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Weiklih-ZeitW. Inserate, welche bei de» bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, nn redaktionellen Lheile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Die „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt für die Königliche Amishauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen "Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Nr. 59. Die drei Machtfaktoren des Wirth- schaftslebens. Die großartigen Streikbewegungen der Bergleute in Westfalen, Rheinland und Schlesien, sowie die mit denselben parallel laufenden Arbeitseinstellungen zahl reicher Arbeiter anderer Industriezweige in vielen Orten Deutschlands fordern nicht nur zur gründlichen Unter suchung der Streiks, sondern auch zu einer Belehrung über die Machtfaktoren des Wirthschaftslebens heraus, denn nichts kann mehr die hochwogende Erregung und Verwirrnng, welche durch die Streiks in das deutsche Wirthschastsleben kommen kann und zum Theil auch gekomnsen ist, beseitigen helfen, als eben eine Klar legung über die drei wirthschaftlichen Machtfaktoren. Dieselben heißen Intelligenz, Kapital und Arbeit und können nur dann etwas Bedeutendes und Dauerndes schaffen, wenn sie gewissermaßen solidarisch verbunden wirken. Die Intelligenz, also der gebildete und er finderische Geist, ist zuerst im Wirthschastsleben nöthig, um die Mittel und Wege zu zeigen, welche zu ersehn ten Zielen führen, das Kapital ist nothwendig, um die zur Erreichung der gewünschten Ziele nöthigen Güter, also Grund und Boden, Gebäude, Maschinen, Rohstoffe, fertige Maaren u. s. w., sowie auch Arbeits leistungen zu beschaffen, zur Ausführung der Arbeit selbst sind aber in erster und letzter Lime Menschen hände unentbehrlich, also gesellt sich als dritter Macht faktor zu Intelligenz und Kapital die Arbeit, resp. der Arbeiter. Selbstverständlich ist nun jeder Mdnsch, der einer nützlichen, guten Thätigkeit obliegt, ein Arbeiter, denn Offiziere, Beamte, Gelehrte, Kaufleute, Industrielle arbeiten in ihrer Art ebenso wie die eigentlichen, vor zugsweise mit der Hand schaffenden Arbeiter, aber man muß sagen, daß die Thätigkeit der erwähnten Berufsklaffen, soweit sie im Wirthschastsleben sich äußert, mehr zu dem Machtfaktor Intelligenz als dem der eigentlich produktiven Arbeit gerechnet werden muß, daß also als die Repräsentanten der in der gesammten Industrie und Landwirthschaft nöthigen praktischen Arbeit eben nur die Arbeiter, welche vorzugsweise mit der Hand arbeiten, angesehen werden müssen. Das Kapital wird ohne die Mitwirkung der Intelligenz und Arbeit ein todter Goldhaufen, die Intelligenz muß aber auch feiern und die Arbeit brach liegen, wenn sich nicht das Kapital mit ihnen verbindet. Einer der genannten wirthschaftlichen Machtfaktoren braucht also, um etwas Gedeihliches zu schaffen, immer die beiden anderen, und daraus ergiebt sich mit unwiderleglicher Folge, daß die Vertreter der drei Machtfaktoren sich mit einander vertragen müssen, wenn sie nicht wechsel seitig ihre Interessen verletzen wollen, daß also Unter nehmer, Kapitalisten und Arbeiter einträchtig neben einander und für einander schaffen müssen, wenn sie einen einträglichen Lohn für ihre Leistungen erzielen wollen. Daraus folgt des Weiteren, daß bei Differen zen zwischen den Vertretern der drei wirthschaftlichen Machtsaktoren ein baldiger gütlicher Vertrag stets zehn mal vortheilhafter ist, als ein langwieriger Kampf durch Arbeiterentlaffungen auf der einen oder Arbeits einstellungen auf der anderen Seite. Die Streiks bringen wohl die Bergwerke, Fabriken und sonstigen Betriebsstätten in Stillstand und schädigen die Unter nehmer und Kapitalisten, sie nehmen aber auch den streikenden Arbeitern das Brod. Die Lehre aus diesem Wirthschaftsgesetze ergiebt sich für die Streikbewegungen leicht, beide Theile, Arbeiter und Arbeitgeber, müssen etwas nachgeben und sich baldigst verständigen. Lokales und Sächsisches. > Dippoldiswalde, 17. Mai. Wie in Dresden und andern Städten die Thätigkeit für die Ferienkolonien oder „Sommerpflegen" bedürftiger Kinder wieder rege wird, so möchten auch wir nicht säumen, die Aufmerk samkeit unserer Kinderfreunde abermals auf das hier vor einigen Jahren sehr bescheiden begonnene, aber Sonnabend, den 18. Mai 1889. durch freundliche Beihilfe im vorigen Jahre recht er freulich entwickelte Unternehmen hinzulenken, „blut armen" Schülern unserer Schule während der Sommer ferien eine Milchkur zu bieten. Außer einem kleinen Bestände vom vorigen Jahre sind dem gemeinnützigen Unternehmen bereits wieder einige milde Gaben zu geflossen. So hat z. B. Herr Friedensrichter Wendler am 25. Februar unter der Spitzmarke „Ohne Zorn und Liebe" Sühnegelder in 4 Posten zu 10, 5, 4 und 3 Mark, und sodann 1 M. dergleichen von Ge brüder Lilienfeld dem Fond zugewendet, auch die „Har moniegesellschaft" hat durch Herrn I)r. Erler 5 M. Erträgniß einer Verauktionirung gespendet. So sehr für diese Beweise des Wohlwollens gedankt wird, so dringend muß aber auch der Wunsch ausgesprochen werden, daß auch von andern Seiten der Stamm ge stärkt werden möchte, da zu der Erreichung der Kosten summe, die voriges Jahr ca. 110 M. betragen hat, noch viel fehlt und der Wunsch gewiß berechtigt ist, die Wohlthat der betr. Kur womöglich einer noch größeren Anzahl von Kindern zuwenden zu können. Die Herren Lehrer unserer Schule sind stets zur Ent gegennahme freiwilliger Beiträge bereit. — Die am 16. Mai hier abgehaltene Stuten - Musterung und Fohlenschau, die vom Herrn Ober landstallmeister, Grafen Münster abgenommen wurde, war leider schwach besucht, da nur 34 Stuten und nur 10 Fohlen vorgeführt wurden. — Der am 1. Juni in Kraft tretende Sommer fahrplan ist in seinen Abfahrtszeiten von den ein zelnen Stationen genau derselbe wie im vorigen Sommer. An Sonn- und Festtagen sieht derselbe einen Extrazug von Rabenau nach Hainsberg vor, der um 7 Uhr 5 Min. in Rabenau abgeht und, ohne in Cobmannsdorf zu halten, 7 Uhr 20 Min. in Hains berg ankommt. » Auf Einladung vom Vorstande des Elbgau- sängerbundes wird sich auch der hiesige Männerge sangverein durch Abgeordnete an dem Huldigungs festzug in Dresden betheiligen. Von dem Gauver- bande wird ein Wagen gestellt mit einem alten Barden unter einer Eiche, die Harfe in der Hand, den Männer gesang darstellend. — Der Ausschuß des Feuerwehr-Bezirks-Verbandes der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde wird näch sten Sonntag in Glashütte eine Sitzung abhalten, mit der eine Kommandanten-Versammlung verbunden ist. Auf der Tagesordnung steht u. A. Beschlußfassung über die Betheiligung des Verbandes bei der Wettin- feier. S Glashütte, 16. Mai. Die in der Schule be findliche Badeeinrichtung, welche in ihrer jetzigen Gestalt schon 4 Jahre besteht und in dieser Zeit von ca. 3200 Badenden benützt wurde, ist im vergangenen 11. Schuljahre von 887 Badenden besucht worden. Badezeiten sind: der Sonnabend Abend und der Sonn tag Morgen. Im vergangenen Schuljahre wurde an 89 Tagen gebqdet, also durchschnittlich pro Badetag 10 Badende. Die Badeanstalt wird nicht nur von den Angehörigen der Schule, welche für 1 Bad 25 Pf. bezahlen, besucht, sondern auch von den hiesigen Be wohnern, besonders auch Damen. Die Bäder für solche, welche der Schule nicht angehören, kosten 40 Pf., 1 Extrabad 80 Pf., 1 Dampfbad I M. 50 Pf. — Der hiesige Fleischermeister W. F. machte gestern, wahrscheinlich in einem Anfalle von Delirium, den Versuch, sich zu erhängen, wurde aber hieran noch rechtzeitig verhindert. Dresden. Wie schon mitgetheilt, werden sich die sächsischen Kammern am 12. Juni zu einer außer ordentlichen Sitzung versammeln. Dieselbe wird durch den Ministerpräsidenten Graf Fabrice eröffnet werden und wird bis zum 15. Juni dauern. An diesem Tage wird für die Mitglieder beider Ständekammern im kgl. Schloß Diner stattfinden. — Nach den nunmehr bekannt gewordenen Bestim 55. Jahrgang. mungen über die Reihenfolge der Festlichkeiten des Wettiner Jubiläums findet Sonntag, den )6. Juni, Vormittags die Huldigung der Armee vor den Königlichen Majestäten, Abends die erste Ausführung der Festvorstellung in der Arena der Gardereiter-Ka serne, Dienstag, den 18. Juni, Vormittags 10 Uhr, Truppenrevue, Nachmittags die Enthüllung des König- Johann-Denkmals und Abends die erste Wiederholung des Reiterfestes, Mittwoch der Huldigungszug des Landes und Feuerwerk statt. Das Programm stellt fest: Für Sonnabend, den 15. Juni, Mittags Tafel für die Herren Landstände am Königl. Hofe. Für Sonntag, den 16. Juni, Tedeum in der katholischen Hofkirche, darauf Gratulationskour im königl. Schlöffe für die Staatsminister, den königlichen Dienst, die Generälität und die Offiziere im Regimentskomman deurrange, Abends Armeefest. Für Montag, den 17. Juni, Empfang der Abordnungen der Städte und Körperschaften. Galatafel für die sämmtlichen Ab ordnungen im Königl. Schlöffe. Abends Empfang der eintreffenven fremden Fürstlichkeiten. Für Dienstag, den 18. Juni, früh Empfang Sr. Majestät des Kaisers. 10 Uhr Parade der Garnison auf dem Alaunplatze, wozu außer sämmtlichen Truppen der Residenz das 1. Jägerbataillon Nr. 13, das 1. Husarenregiment Nr. 18, das 1. Ulanenregunent Nr. 17 und die rei tende Batterie des 1. Feld-Artillerie-Regiments Nr. 12 herangezogen werden. Alle diese Truppentheile haben bereits Sonnabend in ihren Quartieren in und um Dresden einzutreffen. Mittags 3 Uhr Enthüllung des Denkmals weiland Sr. Majestät Königs Johann, unter Glockengeläute und Salutschüssen der an der Elbe aufgestellten Geschütze. Hoftafel im Königl. Schlöffe. Abends Armeefest. Hierauf Abreise Sr. Majestät des Kaisers. Mittwoch, den 19. Juni, Vor mittags 10 Uhr, Beginn des Huldigungszuges. Abds. Fest auf der Brühl'schen Terrasse und Feuerwerk ge geben von der Stadt Dresden. — Zu dem Huldigungszuge beim Wettiner Jubi läum haben auch die in sämmtlichen Amtshauptmann- schasten — innerhalb der Kreishauptmannschaft Dres den — angestellten fiskalischen Straßenwärter eine Abordnung von 100 Theilnehmern angemeldet. Die Straßenwärter wollen in ihrer kleidsamen und schmucken Uniform, sowohl den in den Städten ihrer Bezirke zu veranstaltenden Jubel-Festzügen sich an schließen, wie auch dem Huldigungszuge in Dresden sich einreihen, um dadurch ihre treue Anhänglichkeit an das Haus Wettin auch kundgeben zu können. — Das K. Ministerium des Innern erläßt eine Bekanntmachung folgenden Inhalts: „Es ist zurKennt- niß des Ministeriums des Innern gelangt, daß in neuerer Zeit Erinnerungszeichen für Kaiser Fried rich Hl. in den Handel gebracht werden, welche den deutschen Reichsmünzen nach Größe und Prägung täuschend ähnlich sehen. Dieselben in der Größe von Zwei-, Fünf-, Zehn- und Zwanzigmarkstücken, aus Nickelzink bez. goldfarbigem Tombak gefertigt, tragen auf der Vorderseite das Bildniß Kaiser Friedrichs III., während auf der Rückseite der Namenszug Kaiser Fried richs III. und die Worte: „Lerne leiden, ohne zu klagen" angebracht sind. Auch sind den Zweimark stücken täuschend nachgebildete Münzen in den Handel gekommen, welche auf der einen Seite das Bildniß Kaiser Wilhelms II. und auf der anderen Seite die Worte: „Zu unsers Kaisers 31. Geburtstage. 27. Januar 1889." tragen. Da nun derartige Münzen bereits zu betrügerischen Zwecken verausgabt worden sind, so wird die Ausgabe bez. Weiterverbreitung der selben innerhalb des Königreichs Sachsen, ebenso wie es hinsichtlich der in der Bekanntmachung vom 29. November v. I. gedachten Münzen geschehen ist, hier mit bei Geldstrafe bis zu Hundert Mark oder Hast strafe bis zu 14 Tagen untersagt und ist von den Polizeibehörden des Landes über die Beobachtung dieses Verbots gehörige Aufsicht zu führen."