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WHmh-MW Amtsblatt Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichnc in Dippoldiswalde Donnerstag, den 16. August 1883 48. Jahrgang Nr. 95 es dieselbe Naupenart sein, welche in Gersdorf auf tauchte? — Gestern Nachmittag erhing sich der Seiler Wendel hier in seiner Wohnung. Es scheint Lebens überdruß der Beweggrund seiner traurigen Handlung zu sein. Dresden. König Albert und Königin Carola sind am Sonntag über Teplitz und Bodenbach vom Jagdschloß Rehefeld nach Pillnitz zurückgekehrt. — Die königliche Kommission für das Veterinär wesen eröffnet mit Zustimmung des königlichen Ministe riums des Innern am 1. Oktober d. I. wiederum einen viermonatigen Unterrichtskursus für Hufbeschlag bei der königlichen Thierarzneischule zu Dresden. Ge suche um Zulassung sind entweder mündlich bei dem Beschlaglehrer, oder schriftlich bei der Direktion der Thierarzneischule anzubringen, derselben auch ein Nach weis über a) Erlernung des Schmiedehandwerks, d) erlangte Fertigkeit im Schmieden von Hufeisen und im Beschlagen, o) über seitheriges Wohlverhalten und 6) im Falle der Minderjährigkeit elterliche oder vor mundschaftliche Erlaubniß zur Theilnahme am Unter richtskursus, beizusügen. — In der Zeit vom 1. bis 13. September finden in der Gegend von Bernstadt, Ostritz, Hirschselde, Zittau die Herbstübungen der kombinirten I. könig lich fächfischm Infanterie-Division Nr. 23 statt. Hieran nehmen Theil: das Leibgrenadier-Negiment Nr. 100, das 2. Grenadier-Regiment Nr. 101, das Schützen- Regiment Nr. 108, das 3. Infanterie-Regiment Nr. 102, das 4. Infanterie-Regiment Nr. 103, das 2. Jäger- Bataillon Nr. 13, das Gardereiter-Regiment, das 1. Husaren-Regiment Nr. 18, das 1. Ulanen-Negiment Nr. 17, das 1. Feldartillerie-Negiment Nr. 12, eine Kompagnie des Pionnier-Bataillons, ein Brückentrain und zwei Sektionen der Krankentransportkolonne. — Prof. Johannes Schilling, der Schöpfer des Niederwald-Denkmals, ist vorige Woche in Nüdesheim gewesen, um sich persönlich von dem Fortgang der Aufstellungs-Arbeiten zu überzeugen und hat sich der selbe sehr befriedigt über dieselben ausgesprochen. — Angeregt durch das große Brandunglück in dem Hotel der Stadt Milwaukee 11. 8t. L.., bei welchem gegen 100 Personen den Tod fanden, hat sich unlängst der Bevollmächtigte Christensen in Christiania in Nor wegen bemüht, emen Rettungsapparat für Men schen bei Bränden zn konstruiren. Derselbe besteht in einem kleinen Luftballon, mittelst dessen eine daran geknüpfte Leine nach unzugänglich gewordenen Etagen, zugeführt werden kann. Mit Hilfe derselben sind die dort befindlichen Personen im Stande, ein am andern Ende der Leine befestigtes Nettungsseil an sich heran zuziehen und sich an demselben herunterzulassen. Mittelst einer an dem Luftballon angebrachten zweiten Leine soll der Ballon wieder herabgezogen werden. Es ist nicht zu bezweifeln, daß der sinnreiche Apparat, wenn schon sein Erfolg von einer Mehrzahl nicht leicht zu erfüllender Voraussetzungen abhängig ist, doch im ein zelnen Falle mit günstigem Resultat in Anwendung gebracht werden kann, und verdient daher die Vervoll ständigung, welche durch denselben das in neuerer Zeit so vielfach vervollkommnete Nettungswesen erfährt, alle Anerkennung. — In Striesen hat sich ein neuer Verein ge bildet, dessen Mitglieder sich gegenseitig bei Strafe verpflichten, diejenigen Restaurationen zu meiden, in denen nur 0,«-Liter-Gläser, anstatt der bisherigen halben Liter-Gläser zur Verwendung kommen. Zittau. Der Versicherungsagent Jakob aus Görlitz ist zur Sommerfrische in Eichgraben und befand sich in der Gaststube der Waldschenke, als der Grenz aufseher R. eintrat. I. sah sich dessen Gewehr an und frug, mit was für Patronen daraus geschossen würde, als R. ihm hierauf eine solche zeigte, nahm Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der Jahrmarkt am ver gangenen Montag war zwar nicht gerade sehr vom Wetter begünstigt, da dasselbe trübe war; gleichwohl hatten doch viele Landleute die Erntearbeiten noch ver schoben und hatten den Markt besucht, so daß er immer noch nicht zu den ganz schlechten, sondern mittelmäßigen zu rechnen ist, viele Verkäufer werden trotzdem aber nicht auf die Kosten gekommen sein. — 15. August. Heute Morgen kurz nach 7 Uhr umdüsterte sich der Himmel mit drohenden Wolken auf unheimliche Weise. Fürchterlicher Sturm, der die reich mit Früchten behangenen Bäume gewaltig peitschte, ging dem glücklicher Weise ohne Schaden zu machen den Gewitter voraus. — In der Gegend von Seifers dorf und Rabenau soll das Gewitter arg aufgetroffen sein. — Einer Bekanntmachung des königl. Finanz- Ministeriums zufolge wird die Strecke Schmiedeberg- Kipsdorf zunächst für den Personen-Verkehr am 3. September eröffnet werden. Die Leitung des se kundären Betriebes dieser Strecke, an welcher sich außer den genannten Endstationen Schmiedeberg und Kips dorf die Haltestelle Buschmühle befindet, erfolgt durch die Generaldirektion der Staatseisenbahnen, welche die Tarife und den Fahrplan bekannt machen wird. Da gegen verbleibt die Erledigung der mrf-Bckuangelegen- heiten und die Regelung der auf Besitzverhältnisse sich beziehenden Geschäfte im Bereiche der neuen Bahn strecke dem Kommissar für Staatseisenbahnbau. Wegen Eröffnung des Güterverkehrs auf der Strecke Schmiede- Lerg-Kipsdorf wird seiner Zeit weitere Bekanntmachung erlassen werden. — Wie aus einer Bekanntmachung der hiesigen kgl. Amtshauptmannschast im amtlichen Theile der heutigen Nummer hervorgeht, ist, wie amtlich konstatirt morden, die Maul- und Klauenseuche in den in- fizirten Gehöften zu Börnersdorf erloschen. — In heutiger Nummer veröffentlicht die königl. Amtshauptmannschaft das Verzeichniß der Wahlvor steher und deren Stellvertreter der zum 12. ländlichen Wahlkreise gehörigen Ortschaften des Amtsgerichts Lauenstein einschließlich des Ortes Johnsbach. — AmVormittag des 12. August hat sich in Fürsten walde der 34 Jahre alte Handarbeiter Carl Gottlieb Löwe durch Erhängen selbst entleibt. Derselbe war verheirathet und scheint infolge Lebensüberdrusses frei willigen Tod gesucht zu haben. sZI Frauenstein, 14. August. Das diesjährige Vogel- und Reiterschießen war, einen kurzen Regen schauer abgerechnet, vom Wetter begünstigt. Herr Lohgerbermeister Louis Käsemodel von hier erwarb sich die Würde eines Vogelkönigs, Herr Erbgerichtsbesitzer Ascher in Reichenau dagegen die des Reiterkönigs. — In nächster Zeit wird uns ein seltener Kunst genuß zu Theil werden. Die Herren Violinist Günther, Schüler des königl. sächs. Concertmeisters Herrn Prof. Rappoldi und Violincellist Müller, Schüler des königl. sächsischen Kammervirtuosen Herrn Prof. Grützmacher, werden im Nohland'schen Saale hier unter Mitwirkung einiger hiesiger musikalischer Kräfte ein Concert ver anstalten, bei welchem vorwiegend Kammermusik zu Gehör gelangen wird. Näheres wird durch Inserate nächstens bekannt gegeben. Es steht sicher zu erwarten, daß das erwähnte Concert von zahlreichen Kunstfreunden unserer Stadt und Umgegend besucht wird. — Vor Kurzem wurde in verschiedenen Zeitungen geschrieben, daß auf den Fluren des Rittergutes Gers dorf bei Roßwein Raupen an den Feldfrüchten sehr bedeutenden Schaden angerichtet haben. Jin benach barten Burkersdorf hat man auf einem Flachsfelde des Gutsbesitzers Dittrich jüngst auch Raupen in un geheueren Massen gefunden, welche in dem Flachse arg gewüstet haben und sich jetzt einpuppen. Sollte Die Wrißrrtp. Zeitung erscheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners ¬ tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, «imnonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan ¬ stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be ¬ stellungen an. für die Königliche UmtslMplmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welch« ber der bedeutenden Auslage des Blattes ein« sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und coinplicirt« Inserate mit entsprechrn» deni Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. I. solche und legte sie in das Gewehr ein. In diesem Augenblicke tritt die Frau des I. zur Thüre herein, I. schlägt mit den Worten: „Frau, jetzt erschieße ich Dich" auf seine Frau an, R. schlägt ihm zwar das Gewehr weg, aber schon ist der Unglücksschuß aus dem Gewehre gefahren und seiner Frau zum Kinne herein und zum Hinterkopfe heraus, durch einen Spiegel in die Wand gedrungen. Die unglückliche Frau brach sofort zusammen und gab balv ihren Geist auf. Stollberg- Wie s. Z. berichtet wurde, fand man am I. Dezember 1878 den beim Eisenbahnbau in Stollberg mit Legen von Wasserröhren beschäftigten Ernst Louis Neichelt aus Obermüdisdorf im Friedens schachte bei Oelsnitz todt vor, ohne daß man darüber Aufklärung erhielt, wie die Verunglückung entstanden. Der Genannte hatte am Tage vorher (einem Sonn abend) Lohn empfangen und sich damit am Abend nach Oelsnitz begeben, wo er seine Wohnung hatte. Abends nach 9 Uhr ist N. in eine Handlung in Oelsnitz ge kommen und hat sich dann bis 11 Uhr in einem Restaurant aufgshalten, wo er noch im Besitze einer ziemlichen Summe Geldes gewesen. Früh gegen '/«1 Uhr fand man seine» Leichnam mit zerschmettertem Schädel in obengenanntem Schachte. Schon damals muthmaßte man ein Verbrechen, da sich in den Taschen des Unglücklichen nur noch 55 Pfg., aber kein Porte- monnai mehr vorgesunden, und auch eine Bekannt machung der Königl. Staatsanwaltschaft, in welcher 500 Mk. Belohnung für Ermittlung der Thäterschaft ausgesetzt wurden, deutete darauf hin. Jetzt nun ist es den unausgesetzten Recherchen der Gendarmerie und Polizei in Oelsnitz gelungen, den Berginvaliden Wie land aus Lugau als dieses Verbrechens verdächtig zn verhaften. Tagesgeschichte. Berlin. Wie sehr die Neichsregierung auf den Schutz der Grenze gegen Rußland bedacht ist, geht aus den Maßnahmen hervor, die sie in letzter Zeit getroffen. Nach denselben werden im nächsten Früh jahr verschiedene Garnisonen an der russischen Grenze verschoben und ist damit naturgemäß auch eine gewisse Verstärkung der Besatzung unserer Grenzdistrikte ver bunden, und zwar beziffert sich dieselbe im Ganzen auf 5 Bataillone Infanterie, I Kavallerie-Regiment und 1 Regiment Artillerie. Die Stadt Lyck erhält das zweite Bataillon und das Füsilier-Bataillon des Regiments Nr. 45 aus Metz, während Allenstein mit dem ersten Jäger-Bataillon, Deutsch - Eylau mit dem Füsilier-Bataillon des Regiments Nr. 5 belegt wird, und Goldap das dritte Bataillon Füsilier-Regiment Nr. 33, Bromberg aber die elften Dragoner als Gar nison erhält. Das dritte Bataillon des erwähnten Regiments Nr. 45 geht zur Ablösung nach Lötzen, und das Regiment Nr. 98 aus Brandenburg wird das Regiment Nr. 45 in Metz ersetzen. Ein weiteres Bataillon zur beabsichtigten Verschiebung der Garni sonen giebt Braunsberg, welches seine Garnison über haupt verliert, und Stettin, welches das erste Bataillon des Füsilier-Regiments Nr. 34 nach Swinemünde ab- giebt, während das erste Bataillon des Regiments Nr. 14 nach Greifswald verlegt wird, von wo das zweite Jäger-Bataillon nach Kulm kommt, um die Füsiliere des Regiments Nr. 5 zu ersetzen, die nach Deutsch - Eylau gehen. Belgard und Kösliu verlieren gleichfalls die Garnison; Gollnow, Stralsund und Kolberg geben je eine Abtheilung Artillerie ab, Stettin gewinnt eine solche. Brombergs Garnison besteht zu künftig aus den Regimentern 21 und 129, aus dem Dragoner-Regiment Nr. 13 und dem 17. Feldartilleris- Regiment. Den südlichsten Abschluß des feen- unk» sumpfreichen Grenzgebietes bildet Allenstein mit dem ersten Jäger-Bataillon, Kulm aber muß als Verstärkung des mächtigen Thorn betrachtet werden. — Die Kaiserin Augusta ist am Sonnabend