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Kummer 218 — 30. Jahrgang Sonnabend, 18. Seplember 1931 »V»'>"I "mal wückm. ml, Mxslr. Gratt»»,n<,q„, .Heimat ,»,d HM V « »Iaa « or«I » re » de » »M'midd'rNmderbkllaa'.garmiIkeNeln'nv'uIe-.Iowikdki, «n,«lg»nprels-! DI'lg'Ipalt'ne p'NIj'U« 8U 4. gamllln» _LN Vkmiü.-iUMIV .Nnt'.boUuna und »>>!,,'N- >U M W HM M aaz«:«ku u.Zt.-II'na'Iuch'2» Z. Die PeM"'Iau>k,cUk. M m» !-"UU-lI>--Hauklrau». .?!cr<u«ck>or Rn,«'bc>-. .-rat' a»«' ^M M dic'I. I-K. gar Na,"aca aukcihalb dt« V'lbicpuagSgedlele» !>'!a>'al!lck>'r Vk,ttaSP"IS .«cem'aa. BrttrNarld W W W ^M 4«> Z. die pcMr-I!amezcUe 1 .NO ^c. »Mstgrd. Iw 4- Jmgall, ^„jtdmmmrr ltt Z Sonnabend. ». Tonn,a«aammrr 20 2. . W DM jW DM Mg hoheier GkwaU riwchl jede «erpsUchlnng au> VU'lernng lowl, HanvI-chrlM'itkr »r. G. D'Scjyk, Dresden. M M kzA Sr^Uung b. ilnjetgrn - ilnpragen ,,. lielpung v. Schaden'rlatz. M M ^MWD 8ra»i BmiglÜI» DreSdUU v olksseitung Für christliche Politik und Kultur Aelchäle-ftell«, Drnitu.Verlagi «ermania. »>.- » fürtlerlag und Druckerei. Filiale Dresden, Dresden.?!, l. PotterIiraI,eI7. gcmriitswIL BoM^eckkonia Dresden «loa. Bankkonto Seadtbanl Dresden ^Ir nun Redaktion de« SS<r,Nkck>»n VolkSzeituna DreSden-ruijiadi j. Polierltras,» It. l?,rnn>i MI! und »1012. Oesterreich mutz sparen! Völkerbund diktiert Sparprogramm - Oie Voraussetzungen für die Kredithilfe Verschleierte Finanzkontrolle Genf, 18. September. Die vertrauliclpm Verhandlungen des Finanzausschusses des Völkerbundes über das östereichische Finanzhilsegesuch sind am Donnerstagabend abgeschlossen worden. Der öster- reichiscl,e Bundeskanzler Buresch ist am Freitag früh nach Wien zurüchgekehrt. Das Ergebnis der mehrtägigen Vera tun- besieht, wie erklärt wird, im wesentlichen in einem vom Fi nanzausschutz ausgearbeiteten Sparprogramm, das Einschränkungen des österreichischen Haushalts um 200 bis 300 Millionen Schilling aus etwa 2 Milliarden Schilling vorsteht. Das Programm empfiehlt insbesondere Einschränkungen der Ausgaben der Länder und Gemeinden und be rührt auch die Hauptposten des österreichisä;«,, Staats haushaltes. Der Zweck dieses Sparprogrammes liegt in der Richtung, die österreichische Kreditfähigkeit wiederherzuslellen und damit die Voraussetzungen siir künftige internationale An- leiheverhandlungen zu schaffen. Die Durchführung dieses Sparprogramms ist di« erst« unmittel bare Voraussetzung, unter der jetzt Anleiheverhandlungen sür Oesterreich in Frag« kommen können. In deil abschlietzenden Beratungen hat der österreichisch« Bundeskanzler Dr. Vuresch die " r« pslichtung übernommen, dem Finanzausschutz bla an Montag eine Mitteilung Uber die Annahme des vom Fi- nanzausschutz ausgearbeiteten Sparprogramms für Oester reich zu übermitteln. Der Finanzausschutz hat jedoch grössten Wert darauf gelegt, das; das Sparprogramm nicht nur geschlossen vom österreichi schen Kabinett und dem Bundeskanzler angenommen werde, sondern auch breiteste politisch« parla'menta- rische U n t e r st ii tz u n g finde. Der Finanzausschutz hat be tont, das; die Annahme des Sparprogramms durch einen mög lichst grotzen Teil der politisci;en öffentlichen Meinung in Oesterreich unerlätzlich sei. Auf Grund der Anfang der nächsten Woche zu erwarten den Zustimmung der österreichiscl>en Regierung zu dem vom Finanzausschutz ausgearbeiteten Sparprogramm wird dann der ' Finanzausschutz unverzüglich dem Völkerbundsrat einen Be richt Uber die endgültige Regelung des üsterreichiscl)en Finanz hilfegesuches erstatten. Die Annahme dieses Berichtes durch den Rat wird die unter den gegenwärtigen Umständen breitmöglichste Siche rung und Voraussetzung für die von Oesterreich beantragte Ausgabe von Schatzscheinen in Höhe von 25» Millionen Schilling bilden. Die Vereinbarung, die zwischen dem Finanzausschutz des Völkerbundes und dem österreichischen Bundeskanzler getrof fen worden ist, bedeutet nach allgemeiner Auffassung die Erneuerung einer Finanzkontrolle des Völkerbundes Uber Oesterreich, ivenn auch in verschleierter Form. Aus den Erklärungen, die Buresch in der Schlußsitzung des Finanzausschusses abgegeben hat und die zusammcnfassend das Ergebnis der mehrtägigen Beratungen im Finanzausschutz wicdergeben, gehen folgende zwei Punkte hervor: 1. Tie Ernennung eines Beraters des Völkerbundes bei der Oeslerreichischen Slalionalbank zunächst aus unbestimmte Zeit, der die Kontrolle Uber die Oeslerreichisch« Natlonalbank übernimmt. 2. Die Durchführung der jetzt vom Finanzausschutz aus gearbeiteten Sparpläne der österreichischen Regierung erfolgt unter Mitwirkung des Finanzausschusses des Völkerbunde» und somit unter dessen Kontrolle. Wie noch ergänzend gemeldet wird, umfaht das Sparpro gramm im wesentlicl)«n folgend« Punkte: 1. Herabsetzung der Gehälter der Staatsbeamten um l» vom Hundert: 2. scharfe Kontrolle der Finanzgebarung der Länder und Gemeinden: 3. Ausgabe der bisherigen finanziellen Unterstützung der Post und Eisenbahn: 4. Festsetzung des österreichischen Haushalts auf 19V» Mil lionen Schilling: 5. Revision der bisherigen Nrbeltvvertragspolllik. Als Kontrolleur für di« Oeslerreichisch« Nalionalbank ist bisl)«r der frülp:re Direktor der Finanz und Wirlschaftsabtei- lung des Völkerbundssekretariats, Sir Artur Satter, vorge- sek)«n. Des Arbeilslosenproblem Beratungen im Reichskablnelk Berlin, 18. Seplember. Die Beratung des eigentlichen Winterprogramms durch das Kabinett wird heute fortgesetzt werden. Im Lause des heu tigen Tages gedenkt der Reichskanzler in Fortführung seiner schon mit verschiedenen Fraktionen gepflogenen Besprechungen über dieses Programm zwei Vertreter der Wirtschaftspartei zu empfangen, den Fraktionsvorsitzenden Mollath und den Abge ordneten Freidel. Die Parteileitung der Wirtschaftspakte! hat gestern nach einmal die Lage in einer Sitzung erörtert. lieber die künftige Gestaltung der Ermcrbslosensürsorge In weitestem Sinne, also über die Vereinigung der Krisen- und Wohlsahrtsfürsorg«, und Uber die Finanzierung der Arbeits losenversicherung und der neuzuschassenden Reichssürsorge ist sbegreislicherweise) in den bisherigen Beratungen, insbesondere in der am Mittwoch gehaltenen Cl-esbesprechung noch nicht das letzte Wort gesprochen worden. Die Frage wird voraus sichtlich l>eute das Kabinett wieder beschäftigen: inzwislt)en sind neue Berechnungen von den Ressorts eingefordert worden. Brotverbittigung für die Erwerbslosen Verhandlungen Im Ernährungsministerium. Berlin, 17. September. Reichsernährungsminister Schiele hat mit den Vertretern des Zeinralverbandes Deutscher Bäckcr- mmingcn „Germania" und der Brotsabrikanten die Natural- b e l i« s e r u ng der Erwerbslosen und die Frage der Lebens mittelverbilligung für die Hilfsaktion erörtert. Die Bcrtreter des Väckergemcrbes l-aben sich grundsätzlich bereit erklärt, das Brot siir die Erwerbslosen unabhängig vom Mehl preis zu verbilligen. Um den Preisnachlass aber noch zu vcr- grötzern, haben sie vorgeschlagen, den Bäckern verbilligtes Mehszu liefern und den K o h l e n p r - i g z u s c n ke n. Sie forderten weiter, das; die Naturalbelieseruirg sich auf die not wendigsten Lebensmittel beschränkt. — Mit der Spitzenorgani- sation des Fleischergewerbes, dem Deutschen Fleischerverband, werden ähnliche Verhandlungen geführt. In Sterlin begannen am Donnerstag deutsch-russische Schlichtungsverhandlungcn Uber Disjcrenzen. die sich aus den bestehenden Verträgen ergeben haben. Die deuts<i>en Beschwerden beziehen sich im wesentlichen aus die Fragen des Niederlassungsabkommens bzw. wegen der Regulie rung der Arbeitsvertrnge mit Reichsdeutschen. Es haben sich in dieser Beziehung im Laufe der Jahre erhebliche Schwierigkeiten ergeben durch die Art des nicht geschlichen Anwerbens durch hiesige Sowsetorgane. Den Leuten, die nach Nutzland auswan- dertcn, wurden Arbeitsbedingungen zugesagt, die sick an Ort und Stelle anders auswirkten wie angenommen. Auch die Russen haben verschiedene Beschwerden. Sie beschränken sich auf die E i n r e i se e r s ch w e r u n g von Sowjetbürgern nach Deutschland,- autzcrdem haben sic Wiinsä>e wegen Zolltarissragcn und verlangen die gegenseitige Fühlung nahme im Warenverkehr. Sie beklagen die angeblichen össent lichen DIskrimierungen von Sowjetwaren tn Deutfchland. Lurtius' Rückkehr nach Berlin Im Zusammenhang nut den Erörterungen über den Rcichsautzenminister Curtius ist behauptet worden, der Mini ster kehre schon Ende dieser Wocl>e nach Berlin zurück. Wie wir hören, ist über den Zeitpunkt der Rückkehr noch keine Ent scheidung gefallen, und es ist auch noch keine Aendcrung der ursprünglicl)«» Dispositionen bekanntgeworden, die dahin gin gen, datz der Minister erst etwa gegen den 22. September von Genf nach Berlin zurückkehren werd«. Englands Schwierigkeiten sBon unserer Berliner Schrtftleitung.s MacDonalds Aufgabe ist wenig beneidenswert. D« Welt hat am deutschen Beispiel gesehen, welcher Mut zur Unpopularität dazu gehört, um längst fällig geworden» Massnahmen endlich zu ergreisen und Uber tbr« gleich mässige und rücksichtslose Durchführung zu wachen. Noch stärker als Deutschland, dessen politisches und wirtschaft liches Selbstbewußtsein bereits vor zwölf Jahren eine« schweren Stoss erlitt, erfährt nun das englische Empire di« Beschneidung seiner Lebenskräfte und sieht sich vor di« harte Notwendigkeit gestellt, ein in den Zeiten der poli tischen und wirtschaftlichen Prosperität geschaffenes Staats system von Grund auf umzubauen. Nachdem bereits Austra lien und Neuseeland ihre mangelnde Boraussicht mit dem kaum verhüllten Staatsbankerott haben bezahlen müssen, sieht sich nun auch Großbritannien gezwungen, sich im Nahmen der verbliebenen Möglichkeiten neu einznrichtcn. Vielleicht war es ein großes Glück sür England, daß die Neuwahlen bereits 1928 eine Regierung ans Ruder brach ten, die gewillt war, gewisse Konsequenzen in der Riistungs- und Kolonialpolitik zu ziehen und daß dadurch ein offener Echcc vermieden worden ist. Wie würde Englands nationale Regierung heute dastehen, wenn nicht durch den rechtzeitigen Verzicht auf die Seeherrschaft und die Versöhnung mit Amerika der Rüstungswettlauf ver mieden, und wenn durch die Methoden der englischen Diehards die kolonialen und halbkolonialen Gebiete Eng lands bis zuletzt unter einen scharfen zentralistischen Druck gesetzt worden wären. Die Konferenz am runden Tisch mit den Vertretern des indischen Volkes ist durch die Studien der bekannten Simon-Kommission, vor allem aber durch das Versühnungs werk Lord Irvins vorbereitet worden. Ohne diese Vor arbeit ist nicht abzusehen, bis zu welchem Grade sich heute die indische Voykottbewegung ausgedehnt und auf England ausgewirkt Hütte, und ob lbandhi noch in der Lage wäre, in London für ein Verbleiben Indiens im Nahmen des Empires einzutreten. Freilich ist das. was der Prophet Indiens am Londoner Konferenztisch fordert, noch bei weitem zuviel für das englische Selbstbewußtsein und die englischen Interessen, beruht doch Englands heutige wirt schaftliche Existenz zu einem guten, wenn nicht überwie genden Teile auf der kolonialen Vormachtstellung in Indien. Wenn Gandhi vor der englischen Arbeiterschaft erklärt hat, daß die Textilindustrie von Lancashire den Ruin des indischen Dorfes verschuldet habe, so entspricht dies weitgehend den tatsächlichen Verhältnissen. Wenn er aber gleichzeitig fordert, daß das kommende Indien die Jndustrieprodukte des Auslandes ablehnen werde, um dem Spinnrad wieder Geltung zu verschaffen, so wird dies von der britischen Arbeiterschaft nur mit sehr gemischten Ke« fühlen angehört worden fein, bedeutet doch eine derartige Maßnahme nicht nur eine Verewigung, sondern eine Ver schärfung der gegenwärtigen Arbeitslosigkeit. Der gran diose Wirtschaftskampf, in welchem heute Asien um seine Autarkie ringt, wird nicht allein für England, sondern sür die großen Industrieländer in ihrer Gesamtheit verloren werden, wenn es nicht gelingt, sich rechtzeitig mit den ge mäßigten Elementen dieser Länder zu verständigen. Noch ist eine Mehrheit des englischen Volkes nicht reis zu der Einsicht, daß nur ein indisches Dominion im Nahmen der Lommon rvealti» jenes loi-ale Zusammenarbeiten sichern könnte, das sür eine Wiederanknüpfung der zerrißenen wirtschaftlichen Fäden wirken würde. Allerdings sind auch unsere Bedenken nicht gering, ob Indiens Volk und Fiik- rung bereits reif genug ist, um seine Geschick« selbst in die Hand zu nehmen. Die Gehorsamsverweigerung bei der englischen Atlantik flotte, die immer weitere Kreise gezogen hat, wird sicherlich in den Peripheriegebicten des Empires als ein Beweis der Schwäche eines Landes gewertet werden, dessen stärkstes verbindendes Element bisher die seebeherrschende britische Flotte rvar. Es wäre gewiß abwegig, die Vorgänge an Vord der englischen Schisse mit jener politischen Revo lution zu vergleichen, welche soeben in Chile an Bord der wenigen Schisse dieses Landes ausgebrochen und nieder geschlagen worden ist. Aber hier wie dort haben wirtschaft liche Momente den Anlaß zum Widerstande gegeben, und an beiden Orten waren es kommunistische Agitatoren, welche die Gelegenheit benutzten, nm die Söldner gegen ihren Vrotgeber aufznhetzen. Die britische Matrosenrevolte wird schnell zu Ende sein, sobald die Negierung ihre Maß nahmen geändert haben wird. Aber man wird in England daraus die Lehre ziehen, wie gefährlich es ist, unpopuläre Finanzmaßnahmen zu treffen, ohne sich dabei auf ein« rechtzeitig und arosizllaiae Aufklärungsarbeit und auf ein« Di« heutige Nummer enthält das S«.-Venne-Blatt, das Sonntagsblatt für die Diözes« Meitzrn.