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WMl und Amtsblatt der König!. Amtshauptinamlschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa — Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. 99 Dienstag, den 24. August 1886. 39. Jührg. Erscheint in Riesa wöchentlich dreimal: DienStaa, Donnerstag und Gcnnabend. — AbonncmcntSpreiS vierteljährlich l Mark 2b Pfg — Kettellungen nehmen alle «aiserl. Poüanfuitt» Poftdvien, die Erreditionen in Riesa und Gtreala i E Schön), sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche bei dem auSgebreitctcn Leserkreise eine wirksame Veröffentlichung finden, erdni n N-" uns dis Tags vorvcr Vormiltaa« 8 Uvr JnsertionSvreiS die dreigespaltene EorpuS-eile oder deren Raum lv Psg. «eü»^r— -- - - - ----- - - - die Kirchenvorstaudswahlen betreffend. Es ist bisher wahrzunehmcn gewesen, daß die Betheiligung bei den Kircheilvorstandswahlen eine sehr schwache gewesen ist. Da nun nach 8 17 der Kirchcnvorstaiids- und Synodalordnung vom 30. März 1868 im laufenden Jahre die regelmäßigen Erzänzungswahlen für die Kirchenvorstände wieder stattzufinden haben, so nimmt mit Rücksicht hierauf die unterzeichnete Königliche Kircheniuspection ihrerseits Veranlassung, die Mitglieder der ihr unterstehenden Kirchgemeinden auf die ihnen diesfalls obliegende kirchliche Verpflichtung hinzuwcisen und sie anzuzehen, durch zahlreiche Betheiligung an den Wahlen der Kirchenvorstände ihr Interesse an dem kirchlichen Leben und an den kirchlichen Aufgaben der Gemeinden zu bethätigen. Großenhain und Riesa, am 13. August 1886. Die Köuiftliche Kircheninspeetio». 881 L. von Wcissenbach. i. v. ?. Poetzsch. i. v. Ruckdeschel. O. AMigtr. Die am 18. December 1885 im Elbeblatt unter Nr. 151 erlassene und nicht allenthalben befolgte Bekanntmachung, nach welcher an dem Haupt zugange eines jeden Hauses oder Gebäudecomplexes die Nummer des Brandvcrsicherungs-Catasters auf eine sichtbare Weise anzubringen ist, wird hiermit in Erinnerung gebracht. Riesa, am 23. August 1886. Der Stadtrath. Sieger. Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 23. August 1886. — Am 20. dss. Mts. gab Herr Stabstrompeter Ott 0 Lin ke, der, wie bereits gemeldet, vom 1. October c. ob die Dircction der Regimentskapelle der Garnison in Oschatz übernimmt, mit dem Tromp.lercoips der hiesigen Garnison im Saale des Wettiner Hofes sein A bschiedsconzert. Leider entsprach der Besuch durchaus nicht den gehegten Erwartungen, was größlen- theils dem Umstande zuzuschreiben jein dürfte, daß am genannten Tage scwohl als auch kurz zuvor und kurz nachher das hiesige Publikum durch andere Fest lichkeiten vielfach in Ansp uch genommen war. Das Eonzert befriedigte, wie es von der gutgcschulten Kap.Ue und der vortrefflichen Dir.ct'on er watet werden konnte, voll und ganz. Wahrend d.ssilben wurde Herrn Stabstrompeter O. Linke als wohlver diente Anerkennung für seine, um die Hebung der Musik in hnsiger Stadt an den Tag gelegten Be strebungen aus d.r Mitte des Auditoriums ein Lorbeerkranz gespendet. Herr O. Linke darf mit dem Bewußtsein von Rusa scheiden, daß er mit seiner Kapelle dem hiesigen Publikum manche genußreiche Stunde bereitet hat, und daß s ine jederzeit rxact durcbgeführten Conzerte hier in guter Erinnerung bleiben werden. Möge ihn ein guter Stern nach seinem neuen Wirkungskreise Hingel.iten und möge es ihm gelingen, auch dort die Gunst des conzert- liebhabenden Publikums in gleichem Maße wie hier zu gewinnen. — Tas diesjährige zweite Schützenfest nahm gestern, nachdem ihm in üblicher W-ise am vorher- gehendrn Abende Zapfenstreich und am Morgen Reveille vorausgegangen waren, Mittags >/,3 Uhr mit dem Festzuge, der mehrere Straßen ter Stadt possirte und an dem sich diesmal zum ersten Male Vas der Schützen gesellschaft als corpo atives Mitglied beigetretene „ein- gctlridete Mafsen-Pelotou" des hiesig n Militärvereins bethrilizt harre, bei ausgezeichnetem Festwetter seinen Anfang. — B i der am Sonnabend vorgenommenen öfs nt- lichen Versteigerung des Grummetzrases im Stadtpark ist die ganz resp.ctable Summe von 236 Mark erzielt iro den. Tas giebt mit Hinzurech nung des Erlöses für Heugras im Betrage von 647 Mart in diesem Jahre einen Gesammterlös von 883 Mark aus der Grasnutzung im Stadtpark. Dieses Resultat ist um so erfreulicher, als der Berschönerungs- verein dadurch in den Stand gesetzt wird, für nächstes Mal wiederum eine größere Quote ter Cvlonnaden- bauschuld amortisiren zu können. Bis jetzt sind von der 5000 Mk. betragenden Schuld 1500 Mark getilgt worden, so daß dieselben also gegenwärtig noch 3500 Mark beträgt. Hoffentlich wird der Verschönerungs verein in der Lage sein, diese Schuld in wenigen Jahren abzustoßen, um alsdann an ein neues Project zur Verschönerung unserer lieben Elbstadt herantrelen zu können. —* Wer, namentlich unter unserer Jugend, wollte es in Abrede stellen, daß unter allen gymnastischen Hebungen der Tanz die gesuchteste und beliebteste ist. Keiner von den Musen wird der Tribut so gern und willig gezahlt, wie Terpfichoren, der leichtgeschürzten Muse der Tanzkunst, und wenn tie erklärten Jünger Jahns auch mit Vorliebe die edle Turncrei üben und pflegen, die junge Damenwelt giebt entschieden dem Tanze den Vorzug. Aber auch der Turner ist bei aller seiner Vorliebe für das Turnen dem Tanze nicht abhold; die enragirtesten Turner sind im Gegentheil jederzeit auch die flottesten Tänzer gewesen. Doch nicht blos die Jugend, auch das reifere Alter noch findet am Tanzen seine Freude und sein Plaisir. Wie electrisirt es die Damen, ohne Unterschied des Alters, wenn am Schlüsse des Cvncerts Webers „Aufforderung zum Tanze" oder ein Strauß'scher Walzer vom Orchester herab ertönt, und wie elegant und mit welcher Grazie versteht auch noch mancher „alte Knabe" seinen Zwei tritt oder seinen Walzer zu tanzen, wenn ihm der Tanz nur erst „in die Fuße" gefahren ist. Daß aber das tanzlustige und tanzgeübte Geschlecht nicht aus stirbt, dafür sorgen rieben der dem Menschen ang- borenen Passion für das Tanzen unsere Tanzmeister. In unse r n Riesa und d.ffen Umkreise ist es Herr Tanzlehrer Balke, der unermüdet und u verdrossen die Jugend jahraus jahrein, im Sommer wie im Winter, in der edlen Tanzkuifft ausbildet und darin immer recht hübsche Erfolge erzielt. E>st am Ver gangenen Freitag waren wir bei dein am Schluffe des Sommer-Ton,;cursus in dem geschmückten Saale des Kronprinzen abgchaltenen Scholaren-Ball Zeuge davon, wie eine neue Schaar jugendlicher Tänzer und Tänzerinnen ihre erste öffentliche P.obe in der erlern ten Kunst ab'.egte. Neben den bekanntesten und belieb testen Rundtänzen wurden Contre-, Lancier und Quadrille in durchaus ansprechender Weise aufgeführt, und wenn auch hie und da noch manche Unsicherheit in der Bewegung, wie das ja in der Natur der Sache liegt, bemerkt wurde, die nachfolgende Prex s wird der vorausgegangcnen Theorie zu Hilfe kommen und elwa noch vorhandene Unvollkommenheiten beseitigen. Den Höh< punkt des Abends bildete für die junge tanz- b.fl'ffene Schaar selbstredend der Cotillon und der gemeinschaftliche Kaff e. — Um die Weihnachtszeit wird Herr Balke in Riesa den Winter-TanzcursuS be ginnen, worauf wir Interessenten schon im Voraus aufmerksam machen wollen. — Aus mehreren Städten Sachsens war gestern ein' größere Anzahl Holz- und Steindildhauer hier a. wesend, um nm de» hiesigen Berufsgenoffen gesellig und collegialisch beisammen zu sein. — Bon Len in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bei der königlichen Altersrentenbank in Dresden (Altstadt, Landhausstr. 16, im Land haus) eingegangenen 3341 Einlagen entfallen auf Per sonen im Alter von 0 bis 15 Jahren 826, auf solche von 16 bis 55 Jahren 2221 und auf solche im Alter von über 55 Jahren 294 Stück. Bei Unterscheidung der einzelnen Altersklassen von 5 zu 5 Jahren stellt sich die Klasse vom 21. bis 25. Altersjahre mit 393 Ein lagen als stärkstbetheiligte dar. Dieses Srgebniß ist in wirthschaftlicher Hinsicht eine sehr erfreuliche Thutsache, denn es zeigt, daß sich die Ueberzeugung immer mehr Eingang verschafft, es sei am besten, gleich beim ersten Verdienst mit dem Sparen zu beginnen. Ist einmal der erste Schritt zum Rentenerwerb gethan worden, so wird auch in den weiteren Lebensjahren das Sparen fortgesetzt; daß dies bei der Altersrentenbank Bestätig ung findet, geht daraus hervor, daß als nächst hochbe theiligte Altersklasse diejenige vom 31. bis 35. Jahre (mit 338 Einlagen) erscheint. — Durch ihre Mini maleinlagen von 1 M., welche jederzeit sowohl unter Kapitalverzicht als auch mit Kapitalvorbehalt wiederholt werden können, giebt die königliche Alters- rentenbank auch den minderbemittelten Bevölkerungs kreisen Gelegenheit, die von ihr gebotenen Vortheile häufig zu benutzen. — Tie 3. Claffe der 110. königlich sächsischen Landes-Lotterie wird den 6. und 7. September 1886 gezogen. Die Erneuerung der Loose ist nach 8 5 der dem Plane zu dieser Lotterie angefügten allgemeinen Bestimmungen spätestens vor Ablauf des 28. August zu bewirken. -— Der Abschluß der sächsischen Saatsbahnen auf das Jahr 1885 weist abermals eine erfreuliche Steige rung des Erträgnisses auf. Während die Länge des Bahnnetzes Ende 1884 2182,92 Kilometer betrug und auf 2208,23 Kilometer im Jahre 1885 stieg, haben die Gesammteinnuhmen 67 772 961.36 M., d. i. 30856 M. pro Kilometer (1884: 66 536 742,65 M, d. i. 31445 M. pro Kilometer), die Gcsammtausgaben 39 462 617,25 M., d. i. >7967 M. pro Kilometer (1884: 39 412464 M., d. i. 18 626 M. pro Kilo meter), mithin 58,23 Proz. der Einuahmen (1884: 59,23 Proz ), und der Ucberschuß 28 310 344,11 M., d. i. 12 889 M. p 0 Kilometer (1884: 27124277,71 M., d. i. 12 819 M. p.o Kilomeie«) betragen. Die Verzinsung des mittleren Anlagekapitals b.trug 1885: 4,71 Prozent, 1884: 4,57 Prozent. — Der Verband Deutscher Handlungs- gehülfen (Leipzig) hat in seinem abgelaufenen Geschäfts jahre über 2500 Mitglieder auS allen Theilen Deutsch lands ausgenommen, so daß derselbe effektiv über 7000 Mitglieder zählt. Diese Mitgliederzahl vertheilt sich auf 98 Kreisvereine, von denen einzelne über Hunderte von Mitgliedern, der größte 512 Mit,.lieber zählt. Die Stellenvermittelung weist recht gure Resultate ' auf. Für Unterstützung d.i Stellenlosigkeit wurden