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Nummer 129 — 28. Jahrgang Erich,tn» «mal wSchentl. mH den illustr. «rattSbeUagen »Dt, V,U' ,md Mir „»Irr« Ileknen Leut,', sowie de» rertbellag«, ,Gt. venno-BIatl'. .Unterhaltung und Wissen'. .Di» Welt der ksrau'. «er,IU«er Ratgeber'. Da» gut« Buch'. .Filmrund- schau'. Monatlicher BezugSdrei» 3 Mk. einschl. Bestellgeld. Etnjelmimmer 10 Sonnabend« u. Sonntagnummer Dtt HauvtschrMieUer, Dr. B. LeSeztzk. Drelden. SächMe Freitag, -en 7. Juni 1929 Eterlag-orti Dresden «»„Igenpreiie, Dte tgewaltene Petttzetie M» 4 FamIIien. an,eigen u.Stellengesuche L04. Dte Petitreklamezetl«. Mnna brett. I Für Anzeigen autzerbalb de» BerbreiNiugSgebtete» 4«^. dteVetttreNamezetlel.ItO^. Brletgeb.»«^. Im Fall« bbherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lleseruug sowie Ersüllung v. Anzeigen-Aullrtigen ». Leistung «. Schadenersatz» S«sch2stlicher Lelli Artur Lenz. Dresden. volfssettuna «esch8ft»stelle, Dru«».«erlag i »ermanta. sllr Verlag und Druckerei,Filiale Dresden, Dresden-«. >. PolterslratzeN. FernrusSlvtL. Postscheckkonto Die»»«, 3703. Baukkonto Stadtbant Dresden Rr. 3171« Für christliche Politik un» Kullur Redaktion der SSchslschen «olkSzeitung Drerden.AItstadt t. Polterstratze >7. Feruru Mit und »1012. Freilag oder Sonnabend Unterzeichnung — Belgiens Kabinett einverstanden Und was leisten wir? Lehrreiche Zahlen vom Sozialdemokratischen Parteitag. Von einem alten, seil Jahrzehnten in der Zentrums- Parteiorganisation stehenden Parteifreund wird uns ge schrieben: Auch der Gegner muß es der Sozialdemokratie zu erkennen. daß ihre Partei über eine auf allen Gebieten mustergültige Organisation verfügt. Aber auch voller Be schämung müssen wir Zentrumsanhänger eingestehen, daß wir uns in bezug auf Parteitreue und Opfermut von den Sozialdemokraten weit über, treffen lassen. Dabei haben wir vornehmlich diejeni gen Kreise innerhalb unserer Partei im Auge, die recht gut in der Lage wären, die Stoßkraft der Partei durch opferwilliges Eintreten für die Partei zu erhöhen. Einige Zahlen vom Magdeburger Sozialdemokrati schen Parteitag sollen die Richtigkeit unseres Urteils be weisen. Nach dem Bericht des Parteivorstandes hat die Sozialdemokratie innerhalb zweier Jahre 1 26 000 zahlende Mitglieder gewonnen, so daß heute 946 306 beitragszahlende eingeschriebene Mitglieder vor- Händen sind. Diese brachten an Parteibeitrügen im Jahre 1928 die Summe von 10 359 783,84 RM. auf. Der täglichen Propaganda dienen 196 Parteizei tungen mit 1253 247 zahlenden Abonnenten. * ! Was haben wir demgegenüber in der Zentrums- Partei aufzuweisen? Wo ist unsere Werbetätig keit seit dem Kölner Parteitag? Seien wir doch ehrlich. Da fehlt es tatsächlich in den weiten Bezirken. Es hat doch keinen Zweck, heute nicht klar sehen zu wollen, wo es der größten Anstrengungen aller Parteifreunde be darf, um die Zukunft des Zentrums zu sichern. Da hilft eben nur noch eine offene Sprache. Wir wollen nicht ver kennen, daß auch bei uns eine rühmenswerte Parteitreue, mit regstem Organisationseifer gepaart, in einzel nen Schichten vorhanden ist. Namentlich die Partei instanzen unter Führung unserer tüchtigen und opfer freudigen Generalsekretariate und Sekretariate geben sich die größtmögliche Mühe, die schwierige Organisa tionsarbeit durchzuführen. Gewaltiges wird da in aller Stille geschaffen. Aber es fehlt doch an der lebendigen Bewegung und an der Möglichkeit, diese Bewegung zu einem dauernden Erleben zu gestalten. Warum können wir es nicht fertig bringen, unsere Wählerschaft als zahlende Mitglieder überall in Zen- trumswahlvereinen geschlossen zusammenzuhalten? Bei der Wahl ist man bei der Partei. In der wischen zeit will man aber seine „Ruhe oben". Das gerade Gegenteil ist notwendig für eine lebendig bleibende Parteibewegung. In der Zwischenzeit müssen wir auf dem Posten sein. Unsere Gegner müssen wissen, daß wir eine Macht bedeuten, eine Macht, die sich in Zahlen ausdrückt. Wir haben die Schaffensmöglich keit. Also nutzen wir sie auch aus, zumal gerade in Köln und nach Köln imer lauter der Ruf nach dem politischen Zusammenschluß der Katholiken in -er Zentrumspartei vernehmbar war. Nachdem man selbst in den kleinsten Parteizirkeln die erfreuliche Feststellung machen durste, daß alle Kreise die Notwendigkeit der Erhaltung und Stärkung des Zentrums heute zielfest betonen! Organi sieren wir uns un- die anderen mit. » Eng damit in Verbindung steht die notwendig werdende Neuweckung des Opfermutes. Parteiarbeit kostet Geld. Ohne gesunde Finanzen ist eine fruchtbrin gende Tätigkeit undenkbar. Und wie lächerlich gering ist doch das Opfer, welches das Zentrum von uns verlangt, wenn wir wieder die Sozialdemokratie zum Vergleich heranziehen, wo doch die Parteibeiträge zu neun Zehnteln aus mühsam erworbenen Arbeitergroschen bestehen. Bei uns aber hört man vielfach: Wozu immer Beiträge bezahlen? Wenn Wahlen kommen, dann werden wir schon zeigen, daß wir die Partei unterstützen. Das ist eine grundfalsche Einstel lung. Jeder Betrieb, der erst dann an Kapitalsammlung und finanzielle Sicherung des Unternehmens denken würde, wenn ihm das Dach über dem Kopfe einzustllrzen drohte, wäre ein unhaltbarer Betrieb. Und eine Partei, die erst dann unternehmungskrästig wird, wenn sie kurz vor Entscheidungen, die über das eigene Schicksal dieser Partei und ihre Existenz bestimmen, gestellt ist, bleibt in der Entwicklung gehemmt, steht still. Stillstand bedeutet aber Rückgang. Das haben uns die letzten Wahlen war nend deutlich gezeigt. Darum lernen wir auch hier wieder vom Gegner, geigen wir unsere Opferfreudigkeit auch durch reget- Paris. 6. Juni. Der „Petit ParIsien" will berichten können, daß die Verteilung der Durchschnittsannuität des Uoungplanes von 1888,8 Millionen RM. unter die Gläubigerstaaten In dem Bericht der Sachverständigen festgesetzt wird, sär Frankreich aus 1888, Grotzbritannien 4,8. Italien 211. Belgien 115. Bereinigte Staaten ««. Japan 13 Millionen RM. Der Rest werde zu ver schiedenen Prozentsätzen aus Südslawien, Rumänien, Griechen land. Polen und Portugal verteilt. Die „Chikago Tribüne" berichtet: Der französische und der englische Text des Berichts der Sachverständigen wird wohl kaum vor Freitag nachmittag vollständig vorliegen. Man beschäftige sich zur Zeit auch mit der Frage, in welcher N e i h e n f o lg c die Unterzeichnung vor sich gehen solle. Man nimmt an, das; nicht Owen Uoung als Vorsitzender, wie man erwarten könnte, als erster unterzeichnet, daß vielmehr die Reihenfolge der Länder nach dem französischen Alphabet maßgebend sein würde, und daß also die Delegierten Deutsch lands zuerst unterzeichnen würden. Weiter erörtert man die Frage der Veröffentlichung des Berichts. Man sucht darüber Klarheit zu schassen, ob eine Abschrift des Berichts der Repara tionskommission den Bots6>asten und Gesandts<j>asten der Kleinen Gläubigermächte überm"test worden soll, die an der Frage der Verteilung interessiert sind. Allgemein wird an genommen. daß der Bericht noch am Abend des Tages der Unterzeichnung der Presse übergeben werde. Die Unterzeichnung des Berichtes dürste demnach am Freitagabend oder Sonnabend vormittag vor sich gehen. Brüssel. 6. Juni. Der belgische Ministerrat nahm am Mittwoch- nachmitiag Kenntnis von der Einigung über die Reparation«» mäßige Entrichtung der doch wirklich gering bemessenen Mitgliedsbeiträge, bekennen wir durch die Tat, daß wir mit ganzem Herzen bei der Partei sind, daß wir ihre segensreiche Tätigkeit für Volk, Staat und Kirche aner kennen, daß wir ihre Stoßkraft und ihre Macht im poli tischen Leben verstärken wollen. Unsere Opfer aber müssen freudig gespendet wer den, mit einer gewissen stolzen Begeisterung. Dann wird auch das Parteileben in der Stadt wie im Dorf reich be wegt, dann ist eine stete, erfolgsichernde Werbe- und Auf klärungstätigkeit möglich. * Noch ein Letztes darf nicht vergessen werden: das stete Lesen und Unterstützen der eigenen Parteipresse. Auch hier können wir nur vom Geg ner lernen. Die sozialdemokratische Presse hat rund 1.3 Millionen Dauerabonnenten. Würden wir eine Statistik aufstellen müssen über die Monnentenzahl der Zentrums presse. — wir könnten wohl Ueberraschungen nach der unangenehmen Seite erleben. Hier gilt es also ebenfalls, noch vieles nachzuholen und einzuholen. Gerade heute, wo das Volk nach Hilfe ruft gegen die feindlichen Kulturmächte, gegen die Unmoral. Sittenlosig- keit, wo an den Grundfesten des Christentums gerüttelt wird, haben wir sogar die heilige Pflicht, die gute Presse zu unterstützen und sie zur wirksamen Abwehrwaffe zu machen. Gegeneinwünde, als sei die Zentrumspresse nicht auf der Höhe, würde nicht so viel bieten, wie andere Blätter, sei nicht modern usw.., sind leere Ausflüchte. Un sere Zeitungen halten jedem Vergleich mit der gegneri schen Presse stand, sie stehen in ihrer Leistungsfähigkeit gerade den wirtschaftlich mit gewaltigen Mitteln ausge statteten Organen nicht nach. Die Opferwilligkeit unserer Zentrumsverleger muß hoch anerkannt werden, ebenso die stille, aber unsäglich schwere Arbeit unserer sich für die Partei und ihre Entwicklung täglich und stündlich mit ihrer ganzen Kraft einsetzenden Zentrumsredakteure. Das muß von einem alten Zentrumskämpfer auch an die ser Stelle einmal gesagt werden. Wir haben in der besten Absicht unsere Ausführun gen gemacht, aus Liebe zur Partei und aus Sorge um ihre Zukunft. An unseren Freunden in Stadt und Land liegt es nun, neue Wege zu schaffen, den alten opferberei ten Zentrumsgeist wieder lebendig werden zu lasten. Dann werden wir eines Tages voller Stolz auch unsere Erfolge in immer wachsenden Zahlen im Parteibericht bekanntgeben können. frage unti erklärte sich mit der gefundenen Lösung einver standen. Es wurde weiterhin beschlossen, das; baldigst zwischen der deutschen und der belgischen Negierung Verhand lungen über die Mark frage ausgenommen werden sollen. Wii der belgische Finanzminister am Schluß der Sitzung Journa listen gegenüber erklärte, werde Belgien seine Forderungen zum größten Teil ansrechterhaiien. lieber die Frage, ab diese Verhandlungen in Brüssel ader Berlin staiisinden werden, ist, noch keine Entscheidung getrosten. Die Rheinlan-srage London, 6. Juni. Prrtiiiax meldet dem „Daily Telegraph" aus Paris: Briandhat dem Ministerrat in seiner letzten Sitzung erklärt» daß in Madrid äußerste Zurückhaltung gewahrt werden sollte. Es ist indessen selbstverständlich daß Briand mit Dr. Stresemann über die neue Lag«, die durch eine einstimmig« Annahme des Sachverständigenberichts entstehen wird, eine« Meinungsaustausch haben und daß er die Notwendigkeit be tonen wird, dem sog. Ve r s ö h » u n g sa n s s ch u ß für die ent militarisierte Rheinlandzone Gestalt zu geben. Der Korre spondent berichtet weiter, daß Briand auch die französische Auf fassung über die strittige Frage einer Beibehaltung des Aus schusses über 1935 hinaus, die in einer Denkschrist nieder gelegt worden ist. zum Ausdruck bringen wird, er will wissen, daß eine Denkschrift derselben Art vom Foreign Office in London vorbereitet worden ist. Es gilt, so schließt Pertinax, als wahrscheinlich, daß eine Konferenz veranstaltet werden wird, ähnlich der im August 1325 in London abgehaltenen. In der damals die Räumungssrage erörtert worden war. Republik un- Reichswehr Berlin, 6. Juni. Der Haushaltsausschuß des Reichstags begann unter de« Vorsitz des Abg. Heimaun (Soz.) heute die Beratung des Haus halts des Reichswehrministeriums. Auf Antrag des Abg. Stöcker (Komm.) wird die Redezeit für den ersten Redner jeder Fraktion für diesen Etat auf 29 Minuten verlängert. Den Bericht erstattet Abg. Stückten (Soz.). Ada. Dr. Leber (Soz.) spricht von einem Bildung«« Privileg der Ossiziere, das nur e,n Herkunflsprivilcg sei, von einem ausgeklügelten Protektionismus. Nicht bloß sür die Offiziere;-sondern auch im Mannschastsersatz. Gefragt sei z. B., ob der betr. Alaun an einem Streik teilgenommen Hab« (Minister Grocner: Ich bitte, hier Len Fragebogen einzu» sehen!). Das seien Auswüchse, die eine Aenderung des System» erforderten. Wir brauchen nicht alle Möglichkeiten des Ver sailler Vertrages für unser Heer auszuschöpfen. Das habe zur Verschwendung geführt, zu überflüssigen Kavallerie- Regimentern, bei den Pferden, bei den Kraftwagen, bet der Zahl der hohen Offiziere. Hier müsse noch gespart werden. Der Redner geht dann auf Einzelheiten des Etats ein. ins besondere auf Geheimfonds, die „hinausaeworsen" würden, Etwa für sinnlose Spionage? Wie könne die Reichswehr sill Waffen und Munition so viel Geld wie jetzt ansgeben. Del Redner erinnert an den Panzerkreuzer. Er kritisiert die An gaben über die Arbeiterlöhne. Darunter schienen auch ander« Ausgaben verbucht zu sein. Man mache seinen Freunden den Vorwurf, daß sie die Reichswehr politisieren wollten. Wenn das heiße, daß sie sie sür dte republikanische Staatsregierung gewinnen wollten, so habe man recht. Abg. Schneller (Komm.) behauptet, daß von Ersparnissen keine Rede sein könne- nicht um Abbau, sondern um den Auf. bau der Wehrmacht handele es sich. Nom Standpunkt des werktätigen Volkes sei dies« Verschwendung unverantwortlich. Der Redner zählt einige Personen auf, die nach seiner Meinung entbehrlich seien. In einem sechs Seiten langen Antrag, aus den der Redner verweist, sind die Abstriche zusammengestellt, die seine Partei bei den einzelnen Posten verlange. Abg. Ersing (Z3: Die Reichswehr feiert heute ihr zehn jähriges Bestehen. Der Kamps, ob wir die Reichswehr haben wollen, ist inzwischen von der großen Mehrheit des Volkes be saht. Der Kampf um die Reichswehr geht aber noch lang« weiter. Bei gutem Willen allerseits wird sie ein Instrument der Deutschen Republik und des Staates und Volkes werden. Der Abgeordnete Leber hat überspitzte Formulierungen ge- troffen, denn in der Reichswehr stehe es mit de» Au fr ück u n g s m ö g l i ch ke l te n der Volksschüle» kein Jota schlechter als bei den übrigen Ho heitsverwaltungen. Wenn man in republikanisch ge leiteten Ministerien das Abiturium fordere, mache man sich lächerlich, wenn man es dem Reichowchrministerium verbiete» "^Der Redner bespricht dann die Frage der kleine» «Sarnilonen und die Vemübunaen der Städte, die Aus«