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26. Jahrgang Sonnabend, den 29. April 1899. Redoctio» und Gxpedttiou: » (u»he dem S LmUgertcht). Lelegramm-Ldreff*: Anzeige, HoheusteirleimMal. Tagbl." verzeichnet das ihm „von besonderer Seite" übermittelte Gerücht, daß Kaiser Wilhelm für den Tag der Eröffnung der Abrüstungskonferenz eine Kundgebung beabsichtige, die die hohe Eigenart des Kaisers auss Deutlichste kennzeichnen solle. In vertrauten Kreisen hätte der Kaiser sich oft über ein gewisses politisches Pharisäerthum geäußert, das, von jeher an einer Trüb ung des deutsch-russischen Verhältnisses arbeitend, seit dem Austauchen der Abrüstungsfrage mit erhöhtem Eifer seine Apparate in der Richtung einstelle, um in allen Formen, die die Hintertreppenpolitik zulätzt, die persön lichen Empfindlichkeiten zu reizen und gegen Deutschland zu schüren, freilich ohne Erfolg. „Der Czar kennt die Gesinnungen des Kaisers und weiß, daß es nicht Deutschlands Schuld ist, wenn seine großherzige Anregung nicht gleich jetzt und im vollen Umfange verwirklicht werden kann. In den letzten Tagen soll Kaiser Wilhelm wiederholt darauf zu sprechen gekommen sein, daß es doch Mittel geben müßte, um öffentlich zu bekunden, wie sehr das deutsche Gewissen den hohen ethischen Gehalt, den die Anreg ung des Czaren in sich birgt, empfinde, und wie es nur der nicht hinwegzuleugnende Zwang der Verhält nisse sei, der die deutsche Politik zu ihren, Verhalten nölhigte. Verschiedene Ideen sollen aufgetaucht, vom Kaiser aber vorworfen worden sein, die einen, weil sie zu nichtssagend und banal waren, die anderen, weil sie denn doch im Mißverständniß gestanden hätten zu dem Charakter und der Politik des Kaisers." Der Herrscher habe sich entschlossen, eine Amnestie zu erlassen, die sich auf alle wegen politischer Straf- thaten verurtheilten Personen zu erstrecken hätte. Eine Amnestie bei diesem Anlaß würde besagen, daß Kaiser Wilhelm, das vom Czaren ausgesprochene Friedenswort in seinem tiefsten Prinzip erfassend, immer zum Vergessen bereit ist und, da es nicht anders geht, dem Zusammen tritt der Conferenz doch im eigenen Lande durch einen Act der Versöhnung, durch Anberaumung eines Gottes friedens huldigt. — An zuständiger Stelle in Berlin ist, wie von verschiedener Seite versichert wird, von einer solchen Absicht des Kaisers nichts bekannt. — Kaiser Wilhelm hatte unmittelbar nach seinem Regierungsantritt einen Stenographen zur Aufzeichnung seiner Reden berufen. Karl Hempel, der beeidete Sach verständige für Stenographie bei den Berliner Amts und Landgerichten 1 und II, erzählt in seiner jüngst er schienenen Schrift über Stenographie, daß der Kaiser für den Stenographen ein außerordentlich angenehmer Redner wegen seines sonoren und kräftig klingenden Or gans ist. Auch in Bezug auf Druckreife der impro- visirten Reden und Ansprachen hat der Stenograph im allgemeinen eine leichte Aufgabe, denn der Kaiser spricht recht klar und so, daß kaum eine Ausfeilung nöthig wird. Nach dieser Richtung beschämt er sehr viele der redelustigen Parlamentarier. Es steckt Temperament und Eigenart in den Worten des Kaisers, und man lauscht gern seinen Ausführungen. Nur in zweifacher Beziehung können die Worte des Kaisers die Jünger der geflügelten in dem Artikel weiter, vor etwa Jahresfrist da^ Gluck hatte, bei der Denkmalsfeier auf dem Kasernenhofe des dritten Garde-Regiments als Stenograph zugelaffen zu werden und fast als einziger Civilist dem anschließenden Liebesmahle beiwohnen durfte, kam mir dies so recht zum Bewußtsein. Wie hoch der Werth des Gabelsberger- Systems anzuschlagen ist, geht aus dem Umstande hervor, daß der zweite Vorsteher des Stenographen-Bureaus im preußischen Abgeordnetenhause, der Stolzeaner Reißig, den Kaiserlichen Anforderungen nicht zu genügen ver mochte, durch den Gabelsbergerschen Reichstags-Steno graphen Dr. Max Weiß ersetzt werden mußte. Ueberall, wo irgend eine Rede des Kaisers in Aussicht steht, findet man den Hof Stenographen. Selbst als der verewigte Kaiser Alexander III. von Rußland in Berlin war und Kaiserliche Ansprachen erwartet wurden, hatte sich der Kaiser-Stenograph auf Allerhöchsten Befehl ebenfalls eingefunden. Auf der Reise nach Jerusalem ist zwar kein amtlicher Stenograph zugegen gewesen, aber in Jerusalem hat doch der Vorstand des dortigen Gabels- berger-Stenographen-Vereines, Johannes Dyck, einzelne Reden sehr genau ausgezeichnet und alsdann die Ueber- tragung dem Oberhofmarschall-Amte zur Veröffentlichung im „Reichsanzeiger" zur Verfügung gestellt. — Sonderbare Gerüchte über ein gegen den Kaiser geplantes Attentat sind der „Hildb. Dorfztg." zufolge in Eisenach während des viertägigen Aufenthalts des Kaisers auf der Wartburg verbreitet gewesen. Der Ur sprung dieser Gerüchte wird darauf zurückgeführt, daß der Kaiser während seines diesmaligen Aufenthalts die Wartburg nicht verlassen hat und nicht auf die Auer hahnjagd gegangen ist. Selbstverständlich sind diese Gerüchte völlig grundlos. Der Kaiser hat offenbar mit Rücksicht auf ferne Gesundheit sich in den recht kalten und wmdrgen, zum Theil regnerischen Nächten einer Er haltung nicht aussetzen wollen und war überdies mit Regrerungsarbeiten beschäftigt. In seinem Gefolge be- and sich der Gesandte Graf Wolff-Metternich als Ver treter des Auswärtigen Amtes. o- Bestätigung des Berliner Bürgermeisters Kirschner ist, wiedie„Berl. Ztg." aus angeblich sicherer Quelle berichtet, m diesen Tagen aus dem Civilcaabinet und ^dürste In Ministerium des Innern gelangt Untrcffen nächsten Tagen im Nathhaus he.mräthe Kayser und Dr Zacker „1!- n " wid-rsM-M, MchM-mEn g-h-oim »w-gung d.r Angck,,„h,st ist h« Blatt 2 Nr. 98. bn Vermeidung Einkommensteuer ist, Bi/ä^er, V Gemeinde^ ' "lprAlug der Gemeittdeanlagen. ist nunmehr gewesene I. Termin der N in t zu bezahlen. Zur -"«-ich Minen, anch alle diejenigen verpf ty - .4. reklamirt haben. V^tbeinen dieser Bekannr- 14 Tage nach dem erstmalige» E zwangsweise «ei- machnng, demnach am 12. Mal 1 , ^^.H^^Azieher. treibung aller Rückstände durch den Rathsvouz Hohenstein-Ernstthal, den 28. April 1899. Der Stadtrat h. I)r. Polster, Bürgermeister. T <- » c s g e, H V ^utjches Reich. d-r Bem,Hun, Volksvertretern herbeiqezoqen es Anzahl von Haus beschlußfähig sei ^ U, als ob das "lcht durch all »lange Rede , di ^entschlossen, eme Wiederholung ^ schließlich n»r Argumente enthalten können die Länge zi zie en m r H SMMLS-L wieder Vertreter der frei,innigen Gruppen, Bankdirector Büsin?l,e^ sie s jungen sich .Nit der kurzen Erklärung, daß 1 e auf dem Boden des m der Commission zu Stande gekommenen Compromisses stehen. Auch Herr von ^>tandy will das allgemeine Wohlgefallen nicht mehr NEM er ist zwar im Princip für die Verstaatlichung der Reichsbank, aber — was nicht ist, ist nicht. So sieht Al endt recht einsam, umtost von dem ungezogenen Lärm der äußersten Linken, die sich indessen ver gebens bemüht, dem Redner aus dem Concept zu bringen. Schon um 3 Uhr ist die Hauptdebatte zu Ende, und es koini.it zu einer ziemlich complicirten Abstimmung über die verschiedenen Nnteranträge, die namentlich vr. Arendt gestellt hat und die iin ent scheidenden Moment nur bei ihm und zwei Conservativen Zustimmung finden. Kaum 20 Stimmen vereinigten sich auf ein Amendement Levetzows, die überwiegende Mehrheit bleibt auf den Beschlüssen der Commission stehen. Große Heiterkeit gab es, als Conservative und Socialdemokraten gemeinsam, aber gleichfalls erfolglos für die Dividendenfestsetzung auf höchstens 5 bezw. 6 v. H. stimmen. Mehr Erfolg hat der Richterianer Fischbeck, der einen Antrag durchsetzt, demzufolge der Wahlmodus der Mitglieder des Reichsbank-Beiraths unverändert bleiben soll. In der weiteren Debatte versuchte der bayrische Centrumsmann Heim, mit Unterstützung des bayrischen Bundesbevollmächtrgtev, eine kleine Erleichterung für die Prwatnotenbanken dahin durchzusetzen, daß diese der Dlskontlrung der «Uh,Im- M D°« ^^Mittewach, Hermsdorf, BernsdochLangenb^ " " ^ns-rttouSaebühren: die fünfgAa „ auswärts 12 Pfg-,