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Vien Lag. M 94. 30. November 1869. Z Weißeritz-Zeitung. M " Lmls- u» Amtine-Ila« der KSmglichm Bericht«-Ikmler n«d Stddlräthc z« Ki»v«ldi5w«ldk »«» /r«»e«steii. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tages geschieht?. Dippoldiswalde, den 29. November. Gestern wurde Herr Paul Irenäus Gersdorf, bisher Pre- digtamtscandidat und Mitglied des Predigercollegiums zu St. Pauli in Leipzig, durch Hrn. Sup. Opitz allhier ordinirt und in sein Amt als Diaconus in Dip poldiswalde eingewiesen. Nach 9 Uhr wurde der Ordinand durch die Jnspectionsmitglieder und den Kirchenvorstand der Parochie, sowie durch die zwei assistirenden Geistlichen * *), in feierlichem Zuge aus der Superintendur in die Kirche auf den festlich geschmückten Altarplatz geleitet, während die Orgel in mächtigen Klängen erbrauste. Nachdem Hr. Pastor Richter die üblichen Vorlesungen vollendet hatte, leitete Hr. Sup. Opitz die Ordinationshandlung, nach einer dankbaren Anerkennung der Thätigkeit unseres bisherigen treu verdienten Diaconus Mühlberg, durch eine Ansprache ein, in welcher er der Mahnung: „Siehe auf das Amt, das du empfangen hast" die Rathschläge hinzufügte: 1) Halte fest an dem wesentlichen Inhalte des Evangeliums; 2) werde immermehr eins damit; 3) gestalte dein Leben darnach; bei letzterem Rathe die Einheit des Denkens, Wollens und Handelns, die Lebenswahrheit betonend. Ergreifend war die Abend mahlsfeier des Ordinanden, welcher die eigentliche Ein segnung durch den Ephorus und die assistirenden Geist lichen folgte. — Hierauf hielt Hr. Diaconus Gersdorf seine Antrittspredigt über das Wort des sterbenden Jakob: „Herr, ich warte auf dein Heil!" Dasselbe auffassend 1) als den Ausdruck seiner eigenen Heils zuversicht, 2) als den Ausdruck der Heilsempfänglichkeit der Gemeinde. Die Predigt machte durch Klarheit der Gedanken und Wärme der Empfindung, sowie durch rhetorische Vollendung, nach allen Seiten den wohl- thuendsten Eindruck. Eine vom Gesangverein ausge führte Motette von Bernhard Klein: „Hoch thut euch auf, ihr Thore der Welt!" trug zur Erhöhung der Erbauung das Ihrige bei. — Nach beendigtem Gottes dienste fand Hr. Diaconus Gersdorf das Diaconat- gebäude mit Guirlanden freundlich geschmückt, wie ihn auch das Lehrercollegium der Stadtschule begrüßte und beglückwünschte. Abends brachte der Gesangverein in einem Ständchen seinen Willkommengruß dar. Möge der Eingang des neuen Seelsorgers, sowie sein ganzes Werk, für unsere Gemeinde von reichem Segen be gleitet sein! *) Herr Diaconus omsr. Mühlberg von hier und Herr Pastor vr. pbil. Richter aus Reichstädt. Dippoldiswalde. Ueber das Schicksal unserer, bei den Kammern eingereichten Eisenbahnpetition haben wir etwas Bestimmtes nicht erfahren"?können. Dagegen verlautet,. daß die von der Handelskammer niedergesetzte Deputation sich sehr günstig für unser Project ausgesprochen haben soll, und wollen wir nicht unterlassen, bei dieser Gelegenheit freudig und dankbar anzuerkennen, daß die Handels- und Gewerbekammer in ebenso umsichtiger als thätiger Weise für die Ver kehrs- und gewerblichen Interessen des Kammerbezirks eintritt. Wir hoffen, in der Lage zu sein, über unser Eisenbahnproject in einer der nächsten Nummern mehr und recht Erfreuliches berichten zu können. — Die Generalversammlung des Hänichen er Steinkohlenbau-Vereins am 27. ds. Mts. ist, ivie wir hören, in der kurzen Zeit einer halben Stunde und ohne Discuffion verlausen. Es gilt bekanntlich immer als ein gutes Zeichen, als Beweis der Zu friedenheit der Aktionäre mit der Verwaltung, wenn die Generalversammlung zu Ausstellungen gegen Ge schäftsbericht und Nechnungsablage keinen Anlaß findet. Man hofft, daß die schweren Jahre, welche der Verein durchzumachen gehabt hat, nun vorüber sind und im künftigen Jahre nach langer Pause wieder eine Di vidende für die Aktionäre ausfallen wird. Auf dem Rippiener Schachte ist kürzlich eine Kohlen-Sortirungs- und Wasch-Maschine zu dem Zwecke aufgestellt worden, die klaren Kohlen von unreinen Bestandtheilen, Bergen rc. zu befreien. Es ist bereits sehr lebhafte Nachfrage nach dergleichen sortirter und Wasch-Kohle, und ver spricht man sich ein großes Geschäft in diesem Artikel. * Frauenstein. Die hiesige Stadtkirche wird nach Beschluß der betreffenden Behörden aus der Stelle, welche sie jetzt einnahm, stehen bleiben und resp. neu erbaut werden und zwar umsomehr, weil einerseits die Umfassungsmauern des Kirchengebäudes sowohl, als die des Thurmes an demselben fast ganz gut geblieben sind und andrerseits aus Kostenersparniß, weil, wollte man dieselbe nach Entfernung der Rathhausruine ganz in der Mitte des Marktes errichten, durch die Abtra gung der Kirchenruine, das Grundgraben und die Auf führung der Mauern bis zu ihrer gegenwärtig brauch baren Höhe ein bedeutender Mehrkostenaufwand verur sacht würde, welchen man auf Kosten des ganz unbe deutend entfernten jetzigen Stantortes derselben vom Mittelpunkt des Marktes recht wohl ersparen kann. Es wird sich nur eine Abtragung am Thurme bis unter die Gallerte und höchstens eine solche von einigen Ellen der Mauer des Kirchgebäudes nöthig machen. ZuM Schutze gegen eindringende Nässe und Erhaltung des Mauerwerkes hat man dessen Abdeckung vorgenommen. Das Rathhaus, in welchem sich noch jetzt die RathS- expedition und mehrere andere gut erhalten gebliebene