkeit sich um seine Fürsten scharen und lediglich von den Interessen leiten lassen werde, die das Wohl und die Größe deS Vaterlandes erheischen. Um aber Allen, welche Mich durch freundliches Gedenken und treue Wünsche erfreut haben, Meinen herzlichen Dank zu erkennen zu geben, ersuche Ich Sie, diesen Erlaß alsbald zur öffentlichen Kenntnis zu bringen. Berlin, den 31. Januar 1906. Wilhelm, l. k. — An den Reichskanzler. Der sächsisch: Eisenbahnrat trat gestern zu seiner Wintersitzung in Dresden Deutscher Reichstag. Berlin, 1. Februar. Das Haus beginnt die zweite Lesung des Etats mit dem Spezioletat des Reichstags. Präsident Graf Balleftrem erwidert auf bezügliche Anregung, was die künstlerische Aus stattung des Reichstags anlange, so sei sie ja einer Kommission übertragen worden, was ihm außer ordentlich lieb sei; denn mit der künstlerischen Aus stattung gehe es wie mit der Restauration: „Dem einen schmeckt es, dem anderen nicht." (Heiterkeit.) Hierauf wird der Etat des Reichstags ge nehmigt. Es folgt der Etat des Reichsamts des Innern, Titel Staatssekretär. Abg. Trimborn (Zentr.): Der russisch- japanische Krieg und die nachfolgenden Vorgänge in Rußland haben gezeigt, daß gerade in Kriegs- zeiten nichts wichtiger sei als gesunde Verhältnisse im Innern. Zum para bellum gehört eine gute Sozialpolitik, und deshalb steht gerade der Staats sekretär des Reichsamts des Innern an Wichtigkeit mindestens gleich allen übrigen Staatssekretären, ja, man darf sagen: Graf im Bart, Ihr seid der Erste I (Stürmische Heiterkeit.) Wo bleibt die Gesetzes vorlage wegen der Berufsoereine? Unerläßlich ist ein Gesetz zum Schutze der Heimarbeit, ebenso un erläßlich die Ausdehnung der Krankenversicherung auf die landwirtschaftlichen Arbeiter und das Gesinde. Was macht ferner die Zusammenlegung der Versicherungsgesetze? Ist sie aus dem Status der Vorarbeiten schon heraus? Und wie steht eS mit dem zehnstündigen Arbeitstage für Arbeiterinnen? Auf diese Forderungen haben sich im vorigen Jahre mit Ausnahme der Konser vativen alle bürgerlichen Parteien in diesem Hause geeinigt. Wie ferner mit dem Arbeiterschutz? Mit der Sonntagsruhe in der Binnenschiffahrt sehe es noch immer trü^e aus. Wie stehe das Reichs amt des Innern zur Frage der Arbeitskammern? Der Arbeiter warte schon lange auf eine Standes- vertretung. Die rechtliche Seite der Tarifverträge müsse mehr gesichert werden, damit der Rücktritt nicht ohne weiteres freistehe. Befremdlich sei, daß Sächsischer Landtag. Dresden, 1. Februar. Die Zweite Kammer hielt heute eine Sitzung in der Dauer von 20 Minuten ab. Die ersten vier Punkte der Tagesordnung be trafen die Schlußberatung über verschiedene Kapitel des Rechenschaftsberichts. Ohne Debatte und einstimmig genehmigte die Kammer sämtliche Etat überschreitungen. Zum Schluß wurde die Wahl des Bürgermeisters Dr. Seetzen in Wurzen für gültig erklärt. Erlaß des Kaisers: Wiederum ist es Mir der einen Seite dem Landmann der Lohn für seine vergönnt gewesen, in ein neues Lebensjahr einzu- Arbeit werde, auf der anderen Seite eine lieber- ließen den Saal. Kammerpräsident Doumer treten, und voll innigen Dankes kann Ich auf das treibung der Preise vermieden werde. Von dem ermahnt die Kammer, die größte Ruhe zu bewahren verflossene Jahr zurückblicken, in welchem Gottes verflossenen Jahre könne man wohl sagen, daß es was für Gerüchte auch von außen kommen sollten' Güte Mein Haus und daS deutsche Vaterland vor ein gutes Jahr gewesen sei und daß unsere Land- Brand fordert die Regierung auf, mit Bedacht' Ueber die angebliche Erschießung eines englischen Arztes durch deutsche Soldaten kommt aus Kapstadt die Nachricht, das ein deutscher Soldat in Swakopmund ohne jede Veranlassung den kanadischen Arzt D o - naldson niedergeschossen habe, woraufandere deutsche Soldaten Donaldsons Leichnam mit Kugeln durchlöcherten. Der Leichnam soll darauf heimlich beiseite geschafft worden sei. Nach einer weiteren Kapstädter Meldung werde ferner in Swakopmund ein Engländer namens Hastings von den deut schen Behörden, ohne daß Anklage gegen ihn er- hoben sei, schon seit sieben Monaten gefangen gehalten. Hastings ist unseres Wissens ding fest gemacht, weil er mit den Eingeborenen gegen die Deutschen konspirierte. Was die Erschießung des Arztes anlangt, so wird sich die Sache wohl anders verhalten. Aus Kapstadt kommen ja fast mur Lügendepeschen. Ministerkrise in Italien. Im Lande der Leggeroni, das zur Zeit jeden Rekord in Ministerkrisen schlägt, da die hauptsäch lichste Beschäftigung der Herren Deputierten daS Ministerstürzen ist, ist abermals der Regierung der Stuhl vor die Türe gesetzt worden. Nach Schluß der Erörterung über die Erklärung des Ministerpräsidenten Fortis schritt gestern die Kammer zur Abstimmung über die von dem Deputierten Fiamberti eingebrachte Tagesordnung, welche lautete: Die Kammer billigt die Erklärung der Negierung und geht zur Tagesordnung über. Ministerpräsident Fortis erklärte, er lege dieser Erklärung den Charakter eines Vertrauensvotums bei. In der namentlichen Abstimmung wurde die Tages ordnung Fiambertis mit 221 gegen 188 Stimmen unter großer Bewegung des Hauses abgelehnt. — Schluß der Debatte: Ministerkrisis! Die Trennung von Staat und Kirche in Frankreich