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Dresdner Journal : 29.06.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188906295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890629
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890629
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-06
- Tag 1889-06-29
-
Monat
1889-06
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 29.06.1889
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ZV14S Sonnabend, den rs.JnnI, abends. 188». Sa»»HMNr»t», »Ar I)r«»äv» vivrtalMMoll > It. »0 kl., d«i L»i»«rj. ä«at«otiSL koit»»»t»lt»» vi«rt»I M»rUok S N.; »a»»»rl»»Id ä«, ä«ut«oü«» üsiob«, tritt ko»^ ruut 8tomp»I»u»oül»zj tllviv. »Lr ä«o lUuu» viL«r »«p»It«»s» 2«tk« bl«i»»r Svdrilt >0 kk. v»t»r äi« 2«t« LV kl. 8« D»d«U«» v»ä LiS«r»N»t« a»t«pr AaLotü»,. LiB«N»t»»»r kt^Uvd «ut a»»»bm« ä«r So»»- »»ä km«»»,« »d«uä». k«r»»pr«>t» Ur. ILAS. DrtMerZounml. Für die GesamtleUnng verantwortlich: Hofrat Otto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. »»—n— r»> T»N»»ä1zf»^» «»Mürt»» r<«p»tU! F> 6oMiME0»Lr L«, vr«ä»«r ^o»nuü», L»»d«rU - NsrU» -Vt« - - >»»«I >r»«I»» ». «.: L ko-1«-, N«rU» wi« N»»d«, kr«G 1^tp«lU -kr»Lk1»rt ». N. L«»<t äto««, e«t»-L<»»s»»->«rU»-rr»»»em^ *. » Da-be t 6o., >»rU»: /»vatttlenslaGt, SürUt»: S LlSUee» L—»»r«r, v. üe-^t«r, N»U« ». »- Lorot » So. Sar,»»,»b«rr L0»iFt. Kxpsäitio» ä», Dr»«t»«r ^ounmü». Dreeaa«, Lvu^vrvtnm»» X). kor»pr«ot»-^»»otaL«! Ur. 18»^. Mkstellungen auf das „Dresdner Journal" für das nächste Vierteljahr werden angenommen für Dre-de«: bei der unterzeichneten Expedition (Zwinger straße Nr. 20) zum Preise von 2 M. 50 Pf, für auswärts: bei den betreffenden Post an st alten zum Preise von 3 M. In Dresden - Neustadt können Bestellungen abgegeben werden in der Hofmusikalienhaudlung des Herrn Adolf Brauer (F. Plötner), Haupt straße 2 und bei Herrn Kaufmann C. Siegmeier (Albertplatz am Alberttheater), woselbst auch Ankündigungen zur Beförderung an unser Blatt angenommen werden, und bei welchen ebenso wie bei Herrn Kaufmann E. Eschler, in Firma Oskar Schröder Nachf., Pillnitzer Straße, Ecke Ziegelstr., dem Bahnhossbuchhändler Herrn Weigand (böhm. Bahnhof), Herrn Kaufmann Simon, Circusstraße 24, Ecke Plllnitzerstraße, Herrn Kaufmann August Bensch, Schmiede gäßchen 2, Ecke der Hauptstraße, Herrn Kauf mann Lebr. Wesser, Prager Straße 50, und Herrn Kaufmann Otto Fließbach, Striesener Straße 38 einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. Diejenigen Abonnenten, welche unser Blatt nach einem andern Aufenthaltsort nachgesendet zu haben wünschen, ersuchen wir mit der be züglichen Bestellung gleichzeitig die an die Post zu entrichtende Überweisungsgebühr, welche im 1. Monat des Quartals 60 Pfg., im 2. Mo nat 40 Psg. und im 3. Monat 20 Pfg be trägt, einsendeu zu wollen. Die Gebühren für Nachsendung unter Kreuz band, welche wir aus Wunsch gleichfalls be sorgen, richten sich nach dem Gewicht der ein zelnen Sendungen. Muigl. Expedition des Dresdner Journals. Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. Amtlicher Teil. Dresden, 29. Juni. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den mit der Führung der 1. Division Nr. 23 beanstragten Generalmajor von Neyher, unter Ernennung zum Kommandeur dieser Division, zum Generallieutenant zu bejörbern. Dresden, 27. Juni. Se. Majestät der König haben dem Kapellmeister, Hofrath Ernst Schuch das Prästtat „Generalmustk-Direktor der Königlich musi kalischen Kapelle* zu verleihen Allergnädigst geruht. Se. Majestät der König haben dem Briefträger Gottlieb Ernst Hüfler in Leipzig das Allgemeine Ehrenzeichen Allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Teil. Geographische WachricHLen. Paris, 28. Juni. (W. T. B.) Deputierten- kawmrr. Maillard und Laur interpellierten die Fenilletoa. Die Boycotter. Eine Erzählung au» Irland» Gegenwart von Friedrich Meister. (Fortsetzung.) Bernhard Weber war mit einem Satze au- dem Wagen und stand nun mit zornsunkelnden Augen vor dem ihn höhnisch betrachtenden Kutscher. Sein Englisch war nur mangelhaft, dem ungebildeten Eng länder und Iren aber wohnt von Natur eine hohe Geringschätzung gegen jeden Ausländer inne. „Was unterstehen Sie sich?" fuhr er auf den „Jarvey" ein. „Wollen Sie mich nach LlSnahoe fahren oder nichts „Denk' gar nicht dran", entgegnete der Mensch und wendete sich ab. Weber demeistrrte seinen Zorn. Es nützte nichts, wenn er den Streit mit dem Kutscher auf die Spitze trieb. Er richtete da» Wort an einen der andern. „Packen Sie dort den Koffer auf*, fagte er, „und fahren Sie mich nach LiSaahoe zu Mr. Loaolly. Ich zahle Ihnen doppelten Fährlohn.* Der Mann wollte nicht, auch die übrigen waren nicht zur Fahrt zu bewegen. Jeder hatte jetzt eine Entschuldigung, wie die Gäste in der Parabel. De» einen Pferd war lahm, au dem Wagen eine» andern war die Achse nicht ganz taktfest, der dritte war anderweit bestellt. So offenherzig wie der erste «ar Regierung über die Verhältnisse de» metallurgischen Hüttenwerks Eail und forderten die Regierung auf, das Unternehmen zu erhalten. Der Aivavzminister erklärte darauf, er sei amtlich bei gewissen Aktio nären vermittelnd eiugrtretev, mehr gestatte ihnen das Gesetz nicht. Der KrirgSminister Freycivet bemerkte, daß die LerteidigungSmittel Frankreichs nicht allein von der Cailschen Anstalt abhängig seien, sondern vielmehr durch StaatS- wie Privat- unternehmen gesichert würden. Die einfache LageS- orduung wurde hierauf angenommen. St. Petersburg, 2V. Juni. (Leu o Dre-du. iomn.) DaS „Journal de St. PeterSbourg" be spricht die Rede deS Grafen Kalnoky und macht dabei folgende Bemerkungen: Auch Rußland er kannte stett daS Recht der Balkanstaaten auf Un abhängigkeit an, und ohne sich in di« inneren An gelegenheiten Serbiens einmischen zu wollen, stellt Rußland mit Befriedigung die Lhätigkeit der Regentschaft fest, welche letztere erklärte, keinem Staate, namentlich nicht Österreich feindlich ge sinnt zu sein. Wenn dir Regentschaft auf die traditionelle intime Verbindung mit Rußland zurückgekommen sei, so widerspreche sie damit keines wegs dem Verlangen nach der Unabhängigkeit deS Landes, welche Rußland sicherlich nie autasteu werve. Das Journal betont besonders, daß Graf Kalnoky die freundschaftlichen Beziehungen Öster reichs mit allen Mächten, namentlich auch mit Rußlaud, hervorgehobeu habe. Dreödeu, 29. Juni. Die Verhandlungen der ungarischen Delegationen. Seinen Erklärungen in den österreichischen Dele gationen Hal Graf Kalnoky nun auch vor den unga- nfcheu Delegierten eingehende Mitteilungen über die LULwärUge Lage solg-n lassen. Die Verhandlungen dieser letzteren Delegation uvterschi:den sich wesentlich nicht nur von den Beratungen der vorhergehenden Jahre, sondern auch von den Verhandlungen der ent sprechenden österreichischen Körperschaft. In der letz teren befchränlten sich die Abgeordneten im allgemeinen darauf, den Ausführungen des Ministers Grafen Kalnoly zuzuhören und nur einige Anfragen unter geordneter Bedeutung wurden aus der Mitte der Ver- fammlung heraus an den Minister ge lchtet. Anders iu der ungarischen Versammlung. Hier trugen die Abgeordneten den Löwenanteil an der Debatte. Sieben Redner legten in ausführlicher Weise ihre Auffassungen der politischen Lage dar, ehe der Minister seinerseits dazu kam, daS Wort zu ergreifen Und diefe Reden unterschieden sich, wie schon gesagt, m ihrem Ton wesentlich von denen früherer Jahre. Dieser Ton läßt sich kaum anders als em in gewissem Sinne aggressiver, um nicht zu sagen kriegslustiger bezeich- nen. Besonders war es einer der angesehen sten Parlamentarier, der Führer der gemäßigten Opposition in Ungarn, Graf Albert Apponyi, welcher in feiner Rede in einer zwar verblümten aber doch leicht erkennbarer Weise gegen die Politik der Regierung den Vmwurs zu großer Thatenlosigkeit, zu g» ringer „Schneidigkeit" erhob, und durchblicken ließ, daß seiner Ansicht nach die jetzige unerfreuliche Lage der Dinge in Serbien bei energischerem Vor gehen der österreichischen Regierung hätte vermieden werden können. Die anderen Abgeordneten bewegten sich in ähnlichen Bahnen, wie Graf Apponyi. „Wir glauben nicht", so charakterisiert die „Presse" den Ge- samteindruck der Verhandlungen, „daß es im vorigen Jahre möglich gewesen wäie, der Diskussion so starke keiner, aber alle hatten eine Ausrede bereit, die kaum weniger empörend war, als deS ersten Grobheit Der SlationSvorsteher erschien aus dem Schauplatz, um zu Gunsten des Reisinden ein Wort einzulegen aber auch das war vergeblich. „Sie werden zu Fuß gehen müssen, Sir*, sagte der Beamte hüslich. „Ich will Ihren Koffer hier in Verwahrung behalten, bi» Mr. Conolly ihn abholev läßt.* Damit nahm er denselben auf und trug ihn in daS Stationsgebäude. „Wie weit ist's bis iwch LiSuahoei* sragte Weder jetzt einen der herumstehenden zerlumpten Jungen. „Laufen Sie nur zu, dann werden Sie's fchou merken', erwiderte der Bengel grieilacheud. „Wir werden's denen da draußen schon an- streichen, uns wou*) hierher zu schicken!* rief ern Kerl aus dem Hintergründe. Bernhard Weber» Entrüstung wich einem tiefen Widerwillen. „DaS ist also irische Äastsreundschaft und natio nale Höflichkeit,' fagte er bitter und verächtlich. „Will einer von Euch mir vielleicht wenigstens fagen, welchen Weg ich rinzuschlagrn habe?* „Immer der Nase oachl* rief xue Stimme, und die Rotte brach in ein wüste» Gelächter au», durch welche» der Stationsvorsteher noch einmal herbeige, rufen wurde. Derselbe beschrieb unserem Assiffor deu Weg, und dieser machte sich nun auf, so gut es ging, m der *) «vthetser; Rbe «etter »te». Accente zu verleihen, wie dies heute die Delegierten Graf Stephan Keglevich, Johann v. A»both und Julius Horvath gethan haben. Gras Keglevich war so wenig von der Kriegsfurcht angekränkelt, daß er offen erklärte: es möge, wenn eS fchon einen Krieg geben müsse, gerade mit Rücksicht auf die immer drückender werdende finanzielle Lage der Staaten desto früher zu eine« Kriege kommen. Und selbst Graf Albert Apponyi, der fonst in seinen Äußerungen sehr vorsichtig ist, sagte, daß ihm der Krieg nicht als ab solutes Übel, sondern al» ein Mittel der Politik er scheine, da» jeder energische und klar sehende Staats mann anwenden müsse, wenn sich die Mittel der Di plomatie zur Aufrechterhaltung der Macht und der Großmachtsstellung der Monarchie nicht mehr als ausreichend erweisen. Delegierter Asboth debütierte mit einer sehr lebhasten Drohung gegen die paniussi- schen Agitationen in Serbien, und Julius Horvath ließ al» Siebenbürger pur vrosUsno« seinen Anti pathien gegen die in Rumänien etablierten russischen, nach Serbien und Bulgarien reichenden Agitationen freien Lauf. Er forderte ganz besonders die Einhalt ung einer zielbewußten und weiterblickevden Handels politik, welche ja den Lebensnerv der Orieutpolitlk der Monarchie bilde. Aber selbst Redner, wie die Deli- gierten v. GyurlovicS und Graf Albert Apponyi, be tonten die Notwendigkeit einer aktiveren Politik im Sinne des ernsten nnd selbstbewußten Tones dec kaiserlichen Thronrede. Ersterer wies aus der politi schen Gegenüberstellung von Orient und Occident, au» der Vergleichung der Tendenzen des Berliner Ver trages (l878) und de» deutsch österreichischen Bündnis vertrages (l879) daraus hin, daß die Freiheit der Entschlüsse und Thaten sür Osterreich-Ungarn weniger auf dem Gebiete der kontinentalen als vielmehr der Orieutpolitik zu suchen sei, und daß nur in der letzte ren die dauernden Erfolge und die zukünftige Groß- machtsstellung der Monarchie gesucht werden müssen. Graf Apponyi ging noch weiter. Er erklärte sich wohl mit der allgemeinen Politik des Ministers des Äußern einverstanden, doch hob er ganz ausdrücklich hervor, daß ihm die absolut passive und zuwartende Methode des Grafen Kalnoky nicht als die zweckmäßigste er scheine." Wesentlich anderer Meinung allerdings als seine Kollegen war der Abg. Lsernatony, welcher sich als ein ausrichtiger Freund des Frieden» darstellte und sogar zur Aufrechterhaltung desselben den ost schon vorgebrachten und gutgemeinten, aber in Zelten von so hochgradigen Bewegungen, wie die jetzigen, am aller wenigsten durchführbaren Vorschlag eines Friedens kongresse» der Herrscher und Staatsmänner machte; aber dlesc Rede gab eben durchaus nicht ein zutreffen des Bild der bei den Anwesenden herrschenden Stim mung. In seiner Erwtdeiung ließ es Graf Kalnoky an der bestimmten energischen Verteidigung seines hin reichend bekannten, von dem der ungarischen Redner wesentlich abweichenden Standpunktes nicht fehlen. „Niemals" — fo erklärte der Minister, „könne er es auf sich nehmen und vor der Geschichte vertreten, einen Krieg herausbeschworen zu haben; gegenüber den Bal kanstaaten werde, nach seiner Überzeugung wenigstens, keine andere Politik, als die er zu vertreten die Ehre habe, zum Ziele führen. Man müsse, sobald man an keine Eroberungspolitik denke, diese Staaten einer mög lichst selbständigen Bewegung und ruhigen Entwicke lung überlassen, welcher keine andere Grenze, als die der Interessen Österreich-Ungarnsentgegenjustellen wäre. Die Macht, der natürliche Druck der Monarchie sei so groß, daS natürliche Bedürfnis ver Balkanftaaten, an eine Großmacht sich anzuschließen, sei so stark, daß dieselben früher oder fpäter zur Einsicht kommen wüßten. Eine der österreichisch ungarischen Monarchie Finsternis die fünf irischen Meilen über morastige Landstraßen und unwegsame Richtsteige zurückzulegeu, die ihn von Jack Lonollys Wohnort trennten. DaS war des jungen Deutschen erste praktische Erfahrung in Bezug auf das irische Boycotting- system. Gegen 7 Uhr abends traf er müde und kotbespritzt in LiSnahoe ein; der warme, freundliche Empfang da- felbst aber ließ ihn alle Beschwerlichkeiten feines ein samen Marsches schnell vergessen. Jack EonollyS herzlicher Händedruck und Miß Pollys lächelnder Willkommengruß sagten ihm sofort, daß er vier zu Hause sei. Die liebenswürdige Miß, die da» Deutsch mit so reizend unbeholfener Betonung auSsproch, erschien ihm in ihrer glänzend schwarzen Haarfülle und mit deu tiefen duukelgraurn Augen schöner als je zuvor. Nachdem er zu Atem gekommen, wurde ihm die übrige Familie vorgestellt. Zuerst Mr. Eonolly, der Vater. Der stattliche, silb.rhaarige Greis begrüßte ihn m dem unsere« Deutschen säst ganz uuverständ- Uchen Dialekt seiner engeren Heimat, der Grafschaft Tipperary. MrS. Eonolly, die Mutter, eine gutmütige, korpulente Dame, bemühte sich angelegevtlichst um deS autläudischen Gastes Wohlfahrt und Bequemlichkeit. Die Kinder aber brachte» unsern Freund zuerst in einige Verwirrung; e« war deren eine solche Anzahl vorhanden, daß er vorläufig jeden Versuch aufgab, sich die Namen der einzelnen zu merken. Da war zunächst ein großer, junger Mensch von etwa zwanzig Jahren, eine getreue Kopie seines älteren Bruders Jack; derselbe führte deu Namen Richard oder kurzweg Dick; dann kam eine yubpyt siebzehnjährige Blondine, die der Assessor sofort feindselige Politik könne sich weder in Serbien noch in Rumänien auf die Dauer halten; sie müßte zunächst die Lebensinteressen dieser Länder augreifen und schä digen. Diejenigen, welche wegen verschiedener „Unter strömungeo* die Situation in Serblen verurteilen, vertröste er auf die Zukunft und forderte wohlwollende Geduld. — Bei aller Sympathie für Bulgarien wehrte der Minister sür den Augenblick jede- aktive Eintreten im Sinne der Anerkennung deS Prinzen Ferdinand ab. Das Heraufbefchwöre» einer gottlob nicht mehr bestehenden bulgarsichen Frage müßte bei dem Ernst und der Spannung der heutigen politischen Situation unabsehbare Komplikationen Hervorrufen, für welche kein Staatsmann in Europa die Verantwortung über nehmen könnte. Die Delegation möge daher dem Minister, wenn sie im übrigen Vertrauen zu ihm habe, die Wahl deS Zeitpunktes für eine aktive Unter- stützung der bulgarifchen Aspirationen überlassen; er werde dann gewiß nicht versäumen, das in der Thron rede kundgegebene Wohlwollen rn wirksame Thaten umzusetzen.* Es muß als sehr erfreulich bezeichnet werden, daß die Versammlung diesen Worten de- Ministers schließ lich lhre vollständige Zustimmung erteilte und damit das Eingeständnis abgab, die Wege, die Graf Kal noky rinzuhalten gedenkt, schließlich doch für die rich tigen zu halten. Lö braucht kaum noch betont zu werden, daß alle wahren Friedensfreunde ausnahms los . und mit größter Festigkeit auf der Seite deS Ministers sich befinden müssen, dessen Auffassung hin sichtlich des den Friedensmächten nötigen Verhaltens bekanntlich an maßgebender deutscher Stelle durchaus geteilt wird. Wenn der „FriedenSbuud" seinen Namen nicht mit Unrecht tragen soll, dann darf es für ihn keine auch noch fo geringe Änderung seiner bisherigen Politik geben und keine noch so günstige Konstellation darf feine Mitglieder veranlassen, daS Unheil, welche- zwar kommen kann, aber immerhin noch nicht kom men muß, heraufzubeschwören. So wie kaum an derswo wäre hier der erste Schritt vom bisherigen Wege ein verhängnisvoller. Lagesgcschichk. * Berlin, 28. Juni. Se. Majestät der Kaiser traf heute nachmittag, von Sigmaringen kommend, aus der Wildparkstation bei Potsdam ein und begab sich alsbald nach dem Neuen Palai». Ihre Majestät die Kaiserin kam heute morgens 8 Uhr in Lrssingea an, wohin die ältesten 4 Prinzen in Begleitung ihres MllitärgouverneurS heute abend ebenfalls abreisev werden. — Unter denjenigen Herren, welche von Sr. Maje stät dem Kaiser eingetaden sind, an der Reise nach dem Nordkap teil zu nehmen, befindet sich sicherem Vernehmen rach auch der Chef des großen Geaeral- stabeS General der Lavallene Gras v. Waldersee. — Die „Nordd. Allg. Ztg.* schreibt: Au» dem zahlreichen Material der Beschwerden gegen die Schweiz, welche» wir in den letzten Tagen zur Keaatm» unserer Leser gebracht haben, geht genügend hervor, daß von deu verschiedensten Richtungen au» die deutschen Anarchisten und Umstürzler in der Schweiz dre innere Sicherheit de» deut schen Rerchr» bekämpft« und daß sie sich in diese« Kampje nicht nur der Duldung, joudern auch der Förderung durch Schweizer Kantonaldehörden zu erfreuen haben. Da» Material giedt ferner Ausschluß darüber, daß zu wiederholten Malen Deutschland Reklamationen an de» Schweizer Bundesrat gerichtet hat und baß trotz derselben die Angriffe gegen unseren innere» Frieden nach wie vor gleich gebliebe» sind. Daß diese Übelstände aus mangrlhastr» Einrichtungen be ruhen, erkennen die Schweizer selbst a» »»dem sowohl die ver ständige Presse wie der Bunde»rat und die Bolk»v«rtretu»g einstimmig erklärt haben, daß hier ei» Wandel geschaffen wer- den muffe. Riemal« aber ist seitens der deulschen Regierung die Forderung erhoben worden, daß sie eine ergeue Polizer rn der Schweiz halten wolle. Be» dem gedachten Verhalten des Schweizer Bundesrats in Verbindung mit der den Umsturz- Parteien seilens der Schweizer Lantonalbeaallen gewährte» in sein Herz schloß, da sie, Pollys Schwester zu sein, den Vorzug hatte. Ihr Name war Agnes. Aus diese folgte eine ganze Schar Jüngerer, nicht wemger als neun, da- letzte ein kleiner, stämmiger Burfche von drei Jahren, der von Polly sehr bald eivgefangev und zu Bett geschleppt wurde. Mr Eonolly auf LlSnahoe konnte sich, wie die meisten Irländer, eines gesegneten Nachwuchses rühmen. Eine allgemeine Heiterkeit entstand, als Weber seine Erlebnisse auf dem Bahnhofe erzählte. Die EonollyS befanden sich bereits feit mehreren Tagen unier dem auf das Strengste durchgefühiten Boykott und hatten sich an eine Menge von Unbequemlichkeiten bereits gewöhnt. Sie nahmen die Dinge wie sie waien und suchten überall die scherzhaften Seiten her vor; Weder aber fühlte sich doch innerlich etwas be unruhigt, als er vernahm, daß von dem früheren zahl reichen Gestade nur ein einziger Knecht geblieben war, ein alter Manu, der seit langen Jahren für die Familie die Stiefel und Schuh« geputzt und andere untergeordnete Dienste geleistet, und der sich nun ge- weigert hatte unter der Geißel deS Boyeott zu Kreuze zu kriechen und seine Herrschon rm Such zu lassen. Als Weber die Lage seiner Gafi ikunde rn ihre« rechte, Lichte erkannte, versuchte er eine Entfchnldiguug seine» jetzt sicherlich so unzeMgen Besuches. Jack aber ließ ihm nicht lange das Wort. „Spare Deinen Ate«, Freund," sagte er. „Je mehr wrr hier sind, desto lustiger wird's. wir sind froh, daß wir Dich hier haben; denke, Da wärst noch Soldat und rm Manöverquaruer — entsinnst Du Dich »och der fröhliche» Tage i« Feldlager a» der Moseh wo Polly »ad ich Dich besuchte», »ad wo der präch-
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