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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Oerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Domrerstag, dm 8. Decemker l864. 49. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Loreuz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vterteljabrgang beträgt ill Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl tin der Redaction), als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. Redaction Umschau. Die Kricgsbefürchtungen sind so schnell wieder verschwunden, als sie aufgetaucht waren. Die ein- bcrufenen Beurlaubten sind wieder entlassen oder Haden schon vor ihrem Eintreffen in den Garnisonen Contre-Ordre erhalten. Hinterher kommen aber eine Menge Nachrichten, die an dem festen Willen Sachsens den einrückenden Preußen Widerstand zu leisten und Gewalt mit Gewalt zu vertreiben, nicht zweifeln lassen. Die sächsische Armee hätte sich bei Freiberg concentriren sollen und würde dort von 50,000 Bayern unterstützt worden sein. Glück licherweise ist das nicht nötbig geworden. Ein eigenhändiger Brief unsers Königs an den König von Preußen hat die Wirkung gehabt, einen Ge waltact zu verhindern. Es hieß sogar einige Tage, der König von Preußen sei über das barsche Auf treten seines Ministers Bismarck gegen Sachsen so aufgebracht gewesen, daß er denselben entlassen wolle. Preußen hat durch den Bundestag gesiegt. Mit 9 gegen 6 Stimmen beschloß dieser, daß die Bundes - Execulion in Holstein als beendet zu be trachten sei und daß die sächsischen und hannöver schen Truppen nach Hause zu gehen hätten. Han nover halle sich schon vor dem Bundesbeschlusse den Forderungen Bismarcks gefügt und versprochen, seine Soldaten zurückzuruicn. Der Herzog von Augustenburg kann nun zusehen, wer ihm zu seinem Lande verhilft; wenn nun auch der Bundestag ihn als den rechtmäßigen Erben erklärt, so ist damit noch Nichts erreicht. Herr v. Bismarck wird die Herzogthümer entweder ganz zu Preußen schlagen oder dem Herzoge solche Bedingungen stellen, daß dieser wenig mehr als ein preußischer Statthalter zu bedeuten Hal. Aber noch eine andere Seite hat die Nachgiebigkeit des Bundestags den preußischen Forderungen gegenüber. Herr v. Bismarck weiß nun, daß er blos mit dem Säbel zu rasseln braucht, um das durchzusetzen, was er will und die 9 Stim men, die ihm so willfährig gewesen, könnten nicht den Dank dafür zu schmecken bekommen. — Aus Leipzig kommen viele Klagen über die Geschäflsstockungen, welche durch die Kriegsgerüchte verursacht worden sind. Gerade in der Zeit vor Weihnachten war sonst das Geschäft ein sehr leb haftes. Hoffentlich werden die nächsten Wochen noch Ersatz dafür bringen. — Daß im Kriege mitunter die merkwürdigsten Verwundungen vorkommen, ist bekannt. In der Berliner Klinik erschien vor einigen Tagen einer der tapferen Düppelstürmer, welcher behauptete, noch eine Kugel im Kopfe sitzen zu haben. Eine Reizbarkeit des einen Auges ließ thn dies vermu- then. Der Mann hatte ein glattes, rundes Ge sicht ohne jegliche Narbe, man konnte sich daher mit seiner Vermutbung nicht einverstanden erklären. Gar bald bemerkte er aber und bestätigte dies durch eine vernarbte Wunde hinter dem Ohre, daß ihm dort eine Kugel in den Kovf geschossen sei, die ih ren Weg unter dem Sckädelknochcn entlang bis in die gegenüberliegende Backenknockenhöhle genommen und kort noch fest säße. Nach einer durch den Generalarzt Langcnbcck durch das Nasenloch vor genommenen Sondirung ward auch wirklich eine Kugel entdeckt, und zwar dadurch, daß sich an der Sonde ein kleines Elfenbeinkügelchen befand, das durch eine Reibung an der Bleikugel einen dunklen Strich zeigte. Die dänischen Kugeln sind indessen so groß, daß das Hindurchbringen durch das Na senloch nicht möglich war. Der Patient wurde deshalb chloroformirt und darauf neben der Nase