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MM AM MMBW Dmmerstag» 18. Oktober 1917. Drahtons-rlft: >«»spr»ch«>S.mmeltmmmer: »»»41. Nur für Aachtgesprlch«: »«»11. Bezugs-Gebühr l «tm««Ist« Zujltll»», /Vckt/ ^5/iA /FÄ- Schetstlrstun- und HauptgeschLstsftellr: M«ir»ft«che »8/40. Druck u. »erlog »on Sietzsch « Mrlchardt in Dreoden. -LLü!-^«'! Anz-ig-n-Pr-isLUW.W-NrWS«'^ M^»Ntck M,1 »niMch« t,Lr«dn«r n-chr.'> pE». - Unixrtan,!» s»rtttl»ackk oxrd«, «I»t «it»kwa»rl. Ae Herrschaft unserer öeeftreftkröste im Rigaischen Busen. Re »t»r,h««i»«» Peroa».—Ae Nts-schr Sstserssttte auf de« »Schl,,. - «ulsssche -afsuuaieu uud «erlvrechllllgeu.—iethaste »MerieMmpse au »er «Maut. - «e seiudNcheu Sl«„eu,derl»fte Im «ege». - »aller «lldrlm» »esu» iu »ouftantiuidel. Ar Herrschaft »alerer SeestrettftSfte Im »lsailcheu »useu. Berlin. 17. Vkt. sAmtlich.) Rach Rt-derkä«»,«»- »er schweren Batterien ans der Südspitze der Insel Oesel find «nsere Seestreitkräfte in de» Rigaische» iReerdnse« eingedrnnge«. Sie hade« ihre» Bor» «arsch «ach Oste» am 17. Oktober fortgesetzt «nd »«Herrsche« das Eeegebiet bis zu« Moorr-Lund. l«. T. V s Der «Hef des «dmiralftabS der Marine. »er deutsche Adeuddertcht. « e -1 i«. 17. Okt., ahendS. sAmtlich.. «. D. »1 I« Flandern, nordöstlich von SoissonS «nd auf de« Ostnfer »er Maas lebhafter Artilleriekampf, vom Osten bisher nichts Nenes. Sefteneichisch-uagarischer »rieaedericht. Wie«. 17. Okt. ««»ich wird »erlantbart: Sn «nserer Ostfront «nd in Albanien lebte Velen» »eise die GesechtStLtigkeit ans. F« Gabriele- Abschnitt wnrde« abermals itaNenische BorÄötz« «bgewiefe». . . Mr v.j Der «des des General»«»-. -7—^- „Aanzlersrondr. Die Krl^e, die durch das Rücktrittsgesuch dcS Staats sekretärs der Marine offenbar geworden ist. dauert an und zeitigt immer eigenartigere Blüten. Herr Scheidemann er-! klärte in Würzburg schlicht und deutlich: ..Michaelis ist eine Unmöglichkeit. Capelle wirb geben, aber wann gebt Michaelis?" Die „Berliner Börsenzeitung", die seit langem fa auf die Politik der MehrheitSparteten schwört, nimmt den Ball auf. bestätigt ihrerseits. Last sich Herr v. Capelle mit Rücktrittsabsichten trage, meint aber, durch den Rück tritt Capelles könne die Situation nicht geklärt werüen. Der Kanzler fühle wohl selbst, daß durch dies eine Opfer seine Stellung nicht befestigt werden könne, und habe deshalb die so mühsam für Herrn Dr. Helfferich erreichte Stellung als Vizekanzler einem der führenden Parlamentarier- der. MehrheitSparteten lHerrn v. Payers angebofen — aller dings ohne ein günstiges Resultat erzielen zu können.... Herr v. Payer bestreitet nachdrücklich die Wahrheit dieses Gerüchts. Ueber seine Entstehungsgeschichte gibt -er „Berl. Lokal-Anzeiger" Aufschluß, wenn -er in einer als „authen- tisch" bezeichnet,:« Meldung erklärt, bei einer Unterredung Herr« v. Payer- mit dem Reichskanzler habe dieser ledig lich geäußert, daß er an der Person Helfferichs nicht klebe. Daraus sei der Schluß gezogen worden, daß -er Kanzler bereit wäre, den Posten de» Vizekanzler- Herrn v. Payer oder einem anderen Führer der Mehrheit anzubteten. Ob dieser Schluß richtig ist oder nicht, sei dahingestellt, daß er überhaupt gezogen, daß daran sofort die Bemerkung ge- knüpft wurde, auch bas könne den Kanzler nicht vom Sturz« retten, beweist zur Genüge, mit welchem Eifer von der Mehrheit die sozialdemokratische.Parole de» Kanzler- Kurzes ausgenommen worden ist. Und das nur. weil die Herren der UeHerzeugung sind, bei einem Kanzletwechsel da« parlamentarische System mit Lurchdrücken, jedenfalls aber in der Person de» von der „Germania", des Herr» Erzbrrger so ««hbrücklich empfohlenen Herrn v. Kühlmanft einen Kanzler nach ihrem Sinne erreichen zu können. Wie sich doch die Zetten so rasch geändert haben! Noch vor wenigen Monaten hieß e» in denselben Kreisen, man dürfe den Chauffeur bei einer gefährlichen Fahrt nicht am Aermel zupfen, d. h.. den Kanzler in der fetzigen Zeit nicht durch Borwürfe und Kritiken be. irren. Jeder, der an der Regierung de» Herrn v. Beth- mann etwa» auSzusetzen hatte, wurde als Störer der inneren Einheit auf» schärfst« verurteilt, wurde mit einem gewaltigen Aufwanh moraltrtefender Phrasen als „Kanzler- stürzer" gebrandmarkt. Einer der Schutzheiligen des Herrn ». Bethmann war Herr v. Payer, die demokratische schwä- bische Exzellenz, ein anderer Genosse Gchetdeniann. der in seiner Würzburger Rede mit schöner Offenheit Mitteilung von dem Ultimatum gemacht bat. da» er seinerzeit Herrn v. Bethmann gestellt hat: Wenn er sich etwa dem Stand punkte de» Grasen Westarp nähern sollte, so möge er ko freundlich sein, den Krieg mit dem Herrn Grafen allein au-zufechten. Selbstverständlich HHt der frühere Kanzler so- fört die befriedigendsten Erklärungen abgegeben und konnte «ch doSHal» »t» »um Pud» seiner A»tSt«i,BA da« GchvtzeL de» gewattige« und vielvermdgenden Herrn Gcheidemanu erfreuen. Daher war auch jede Kritik an dem Bethmännl- schen System aufs strengste verpönt und kam einem Ver brechen gegen die Majestät -er Demokratie, verkörpert durch das Kleeblatt Srzberger. Payer. Gcheidemann. gleich. Heute ist das, wie gesagt, ganz anders geworden. Heute darf man nicht nur „den Chauffeur am Aermel zupfen", heute ist das geradezu patriotische Pflicht. Dabet hat Herr Dr. Michaelis der Demokratie bisher ethentltch nichts zu leide getan. Im Gegenteil, er hat sogar seine erste Neichs- tagsrede Herrn v. Payer im Manziskript vorgelcgt. hat sich, nur mit einer kleinen Einschränkung, auch aus den Boden der Mehrheitsentschließung gestellt, ja. nach Herrn Trim- born soll er sogar diese kleine Einschränkung zurückgenom- mcn haben. Er ist aber dennoch „eine Unmöglichkeit", er hat vor allen Dingen den unverzeihliche« Fehler, durch seine bloße Anwesenheit den MehrhritSpartcien im Lichte zu stehen, sie an der Verwirklichung ihrer Wünsche zu hindern. „Wir brauchen das parlamentarische System." hat ja Herr Gcheidemann ganz offen erklärt. Daß zur Her beiführung dieses Systems eine Kanzlerkrise notwendig sei, hat er so ganz offen noch nicht zu sagen gewagt. Er begründet vielmehr den Rücktritt des Kanzlers mit der Zerfahrenheit «nserer innerpolitischcn Zustände, nrit dem Angriff auf die Haase-Männer lbie in aller Bescheidenheit russische Zustände, schaffe« wollten). Weil die Herren klug genug waren, sich zurückzuhalten. und dem Rcl HSauwalt keine juristische Handhabe zum Eingreifen boten ! Ist der Kanzler schuldig geworden, bat er ein schweres Unrecht begangen, hat er das Kaiserwort „Ich keime keine Parteien mehr" verletzt. Haase, Vogtherr und Dittmann erstrahlen in blütenwcißer Unschuld. Herr Nau mann setzt sich sür sie und ihre Partei ein mit all dem edlen Pathos, das ihm eigen ist — der Kanzler aber und der Staatssekretär, die cs wagten, die geheimen Wühlereien der drei aufzudcckcn, sie sollen im Orkus verschwinden... Eine kleine Erinnerung. Herr v. Bethmann hat am 4. August 1S14 das Wort vom Unrecht gegen Belgien ge sprochen. das uns mehr geschadet hat als eine verlorene Schlacht. Er hat dieses Wort " gesprochen, nachdem zwei Tage zuvor, wie jetzt im „Größeren Deutschland" behauptet wird, der deutsche Botschafter in Paris die (merkwürdiger weise im Wortkaut bisher noch nicht veröffentlichte) Kriegs erklärung Deutschlands überreicht hat, die u. a. begründet war mit der Verletzung der belgischen Neutralität -urch Frank- reich. Herrn v.Bcthmanns Politik zeichnete sich noch durch eine Reihe anderer Merkwürdigkeiten aus — trotzdem, er durfte nicht kritisiert werden, das war „Kanzlerstürzerei". war „RegierungSfronde". Das war damals, vor wenigen Monaten. Heute soll ein Kanzler gestürzt werde», weil er einen vielleicht taktisch nicht ganz klug angelegten, gnoralikch aber im höchsten Maße gerechtfertigten Angriff, gegen Männer unternommen hat. deren verhängnisvSllcs Treiben nicht erst seil vorgestern bekannt ist. Wenn etwas geeignet sein sollte, die Demokratie und ihren Willen zur Macht in Mißkredit zu bringen, dann der Borwand, mit dem man jetzt das Streben nach der Parla mentsherrschaft, die durch eine neue Kanzlerkrise herbei geführt werben soll, zu bemänteln sucht. Der Breslauer FortschrittSmann. dessen Neußerungen wir kürzlich wieder» gogeben haben, hat wahrlich recht: „das Parlament dis kreditiert fich fortwährend", und zwar nicht nur durchweine Versuche auf dem Gebiete der auswärtigen Politik, die dazu geführt haben, baß dl« Feinde immer enger sickk gegen uns zusammenschlossen, sondern auch durch seine innerpolitischen Methoden. Wir haben weder ein Interesse daran. Herrn v. Capelle unter allen Umständen im Marincamt wirken zu sehen, noch sehen wir unsere Aufgabe darin. Herrn Dr. Michaelis um jeden Preis zu stützen. Wir stehen beiden Staatsmännern in vollkommener Objektivität gegen über und beurteilen sie lediglich auf Grund Ihrer tatsäch lichen Leistungen. Gerade deshalb aber müßten wir eS be dauern. wenn sie den Herren Haase. Dittmann und Bogtherr als Sühnopfer bargebracht werden sollten. Das iväre ein Zeichen von Verwilderung und Versumpfung unseres polt- tischen Lebens, das jeder aufrechte Deutsche nur auf» tiefste beklagen könnte, das mehr als alles andere, was bisher ge-, schehk« ist. geeignet wäre, das Ansehen deS Reichstags zu er- schütter«. AuS der verderblichen innerpolitischen Krisen- stimmuug aber kämen wir dadurch nicht heraus, die kriegs verlängernde auswärtige Politik würde nicht geändert. Das aber ist Nötig. Nur danach haben wir heute einen,StaatS. mann zu beurteilen, nicht aber nach seinem mehr oder minder deutlichen Bekenntnis zur Demokratie und zu den Ansichten dar Schaid»««V»ir. Nicht« anderes verlanaeu «i, fetzt von dar Rastern«», »».politische AuSwerinn» der« militärischen Erfolge, Führung mit anderen Worten. Eine Regierung, die nur an den Drähten dieses Reichstags tanzt, der seine politische Unfähigkeit mehr als einmal bewiesen hat. wird dieser Forderung nie genügen können. Das mag auch Herr Dr. Michaelis bedenken. Er mag sich vor Auge» halten, daß ein Minister unter Um ständen auch den Mut haben muß, gegen Hindernisse an zureiten. Ter Berliner „Lok.-Anz." kann authentisch feststellen, daß unmittelbar nach der Rückkehr des Kaisers dem Monarchen über die politischen Vorkommnisse in der letzten Zeit Bortrag gehalten und die Frage der Verände rungen in den höchsten Reichsämtern entschieden werden wird. Ende vorigckr Woche waren die Abgeordneten Stresemann, Trimborn, v. Payer und Ehert von ihren Fraktionen beauftragt worden, dem Kanzler das Mißtrauen der Fraktionen auozusprechen. Die Abga. Stresemann, Trimborn und Ebert haben sich dieses Auftrags infolge der Abreise deS Kanzlers nach Kurland zunächst nicht entledigen können. Abg. v. Payer da gegen konnte ihn noch erreichen. Der Kanzler mag bei dieser Gelegenheit geäußert haben, dqtz er an der Person Helfferichs nicht unter allen Umständen klebe. Aus solchen Worten konnte wohl der Schluß gezogen werden, daß er bereit wäre, den vom Reichstag eben bewilligten Posten des Vizekanzlers sei es Herrn v. Payer, sei es einem anderen Führer der Mehrhettspartcicn, anzubieten. ftolser Wilhelm i» ftmftmitimvel. Die Agentur Milli meldet: Nach dem Frühstück im Ailüiz-Palnst unternahm der Deutsche Kaiser am Dienstag lwte bereits kurz gemeldet) einen Ausflugbis nach Therapia. wo er die Gräber des Generalfeldmarschalls v. d. Goltz und des Fkciherrn v. Wangenheim besuchte. In der Nacht war die ganze Stadt zu Ehren des Kaisers illu miniert. Die Käraköj-Brücke, die Minarets der Moscheen, die Kaiserlichen Paläste am Bosporus, die öffentlichen Ge bäude und Schulen, sowie das Bureau der Agentur Milli fielen besonders durch die Schönheit ihrer Festbeleuchtung auf. In Dolmabagtsche gab der Sultan zu Ehren des Kaisers ein Ellen zu vierzig Gedecken, woran u. a. teil »ahmen: der Thronfolger, Prinz Abdul-Mcdjid-Efscndi und die Kaiserlichen Prinzen, Staatssekretär v. Kühlmann, Groß- wcsir Talaat - Pascha, der türkische Botschafter i» Berlin Hakki-Pascha, der Scheich ul Islam, Envcr-Pascha. die Mi nister des Äeußeren und der Justiz, der deutsche Botschafter Graf Bcrnstorff, Graf v. Moltke, Exzellenz v. Valentini, die Generale v. Stein, v. Plcssen, Freiherr v. Lyncker, Admiral v. Müller, Vizeadmiral v. Koch, die Präsidenten des Senats und der Kammer, die Generale Zckki-Pascha und Ellad-Pascha. .Di» Festlichkeit trug das Gepräge nrvßcr Herzlichkeit. Der Sultan heftete eigenhändig den großen diamantenen Stern dcö Jftichar- Ordens, die höchste türkische Kriegsauszeichnung, auf die Brust des Kaisers. Dieser verlieh seinerseits dem Sultan den Stern und die Kette des Königliche» Haus ordens von Hohenzvllcrn in Diamanten und machte ihm eine prächtige Vase aus der Königlichen Manufaktur in Berlin zum Geschenk. Nach dem Essen hatten die beiden Herrscher eine vertrauliche Besprechung, an der aus, Talaat-Pascha. Enver-Pascha, Hakki-Pascha und der Minister -eS Aenßeren teilnahmen. Später wurde die Unterhaltung allgemein. Kaiser Wilhelm zeigte den hohen Persönlichkeiten des Hofes des Sultans besondere Aufmerksamkeit, während der Sultan das Gefolge des Kaisers mit besonderer Aus Zeichnung behandelte. (W. T. B.) . Besuch beim türkischen Thronfolger. Konstantinopel, 17. Okt. (Meldung der Agence Milli.) Der Deutsche Kaiser stattete heute vormittag de», Thronfolger einen Besuch ab. Beim Essen im Ailbiz- palast saßen ckm-Tische des Kaisers der Großwesir, der Minister des Äeußeren, der Bürgermeister, sowie Dr. Wazim Bet und Jsmet Bei. Der Kaiser und sein Gefolge begaben sich gegen 4 Uhr in vier Booten zur Spitze des Serails und von da zum alten S e r a i l, wo ihm ein Empfang nach den strengen türkischen Gebräuchen der früheren Sultane zuteil wurde. Der Kaiser ruhte sich eine Weile im ?)eni Köj aus, wo ihm der Kaffee nach dem asten Zeremoniell dargeretcht wurde. Dann besuchte er Bagdad Köj, Mustafa Pascha Köj und die Ansstcllung sehr seltener alter chinesischer Fanenscn, die sich im'alten Serail best» den. Dann begab sich der Kaiser in den für ihn hcrgcrich- teten Flügel des Palastes, von wo er nach fast ziveistttn dtgem Aufenthalt znr deutschen Botschaft fuhr, in der er angesehene Persönlichkeiten der deutschen Kolonie von Kon stantinopel empfing. (W. T. B.) Die Begrüßung dnr» die türkische Bevölkerung. Konftantinopel, 17. Okt. Dem warmen Willkommen, den die führenden Männer deS türkischen Geisteslebens dem Deutschen Kaiser in der Prelle dargebracht haben, ent sprach die Begrüßung, die die Bevölkerung der iürti- scheu Hauptstadt dem Herrscher des verbündeten Deutschen Reiches zuteil werden ließ. Unzählbar drängte sich die Menge in den Straßen, die der Kaiser an der Seite des Sultans durchfuhr. In -cm steil ansteigenden Pera war jedes Fenster, jeder Mauervorsprung, jedes Dach nnd Ge- stmS bis hinauf zum ehrwürdigen Galata-Turm mit jubeln de» Menschen d,setzt, ein vrSchtiaeS, uueergeßllchtS BUd. snSSesonder» »et »er derttHmten Brücke «der d«S »olden«