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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.08.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960805019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896080501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896080501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-08
- Tag 1896-08-05
-
Monat
1896-08
-
Jahr
1896
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Li« Morgen-Au-gabe «scheint um '/,7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentag- um L Uhr. Re-artion und Lrpe-Mon: J«han»«»gaffe 8. DieExpe-ttion ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend- 7 Uhr. Filialen: vtt» Klemm S Sarttm. (Alfred Hahn). Uvtversitätsstraßr 3 (Paulinum), LaniS Lösche, «nthcinnenstr. 14, part. und Königsplatz 7. BezugS-Preis t» der Hauptexpedition oder den im Stadt- o«irk und den Vororten errichteten AuS« aabestelleii ab geholt: vierteljährlich^4 50. bei zweimaliger täglicher Zustellung in- Haus ./t 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Directe tägliche Ureuzbandiendung in- Ausland: monatlich 7.50. Morgen - Ausgabe. Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Molizei-Änttes der Stadt Leipzig. Mittwoch den 5. August 1896. —-^»M^MWMMW-^-MMMM—M I - '-»M!.'!»! -.H »_U> «SW-—-« Anzeigen-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclamen unter dein Redaction-strich (4ge- jpalten) 50^Z, vor den Familiennachrichte« i6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis« verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. ^pkra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen - Ausgabe, ohne Postbeförderuag -H 60.—, mit Postbeförderuag ^kl 70—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgea-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stund« früher. Anzeigen sind stets aa die GxpetzttiON zu richten. Druck und Verlag von E. Pol» in Leipzig SV. Jahrgang. Die Entwickelung des Gaues der deutschen Kriegsschiffe. 6. II. Dcr Cbefconstructeur der kaiserlichen Marine, Wirk liche Geh. AvmiralitätSrath A. Dietrich, welcher auch die jetzt im Bau begriffenen Kriegsschiffe, und zwar „Ersatz Preußen" (Panzerschiff 1. Classe), „Ersatz Leipzig" (Kreuzer 1. Classe), „Ersatz Freya" (Kreuzer 2. Classe) und weiter die Kreuzer „K" und „L" construirte, hat in der 37. Sitzung der ,,In stitution ok Xavnl ^rebitects" einen Vortrag über die Ent wickelung der Entwürfe und des Baues der Schiffe der deutschen Kriegsmarine gehalten. Der hochinteressante Vor trag ist damals in der deutschen Presse unbeachtet geblieben, er enthält jedoch so viel Bemerkenswerthes, daß es jetzt, wo er gedruckt in der „Marine-Rundschau" vorliegt, sich ver lohnt, das Wesentlichste daraus mitzutheilen. Die neuen Panzerschiffe „Ersatz Preußen" und „Friedrich der Große", der Panzerkreuzer „Ersatz Leipzig" und die Kreuzer 2. Classe „Ersatz Freya", „K", „8", „M" und „N", erhallen drei Schrauben. Bei den neuen Schiffen erfordert die Artillerie mit ihrer Panzerung, wie sie nach den neuesten Erfahrungen ge fordert werden muß, ein so hohes Gewicht, daß man suchen muß, an irgend einem anderen der das Deplacement bildenden Gewichte Ersparnisse zu machen, die dem Panzer und der Artillerie zu Gute kommen könnten. Trotz aller an Bord gebrachten Hilfsmaschinen zur Erleichterung der Arbeit ist die Mannschaftszahl aber nicht kleiner geworden, im Gegen- tbeil, wegen der Bedienung, welche diese Maschinen brauchen, noch größer. Das Gewicht des Schiffskörpers ist bei allen modernen Schiffen durch rationellere Bauart, aber auch durch Verminderung der Dicke des Materials schon so weit redu- cirt, wie es mit der Festigkeit nur irgend noch verträglich ist. Eine große Erleichterung des Schiffskörpers ist durch die Einschränkung der Verwendung von Holz in den Einrichtungen erzielt worden. Schon immer wurden die Splitter des Holzes gefürchtet, die von den durchschlagenden Geschossen losgerissen werden. Die Erfahrungen des Gefechts am Jalu haben so recht gezeigt, wie gefährlich die Verwen dung brennbaren Materials für die Ausstattungen der Schiffe ist. Auf den neuen deutschen Schiffen erhallen die Decks keine hölzernen Planken mehr, sondern nur Stahl beplattungen mit Linoleumbelag, zuweilen ist noch eine Schicht von Korksteineu dazwischen gelegt. Die Wegerung der Seilen wände in ven Mannschaftswohnräumen fällt ganz fort, in den Kammern der Officiere wird sie hergestellt aus 1'/? mm dickem Stahl mit einer Bekleidung von Kork, die mit Stoff beklebt wird. Die Kammerschotten bestehen aus Stahl, die mit Stoff beklebt und, wo Schalldämpfung oder Herabminderung der Temperatur erwünscht ist, vorher noch mit Korkplatten be kleidet werden. Um die Schornsteine und Maschinenschachte, die Hitze ausstrahlen könnten, wird Korkbckleidung angebracht. Aus den Muuitionsräumen ist Holz gänzlich entfernt, nur für die Lagerung der Geschosse und Kartufchbüchsen werden hölzerne Regale noch angewendet. Die Treppen sind sämmtlich aus Stahl, die Handleisten der Geländer der Kommando brücken bestehen nicht mehr aus Holz, sondern aus anderen Feurlletsir. Wirbelstürme. Von F. Clemens. (Nachdruck verboten.) Die entsetzliche Katastrophe, welcher vor wenigen Tagen ein großes deutsches Kriegsschiff mit fast der gesammten Be satzung zum Opfer gefallen ist, lenkt die allgemeine Aufmerk samkeit neuerdings auf jene gewaltigen atmosphärischen Er scheinungen, welche die Wogen der Oceane bis zum Grunde aufbäumen und die majestätischen Bauwerke von Menschen hand wie Kinderspielzeug zertrümmern. Woher kommen jene Phänomene und wie vermögen sie so furchtbar vernichtende Wirkungen hervorzubringen? Wenn wir den Ursachen nachspüren, erscheint uns die Macht dieser großartigen Naturereignisse fast nicht denkbar. Sind eS doch nabe Vettern unseres harmlosen Windes, nur durch Stärke und Geschwindigkeit von ihm unterschieden, deren Grad wiederum durch Klima und locale Verhältnisse wesentlich be einflußt wird. Die gemeinsame Ursache aller Luftbewegungen ist die Störung des Gleichgewichts in der Atmosphäre in Folge der Wärmeunterschiede in verschiedenen Gegenden. Die warme Luft steigt in die Höbe, dadurch vermindert sich der Luftdruck und es strömt unten Luft hinzu, um das gestörte Gleichgewicht wieder herzustellen. Diese Erscheinung kann einen allgemeinen sowohl als örtlichen Charakter tragen. Die Luftströmungen allgemeiner Natur beruhen auf der ständigen Verschiedenheit der Temperatur der Aeguatorialzone und der höheren Breiten. Am Aequator wird die Luft stark erwärmt, dehnt sich aus und steigt rasch empor, zum Ersatz setzen sich Luftmassen aus den Polargegenden nach dem Aequator zu in Bewegung, auf diese Weise die Störung des atmosphärischen Gleichgewichts zu beseitigen. Man bezeichnet das System dieser regelmäßigen Luftströmungen als die allgemeine atmosphärische Circulation. Durch die Rotation der Erde werden die Strömungen auf ihrem Wege aus ihrer ursprünglichen Richtung avgelenkt, außerdem bedingt auch die ungleichmäßige Gestaltung der Erdoberfläche die mannigfachsten Störungen. Oceane, Gebirge, örtliche Verhältnisse, Alles ist von Einfluß, so daß auf diese Weise auch jene Winde entstehen, welche zum Theil einen periodischen, zum Theil sogar einen localen Charakter auf weise». Dazu zahlen die Land- und Seewinde, di« haupt sächlich auf den Inseln und an den Küsten weben, die Tag- und Nachlwinde im Gebirge, die Monsune, welche mit der wärmeren und kälteren Jahreszeit wechseln und in der nicht brennbaren und nicht splitternden Stoffen, die aber nicht so unangenehm anzufassen sind als Stahl oder Eisen; die Kartenhäuser und mit ihnen verbundenen Häuser ans der Commandobrücke werden auch aus Stahl hergcstellt, ihre Aus stattung besteht aus nicht brennbarem Material. Es schien auch, wie bei jedem solchen Vorgehen immer etwas radikal vor gegangen wird, nöthig, auch aus den inneren Ausstattungen das Holz ganz zu entfernen, so vor Allem die Möbel nicht mehr aus Holz, sondern aus nicht brennbaren und nicht splitternden Stoffen herzustellen. Es sind in dieser Beziehung viele Versuche gemacht; es wurden Möbel hergestellt aus Stahl und Aluminium mit Bekleidungen von Linoleum, Kork, Segeltuch rc.; sie konnten alle die Holzmöbel nicht ersetzen. Dasselbe war bei den Stühlen der Fall. Nur die Bettstellen lassen sich mit Vortheil aus Eisen, Stahl oder Messing Herstellen, wie man solche ja auch am Lande vielfach verwendet. Das Gefährliche, was, einmal angczündet, den größten Qualm erzeugt, sind aber nicht die wenigen Möbel, sondern die in dem Inneren untergebrachten Effecten, die Matratzen, Decken, Kleider, Bücher rc. Von der Verwendung hölzerner Möbel mit Ausnahme etwa der Bettgestelle wird daher auch in der deutschen Marine sobald noch nicht ab gegangen werden. Stangen, Signalraaen, Flaggenstangen rc. werden alle aus Stahl hergestellt. Durch diese Neuerungen ist unzweifelhaft der GefechtSwerth des Schiffes erhöht, da das Schiff weniger feuergefährlich ist, die Splitter wirkung ganz eingeschränkt ist und bedeutend an Gewicht gespart wird, was der Artillerie und der Panzerung zu Gute kommt. An den Maschinen war nichts zu sparen. Es blieb nur übrig, in den Kesseln, die besonders jetzt bei den hoch gespannten Dämpfen ein so bedeutendes Gewicht darstellen, Ersparnisse zu suchen; dieselben waren zu finden in der Annahme von Wasserrohrkesseln. Die Frage der Wasserrohrkessel beschäftigt aus das Lebhafteste die englische, die französische und die deutsche Marine, und die letztere ist beinahe am entschlossensten vorgegangen, indem sie bei vielen Schiffen Wasserrobrkessel verwendet. Es kommen nicht weniger als vier verschiedene Arten von Wasserrobrkesseln bei den im Bau begriffenen deutschen Schiffen zur An wendung, nämlich bei „Aegir", Panzerschiff IV. Classe, Thornycrost-Kessel, „Ersatz Freya", Kreuzer II. Classe, Niclausse - Kessel, „K" - - Belleville-Kessel, „L" - - Dürr-Kessel und bei den Panzerschiffen I. Classe, sowie dem Panzerkreuzer „Ersatz Leipzig" -Cylinderkessel und r/z-Wasserrohrkessel, deren System abhängig ist von den ausstehenden Probe fahrten, die sehr bald werden vorgenommcn werden. Die englische Marine bat sich, wie es scheint, für größere Schiffe ganz dem Belleville - Kessel zugeneigt, in der französischen Marine kommen für dieselben neben dem Belleville-Kessel auch Niclausse-, denen die Dürr-Kessel sehr ähnlich sind, unv d'Allest-Kessel zur Verwendung. Die Probefahrten dieses unv der nächsten zwei Jahre werden über den Werth der ver schiedenen Kessel Klarheit schaffen. Hauptsache in Süd- und Ostasien, sowie an den Küsten von Afrika und Australien vorkommen u. s. w. Je größer die Störung des atmosphärischen Gleichgewichts, je heftiger die daraus hervorgehenden Winde, je kürzer aber in der Regel auch die Dauer. Je nach der Stärke, mit welcher sie auflreten, und der Geschwindigkeit, mit welcher sie dahinziehen, bezeichnet man sie als Winde, Stürme oder Orkane. Man mißt die Stärke oder Geschwindigkeit des Windes mit dem Windmesser (Anemometer) oder schätzt sie nach einer bestimmten Scala ab. Am üblichsten ist die Beaufort'sche Windscala, die wir hier wiedergeben wollen: Stärke. Bezeichnung. Windgeschwindigkeit engl. Meilen p. St. 0 Windstille 3 1 Leiser Zug 8 2 Leichte Brise 13 7 Starker Wind 40 8 Stürmischer Wind 48 9 Sturm 56 10 Starker Sturm 65 11 12 Heftiger Sturm Orkan 75 90 Um für Landverhältnisse verständlicher zu werden, geben wir für die Slärkegrade des Windes auch noch die so genannte Landscala, die nur sechs verschiedene Grade unter scheidet, an: 0. Windstille: Der Rauch steigt gerade oder fast gerade in die Höhe. 1. Schwacher Wind: Bewegt die Blätter und schwächsten Zweige der Bäume. 2. Mäßiger Wind: Bewegt stärkereZweige und schwächere Beste der Bäume. 3. Frischer Wind: Bewegt stärkere Aeste und schwache Stämme. 4. Starker Wind: Bewegt ganz starke Bäume und macht das Gehen nn Freien schwer. 5. Sturm: Bricht Aeste und schwache Stämme, verursacht Schaden an Dächern. 6. Orkan: Bricht oder entwurzelt starke Bäume, deckt Häuser ab, bewegt schwere Massen von der Stelle u. s. w. Die Stürme der gemäßigten Zonen besitzen einen milderen Charakter als die der Tropen, sind jedoch in der Regel von größerem Umfange. Cyklon ist der allgemeine Name für deftige Wirbelstürme; je nach dem Charakter und der Gegend, in welcher sie auflreten, unterscheidet man Tornados, Taifun«, Hurricane rc. Ihre Entstehung verdanken sie der stärkeren Erwärmung der Landflächen gegenüber den Meere-flächrn, sie gehen meist in Curven und besitzen bei großer Heftigkeit Deutsches Reich. * Berlin, 4. August. Die „Berl. Pol. Nackr." schreiben: Die schweren Mißstände, welche das gedrängte Zusammen wohnen verschiedener Personen, insbesondere daS Sch laf- stellenwesen in Berlin, in sittlicher und crimineller Hinsicht mit sich bringt, ist in jüngster Zeit wieder in grellem Lichte hcrvorgetreten. Jene Anhäufung von Arbeitern in weder unter dem Gesichtspunkte der Hygieine, noch dem der Sittlichkeit ausreichenden Wobnräumen steht in engem Zusammenhänge mit dem in socialer und wirthschaftlicher Hinsicht nichts weniger als wünschenswerthen Andrang gerade der Arbeiterschaft in die Großstädte, namentlich aber nach Berlin. In den weit über die regelmäßige Nachfrage nach Arbeitskraft wachsenden Zuzügen liegt bekanntlich eine dcr Hauptursachcn der in niedergehender Bewegung des Erwerbs lebens hervortretenden Arbeitslosigkeit und der damit verbundenen Mißstände. Läßt sich, wie in den Centren des Bergbaues und der Großindustrie, je nach dem Gange der Geschäfte ein Zuströmen und Abströmen der Arbeiter und die damit verbundene Störung des Erwerbslebens in anderen Gegenden nicht vermeiden, so liegt es dock ganz entschieden im öffentlichen Interesse, daß dies: natürliche Bewegung der Arbeiterschaft nicht noch complicirt wird durch einen von keiner entsprechenden Nachfrage nach Arbeitskraft bedingten Andrang von Arbeitern in die Großstädte. Es ist ferner klar, daß der mit dem Bedarf nicht im richtigen Verhältniß stehende Zuzug von Arbeitern wesentlich erleichtert wird, wenn diese das sonst in Großstädten nur mit vergleichsweise größerem Kostenaufwand zu befriedigende Wohnungsbedürfniß theils durch Halten von Schlafburschen, theils durch Gehen in Schlaf stelle zwar sehr schlecht, aber doch verhältnißmäßig billig be friedigen können. Allen diesen Uebelständen würde in wirk samer Weise vorgebeugt werden können, wenn der Zuzug an die Bedingung einer den Anforderungen der Gesundheits pflege wie der Sittlichkeit entsprechenden Wohnung ge knüpft würde. Wenn mit Zwangsbestimmungen dieser Art Hand in Hand eine fruchtbare gemeinnützige Thatigkeit zur Beschaffung geeignerer Arbeiterwohnungen zu mäßigen Preisen geht, würde man ohne Zweifel einen weiten Schritt vorwärts auf der Bahn der Lösung wichtiger socialer Fragen thun. Es darf angenommen werden, daß die Staatsregierung dieser in der Ausführung allerdings reckt schwierigen Frage gleichfalls ihre volle Aufmerksamkeit zuwendet, und daß die Frage sich in der Reihe der zwischen den betheiligten Ressorts zur Er örterung stehenden Probleme befindet." * Berlin, 4. August. Bezeichnend ist Angesicht- der be kannten maßlosen Ausschreitungen der polnischen Pröpste gegen deutsche Katholiken das Verhalten der kleri kalen Presse. Das rheinische Centrumsorgan, welches vor einigen Tagen das Verfahren des Propstes Bartsch gegen den deutschen Invaliden Gronostei tadelnswerth fand, veröffentlicht jetzt folgende Berliner Zuschrift: „Das Centrum hat nicht die Absicht, Posen, Westpreußen und Oberschlesien einem fremden Staate zuzuführen. Es handelt sich lediglich um die Frage, in diesen LandeStheilen möglichst geordnete und gesunde Zustände herzustellen, und der Streitpunct ist nur, ob man das besser durch gewaltsame Unter drückung des Polenthums oder durch Anwendungvon meist nur geringe Ausdehnung. In den Gewässern des chinesischen Meeres wüthen die Taifune, ebenfalls Wirbel stürme, in verhältnißmäßig geringer Ausdehnung aber außerordentlicher Heftigkeit. Schon der Name bezeichnet ihren verheerenden Charakter: Taifun oder Taifung bedeutet etwas Verheerendes, mit unheimlicher Naturgewalt Wirkendes. Da die Hauptzeit ihres Auftretens in die Monate September und October fällt, so sind sie die einzigen Stürme, welche im eigentlichen Sinne als Aequinoctialstürme gelten können Im Juli treten sie im Ganzen selten auf, von 46 Taifunen innerhalb 65 Jahren entfallen nur 5 auf diesen Monat. Gerade der geringe Durchmesser macht die Taifune zu so gefährlichen Erscheinungen für die Schiffer; durch die Einwirkung des von den verschiedensten Seiten heranbrausenden Sturmes auf ein verhältnißmäßiges kleines Seezebiet werden die Wellen um so gewaltiger aufgewühlt, so daß die dem Orkan ausgesetzten Schiffe wie Kinderspielzeug hin und her geworfen werden. Furchtbar sind naturgemäß die Wirkungen eines solchen Sturmes. Durch Len Taifun, welcher im Herbst 1882 über Manila hinwegzog, wurden in der Provinz Bulacan allein mehr als 20 000 Häuser niedergeweht. In Manila wurde eine eiserne Stange 34 Meter m die Höhe gehoben, große Kanonen, welche zum Befestigen der Schiffe an Land dienten, wurden vom Ufer herabgerollt. 20 in der Bai liegende größere Schiffe wurden mehr oder minder stark be schädigt, außerhalb der Rhede gingen verschiedene Schiffe verloren. In Nordamerika treten die Tornados und in den west indischen Gewässern die Hurricane mit ähnlicher Furchtbarkeit auf, die ersteren am häufigsten von April bis Juli, die letzteren am häufigsten von Juli bis October. Beide Arten sind von starken elektrischen Entladungen begleitet. „Charakteristisch für den Tornado ist die Form eines Trichters oder einer Röhre, als welche der um eine fast senkrechte Achse rasend schnell rolirende Lustcylinder in Erscheinung tritt. Diese Röhre schreitet in der gemäßigten Zone der nördlichen Halb kugel gegen Nordosten mit einer Geschwindigkeit von etwa 50 icm in der Stunde fort, und schlägt dabei Alles, waS auf ihrer Bahn liegt, in Trümmer. Der Durchmesser ter eigent lichen Röbre mißt oft nur einige Meter, und auch das Zer- störungSzebiet hat selten mehr als einen Kilometer Durch messer . . . Trifft der Tornado einen See oder da» Meer, so wird er zu einer gewaltigen Wasserhose." (Abercromby, DaS Wetter.) Ein Tornado, der am 30. Mai 1878 in den Vereinigten Staaten wüthete und dessen Durch messer anscheinend nur 76 Meter betrug, trug ein« Frau fast 400 Meter weit fort und schleuderte sie an «in mit Widerhaken versebenrs Gehege, so daß augenblicklich der Tod eintrat. „Ihre Kleider waren ihr gänzlich vom Leib« gerissen, Freiheit und Gerechtigkeit erreicht. Wir verwerfen di: Zwangsmaßregel aus einem doppelten Grunde: 1) weil wir sie an sich ungerecht finden, 2) weil sie doch ihr Ziel nickt er reichen, sondern nur die Gemüther in gefährlicher Weile verbittern. lieber den ersten Punkt ist wenig zu sagen. Wenn eS erlaubt sein soll, den Angehörigen einer Nationalität gewaltsam ihre Sprache zu nehmen, dann möchten wir fragen, was dann der herrschenden Mehrheit nicht mehr gestattet werde. Warum sollte inan z. B. einer unterdrückten Minorität nicht auch ihre Religion nebmen dürfen? Am Ende sogar das Leben. Diese letztere Theorie ist von Amerikanern gegenüber den Rothhäuten ausdrücklich verfochten — und, was noch mehr, es ist danach gehandelt worden." — So die Zuschrift der „Köln. Volksztg". Der alte Iesuilenknist, das aggressive Polenthum als durch die deutsche Defensive in seinen heiligsten Gütern bedroht hinzustellen, kann nicht mit größerer Unverfrorenheit angewandt werben. G Berlin, 4. August. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" veröffentlicht eine kaiserliche krtzre, der zufolge die Bestimmungen über die Be schwerd e fü hrun g der Personen des Solbatenstandes vom Feldwebel abwärts und die Be stimmungen über die Beschwerdeführung der Officiere und Saniläröofficiere uns der Beamten des Heeres bei den afrikanischen Schutztruppe» sinngemäße Anwendung zu finden haben. — Ferner ermächtigt der Kaiser den Reichs kanzler, die durch die afrikanischen Verhältnisse gebotenen Abweichungen zu bestimmen und etwa nothwendige Erläute rungen zu geben. Berlin, 4. August. (Telegramm.) Der Reichs kanzler wird, der „Nordd. Allg. Ztg." zufolge, Freitag Abend aus Alt-Aussee hier erwartet. («) Berlin, 4. August. ^Tele^ramm.) Die „Kreuz zeitung" erklärt die (im „Leipz. T." nicht erst erwähnte) Meldung der Frankfurter „Kleinen Presse", daß vier neue Lcutsche GeneraleommanSo» geschaffen werden sollen, für völl'g unzutreffend. (2 Berlin, 4. August. (Telegramm.) Die Branden- bnraffche Provinzialsynode wird Ende October zusammen treten. — Strafbare Beeinflussungen von Arbeitern durch Au sstän big e wiederholen sich trotz aller Bestrafungen. Dieses Vergehens war auch der Schuhmacher Heinrich Hei d l angeklagt, welcher gestern vor der ersten Ferienstraskainmer des Landgerichts I stand. Der Fabrikant M. batte eine größere Anzahl feiner Arbeiter wegen ungebührlichen Be tragens entlassen. Zu diesen gehörte auch der Angeklagte. Er wollte verhindern, daß die in Arbeit Gebliebenen ihrem Arbeitgeber weitere Bestellungen ausfübrten, und hielt sich deshalb vor dem Eingänge des betreffenden Ladens auf. Als er einen seiner College« abfaßte, der einen Korb voll fertiger Schubwaaren ablieferu wollte, überhäufte er ibn mit Schimpf Worten, faßte ihn vor der Brust und schüttelte ihn. Der Au geklagte erhielt hierfür vierzehn Tage Gefängniß. — Der 12. deutsche Schneidertag beschäftigte sich u. A. mit den vom Bund deutscher Schneiderinnungen unter nommenen und noch zu unternehmenden Maßregeln zur Ab wehr gegen faule Zahler und unreelle Liefe- ihr Körper war mit schwarzem Schlamme bedeckt .... Die schwarze, tintige, trichterförmige Wolke senkte sich rasch zur Erde herab, und als sie dieselbe erreichte, zerstörte sie Alles, was ihr unterkam. Alles wurde in die Höhe gerissen und in dem gewaltigen Strudel dieses entsetzlichen Scheusals herum gewirbelt. Die umgebenden Wolken schienen gegen den Wirbel zu rollen und bineinzustürzen." Die Orkane dcr westindischen Gewässer gehören zu den schrecklichsten; ein plötzlich ohne alle Vorzeichen ausbrechender Sturm stülpt nicht selten daS von ihm überfallene Schiff geradezu um und versenkt es in den tiefen Meeresboden. „In günstigeren Fällen," schreibt W. F. A. Zimmermann, „bemerkt man wenige Minuten vor Ausbruch solch eines verderblichen Windes eine gänzliche Windstille, begleitet von unerträglicher Schwüle, ein Röthlichwerden dcr Sonne und der Atmosphäre und ein gleich darauf folgendes Bewölken des drückenden, gesenkt scheinenden Himmelsgewölkes. Wenn man b« den ersten dieser Voranzeichen die Segel und die Raaen abnimmt, alle Lücken schließt und die Anstalt trifft, im Notbfalle alle Masten zu kappen, so ist es noch möglich, solcher Windsbraut zu widerstehen; doch bat man selbst in diesem Falle gewöhnlich keine Zeit zu schützenden Maßregeln, denn die Regengüsse überschwemmen das Verdeck, Blitz auf Blitz zuckt nach den Masten und das Schiff ist schon vernichtet, ehe noch alle Befehle zur Rettung desselben crtheilt sind. Ein solcher Orkan verwüstete die Hondurasbay; die Häuser wurden niedergerissen, die Bäume entwurzelt, aus der Erde gehoben und weit berauSgeschleudert; das Meer brauste gegen die Küste auf, überschwemmte di« Ufer und vernichtete auf Stundenweite alle Plantagen; die im Hafen befindlichen Schiffe wurden aneinander geschmettert und zerschellten, wurden, wenn sie einzeln standen, koch in die Luft gehoben, niedergelassen, daß sich weit das Wellen grab unter ihnen tb-ilte und die zusammenschlagenden Wogen sie für immer in den Schooß des Meeres versenkten. Andere standen urplötzlich aus trockenem Lande und zerschellten dort durch di« furchtbare Gewalt ihres eigenen Druckes. 90 Schiffe, mehrere 100 Hütten und Häuser, über 3000 Menschen waren in einem Zeitraum von wenigen Minuten vernichtet, zermalmt." Was der Mensch inmitten so grausenvoller Momente empfindet, wer vermag eS zu schildern? Selbst wir, dir wir im sicheren Heim diese Ereignisse unS vor dir Phantasie be schwören, schauern und zittern, und unser tiessteS Mitleid wendet sich den armen Opfern zu, deren hoffnungsvolles Leben auf so entsetzliche Weis« enden mußte.
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