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H 124 Dienstag, den 8. Juni ISO2 VI. Jahrgang Aaferat Oevoße«»: Dir 5-grsp PrNt^U »der drrcn Auum tü, d<i r okal > Inseraten tu Pf , im amtlichen teil pe» Zeile tUPs.; ..lsiiigelaiivt" IM ste- vaktionSteile 3V Ps. Sri Ich» irrigem und tabellarischem Setz Lusschlsg nach Lnns. Für slachwet« und Offerten' Annahme 2i> Ps. «pr^rbützr. .:ü 5blait der ^' vui.qlichcn Amtshauptruaunschast Flöha, des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrats zu Frankenberg A ^MlnAristt den Boten und Aus- M gaveslkll«u, sowie ^.«Miauen l c l a igenoqn <en. e/ VeranNvoitllcher Redaktcur: Einst Romberg in Frankenberg I. Sa. — Druck und Verlag vvn C. G. Aoßberg In Frankenberg I. Sa. Abonnements nuf -ns Tageblatt für den Monat Juni nehmen unsere Tageblattausträger und unsere bekannten Ausgabestellen in Stadt und Land, sowie alle Postanstalttn noch entgegen. Der von der Pönisch'schen Restauration in Dittersbach nach dem Oberdorfe daselbst füh rende Dorfweg und der sich anschließende, nach Berthelsdorf führende Communicationsweg werden wegen vorzunehmender größerer Besserungsarbeiten, und zwar letzterer bis an daS sogenannte Mühl- Holz, VoM 3.—II. Juni 1992 für den öffentlichen Fährverkehr gesperrt und letzterer von und nach Berthelsdorf über die sogenannte Kohlenstraße verwiesen. Flöha, am 81. Mai 1902. Die Königliche Amtshauptmannschaft. »r Morgenstern. Lhm. Bekanntmachung. Rechnungen über im Laufe des verflossenen Monats für die hiesige städtische Verwaltung bewirkte Lieferungen und Arbeiten sind - bis znm 1S. Juni anher einzurcichen. Frankenberg, am 2. Juni 1902. Der Stadtrat h. Ilr Mettig, Bürgermeister. N. Straßensperrung. Wegen Verlegung der Wasserleitunqsrohre wird die Innere Freiberger Straste zwischen Markt und Körnerstraße vom 3. Juni d. I. ab bis auf Weiteres für den Fährverkehr gesperrt. Zuwiderhandlungen ziehen die gesetzlichen Strafen nach sich. Frankenberg, am 2. Juni 1902. Der Stadtrat h. »r Mettig, Brgrmstr. Bekanntmachung. Die durch die Bekanntmachung vom 3. Mai d. I. erfolgte Sperrung der Lützelstraße wird hiermit aufgehoben und diese Straße für den Fährverkehr vom 3. dieses Monat» ab wieder geöffnet. Frankenberg, den 2. Juni 1902. Der Stadtrat h. — Ur Mettig, Brgrmstr. Auslassung Frankenberger Stadtschuldscheine. Nachdem am 15. dieses Monats I. von unserer 4°/»igen Stadtanleihe vom 1. März 1879 die Schuldscheine Serie V 7, 28, 3«, 42, 90, 97, 159, 180, 165, 175, 242, 287, 285, 324, 340, 345, 374 und 509 L 500 Mark, Serie VI 12, 21, 77, 125, 171, 205, 270, 368, 387, 394, 432, 512, 557, 614, 684, 752, 773, 797, 820, 850, 898, 917, 944, 958 und 987 ä. 200 Mark, II. von unserer 4°/,igen Stadtanleihe vom 1. Jnli 1891 die Schuldscheine Serie VII 52, 151, 185, 294, 407 und 522 L 500 Mark, Serie VIII 37, 153, 238 330 und 507 L 200 Mark ausgeloost worden sind, werden den Inhabern dieser Schuldscheine die betreffenden Darlehnttrträge hiermit dergestalt gekündigt, daß sie solche vom 2«. Dezember dieses Jahres an gegen Rückgabe der Schuldscheine nebst den dazu gehörigen Zinsleisten und ZinSscheinen bei der Stadthauptkaffe hier erheben können. Die Verzinsung der ausgeloosten Schuldscheine hört mit dem 31. Dezember 1902 auf. In früheren Jahren ausgelooste Schuldscheine sind nicht mehr im Umlauf. Frankenberg i. Sa., am 21. Mai 1902. Der Stadtrat h. »r Mettig, Brgrmstr. N. Frieden zwischen England und den Buren. Diese in ganz Großbritannien so langersehnte Kunde wurde am Sonntag in London bekannt. Wir ließen diese interessante Nachricht heute früh durch eine Anzahl Extrablätter weiter ver breiten und teilen in folgendem die speziellen Meldungen über das hochwichtige Ereignis mit: London, I. Juni. Kitchener telegraphierte unter dem 31. Mai: Pretoria, 31. Mai, 5 Uhr 15 Min. nachm.: Es ist jetzt ab gemacht, daß die Friedensdelegierten sofort hierher kommen werden, sowie Milner von Johannesburg cintrifft. Es ist möglich, daß daS Friedensdokument noch heule abend unterzeichnet wird, da ich Erklärungen von den Burendelegicrtcn erhielt, die dahin gehen, daß sie accepticren und unterzeichnen wollen. — Es folgte dann die Depesche von 11 Uhr 15 Min. nachts: Die Verhandlungen mit den Delegierten sind erledigt. Das Dokument mit den Uebergabe-Bedingungen ist heute abend 10'/-, Uhr von sämtlichen Delegierten, sowie von Milner und mir selbst unterzeichnet worden. London. Die Veröffentlichung deS Friedensschlusses ries un geheure Begeisterung hervor. Der Abschlug wurde gestern in allen Kirchen verkündet und die sich hierauf obspielenden Szenen waren geradezu ergreifend; überall wurden Dankgebete gesprochen. Alle Zeitungs-Büreeus hatten die offiziellen Mitteilungen durch auS- gehängte Plakate bekannt gegeben, vor welchen sich überall größere Menschenmengen versammelten, die noch während des ganzen Abends die Straßen durchwogtcn und patriotische Lieder sangen. — Es verlautet, daß die Opposition im Unterhause eine strenge Untersuchung darüber veranlassen wird, wie der Krieg geführt worden ist. Gerhards Fra«. Erzählung von Martin Bauer. (Aachdruck verboten. I. Warum Gerhard von Raven Erna Ettersdorf geheiratet hatte? Du lieber Himmel, als ob nicht nur Thoren eine solche Frage im Ernst stellen könnten, warum hätte Gerhard von Raven Erna Ettersdorf eigentlich nicht heiraten sollen? Es gab wahrhaftig — und wenn man di« Sache rundum drehte — keinen einzigen Grund, der dagegen sprach. Gerhard von Raven hatte das hübsche Gut, das er jetzt sein eigen nannte, von einem Oheim mütterlicherseits geerbt, und er quittierte mit wahrer Wonne sofort den Staatsdienst — er war schon seit mehreren Jahren unbesoldeter Assessor — und b schloß, sich selbst dir Bewirtschaftung seines Gutes zu widmen. AlS ob es so leicht wäre, sich im Handumdrehen aus einem ausgezeichneten Juristen in einen ebenso ausgezeichneten Landwirt zu verwandeln! ES war ein Glück, daß dem neugebackenen Guts besitzer ein erfahrener Verwalter zur Seite stand, der in den Diensten seines verstorbenen Oheims ergraut war und Darkheim — das war der Name von Gerhard Ravens Besitzung — seiner Aussage nach ebenso genau kannte, wie seine eiaene Tasche. Als ferneres Glück erwicS sich die nahe "Nachbarschaft von Lüderwitz, dessen Besitzer, AmtSrat Ettersdorf, jederzeit bereit war, seinem neuen Nachbar mit Rat und That zur Hand zu gehen. Und rin Rat vom Amtsrat Ettersdorf hatte etwas zu bedeuten, denn seine Wirtschaft war berühmt auf Meilen in der Runde. Wirklich» der Herr Assessor, wie er sich noch immer — viel- London. Kein Blatt veröffentlicht den Wortlaut der Frie densbedingungen. ES wird nur «in amtliches Kommunique mit geteilt, die Regiemng hoffe, die notwendigen Dokumente über den Abschluß des Friedens frühzeitj^MM d-MhsIten^um heute im Unterhaus eine offizielle Erklärung abgeden zu können. Diese Erklärung soll von einer Feierlichkeit begleitet sein, wie solche den letzten Generationen noch nicht vorgekommen ist. London. König Eduard richtete an sein Volk eine Bot schaft. In derselben heißt es: Die frohe Nachricht von der Ein stellung der Feindseligkeiten in Südafrika habe ihn mit hoher Freude erfüllt. Er habe die Hoffnung, daß dem Frieden bald die Wiederherstellung des Wohlstandes in seinen neuen Staaten fol gen werde, und daß die erbitterten Gefühle, welche durch den Krieg herbeigeführt worden sind, dem aufrichtigen Zusammenwirken sämtlicher Einwohner Südafrikas Platz machen werden, um das Wohl ihres gemeinsamen Landes zu fördern. London. Eine Demonstration von wenigstens 10000 Men schen fand anläßlich des Friedensschluffes gestern in Strand statt. Die Kundgebung erinnerte an diejenige anläßlich der Entsetzung Mafekings, aber ohne die damals zur Schau getragene große Brutalität. London. Blattermelv.ungen zufolge wurde die Nachricht vom Friedensschluß dem König durch Lord Balfour noch am Sonnabend vor Mitternacht mitgeteilt. Bereits am Abend vorher war der König benachrichtigt worden, daß der Abschluß des Friedens ziem lich sicher sei. Der König soll in der letzten Periode der Ver handlungen einen gewissen Druck zu Gunsten deS Zustandekommens deS Friedens ausgeübt haben. Pretoria. In einer hier veröffentlichten Bekanntmachung wird angeordnet, daß die Zahlung der Zinsen der Tronsoaalbons, leicht auS einem gewissen Gefühle der Pietät heraus — nennen ließ, hatte Glück, unmenschliches Glück, er mußte das selbst an erkennen, aber es war auch hier wie allerorten dafür gesorgt, daß die Bäume nicht bis in den Himmel wachsen. Da hatte sein Oheim seinem Testamente eine recht thörichte Klausel angehangen. Er, der selber unvermählt gestorben war und allem Anscheine nach in seinem ledigen Stande sich jederzeit sehr wohl befunden hatte, verlangte von seinem Neffen, daß er sich jedenfalls ver mählen solle; war er zwei Jahre nach deS Erblassers Todestag gerechnet noch unverheiratet, ging das schöne Gut in andere Hände über. Das war natürlicherweise ein Fall, der gar nicht in Be tracht kommen konnte, Gerhard Raven war ja kein Weiberfeind und dachte nicht daran, sein Leben etwa als Junggeselle zu be schließen, aber eben der Zwang war ihm unangenehm, eS war, als habe ein anderer, gegen dessen Gebot eS kein Auflehnen gab, seinen freien Willen in Fesseln geschlagen. Er würde in zwei Jahren verheiratet sein, gewiß, aber er war thöricht gcnug, diese zwei Jahre als eine ihm vergönnte Gnaden frist anzuschcn. Ec traf auch noch durchaus keine Anstalten, ein Jahr ist ja so lang, und er hatte deren gar noch zwei vor sich, und cs war seltsam, seitdem er jede junge Dame, deren Bekannt schaft zu machen er Gelegenheit batte, daraufhin ansah, ob si- vülleicht dazu berufen sei, seine bercinstige Gattin zu werden, war er ein sehr strenger Kritiker geworden. So war schließlich das erste Jahr vergangen, ja, schon das zweite hatte scine ersten drei Monate vollendet, ohne daß Gerhard auch nur einen Schritt weiter gekommen wäre. Das war fatal, die Angelegenheit, di« «r bisher sehr leichthin behandelt hatte, begann ein ernstes Gesicht für ihn zu zeigen, und da e» ihm sein welche während der Dauer deS Krieges eingestellt war, vom 1. Juni ab wieder ausgenommen wird. Pretoria. Stejn ist leidend; er hat eine Lähmung erlitten und an der Konferenz in Brreeniging nicht teilgrnmnmrn, sondern ist nach KnigerSdorp gereist. Oertliches und Sächsische-. Frankenberg, 2. Juni 1902. -ß P«h, die Hitze! Auch die letzten Tage brachten die Fortsetzung der ungewohnt hohen Temperatur, und murrte man früher über die ewigen Regenschauer und die „kühlen Mailüfterl", so stöhnt man jetzt kläglich über die „schweißtreibende Backosrn- glut". Für die Schuljugend gab eS heute nachmittag Hitze- ferie«. -j- Straßensperrung wegen WafferleitnngSbau. Bi» auf weiteres gesperrt find: Körnerstraße zwischen Humboldt- und Ahorn« straße; innere Freiberger Straße und der Weg über dm Mühl graben nach dem Zschopaudamm zwischen der Neumühle und dem vormals Bergischen Grundstück. -j- 25 Prozent Zuschlag zur Einkommensteuer! Bon der Finanzdeputation der Zweiten Kammer ist, wie schon kurz be richtet, der Bericht über Kapitel 20 des ordentlichen Staatshau»- haltsctats für 1902/03, direkte Steuern, erstattet worden. Da» Wesentlichste daran ist, daß nunmehr die Erhebung eine» Zu schlages von 25 Prozent zur jetzigen Skala der Einkommensteuer endgiltig festgelegt ist, wogegen, wie bekannt, im ursprünglichen Etat ein Zuschlag von 50 Prozent vorgesehen war. Hierbei war von der Regierung das Normalsoll der Einkommensteuer mit 35 Millionen Mark eingesetzt worden, während nach den Anträgen Zartgefühl verbot, seinen Gewiffensrat Nummer eins, den Ver walter, ins Geheimnis zu ziehen, wandte er sich mit seinem jetzt wirklich schon etwas kummerschwcren Herzen an seinen Gewiffens rat Nummer zwei, den Lüderwitzer AmtSrat. Der alte Herr hörte bedächtig zu, sog nachdenklich an seiner langen Tabak»pfrise und paffte dann den Rauch in mächtigen Wolken vor sich hin, da« graue Haupt bedauernd hin- und hcrwiegend: „Schade, ewig schade, raß ich keine Tochter habe." Das war eine für den Herrn Assessor recht schmeichelhafte Be merkung, aber da sie leider keinen praktischen Rat enthielt, sah der junge Mann mißvergnügt vor sich hin. Der Amtsrat hatte bis her noch immer einen Ausweg gewußt, wenn Gerhard sich in einer Klemme an ihn gewandt hatte, und diesmal, in einer so wichtigen Angelegenheit, wußte der alte Herr nichts Besseres, als sein Bedauern darüber auszusprechen, daß er eben nicht Helsen könne. „Niemand kann das mehr bedauern als ich," der Assessor legte die Zigarre ärgerlich zur Seite, „nur daß leider diese» Be dauern mir auch nicht den kleinsten Schritt vorwärts Hilst." Ec machte «ine Pause, um dann einige sür seinen verstorbenen Oheim wenig schmeichelhafte Bemerkungen vor sich hin zu brummen. Lächerlich, wenn einer, dec den Ehestand nie ausprobiert hatte, davon reden wollte, daß ein unverheirateter Mann nur ein halber Mensch sei, daß er seinem Neffen ein anderes Leben wünsche al» er selbst geführt, und was dergleichen thörichte Redensarten mehr waren, mit denen der alte Herr seinen Wunsch, der seinem Neffen so außerordentlich unbequem schien, motiviert hatte. Darauf trat ein etwas bedenkliches Schweigen zwischen den beiden Herren ein, sodaß man zugeben muß, daß die Frau Amt»-