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Borgefchriedene Er- , schriften »erden nach MS,lich- / KM K?. 0 Kint berück,lchtigt. «-t-j««»- «nnahinc bis oormittagr loUhr. — F2r die Süchtigkeit der dnnch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Slabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch »la«« -ing-zag-n werden mutz oder der Auftrag,eher in «onkurs gerät. Anzeigen nehmen auch alle Vermittlungsstellen ent^en. M« Eachsen-Zeitmiq enthält die amtliche« Bekanntmachunge« der AmtshauytmaanschM Meitze«, des Amtsgericht« ««d Stadtrats z« Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen «. a. Rr. 114 - 83. Jahrgang. Tel.^ldr.: .Sachsenzeitung' Wilsdruff-Dresden. Postscheck: Dresden 2640 Freitag 16 Mai 1924 MNWMWMMMMIMW»»»» Paris unü Lonüsn. Genau wie in Deutschland geht nun auch in Frankreich das große Rätselraten über die zukünftige Regierungs koalition los; nur ist es leichter, dort eine zu bilden als bei Uns, da im Palais Bourbon zu Paris sich die Parteien Mit den höchst überflüssigen programmatischen Grundsätzen Herumschleppen, sich also leichter finden als im deutschen Reichstag. Ob ein Painlovo oder Briand an der Spitze eines Linksblocks stehen oder gar Herriot — sie werden alle die aus der Wahl entspringenden Lehren zu ziehen haben. Aus innerpoliti sch-finanziellen Gründen hat sich das französische Volk der Politik Poincards ver sagt und darum ist es selbstverständlich, daß die Anwärter auf den Sitz Poincaros bei dem Versprechen, es nun „anders" machen zu wollen, das Hauptgewicht auf diese innerpolitischen, finanziellen, wirtschaftlichen Fragen legen. Ter „Oeuvre", also ein weit links stehendes Blatt, hat nämlich diese Ministeranwärter über den neuerlich wieder auftretenden Frankensturz befragt und darüber, was sie denn nun für eine Politik treiben würden. Dabet stellt Painlövö, der frühere Ministerpräsident, die Herab minderung der militärischen Lasten, also eine „Friedens politik" in den Vordergrund, dann aber sogleich auch das Ziel, „von Deutschland greifbare Zahlungen zu erhalten". Hierin spricht sich das Bestreben aus, den Sachverständigen- bericht nicht mit gar so viel „Vorbehalten" zu belasten, wie das Poincars getan hat. In London soll man geradezu entsetzt gewesen sein über das, was der französische Mi nisterpräsident alles an „unumgänglich notwendigen" Forderungen hineinpacken wollte, Forderungen, die das ganze Prinzip des Berichts geradezu auf den Kops stellten. PainlSvö hofft durch „Nachgiebigkeit" auf diesem Ge biet zu einer „internationalen Stabilität" zu gelangen, die dann die Voraussetzung für eine Konsolidierung der inner- politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse Frankreichs und damit auch der Stabilisierung des Frank sein würde. Die Hoffnung mag auch berechtigt sein, wenn der Versuch gemacht wird, den Bericht in seiner bisherigen Form in Deutschland zur Durchführung zu bringen. Denn dann droht von dort her ebenso wenig Gefahr mehr wie etwa von Marokko oder Tunis her. Ähnlich äußert sich Herriot, äußert sich vor allem der auch in Deutschland bekannt gewordene Sozialist Blum. Er begeistert sich ganz besonders für das Sach verständigengutachten, das von Frankreich voibehaltlos angenommen werden müsse. Im Interesse des „inter nationalen Friedens". Dieses Stichwort hat Blum aus genommen, wobei sich nur fragt, welche Rolle denn die französischen „unifizierten" Sozialisten überhaupt spielen werden. Ob sie Zur künftigen Regierungskoalition gehören werden, steht nämlich noch gar nicht fest, sondern soll erst auf einem demnächst stattfindenden Nationalkonvent be sprochen werden. Ob sie aber an den Versailler Vertrag rühren werden? Ramsay Macdonald, der englische Premier, setzte sich ja soeben wieder in einer Rede auch auf das energischste für die restlose Durchführung des Berichts ein. Man soll ihn einfach schlucken, alle sollen es tun trotz mannigfacher Schönheitsfehler. Wenn sich dann später etwa Heraus stellen sollte, daß seine Anwendung Schwierigkeiten mache, dann werde man den Bericht „den neuen Bedingungen anpassen". Aber vor allem ihn erst mal schlucken. Die Deutschen sollen doch auch auf den Sinn für Gerechtigkeit in der Welt und darauf vertrauen, daß ihnen Gerechtig keit widerfahren werde. Das hat man uns bekanntlich im Oktober 1918 auch versprochen und — nicht gehalten. Wir haben ein berechtigtes, in furchtbarer Leidensschule heran gewachsenes Mißtrauen gegen diesen „Sinn für Gerechtig keit in der Welt", gegen diese „internationale Stabilisie rung" der Franzosen. Denn auf unsere Kosten ist es immer gegangen. Wir haben früher uns selbst — leider! — immer ein zureden versucht, daß wir dieses oder jenes Gebot der Entente ruhig unterschreiben sollen, denn „es weide ja alles nicht so schlimm werden". Es wurde immer alles noch viel schlimmer. Darum soll man uns berechtigtes Miß trauen nicht verdenken. Bemerkenswert war noch, was Macdonald über Rationalismus sagte. Er meinte, es würde ein sehr böser Tag für die Welt sein, wenn alle die Verschie denheiten der Menschheit, die durch Geschichte, Religion und Klima bedingt sind, wie mit einem Schwamm hinweg- sewischt oder zu einem einheitlichen Gebilde „verarbeitet" Arden sollten. Das ist ebensowenig sein Ideal, den Nationalismus soweit zu übrtreiben, daß er für jeden, der den Versuch macht, den Frieden zu sichern, zu einer -Nauer ^ird. Nationalismus ist nicht Anmaßung, Natio- nEMus ist Selbstachtung, und alle diejenigen, die sich achtem, sind am besten dazu geneigt, auch andere As " zu achten. Bei solcher Gesinnung lohne es sich nicht, zu treiben, am wenigstens für die kleinen Volker, deshalb trete er nach wie vor für die Abrüstung ein. Kabinettsberatungen in London. ° n, 15. Mai. Gestern früh fand von 10,30 Uhr bis Kabinettssitzung statt. Es wurden Fragen der ar-Ävarügen beraten Jie MW MsMtei zur WemMW. Die deutsche Volkspartei für Zusammen fassung aller bürgerlichen Parteien. Berlin, 15. Mai. Die Deutsche Volkspartei gibt über ihre gestrige Fratlionssitzung folgenden Bericht aus: Reichstagsfraltion und Parleivovstand der Deutschen Volkspartei haben am 14. Mai in Anwesenheit der Reichsminister Stresemann und Jarres nach einem Vortrag des Abg. Dr. Scholz eingehend über die dringenden innen- und außenpolitischen Fragen verhandelt. Da bei ergab sich volle Einmütigkeit über di« Abhängigkeit der innen politischen Entscheidungen von der Lösung der großen außen politischen Probleme und zugleich über die Notwendigkeit, die Grundlinien der bisherigen Außenpolitik fortzuführen. Reichs tagsfraktion und Parteivorstand billigen die grundsätzliche Stel lungnahme der Reichsregierung in der Behandlung des Gut achtens des internationalen Sachverständigen. Sie erwarten, daß die Reichsregierung nach der Annahme des Gutachtens in dessen Ausführung die deutschen Interessen tatkräftig wahrt, insbeson dere die Wiederherstellung der finanziellen und wirtschaftlichen Einheft des Reiches gegen den Versuch irriger Auslegung durch setzen wird. Sie setzen voraus, daß mit und neben der Losung des Reparationsproblems die Forderungen deutscher Ehre und Freiheit erfüllt werden. Nach dem Rücktritt der Reichsregie rung ist für die Neubildung die Stellungnahme der Deutschen Volkspartei durch den nach wie vor maßgebenden Beschluß vom 12. Januar 1924 gegeben. Außen- und innenpolitische Gründe erfordern die Zusammenfassung aller staatsbejahenden bürger lichen Parteien. Dieses Ziel ist nicht zu erreichen durch die in der Presse erörterte Schaffung einer Fraktionsgemeinschaft der Nationalen Mitte, die die Deutsche Vvlkspartei für unausführ bar hält. Nicht Taktik, sondern sachliche Uebereinstimmung in den außenpolitischen Lebensfragen der Nation steht im Vorder gründe der demnächst beginnenden parlamentarischen Verhand lungen. Keine Vorverhandlungen über den Bürqerblock. Berlin, 15. Mai. Eine Berliner Mittagszeitung bringt die Nachricht, daß am Mittwoch im Anschluß an die Sitzung der Reichstagskommission der Deutschen Volkspartei Vorver handlungen mit den Deutschnationalen wegen Bildung eines bürgerlichen Blocks begonnen hätten. Wie die T.-U. von maß gebender Stelle erfährt, entspricht die Nachricht nicht den Tat sachen. Bis jetzt ist keine Fühlungnahme zwischen beiden Par teien erfolgt. Die deutsche Note an Rußland Berlin, 15. Mai. Eine deutsche Note, in der die Reichs regierung wegen der Vorfälle in der Berliner russischen Handels vertretung ihr Bedauern ausspricht, ist, wie der „Berliner Bör- sencourier" erfährt, in Moskau eingetroffen. Vie „6enelMgs"iMle? Von Reinhar d. C o l l st e d e. Vier Wochen nach dem Erscheinen der Rentenmark war man / in zünftigen Kreisen einigermaßen erstaunt darüber, daß die ! prophezeiten Wirkungen des neuen Geldes ausgeblieben waren. I Und gerade die unangenehmen Folgen, auf die man sich ängstlich vorbereitet hatte. Durch die im letzten Augenblick erfolgte mit leidlose Zerreißung des Inflationsschleiers war dem Milliarden- und Billionenschwindel ein Ende gemacht worden: wir hatten wieder richtiges Geld in der Hand, womit sich kaufen ließ und wofür man "gern verkaufte, aber wir merkten zu gleicher Zeit auch, wie unsagbar arm wir geworden waren. Die Meteorologen pflegen sich nicht selten zu irren, und so trafen auch die Weissagungen unserer volkswirtschaftlichen Wet terkundigen zunächst nicht ein. Während der Inflationszeit, wo alle Löhne und Gehälter tagweise bezahlt wurden, hatte nie mand Geld genug zu wichtigen, oft unentbehrlichen Anschaffun gen gehabt. Ehe das Verdiente noch zum Kaufmann getragen weßden konnte, war es schon gänzlich entwertet. Jetzt, wo die Rentenmark da war, zerrannen die spärlichen Pfennige wenig stens nicht mehr unter den Händen. Der fleißige Arbeiter erhielt zwar geringen Lohn, aber er behielt ihn doch wenigstens. Nicht mehr floß schier das gesamte Volkseinkommen rasend schnell, in Gestalt von Inflationsgewi-nnew, -in die weit geöff neten Kassen einiger großer Profitmacher. Und so waren die Millionen, die bisher kaum ein Hemd, geschweige denn ein Paar Stiefel oder einen Anzug hatten kaufen können, -in der Lage, sich wieder einigermaßen damit auszurüsten. Sie stürmten förm lich die Lädem Ihre Abgerissenheit zwang sie dazu. Es begann eine Blütezeit des inneren Marktes; alle Industrien, die für den deutschen Tagesbedarf arbeiteten, hatt en-übermäßig zu tun und der gefürchtete Stillstand der gesamten Industrie- und Hawdels- maschine blieb einstweilen aus. Deutschlands Industrie erfreute sich abermals einer sogenannten günstigen Konjunktur, die aber genau so Scheinblüte genannt zu werden verdiente, wie der S Russische Forderungen. Moskau, 15. Mai. Offiziös wird mitgeteilt, daß der S deutsche Botschafter Graf v. Brvckdorf-Bantzau am Freitag und z Montag längere Unterhaltungen mit Lftwinoff gehabt hat, der folgende Genugtuungsforderung übergab: 1. Entschuldigung für das Verhaften der Polizei in den international üblichen Formen; 2. Bestätigung der Exterritorialität der Handelsvertretung der Sowjetregierung entsprechend dem Vertrage vom 6. Mai 1921; l 3. Bestrafung der Urheber und Führer der Haussuchung, sowie z Entschädigung der Betroffenen für die durch die Polizei verur- j sachten Verluste. Macdonald kommt nach Paris. Paris, 15. Mai. Da Poincars seinen für Montag an- gekündigten Besuch in Lhequeres abgesagt hat, wird, wie der „Ratin" aus London meldet, von englischen Regierungskreisen eine neue Einladung an den kommenden französischen Minister präsidenten angekündigt. Man hege aber Zweifel, ob die Kon ferenz in Lhequeres stattfinden kann, oder ob sich Macdonald i nach Paris begibt. Interalliierte Schulden und Sachver ständigengutachten. London, 15. Mai. Im Unterhause, wurde gestern an Macdonald die Frage gerichtet, ob die Regierung nicht die Alff'-bt habe, jetzt, nachdem der Bericht der Reparationskom- mission vvrliegt, eine Konferenz unter Einschluß Amerikas zur Erörterung der Frage der interalliierten Schulden einzuberufen. Macdonald erwiderte, es sei durchaus verfrüht, derartige Pläne zu ventilieren, bevor nicht entgültige Entscheidungen über das Sachverständigengutachten getroffen seien und er lehne es ab, in diesem Augenblick darüber zu sprechen. Millerands Festhalten an der Ruhr. Paris, 15. Mai. Der Exzelsior erklärt in einer an scheinend offiziösen Note, daß Präsident Millerand eventuell zur Not die eine Forderung auf Aufrechterhaltung der fran zösischen Vertretung beim Vatikan sowie die Anerkennung Sow- jetrußlands sollen lassen werde, dagegen daran sesthält, daß die Ruhr erst nach Maßgabe der deutschen Zahlungen vom mili tärischen Standpunkte aus geräumt werbe. Das Blatt hebt hervor, daß die Radikalsozialisten im Hinblick auf die Not wendigkeit, Frankreich die Reparationen zur Verfügung zu stellen, sich mit dem Standpunkt des Präsidenten einverstanden erklären werden. Auch die Mailänder Zusammeukunst aufgeschoben. Paris, 15. Mai. Es bestätigt sich, daß infolge der Kabi nettskrise in Paris die Zusammenkunft der belgischen Minister mit Mussolini in Mailand einen Aufschub ersahen wird. .große Aufschwung" während der Inflationsmonate, der in Wahrheit nichts als eine Vergeudung deutscher Kraft und letzten deutschen Eigentums -gewesen istz Statt des allgemein erwarteten -großen Preisabbaues, den der Zusammenbruch des G-eldzeichenschM-indels eigentlich mit sich bringen mußte, haben zahlreiche deutsche Industrien in den letzten Monaten recht -beträchtliche Preiserhöhungen vornehmen können. Außerstande, den! jäh einsetzenden Bedarf zu decken, waren sie in der Lage, der Verbraucherschaft ihre Bedingungen -v-orzufchreiben. sind zu diesen Bedingungen lieferten sie nach Leibeskräften. Je höher die Preise stiegen-, desto heißer wurde der Warenhunger des Handels. Auch gescheite Ge schäftsleute g l a u b t e -n m i t Sicherheit, daß die neue T eu e r u n g b e r e i ts d a sei u nd s i ch r a s ch ge waltig auswachsen würde. Folglich kauften sie Ware -in immer beträchtlicheren Mengen ein, häuften ihre Lager bis oben hin voll und sahen freudig der Zukunft entgegen. Daß auch sie so gut wie die -mit Volldampf -und Nachtschicht arbeitende Industrie an der raschen.Heraufführung der S-anierungskrise mit- arbeiteten, bedachten sie ganz gewiß nicht. Und doch sind wir auf diese Weise zur Krisis gelangt. Nur daß sie weil sie ver spätet ist, Wahrscheinlich üblere Folgen -als vor vier oder fünf Monaten haben wird. I n akk e r S t il k e h a 1 s i ch eine Kreditnot ein- gestelkt, die ver h äugnis v o llwerdenmu ß. Wäh rend die Industrie dank den gewaltigen Aufträgen des Handels teilweise auf Monate hinaus beschäftigt ist, -die weit über dem Weltmarktpreis liegenden deutschen Preise aber gleichzeitig jede Ausfuhr völlig unterbunden haben, zeigt es sich, daß wir an dieser inneren Hochkonjunktur mit ihren Widersprüchen zugrunde gehen müssen, wenn nicht alsbald Rettung kommt. Es hat nämlich nie mand Geld, u-m die gekauften Waren zu bezahlen und um die Fabrikation in -Gang zu erhallen-, d. h. also, besonders die nötigen Rohstoffe aus dem Auslande zu erwerben. Dazu würde uns, es sei immer wiederholt, nur starke Warenausfu h r be fähigen. Statt dessen haben wir in den letzten vier Monaten durch übertrieben starken Inlandverbrau ch wei-