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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich I Mark 3» Pf. prosmimsrsnäo. Aiirtiger für Inserate werden bi« spätesten« Mittag« de« vorhergehende» Tage« des Erscheinen« erbeten und die Corpusspaltenzeile mit Iv Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath zn Zwönitz. 138. Ionuabcnd, den 24. November 1877. 2. Jahrg. Bekanntmachung. Unter Bezugnahme ans die Bestimmung in ^rt. HI. der hierorts eingeführlen Städleordnuug wird bekannt gemacht, daß die für die diesjährige Staklverorducteuergänzuugswahl erforderliche Liste ausgestellt und von Sonnabend, den S4 November n. e. ab, 14 Tage laug während der Expeditionözeit, von 8 — 12 Vormittags und von 2 bis 6 Uhr Nachmittags au Nalbsstelle ausliegen wird und das eö bis Ende des siebenten Tageö nach Bekanntmachung und Beginn der Auslegung der Liste jedem Betheiligten freistem, gegen die Wahlliste ebendaselbst Einspruch zu erbeben. Zwönitz, am 22. November 1877. Schönherr, Bürgermeister. Vom Krirgsschanploht. Pom enropaischeu Kriegsschauplätze sind folgende offizielle russische Meldungen eingegangen r Am 19. d. M. Morgens 9 Uhr griffen 18 türkische Bataillone aus Rustfchuk, Basserbowo und Tschifllik unsere Borpostenslellungeu bei Pyrgos, Khangnel, Tscheome uuv zwischen Tschifllik und Trostenik an. Nach bartnäckigeui Kampfe wurden die- selben gegen 0 Uhr Abends auf allen Punkten zurückgeschlageu. Unser Verlust ist noch nicht bekannt, von Offizieren sind bis jetzt 1 lodt, 7 verwundet gemeldet, gestern Abend wurden 78 verwundete Sol' daten eingebrachl. Am hartnäckigsten war der Kampf bei PyrgoS, wo sich 2 Kompagnien vom Asow'ichen und vom Dluepr'schen 'Regi ment helkenmülhig gegen eine enorme türkische Uebermacht wr theidigten. Die erlittenen beeenlenden Verluste zwangen dieselben endlich, sich gegen Me'schka zurückzuziehen. Hieraus rückte aber die ganze erste Brigade der 12. Division gegen PyrgoS vor, »ertrieb die Türken und warf dieselben Nachmittag» 4 Uhr hinter den Lem zu rück. Die Türken Hilten aber Pyrgos inzwischen schon eingeäscherl. Am nämlichen Tage Nachmittags 3 Uhr griffen die Türke» die Vor posten deö v6. Kefacken Regiments und der Lnbliu'schen Husaren au, wurden aber ebenfalls gegen 6 Uhr Abend» zurückgefchlag-n Unsere Vorposten besetzten ihre früher innegehablen Stellungen ans eer ganze» Linie wieder. Am 17. d. M. griffen zu derselben Zett, wo der An griff auf Nowofelo unternommen wurde, löO Tscherkessen und Baschi- bozukü Slataritza a->. Unter dem Schutze derselben besetzte die türkische Infanterie die Slataritza beherrschende Anhöhe und begann dort Batterien zu errichten. Die Türken flohen »»dessen, nachdem einige Granalenschüsse aus sie abgegeben und eie Tscherkessen unk Baschibozukö durch die Schützen des Iakulöki'schen Regiment» zu» rückgeschlagen unk zerstreut worden wa>cn. Wir batten 2 Manu verwundet; die Tüiken ließen 8 Tokle zurück, darunler einen Offizier. — Am 19. d. M., Nachmittag» I Uhr, fand bei uns vor Plewna auf der Redoule von Tnlschenitza in Anwesenbeik re» Kaisers ein Gottesdienst wegen der Einnahme von Kar» statt. Nach dem Gottes dienst gaben sämmlliche Batterien gegen Plewna gelichtete Salven ab. Abends fand auf ken Positionen ei» Heuerwerk. Illum-nalion uuv Musik stall. Abends um 11 Uhr eröffneten die Türken ei» Ge Wthrfeuer gegen die Position keö General Skobeleff, welches alle unsere.Mallerien mit Granaten erwirerlen. Nach 20 Minuten wurde Alle« still. Wir hatten einen Offizier und 2 Soldaten verwundet. An die Armee in Asien bat der Zar einen Tagesbefehl erlassen, worin er betonl, daß der Kampf noch nicht beendet sei, daß der tapferen Armee noch manche Noth und Miihseligkeil bevorstkbe. Der ! Zar dankt ken Truppen für jhien Helkenmnih und versichert, daß d>e Sorge für die Verwundeten, für r>e Familien der Gefallenen nicht nur die Pflicht Rußlands, sonder» auch seine eigene sei» werke. Mit ken Worte»: „Die Waise» bleiben meinem Schutze empfohlen", schließt der Armeebefehl. — Wie dem „Reuler'fchen Bureau" aus Erzerum vom 19. b. M. gemeldet wirk, haben die türkischen Schic« wache» mit dem Feinke bei Modourke einige Gewehrschüsse gewechselt. Die türkische» Batterien habe» auch die russischen Befestigungen im Süden von Erzerum beschossen. Kleine russische Kavallerieketache- meutS patronilliren nach verschiedenen Richtungen rer Ebene. Hitteressaul sind die Bemerkungen, welche rer militärische Bericht erstatter des „Berl. Tgbl." an die Art und Weise de« russischen Einzeikampseö knüpsl. Er schreibt: „Bekanntlich haben die Franzosen 1870 »ns durch die Eröffnung ihres JusauterieseuerS auf weite Distanzen sehr überrascvt, und was man auch über diese MuniUonS- verschwencung denke» mag, so bat sie doch eine gewisse Berechtigung. Erkennt mau diese nicht a», so braucht man auch keine so großen Aus gabe» für die Beschaffung re» bestmöglichen <V-wtbrS zu machen. Während mau daher seit 1d7o in reu Armeen ken g ö len Werth aus die Einzel« ausbilduug de» Schützen legt und auch cie Wafsenwirluug der In» sauleiie weit mehr hinausschiebt, als sie eö bi« jetzt war. begegnen wir in der russischen Armee noch immer rem atten Suwarowschen Ausspruch von der Kugel, die lbörigt und dem Bajounel, das allein weise sei. Dieser Grundsatz mag für Milizheere eine gewisse Be» rechtigung baden, für die morerneu Armeen aber, die durch die all gemeine Wehrpflicht die beste Krast de» LaureS in ihren Reiben zähle», muß man fast das Umgekehrte als Grmwfatz aufstelleu, nämlich mög lichst iutelttg it AuSuutzung der uns durch die Stellung der heutige» Technik gebotene» Hilfsmittel, und nur, wen» diese ihre Schuldigkeit geiban u»k reu Feinv erschüttert haben, kam, lasse man da» Bajcnn l weiter wirken. Gegen einen mit guter Feuerwafs« versehen,» nur hinter Deckungen geschützten Gegner nnt rem Bajonnet auz»rrnuen, ist ei» meist aussichtsloser, immer aber uuveraulwortticher Mißbrauch des, wie gesagt, in heutiger Zeit so kostbaren Menschen» Materials. Wenn wir trotzdem i» den letzten Tagesbefehlen, die Skobe- lcff u»b Gli»ko, beide die anerkannt brauchbarsten Generäle der rus- sstcheu Armee, erlass n haben, die Anffcrkerung finden, mit ker Patrone zu spare» und das Bajounel iu seinen alten Werth einzuseyen, so muß man darin die emsichttgeu M'liläiS allerdings nicht befremdliche Tbaisache sink.n, daß rer rufsiche Soldat nicht auf jener Stufe der soldatischen Entwicklung fleht, die ihn zum Einzelgesechl mit seiner Waffe, r. b. zum verstänrnißvollen Gebrauch der in ibr rudenken Kraft fähig macht. Wir müssen vielmehr darin raö Gestäudniß finden, daß auch heule noch die Verwendung in Maste», die »ich» nach Verlusten sragl, die für die russische Armee eigeulhümliche Kampsesark ist und baß, die russichen Heerführer nur so die Lumme der unge lenken Heereskrafl ausznuuhe» wissen unk verwende» zu können glauben. Eö Mig raö für diejenigen eine Beruhigung sein, die — wie die Russe» es selbst IN l Vorliebe lhiin — bebauplen, mau dürfe die rusfiiche Anuee uichl uach ihre» Erfolgen gegenüber der lürkische» be- lrachle», kenn eö sei weil leichter gewesen, I870s7l die Franzosen zu schlagen, a's 1877 die Türken. Es möge» obige Worte wie ge» sagt die B, uh g wa geben, daß es den Russen mit rer bi? zur An kunft Todleb,,,» befolsten Taktik uuv Strategie wahrscheinlich eben so wenig gelungen wäre, die Franzose» Anno 70 zu schlagen.