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Mittwoch, den 9. August 1893 ! ! «MW— 6. Jahrgang No. 93 unmitteibar de« Drahtbefehl zu, seine Truppe nach Paris zu führen. Gleichzeitig »hielt die OrleaoSdahn den Lus- >r am Abend de« 13. Zult 187«. meine Abendpromenade. Man »zeitig zu Bett; ich müßte, daß ine» i .... tzNd unangenehm zu lustwandeln, in der «tube litt e, »ich sticht — und träumen 5 Nün zu träumen pfleg« ich nur Mit S irustrirtnr ZSeiStSttern: Deutsches Aamilienölatt, Aule KeiKrr, AMfpiegch Verantwortlicher ttebaktmr: *»U chtgamotst« in «ue (S^ebuge). Redektten u. Srp«dUi»n: Aee«, MarWraj». (Nachdruck veriottns. AeuMeton. Bestellungen auf di« DU- Auerthcri-Ieitung 'M» (No. ÜLS der Zeitun-spreisW«) ra» August und Septewber »erden in des Expedition (Aue, Warktstvaßr), von den Aus träger» des Blatte», sowie den Landbriesträgrrn jederzeit Hern angendmnirn. Ostpedittst» d«r „ Z«erth«t-Aeit»»g," Rw»u Alngi«M«»nM»». «rfcheiq« MUttvo»», Freitag» u. Bannen«», «»»»»ementtprei« tncl. derSwerthvotlen Beilagen vierteljährlich mit Bringerlohn 1 M». >0 Pf. durch die Poft 1 M. stst Pf. iJnserntr di« einspaltige «atpaezeile Ist Pf., di« voll« Seite «0, >/, S. 20, >/«St.« «. bef »iederbdlnngen Hetzer «atzatt. All« Postanstalten und LandbrteftrLger netzmrn Bestellungen an. »«Niger hoffnungtfreudig, al» dte „Nouvelle Revue* ihren Leser» glauben macht. Hätte doch der Reichskanzler bei dem Eindringen der Miluärvorlagf r» offen eingsstandrn daß di« gegenseitigen BerhtUniffe sich geändert, und Kranke «ich anstatt wie i« Zahxe 1870 den sihdzehn detzyche» «rmoekorp« nur deren acht rnt-egenzufteken, Heu» sn der Lage fei, mit nahezu gleicher Kriegststirke Deutschland he? ttmpsen zu können. wenn nun auch der Gegner mit Siegerhoftnunge« in den Kamps «iutrrten «ßche, dürste e» ihm zu gestatten sein, noch früh genug den größte» Leit seiner Streitkräfte gegen Rußland ausmarschieren -U las se«. Dir Notwendigkeit der Berteidigung-stessung, so fährt General Morel fort, könnte nur auf groß« Ungleichheit in der Stärk« der einander gegenüber tretenden Heere be gründet sein. Eine solche bestehe aber auch nach deutscher Berechnung nicht. Beständige» ängstliche» Abwarte« ei ner feldtüchtigen chrmee müßte im höchste« Gpad« dem,, valisierrnd wirken. E» würde nur die Anwartschaft aus sichere Niederlagen und da» Erwachen aller Schreck nisse eine» feindlichen Einfall« im Gefolge haben. Wäh rend im Gegenteil et« sofortiger Angriff auf Deutschland den Unternehmungtgeist, „den Elan*, hebt. Rußland müsse dahin strebe«, bereit zu sein, sein Heer schnell an den Grenze» aufmarschieren zu lasse». Auf dizse Weise könne man Deutschland zwingen, gleichzeitig auf der west- «chen und östlichen Seite käumftp.zu müssen. Zur Er füllung der Frankreich gestellte» Anfgab« befürwortet Mo» red verschiede,»« Motznahm«^ Ws» beispiebtweift »»statt Pe- sersteregimenter zu bilden, da» Heer schon im Frieden auf den Krieg»sub (!) zu setze« Und rin« derartig« Einteilung der AkmeekorpSdqirkt zu treffen, daß jeder die Ostgr«»ze wenigsttn« berühre. Uebrigen« scheint der Mobilmachuqgtplan, der bei jedem Frankreich noch recht viel zu wünschen übrig zu lassen, wie «in Zwischenfall beweist, der sich bei verjüngst«» Her anziehung der Provinztruppen nach Pari» zugetragen hat. Unter den nach Pure» beföhle«» Regimentern war auch da» 118. Fußregiment, besten Standort Bloi» ist. Da» Rach vier langen, b^ngey Wochen glaube ich ihn gesun de« zu habest, ich seh« ihn, liebe ihn, wist ihm in bk« Arme fliegen — ugd — er ist ein Häring-Händler au» Dront- Helm in Norwegen. Wenn ich sage, daß diese Entdeckung Mich au» asten Himmeln riß, so möge man mir also ver zechen. Meine Vergangenheit, dte Thatsache, daß ein schöne» Mädchen hegt selten u« seiner Schönheit willen unter di« Hapke kommt, sie besitze denn nebenher noch große» Vermögen, meine Liebe zu Kunst und Wissenschaft, mein« Exceytricitäten, meiu« genialen, poetischen LäüneN und tapsend and«« nach «inr« „gelinden Anfall von Wahn sinn* L 1» Ix>rck L^rou aüssehenden Kleinigkeit««, geben mir gewsß da» Anrecht, mich für eia GeschöH einer Dich- terphaniasie zu halfen — sch würde meine Schönheit un überlegt opfern, wenn e» nothwendig wäre, um in den Augen der Welt da» zu sein — und ich, diese exklusive Frau, sostte mich in einen Häring»HLndker verlieben? —- Nein, und nochmal» nein, und wenn er der geistreichste, netteste Mensch von der Welt wäre, auch nut v^n Sohn «in«» HLring»bindl«r werde ich nicht liebens lft» ward' beschlossen i« Rath der Weisen, den so vder in ganz ähnlichem Sinn« sprach ich mich unumwunden meinen Koustuep gegenüber au». — E» «,r gegen neun W, — Ich macht« wle gewöhnlich ging in unserm Bade frikhj, , ich M diese Sttinde kaum einem Menschen «ehr begegne, «ad da« wollte ich, besonder» aber heüt, wo die Erschei- rn müssen — nur stung de» seltsamen Norweger« so rigeNthümlich« Gmpfin- Himmfl machen, Mmgen in «einem Herzen nrrgt Halle. War «» auch rin tntexessanttk rauh und kaü und auf dem schlüsiftigen Boden höchst ,nd mich al»dann sehr unwissend fragten. „Wo liegt Dronthechn?* „Drontheim liegt in Norwegen, wa» Ihr wohl wisse» könntet.* Ich klingelte. Der Kellner «schien. „Bringen Sie mir doch au» de« Bibliothehim«« den Band de» Reyer'sche» Ko»vasaUon«-Lexikon«, d« den Buche stabe« v, vr enthält. —* Der Kellner verschwand mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippe«; er wußte offenbar, um «a» e» sich han delt«. wir lasen bald darauf, daß Drontheim ein« lebhaft« Handelsstadt sei, in d« viele tausend Donnen Häringe, Thran und Seefische verfrachtet würden. „Also «in »orwegischer Häring-Händler* — brachten wir all« drei hervor. Wenn ich durch dies« Entdeckung glaubt« au» allen Himmeln gerissen zu werden — so möge man mir ver- zeihen. Ich bin eine Wittwe von 2S Zähren, und trotz allem Pessimismus, mit dem sich gegenwärtig ei« großer Theil der Menschheit, der Mode wegen, plagt, lebentlustig in hohem Grade, befind« «ich fest vier Wochen in einem langweiligen Bade, dessen Aufenthalt durch schlechte« Wetter zur Höll« gemacht wird, habe keine» anderen Umgang ast» zwei Bräute und zwei Bräutigam» und der«;» Elt«», und einig« älter« Herren von scharfe« Pitz und bhser Laune; da« ist keine angeuehme Existenz, viel schlecht« noch al« einförmige« Landleben, den» «an hat seh», feurig,nRenarr, «it denen «an so oft die lachenden Roggen- und Weizen felder entlanggesprengt ist, zu Hause lassen müssen - etwa« könnte An« solch« «adehölle zu« 5 nur ein«, e» ist leicht zu «rralhen — Mann. Und ein Häring»händlex au» Norwegen I? Allerthal -Zeitung. Lokalblatt für Aue, «uerhammer, Zelle-«lSfterlein, Nieder- w c*e»psam,e»sti«l. Lauter, Bockau, Bern-Vach und Vie «mlieg-nve« Hxtschaft-n. Erik Torstenfliöld. Eine Erzählung au» dem Badekeben von LätharineMeher. (Fortsetzung.) „Wie findest Du ihn, Mathilde — doch Du bist Braut, hast kein Urtheil —* wandte ich mich an die ältere «einer Koustnen. Er ist ein schöner Mann, ohne Zweitel, man müßte blind sein, uw da» nicht zu sehen. —* „Er ist entschieden der schönst, Man» de« IS. Zahr- hundert«* — warf Clara ein — und wir lachten herzlich Über'diese albern« Phrase. „Und wofür haltet Ihr ihn?* — Za, diese Frage schien auch ««inen Koustnen unli»bar und wir zerbrachen un« so lang« den Kdpf darüber, bi« mein bestochener Kellner so glücklich »ar, un» durch Bermittelung eine« Diener» di« Visitenkarte de» wunderlichen Fremden zu besorgen und zu übergeben. Meine Finger zitterten unwillkürlich^ al» er sie in «eine Händ legte; ich konnte mich erst nach eini gen Eekstsidtn entschließen, Sie vor die Augen zu halte», °rp ich fAgw «ich etst, ob mir nicht hier wieder einmal ti«e ZllusiN» »erde zerstört «erden. ^Döch NelN i — denn dir Kärt« besagt« nicht» »eiter, Crik Dorstenskiöld -- Drontheim. Zch legt« st« ziemlich rnttänscht ans den Lisch oder viel mehr tu die Hlmtz« «einer Koustnen, di« st« betMchttten Der „bevorstehende Krieg." Lite Steigerung, welche in Frankreich da» militärische Eelbstgtsühl durch die in Siam «ingeheimsten Erfolge er fährt», «acht sich auch dadurch bemerkbar, daß die Kriegs lust Deutschland gegenüber wieder offener zu Lage tritt. So sttkd einzelne französische Zeitungen in lebhafter Aus sprache übtd dir in vem „bevorstehenden Kriege* (!) zu dr- folgenden Maßnahmen ringetreten. Wegen der Lebhaftig keit der Erörterung, wir Nm de» Gegenstände« selbst wil len Müssen wir Deutschen davon Notiz nehmen. Der Militärische Korrespondent von „La Rouvelle Revue" verbreitet sich über dir Bedingungen, mit welche« Frank reich und Rußland auf der rrneu> Deutschland, Oestteich- UNgarN und Aatttn auf der ander« Sette za rechne» haben, uw zu dem Schlofft zu gingen, daß die dritte Rchsivtlk am weisesten handeln würde, wenn sie angesichts «er Lhatsache, daß Gewinn an Zett der Veste Verbündete auf französischer Seite wäre, bei de« AoSbrnchr de» Krie ge« in kluger Verteidigungsstellung verharre. Dieser An» _ , , , , fchauung tritt General Morel aber mit aller Entschieden- Heer« Jahr sür Zahr i« Vorau» ausgrarbeitet wird, in M in der „Revue Mititaird Universelle" entgegen, indem ex darlrgt, daß der von dem preußischen Genercklstabr vor- bereitete (!) Plan den Einfall in Frankreich und dessen Rtelwrschmetltrung zum Zwecke hab«, uw, nachdem die westliche Macht gelähmt, sich gegea Rußland «enden zu „ „ , kimrtN, da» zur Sammlung seine» Heere« notwendiger.. Kriegsministerium setzte sich über alle Regel» do» Dienst weise längere Zett beansprucht. Br» in da« Kleinst«, so s gange» hinweg und sandte de« Obersten de» Regiment« drückt sich der General au», sei der gegnerische Feldzugi-i " " " plan »»«gearbeitet. Dte Deutschen ftlbst wären indessen s trU, «inen Sowderzug upvexzüglich nach Bloi» zu senden der ha» Regiment auspehmeu sollte. Mit einer Schnellig keit i die alle« Loh vrr.dftstf, kam die Bahngesellschaft dem «ehl« st-ch. v« Sonher Zug was in Bloi» ei», «er aber, sticht M Stelle wqr, da« w« daß Regiment, Die- sP hchgstd sich «as nicht daselbst, sondern fest einigen T°- g«st im Lager vpn Eereystech fünf Kilometer von Orleans «p e« seinen jährlichen Schießübungen obsqg. Erst nach regem Au»tau>ch von drahtlichen Meldungen und Befeh lest wurde dieser, Sachverhalt aufgeklärt, dex Sonderzug fuhr, leer von Bloi» qh uph hegab sich ay die richtige Sftsie, di« Einschiffung de« Regiment« erfolgte absr erst, stach einem Verlust vp» saft einem ganzen Lage und »achpem der Zu» WeckloS IIS «ilom-ter verfahrest hatte, für dsr der Staatsschatz natürlich zahlen muß. Die Blät ter fragen unmutig, ob e» bet einer Mobilmachung ebestsc zu gehen würde. Der grobe Generqlstab verteidigt sich, so «tt wie «r kann und lsißt erklären, .im Ernstfälle könne ft etwa« »ücht vorkommen, da dann die Befehle de» Kriegsministeriums nicht an die Regiment»-, sondern an di« K«rp-.VefehlShaber gehe», diese aber zu jener Stunde wissen, wo ihre Regimenter sich eben befinden. Es ist nur nicht einzusrhen, fthfthalb der große Seneralstab in diese» Falle de» Korps-Befehlshaber übergangen hat. Auch fällt eS immerhin auf, daß »asi im großen Gene- rM«d den Aufenthalt de» 113. Regiment» nicht kannte, da» schon seit einige» Lag«» da» Lager von Errcotte« bezogen hatte. Unsere Kolonien. Dom Wirken unserer deutschen Kulturpioniere in Ost' afrika erzählt rin Reisender, der dir Küstenstadt Tanga besucht hlft; „Am auffallendsten macht sich der deutsche Ordnungs sinn bemerklich. Nicht« mehr von dem berüchtigten Schmutz «ab Gestank, der malerischen Unordnung, die ich von den Wohnorten der Schwarzen und mehr der Zader für ganz untrennbar hielt. Drei bi» vier Zahr« deutsche« Regi- me»t haben da« scheinbar unmöglich gemacht. Krumme enge Gaffen und zerfallene Häuser verschwinden vom Erd boden, der Neubgu wird überwacht, di« Sträßenpucht und Breite vorgeschrftbeu, überall musterhafte Sauberkeit in