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Dresdner Journal : 16.12.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185912161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18591216
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18591216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1859
-
Monat
1859-12
- Tag 1859-12-16
-
Monat
1859-12
-
Jahr
1859
- Titel
- Dresdner Journal : 16.12.1859
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Verordnung an sämmtlich« Kreiödirectionen, Amtshauptmannschaflen und Pollzeiobrigkeiten, di« Farbe der Paßkarten auf das Jahr 1860 betreffend. Nachdem für die auf das Jahr 1860 giltigen Paß karten die hellrehbraune Farbe bestimmt worden ist, so wird die» sLmmtlichen Krci-directionen, Amt-Hauptmann- schäften und Polizeiobrigkeiten zur Nachachtung hierdurch eröffnet. Zugleich wird für diejenigen Obrigkeiten, die sich noch im Besitze von unausgefüllten Paßkartrnformularen von der für diese» Jahr angenommenen blauen Farbe befin den, die Bemerkung hinzugefügt, daß deren Einsendung an die vorgesetzte Kreisdircctwn bis spätestens Len 31. Januar 1860 zu bewerkstelligen und dabei anzugeben ist, ob die Re stitution der dafür geleisteten Zahlung oder der Um tausch der zurückgegebenen Formulare gegen eine gleiche Anzahl von hellrehbrauner Farbe gewünscht wird. Dresden, am 14. Dezember 1859. Ministerium des Innern. Arhr. v. Beust. Berndt. UWaultlicher Cheil. Nebrrsich t. Telegraphisch« Nachrichten. Zcitvng-schau. (Oesterrcichische Ztg. — Ost-Deutsche Ppst. — Englische Blätter. — PahS.) AttziPgefchichte, Wien: Tagesbericht. — Prag: ZHtungSangelegenheiten. Berathung über Servitu tenablösung. Bkrsrnbaufrage. — Berlin: Eisen- bahncrüfsnung. Gcncralconsul Spicgelthal. Mandat» niedcrlegung v. Bonin'S. — Koburg und Au- Thüringen: Vom ,.deutschen Nationalverein". — Vom Main: v. Linde Referent in der Dundesge- ' richtSsache. — Paris: Häkeleien bezüglich Les Con- grefse-. Au» Italien. Wohnungen für die arbeitende Masse. Prinz von Oranien. Vermischtes. — Brüs sel: Ber-thung über die Löwener Wahlen vertagt. - Turin; Gesandter sür Dien. — Mailand: Ver haftungen. — Florenz: Die Turiner Vereinbarun gen. — Bologna: Das Cabinet Farini'S. — Lon- MML.Rüstungcn. Pensionsverleihungen L^rd Nor- Mtmny gegen Palmerston. Submariner Telegraph m " Australien. Die San Juan-Angelegenheit beigelegt.— Kopenhagen: Ablehnung des Prinzen Christian. Adresse an das abgetretene Ministerium. — Ikon stantinopel: Zur Snezcanalfrage. Tscherkessenein- wandcrung. — Bombay: Aus der neuesten Post. Beilage. Dresdner Nachrichten. (Festrede in der k. chirurgisch- medicinischen Akademie.) Vermischtes. Statistik und VolkSwirthschaft. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Frankfurt, Donnerstag 15. December. Die gewöhnliche Wochenfitzung der Bundrsversamm lung findet nicht heute, sondern erst Sonnabend statt. Paris, Donnerstag, 15. December. Wie der „Moniteur" meldet, hat Fürst Metternich gestern hei lleberreichung seines Beglaubigungschreidens au den Kaiser eine Anrede folgenden Inhalts a« richtet: „Sein kaiserlicher Gebieter habe ihn be auftragt, Se. Majestät von dem hohen Werthe zu überzeugen, den er auf dessen persönliche Freund schäft lege, und hinzugefügt, es werde ihm ange- - .»i. ... .UV nehm sein, in den gegenseitigen Beziehungen daS gute Einvernehmen und die Jnmakrit, womit die Interessen Europa» so eng verknüpft seien, sich befestigen zu sehen?" Die Antwort de» Kaiser« läßt sich folgender maßen wiederaebrn: „Ich habe die feste Hoffnung, daß die so glücklich wiederhergrstellten Beziehun gen zwischen Sr. Mas. dem Kaiser von Oester reich und mir durch die aufmerksame Erwägung der Interessen der beiden Länder sich nur freund schaftlicher gestalten können. Seit ich den Kaiser gesehen habe, lege ich mrinrstheils einen hohe« Werth auf seine persönliche Freundschaft. Ei« persönliches LerstLndniß zwischen uns wird, daran zweifle ich nicht, erleichtert werden durch die Wahl eines Vertreters, dessen wohlbekannter versöhn licher Geist so viele Ansprüche auf mein Ver trauen und meine Achtung hat!" Prinz JerSme ist neuerdings von einer Lun genentzündung befallen worden. Gestern Abend war sein Instand sehr bedenklich. Dresden, 15 December. Ueber den Erlaß deS österreichischen Finanzministe riums wegen Zahlung der Zinsen des National anlehens in baarer Münze sagt die „Oester- re ich ische Zeitung": „Dieser Act ist sicherlich geeig net, in weilen Kreisen nicht blos Oesterreichs, sondern auch jenseits der Grenze unser» Vaterlandes einen guten Eindruck hervorzubringen. Als beim Beginne de» Krieges finanzielle Anordnungen getroffen werden mußten, welche rin Abweichen von der regelmäßigen Gcbahrung nöthig machten, hatten wir zu deren Erklärung gesagt, daß außer ordentliche Zeiten auch außerordentliche Maßnahmen er heischen. Die ordentlichen Verhältnisse sind wohl noch nickt ganz wicdergrkehrt, mannichfache Anordnungen, welche im FricdcnSinstrumcnte ausgesprochen wurden, sind noch zu treffen, und mehrere harren der Entscheidung des EongresseS, der jetzt in Paris zusammcntreten soll. Dennoch hat die StaatSregicrung e» sür ihre Pflicht gehalten, ^o rasch als möglich au» der Bahn abzulenken, welche durch die Kriegsereignisse nöthig geworden war. Der Krieg ist unter gesitteten Völkern ein anormaler Zustand und führt daher in allen Sphären deS Lebens notbwendige Anomalien mit sich. Auch auf finanziellem Gebiete sind deren mehrere nöthig geworden, und der vorliegende Act ist ein triftiger Beweis, wie die Regierung ernstlich be müht ist, die Uebel zu beseitigen und dir Wunde« zu heilem, welche Krieg Herbergefilhrk hat. Di« National anleihe gehört zu jenen Crrditoperationen, deren Schuld scheine eine sehr weite Verbreitung im In- sowohl als im AuSlande erlangt haben, und die Rcgierung war vor Allem bemüht, diesem großen Kreise von Staatsgläu- bigrrn dadurch Befriedigung zu verleiben, daß sie die Zahlung der Zinsen in Silber wieder ausgenommen hat. Die Regierung wird in ihrem ernsten und eifrigen Stre ben, die finanziellen Verhältnisse in rin regelmäßiges Bett zu leiten, angestrengt fortfahren. Die Arbeiten der Budget- und der Jmmcdiatstcuercommission sollen das Derhältniß der Ausgaben und Einnahmen auf das Niveau des Gleichgewichts zu bringen hinzielen, während die Rc gierung selbst bedacht sein muß, die Verhältnisse der Na tionalbank zu ordnen. Wir glauben versichern zu können, daß die Regierung ihr Augenmerk unverwandt auf diesen Zweck gerichtet hat, und daß sie hofscn darf, ihn zu er reichen und dem gesammten österreichischen Güterlcben so wie der Staatswirthscbaft jene Grundlage zu geben, die zu einem wahrhaften Gedeihen unerläßlich nothwen- dig ist." Die „Ost-Deutsche Post" spricht sich in demsel ben Sinne aus und weist auf den großen Aufschwung hin, den die Eourse sämmtlicher österreichischen Effecten nach dem Bekanntwerdcn des betreffenden Ministerial erlasses erfahren haben, den sie als einen Beweis dafür begrüßt, „daß dir Welt gern bereit ist, dem österreichi schen Staate ihr Vertrauen wieder zu schenken, sobald sie sieht, daß gesund« administrativ« und legislatorische Maß regeln die Schäden zu heilen such««, die wahrend der großen und zahlreiche» Prüfungen diese» Jahres stärker al» je zu Tage getreten sind." Der Londoner „Observer" vom 12. December zeigt an, daß Großbritannien (wie telegraphisch schon gemeldrc) auf dem Pariser Kongreß wahrscheinlich zwei Vertreter, Lord Kowlcy und Lord Wodchouse (dcrmaligen Unter- staatSsecretär des Auswärtigen) Haden wird. Daß Lord John Russell nicht nach Pari» gehe, erkläre sich daher, daß derselbe seine wichtigen AmtSgeschäfte,.unmöglich um der italienischen Angelegenheiten allein willen vernachlässigen könne". Dasselbe gelle natürlich in noch höherm Grad« von Lord Palmerston. „Moraing Hrrald", „Daily New»" und „Moruing Adverlisrr" bemerken, daß die englische Vertretung durch die Mission eine», wen» auch talentvollen, diplomatischen Novizen wcniz Kraftzu- wachs erhalten werde. „Zum Glück", fügt „Daily News" hinzu, „sind Kongress« beutzutage nicht mehr, wie einst, geheime Zusammenkünfte despotischer Sou veräne oder Vertreter derselben, aus denen nichts, mit Ausnahme des Schlußresultats, in die Lessentlichkeit ge langt. Es werden sich daher gewiß Mittel finden, um England und Europa mit der von unserm Bevollmäch tigten gespielte» Rolle und den von ibm vcrsochtenen Principien bekannt zu machen." — Gegen den Stand punkt des Graf Reckberg'schen Rundschreibens, welches die Einladung zum Kongreß begleitet haben soll, wird in den liberaler» Blättern viel polemisirt. Auch der torvistische „Morning Hcrald" erklärt, er müsse in vollem Ernste die Frage auswcrsen, ob Graf Rechberg auf französische» Beistand rechne, oder ob Oesterreich bereit sei, die so rückhaltlos behaupteten Rechte mit dem eignen Schwerte zu vrrthridigcn. Die Morning Post" warnt in einem unverschämten Tone die päpstliche Regierung davor, die Frage ihrer weltlichen Herrscdast vom politischen auf das religiös« Gebiet zu verpflanzen, weil sonst die geistliche Autorität des Papste» ins Ge dränge kommen könnte. „Ist eS denn", fragt sie Bei spiels halber, „ein römisch-katholischcS Dogma, daß die Ausübung despotischer Herrschast in jene,» zwischen dem 41. und 45. Grad nördlicher Breite gelegenen Landen, die der Vertrag von 1815 rein durch den Einfluß eines schiämatischen Zaren und eines ketzerischen Prinz-Regenten voir England Pius VII. verlieh, den Felsen bildet, aus welche» der Herr, wir er dem heiligen Petrus sagt«, feine Kirche bauen wollte?" — Die „Times" stellt heute über die Lage Oesterreichs Betrachtungen an, welche dahiu zielen, Orstnreich» DtLcujUstg, auf p-m Kongresse herabzudrückcn. Da» Blatt meint: Die Monarchie scheine sich in einer sehr precären Lage zu befinden. D e große Bürgschaft Oesterreichs in früher« Kriegen und die Quelle seiner ungemeinen Lebenskraft habe in der Anhänglichkeit der Provinzen bestanden. In diesemPunktc stehe es jetzt viel anders. In den Augen aller öster reichischen Völker sei in dem letzten Kriege nur jenes rückschrcitende, centralisirende, pfäsfische System geschlagen, welches seit zehn Jahren geherrscht habe. Hierin liege die wahre Gefahr der österreichischen Monarchie. Welche Sprache könne Oesterreich unter diesen Umständen gegen seine zwei Nebenbuhler führen? Oesterreich gehe also auf den Eongreß, nachdem es die Lombardei nebst der Schirm herrschaft über Mittelitalicn verloren habe, und mit dem Verlust von so viel mehr bedroht, daß eS in den nächsten zehn Jahren zu einem Staat untergeordnete» Ranges herabsinken könne. „Wir sehen keinen Grund — meint das Blatt weiter — warum die österreichische Monarchie nickt wieder erstarken sollte, aber es muß dies durch An erkenuung jener Principien geschehen, die daS Heil der Nationen sind. Alles, was die Provinzen verlangen, ist eine gute Rcgierung und zur Sicherung derselben mu- nicipalc Einrichtungen. Warum will der Wiener Hos auf einem Svstem bcbarren, das sich so durch und durch unfruchtbar gezeigt hat — welches aus so vielen hundert tausend Soldaten nicht einen General und au» so vielen Beamten nicht einen anständigen Finanzmann hcrauSbil- drn kann? " — Man merkt es diesem Artikel der „Times" an, daß er nur au» der Sorge hervorgegangen ist, Oester reich möchte auf dem Eongreß «ine bedeutendere Rolle spielen, al» England. Wäre Oesterreich mit England alliirt, di« „Time»" würde das gerade Gegentheil von all« D«m schrriben, was sie jetzt so unwahr und mahloS übertreibend gegen Orst«rrrich schleudert. Da» Pariser „PayS" spricht sich über di« Befugnisse deS Kongresse» au». Da» ministerielle Blatt erklärt, der von manchen Seiten angeregt« Streit über die Frage, ob -er Kongreß seinen Beschlüssen einen erecutorischen Charakter gebe»» werd«, sei müßig und unzeitgemäß. Der Eongreß allein könne und werde die Frage entscheiden. Lagesgrschichk. Wien, 14. December. (W. Bl.) Der Felhzcugmrister Ritter v. Benedek hatte bei Gr. Majestät dem Kaiser Audienz, um für die Beförderung zum Feldzeugmeistcr zu danken, und wird morgen nach Venedig abreisen. — Der Legationörath v. Arnim ist vorgestern von Berlin eingrtroffen, um auf die Dauer der Abwesenheit des k. preußischen Gesandten, Herrn Barons v. Werther, die G«- sandtschastSgeschäfte zu leiten. — Der zum Gesandten Sardiniens in Wien bestimmte Marquis Cantono deCev« war vom Jahre 1850 bis zum Ausbruche der Differen zen al» erster Secretär bei der hiesigen Gesandtschaft und hat später nach Abreise de» Gesandten Grafen de Rewel die Gesandtschaftsgeschäfte geleitet. — Die Witwe de» Banus v. Jellachich hat, wie di« „Aut. Corr." meldet, eine Wallfahrtrcise nach Jerusalem angetrrten. < Prag, 14. December. Diese Woche verlief für oaZ Zeitungswesen in Böhmen nicht günstig. Der Redakteur der tschechischen Zeitschrift „Jaron", Hr. Soyka, trat dieser Tage «inen mehrtägigen Arrest wegen eine» scbon vor längerer Zeit begangenen PreßvergehenS an. Vorgestern wurde die letzte Nummer der in Zeiträume« von fünf Wochen erscheinenden periodischen Schrift .,po «et / mit Beschlag belegt und der Satz von Sei trn der Preßbehördc unter Siegel genommen. Die Ur sache dieser Maßregel ist nicht bekannt geworden. End lich langte die Nachricht an, daß di« in Pisek erscheinende Zeitschrift „l'-unmk <nl mit dem Schluß dieses Jahres ihr Erscheinen siftircn und erst nach einem hal ben Jahre ihre Nummern fsrtsctzen werde, wir e< heißt, zufälliger Hindernisse wegen. E» ist nicht gesagt, wel cher Art diese Hindernisse seien und ob nicht verwfike- luugen, die durch da- Preßgesetz bedingt werden, die Ur sache diese- Interregnum» abgeben. — Unter dem Prä sidium Gr. Ereellenz deS Herrn Statthalters Baron» v. Mecscch hielt «M IV. d. M. jene« Department dar Statthaltern, welche» nach der Auflösung der Servitu tenablösung»- und GruudentlastungSfondSdirection mit der Servitutenablösung betraut wurde, die erste Sitzung in dieser Angelegenheit ab. — DaS Prager Stadtverordnetencollcgium hat in der Sitzung vom 12. d. M. beschlossen, dem Ansuchen der Prager Handels- und Gewerbekammer, zur Einrichtung einer öffentlichen Börse in Prag eine geeignete Räumlichkeit zur Verfügung zu stellen, keine Folge zu geben. Man glaubt nun, daß die hiesigen Handel-- und Geschäftsleute selbst die nöthi- gen Schritte thun werden, um dem vorhandenen Bcdürf- niß nach einem Dörsengebäude durch die Acquirirung einer entsprechenden Localität genug zu thun. Berlin, 14. December. (N.Pr-Z.) Sk. königl. Ho heit der Prinz Friedrich Wilhelm wird der Eröff nung der Eisenbahn von Koblenz nach Bingen bei wohne» und heute Abend dorthin abrcisen. Wie e» heißt, wird Sc. königl. Hoheit von dort zum Besuch sei ner erlauchten Schwester an den großherzoglichcn Hof in Karlsruhe gehen. — Die Minister v. Auerswald und v. d. Heydt haben sich schon heute früh nach Koblenz begeben. — Der Generalkonsul Spiegelthäl au» Smvrna ist vor wenigen Tagen hier ringetrofsen, um vor dem DiSciplinargericbtShofe sür nichtrichterliche Be amte seine Vertheidigung zu führen. — (Pr.Z.) Der General der Infanterie, v. Boni«, hat sein Mandat al» Abgeordneter für den 5. Pots- Feuilleton. K. Hoftheater. Mittwoch, 14. December. Zum ersten Male: „Eato von Eisen", Lustspiel in drei Acten. Die Grundidee nach Gorostizza von H. Laube. Einen Mann von unbeugsamen Grundsätzen, strengster Tugend, unnachsichtlich gegen sich und gegen Andere, durch die Macht der Verhältnisse auf die unabweisliche Schwäche seiner Natur zurückzuführen, wäre ohne Zweifel «in Borwurf für ein feines Lustspiel. Eato von Eisen ist indrß kein fertiger Stoiker, sondern ein junger Mann, der sich voll unreifer LebcnScrkcnntniß und rrcentrischem Eigensinn mit selbstgefällig prahlhaftcr Tugendstrenge «nd Rücksichtlosigkrit gegen Andere ausgerüstet hat; tr ist ein unleidlicher Pedant, der schon bei seiner Einfüh rung al» Earicatur erscheint. So fällt auch der Inhalt deS Lustspiels, ihn zu verspottcn und von seinen Grillen zu heilen, vielmehr der Posse anheim, und der Verfasser hat sich auch sehr rasch durch die plumpe Art der Cur »nd den ganzen Ton de- Stückes dem Possenhaften zu gewendet. Man spielt Komödie mit dem armen Cato, dringt ihn sehr rasch aus dem Gleichgewicht und schreitet mit dem derben Spaße sogar bis dahin vor, >vo die Tüchtigkeit seines Charakter» berührt wird und eine be denkliche Casuistik beginnt. Die Komik beruht nicht auf der Entwickelung der Charaktere, auch keineswegs auf einer Fülle von Geist, Witz und Ironie im Dialog, son dern sie stützt sich auf die Situation, auf leicht pointirte, ergötzliche Einfälle »nd namentlich auf da» wirksame Spiel »nd die äußere Geberde der Darsteller. Die wirk samste Scene ist die letzte, in welcher dir reale Wirklich keit der Polizei den Spaß in Ernst verkehrt, obwohl mit der Wahrscheinlichkeit dabei höchst unqenirt umge- spcungen wird. Da Herr Laub« »un mit technischer Kenntaiß und Sicherheit die dürftige Erfindung span nend abrundete, 'mit kleinen launigen Zügen und derb komischen Aeußerungcn auSzustattcn wußte und den Dialog, obwohl ost sehr trivial, doch gewandt und knapp behandelt, — so kann dies«, einen Kunstwerth nicht be anspruchende und etwa- possenhaft dramatisirte Satyre doch als ein dankbares Spielstück gelten. Als solches konnte e» sich freilich auf dem Wiener Hofburgtheater um so mehr bewähren, da der Verfasscr dem dortigen, im Lustspiele bekanntlich so ausgezeichneten Personale die Rollen nach schauspielerischem Ausdruck recht eigentlich „auf den Leib" schrieb, und so die Individualität der Darstellenden, z. B. der Herren Fichtner, Beckmann und der Wiener Naturgrillr, Fräulein Goßmann, mit ihrer besondcrn Belebung günstig cintrrtrn konnten. Doch auch die hiesige Darstellung war eine ganz vortreffliche, so in den einzelnen Leistungen wie in dem eracten Zu sammenspiele. Herr Sontag suchte taktvoll und er folgreich durch Feinheit der Zeichnung, Humor, leicht erregbare Empfindung und Mäßigung in den zur Cari- catur neigenden Momenten den Cato von Eisen glaub lich und interessant zu machen. Doch möchte der weich gestimmte Ton oft zu sehr i» Widerspruch mit -em Charakter treten, die Cur zu hart crscheiuen lassen und da» nöthig« scharfe Hervortrrten der Komik behibderu. Herr Quan ter gab da» rigoristische, aber sehr gemüth- liche Familienoberhaupt der Eisensteine höchst charakteri stisch und ergötzlich und doch maßvoll. Frl. Guinand spielte die muntere und kecke Nichte Bertha und Fräulein Ulrich die schwärmerische Siegelinde recht lobenswerth; so auch Herr Jauner rasch und lebendig den jungen Juristen Siegmund, u. Hr. Porth ernst und entschieden den Hau-freund Justizrath. Nur die ersten drei Rollen sind charattcristisch wirksam. In den Nebenrollen wirkten noch ^ie Herren Gcrstorfer und Marchion gut mit. Den Schluß deS Abends machte der burleske Schwank „Die Engländer auf Reisen" von Ellmcnreich, wori» Herr Näder da» Publicum durch seine Verklcidungscenen weidlich erheiterte. C. Banck. Dresden. (Vorlesungen über das A. B. C.) Herr lw. Böttcher, dem im Verlaufe seiner semitischen Studien auch die paläographischen Denkmäler ihrer Schrift arten ein Gegenstand ernster Forschung wurden, ließ eS sich vor Allem angelegen sein, den Ursprung, Namen, Vaterland, Form, Zahl und Gruppirung der Buchstaben und die Zeit, in welcher ihr erster Gebrauch gefallen sein mochte, in den Kreis seiner Untersuchungen zu ziehen. Zur Mittheilung de- Resultates derselben bot ihm die Gesellschaft „Albina", in welcher wissenschaftliche Vor träge gern gehört werden, Gelegenheit, und er versäumte nicht, dies« sich selbst gestellten Fragen durch Wort und Bild auch seinen Zuhörern aus scharfsinnige, zwar ge drängte aber höchst verständliche und gefällige Weise zu beantworten. Es konnte nicht fehlen, daß infolge des allgemeinen Beifalls, den der Vortrag durch den Gegen stand selbst wie durch den Vortragenden gesunden hatte, auch im größer» Publicum der Wunsch hervortrat, sich » an demselben betheiligrn zu können. Herr >>r. Böttcher I gab dem vielseitigen Gesuche nach, und als er zu einem 1 dritten Male dieselbe Aufforderung erhielt, hatte er die ßschönc Gcnugthuunq, daß Se.Majestät der König und I. K.H. die Frau Kronprinzessin am 13. Dec. ihn mit Ihrer Gegenwart beehrten und seinen zweistündigen, fast ununterbrochenen Mitteilungen mit der größten Auf merksamkeit und Theilnahme folgten, auch ihm Ihren hohen Beifall auf anerkennende Weise ausznsprechen geruhten. Wundersam genug, daß die Erfindung der Buchstaben, denen fünfhundert Millionen Menschen ihren geistigen Verkehr, ihre Literatur und fast die grsammte Civilisa- tion verdanken, bi» jetzt Aufmerksamkeit der Gelehr ten nur sporadisch und erst in neuester Zeit, hauptsäch lich infolge neu entdeckter Schriftdenkmäler, allgemeiner gefesselt hat. Da» besondere Verdienst de» Hrn. l>r Bött cher bei Erörterung dieser Frage — abgesehen von seiner trefflichen Zusammenstellung aller historischen und sach lichen hier cinschlagendcn Momente — besteht vorzugs weise in dem Nachweis der Gruppirung der Buchstaben zu fünf und zehn, des Grunde» ihrer Aufeinanderfolge, der Mittelstufen (das Mittcl-K und Mittel-T d. i. de ll. und 22. Buchstaben), die früher entbehrlich waren, de» Reimes der vier gefünften Glieder, der zwar erst von den Syrern lautbarer ausgeglichen wurde, aber in seiner Anlage vollständig da war, und in der Deutung einiger bisher noch unerklärter Buchstaben. Al- Zeit punkt ihrer Erfindnng nimmt er etwa 2000 Jahre v. Chr. unter der Regierung der HyksoS oder Hirtenkönige in Aegypten an, wohin also auch ihr Vaterland zu verlegen sein würde. b'- Marokko. Reiseberichte von 1858—1859. Mitgethcilt von vr. A. Laliuich. (Fortsetzung au« Nr. 287.) Der größere Theil der marokkanischen Juden stammt von den Juden ab, welche im Mittelalter aus Europa und besonder» aus Spanien unter Philipp III. und sei nen Vorgängern vertrieben wurden. Sie legen sich selbst den Titel bei: „Nachkommen Derer von der Katastrophe von Castclien", und die Nabbinen bedienen sich noch bei Heiraths- und andern Eerrmonien Formeln, welche sich mit diesen Worten enden: „ttalcol kominabry LeuNM»" (da- Alles nach kastilischem Gebrauch). Da» Loo» dieser Nation ist trauriger hier, al» man vermuthrt, obwohl e» unter Abd-er-Rhaman erträglicher geworden ist, da seine
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