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Nr. IS 14. Jahrgang Vie frage aer Lebenrminel- verl-rgung veulseklsnär. Reuter meldet, daß in zwei bi« drei Wochen deut» sche Handels^'" wieder auf G Vas Neueste vom Lage. Lt-Hags LKkd'km dLiLtschen Kohlrnmavkte W fy ungLtzrusr ÄsnYchKrft, daß Lee Zu» fsmmenüruch LM g«mMi KsMenwurtfchast droht. B«iw Messeamt M dir Mustermesse tn vrttz-tg W?A man mtt der Losicht um, die die »jährig« yrit-johrsweff», dt« M di« Zett dsm 2. bis 8. MSrch ongrsrtzt war, vis Und« Slpril za drtfHie- Lsn. Der srnn-Vsische Gesandt» tn Rußland trat unS «. dingt für Znterventtvn der SilNterten tn Rußland «tn, nm dem Bolschewismus «in Ende zu iinvichen. Di« Nattonalwaylen Haden nunmehr endgLl« ritz 77 Sitze für die deutsche demokratische Partei «rdraHt. Li, ArVettUlvsigkett kn Berlin nimmt stttndig dedeutend tzu. Nm Ende der dortgen Woche erhielten tn Berlin zusammen 17 3840 Per sonen (tn der »orwoch, 147381) Arsettslvsen- an torstützang. Anzeiger für öas Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: /luer Sonntagsblatt. ,'nt ^ga!,^'u«n,^s»^ SprechgunS» -er NrSakUon mit Nu»nahm» »er Sonntag» nachmittag» 4-- Uh», — relegramm-^-ress», kage-la« flu»»»-g»-lr-». fernsprech», -r, ,«ö»«a"»«n"ü>!a««n ^1»/,«««- für unverlangt »ingesan-t» Manuskript» kann VrwShr nicht geleistet »er-,». schiffe unter der Kontrolle der Alliierten iee fahren werden, hauptsächlich um den früheren Feinden der Alliierten Lebensmittel »umfuh ren. ES sei sowohl im Interesse der Menschlichkeit als auch der öffentlichen Ordnung, baß bestimm«»« befreiten Gebalen und den feindlichen Ländern baldig« Hilf« ar» bracht wUrde. Di« vom Obersten KrtegSrat ernannte aut- tert« Lebensmittel- und Gchtffahrtskommission habe sich vor kurzem nach Trier begeb,n, wo sie mtt der deutschen Abordnung, bei der sich auch Negiert,ngsbeamr« und Vertreter der Lchiffahit b finden, znsammeugkkommen sei. Wegen der nichiaeorbiuten Zust.mde in Deutschland seien die Delegierten ver Alliierten im Zweifel gewesen, ob irgendeine stabile Autorität vorhanden sei,'um ein Uebereinkvmmen verbindlich abzuschtteßen; aber die deut schen Delegierten Hüsten beweiSkettsttg dargelegt, daß sie in der Lage seien, Verpflichtungen einzugehen. Es fei beabsichtigt, daß Deutschland «ine wesentliche Meng« Lebensmittel, insbesondere Welzen, gelt und kondensierte Milch, kaufen und importieren dürfe. Die Kollseren- tn Trier sei als die erste Gelegenheit, bet der britisch« und deutsche Zivilisten- seit Kriegsbeginn tn vrostenlkr Zusammenbruch aer lWenMttlckall. In den letzten 14 Lagen hat sich die Lage aus dem Kohlenmarkt ungeheuer verschärft. Hm Ruhr- gebiete ist infolge der Abgabe des lallenden Materials, insbesondere der Lokomotiven an die Entente, di« Wagen gestellung für di« Kohlenzechen noch unter deren Förderung gesunken, Di« Bestellung beträgt zurzeit etwa 10000 Wage» arbritstäalich (gegen »inen normalen Bahn- verend von 24000 Wagen während de» Krieges). In Obers chlesien beträgt di« Zahl der täglich veladrnen Wagen ebenfalls in der letzten Zeit infolge des Streiks und der allgemeinen unsicheren Verhältnisse sogar unter sooo Wagen (gegenüber normal 10- bi« 20000 arbeits täglich im Krirge und SOOO in den letzten Wochen) Die gesamte Wagenstellung 1ki den Hanpikohl«nrevierrn, die normal etwa bOOOO Wagen täglich betrug, war im Dezember 1918 auf nur S6000 Wagen gefallen. Diesr Zahlen kennzeichnen die Lage an« besten. Während im Ruhvrrvtrr unt«r der Einwirkung d«S Umstande», daß die Eisenbahn in der letzten Zeit die Förderung nicht immer voll hat absuhren können, sich mäßig« Urständ« gebildet haben, sind heute st, vbrrschiesien so gut wie gar keine Vorräte mehr vorhanden. Wa« die Versorgung de» Lande» mit Kohlen anlangt, so sind bei den Cisenba hnen in den letzten zwei bis drei Wochen die Bestände bedeutend zurllckgegaugen. Sie reichten am 13, Januar bei den prkubtschrn Direktionen westlich der Elbe noch für etwa 1s Tage, dagegen östlich der Elbe nur für 9 Tuge, teil» sogar nur für noch weniger Tage. Die Gefahr, bah de« Perfonen-Fahrplun nicht immer eingrhalten werden kann, ist täglich vorhanden. Im Bezirk Brom- verg ist e« bereits sö weit. In «tner schwierigen Log« befinden sich auch die Elektrizitätswerke, deren Betrieb nur unt«r äußersten Einschränkungen aufrecht er halten werden kann. Die Lage der Gaswerke ist nahezu verzweifelt. In Süddeutschland sind Still stände in derIndustrte durch Kohlenmaugel in großem Umfange zu befürchten. München hat bis tn den Februar hinein noch Vorrat. Aber Nürnberg, Augsburg, Bamberg uud andere Slüdtc sind -ereil» äußerst eingeschränkt. Aehnltch ist e» tn Thüringen. Auch Dresden und Leipzig stehen schon seit Wochen vor der Stillegung der Industrie. E« ist bisher immer noch gelungen, diese durch Beschlagnahmen avznwcnden, doch scheidet diese» AuShtlfSmtttel immer mehr aus. Von Hamburg konnte dir Gefahr des Stillstände» nur durch Beschlagnahm« der für Berliner GoSwerke bestimmten Kohlen abgeweudet werden. Die Nahrungsmitel-Jndustrie konnte durch die ihr zuteil werdende Bevvrzug«n> dlsher noch einiger maßen versorgt werden. Die Dampsmühlen sind aber jetzt durchweg Breits mehr oder minder gefährdet, be- ivnders die Grchmühleu. So ist V«i einige«« Mühle»« tm Osten die ArbettsmögltHkit schon für die nächsten Lage fraglich. Die ü brtge Industrte kann nur noch mit ganz geringen Mengen und nur ganz unregel. müssig veUefect werden. Soweit eS möglich ist, werden, außer der Nahruugömittrlittdustne, noch einige besonders wichtige Industrie» besonder» bevorzugt, z. B. der LokomottverlM-au, dessen normaler täglicher Bedarf (etwa 280 Woge«» Kohien) bet der jetzige,« Lag« auch nicht annähernd gedeckt werden kann. Unter diese«« Verhältnissen muß natürlich die Kohlenansfuhr, »nit der zum Teil ausländische NahrungsuuUel uud Rohstoffe bezahlt wurden, >mf da« Aeußerste eingeschränkt werde«» Li» Negirnnig und der wirtschaftlich« siotstand. An der Kabine ltvsigung am DieuStng haben sämtliche Stanlksckretäre, verschieden« höhere NeichSbeamte, die Oberste HeereSieUuug, vertreten durch General GlÜmr, die N-ichrbank, vertrelen durch Herrn von Glasenapp, «eingenommen. Die Schmig, die einer allgemeinen Be sprechung der gesamten wirtschaftlichen und politische»» Lage dient«,muß«« wegen Lichtmangels aufgehoben werbe«« uud wurde gestern fortgesetzt. Es wurden tiivbe« sondere besprochen die Fragen, die zur Kompetenz de» De- mvbilmachuagsamte« gebären, die .tragen der Finanz wirtschaft, des Verkehrs, der Kohleuversorgung und der Arbeitslosigkeit. Einstimmig wurde der jetzige Zustand als unmöglich bezeichnet und eine recht radi kale Aenderung als Vmbedinanng der wirlschastlichen Aufrichtung Deutschland» bezeichnet. In deu Städten häufen sich di« Arbeitslosen, während auf dem Lande und tn den Bergwerken die Arbeitskräfte fehlen, wo die Pro duktion tufolge Mangels an Arbeitskräfte» still,ege. Dieser mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: fluer Sonntagoblatt. W-WWM : -1 WWL-LLSrrWS Var kittkraebiik aer Nalionalmhltli. v— On»r«fnlt«t «x den As«tzl,n z»> tzmtsch« VetLessl« »oef»»«s«n, „ch nicht»«tlsttz«n Mitt«»,« f^tzt sich fvts">» d«e*«tze» z«s«««w» S» tze» >7 WstzKrels«, sUt ssl Eß- g»»«dn»t»n Hasen «»halten tzi« v«»tschnatl»nal» Holk»Pakt«l 34, di» Deutsch» Volk«pael«i Ltz, dl« Christliche Poltspaetrl 44, di» Deutsch« Demokratisch» Psstzsl 77, dl» V»,ial»»m»I«atlsch« Pa»t»l Iss, dl» «naHtzanglg» fo,ialsem»«.ttsch« Part«! »4 Hitz«. F»ru»» sind 11 Fraktionslos, ,«wählt, dl» sich z»f»»«W» setz»« «*» 4 A«ls»», 1 >«tr»<— da» Vas««- »d Raatz« e,l,,lt<»H«m»kr»t«», 4 tz«V»rtsch«n »stz > B,rtr«ts»u d— »>»lt«md«r»isch«n V«,,rn- »atz Mll«s«is»»d»» Sa strhen also 183 sozialistisch«« vreteetera S3tz nicht soztaltstisch« grgenüser und dl» Erwart »ng, daß dl« Deatfch« Demokratisch» Partit mtt «tnem srhe geoß«n, «itwm hoch d«d»utungavoll«n Erfolg« »u» der Wahl -«» «orzehen wrrd», hat sich erfüllt. E» sind ihr 77 Sitze z»s«- fallen. Hätt« die Deutsche Demokratisch« Partei auf di« iß« von d«n r«cht»stihend«n Parteien angiboten« Listenverdtndnntz «tngehen wollen — was ft« au» Gründen einer «Milchet» politischen Scheidung abg«l«hnt hat — s» würd« di« Zahl ihrer Mandat« noch erheblich gewachsen sein. Itäeknn, tzs» bürzeellchia Glnstsfst». Nach den nun vorliegenden Wahlresultatro iß «E einer rein sozialistischen Mehrheit in der National»««» sammlung nicht mehr zu rechnen. Mtt dieser Eventualität hat sich gestern bereit» der Rat der Bolksbeaufttagte« et» gehend befaßt Ls ist in den Srundzügen ein«« v»r» mehrten Heranziehung bürgerlicher Mit» glteder tn die Retchsre-ierun- zugesttmmt worden. Glv, f»,l«Nstisch« M»p»sltr «ach >«s» s» Ving» «orirst nicht in Frag». Di« Gesetzvorschläg« üß« die Sozialisierung wirtschaftlicher Betriebe w«rd«a vorau*-» sichtlich eine weiter« Einschränkung erfahre«. Li» >ee»rt»Uttnz i« Arulsdtz«. Holl. Nieuws Bureau meldet aus Nea» Park'. Di» vorläufige« Ergebnisse t>er deutschen Wahlen veranlassen dl» amerikanische Press« zu der Annahme, da gut« Aussicht«« auf ein baldig* Zustandekommen einer ziemlich festen durtschen Regierung bestehen. Ver mutlich werd« kle Mchrh«1«sssztalvemokratst gemeinschaft lich mit den Demokrat"« di« nsm Regierung b'lden, v«n« sie babe einen sehr großen Vorsprung gegenüber den Un abhängigen. Me 5imätli. ?.!-. k". Alt« Sündrn, besonders aber Unterlassungs sünden rächen sich stets. Und unter einer g«waltigrn Sünden last ist da» deutsch« Volk zusammrngibrochrn. Es halt« unteriassen, sich um sein« eigrn« Politik zu kümmern, hatte uicht nur Unterlasten aus seinen Reihen wirklich bi« B«sten an di« politisch richtigen Stellen zu Weben, sondsm auch die Führer weder kontrolliert noch mtt fruchtbaren Ideen gespeist. So betrachtet ist der Krieg und sein Ende nicht die Schuld nur des Systems, sondern des ganzen Volkes, das dies System duldete. Und baß diese Betrachtungsweise die allein richtige ist, da» beweisen auch unser, inneren Ver hältnisse, di« Parteibtldung und di« Wahlen. Unpolitisch waren wir all«, samt und sonders, unpolitisch tn ganz er schreckendem, unverantwortbarem Maß«. Politik ist Voraussicht und Vorarbeit, Zielsicherheit smd Zielstrebigkeit. Ist ab-» da? alle» nur au? dem Kod«n der tatsächlichen Lag«, der richtigst, Sin» schätzung drr Ding«, wie st« sind. Und da haben wir «s auch im Inner«« fehlen lassen. Di« Bürgerlich«« in befand"» hohem Maß« — so ht.ben dir Konservativ:« dir Situation Heute noch ebensowenig «rkannt, wie »or der Revolution. EI« Haden si« heraufbtschworrn durch ihr «tginsinnig«» und blinde» Virhaltin gegrnüber Mahir«chtsr«form; st« Hab«n mch jetzt noch di« Not drr nicht vegrifseA, sMt wären st« d«r demokratischen Partei btlgrtreten, statt «Im tziMtsnttr« Spaltung in dar zu steagipr, dir ira» Vürgertum zehntaufmdL vsn BrtmmLN '»slrt. Menn sie auf ihr« scheinbaren Mahlcrfolge etwa Hinweis«« sollt««, s» b«weisen die nicht, daß ihr« Besinnung die Nichtig« ist —- (vom Programm wollen wir nicht reden, da» haben sie doch von den Demokraten entlehnt, bi» auf den unhaltbar«» Punkt der Kirchen- und Ttaatsfrag«) -- sondern daß groß« Mengen in Deutschland noch politisch unreif sind, noch nicht wisstti, w«s not tu». Wir hoben nie daran gezweifelt, DI- Schuld d" Konservativen besteht darin, 1-aß st« noch immrr auf Volkvverfi'chrung, statt ans Asiksführung auvgehen. Akx« selbst dir Mehrheltssoziallstm, di« politisch bkst- erganllterte Port" hat grobc Un:c- !ost" !g«sündkN zu bereuen. Auch sl« ist von d«r Reoo'.ntlott übrnasch: worden. Dao wissen di« kitintn Führer auf dem Lande «icht, wohl al^er dl« Parteigröhen. Sie hat «» unterlassen ihre Organi- satlon bl» in di« kleinsten Rester zu tragen. Gerad« dort, wo «o kein« Sozialdemokratie gab, haben die Unabhängigen den besten Boden gesunden. Wir sehen es schlagend au« den Wahlergtbttlssin grrad» unserer Gegend. Und wa« die Unabhängige« den Mehrh»ilosvz!«Men geschadet haben, das wissen die Mehrhtitrsüzbiitst«« selbst am b«st,n. Wetterhin aber habe« e» dir Mehrheitvsozlalist«« uMrriassm, ihr« Wählsrschaft auf dl« Z«lt vorzubrreitrn, wo dl« Sozlaldrmo krati« Nrgierungopartei würdr, d. h. dl« Vrrantwortnng positiver Arbeit würd« llbernrhmen müsse«. Auch da» hat den Unabhängig«« den Boden brreitet, drn« dir Maste« vrarri» nun enttäuscht, al» ihre Ptwttlfiihver ihnen mittelsten, «» ging« noch nicht mit d«r Aozialtsiemng. Nicht schiltst genug können wir «kmM«, mir groß unser aller politisch« Sünden >ind, d«n «» geht um« Sanz« unsere» Volk«». E» heißt für un« aller lernen, lernen, lernenl Zustand bedürfe dringender Abhilfe. Es ist zv erwarte«, daß das Kabinett schon in der nächstrn Zett nach dM Geboten der Notwendigkeiten handeln wtüi. Donnerstage äen 23. Januar 1919