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Dresdner Journal : 08.01.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189701080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-01
- Tag 1897-01-08
-
Monat
1897-01
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 08.01.1897
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vriu««pret». Für Dresden vierteljährlich: 2 Mark bOPf., bei den Kaiser lich deutschen Posians,allen vnrlcliahrlich »Mark; außer- halb de- Deutschen Reiches Post- und Etrmpelzuschlag. Einzelne Nummern: 10 Pf Erschetne«: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends. Fernspr-Anschluß: Nr. 12V5. Dresdner W Ammal. AulüudiauugSgrdühreu: Für de» Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile so M. Bei Tabellen- und Zifsernsatz entsprechender Ausschlag Herausgeber: Königliche Expedition de» Dresdner Journal» Dre-den, Zwingerstr. 20 Fernspr.-Anschluß: Nr 12SL 5. Freitag, den 8. Januar, abends. 1897 Acftclkungcn auf das „Dresdner Journal" für das erste Vierteljahr werden zum Preise von 2 M. 50 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für aus wärts: bei den Postanstalten des betreffenden Orts zum Preise von 3 M. königl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Höcüanntinachung, die Sächsische Stiftung zum 26. Juli I8N betreffend. Zunr Gebrauche Böhmischer oder Sächsischer Heil quellen sind aus den Mitteln der unter Verwaltung des Ministeriums des Innern stehenden Sächsischen Stiftung zum 26. Juli 1811 au arme Kranke auch für das laufende Jahr eine Anzahl Unterstützungen beziehentlich Freistellen zu vergeben. Die Unterstützungsgeprche sind längstens bis (sndc März dieses Jahres bei dem unterzeichneten Ministerium anzubringen. Zur Begründung eines solchen Gesuches sind er forderlich: u) ein ärztliches Zeugniß, welches eine kurze Krankengeschichte enthalten und die Nothwendig keit des Kurgebrauches unter Angabe des be treffenden Kurorts Nachweisen muß. Hat ein dergleichen Kurgcbrauch schon früher stattgefunden, so sind die Zeit und der Erfolg desselben an zugeben, b) der Nachweis der Sächsischen Staatsan gehörigkeit des Kranken, c) eine amtlich bestätigte Angabe des Alters, der Familien-, Erwerbs-, Vermögens- und sonstigen Verhältnisse des Kranken, woraus ersichtlich sein muß, daß der Kranke nicht in der Lage ist, die ihm ärztlich verordnete Kur ohne besondere Unterstützung zu gebrauchen. Gesuchsteller, welche die rechtzeitige Beibringung dieser Nachweise unterlassen oder ihre Gesuche über haupt verspäten, haben es sich selbst zuzuschreiben, wenn dieselben unberücksichtigt bleiben müssen. Gesuchstcllern, welche bereits wiederholt unterstützt wurden, kann keine Aussicht auf abermalige Berück sichtigung eröffnet werden. Dresden, den 2. Januar 1897. Ministerium des Innern, I V. Abtheilung. Jäppelt. Bekanntmachung. Tas Königliche Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts ist in der Lage, au Zu gehörige seines Ressorts drei Unterstützungen im Betrage bis zu einhundert Mark zum Gebrauche einer Kur in Marienbad, nach Befinden freie Wohnung daselbst auf die Kurzeit, zu gewähren. Bewerbungen um diese Unterstützungen sind läng stens bis ;um 13. Mär; dieses Jahres hier einzureichen. Dresden, am 4. Januar 18 7. Kultus-Ministerial-Kauzlei. Götz, Hofrat. (Srueunungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Tepartement der Finanzen. Der Bergingenieur und Markscheider Heinrich Hartung in Freiberg ist al» Assistent bei der Verwaltung der -önigl. Erzbergwerke angestellt worden. Nichtamtlicher Teil. Die Kaiserliche KabinettSordre über die militärischen Ehrensterichte hat in den fitzten Tagen zahlreiche und mannigfaltige Erörterungen in der Presse hervorgerufen Allseitig ist dankbar anerkannt worden, daß die neue Verfügung die Funktionen des Ehren»ats wesentlich verstärkt und infolgedessen geeignet erscheint, die Zahl der Zweikämpfe namentlich unter aktiven Offizieren auf ein Minimum einzuschränken, wie auch solchen Duellen zwischen Militär- und Zivilpersonen, die auf Streitig keiten und Beleidigungen von geringfügiger Art zurück- zusühren sind, erfolgreich vorzubeugen. Von dieser voraussichtlichen Wirkung erklären sich aber, wie nicht anders zu erwarten stand, die demokratischen Blätter noch nicht völlig befriedigt. Während die Allerhöchste Kabi- ncttsordre, mit Eifahrungeu und thatsächlichen Verhält nissen rechnend, die nur irgend mögliche Vermmderung der Duelle zum Ziel hat, wollen Liberale und Radikale den Zweikampf mit einem Male aus der Welt schaffen, den „mittelalterlichen Unfug" mit einem Schlage ausrotten. Während die Kaiserliche Ver fügung verständnisvoll sich gegenüber solchen Fällen bcscheidet, in denen allerschwerste Beleidigungen nach der Standesehre einen Ausgleich unmöglich machen, lassen die bewährten Vorkämpfer von allgemeiner Menschen gleichheit und -Freiheit diese Einschränkung wie über Haupt den Anspruch auf Standesehre und Standes- sitte ganz und gar nicht gelten. Mit der Hartnäckig keit, mit welcher sie immer wieder Maßnah nen und Einrichtungen zur sofortigen Abschaffung der in vielen Jahrzehnten eingewurzelten Duellsitte fordern, kämpfen sie auch gegen die verschiedenen Standes- und Ehr begriffe, für deren historische Entwickelung und Be rechtigung sie mefft kein Auge haben, so sehr sie auch in Fällen, wo es in ihre Karten paßt, den besonderen Pflichten, welche Geburt und Stellung, Name und Beruf dem einzelnen auferlegen, zuzustimmen und an gewisse Klassen und Stände erhöhte Anforderungen zn stellen geneigt sind. Vor Gott sind alle Menschen gleich und vor dem Gesetz sollen sie alle gleich sein, darin sind die liberalen und radikalen Leute, soweit sie nicht religionslos sind, mit allen anderen einig; aber daß daneben Herkunft, Erziehung und Bildung diesen Menschen vor jenem auszeichnen und durch Pflichten wie durch Ansprüche diesen über jenen erheben, daß zudem das Bewußtsein von dem Wert des Könnens und von der Nützlichkeit des Wirkens dem einzelnen wie der Ge samtheit innerhalb eines Berufs die innere und äußere Haltung vorschreibt, daß also den verschiedenen Ständen auch verschiedene Gewohnheiten, Sitten nnd Ehrbegriffe eigentümlich sind — von alledem wollen die gefühl vollen Apostel der allgemeinen Humanität nichts wissen. Sie sträuben sich gegen jede Unterscheidung von Ständen und Berufsklassen und richten ihre Ani mosität, ihren Argwohn namentlich auch gegen den Mili- tärstand. Sie wünschen die Grenze zwischen Militär nnd Zivil möglichst unkenntlich zu machen, eine intimere Berührung zwischen Beiden herbeiführen und den Geist, der in jenem herrscht, »ach ihrem Gleichhitsideal zu modifizieren. Dieses Be reden zeigt sich auch bei der Behandlung der Duellfrage, m der Beurteil ung der Kaiserl. Kabinctisordre, ter man die In anspruchnahme von Standesehre für die Offiziere nicht zugestehen will. Etwas schroff ausgedrückt, aber im Kern der Sache wohl beachtenswert ist nach dieser Richtung hin, was die .Hamburger Nachrichten" zu der Kaiserl Verfügung und zu dem Verhalten der linksstehenden politischen Kreise ausführen. Das Blatt weist darauf hin, daß die Frage des Zweikampfes in der Presse weit über Gebühr aufgebauscht worden ist und daß die relativ geringe Zahl der Opfer, die der Duellzwang bisher gefordert hat, für das öffent liche Interesse weit weniger ins Gewicht fällt, als der Schaden es thun würde, der für das Reich daraus eutstehen müßte, wenn der im Offiziercorps herr schende Geist irgendwie ernstliche Beeinträchtigungen erführe. Dann fährt es fort: „Einen lächer lichen Eindruck macht der Eifer, mit dein die demokratische Presse auf Abschaffung des „mittel alterlichen Unfuges" hinarbeitet und auch die Kabinettsordre für ungenügend erklärt. Es fehlt ihr doch jede Afiivlegitimation; ihre Vertreter acceptieren nicht das Prinzip der Satisfaktion, es wird nicht auf sie geschossen und sie schießen nicht. Was geht es sie an, wenn andere Lentc anderer Ansicht sind und sich den Landesgesetzen stellen, nachdem sie es für nötig gehalten haben, Genugthnung mit der Waffe zu suchen. Die ganze Sache ist durch das Geschrei der demokratischen Blätter maßlos aufgebauscht wordeu: wir hoffen, daß sich die maßgebenden Kreise dadurch nicht zu weiteren Schritten verleiten lassen, die mehr schaden als nützen würden " . . . Diese Äußerungen sind, wie gesagt, unnötig scharf zugespitzt, aber sie enthalten im Grunde eine berechtigte Abwehr der ganz verkehrten und aus sichtSlosen Bestrebungen, den Ehrbegriff für alle Stände gleichmäßig festzulegen und dem Duell jede Berechtigung zu mhmen in einer Zeit, wo das Gesetz den Schutz der Ehre so tief unter den Schutz des Lebens stellt. Für viele Menschen aber ist die Ehre das Leben! Eecil Rhodes hat sich beim Verlassen der Kapkolonie einen „guten Abgang" zu schaffen bemüht. Er hat allerlei für seine Person schmeichelhafte Kundgebungen hervorzurufen verstanden und zuletzt in Kapstadt noch eine große Rede voll starker politischer Intentionen gehalten. Was er darin ausführte, das verrät sehr bedrohliche Pläne, mit denen sich der Mann bezüglich aller nicht englischen Länt ergebiete Südafrikas trägt. Der dortige stutus guo muß je eher desto besser geändert werden, dk^n Hr. Rhodes braucht Raum für die Verwirklich uug fenier politischen Zukunftsideale, er will darum soviel von der „Welt", insbesondere von Afrika, nehmen, als nur immer möglich ist. Die „B N. N." behandeln dieses Thema in folgender angemessenen Betrachtung: Man dars mit Grund bezweifeln, ob Rhodes' Anschauungen darüber, was von Afrika und in Afrika wcgzunchmcn noch übrig ist, sich mit den Anschauungen des Völkerrechtes decken. Daß er vor der Unabhängigkeit der Südafrikanischen Republik nicht Halt machen wird, beweist die Erinnerung au das Kom plott, w.lchcs er als Direktor der Chartercd Company mit Vr. Jameson schmiedete. Aus die Beihilfe Englands zur Durch führung feiner Pläne scheint Hr RhodeS offiziell nicht zu rechnen; desto größere Hoffnungen setzt er aus die Chartercd Company, die er augenscheinlich noch vollständig in der Hand hat, wenn er auch äußerlich keine tonangrbende Stelle in der Verwaltung dieser Gesellschaft mehr bekleidet Tie Sache steht nun so: Hr. Rhodes hat Kapstadt mit Drohungen ver- jasscn, die aus seinem Munde sehr ernst klingen. Er geht nach England, schwerlich um sich dort bei Hrn. Chamberlain Vcr- haltungsvmschristen zu holen, v el eher um init dem jetzigen Leiter der Chartered Company zu konferieren Er wird nach Südafrika zuiückkehren, nachdem er in England durchgesetzt hat, was er durchsetzen will. Hr. Cecil Rhodes ist nicht der Mann der halben Maßregeln oder der halben Erfolge Das werden sich diejenigen südafrikanischen Jnteressenlenkrerse nicht verhehlen lürfen, deren Thätigkeit durch Las Rhodessche Programm unterbunden und annulliert ,u werden droht. Wenn Hr. Rhodes früher oder später von seiner Englandfahrt in Süraftita wieder eintrifft, so wird cs auch mit der bisher den dortigen voütffchcu Angelegenheiten gewöhnen Schonzeit sein Ende haben. Maa braucht deshalb nicht gleich an ein formelles Pronunz»amento des Mannes zu gunsten eines südafrikanischen Staatcnbundes zu denken, aber bei der hochgradigen Spannung, welche zwischen Engländern und Buren herrscht, müßte schon der erste Versuch, den Faden der vorjährigen Altion da wieder auszunehmen, wo Jameson ihn notgebiungen liegen ließ, zum offenen Bruche zwischen beiden VolkSelementen sichren Übrigens kommt es zur Zeit weniger darauf an, was Hr. Rhodes nach seiner Rückkehr aus asrikanischem Boden im Schilde führt, al« daß er etwas im Schilde sührt, was mit dem Völler- und vertragSrechtlichen «tutua guu unverträglich ist. Hr RhodeS strebt nach Unterdrückung aller der Etablierung des Briten tumcs als , Mruwount puver" im Wege stehenden Hindernisse. Das genügt, um denjenigen Staatengebildcn, deren Unab hängigkeit nur außerhalb einer solchen xmruiuoant povc» bestehen kann, die Notwendigkeit der rechtzeitigen Vorkehrung von Abwehrmaßregeln dringend nahezulegcn Welchen Stimmungen Hr Rhodes in den poli tischen Kreisen Englands begegneten wird, ans wieviel Unterstützung er zu rechnen hat, bekunden nachstehende an die Kapstadter Rede augeknüpftc Auslassungen Londoner Blätter: Die „Daily News" sagen, es zeige sich offenbar, daß die Erregung über Jamesons Einsall in Südasrcka nicht so tief gewesen, als einige gesürchtct und andere gehofft hätten Der , Daily Telegraph" meint, die bedeutenden Vcriienste des Hrn. Rhodes müßten in Betracht kommen bei der Benrteüaog der Politik der großen afrikanisch n Staatsmannes. Ter „Standard" eignet sich alles an, was Ryodcs gesagt hat. Der Mann, der England z rct Millionen Quadratmeilen hinzu gefügt habe, bemerkt das Blatt, wisse, daß seine Landsleute nicht streng über seine Fehler richten würden, falls man ihm welche zuschreiben sollte Mit Rhodes' Worten erklärt auch der „Standard", die Erdoberfläche sei beschränkt, und man müsse soviel davon nehmen, wie möglich Rhodes habe handelnd aus- ireten müssen, sonst Hütte Deutschland alles Gebiet zwischen Damaraland und Transvaal genommen Betschuanaland sei der Schlüssel Südafrikas, und der Energie des Hrn Rhodes verdanke England die Herrschaft in Südafrika Daß sich darin keine srcmdc Macht einmischen dürft, sage Rhodes in Über einstimmung mit der Meinung eines jeden Engländers ; wohl dürft Rhodes trotz seiner vermeintlichen Fehler behaupten, daß er viel sür Südasrika gethan habe, und er könne in derHoffimng bestärkt werden, daß er zurückkehrcn und rin weüeics gutes Werk ver richten werde. Das „Daily Chronicle" allein miß billigt die Rede des Hrn. Rhodes und warnt die Regierung und das Volk Englands, die Gerechtigkeit und die bestehenden Ber träge außer acht zu lassen: Männer wie Rhodes hätten das Reich nicht gebaut; seine gestrige Rede sei ein Pronnnciamento, das in Cuba oder Südamerika am Platze gewesen wäre. Tagesgeschichte. TrrSdcv, 8. Jauuar. Se. Majestät der König kamen heute vormittag von Villa Strehlen ins Re sidenzfchloß und nahmen die Vorträqe der Herren Staatsminister und Tepartementschefs der König!. Hofstaaten, sowie militärische Meldungen entgegen Nachmittags kehrten Se. Majestät nach Strehlen zurück. Zur heutigen Königlichen Tafel, die nach mittags H6 Uhr in Villa Strehlen stattfindet, sind mit Einladungen bedacht worden: Ihre Durchlauchten der Prinz und die Fran Prinzessin Georg von Schönburg-Waldenburg und der Oberst Freiherr von und zu der Tann, Kommandeur des König!. Bayerischen 15. Infanterie Regiments „König Albert von Sachsen." Deutsches Reich. * Berlin Beide Kaiserliche Majestäten begaben Sich gestern morgen mittels Sonderzugs von der Wild parkstation nach Charlottenburg, fuhren vom dortigen Bahnhof nach dein Mausoleum und legten anläßlich des Todestages der Hochseligen Kaiserin und Königin Augusta am Sarge der Verewigten einen Kran; nieder Hierauf begaben Sich Ihre Majestäten nach dem hiesigen König! Schlosse, wo Se. Majestät der Kaiser zunächst den Präses der Generalordenskommission, Generallieutenant Prinzen Eduard zu Salm-Horstmar empfingen, dann den Vortrag des Kriegsministers, Generallieutenants v Goßler entgegcnnahmen und hieraus mit dem Chef des Militär- labinctts, General v Halmke arbeiteten Zur Frühstücks- tafel war der Statthalter in Elsaß-Lothringen, Fürst zu Hohenlohe-Langenburg, geladen Im Laufe des Nachmit tags kehrten Ihre Majestäten nach dem Neuen Palais zurück. Kunst nnd Wissenschaft. K. Hoftheater. — Neustadt — Am 7. Januar: „Wallensteins Tod", Trauerspiel in sechs Akten von Schiller. Die ersten Tragödienvorstellungen deS neubegonnenen Jahres haben Schillers große Wallensteintrilogie gebracht, die im Oktober nächsten Jahres ihr hundertjähriges Bühnen jubiläum (von der ersten Darstellung von „Wallensteins Lager" in Weimar an gerechnet) begehen darf Was da« heißt, ein Jahrhundert und dazu das neunzehnte Jahr- hundcrt mit seinen Umwälzungen in voller Lebens- und Wirkungskraft überdauert zu haben, sagt sich jeder selbst, der an tausend Werken und Versuchen die Kurzlebigkeit dramatischer Leistungen erfahren hat und schon darum die innere Größe und gestaltende Kraft klassischer Schöpfungen für etwas ganz anderes als eine Überlieferung halten muß So läßt sich unserem Hoftheater nur Glück wünschen, daß die Darstellungen der bleibenden unvergänglichen Dramen, zu denen „Wallenstein" in erster Reihe zählt, immer wieder auf die warme Empfänglichkeit und Teilnahme des Publikums treffen Und da dies im allgemeinen der Fall ist, so dürste auch ein minder besuchter Klassikerabend jeder zeit nur al» eine Zufälligkeit angesehen werden Auch die wiederholte Vorführung der Wallensteindramen an zwei aufeinander folgenden Abenden ist nur zu loben, und man sollte an der Einsicht festhalten, daß die größte dramatische Dichtung Schillers ein Ganze« bleibt und nur al« Ganze« voll verkörpert werden kann. Die diesmalige Wiederholung der Trilogie zeigte die selbe Besetzung, die sich im vorigen Jahre bei den beiden Schiller cyklen bewährt hat. Ein« wesentliche Veränderung ist nur eingetreten, insofern Hr Wind« den früher von Hrn Wirne gespielten Octavio Piccolomini übernommen hat Er erfreute sich für seine von der Auffassung de« letztgenannten Darstellers mannigfach abweichende Ver ¬ körperung der bedeutenden Nolle eines schönen Erfolges. Da ich leider verhindert war „Die Piccolomini", in denen die Anlage und Begründung seiner Darstellung liegt, zu sehen, so muß eine eingehende Würdigung der bedeutenden Leistung für später vorbehalten bleiben. Hr. Holthaus milderte als Wallenstein einige Schärfen seiner vorjährigen Wiedergabe, hielt aber im ganzen und wie mir scheint mit Recht, an den» Bestreben fest, die historische Gestalt so^ viel als immer möglich aus der Schillerschen Gestalt herauszuheben Die übrige Be setzung bedarf keiner besonder,» Würdigung mehr, die Damen Frl Ulrich (Gräfin Terzky), Frl. Politz (Thekla) und Frau Hildebrandt (Herzogin von Friedland), die Herren Müller (Buttler), Wiecke (Max Piccolomini), Bauer (Jllo), Paul (Oberst Wrangel), Swoboda (Jsolani) stehen mit Auszeichnung an ihrem Platze und das Zusammenspiel zeigte ebensoviel Fluß als Frische A. St. Rückblick auf das Opernjahr 1896. Wie immer an der Schwelle eines neuen MusikjahrcS hat die fleißig redigierte, als Repertorium äußerst wert volle Zeitschrift „Signale für die musikalische Welt" (Leipzig, Barthols Senff) auch diesmal in ihrer ersten Nummer (vom 2. Januar) die hauptsächlichsten Vorkomm nisse und Errungenschaften des vergangenen Jahre« kurz zusammengcstellt. AuS diesen Angaben entnehmen wir die Rückschau auf da« Opernjahr 1896 Aus dem vielumworbenen Gebiete der Oper siel der Sieg abermals einem deutschen Komponisten zu, Earl Goldmark mit seinem „Heimchen am Herd", einem Gemisch von Märchen- und volkstümlicher Oper Am 2l März im Wiener Hofoperntheater erstmal« aufgeführt, erschien da« Heimchen alsbald in Berlin, dann in Schwerin, Leipzig, Dresden, Frankfurt a M , Hamburg rc, sodaß nur noch wenige deutsche Bühnen übrig sein dürften, die mit dcm lltbcnswürvigcn Werke noch leine Bekanntschaft geschlossen haben. Kienzls nur ein Jahr ältere Oper „Evangelimann" hat sich erst im verflossenen Jahre Bahn gebrochen, man konnte den rührseUgen Bibel sänger nach allen Richtungen hin verfolgen (Hamburg, Wien, Karlsruhe, Buda-Pest, München, Bremen, Dresden u. s. w ). Auch „Donna Diana" von E- N. v. Reznicek war unter den neuen Opern noch einigermaßen vom Glück begünstigt, ferner sah man Franz Eurtis japanische Märchen oper „Lili-Tsec" nach ihrer Mannheimer Erstaufführung noch einige Bühnen beschreiten, ebenso „Die schwarze Kaschka" von Georg Jarno Danach haben wir cs nur mit einmaligen Ausführungsstationen von deutschen Opern neuesten Datums zu thun: „Der Spielmann" von A. Schulz (Braunschweig); „Ingo" von Philipp Rufer (Berlin); „Astorre" von I. Krug Waldsee (Stuttgart); „Elfi, die seltsame Magd" von Arnold Mendelssohn (Köln); „Viel Lärm um nichts" von Arpad Doppler (Leipzig); „Der Eorregidor" von Hugo Wolf (Mannheim); „Die Johannisnacht" von Wilh Freudenberg (Hamburg); „Gloria" von Ignaz Brüll (Hamburg); „Mataswintha" von Xaver Scharwenka (Weimar); „Der Halling" von Ant Eberhardt (Augsburg); „Eppelein von Gailingcn" von Eduard Ringler (Nürnberg); „Kukutka" von Franz Lehnr, Komponist unganscher Herkunft (Leipzig); „Odysseus' Heimkehr" von August Bungert (Dresden); „Sjula" von C. v. Kaskel (Hamvurg); „Walther von der Vogelwcide" von Albert Kanders (Wien); „Der Überfall" von Zöllner (Mannheim) u. a. m. In diese Aufzählung sind die folgenden neuen einaktigen Bühnenwerke nicht inbegriffen. Nürnberg führte die „Wickingerfahrt" von Felix v. Woyrsch und „Erlösung" von August Scharrer auf, Prag „Stella" von Franz Kohout und die „Schneeflocke" von Heinrich Bert«. „Helges Erwachen" von Alfred Lorenz sand in Schwerin, „In Flammen" von Max Marschalk in Gotha, „Der Meermann" von Han« Sommer in Weimar ein erstmaliges Unterkommen „Ratbold" von Reinh Becker ging zum ersten Mal in Main» in Szene, der „Müller von Sanssouci" von Otto Urbach in Frankfurt a. M, „Gunüre" von Julius Laubner in Stetlin, „Winapoh" von Lion in Augsburg, „Amen" von Bruno Heydrich in Aachen, „Riscatto" von Otto Götze in Sondershausen rc. Daß französische Opern in Deutschland früher gegeben werden als in Frankreich selbst, kommt jedenfalls öfter vor als umgekehrt. So erlebte eine neue Oper ,.lw Oras" („Ter Flutgelst") von den Gebrüdern P und L. Hillemacher ihre Premftre in Karlsruhe Wien beeilte sich den in Paris (Op<-'ru - «cuni^n«) im Frühjahr er schienenen „Olievnlivr ck'Uarnwiitbal" von Andre Messager zu dringen, doch ohne Grund; an der Donau wie an der Seine wurde die Oper sanft abgelehnt In Leipzig sand Benjamin Godards nachgelassene „Marketenderin" („fin Vivanäiöre') einigen Beifall, ebenso in Brüssel und Mai land Im übrigen war der Opernvorrat in Frankreich kein bedeut »der Paris ließ es sich an der ersten Aufführ ung von „Ueli«" von Alphonse Duvernoy (Große Oper) und „Uu b'emme ckv Oluucle" von Albert Eahen (Opera-cowigue) außer der erwähnten Meffagerschen Oper genügen. Rouen, die Probierbühne für Paris, setzte „fia Ke^öi« apprivoi-i««'- („Die bezähmte Widerspenstige") von La Rey in Szene Von Italien, dem in der Oper noch immer produktivsten Lande, wurden drei „große Erfolge" gemeldet: „fiallokömv" von Giacomo Puccini (im 'lvutro Usxio zu Turin zuerst aufgesührt, dann in Neapel, Palermo und sonst noch mehr fach gegeben), „Elmttsrtcm" von R. Leoncavallo, eine überarbeitete Jugendoper dcs Komponisten (in Rom, Mai land, Bologna aufgesührt) und „^nckiea s.'keni«r"von Umberto Gioidano (in Mailand zuerst ans Licht getreten), für die man die Reklametrommel besonders stark rührte. Maicagni« neuestes Lpernerzeugnis, der einaktige „Xavstto", gefiel nur den Pesarern, »n Mailand hatte er kein Glück, und auch in Wien, wo sich eine Privatbühne seiner annahm, ging er ziemlich spurlos vorüber. Mehr oder weniger gute Aufnahme fanden „Ui» Eortixiaoa" von A Scontrini
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