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Dresdner Nachrichten : 10.06.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187306100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730610
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730610
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-06
- Tag 1873-06-10
-
Monat
1873-06
-
Jahr
1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 10.06.1873
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»«. . r°Sl"y /ru, 7 Ühr In der axvedtiio» MarienilraKe IS. «bon- nemenitprei» «ierteliäiir- lich iily, ligr., durai die Post SL Ngr. lliujclne Nummern I i>!ar. Auslage: »I.lXX» IkrcmVl- Ziir die Rückgabe «tnge- sandler Manuicrtplc mach! sich die Meöaction Nicht oerdindlich, Inseraten-Aniiadme aul> Niartv: H---an.Ioiu uvck V»s>»r in -ami-mg. Ber lin. Wie», Leipzig. Basel Breslau, Aranlsurt a. M. — kuck. I5o„, in Berlin, Leipzig, Men, Hamburg, tzranlsurt a. M., Mün chen. — Vaud, L c». in kirnnlsnrt L. M. — lr. Val»l in lldemnih. — Ila- «u, loLtt«. kulliar a La, tn Part». Tageblatt Druck und Eigenthum der Herausgeber: Ltepfch ^ Neichardt in Aresden. Verantwort!, Redaeteur: Julius Nekchar-t. WnseraieNitrrenGNÄ»«« Mrad« IS tnge>>»m««U Ht» »d.» Upr, Sannt»» »t» Mittag, iLUbr. S» Reniiadl: -rat« Llolle«» «asse d dt» «dd. « Uhr. Der Raum einer etn- lpalttaen Pelltzetle kaäet rr Psg Eingkiandl dir Zeile s Ngr. Sine Garantie siir da» «ächilläaiae Srlchei. «in der Inserate «Kd nicht gegeben. Antwitriige Annancen» Austrilge von uns und« kannten Jirmen u. Per sonen tn lereren wir nur gegen Prünumerando- Zatzlun, durch Briet, marke« »der Posteindah» lung. » Silbe« kastei« IL, Rar. Autwlirttg« kt >ne» di« Zahlung anch »ns »tue DeckdneiFirm» »»««tsen. Die Sxp. Nr. 161 Achtzehnter Zshrgang. Mitredacteur: vr. L,»«I Ntsrvzr- Aar das Feuilleton: I-uckvl« Hartl»»«». Dresden» Dienstag, ly. Zffni 1878 Politisches. Die Selbstherrscher eines ganz und eines halbasiatischen Reichs haben die Hauptstädte Deutschlands und Oesterreichs nunmehr ver lassen, um sich an die herrlichen deutschen Ströme Rhein und Neckar zu begeben. Seine Merkwürdigkeit der Schah von Persien benutzt Wiesbaden und die Krupp'schen Werke in Essen als Zwischenstation zwischen Berlin und London; seine Majestät der Herr aller Reußen besucht in Stuttgart seine Schwester, die Königin Olga von Würt temberg. „Bald gras' ich am Neckar, bald gras' ich am Rhein, bald Hab' ich an Kaiser, bald Hab' ich oa kein'," kann die deutsche Journa listik mit der süddeutschen Dorsschönen singen. Was dem Schah von Persien in Berlin passirte, fordert die Satyre heraus. Daß er sich ein Paar Minuten den nicht beschlußfähigen Reichstag angesehen und dabei, wie sich der Telegraph ausdrückt, „vielleicht das erste Beispiel eines Verständnisses orientalischer Herrscher für das abend ländische Prinzip der Volksvertretung" sich die Bedeutung des Reichs tags hat auseinandcrsetzen lassen, grenzt durch seine byzantinische Stylform ans Komische. Daß er dem hochverdienten Präsidenten I)r. Simson das Großkreuz des Löwen- und des Sonnenordens ver liehen, fassen wir nicht als Wirkung dieses flüchtigen Reichstags besuchs, sondern als ein Zeichen des Wohlwollens auf, das er dem Haupte einer Corporation schuldig zu sein glaubte, in der gewaltige Krieger vor dem Herrn, wie Moltke, Bismarck und Roon sitzen Uebrigens ist so ein persischer Löwen- und Sonnenorden auch nur eine Art Spielzeug, wie die europäischen Decorationen. Was hat z. B. Bismarck's Sohn, kaum von der Universität zurückgekehrt, für Verdienste um Persien auszuweisen, daß erden gleichen Orden erhielt? Bisher ist er nur der unbcrühmte Sohn eines berühmten Vaters Doch ivas ereifern wir uns gegen leere Ehrenbezeugungen? Dü Engländer machen's nicht besser. Die Universität in Oxford wil den Schah zum Ehren-Doctor ernennen. Der „König der Könige". „Bannerträger der Sonne", der „Punkt gegen den die Welt sich neigt", wird sich sehr geschmeichelt fühlen, sich nun auch „Herr Doctor Nassreddin" anreden zu lassen. Wenn Kaiser bei einander zu Gaste sind und sich gegenseitig bctoasten, so pflegt in den Trinksprüchen selbst nicht allzuviel Geiß zu sprudeln. Als daher die Kaiser von Oesterreich und Rußlanl ans ihre beiderseitigen Armeen tranken, dachten wir uns, uneingc weiht in die bedeutungsvolle Tragweite jedes einzelnen dieser Worte, wie wir sind: das sind einfache Toaste; trinkt Franz Joseph aus Alexander's Soldaten, so trinkt Alexander auf Franz Joseph's Krieger Die Wiener Journalisten, die eine viel zarter entwickelte Nase haben, als wir, haben aber herausgcklügelt, daß ein ganzes Staatsprogramm in diesen kaiserlichen Trinksprüchen steckt. Schon, daß die Kaiser aus die Heere tranken, von denen man glaubt, daß sie sich einmal aus blutiger Wahlstatt begegnen werden, ist eine Staatsaction erster Ranges. Nun hat aber Franz Joseph auf das Wohl „der braven russischen Armee" getoastet, der Zaar aber nicht etwa auf die „brav: österreichische Armee" getrunken, was die Ungarn verletzt hätte, er hat auch nicht auf die „brave österreichisch-ungarische Armee" ge trunken, was ihm als Ausdruck des Dualismus nicht über die Zung> gehen mochte, sondern — oh des erfinderischen Scharfsinns! — er schiffte zwischen Scylla und Charybdis hindurch und trank „auf da- Wohl Ihrer braven und treuen Armee". Amen. Der Reichstag des deutschen Volkes ringt, um ein treffendes Wort Windthorst's zu gebrauchen, im „Todeskampfe". Krcmkheits Ursache: Beschlußunfähigkeit. Täglich tritt er um die 1!?. Stund: des Mittags zusammen, mit der Wuth der Verzweiflung stürzt das kleine Häuflein allezeit getreuer Eckharde in die Debatten^ bis irgend ein ungläubiger Thomas seine Zweifel an der Beschlußfähigkeit des Reichstags äußert und sich bei der Auszählung die Beschlußunfähig keit ergiebt. Simson hält auf die Ehre der Körperschaft, deren oberster Vertrauensmann er ist, er telegraphirt in alle Bäder und Sommerfrischen, wo sich Abgeordnete erquicken, in alle Städte und Dörfer, in denen Neichstagsboten ihren Werkcltagsarbciten nach gehen, statt der Festesarbeit: am Wohls der deutschen Nation zu arbeiten, obzuliegen. Der persische Sonnen- und Löwenordcn kann ihn für das klägliche Schauspiel nicht entschädigen, das er täglich erleben muß. Wie können Abgeordnete ein Gesetz berathen, das den Contractbruch der Arbeiter bestraft, wenn sie selbst den Contract brechen, den sie durch Bewerbung und Uebernahme eines Reichstags Mandats gegenüber ihren Wählern übernommen haben? Wie sehen denn die Gesetze aus, die die wenigen fleißigen Abgeordneten machen? Es ist an ihnen nichts zu ändern, selbst ivenn blos 100, 50 oder auch, wie eSAvorkommt, nur 20 Abgeordnete statt 380 sie beschlossen haben. Die Reichsregierung aber wirft trotzdem neuen Arbeitsstofi auf Arbeitsstoff in den Reichstag. Mit vollem Rechte verlangte Abg. Richter: man solle Augenblicks den Reichstag schließen und ihn im Herbste wieder berufen. In keiner deutschen Zeitung, die nur irgend etwas freien Mannessinn zeigt, fehlt jetzt der Entrüstungsschrei über den Bis- marck'schcn Preßgesetzentwurf. „Preßfreiheit und den Galgen gleich daneben" — dieses Motto könnte man dem Entwürfe aufbrcnncn. Daß Bismarck recht gering von dem idealen Werth der Presse denkt, ist bekannt; daß er die Berliner Journalisten geradezu verachtet und sie „Sauhirten" getauft hat. ist ebenfalls richtig; aber daß er solche Vorsichtsmaßregeln gegen die Presse für nöthig hält, das zieht ihm, dem Furchtlosen, vielfach den Ruf zu, daß er, der Starke, der Sieg reiche, die Presse fürchtet. Und diesen Schein sollte er, um seine hohe Politik auch dein Auslande gegenüber durchzuführen, vermeiden. Was soll das Ausland von der deutschen Presse denken, wenn sie Bismarcks Politik unterstützt? Kann das Ausland anders als ver machen, daß die deutsche Presse nur aus Furcht, todtgeschlagen zu werden, so schriebe? Mac Mahon ist nun auch von Deutschland anerkannt. Seine Politik iin Innern rückt ohne Phrase, ohne Ostentation, aber auch obne Bedenk-n oder Schwanken »einem Ziele näher: eine Staats form zu schaffen, die sich dem Kaiserreiche nähert. Er geht selbst gegen den Willen seiner Minister festen Schritts vor, spielt nicht den klerikalen Fanatiker und erwirbt sich sichtlich den Beifall der wirklich conservativen Köpfe, denen cs ernstlich um Ruhe und Ord nung zu thun ist, denen die Ziele der Schwarzen und der weißen Royalisten ebenso gleichgiltig, als die der rothen Republikaner ver haßt sind. Die Auflösung der Ordnung in Spanien geht rasch vorwärts. Meutereien der Truppen!, Bürgerkrieg nehmen überhand. Die Car listen beuten ihre Siege mit rücksichtsloser Grausamkeit aus: sie er schießen wehrlose Verwundete und Gefangen^ Von Fürst Carl von Rumänien heißt es, daß er die Mörder bande, genannt rumänischen Thron, verlassen, seiner Gemahlin nach dem herrnhutisch-langwciligen Neuwied an deir Rhein folgen und in sein Schattenreich nicht wicderkchren wolle, in dem er vor den rohesten Schmähungen nicht mehr sicher ist. Locales und Sächsisches. — AuS Ems meldet das „Dr. I.": Am 6. trafen die groß herzoglich oldenburgischen Herrschaften, auf der Rückreise von der Lchaumburg nach Oldenburg begriffen, hier ein und erwiederten einen Besuch, welchen Se. Maj. der König von Sachsen im Lause vieser Woche auf der ebenso großartigen als romantisch gelegenen ilten Burg abgestattct hatte. Die höchsten Herrschaften wurden von Sr. Majestät am Bahnhofe begrüßt und nahmen vor Fortsetzung Hrer Reise um 1 Uhr in den von Sr. Majestät bewohnten Gc »lächern des CurhauseS ein Dejeuner ein. Der Erbgroßhcrzog voa Oldenburg geleitete seine durchlauchtigsten Eltern nur bis Koblenz and kehrte von dort zur Fortsetzung seiner Studien nach Straßburg urück; er ist der erste deutsche Prinz, der die Straßburger Universi nt besucht. — Der Verlauf der Cur Sr. Maj. des Königs von Lachsen ist dem Vernehmen nach bisher von dem befriedigendsten e rfolge begleitet und scheint die gehegte Erwartung zu rechtfertigen, aß die Emser Quellen den günstigsten Einfluß auf das katarrhalisch- asthmatische Leiden des hohen Patienten äußern würden. — Der Großherzog und die Frau Großherzogin v. Mecklenburg Schwerin sind am Sonnabend Abend von Berlin hier cingetroffen, m Hotel Bellevue abgetreten und heute Mittag über Prag nach Wien abgereist. — Der französische Botschafter bei Sr. Maj. dein Kaiser von Deutschland, Herr Mcomte de Gonlaut Biron, besuchte mit Famili am Sonntag den 8. Juni die Bastei, fuhr von da nach Schandau, stieg m ForsthauS-Hotel ab, woselbst er übernachtete, besuchte von da aus oen Lichtenhainer Wasserfall rc. und die Festung Königstein und reiste zurück nach Dresden. — Wer gestern Morgen die achte Budenreihe auf dem Antons- platze passirte, gewahrte einen im Blumenschmuck prangenden Vcr laufsstand. Der Grund zu dieser, eigentlich nicht zum Marktgetüm- mel paffenden Festlichkeit war, daß der Leinwandsabrikant Johann Gottlob Knoblock aus Steinigtwoluisdors i. d. Lausitz sein 50jahriges Besuchen des Marktes in Dresden feierte. Unter der Ansvraci.! iner der Vudennachbarn wurden demselben einige kleine Geschenk, überreicht und ein ÄnaligeS Hoch bekundete dem Jubilar, welcher sich noch rüstig den S apazen des MarltgeschäftcS unterzieht, wie gc schätzt er von allen Seiten ist und bleiben wird. — Wie Jedes frohlockt, ivenn noch langer Regenzeit sich wie der Heller Himmel zeigt und die Sonne freundlich strahlt, so wird die größte Zahl der Beamten etwas froher ausathmen, durch die Nachricht in Nr. 156 dieses Blattes, von der bevorstehenden Auf besseruug ihrer Gehalte. Leider kann die prophezeite Erhöhung der 20 Procent die gedrückte und schwüle Beamten-Atinosphärc nicht ganz reinigen, den»: die elftere steht i» keinem Verhältnis; zu den Preissteigerungen aller Branchen. Tie Arbeiter haben durch Ar beitseinstellungen Lohnerhöhungen erzwungen, die Beamten aber haben dieses Verfahren mit Recht verabscheut — und was nament »ich die Unterbcamtcn anlangt, in ihrer üblen Lage auSgchaltcn Darum märe eine nachhaltigere Ausbesserung den um das Doppelte »n Preise gestiegenen nothwcndigen Lebensbedürfnissen gegenüber wohl ani Platze. Wenn cs zu Kriegszwecken :c. immer von Millio nen wimmelt, warum gerade hier knauserig sein? — Unser zoologischer Garten ist wieder bereichert worden. Ein Herr Hann aus Chemnitz hat einen Goldfasan, Herr Rentier Zimmermann von hier eine Rothastermeerkatze dein Garteil über eignet und eine Hühnerhündin, vielleicht dereinst berufen einen jun gen König der Thiere aufzusäugm, ist vonHerrn Baumeister Solms, hier, geschenkt worden. Die Thiere bleiben zum Theil auch nicht hinter solch freundlichen Gebern zurlick, so hat jetzt die sardinischc Frau Mufflon dem Garten «inen kleinen Mufflon und Madame Wapiti ihm eine Tochter geschenkt. Eltern und Kinder sind wohl. — Wie wir vernehmen, geht die Pferdebahndireltion mit dem Planeum, eine schnelle undregelmäßigePackctbcförderungzivischen Dresden und Blasewitz mittelst ihrer Bahnwagen cinzurichten. Für die vielen Sommerhaushaltungen wie für alle Geschäftsleute wird diese Neuerung eine große Annehmlichkeit sein. Die Pakete sollen a 3 Pfd. 15 Pfennige, 6 Pfd. 20 Pfennige und so weiter je 3 Pfd. 5 Pflnnige kosten. In Blasewitz besorgt die Bahn die Austragung, in Dresden werden Dienstmänner damit betraut werden. — Vor einiger Zeit befand sich im hiesigen Arrestlocal ein Ge fangener, der sich mit Einrollen von Cigarren beschäftigte. Bei die ser Arbeit un er auf die Idee der Construction einer Maschine zu diesem Zwecke, d. h. also zum Einrollcn der Cigarren, was bisher nur mit der Hand geschehen konnte. Die Schwierigkeit bestand darin, die vorschwebeildeJdce ohne genügendes Matenal auSzuführcn. Eine leere Kiste, ein gewöhnliches Taschenmesser, etivas Bindfaden und ein alter zinnerner Löffel war Alles, was ihm zur Verfügung stand. zurollen, also bei eitler Arbeitszeit von 8—9 Stunden täglich circa 30,000 Stück und zivar noch acmrater, als man sie mit der Hand wickeln kann. Wenn sich die Sache vollständig so verhält, so ist da durch die Maschincn-Jndustrie um eine nicht unwichtige Specialität bereichert worden. Erzählt wird uns das Vorstehende von einem Leidensgefährten des Erfinders, der sich beiHerstellung der Maschine mit ihm in einer Zelle befand. Jetzt wird die Maschine von dem ist Freiheit gesetzten Eisinder mit dem besten Material und natürlich in großem Maßstabe ausgefllhrt; eine große Cigarrenfabrik giebt dazu die Nüttel her und soll den Mann ganz für sich engagirt haben. — Eine junge Dame aus Leipzig machte dieser Tage auf der Reise nach Breslau, während der Fahrt von Leipzig nach Dresden, im Eiseilbahncoupö die Bekanntschaft einer elegant gekleideten Hoch staplerin, welche sich bald durch kleine Gefälligkeiten und einschmei chelndes Benehmen das Vertrauen ihrer Reisegefährtin zu erwerben wußte. Letztere hatte einen, mit werthvollen Rciseeffecten gefüllten Äoffcr als Pasiagicrgut aufgegeben und — wie sie der neuen Be kannten bald redselig mittheitte und zeigte — den Gepäckschein in ihrem Portemonnaie verwahrt. Beim Aussteigen auf dem Bahn hof in Dresden war die Unbekannte der Dame beim Aussteigen be hilflich uild bot ihr ihre gern angenommene Begleitung nach dem Schlesischen Bahnhof an. Anstatt hierher führte sie ihre Begleiterin nach einem anderen Bahnhof und benutzte eine sich bietende Gelegen heit, selbst spurlos zu verschwinden und ebenso den Gepäckschein der Dame verschwinden zu lassen. Die junge Leipzigerin vermißte bald den Schein und zeigte bei der Weiterfahrt nach Breslau dem Schaff ner den Verlust an, der sic jedoch mit der Versicherung tröstete, das Gepäck würde trotzdem nach Breslau expedirt werden. Diese Voraus setzung hat sich leioer nicht bestätigt; wie die Recherchen der inBreS- lau bei der Ankunst der Dame von dem Verlust des Koffers in Kenntnis! gesetzten Polizei ergaben, ist derselbe von der Hochstaplerin unter Präsentation des anncctirten Gepäckscheines in Empfang ge nommen worden und die Dame um ihr Eigenthum gebracht. — Im Austrag der hiesigen Centralbank für Land erwerb hat der Architekt Altenhof einen Bebauungsplan entworfen. Die auf dem Terrain zwischen der Blasewitzer Straße und dem kgl. Großen Garten projectirte Johann-Stadt liegt mit all den in Aussicht genommenen Straßen und Plätzen in klarer Uebersichtlich- keit da. Der Plan macht einen sehr angenehmen Eindruck, gerade Straßen, freie Plätze geben Gewähr für gesundhcitsgemäße Bebau ung des mächtigen Areals in welchem die Vogelwiese als ganz gerin ger Theil first verschwindet. Die Grunaer Straße dürfte die Hauptverbindungsstraße zwischen der Pirnaischen- und der Johann- oorstadt werden, sie läuft auch auf einen großen halbrunden Platz aus, von welchem breite Straßen nach allen Richtungen führen. Auf der Seite, welche den: Großen Garten am nächsten liegt, ist die villenartigc Bauart in Aussicht genommen, während die andere Hälfte nach der Blasewitzer Straße gelegen, nur Straßen mit geschloffener Bauart aufweist. Auch eine Kirche soll, soviel wir hören, in diesem neuen Stadtrheil erbaut werden. — Doch auch sie Westcnd-Gesellschaft schreitet mit ihrem Projekt am andern Ende Dresdens aus Plaucnscher Flur rüstig vorwärts. Wahren! eine kurze Verbindi.ngsstraße von der Kirchgasse nach der Gittersee' Chaussee bereits vollendet ist, geht der Bau der großen 40 Ellen breiter über Meile langen Ringstraße, welche langsam bis zum Hohen stein ansteigend, das große Terrain durchschneidet resolut von Stat ten und es wird auch hier voraussichtlich bald eine luftige Villen stadt entstehen, die wegen ihrer herrlichen, hohen und gesunden Lag« einen schönen Stadttheil Dresdens bilden wird. Der uns vor liegende Plan zeigt, daß in der Mitte des Terrains, zwischen der Gittcrsccr Chaussee und der Räcknitzer Flur ein 350 Ellen langer und 150 Ellen breiter Park projectirt ist. Das Terrain der Ge sellschaft dehnt sich aus bis auf den Felsen, von welchem herab man »nmittclbar auf den Fclscnkcllcr sieht und dort oben soll ein groß artiges Ncstamatioiisetablisiement mit schattigem Garten angelegt werden. Der Plan liegt ans im Bureau der Gesellschaft zu Plauen, mf der hiesigen Handelsbank, im Bankgeschäft von Baffenge u. Co., auf den: Böhmischen Bahnhof und in den Restaurationen von Lussert, Prätoriuü und Renner. Möchten sich nun auch für beide Projecte recht zahlreich die Vaulustigen finden. — In der lctztvergangenen Zeit sind in Baicrn, hauptsächlich in den Kreisen Ober-, Mittel- und Untersranken, falsche Goldstücke, und zwar 20-Markstücke bairischen Geprägs mit der Jahreszahl 1872 und preußische einfache Fricdrichsdor mit derJahreszahl 1846 in Umlauf gesetzt worden. Die Falsifikate sind aus Zinn in nach ächten Stücken hergestellrcn Formen gegossen und galvanisch vergol det, jedoch an den durchscheinenden weißen Stellen der schwachen Vergoldung, den: matten, porösen Aussehen des Gepräges, der man gelhaften Randverzicrung, dem geringen Gewichte und der Biegsam keit leicht erkenntlich. — Die großen Oclgemälde, welche der Jahrmarkt immer in Verbindung mit den „neuesten Mordgeschichten" regelmäßig bringt, ' die nicht mit O el, sondern — ohne Scherz — mit E sig gemalt zu sein scheinen, denn cs wird einem anständigen Menschen gewiß schr „sauer" sie anzusehen, sind auch auf dem Bautzner Platz vertreten. Auf einem kommt man aber aus den Schrecknissen der Malerei in die Schreckniffe der Orthographie, denn man liest da mit Staunen: „Die Vcr Zweiflung Einlrauriges Ereignis Welches sich in Kanton Zürich Zugetragen und Worüber Berich wirt." Wahrscheinlich iß stnlistische Leichtigkeit und Orthographie mit dem schweren Pinsel nicht gut hcrauvzubekommeii. — Der Ausflug des Sängerchors des I. hiesigen MilitärvereinS auf den hohen Schnceberg bei Tetschen wurde am vorigen Sonntag auf eine recht betrübende Weise gestört. Die Mehrzahl der Gesell schaft hatte heiter scherzend und wohlgemuth den schönen Aussichts punkt von Tetschen aus schon erstiegen lind gedacht« sich an der ihm zur Doch wußte er das Wenige gut zu nützen und noch durch gekautes Brod zu vervollständigen. Der Versuch fiel günstig aus. Die Ma-! schmackhaften Küche und dem billigen Weine des Restaurateur« Herrn schine soll vermögend s«in, in einer Minute 60 Stück Cigarren ein-' Weiß zu erlaien, als sie eine Trauerbotschaft jurücktrich Cim»
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