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». Sich»»««, «r. 77 Abrn-Ausgabe DoimrrSta«. I«. Februar 192» Nacktst»««» »««den Ueeniorechee-Lammetnummee: 3334t Nur tckt N^dtpeweLide: Nr. 3001t «cktstltteilun, ». Vauvi»eiit>3It4ft«a«; »««den-», t, viarirnftrade 33/43 Gegründet 185S Ve»vtz«g«»atr d»n, t. «1 l». Febniar ISN »«< UMck> ,«stm<Mser g-steNun« frei 0<m» 17» «k. P»ftde»ug«prrt« tü» Monat Februar 3.4» Ml. ohne Bost,usteUung«gebüI,r. Einjetnuinme, tü Big. »»«eigenpretie: Die «»»eigen werden nach »oldmast berechnet: die einwalitge 30 mm breite Keil« 3» Big., iür auewLrt« 4» BI«. FamUienan,eigen und L teileng ei uche ohne Rabat! t» Big-, auber- hald 3» BI«., die »0 «m breite R-Name»eile rov Big.,.außerhalb »da Big. vllertengebllhr 30 Big. «uswLrtige AulirLge gegen Bl>rau«be»ah>ung Druck ». Verlag: Sievich ck Reichardt, Dredde». Poli check-Lto. losn Treibe» Nachdruck nur mit deutl.Quellenangade i»re«dn.Nachk.> »ullliitg. Unverlangt« Schrütftück« werden nicht auibewahrt Beschwerde des Nolksbmides ln SM Wegen -er Verhaftung -es Abgeordneten Mtz verN», 14. Febr. Die Ara« des verhaftete« Volks» bmkbfü-rer» Utitz n«d der Deutfche Bolköbuud i« Ober- fchlefle» habe« telegraphisch Beschwerde bei« Bölkcrbunds- fekretarlat in Grus eingereicht. Das Telegramm des Deutschen BolkS- bundeS tu Oberschlesien an den Generalsekretär des Völkerbundes, Has sehr umfangreich und ungewöhnlich ein- dringlich gehalten ist, ist in Genf eingetrossen. ES erhebt in ent schiedenster Weise gegen die Verhaftung des Abgeordneten Ulttz durch die polnische Regierung Protest. Das Vorgehen der polnischen Regierung hat in maßgebenden Kreisen des Völkerbundes außerordentliches Befremden »nd Erstaunen hervorgerufen. Nach dem Zusammenstoß »wischen Dr. Stresemann und Zaleski in Lugano war man bereits allgemein auf neue Zwangsmaßnahmen Polens gegen den Bolksbund gefaßt, hielt es jedoch bisher nicht für wahrscheiiUich, daß die polnische Negierung als Auftakt für die bevorstehenden Minderheitenverhandlungen auf der Märztagung zu einer derartigen Maßnahme greifen würde. I« Sekretariat beS Völkerbundes besteht der Eindruck, daß die polnische Regierung durch die Ansrollung der Minderheitenfrage vor dem Völkerbund völlig den Kopf verloren hat «nd jetzt Schritte ergrei't, die sich schließlich «ur gegen Polen selbst richten können. Ferner nimmt man hier an, baß die Verhaftung des Ab» geordneten Ulitz als ein unmittelbarer Ausfluß der polnischen Verärgerung über die aus starken französischen Druck hin er folgte Zurückziehung des kürzlich?« polnischen Minderhcits- antrages beim Völkerbund auszusasfen ist. Vielfach wird feboch auch angenommen, daß Polen ein derartiger Schritt als Zugeständnis für die Zurückziehung des Antrages unter der Hand zugegeben worden war. Berlin. 14. Februar. Die Verhaftung des deutschen Ab geordneten im polnischen Parlament Ulitz, des Führers des Deutsche» Volksbundes in Ostoberschlcsien. hat in den poli tischen Kreisen Berlins daö größte Aussehen erregt. Die Presse von rechts bis links nimmt einstimmig gegen diese Maß nahmen des polnischen Chauvinismus Stellung. Leichte Milderung des Frostes Verbreitete Schneefülle Zu der Kälte, die allerdings ein wenig nachgelassen hat — Dresdens Wetterwarte verzeichnete heute srüh minus l» Grad CelsiuS gegen minus LS Grad Celsius am Mittwoch — ist seit gestern abend noch andauernder Schueesall getreten. Bisher sind nur einige Verwehungen im Lausitzer Eisenbahn» bezirk ausgetreten, die bald behoben werde« konnten. Sachsen wird unter dem Einfluß der vom Mittelmeer vorstoßenden Dcprcsiion voraussichtlich zunächst noch mit weiteren Schneefälleu zu rechnen haben, ebenso dürste die KSlte, wenn auch leicht gemildert, noch au halten. Die Sohlenversorgung Dresdens ist gegen» über anderen Städten noch nicht zum Erliegen gekommen, doch gestaltet sie sich von Stunde zu Stnnde schwieriger, da die Anforderungen ins Ungeheuer« gestiegen sind. Schnee »in SIMM bis Rem Wettere Schneefalle zu erwarten Berlin» 14. Februar. Die Wolkendecke, die sich bereits in bau letzten Tagen über Südostcuropa gebildet hat, ist im Lause des gestrigen Abends und der vergangenen Nacht nirch Mitteleuropa weitergewandert und hat sich mit einer gröberen Wolkendecke aus den Oftseegebieten vereinigt. Die Folge ist starker Schneefall über ganz Mittel» «uropa. Rach den bei der hiesigen Wetterstation vorliegen» da« Nachrichten hat es in der vergangenen Nacht nicht nur in ganz Deutschland mit Ausnahme einiger westlicher Gebiete. sonLeru auch iu Schweden und den im Osten, Südosten und Süden angrenzenden Ländern geschneit, so daß ganz Mittel europa von Schweden bis nach Obcritalieu in der Gegend «0« Florenz «utcr einer fast einheitlichen Schneedecke liegt. I« Zusammenhang damit steht ein geringer Rückgang derK 2 lte. In wetterkundigen Kreisen rechnet man damit, da- vorläufig die Temperaturen sich auch weiterbin noch an? «ngefähr 8 bis 10 Grad Kälte halten werden, ebenso stehen «ns noch weitere Schncesälle bevor. Ans den Kämme» der schlesische« Gebirge herrscht regel rechter Schneesturm. In pieken Städten mußten die Schulen wegen Kohlenmanaels geschlossen werden. Die Not des Wildes ist furchtbar. Fm Jsergebirge fand man 18 erfrorene Hirsche, auf der Dam- lauer Feldflnr 27 Rehe, die das gleiche Schicksal erlitten hatten. Aus dem Obermarkt in Löwenberg wurden Tauben gefunden, die auf dem Pflaster festgefroren waren. Ganz ähnlich kauten die Meldungen auS allen Teilen des Reiches». Die beiden Linienschisse „Schleswig»Holstein- »nd „Elsaß-, die am Mittwoch allein nach Kiel zurückkehren mußten, sind am heutigen Donnerstagmorgen wieder ausgelaufen. Sie werden zunächst versuchen, den gestern zurückgelassenen Geleitzug vollends herctnzubringen. Fm hohen Norde» sind die Temperaturen gleichfalls gesunken. Spitzbergen hat 5 Grab, das Norbkap 1 Grad unter Null. Recht warm ist cs auf Island, wo 3 bi 85 Grad über Null gemessen wurden. Der kälteste Ort Europas war am Donnerstag früh Clermont-Ferrand mit 27 Grad Kälte. Auch in England hält das starke Frostwetter an. London hat noch immer 7 Grad Kälte. Ganz ungewöhnlich kalt ist es in Italien: Turin l7 Grad, Genua 7 Grad und Florenz 5 Grad unter Null. Auf Sizilien wurden dagegen am Donnerstag früh 9 Grad Wärme geniesten. Rom. 14. Febr. Wie an der Riviera und in Norditalien herrscht auch tn Rom seit den späten Abendstunden heftiges Schneetreiben. Paris, 14. Febr. Die in Frankreich herrschende Kälte hat Mittwoch weiterhin zugenommen. Die ganze Riviera mit Marseille bis Nizza und Cannes liegt unter einer Schnee decke von 15 Zentimeter. Budapest, 14 Febr. Der heftige Schneefall dauerte im ganzen Lande VIS zum Abend an. In Budapest erreichte der Schnee eine Höhe von 60 bis 70 Zentimeter. r» Momter lange SWauuWN aas dem Min Koblenz. 14. Febr. Die in der Felsenstrecke oberhalb der Lorelei bestehende Eisversetzung ist bi» oberhalb der Lorcher Insel fortgeschritten und hat setzt ein« Ausdehnung von 20 Kilometer. Angesichts der ungeheuren Mengen der EiSmassen versprechen Versuche, einen Abgang des Eises herbeizusuhren, keinen Erfolg. — Ans der unteren Mosel hat sich daS bei Lay festgesetzte Treibeis btS Gebern aus gedehnt. Ueberall in den Ortschaften ist man eifrig damit beschäftigt, Landungsbrücken und Stege abzu bauen, da diese beim Losgehen des sestsitzendcn Eises zer trümmert werden könnten. Tumulte bet KMiwrrleilmig ln Mn Wien, 14. Febr. Aus dem Ostbahnbos spielten sich gestern wilde Tumultszencn ab. ES sollten auf dem Bahnhof fünf Waggons Kohlen an die arme Bevölkerung der Stadt zur Verteilung gelangen. Schon im Laufe der Nacht hatte sich trotz der empfindlichen Kälte eine vieltausendköpfige Menge eiugesunden, um bet der Verteilung bedacht zu werden. Von den Marternden mußten 50 Personen mit erfrorenen Gliedern ins Krankenhaus gebracht werden. - Schließlich durchbrach die Menge den Poltzeikordon und stürmte die bereitgestellten Kohlenwagen. Es entstand ein wilder Tumult, tn dem die Polizei gänzlich machtlos war. Wie», 14. Febr, In den Abendstunden des Mittwoch setzte bet 13 Grad Kälte rin Schneesturm ein. Heute früh lag Neu schnee von etwa 20 Zentimeter Höhr. Der Kohlen verbrauch ist rationiert worden, vor allem, um das Hamstern von Kohlen einzuschränken. Elsaßlothringische Gegenrechnuns Ungeheure Bereicherung Frankreichs durch die Annexion Elsaß-Lothringens Berlin. 14. Februar. In seiner Kammerreüe hak Ser fran zösische Ministerpräsident Poti, rars eine Darstellung ge geben. als ob Frankreich bisher für Elsaß-Lothringen nur Opfer gebracht habe. Jetzt macht nun die „Loth ringische Vvlkszeiluiig" eine ausführliche Gegenrcchnung aftf über das, was Elsaß-Lothringen bei der „Rückkehr" in den sranzösiichcii Staatsvcrband mttgebrach» hatte. Elsaß-Loth ringen sei eines der reichsten Länder der ganzen Welt. Die Kalivorräte betragen schätzungsweise 800 Millionen Tonnen und haben Frankreich mit einem Schlage zum zweit größten Äaliprodnzentcn der Erde gemacht. Tie Erz reserven betragen ungefähr zwei Milliarden Tonnen utzd übertressen mit dem Erz des Vriebcckens den Erzrcichtum Deutschlands um mehr als das Fünffache. Der Wert der tn den französischen Besitz übergcgangencn Eisenwerke, dje bekanntlich zu einem Zwanzigstel ihres Wertes durch Kor ruption verschleudert wurden, beläuft sich nach amtlichen fran zösischen Ermittlungen aus 821 Milliarden Franken. Die Kohlenvorkommen, von denen gegenwärtig erst et» Drittel ausgebentct wird, liefern jährlich bereits über fünf Millionen Tonnen und bedeuten angesichts des starken sranzö- fischen Einsuhrbcdarss an Kohle eine außerordentliche Be reicherung Frankreichs. Das Salz deckt etwa elf Zwölftel des gesamten französischen Bedarfs und setzt die französische Stenerverwaltnng in die Lage, 850 Millionen Franken Steuern sährlich etnzutreiben. Dazu kommen die großen Erd ölquellen. ein 2400 Kilometer langes eliaß-lothrlngtscheS Eisenbahnnetz, die ungeheuren Waldbestände des WasgcnwaldeS usw. Aus diesen nur auszugsweise wieder gegebenen Angaben geht hervor, wle ungeheuer sich Frankreich an Elsaß-Lothringen bereichert und was Deutschland verloren hat. Scham» RieSerluse Alt Mm» Mn» Flucht des Thronanwärters Land»«, 14. Febr. Nach den etngcgangenen Nachrichten ist die Stadt Dschellalabab vollkommen zerstört- Die an der afghanischen Grenze Zutreffenden Reisenden be richten, daß wahrscheinlich Banden aus den Bergen die Stadt geplündert haben. Ali Achmed Khan, ein Anwärter anf den afghanischen Thron, hat nach den Berichten aus gleicher Quelle durch Khugiani- und Schlnwaristämme bei Iagdalad ctne schwere Niederlage erlitten. Tie Verluste sollen auf beiden Seiten sehr groß gewesen sein. Ali Achmed Khan soll tn Begleitung seiner mohammedanischen Freunde nach Laghman geflüchtet sein. Sbn Sau- belagert Kuweit Berlin. 14. Febr. Truppen der Wahablten sind in das mit England verbündete Emirat Kuweit einmarfchtert und lagern 5 Kilometer vor der gleichnamigen Haupt- und Hafenstadt, die von drei englischen Kreuzern verteidigt wirb. Die Engländer organisieren die Eingeborenen von Kuweit zu einem Gcgenvorstoß. Die Luftflotte im Irak wurde durch ägyptische Einheiten verstärkt. Furchtbare Hungersnot in China London, 14. Febr. In der chinesischen Provinz Schanst herrscht Hungersnot. Die Verhältnisse sind schlimmer als während der Hungersnot im Jahre 1920. Tau sende sterben an Nahrungsmangel und ansteckende» Krankheiten. Recht und Ordnung besteht nur noch entlang dar Eisenbahn, während weiter tm Innern des Landes Räuber Herren der Lage sind und die Schrecken der Hungersnot durch ihre Tätigkeit noch vervielfachen. De. Schacht gegen den Gitbert Bericht Die deutschen Sachverständigen legen Deweismaterial vor Paris, 14. Februar. Ueber die gestrigen Beratungen deS Ncparallvnssachverstänöigenausschusies berichtet „Matin". Dr. Schacht habe daran erinnert, daß die Handelsbilanz Deutschlands ein Defizit In Höhe von einer Milliarde answeise. Damit die Dawesanniiitäten bezahlt werden könnten, iei ein größerer Ueberschuß tn der Handelsbilanz notwendig. Anderseits müßten auch bei den Einfuhr- und Aussuhrzssfern die Rcparationösachltcferungen in Berücksichtigung gezogen werden. Dr. Schacht habe außerdem die nach seiner Ansicht zu optimistischen Schlußfolgerungen Gilberts hinsichtlich der budgetären Einnahmen aus den fünf verpfän deten Etnqahmcguellen (Zoll, Tabak, Bier, Alkohol und Zuckers erörtert. Schließlich haben Dr Schacht und seine Kol. legen über die Lage der deutschen Industrie gesprochen. Tie deutsche Delegation hat umfangreiches Material und zahl reiche Statistiken vorgelegt, die die Sachverständigen tn ihren Etnzelhctten werden prüfen müssen. Wie man sieh», ist der Ausschuß erst noch bet einer Untersuchungsarbeit ziemlich all gemeiner Art. die wahrscheinlich noch mehrere Tag« fortgesetzt werben wird und die die unerläßlichen Vorarbeiten für die Er- süllung seiner Aufgabe barstellt. „Chicago Tribüne- erklär«: Die Verhandlungen gingen dreimal so schnell voran als man vorher angenommen hatte, und werden, wenn dieses Temvo beibehalten würde, schon tn einem Monat zu Ende sein, statt in zwei oder drei Monaten, wie man geglaubt hat. „Excclsior- erklärt: Die Sachverständigen hätten die deutsche Abordnung ersucht, offen an dem Bericht GtlbertS Kritik zu üben, nachdem das durch verschleierte Anspielungen bereits geschehen sei. Man errät, welche Fülle an Statistiken und Urkunden Dr. Schacht entfaltet habe, um die klaren s!s Zeugnisse des Reparation sage nten zu wider legen, der sestgcstellt habe, daß die deutsche Wirtschail den Dawcsplan durchaus tragen könne. Das Blatt nimmt all, daß die französische, englische und bclgiichc Abordnung, da sic wüßten» was sie von den „Tarnungen" im Retchshaushalt, seinen Zahlungen an die Einzelstaatcn, seinen verschleierten Subventionen an alle große Werke -er öffentlichen oder privaten Wirtschaft, den hohen Zahlungen an die Beamten usw. zu halten hätten, nicht verfehlt hätten, den deutschen Behauptungen ihre Gegcngründe entgegcnzustellen. Es bleibe nur übrig, die deutsche Schuld und die Art ihrer Flüssig machung festzusetzen. El« Bresseverlrkler im Ausschuß Pari-, 14. Febr. In der Mittwochsitzung der Sach verständigen. so berichtet der „Exeelsior", waren die Sach verständigen erstaunt, unter sich ein unbekanntes Gesicht zu seben. Man glaubte, der Fremde gehöre zu einer ausländischen Abordnung. Erst im Laufe der Beratungen siel es einem französischen Sekretär ein, den unbekannten Sachverständigen nach seinem Namen zu fragen. Aus das natürlichste der Welt antwortete er, daß er die Presse vertrete. Es bandelte fick um einen ausländischen Journalisten, der tags zuvor in Pari» eingetrossen war. Sein guter Glaube war offensichtlich. Man bat ihn höflich, htnauSzugehen.