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Brünings Kampf «m eine Mehrheit Letzte Beratungen -er Parteien Vrabtinvlilang nnnaror Svrllnvr Svbriktlsltnng Berlin, 11. Null. Die Fraktionen der hinter der Regierung stehenden Partei«» sowie die dcntschnationale Reichstagsfraktion traten am Montagmittag im Reichstag,« Besprechungen zusammen. Die Regierungsparteien wolle« sich in diese» Sitzungen darüde, einig «erde«, »d sie die Regierungsvorlage, wie sie in ««verbindlichen Besprechungen gestern im wesentlichen wiederhergestellt worden ist, annehme». Der Reichskanzler wünscht dis nachmittags 1 Uhr darüber Unterrichtet zu sei«. Am Anschluß, daran wird eine Minister, besprechnng stattsinde«, in der eS sich unterscheidet, ob die Nelchsregierung den Weg über das Parlament oder de« über Artikel 18 der ReichSversassnng wählt. Im ersten Falle bleibt ihm nichts anderes übrig, alS de« «ersnch ,« machen, sich die fehlenden Stimme« für seine Mehrheit a«S de, deutschnatioualeu Fraktion zu hole«. Sine Fühlungnahme mit den führende« Dentschnationale« hat trotz »erschiedcntlicher Ankündigungen bislang «och nicht statt« gefunden. Es ist aber damit zu rechnen, dast noch vor der Ministerbesprechnng, vor allem aber nach Abschluß der deutsch nationalen FraktionSsttzung eine Anssprache erfolgt. Bo» de« v«S«ang dieser Besprechungen wird e» abhängen» »b der Reichskanzler, wie hente mitgeteilt wurde, morgen persönlich mit einer längeren Red« die Deckungsvorlage in zweiter Lesung i« Reichstag einbringen wird. Znr Zeit ist «och alles t« der Schwebe, doch dürft« ein« Entscheid««- «och hente »« erwarte« sein. Im übrigen wird amtlich fest, gestellt, daß eine Erkrankung des Reichsfinanzmintsters Dr. Dietrich-Bade«, wie vielfach gemeldet wurde, nicht »or- liegt. Dr. Dietrich war gestern nur leicht unpäßlich «nd ist seit hente vormittag wieder im Dienst. Heranfsetznng Volkspartei gebracht, das W zusetzen. des WahlalterS? Auch dt« Deutsche t jetzt im Reichstage einen Antrag ein» alter von 20 auf 25 Jahre herauf- Dte -rutsche Antwort auf Vriari-S Memoran-um Berlin, 11. Juli. Wie wir erfahren, wirb di« deutsche Antwort aus das französische Europa-Memorandum morgen, Dienstag, mittag am Quai d'Orsay überreicht werden. Die Veröffentlichung des Textes erfolgt alsbald danach. Warum Lar-ie« -ie Kammer schloß Rechenschaft vor -en Aronttampsern Paris, 11. Juli. Ministerpräsident Tardieu hielt auf dem Festbankett der Generalversammlung der ehemaligen Frontkämpfer des Loire-Gebietes in Montbrison eine politische Rede, in der er seine Politik verteidigte. Drei Gründe nationaler Natur hätten ihn, so führte er u. a. auS, veranlaßt, das Parlament in die Ferien zu schicken. Erstens hätte man die Tagung um Wochen verlängern müssen, wenn man die Wirtschaftsresorm hätte verabschieden wollen. Zweitens habe er manchmal zweimal am Tage lebhaften An» griffen standhalten und fortgesetzt die Vertrauensfrage stellen müssen. ES sei nicht notwendig, Frankreich glauben zu machen, daß di« einzige Aufgabe der Parlamente darin bestehe, Minister zu stürzen. Der dritte Grund, der ihn zur Schließung veranlaßt habe, sei, daß die Menschenkrast eine Grenze habe. Im übrigen erklärte Tardieu: Renn Zehntel des Programms feie« erledigt. Di« starke Stellung des Kabinetts sei in mehr als SO Ab stimmungen bestätigt. „Die nationale Politik', so führte Tardieu auS, „besteht noch auf Jahre hinaus darin, eine Zukunft des organisierten Friedens und der Stabilität vorzubcreiten, indem wir die schwer errungenen Gewinne lgcmeint sind die KricgSgewinne) sesthalten. Ihr kennt diese Gewinne, die heißen: nationale Unabhängigkeit, militärische Sicherheit, finanzielles Gleich- gewicht usw. Unabhängigkeit und Sicherheit, das ist nichts anderes als eine Frage der Effektivbestände des Heere», de» GrenzschutzcS, des Kriegsmaterial» und der raschen Mobil machung." Tardieu erklärte dann, daß die Durchführung der einjährigen Dienstzeit die Bildung einer Berufsarmee mit gut instruierten Rahmenformattonen zur Voraussetzung ge- habt habe. Auch die Fragen der ungestörten Verbindung dcS Mutterlandes mit den Kolonien und der Höchstleistungen so- wohl der Marine wie der Luftfahrt seien der Gegenstand ständiger Wachsamkeit der Regierung. Das alles habe aber znr BoranSsetzung gute Finanzen. — Diese Rebe wurde gehalten am Vorabend de» National, feiertags und unmittelbar vor dem Termin, an dem die letzten Antworten auf BriandS Europa. Memorandum zu erwarten sind. Auch diese Rede Tardieu» ist ein sehr deutliches Bekenntnis zur Politik des Status qvo und zu der von Briand wie von Tardieu gleicherweise stets vertretenen Stcherheitspolitik, also zu einer Politik, die von einer Revtstonder Verträge nichtSwtssen will. Der französische Nationalfeiertag Parade vor dem Bey von Tunis Paris, 11. Juli. Der französische Nationalfeiertag wird am Montag mit ganz ungewöhnlichem militäri schem Gepräge gefeiert. Ganz abgesehen von der Pariser Garnison defilierten zwischen 8 und ü Uhr morgens 700 Norüasrikaner aus ihren prachtvollen Pferden und in ihren reichen altmaurischcn Gewändern vor dem Präsidenten der Republik und dem Bey von Tunis. Vierzig Araberscheichs vervollständigten das exotische Bild, und französische Truppen in historischen Uniformen erinnerten an die Eroberung deS sranzösischen Kolonialreiches. Nach der Parade marschierte bas ganze Truppenaufgebot durch die Straßen von Paris und wurde von der Bevölkerung jubelnd begrüßt. Ein algerischer Scheich hielt die Festansprache zur Einweihung der Gedenk tafel für den Eroberer Nordafrikas, MarschallBugeaud. Als besonders charakteristisch kann verzeichnet werben, daß der Bey von Tunis in Parts wie ein souveräner euro- pätscher Fürst gefeiert wirb und bet Ausfahrten rechts neben dem Präsidenten der Republik sitzt. Der Bey von Tunis soll ein ganz besonderer Verehrer.Kaiser Napoleons sein, da er nicht nur am ersten Tage seines Hiersein» am Grabe des großen Korsen weilte, sondern auch Schloß Fontainebleau besucht«. Die Strafantrage im Sttnnes-Prozeß 100 ovo Mark Geldstrafe für Hugo StinneS beantragt Berlin. 11. Juli. Im Dtinnes-Prozcß beantragte am Montag der Bertreter der Auklagebehörb« gegen be« Hanpt- angeklagten Hng» StinneS ein« Geldstrafe von 1 l> ü 0 0 0 R M.. «»bei 20 0ÜV RM. alS durch die Unter. fnchungShaft verbüßt gelten solle«. Bel de« Angeklagte« von Waldow «nd Bela Groß, die in erster Instanz zu je vier Monaten Gefängnis vernrteilt »orden waren, trat der Staatsanwalt für die Verwerfung der Berns»»- gen ei«. Gegen de« Angeklagte« Le» H»r s ch beantragt« er «tue Geldstrafe von 8000 RM„ wovon 1000 RM. al» dnrch die Untersuchungshaft »erbDt gelte« solle«. Der Strafantrag gegen den Angeklagten Nothmann lantet aus 10 000 RM Geldstrafe unter Anrechnung von 2000 RM. für di« Unter« frchungshast. Der Vertreter der Anklagebehürde, StaatSanwaltschaftS- rat Berliner, erklärte u. a., die Hauptverhandlung der zweiten Instanz habe ungefähr das gleiche Bild wie die der ersten Instanz ergeben. In betrügerischer Absicht sei Alt- besitz angemelbet worben, und die Angeklagten Hütten bet den Anmeldungen mttgewtrkt. StinneS müsse bestimmt Zweifel an der Legalität de» Geschäfte» gehabt spätestens Sud« M-t 1SL. Da» «l» betrügerisch Geschäft habe StinneS weiter gefördert und v. Waldow entbrechende Instruktionen gegeben. Für die Schuld v. WaldowS sei jeder Zweifel ausgeschlossen, seine Briefe an Frau Grosch beweisen deutlich seine Schuld. StinneS und v. Waldow seien des versuchten Betruges überführt. Auch bet dem Angeklagten Nothmann liege versuchter Betrug vor, denn er sei durch Bela Groß über den betrügerischen Charakter des Geschäftes aufgeklärt worden. Bela Groß habe vom ersten Augenblick an gestanden. Ebenso sei der An geklagte Leo Hirsch schuldig. Der Staatsanwalt beantragte ssenb, die Angeklagten sämtlich zu bestrafen, llt Sturm unterstrich diese Ausführungen und stellte dann die oben mttgeteilten Strafanträge. Der Verteidiger von Bela Groß, R.-A. Münch, plLdierte hierauf für die Freisprechung seines Klienten. Er wies auf die Mängel des AnletheablösungSgesetzeS hin. Sollte «S zu einer Verurteilung kommen, so bitte er um eine Geld strafe wegen OrünungSwtdrtgkett und um Anrechnung der Untersuchungshaft. Der Angeklagte Nothmann, dem ein Verteidiger nicht zur Seite steht, nachm hierauf selbst da» Wort zu seiner Ver teidigung. Er hoffe bestimmt auf eine Freisprechung, da er sich von Schuld völlig frei wisse. DaS Urteil wird vorauSstcht- Gonnabend gesprochen werden. Am Dien-tag fortgesetzt. Stimmungstraining StimmungStratning ... Unsere Eltern hätten mit diese» teils gemütvoll, teils sportlich klingenden Begriff nichts an- ,»fangen gewußt, und noch vor einem Jahrzehnt hätten wir uns gewundert, wieso ein kaufmännischer Verband wie die Sächsische EtnzelhandelSgemetuschaft Dres den dazu kommt, eine Broschüre über dieses Gebiet der an gewandten Psychologie herauszugeben*). Schon daran kau« man ermessen, in welch ungeheurem Teinpo sich die Zeit, in der wir leben, und die Ansprüche wandeln, die sie an unS stellt. Genügte e» früher, sich einfach dem Ablauf eine» ge sunden, mäßigen Lebens zu überlassen» so sind heut« offenbar ganz besonder» starke Willensanstrengungen nötig, um die schädigenden Einflüße auszugleichen, die das moderne Leben» besonders in der Großstadt mit seiner Hast, seinem Lärm, seiner Ruhelosigkeit und Ueberreizthett, auf unS ausübt. Daß wir un» körperlich ausarbeiten müssen, wenn wir durch unseren Beruf Stubenhocker geworben sind, da» ist uns ja schon seit 20 bis SO Jahren geläufig geworden; aber nun bricht sich immer mehr die Einsicht Bahn, baß daS allein nicht genügt, sondern baß wir ganz bewußt auch seelische Gesund- hettSübungen machen müssen, um leistungsfähig zu bleibe» und nicht unter die Räder zu kommen. ,LSaS hilft uns unser ganzes Könnnen, wenn die periodisch austretenben sogenann ten seelischen Depressionen unsere Stimmung so beeinflußen» daß unsere Schaffensfreude gelähmt, unsere Leistung im Beruf gemindert und unser Dasein vergällt wirb!" — fo lautet da» Motto der kleineu Schrift. Ausgehend von der Tatsache, -atz Gedanken den Körper und die Seele beeinflußen lLachen und Weinen, Erröten und Erblaßen, Reflexbewegungen der Angst, der Wut und de» Hasses, Autosuggestionen usw.), kommt der Autor zu der For derung: Meide Gedankengtfte! Gedanken find nicht, wie ein oberflächliches Sprichwort sagt, „zollfrei", sonder» sie wirken entweder günstig oder ungünstig auf unseren ganzen Organismus ein. Alles Verneinen, alle» Grübeln über vergangenes, alles Nachtragen sind solche Gifte, die unS kampfunfähig machen,- nur wer sich positiven, lebens bejahenden Gedanken htngibt, wirb stark durch die schwere Zeit hindurchgehen können, in die wir nun einmal hinein- gestellt find. Daher müssen wir ständig unsere Gedanke» streng überwachen, ob sie nicht unsauber, häßlich, schlecht, niederdrückend, zersetzend find. Wer so unablässig an sich arbeitet, wirb nicht mehr müde resignierend sagen: „Ich bin nun mal „so" und muß so verbraucht werden,- an mir ist nichts mehr zu ändern", sondern er wird freudig erfahren, baß der Charakter durchaus wandlungsfähig ist, wenn man sich selbst „in die Hand" nimmt. Zu diesem Zweck macht Dr. Scharf folgenden Vorschlag: Man solle sämtliche Charakterzüge, die man an sich erkennt, schriftlich festlegen, womöglich ihre Stärken mit den Graden 1 bis 5 zensurieren und sie mit de» an sich selbst beobachteten Handlungen. Stimmungen und Empfindungen öfter vergleichen. Dadurch würben die Schwächen und Mängel des Charakters und die Jrrtümer bet der Selbstbeurteilung immer klarer werden, und man werbe dazu kommen, die Eigenheiten und Absonderlichkeiten abzu legen. die uns unserer Umgebung oft so komisch oder gar un angenehm machen. Selbftbeetnflussuug durch Selbsterkenntnis! Autosuggestion ist schon immer ein seelische» Heil mittel gewesen, nicht erst, seitdem CouS ein modische» Schlagwort daraus gemacht hat. Wenn wir uns bet drücken der Hitze ganz der körperlichen Empfindung hingeben, dann wirb sie wirklich bald „unerträglich" sein, wenn wir uns da gegen »usammenretßen und uns gut zureden: „ES ist ja gar nicht so schlimm!" — dann wird durch diesen Gedanken tatsächlich unser Blutkretssystcm beeinflußt, und wir finden, baß die Hitze durchaus erträglich ist. — Nur wer sich selbst so in der Gewalt hat und niemals die Empfindung in sich aufkomme» läßt, er könne versagen, kann auch auf andere suggestiv wir ken und sie in ihrem Unterbewußtsetn beeinflussen, b. h. kan» in seinem Berufsleben Erfolg haben. — Nachdem der Autor bann noch einige Ratschläge über die Kunst der „Ent- spannung"gegeben hat, gibt er als „goldene Lebensregel" mit auf den Weg: Freundliche Sachlichkeit und wohl wollendes Mißtrauen! Die kleine Schrift ist entstanden aus dem praktischen Zweck -er BerkaufSberatung und Verkaufsschulung und wendet sich daher in erster Linie an den Kaufmann,- aber ist nicht jeder im öffentlichen Berufsleben Stehende „Kaufmann" in irgend einem Ginn? Auch der Landwirt, der Handwerker, der Rechtsanwalt, der «rzt müssen ja heute kaufmännisch denke») und so gelten denn diese „TraintngSregeln" für un» alle, sofern wir Qualität», und Höchstleistungen von un» vev« langen. ltch am «erden dt« Plädoyer» ») Dr. Rodert Scharf: „StimmungStratning." LelstungSsteige- rnng durch Geldstbeetnflufsung. Hrraudgegrbt» vvn der Sächsische«