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^chenö/g/F >^sür Pulsnitz, Königsbrück, Nadeberg, tiadeburg, Moritzburg und ilmgegcnd. Dienstag und Freitag Blatt Amts und des Stadtrathes des Königs Umtsgerichts HefcHäftslleHen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, CarlDaberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-BureauSvonHaafen- stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mosse und. G. L. Daube L Comp. Abonnements - Preis Viertelt >hrl. 1 M. 25 Pf. Aus Wunsch unentgeltliche Zu sendung. AlS Beiblätter: I JllustrirteS Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. ^andwirthschaftliche Beilage (monatlich). Vorm. S Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puSzeile (oder deren Raum) 1V Pfennige. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Z" Wutsnih Dn.- undErd.n NeunundvierzigstM Kuhr-gang. B-r-m--«-- Schulz- Sonnabend. «r. V0. 28. Sluguft 1807. Sonnabend, den 28. August 1897, Abends -8 uhr, öffentliche Stclbtverorbnetensttzung im Sitzungssaal. Die Tagesordnung hängt in der Rathhausflur aus. Pulsnitz, am 26. August 1897. Der Stadtverordnetenvorsteher. Hugo Hauffe. Die Triulspriiche des Kaisers Ricolaus und des Präsidenten Fanre in Petersburg. Glänzend und großartig ist der Empfang des französi schen Präsidenten Faure in Rußland gewesen und Herzl ch >md freundschaftlich haben die Trinkspriiche geklungen, welche der Kaiser von Rußland und der Präsident ker französischen Republik bei der Galatasel im großen Kaiservalaste in Petershof ausgetauschl haben, aber ein scharfer Beobachter kann doch herausfiuden, daß zwischen den Trinksprüchen, die die Oberhäupter Rußlands und Frankreichs jetzt aus- tauschten, und denen, welche voriges Jahr zwischen ihnen in Paris gewechselt wurden, ein gewisser ernüchternder Unterschied herrscht. Die berühmten Worte des Zaren .treu unvergeßlichen Ueberlieserungen" (Zarentoast in Paris) und von dem „tiefen Gefühl der Waffenbrüderschaft" (im Lager von ChalonS) sind nicht wiedergekehrt, und das von den Franzosenso schnsüchtigerwarteteWort von der sranzösisch- lussischen Allianz ist von dem Kaiser von Rußland in seinem letzten Trinkspruche überhaupt nicht gebraucht worden. Die Worte, welche der Zar in seinem Trinkspruche gebraucht hat, gipfeln nur in der Bande der Freundschaft und der Uesen Sympathie, welche Frankreich und Rußland vereinigen. Gern muß übrigens anerkannt werden, daß auch der Präsident Faure sich in seinem Trinkspruche von allen Ueberschweng- lichtesten frei hielt und in seinem Trinkspruche erklärte, daß er nach Rußland gekommen sei, um die so mächtigen Bande zu bekräftigen und noch enger zu knüpfen, welche Rußland und Frankreich verbinden. Ferner sprach der Präsident Faure noch von dem gleichen Gedanken der gegen seitigen Treue und des Friedens. Man darf daher wohl sagen, daß daS Verl ältniß Rußlands und Frankreichs ein FreundschastLbund ist, aber keine politische Allianz mit emem bestimmten Plane für die künftige Politik der beiden Großmächte. Herr Felix Faure möchte wohl die Beziehungen Frankreichs und Rußlands formell auf den festen Boden einer politischen Allianz stellen, der ihm bisher trotz allen Geschreis der Chauvinistenpresse und trotz aller geheimniß vollen Andeutungen der von dem ungeduldigen Parlament in die Enge getriebenen Minister der Republik noch gefehlt hat, aber cS fragt sich sehr, ab der Präsident Faure dieses Ziel erreicht. In den Worten des Zaren ist nicht die ge ringste Andeutung dafür zu finden, daß Rußland ein poli tische» Programm mit Frankreich vereinbart hat. Nach den Trinksprüchen, die jüngst der Kaiser von Rußland mit dem Kaiser von Deutschland ausgetauscht hat, steht Rußland Mit dem deutschen Reiche aber fest auf der Erhaltung des Weltfriedens, also kann auch der Kaiser Nikolaus dem Präsidenten der französischen Republik nichts anderes als Wie die Erhaltung de« Friedens versprochen Haden. Offen herausgesagt hat aber Frankreich den Weltfrieden, wie er durch die Friedensverträge garantiert ist, noch nicht ange- nommen, denn Frankreich hat noch nicht auf die Wiederer- oderung Eljaß-Lolhringens verzichtet. Vielleicht Hot der Zar vertraulich auch den Wunsch einer Annäherung Frank reichs an Deutschland ausgesprochen. Aber in diesem Punkte liegt ja eben die Schwierigkeit der politischen Lage, denn wenn auch die Pariser Zeitungen die friedliche Bedeutung des Besuches des Präsidenten Faure in Petersburg betonen, so wird doch auch gleichzeitig von Paris aus über eine gewisse Enttäuschung der Franzosen berichtet. Man hat in Paris erwartet, daß von den Lippen des russischen Kaisers Worte fallen würden, welchen sich eine tiefere, hoffnungsvollere Bedeutung unterlegen ließe. Die Franzosen trösten sich daher damit, daß der Werth der Worte des Zaren nicht so sehr in ihrem landläufigen Sinne als in ihrem Tone liege, in den Umständen, und ganz besonders durch die sich aufdrängenden Vergleiche. Man könnte nicht einen vollständig richtigen Eindruck von dem Wertste der Trinksprüche gewinnnen, wenn man sich nicht de» Trink spruches erinnerte, welchen der Zar aus Kaiser Wilhelm ausbrachte. Damals war von traditionellen Banden und guten Beziehungen die Rede, heute könne man keine Tradition zur Erklärung der franko-russischen Eintracht heranziehen, und es wäre nicht ausreichend, blo« von guten Beziehungen zu sprechen, deshalb habe der Zac seine Gedanken auch unverhülller zum Ausdruck gebracht, und Niemand werde an der Aufrichtigkeit seiner Gesinnung zweifeln, wenn er die Bande der Freundschaft betont, jener auf reiflicher Erwägung, nicht auf Tradition beruhenden Freundschaft. Diesen Trost wollen wir den Franzosen gönnen. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Der Ertrag der in unserer Stadt zum Besten der Wassergeschädigten veranstalteten Hauscollecte stellt sich auf 1400 Mark, die an daS LandeShilsScomit« zur weiteren Vertheilung abgesührt werden sollen. Der ansehnliche Betrag, den diese Sammlung ergeben hat, be weist die schon so oft erprobte Mildlhätigkeit unserer Be wohner. Pulsnitz. Nächsten Sonntag wird in Ohorn das diesjährige Schulfest abgehalten, worauf wir alle Freunde dieser so lieblichen Kinderfeste aufmerksam machen. Der Festplatz befindet sich dicht an der Hübner'schen Gast- wirthschaft. Pulsnitz M. S. Wer kennt in unseren Tagen nicht die hohe, körperliche und sittliche Aufgabe des Turn- Wesens! Tausende und Abertausende Deutsche erstreben in Beherzigung deS unumstößlichen WahrsprucheS: „Nur in einem gesunden Körper kann ein gesunder Geist wohnen!" die Ausbildung und Kräftigung ihre- Körpers, deS Tempels der Seele, und viele Tausende, vorher an ihrem Zustande der körperlichen und geistigen Ermattung Verzweifelnde, preisen das Turnen als Retter und Erhalter ihres Daseins. Auch hier wird auf das Turnen großer Werth gelegt. Der hiesige Turnverein wetteifert mit gutem Erfolge, dem Turnen dasjenige Ansehen zu bewahren, das ihm von rechtswegen gebührt. Und wenn der Herbst kommt, wenn sich das Laub an den Bäumen beginnt zu färben, dann wird vor die Oeffentlichkeit getreten, um zu zeigen, waS in den Sommermonaten gelernt und geleistet wurde. So veranstaltet der hiesige Turnverein nächsten Sonntag im Menzel'schen Gasthofe ein Schauturnen, für daS reger Besuch aus allen Kreisen der Bevölkerung zu wünschen und gewiß auch zu erhoffen ist. Abends begeht man die Feier deS fünften Stiftungsfestes, bestehend in Concert, turnerischen Aufführungen und Ball. — Es sei nochmals darauf hingewiesen, daß am 1. Oktober die Verordnung über die NamenSangaben der Gewerbtreibenden an offenen Läden, Gast- und Schank, wirthschasten in Kraft tritt. Man wird gut thun, sich bei Zeiten vorschriftsmäßiger Schilder zu versichern, um nicht in Strafe zu verfallen. Nach der Verordnung sind Gewerbtreibende, die einen offenen Laden haben oder Gast- und Schankwirthschast betreiben, verpflichtet, ihren Familiennamen mit mindesten» einem ausgeschriebenen Vornamen an der Außenseite oder am Eingänge de» Ladens oder der Wirthschaft in deutlich lesbarer Schrift anzubringen. Kaufleute, die eine Handelsfirma führen, haben zugleich die Firma in der bezeichneten Weise an dem Laden oder an der Wirthschaft anzubringen. Ist aus der Firma der Familienname des Geschäftsinhabers mit dem ausgeschriebenen Vornamen zu ersehen, so genügt die Anbringung der Firma. — Die Denunziation wegen Vergehen» gegen die Sonntagsruhe von feiten eine» Gehilfen ober Gesellen gegen seinen Meister oder Prinzipal ist, wie jüngst gericht lich festgestcllt worden, selbst wenn sie begründet ist, als ein Treubruch anzuschen, dem kein rechtlicher Schutz ge- währt wird. Ein Gehilfe hatte seinen Herrn heimlich zur Anzeige gebracht, weil er nachweisbar mehrmals an Sonntagen gesetzwidrig ihn hatte arbeiten lassen. Zufällig entdeckte der Prinzipal den wahren Denunzianten und entließ ihn ohne Kündigung. Die Klage des also Ent lassenen auf Entschädigung für die Kündigungs - Frist wurde von der ersten Instanz anerkannt, von der Ober- instanz aber mit der Motivirung abgewiesen, daß auch die an sich wahre Denunziation eine im Dienste begangene Treulosigkeit darstelle und die Entlassung des Denunzianten vollständig rechtfertigte. — Als astronomische Erscheinung ist zu erwähnen, daß die Sonne in das Zeichen der Jungfrau eingetreten und damit die Zeit der Hundstage vorüber ist. Zu con- statiren ist dabei, daß von großer Hitze, welche diese Zeit eigentlich mit sich bringen soll, nicht allzuviel zu bemerken ge wesen ist; vielleicht sind uns noch recht warme Tage für den Rest des zur Rüste gehenden Sommers Vorbehalten. Gersdorf. Auf hiesiger Flur wurde kürzlich vom Herrn Baron von Kalitsch ein schwarzer Storch geschossen. Mit Rücksicht auf die Seltenheit des Objekts wurde das selbe der Sammlung des Zoologischen Gartens in Dresden einverleibt. Radeberg, 26. August. Gestern Morgen in der 4. Stunde ereignete sich in der hiesigen Exportbierbrauerei ein betrübender Unfall. Der Maschinenwärter K., welcher jedenfalls im Maschinenraum ein Treibseil hat auflegen wollen, ist von selbigem ersaßt und viele Male um die Welle geschleudert worden, wodurch er einen dreimaligen Armbruch, sowie innere Verletzungen erlitt. K. hatte die Geistesgegenwart nicht verloren und wurde von den die Arbeit um diese Zeit beginnenden Braugehilfen, welche den Vor fall schon von der Straße aus bemerkt hatten, aus seiner schrecklichen Lage befreit. Der BedauernSwerthe wurde auf ärztliche Anordnung nach der Diakonissenanstalt zu Dresden gebracht. — Dem König von Siam ist in D r e s d e n , wo er am Dienstag eintraf und bis Donnerstag verweilte, ein glän» zender Empfang bereitet worden. König Albert, sowie die Prinzen Georg, Johann Georg un) Albert waren zur Begrüßung auf dem Bahnhofe erschienen. Die beiden Könige umarmten und küßten sich wiederholt. Nach Ab nahme der Parade über die vor dem Bahnhofe aufgestellte Ehrenkompagnie begaben die hohen Herrschaften sich in offenem Wagen nach dem Schlosse, woselbst der König von Siam die Königin und die Prinzessin Mathilde be grüßte. Abends fand eine Galatafel statt und dann be suchte der König Albert mit seinem hohen Gaste die Oper. Am Mittwoch nahm der König von Siam die berühmten Sehenswürdigkeiten von Dresden in Augenschein und fuhr zur Besichtigung der königlichen Porzellan Manufaktur am Donnerstag nach Meißen. Dresden, 26. August. Heute Nachmittag 2 Uhr hat Se. Maj. der König von Siam mit feinem Gefolge Dresden wieder verlassen. Se. Maj. König Albert be gleitete seinen hohen Gast bis zum Leipziger Bahnhof, woselbst der Sonderzug mit dem Reiseziel Potsdam be reit stand. Die Verabschiedung trug einen überaus herz lichen Charakter. Der siamesische Monarch bedankte sich wiederholt für den ihm und den Seinigen bereiteten aus gezeichneten Empfang. Vormittags 11 Uhr hatten beide Monarchen eine Wagenfahrt durch die Albertstadt unter nommen, nachdem vorerst von der siamesischen Majestät noch mehrere Sammlungen besichtigt worden waren. Nun der asiatische Herrscher fort ist, werden verschiedene wohl-