Volltext Seite (XML)
Wilsdruff, Tharandt, Neffen, Tiebenlehn nnd die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Dtadtrath daselbst. Aertcljährlicher Pränumerationspreis 10 Ngr. — Jnsertionsgebühren für den Naum einer gespaltenen Corpus,eile 8 Pf.— Annahme von Inseraten bis Montag resp. Donnerstag Mittag. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, werde» mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. 64. Ireitag, den 2. Hctolier BckMlltmachung des Ministeriums des Innern, die Prüfungen im Hufbeschlage betr. Durch das Bundesgesetz vom 8. Juli dieses Jahres, den Betrieb der stehenden Gewerbe betreffend, ist zwar der 16 des hier- ländischon Gewerbegcseves vom 15. October 1861 dergestalt aufgehoben worden, daß unter Anderem auch die Ausübung des Hufbeschlages lucht mehr von dem besondern Nachweise der Befähigung dazu abhängig ist, und die durch die Verordnung des Ministeriums des Innern vom 15. April 1863 (G. u. V. Bl. von 1863 S. 362) eingerichteten Prüfungen im Hufbeschlage aufgchört haben, für die betreffenden Ge werbetreibenden obligatorisch zu sein. Es darf jedoch erwartet werden, daß es auch in Zukunft nicht au Hufbeschlägern fehlen werde, welche sieb durch das Bestehen einer besonderen Prüfung im Hufbeschlagc ein Zeugniß ihrer Geschicklichkeit und Tüchtigkeit in demselben, zn ihrer besondern Empfehlung dem Publikum gegenüber,' zu erwerben wünschen. Mit Rücksicbt hierauf ist beschlossen worden, die bisherigen Hufbeschlags-Prüfungscommissionen bei der Thierarzneischule zu Dresden, wwic in Leipzig und Zwickau bis auf Weiteres noch fortbestehen zu lassen. - Auch werden die bei der landständischen Commission in der Oberlausitz für Einführung eines correcten HufbcschlageS eingerichte ten Prüfungen wie bisher fortbestehem Es wird dies für die bethciligten Kreise mit der Eröffnung andurch bekannt gemacht, daß auch für die nunmehr nur noch frei- willigen Prüfungen im Hufbeschlage vor den Prüfungscommissionen zu Dresden, Leipzig und Zwickau bis auf Weiteres die Bestimmungen W K 2 bis mit 11, 13 u. 14 der angezogenen Verordnung vom 15. April 1863 maßgebend bleiben. Dresden, den 7. September 1868. Bk i n i st e r i u m des Inne r n. v. Nostitz-Wallwitz. Fonverg. Tagesgeschichte. Wilsdruff, I. October. Vorigen Dienstag feierte in unserer Stadt ein chrenwerlbes Paar, der hiesige Bürger und Musikus Zumpfe mit seiner Ebegattin ein seltenes Fest, das 5llsäkrigc Ehe- Jubiläum. Wie wir kören, sind dem Jubelpaare an diesem Tage nicht allein von Seiten der zablreicben Verwandten, Freunde und Bekannten, sondern auch von hochgestellten Personen sinnige Geschenke und Beglückwünschungen zu Theil geworden. Beide Ehegatten er- Ncucn sich noch des besten Wohlseins, wovon sic in den später» Aachmittagsstunden ein Zeugniß ablcgten, indem sie ein im Saale der Eünthecksche» Restauration arrangirtes Tänzchen mit einem flotten Walzer eröffneten und später mit dem Großvatcrtanz beendigten ; auch beweiben Bcide ihr Geschäft noch flott, indem Zumpfe, trotz der 75 Jahre, noch mit dem jüngsten seiner College» (im Güntherschen Chor) um die Wette ganze Nächte hindurch Musik spielt, während Frau Zmnpfe als Hebamme ihren Posten noch vollständig ansfüllt, die Zahl der jungen Erdenbürger, die sie zur Welt befördert hat, dürfte bald die Zahl 3006 übersteige». Möge ein gütiges Schicksal dem Jubelpaare einen sonnigen Lebensabend bescbeeren. — Am Dienstag Abend in der 11. Stunde wurden die Bewoh- ucr unserer Stadl durch den Ruf „Feuer" aus dem ersten Schlafe geweckt; es hatte sick im Hofraum des Herrn Gutsbesitzer Müller w« Markt der Dünger jedenfalls von selbst entzündet und brannte schon aan; hell, das Feuer wurde aber durch schnell herbeigecilte Hülse bald gelöscht, ohne weiteren Schaden gethan zu haben. Ein Unglück berichten die „D. N.", welches sich in Dresden Ende voriger Woche zugetragen, ein Unglück, das durch die bisher gemach- ü'n reichen, aber leider traurigen Erfahrungen ganz gewiß hätte ver mieden werden können. Wieder einmal waren Kinder in ein Zimmer unbeaufsichtigt eingeschlossen und der eine kleine Soh» zündete in aller Unbefangenheit ein Streichhölzchen und damit die Kleider sei- »cr 5jährigen Schwester an, die alsbald in vollen Flamme» stände». Aach den schrecklichste» Leiden verstarb das arme Kind Sonnabend Abends gegen 6 Uhr. Das „L. T." dementirt di- vom „Dresdner Kourier" gebrachte Aachricht von neu cinzuführenden Uniformen der Postbeamten im sächsischen Postbezirk des norddeutsche» Postgcbietes. Während im Vorjahre i» Sachse» 7149 Rekruten im Frühjahre und 7313 im Herbste zur Einstellung gelangten, wird diese Ziffer sich Mr 1868 auf nur 7084 Mann bclause». Von den über diefe Ziffer ücb ergebenden Militärtücbtigcn werden diejenigen, welche das kleinste Maß oder geringe Fehler haben, zur Ersatzreserve 1. Classe versetzt, gchen daher gesetzlich in die Comrole der ^andwehrbehörde» über. Eine Losung wird daher in diesem Jabre noch nicht statinnden. Die heurigen Rekruten werden wie folgt einberufen werden: Die der CavaÜerie, der reitenden Artillerie, die des zu dreijährigem Dienst bestimmte» Trains und die Hälfte der Fahrer, sowie die "als Oekonomie - Handwerker Ausgehobenen am 10. November n. o., die zweite Hälfte" der Fahrer erst ain 1. Mai 1869. Bei den vorstehend nicht genannten Truppen erfolgt die Einziehung am 2. Januar 1869. Der Schnellzug, welcher in Leipzig früh 4 Uhr 20 Minuten auf der thüringschen Bahn eintrifft, bat in der Nacht vom Sonntag in der Gegend von Weimar vier Stück kleine Fohlen, welche sich an einem Uebergange der Bah» beim Annäher» des Zuges losgerissen hatten und auf dem Bahngleise entlang gelaufen waren, todt gefah ren. Stücke von Fleisch, Fell und Knochen haben noch bei Ankunft des Zuges an der Maschine gehangen. Auch ist eine der Laterne» am Vordertheile der Maschine beschädigt worden. Aus Ebersbach in der Lausitz berichtet man von einem für diese Jahreszeit ungewöhnlichen Gewitter, welches sich über Rumberg und Umgegend entlud. Bei demselben ist ei» von Numberg »ach Ehre» bcrg heimkehrendes 10jähriges Mädchen vom Blitze erschlagen worden. Statthalter Potapoff in Wilna schreibt alle seine Befehle mit der Knute. De» Pole» verbot er polnisch zu sprechen, seinen Beam ten für Zeitungen zu schreibe». Sein Verbot gebt kurz dahiu, 1) hätten die Beamten keine Zeit, den Zeitungen Mittheilungen über öffentliche Dinge zu machen, 2) hätten sie darüber kein Urthcil, son dern nur der Chef. Um die Herren zu coutroliren, sind die Postbe amten angewiesen, alle Briefe von Beamten zu öffnen. „Was hilft mich der Mantel, wenn er nicht gerollt ist?" — Was hilft den Zeitungen die Revolution in Spanien,' wenn die Te- legraphendräthe zerschnitten sind und nur Gerüchte oder Lügen über die Grenze dringen? Denken die Spanier nicht daran, daß die Zei tungen und die Leser immer ein fast bedenkliches Interesse an Revo lutionen nehmen, und daß für Revolutionen die herzliche Zustimmung der öffentlichen Meinung dasselbe ist, was der Sturmwind für ei» Feuer? Dasmal schüttelt nicht einmal die j-Zeitung den Kopf zur Re volution. In Ermangelung anderer Nachrichten werden wir uns heute mit einigen geflügelten Haus- und landesmütterlichcn Worte» der Königin Isabella begnüge» müsse». Sie sitzt voller Grimm fcr» von Madrid an der Grenze in Sebastian. Wenn ich Hosen trüge, ich ginge nach Madrid, rief sie neulich, und sah grimmig nach ihrem Simpel von Manne in der Ecke. Der hat nie Hosen getragen. „Wenn ich unterliege rief sie ein andermal, gehe ich nach Frankreick' und schätze mich glücklich, dieses Räuber- und Spitzbubenvolk los zn sein." Also auch sie hält ihr Volk für undankbar, weil es rebellin! Sie, die mit dem Rosenkränze in der einen, mit dem Schwert in der ander» Ha»d ihr Volk regiert hat. Eine Ahmmg böser Tage bat sie deiinoch gehabt; dem» ihre baaren Sparpfennige'!» der englischen Bank betrage» 35 Mill. Franks.