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Dresdner Journal : 10.07.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186907101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690710
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690710
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-07
- Tag 1869-07-10
-
Monat
1869-07
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 10.07.1869
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O 157 Sonnabend, den 10. Juli. Z869. ^vmwtmruwrrrtse: Iw Norckä. Luvä»: ILKrIicN: ktklr. — lkxr »^MrlieN: I „ 15 „ L1oll»lliok:— „ 15 „ Lt»rsIo«Xiuuwer»: I », I»kr«iw»«» trittjilkrlleU 2 ^dlr. Ltempelxedüdr, > »u»«erk»Ib a«» öioräck. Lovä«» ?o»t uoä 8tswpel»u»«NIitx Nilwi». »astratrnprtUr: kitr ä«v 8»uw «iuer ^v»p»Itenell Lell«: I kk^- Unter „Linxeiwnät" äie Leile: 5 Kxr. Lrschttara: Htxliod, wit ^neoekm« ä«r 8onn- noä keiert«^, ^benä» kür äen kolxsnüeo 1»x. DresdnerAonrnal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. rnsrratenaniwnme auswärts I.«lx»lx: t». Lxmvsrirr»», 6oww»i»loo!tr cke» Oresüner ^vuro»!»; evolläa».: II k:»oi.»u, Lroü» I'niir; N»mb»rx L,rU» V,»i»-I.vix,i^-L«ieI-i'r»llkkurt » Ll. L Vooi.»«, vsrlü». Unoi-iLs'sclt«! NuvUK., lirrnnere»'» I!or««u, Iivvul.ro Glosse: Lromra: L. Scovorrii; Lre»lLo: l.. ^unoncevdurL»u, UiLv L I'uvvoo; l r^vlckurt N : Ixro» n'sove liuclw.; Lola: ^r>. litvvllvu, r»rl»: ULVx», v.xr»ir», Lvvi.il » L6o., (8, Ll-lc« <io I» Lourso); krax! I-» Louvivu s Uuekl».; Vien: Lv. Orriivl». Herausgeber: ltöuixl. kipeäitioa äs« Dresävor ^ouraal», Drvsüvv, Llorivostross« Ho. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 8. Juli. Seine Kaiserliche Hoheit der Großfürst Nicolaus von Rußland ist gestern Abend 11 Uhr in Leipzig eingetroffen und im dortigen Königlichen Palais abgetreten. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. Gerichtsverhandlungen. Statistik und VolkSwirthschaft. Telegraphische Nachrichten. Pesth, Donnerstag, 8. Juli, Nachmittags. (Corr. Bür.) Gegenüber den Wiener Blättern, welche einen neulichen Artikel des „Pesther Lloyd" über die ciöleithanischen Zustände mit dem Mini sterpräsidenten Andrassy in Verbindung brachten, erklärt das heutige ,.Amtsblatt", daß der Mini sterpräsident Andrassy sich niemals in ciSleitha- nische Angelegenheiten einmengt und daß der „Pesther Lloyd" in keinerlei Verbindung mit der Reaierung stehe. In der heutigen Sitzung des Unterhauses em pfahl der Referent der Eisenbahncommission über die galizisch-ungarische Verbindungsbahn die An nahme des diesbezüglichen Gesetzes, befürwortete jedoch nur eine Garantie von 40,000 Fl. per Meile. Die Specialdrbatte über daS Gesetz, be treffend die Ausübung der Richtergewalt, wurde fortgesetzt; das Amendement Deak'S bezüglich dcS StaatSgerichtshofeS wurde verworfen. Die Para graphen 4—8 wurden unverändert angenommen. Paris, Donnerstag, 8. Juli, Abends. (W. T. B.) Der gesetzgebende Körper erklärte in seiner heutigen Sitzung 7 weitere Wahlen für giltig. Jules Favre sprach sich im Laufe der Debatte da hin aus, daß die Kammer sich baldigst constituiren müsse, um an die großen politischen Fragen heranzu- zutreten. Ein Aufschub werde nur verlangt, um dem Ministerium Zeit zur Neubildung zn lassen. Der Staatsminister Rouher erklärte die Bereitwillig keit der Regierung, alle öffentlichen Angelegenheiten zu erörtern. Man spreche auch von einer Minister. krlstS. Alle großen Fragen, auf die man anspiele, berührten die Verfassung und die ganze Zukunft der Gesellschaft. Gegen die Revolution sei ein Damm zu errichten. Wisse er auch nicht, wann und durch welche Männer eine Einigung werde erzielt werden, so wisse er doch sicher, auf welche starken Kräfte sich die Kam mer stützen könne, um die Gesellschaft vor Gefahren zu bewahren. Lissabon, Donnerstag, 8. Juli. (W. T. B.) Die Kammer der Pairs hat die Anleihe mit 20 Stimmen (darunter drei Minister) gegen 25 Stim men genehmigt. London, Donnerstag, 8. Juli, Nachts. (W. T. B.) Beide Häuser des Parlaments traten heute zu einer Sitzung zusammen. Im Obcrhause beantragte Earl Russell die dritte Lesung der die Ernennung lebenslänglicher Peers be treffenden Bill. Der Earl Malmesbury beantragte die Verwerfung dieser Bill und siegte mit 106 gegen 77 Stimmen. Im Unterhause theilte der Untcrstaatssccretär des Auswärtigen, Otway, mit, daß Spanien den Abschluß eines Handelsvertrags wünsche, basirt auf einer Er mäßigung des Weinzolls. Der Premierminister Glad stone ersuchte Bulwcr, die von ihm angekündigte Ala- bamadcbattc aufzuschieben. Die Unionsrcgicrung wün sche, daß Erörterungen über die Alabamafragc vermie den würden, bis die amerikanische Gereiztheit nachge lassen habe. Bulwer willigt ein, obgleich er den sta ins guo sür gefährlich erachtet. Kragujewatsch, Freitay, 8. Juli. (Corr.-Bür.) Die Skuptschina vollendete die Berathung deS Ver faffungsentwurfS bis H 53. Ueder einige Para graphen lebhafte Debatte. Die Wählbarkeit der Advocattn und Beamten wurde abgelehnt. Ein Amendement, daß auch die Fürstin orientalischer Religion sein müsse, wurde verworfen. Tagksgtschichle. * Berlin, 8. Juli. In Bezug auf die Dauer des Aufenthalts Ihrer Majestät der Königin Marie von Bayern am hiesigen königlichen Hofe sind die Dispositionen schließlich vollkommen so cingehalten wor den, wie sie von vornherein angesctzt waren, und die Angaben, daß die hohe Frau bis Sonnabend in Ba belsberg verweilen werde, erweisen sich als unrichtig; die Abreise Ihrer Majestät hat bereits heute früh siattgefunden. Se. Majestät der König und Ihre Ma jestät die Königin geleiteten Ihre Majestät nach der Station Königshalle, wo Allerhöchstdieselbe sich von den Majestäten und Ihren königl. Hoheiten dem Kronprin zen nnd Prinzen Karl verabschiedete und den nach Ber lin gehenden Schnellzug bestieg, von wo die Weiter reise nack Schloß Fischbach in Schlesien fortgesetzt wird. — Se. Majestät der König wird vermuthlich erst am Dienstag den 13. d. von Babelsberg nach EmS ab reisen. — Ihre königl. Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin werden dem Vernehmen nach heute Abend nach dem Seebad Norderney abreisen. — Der Minister des Innern, Graf zn Eulenburg, welcher sich vorgestern früh nach Magdeburg begeben hatte, ist gestern Nachmittag von dort zurückgekehrt. — Der Handclsminister Graf Jtzcnplitz wird am Sonn abend aus Karlsbad zurückerwartet. — Wie verschie dene Zeitungen melden, sollen bei der Armee in die sem Sommer für die Infanterie Einübungen imFeld- pionnicrdienstc stattfindcn. Die dazu commandirtcn Ossiziere und Mannschaften werden corpsbezirkswcisc in den Stabsquartieren der betreffenden Pionnicrbatail- lvne zusammengezogen. — Die 1861 für die preu ßische Armee erlassene Manöverordnung hat, wie die „Voss. Ztg." meldet, neuerdings eine Revision und Ueberarbeitung erfahren, welche bei den diesjährigen Herbstübungen schon eine Anwendung finden wird. Es haben dem Vernehmen nach darin alle durch die fitzt allgemeine Bewaffnung der europäischen Armeen mit Hinterladungswaffen sür die Verwendung der Trup pen bedingten Veränderungen eine Aufnahme gefun den, und soll namentlich anch auf ein geeignetes Zu sammenwirken der drei Hauptwaffcn für die durch den erwähnten Unistand veränderte Kriegführung Rücksicht genommen worden sein. Stettin, 7. Juli. (N.St.Z.) Der hier tagenden Fe st ungscommission sind Vorschläge von den Herren Stadtkämmercr Hoffmann und Stadtrath Theune unter breitet, welche zur schleunigen Beseitigung der Stettiner Festungswerke führen sollen. Diese Vorschläge gehen dahin, daß für die Abtretung des gesummten Festungs terrains 4,000,000 Thlr. mit 16 Jahresraten ä 250,000 Thlr. gezahlt werden sollen. Für die Gebäude inner halb der Festungswerke ausschließlich des Grundes und Bodens soll der jetzige materielle Werth, mit Ausnahme von 70 Morgen, bezahlt werden, und würde der Staat jeder Jahresrate in 5procenügen Stettiner Stadt obligationen zum Nenuwerthe oder in 4^procentigen zum Course von 90 Procent, ein zweites Viertel in 5procentigen pupillarisch sichern Hypotheken auf Privat- gruudstücke in Zahlungsstatt annehmen und nur für die übrig bleibende Hälfte baares Geld beanspruchen. Die Stadt verkauft das erworbene Terrain in einzelnen Baustellen und ganzen Blöcken. Im 39. Jahre nach Beginn d s Kaufgeschäfts hat die Stadt keinerlei Last mehr und besitzt das ganze dann nicht verkaufte Terrain schuldenfrei. Düsseldorf, 7. Juli. Am 17. d. Mts. wer den außer dem Rcichstagsabgeordnetcn Mende 15 Per sonen vor der Zuchtpolizcikammer unter Anklage des Aufruhrs, der Zerstörung fremden Eigenthums und der Beleidigung resp. Mißhandlung von Polizciofficianten erscheinen. Dem Gladbacher Polizcicommiffar Hrn. W. Bornheim, welcher die von Mende anbcraumte 2 sammlung auflöste, ist, laut der „Nh. Z", „in Aner kennung seiner Thätigkeit" der rothe Adlerorden 4. Klasse, ans derselben Veranlassung dem Gendarmen Behrens, der bei dem durch die Auflösung der Ver sammlung entstandenen Erawall durch einen Messer stich verwundet wurde, das allgemeine Ehrenzeichen verliehen, und ferner sind für die andern bei der Affaire thätig gewesenen Polizciofficianten 100 Thlr. zur Vertheilung angewiesen worden. fij- Koburg, 8. Juli. Mit dem neuesten Ncgie- rungsblatte ist das Gesetz, die Theilbarkeit des Grundeigenthums betreffend, zur Publikation ge langt. Nach demselben sind die gesetzlichen Beschränk ungen der Theilbarkeit des Grundeigenthums, insbe sondere der Lösung der Gutsverbände, vorbehältlich der nunmehr weiter getroffenen Bestimmungen, aufgehoben. Bremen, 8. Juli. (Wes.-Ztg.) In der gestrigen Sitzung der Bremischen Bürgerschaft stand auf der Tagesordnung eine Nachbewillignng zu den ordent lichen Ausgabenfonds für Bcwirthungen. Es heißt in der Mittheilung des Senats: „Aus bekannter erfreu licher Veranlassung ist eine nicht vvrhcrzusehende Mehr ausgabe des genannten Fonts von circa 15,500 Thlr. erforderlich geworden. Des Einverständnisses der Bür gerschaft gewiß, daß der dem hohen Gaste Bremens gewidmete Empfang auch äußerlich von der patriotischen Gesinnung unsrer Bevölkerung in würdiger Weise Zcugniß abzulegcn hatte, ersucht der Senat um Nach- bcwilligung der bezeichneten Summe." Auf Antrag des Vicepräsidcnten Lülman beschließt die Bürgerschaft einstimmig und ohne Debatte, dem Senat zu erklären: sie bewillige ihrerseits gern die 15,500 Thlr. — Für die Anlagen der Wunstorf-Bremen und Bremcn-Gecstcbahn wird die von der Eisenbahndcputation geforderte Summe von 64,435 Thlr. bewilligt. Karlsruhe, 7. Juli. (Wcs.-Z.) In Betreff der wichtigen Fischcrciverhältniss e im Rheine hatte die badensche Regierung dem schweizerischen Bundcs- rathe sowohl den Entwurf, welcher im August einer Conferenz von Bevollmächtigten der Rheinuferstaaten zur Berathung vorgclegt werden soll, als auch weitere Entwürfe von Vereinbarungen über die Fischcrei in den Nheinstreckcn oberhalb Basels, einschließlich des Bodensees (und der Zuflüsse), übermittel» und dabei ihre Bereitwilligkeit erklären lassen, an bezüglichen Con- fcrenzen Theil zu nehmen. Darauf hin hat der Bun- dcsrath eine Conferenz der zunächst bethciligten Can tone auf den 16. d. M. nach Bern ausgeschrieben. Die bezügliche Einladung an die badensche Negierung ist hier noch nicht eingetroffen, wird aber jeden Augen blick erwartet. Badenschcrseits wird sich zu der Kon ferenz in Bern Geh. Rath vr. Dietz vom Handels ministerium (Verfasser der betreffenden Entwürfe) be geben. Man hofft dieses Mal günstigere Resultate als von früher» Versuchen mit der Schweiz. — Eine Stutt garter Korrespondenz des „Fr. I." läßt den Groß herzog mit Familie am 4. d. M. durch Stuttgart kommen, um in Friedrichshafen den König von Württemberg zu besuchen und sich von da nach der Insel Mainau zu bcgebcu. Dies ist eine schon öfters dagcwcsene Verwechselung mit dem Prinzen Wil helm, der sich am 4. d. M- auf sein Schloß Kirchberg am Bodensee begeben hat. Der Großherzog befindet sich mit seiner Familie noch in Bad Soden. (D Wien, 8. Juli. Jetzt, nachdem die belgisch- französische Angelegenheit übereinstimmenden Nachrichten zufolge definitiv als erledigt angesehen wer den kann, jetzt erst stellt es sich heraus, daß die Mah nung, die von hicr aus indirect an die belgische Adresse gelangte, von wohlthätiger Wirkung gewesen, und daß, wenn man überhaupt einen Schluß aus der Depesche des Grafen Beust ziehen wollte, nur der Schluß ge rechtfertigt war, daß Oesterreich auch in dieser Streit frage die versöhnliche Richtung seiner Politik und das Streben bekundete, im Interesse der Fricdenserhaltung zu wirken. Oesterreich stand mit diesem Streben in dem gegebenen Falle nicht vereinzelt da, denn wie von competenter Seite versichert und wohl durch spätere diplomatische Publikationen bestätigt werde» wird, hat auch England es, allerdings gleichfalls indirekt, nicht an ähnlichen Mahnungen fehlen lassen, und läugnen cs die Betheiligten auch gar nicht, daß diese überein stimmenden Acußerungen der Kabinett wesentlich dazu bcigetragen haben, den befriedigenden Abschluß der Ver handlungen zu beschleunigen. — Der Publikation des Nothbuchs darf mit Ende nächster Woche entgegen - gesehen werden. Wien, 8. Juli. I» Bezug auf die bereits seit längerer Zeit erwartete» Veränderungen in den Generalkommandos meldet das „N. Frdbl" die Pensioniruug des commandircnden Generals tn Ungar», Generals der Cavalcrie Fürsten Friedrich Liechtenstein unter gleichzeitiger Verleihung des Großkrcuzes des St. Stephansordens. An seine Stelle kommt der com- mandircnde General in Agram, General der Cavalcrie Baron Gablenz, und dessen Posten übernimmt der Ge neral der Cavalcrie Fürst Dietrichstein - Mensdorff. An Stelle des Generalcommandircnden in Lemberg, Ge nerals der Cavalcrie Grafen St. Quentin, wurde der im Range zweitälteste Feldmarschalllicutenant Erwin Graf zu Ncippcrg, derzeit Kommandant der zweiten Truppendivision in Wien, früher in derselben Eigen schaft zu Prcßburg, ernannt. Der General der Ca- valerie Baron Gablenz erhält den bisher in Agram zugethciltcn Feldmarschalllicutenant Baron Jakob v. Kant- stciil auch in Ofen zur Seite gestellt, welcher vor Jahren als Gencraladjutant beim BanuS Jcllachich, im Jahre 1859 als Scctionschef im Kriegsministerium, endlich im Jahre 1866 als Fcstungscommandant in Verona fungirtc. Sei» Vorgänger beim Gencralcommando in Ofen, der rangsältcstc Feldmarschalllicutenant Baron Pokorny, 1866 Intendant der Nordarmce in Böhmen, tritt in Disponibilität; Jakobs' Stelle in Agram er hält als JnterimScommandirender der rangsälteste Ge neralmajor und derzeitige Brigadier zu Petrinia Lud wig v. Fromm. General Fromm ist ein gcborner Gren zer, machte seine Karriere in der Grenze und com- mandirte in derselben als Brigadier. — Die„Oestcrr. Korrespondenz" bringt das nachfolgende, gestern bereits kurz erwähnte officiöse Communiquö: „Das Gesetz vom 20. Juni 1868 über die Umwandlung der verschiedenen Schuldtitel der bisherigen allgemeinen Staatsschuld sagt, daß die vom Tage der Wirksamkeit des Gesetzes au fällig werdenden Zinsen (Coupons) von den zur Con- vcrtirung bestimmten Staatsschulden bis zur Durch führung derselben mit jenem Betrage ausbczahlt wer de», welchen der Besitzer des betreffenden Schuldtitels nach erfolgter Convertirung zn erhalten haben wird. In dem Gesetze ist die fernere Zahlung des Coupons aus ausländischen Plätzen nicht vorgesehen. Die Staatsschuldcnkasse in Wien ist allein als Zahlungs platz übrig geblieben und an die Stelle aller übrigen Zahlungsplätze getreten. So viel wir wissen, hält die Regierung unverbrüchlich an der Verpflichtung, das Gesetz vom 20. Juni 1868 mit pünktlicher Gewissen haftigkeit auszuführcn und dasselbe nicht eigenmächtig durch eine Bewilligung zu erweitern, welche dem Staate eine neue gesetzlich nicht statuirte Last aufcrlcgcn würde, cs möge die Couponzahlnng im Auslande unbedingt oder gegen irgend welche firirtc Proccntabzüge wieder ausgenommen werden. Las Verhältuiß der Staats- gläubigcr zum Staate ist durch das Gesetz vom 20. Juni 1868 uormirt. Indem es die Regierung als Richt schnur festhält, wird sie dem Vernehmen »ach vielleicht im Staude sein, aus Rücksichten der Convenienz in den durch jenes Gesetz ihr gezogenen Grenzen den aus wärtigen Staatsgläubigern gewisse Erleichterungen bet der Einziehung des Coupons zugänglich zu machen." Krakau, 7.Juli. (Pr.) Zur morgenden Leichen- bestattungsfcier Kasimir s des Großen sind zahl reiche Deputationen aus allen polnischen Städten ein- gctroffen. Posener und galizische Abgeordnete unter Führung des Landmarschalls Sapieha, jüdische, Banern- und ruthenischc Deputationen sind gleichfalls cingctroffcn. Einige Tausend Menschen aus allen Gegenden Polens sind angckommcn. Die Stadt ist sehr lebhaft bewegt. D:,s Militär erhielt die Weisung, sich morgen aller Militärübungcn zu enthalten. Feuilleton. K. Hoftheater. Donnerstag, den 8. Juli, gastirte Herr Kammersänger Nachbaur vom königl. Hof. und Nationaltheater in München als Arnold in Rossini's Oper „Wilhelm Teil". Schon bei seinem frühern Auftreten auf der hiesigen Bühne zeigte Herr Nachbaur bei noch sehr unfertiger Gesangsleistung manche Vor züge: Leichtigkeit der Ansprache, rhythmische Lebendigkeit, gewandte Formirung des Vortrags, reine Intonation und ziemlich deutliche Aussprache. Seitdem hat der Gast mit anerkcnnenswerthem Fleiße seine hohe Tenor stimme, sowie seine Gesangstcchnik in einem bedeuten den Grade tüchtig weiter ausgebildet, so daß er zu den jetzt ausgezeichnetsten Tenoristen Deutschlands zählt, namentlich an Tonkraft der Stimme. Volle Schönheit und Noblesse des Klanges kann man derselben gleich wohl nicht zuerkennen. Ihr Helles Colorit und ihre vom Gaumenton nicht völlig frei gewordene Bildung rrgiebt im Forte der Höhe eine grelle schneidende Kraft, die drm Ohre nicht wohlthut: daS Volumen, die Klang fülle des Tons entspricht nicht genug der Stärke. Und der Sänger liebt zu sehr auf den Effect zu singen und sein Forte zu forciren, was der Rundung und Ruhe deS Klanges schadet und bereits einige Vibration erzeugt: eine Folge wahrscheinlich vorherrschender Beschäftigung im declamatorischen Gesänge mit starker Instrumen tation. Vernachlässigt blieb sein Pianoton; er ist dünn, ohne Weichheit und Schmelz; nicht minder sein Fasset und dessen Verbindung mit drm Brustton. Der Be handlung der Technik und deS Vortrag- fehlt r- noch an künstlerisch geschmackvoller und feiner Durcharbei tung, stets geistig belebt und geleitet durch Wahrheit und Innerlichkeit des Gefühls. Um so mehr muß doch gerade tn dieser Hinsicht sein tn Schmerz- und Rache- gcfühl dramatisch vorzüglicher Ausdruck im Trio (Act 2) hervorgchobcn werden, der den Sängern des Arnold sonst so selten gelingt. Auch sein Spiel war verstän dig aufgefaßt und geschickt ausgcführt. Glänzend cffectuirte der Gast zudem durch rhythmischen Schwung, Feuer des Cantilenvortrags und Verve des Affccts im Duett dcs ersten Acts. Viel minder aber gelang ihm — ganz abgesehen von einigen wohl nur zufäl ligen Jntonationsirrthümern im Rccitativ — das Duett mit Mathilde, was zartere und reizende Tvnschattirungcn verlangt. Die Musikfreunde seien auf das weitere in teressante Gastspiel Herrn Nachbaur's besonders auf merksam gemacht; namentlich auch auf seine Mitwir kung in den „Meistersingern" als Walther. Die Gesammtausführung der neuerdings oft ge gebenen Oper ist genugsam bekannt. Herr Mittcr- wurzer erfreute durch seine künstlerische Leistung als Tell. C. Banck. Theater und Musik. Die Augsburger „All gemeine Zeitung" beginnt „ttterar-historische Misccllen" zu veröffentlichen, deren erste ein neues interessantes Streiflicht auf die Genesis der „MtnnavonBarn- helm" Lessing's wirst. Es wird nämlich der Nacb- weis geführt, daß die Hauptpersonen, die dramatischen Beziehungen und Motive der „Minna" einem Stücke des englischen Schauspieler- und Lustspieldichters George Farquhar (grst. 1707) aus dem Jahre 17Ü0, betitelt: „DaS standhafte Paar" und einem zweiten „Sir Harry Wildair" aus dem Jahre 1701 entlehnt sind. Es fin det sich in diesem Stücke ein blesstrtrr Oberst Standard, dessen Regiment soeben aufgelöst worden ist und der auS diesem Umstande die Ehrenpflicht «bleitet, sein Lte- bt-verhältniß zu der rrichcn Lady Lurewell abzubreeben, indem er ihr erklärt, „sein Offizier-Patent habe seiner Leidenschaft Adel verliehen, seiner Liebe Werth gege ben, cs sei einst das Leben der Ehre gewesen, jetzt aber ihr Sarg und mit ihm müsse seine Liebe begraben werden"; er reißt sich los, Lady Lurewell läßt ihn aber durch ihre Kammerjungfer zurückrufen und erklärt ihm, sie wolle ihm folgen, wohin cs auch sci. In „Sir Harry Wtldair" tritt ferner ein „Herr Marquis, ein schwindelhafter Emigrant" auf, cin vornehm thuender Betrüger und falscher Spieler, der die Maske des po litischen Flüchtlings vornimmt und englisch-französisch radebricht. Bei dieser Gelegenheit wird zugleich die Vermuthung aufgesteUt, daß Lessing in Riccaut'S Titel: le ekevslier llicesut <le Is ölsrliviero, Seigneur äe ?rvt-su vsl ete. eigentlich geschrieben habe: krel su-vol. Die „Minna" stammt aus dem Jahre 1763 und 1783, und 1788 brachte dann F. L. Schröder Bearbeitungen der beiden genannten Stücke Farquhar's auf die Bühne, in denen auch Ringe eine wichtige Rolle spielen. Farquhar soll übrigens in den sechziger Jahren dcs vorigen Jahr hunderts vielfach für das deutsche Theater benutzt wor den sein, so z. B. von dem jüngern Stephanie in Wien. — Die Idee Verdi's, ein von allen notablen italie nischen Komponisten zu verfassendes Requiem für Rossini zu veranlassen, liegt bereits in greifbarer Gestalt vor. Die Austheilung ist folgende. Es sind aufgefordert worden zu componiren: 1) Buzzola: das kvgnivm aeternam in 6-moll als Choral (4><mto); 2) Bazzini: das Dies ir»e in 0 moll für Orchester und Chor (^II«ssro M»e«tv8o); 3) Cagnoni: Dub» mirum in Ls-äur für Baritonsolo, Chor und Orchester (ölavatoso): 4) Pedrvtti: Hrnck 8UM miaer in X8-kiur, Duo für Sopran und Alt (I^argbstto); 5) Ricci: Kveoräarv in k' 6ur, Soloquartett (^näantmo); 6) Nini: loßLmwco in moll sür Tenor (I^argbo); 7) Bucheron. voukutati, in D-äur für Baß und Chor (^IleAro); 8) Coccia: I.acr^mo8» in II- und O-llur, (^lltlaate, und ^Ile^ro) a capolla zu beginnen und mit Begleitung zu schließen; 9) Gaspari: DommoOesu in 0-äur, Chor und Soli (Hloäerato); 10) Platania: 8anotu8 in H8-<Iur, Chor (öla68to8o); 11) Pctrella: ^AlM8 kiel in k'-llur, Altsolo (^lläkmte); 12) Ma- bellini: Imx »eteraa in ^8-llur, Sopransolo nnd Chor (^Iillkmtv); 13) Verdi: I5ber» wo in 0-moII, Soli, Chor, Schlußfuge (öloä<-r»to und ^IloAro). Die Mo dulation ist jedem Componisten freigestellt, aber An fang und Ende dcs Stückes müssen in der vorgeschrie- bencn Tonart sein. Kein Stück soll länger als 7 Mi nuten dauern. Die Autographenpartituren müssen bis 15. September eingesendet sein. — Schillcr's Wal- lenstcintrilogie ist am 4. d. in Breslau als fünf- actigcs Trauerspiel in einer Bearbeitung von Alfred Frciherrn v. Wolzogen aufgeführt worden. Herr v. Wolzogen, cin Verwandter Schillcr's und zur Zeit Hofthcaterintendant in Schwerin, bietet einen Auszug des dramatischen Gedichts, welcher den Hauptinhalt der 3 Theile innerhalb 4H Stunden vorführt. Mit einer Darstellung dcs tüchtig zusammengestrichenen La gers beginnend, führt uns die Bearbeitung durch die Scenen der Piccolomini, in denen die Beziehungen Wallenstein's zum Hofe in der Besprechung mit Que stenberg in Gegenwart der Generäle, dieser zu Wallen stein bei Gelegenheit dcs Gastmahls, Max Piccolomi- ni's zu Thecla und zu seinem Vater zur Anschauung kommen, worauf vom dritten Acte an, von der Scene im astrologischen Zimmcr mit Cent, das Trauerspiel „Wallenstcin's Tod" in drei Acte zusammengcdrängt folgt. Die „Schlesische Zeitung" sucht zwar dieses „drama turgische Arrangement", bei welchem der Bearbeiter „durchweg mit der größten Pietät gegen den Dichter verfahren" sei, nach Kräften tn Schutz zu nehmen; doch
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