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Mkitzmh-IeitW Amtsblatt Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfa. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen den, Aufschlag. — Einge sandt, im revaltionellen Theile, die Spaltenzeil« MPfg. Die „Weißeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg., zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Psg. — Alle Postan- iialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. für die Königlich- UmtslMplmamschafl Uxpoldiswalde, sowie für die Königlichen -Amtsgericht- und die Ktadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstem Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhnc in Dippoldiswalde. Sonnabend, den 29. September 1883. Nr. 114. - ------ "7^.-- 48. Jahrgang. Zur Nalionalfkier auf dem Mk-rrwaldr. Es war ein sinnreicher, glücklicher Gedanke von Deutschlands Patrioten, den Platz für das National denkmal an den Krieg von 1870/71 auf dem Nieder walde zu wählen. Keine Stadt, mochte sie auch noch so einen berühmten Namen haben, sollte das National denkmal des gemeinsamen dankbaren Vaterlandes be sitzen, sondern im herrlichen deutschen Walde, der Ur stätte deutschen Lebens und Schaffens, wo bereits in grauer Vorzeit unsere Ahnen deutsche Kraft und deutsche Freiheit üben und schätzen lernten, sollte das groß artige Erinnerungsmonument stehen. Und wo konnte ein herrlicherer, bedeutungsvollerer Waldplatz für das Denkmal gefunden werden als auf dem Niederwalde, wo in der Nähe des viel umstrittenen Vaters Rhein von prächtigen Eichen und Buchen gekrönte Berges häupter kühn und stolz zum Himmel emporragen und sich eine reizende Aussicht auf das von den grünen Nheinsluthen umsäumte Nheingau mit seinen Burgen und Ruinen, Bergen und Nebe'ngeländen darbietet. Keine weihevollere Stätte konnte für das Denkmal, welches am gestrigen 28. September zum Andenken an die Großthaten und Errungenschaften des Krieges von 1870/71 auf dem Niederwalde feierlich enthüllt worden ist, gefunden werden, und bis in die fernsten Zeiten wird dieses Monument im deutschen Eichen wald« Zeugniß ablegen von der Dankbarkeit der deutschen Nation für die ruhmreichen Helden, die im Kriege 1870/71 für Deutschlands nationale Größe mit hehrem Opfermuthe fochten und bluteten, Schlachten schlugen wie Weltgerichte und der Welt in Schwertes- und Flamnienschrist verkündeten, daß sich die deutschen Volksstämme ihre nationale Einigkeit und Selbstständig keit ungestraft nicht mehr streitig machen lassen. Die Enthüllung des Nationaldenkmales auf dem Niederwalde, die streitbare und siegreiche Germania umgeben von den Emblemen des Kriegs und Friedens und Monumenten der siegreichen Helden, ist aber auch gleichzeitig eine erhebende nationale Feier. Unser ehr würdiger Kaiser hat es sich trotz der Last seiner Jahre und den Anstrengungen der vorhergegangenen Manö vertage nicht nehtzien lassen, der Enthüllung des Denk wals in Person beizuwohnen, und neben dem kaiser lichen Helden befanden sich bei den Feierlichkeiten auch die Prinzen seines erlauchten Hauses, sowie die übrigen deutschen Fürsten oder ihre Vertreter, ferner Deputa tionen der Negierungen, des Reichstags, der Kriegs ministerien und der Hauptstädte. Was aber der Ent hüllungsfeier des Nationaldenkmals noch eine erhebende volksthümliche Weihe geben wird, ist die Betheiligung von Deputationen der Kriegervereine aus allen Gauen des Reiches. Die auserwählten Kampfesgenossen der vielen Helden des letzten deutsch-französischen Kriegs stehen neben ihrem Kaiser, Fürsten und Führern bei der Enthüllung des Siegesdenkmals auf dem Nieder walde und sind vor der ganzen Nation Zeugen von der unerschütterlichen Wahrheit, die in dem Dichter worte liegt: „Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, In keiner Noth uns trennen und Gefahr!" Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Die glanzvollen Kaisertage von Homburg sind nun wieder vorübergerauscht, da die Manöver des elften Armeecorps am Mittwoch ihr Ende erreicht haben und der so glänzende Kreis fürst licher Gäste, welchen Kaiser Wilhelm in dem kleinen Taunusbad um sich versammelt sah, hat sich schon be deutend gelichtet. Bereits am Mittwoch Abend ist der König von Serbien nach Belgrad zurückgereist, und erfordert auch die drohende Krisis im serbischen Kabinet dringend die Anwesenheit des Herrschers; am Don nerstag Morgen hat auch König Alfonso von Spanien Homburg verlassen und sich zunächst nach Brüssel be geben, während noch am nämlichen Tage der Kron prinz von Portugal und die englischen Prinzen sich gleichfalls vom Kaiser verabschiedeten. Letzterer traf in Begleitung der königlichen Prinzen und der deut schen Fürstlichkeiten, welche den Homburger Manövern beigewohnt hatten, am Donnerstag Nachmittag in Frankfurt ein, wo die hohen Herrschaften einen mehr stündigen Aufenthalt nahmen, und kurz nach 10 Uhr Abends erfolgte die Ankunft derselben in Wiesbaden, wo sie übernachteten. Von hier aus begaben sich der Kaiser, die königlichen Prinzen und die andern Fürstlich keiten, unter ihnen der König von Sachsen, die Groß herzöge von Sachsen-Weimar und von Hessen rc., am Vormittag des 28. September nach dem Niederwald, um der feierlichen Enthüllung und Einweihung des Nationaldenkmals beizuwohnen. Dieser erhebende Akt und die ihm unmittelbar folgenden Festlichkeiten, unter denen wir nur die Huldigung der Stadt Nüdesheim, die Begrüßung des Kaisers und seiner fürstlichen Be gleiter in der Rheinhalle durch Deputationen der Städte Mainz und Bingen und die Paradefahrt der Dampfer- flotille auf dem Rhein hervorheben; bildeten erst eigent lich den ebenso glänzenden wie würdigen Abschluß der Kaisertage am Main, und sicher wird dieser große, nationale Weihemoment in den Herzen Derer, welchen es vergönnt mar, denselben an Ort und Stelle mit durchzuleben, noch lange nachklingen. — Heute Sonn abend, den 29. September, reist der Kaiser nach Baden- Baden weiter, wo am 30. September, wie herkömmlich, der Geburtstag der Kaiserin im engsten Familienkreise gefeiert wird. Der gemeinsame Aufenthalt der kaiser lichen Majestäten in Baden-Baden wird dem Vernehmen nach bis zur zweiten Hälfte des Oktober dauern. — Gegenüber den Festlichkeiten, welche die Anwesenheit des Kaisers in Merseburg, Homburg und am Rhein hervorgerufen hatte, ist dis innere Politik während der letzten Wochen etwas zurückgctreten, und dies um so mehr, als auf diesem Gebiete keinerlei hervorragende Begebenheiten in letzter Zeit zu verzeichnen waren. Die sommerliche Rnhepause ist indessen nun doch vor über, und schon beschäftigt man sich in den Berliner Negierungsämtern mit den Vorlagen, welche dem Bundesrathe und dem preußischen Landtage während der bevorstehenden Herbstsession zugehen sollen. Was die nächste Session des Reichstages anbelangt, welcher dem Vernehmen nach jedoch erst im kämmenden Ja nuar zusammentritt, so dürfte uns dieselbe eine ent schiedene Fortsetzung der Bismarckschcn Sozialpolitik bringen. Wenigstens wird von offiziöser Seite die Insinuation, als ob Fürst Bismarck den Grundgedanken seines sozialpolitischen Programms aufgegeben habe, zurückgewiesen und hierbei speziell betont, daß der Reichskanzler zwar seit Jahresfrist durch schwere Krank heiten verhindert worden sei, sich an der Förderung der von ihm angeregten sozialpolitischen Reform in demselben Maße wie früher zu betheiligen; trotzdem werde er aber an den in der kaiserlichen Botschaft angedeuteten Grundzügen festhalten. Oesterreich-Ungarn. Die kroatische Frage hat zwar gegenwärtig an Schärfe etwas verloren, trotzdem wird sie aber der ungarischen Negierung noch genug zu schaffen machen. In dieser Woche ist der ungarische Reichstag zusammen getreten, und wird er sich auch jedenfalls mit der kroatischen Angelegenheit eingehend zu befassen haben. Vorläufig wollen fick die kroatischen Abgeordneten in die negative Opposition zurückziehen, d. h. sie wollen bis auf Weiteres den Reichstagsver handlungen fern bleiben. Einer der Führer der kroa tischen Nationalpartei, der Abgeordnete Krestics, hat diese Absicht dem ungarischen Ministerpräsidenten Tisza bereits angekündigt und hinzugefügt, das, er und seine politischen Freunde nicht eher im Reichstage erscheinen würden, als bis die Verfassungszustände in Kroatien wieder hergestellt seien. Frankreich. Die französisch-chinesischen Verhand lungen sind in den letzten Tagen um keinen Schritt weiter gefördert worden, und schwebt überhaupt über der ganzen Angelegenheit noch große Unsicherheit. Mit begreiflicher Ungeduld sehen daher die Politiker an der Seine dein Eintreffen der Antwort der chine sischen Regierung auf die Vorschläge Frankreichs wegen Tonkins entgegen, da man von dieser Antwort Klärung der Situation hofft. Einstweilen hat die Stockung in dem Hin- und Herschachern zwischen Frankreich und China allerhand Gerüchte von Theilungsvorschläaen Chinas, von Konzessionen Frankreichs rc. hervorgerufen, welche nur beweisen, wie unsicher die ganze Situation ist. — König Alfonso wird, von Brüssel kommend, nächsten Sonnabend in Paris eintreffen und mit könig lichen Ehren empfangen werden. Präsident Grevy und die Minister erwarten den König am Bahnhof, zwei Schwadronen Kavallerie begleiten denselben bei der Fahrt nach der spanischen Botschaft. Die Weiter reise des Königs nach Madrid erfolgt am Dienstag, den 2. Oktober. England. In Irland ist die „nationale" Agi tation wieder zu neuem verbrecherischen Thun erwacht, wie aus den sich häufenden Agrarverbrechen hervorgeht. In den Grafschaften Clare, Limerick und Mayo machen sich die Ausschreitungen der irischen Nalionalliga be sonders bemerklich, und der Vizekönig von Irland, Lord Spencer, hat daher 46 Bezirke der genannten Grafschaften unter die Bestimmungen des „Verbrechen^ Verhütungsgesetzes" gestellt. Rußland. In Rußland hat der zu Sofia einge tretene Kabinetswechsel, durch welchen den russischen, die bulgarische Politik bisher leitenden Generälen Kaul bars und Sobeleff der Stuhl vor die Thüre gesetzt wird, große Verstimmung gegen den Fürsten Alexander Hervorgernfen. Das offiziöse „Journal de St. Peters- bourg" giebt dieser Verstimmung in einem längeren Artikel Ausdruck, in welchem Fürst Alexander beschul digt wird, durch die Wiederherstellung der Verfassung von Tirnowo ungesetzlich gehandelt und außerdem eine Rußland völlig entgegengesetzte Politik eingeschlagen zu haben. Dieser Wendung der Dinge hätten vie russischen Generäle nicht zustimmen können und darum mit Ermächtigung des Kaisers von Rußland ihre De mission gegeben. Das offiziöse Blatt spricht schließlich die Drohung aus, daß Rußland bei den Ereignissen in Sofia kein gleichgiltiger Zuschauer bleiben werde, was fast vermuthen läßt, daß Rußland entschlossen ist, militärisch in Bulgarien zu interveniren, in welchem Falle ernste Verwickelungen auf der Balkanhalbinsel unvermeidlich sein würden. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Schmiedeberg im Monat August gestaltete sich in folgender Weise auf den einzelnen Stationen und Haltestellen: Tourbillets. Taqcsbillets. Militär« H. III. II. III. billets. Dresden . . . 121 693 503 1961 —— Hainsberg. . . 169 1101 276 1464 42 Dippoldiswalde . 60 715 137 885 10 an den Haltestellen 259 1659 160 1655 13 Sa. 609 4168 1076 5965 65 11883 Demnach bis jetzt (von Januar 1883 an) 85962 Billets. Befördert wurden im selben Monat 2,100,827 Kilo gramm Güter, demnach bis jetzt (von Januar 1883 an) 11,801,643 Kilogramm Güter. — Anaekündigte öffentliche Sitzungen deS königlichen Amtsgerichts zu Dippoldiswalde. In Zivilprozeßsachen. Den 4. Oktober 1883, von Vor mittags 9 Uhr an: Johanne Emilie Wiedner und Genossen in Wilmsdorf gegen Bergarbeiter Magnus Adolf Richter daselbst. — Schmiedemeister Friedrich August Wolf in Höckendorf gegen Gutspachter Lieber in Börlas. — Amalie verw. Käppler in Somsdorf gegen Schachtmstr. Ernst Robert Fischer in Schmiede-