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Dresdner Journal : 17.05.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187905172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790517
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790517
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-05
- Tag 1879-05-17
-
Monat
1879-05
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 17.05.1879
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^113 Somaicnd. den <7. Mai. 187N. l» ff»««» 4,aU«L«« KUtrUoü- . . 1» Kvk jt MrUod: 4 bv?s LUnelus Ha»wsrn: 1V kk 1«—rd»Id ä«,6eutx:t>«, keiods» tritt kost- anä 8ten>p«ttu»«t>I»s Klara. I»»»r»t«»prei»«r kür äsa kaum siosr ^«palteaeu kstitteil« 20 kf. Vater „Lia^««u»ät" äio Leits so kk. DresdntrÄuriml. ruckel»«» r lüsttek mit XllMLtrme äsr 8oaa- aoä keierts^e Abeack« kür 6sn kol^saäen lax Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. lu-sr»1«o»aa»I»»« »a«Mtrtn r Lsiprt^: H Lra»«1iitetter, 6ommi»»ioaLr U« vrsstiaer ^ouraat»; LsmdarU 8«rUa Visa >»»»! - krsairkui t ». N.: L kvAter, v«rll» Vi«-S»wdar^- kr»^-Ii«tp»j^ krsaLtvrt ». » -»oved«a: L»»U L/o««, L«rU»: S. L'or^iet, /iraiici--nti««X-. Sr«w«a: L. Se^ottr,' Lr«»l»» - I, Ltan-e»'« öüreau; 0d«mrut»: A> ko»-t; krsaktart ». «.: F ^a^Ae^-tcke a. F <7. k/errman«- sotie 8uedd»aülva8! OvrUtr: O Akuter/ Ssaaorsr! 6 §c^»KÄer,- ksrii Ssrlia - kirnLkurr ». N. Sr»«^»rt! Daute L vo.,' Ssradar^i D LleueiAe«, ^ci. Lt«i»«r. 8«r»a»xvd«r: LSaiei. Lrpeäitioa äe« Vrexiavr loaraat«, vresüsa, Lviaxvritr»«« Ito. 20. Amtlicher Theil. Verordnung, die Revision der Wahllisten für die Landtags wahlen betreffend. Da im Laufe diese« Jahre» die erforderlichen Er- gänzuugSwahlen für die Ständeversammlung vorzu- uehmen sind, so werden alle nach 8 23 de» Wahl gesetze» vom 3. December 1868 (Gesetz- und Verord nungsblatt Seite 1369) mit Führung der Listen der Stimmberechtigten beauftragten Organe hierdurch noch besonder» darauf hingewiesen, daß diese Listen im Laufe de» Monat» Juni diese» Jahre» einer Revision zu unterwerfen sind und sofort im Anfänge des ge nannten Monat» die in 8 II der Ausführungs-Ver ordnung zu dem gedachten Wahlgesetze, vom 4. De- cember 1868 (Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 1378) vorgeschriebene Bekanntmachung zu erlassen ist. Zugleich wird aus die Bestimmungen unter I 1, 2 und 3 de- Gesetzes, einige durch die Reform der di- recten Steuern bedingte Abänderungen gesetzlicher Vor schriften betreffend, vom 2. August 1878 (Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 211) Bezug genommen. Auch werden alle Obrigkeiten auf die Vorschrift in 8 9 der angezogenen Ausführungsverordnung vom 4. December 1868, wonach sie von allen ihnen bekannt gewordenen Fällen einer Entziehung der Stimmbcrech- tigung den mit Führung der Wahllisten beauftragten Organen Nachricht zu geben haben, hiermit ausdrück lich aufmerksam gemacht. Gegenwärtige Verordnung ist in allen Amtsblät tern alsbald zum Abdruck zu bringen. Dresden, am 14. Mai 1879. Ministerium des Innern, v. Rostitz-Wallwitz. Forwerg. Nichtamtlicher Theil. u e b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Berlin. Wien. Amsterdam. Bern. Rom. St. Petersburg. Philadelphia.) Zur Orieutfraae. Deutscher Reichstag. (Sitzung vom 15. Mai.) Dretduer Nachrichten. Proviuzialnachrichten. (Freiberg.) Statistik und LolkSwirthschast. Aeuilletou. Lotteriegewinnliste vom IS. Mai d. I Kirchennachrichten. TageSkalender. Inserate. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische WitterungSberichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Freitag, 16. Mai, Nachmittags. (Tel. d. Dre»dn. Journ.) In der heutigen Sitzung de» Reichstags befanden sich unter den Eingängen der Gesetzentwurf, betreffend die vorlävfige Ein führung von Lrnderuvgev deS Zolltarifs, and der Gesetzentwurf, betreffend daS Reichstagsgebäude. Feuilleton. «edigirl von Otto vanct. K. Hoftheater. — Altstadt. — Donnerstag den 15. Mm gastirten in Wagner'S „Tannhäuser" Herr Gudehu» in der Titelrolle und Herr Emil Fischer al» Landgraf. Jene hohen Steigerungen im Au»druck de» Affrct», welche in dieser Partle z. B. für die Sehnsucht nach der schönen Erdenwelt, für die momen tan hervorbrechende Leidenschaft, für die düstere dämo nische Gluth der Sinnlichkeit, die Verhöhnung der Gegner rc. zur ergreifenden dramatischen Gestaltung erforderlich werden, stehen den Stimmmitteln de» Herrn Gudehu» nicht zu Gebote. Mit der fast stets nöthigen Anstrengung derselben mindert sich natürlich die Fähig keit, durch reiche Nüancirung und charakteristische» Eo- lorit de» Ausdruck» zu interesfiren. Reben dieser fühl baren Monotonie im Vortrag bleibt ihm indeß der Vorzug, die Partie befriedigend darzustellen und mit Wärme, musikalisch lobcn»wertber und sicherer Be handlung, mit verständiger Declamation und richtiger Intention zu singen und mit besondere« Gelingen in einzelnen, feinen, dem weichen GefühlSausdruck seiner trefflichen lyrischen Tenorstimme zusagenden Stellen. Ein zeitweilige» Engagement de» Gaste» in Rücksicht auf Wagner jche Partien würde fomit vollkommen ge rechtfertigt erscheinen. Herr Fischer sang die kleine Rolle de» Landgrafen, welche die Schwache seiner tiefen Tonlage nicht her- vortreten läßt, sehr löblich und namentlich durch be lebtere Declamation mit guter Wirkung. Unter den Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der »weiten Lesung des Zolltarifentwurfs, und zwar bei der Position „Eisen und Eisrnwaaren". Abg. v. Wedell-Malchow vertheidigt seinen (um stehend mitgetheilten) Anttag auf Herabsetzung der Eisenzölle und führt aus, daß das Princip deS Aus gleichs von widerstreitenden Interessen im Zolltarif speciell bei Eisen nicht genügend gewahrt sei. Die Eisenzölle ständen nicht in richtigem Verhältniß zum Werth«. Durch die Zollsätze der Vorlage würden die Landwirthschast und die Maschinenindusttie schwer ge schädigt. Prag, Freitag, 16. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ ). Die Rinderpest in Böhmen ist erloschen. Die Meldung einiger Blätter von dem Wieder- auSbruch derselben im Deutschbroder Bezirk ist un begründet. Paris, Freitag, 16. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der StaatSrath hat das Urtheil seiner Sektion für die inneren Angelegenheiten, daß sich der Erzbischof von Air eines AmtsmißbraucheS schuldig gemacht habe, bestätigt. Versailles, Donnerstag, 15. Mai, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Senats interpellirte CbeSnelong den Unterrichtsminister Kerry in der Angelegenheit der von geistlichen Orden geleiteten Schulen, welche auf Anordnung der Präfecten geschloffen worden sind. Ehesnelong machte dem Unterrichtsminister na mentlich zum Vorwurf, daß die in der Prüfung der Befugnisse und Vollmachten dieser Schulen durch den StaatSrath herbeigesührten Verzögerungen erst durch ihn, den Minister, verursacht worden seien. Der Unterrichtsminister Ferry legte dar, daß die Regierung vollständig gesetzlich verfahren sei, und kündigte die Vorlegung eines Gesetzentwurfs zur Un terdrückung der Obedienzbriefe an, welche bei den be treffenden Lehrern die Stelle eines Brevets verträten. Der Senat beschloß, über die Interpellation zur einfachen Tagesordnung überzugehen. In der Deputirtenkammer wurde daS Gesetz über den Dienst bei dem Generalstabe berathen. London, Donnerstag, 15. Mai, Abends. (W. T. B.) Ja der heutigen Sitzung deS Unterhauses erklärte in Beantwortung einer Anfrage Camp bell's der Schatzkanzler, Sir S. H. Northcote, die Regierung habe der Pforte wegen Durchfüh rung des Art. 23 deS Berliner Vertrages (welcher die Einführung des organischen Reglements der Insel Kreta in den übrigen Theilen der europäischen Türkei verfügt) wiederholt die dringlichsten Vorstellungen gemacht und diese Vorstellungen auch ganz kürzlich wieder erneuert. Auf eine Anfrage Mure s antwortete der Un- terstaatssecretär des Aeußern, Bourke, er glaube, daß Deutschland einen Vertrag mit Samoa abge schlossen habe; der deutsche Consul habe dem eng lischen Consul auf den Samoainseln eine Abschrift des Vertrages mitgetheilt. Ob der Vertrag von der deutschen Regierung bereits ratificirt worden sei, wisse er nicht; irgend welche Klagen über den Ver trag seien der englischen Regierung nicht zuge gangen. St. Petersburg, Freitag, 16. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Brand in Irbit am 13. d. M. hat 44 hölzerne Häuser vernichtet. Am 14. Mai entstand ein dritter Brand, welcher 3 hölzerne Häuser vernichtete. Die Borfichtsmaß- regeln sind verschärft worden. Der Verdacht der Brandstiftung erhöht die Wachsamkeit der Ein wohner. Tagesgeschichte. * Berlin, 16. Mai. Se. Majestät der Kaiser besuchte heute Nachmittag gegen 4 Uhr die hiesige Mastviehausstellung und wurde daselbst von dem Mi nister Friedenthal und dem AuSstellungScomite em pfangen und durch die Ausstellung geleitet. Der Kaffer verließ nach eingehender Besichtigung die AuS- stelneng mit dem Ausdruck vollster Anerkennung für da- unausgesetzte Streben der deutschen Landwirthe, kräftig fortzuschreiten. Die nach Tausenden zählende Menge empfing und begleitete Se. Majestät mit be- geisterten, nicht enden wollenden Hochs. — Der Bun- deSrath hat heute Nachmittag eine Plenarsitzung abgehalten, und ist in derselben nach Antrag des Zoll-, Steuer- und Justizausschusses der Entwurf eines Ge setzes über die provisorische Einführung von Aende- rungen des Zolltarifs unverändert angenommen worden. — Nach der „N. Pr.Z." wird in unterrichteten Kreisen sehr bestimmt versichert, daß der Reichskanzler in eine Verringerung der Sätze der Tabaksteuer keinesfalls willigen werde, da die Durchführung einer Finanz- rrform mit Erleichterung der directen Steuern und der Lommunen nur bei erheblichen Beträgen der Tabak steuer, wie sie seit Jahren grundsätzlich fast von allen Seiten als zulässig anerkannt sind, möglich sei. — Die „N. A. Z." enthält nachstehende Mittheilung: „Sicherem Vernehmen nach hat die Regierung der Köln-Mindner Eisenbahngesellschaft gegenüber sich bereit erklärt, m Verhandlungen wegen Uebertra- gung der Verwaltung und des Betriebes des ganzen Köln-Mindner Eisenbahnunternehmens auf den Staat auf der Grundlage einer in abzustempelnden Actten zu gewähreuden festen Jahresrente von 6 Procent ein- zutteten." — Der Betrieb der Posen-Schneide- mühlerBahn ist heute eröffnet worden. Auch die Mo selb ahn (Coblenz - Trier - Diedenhofen) ist heute dem Betriebe übergeben worden; sie hat eine Gesammt- länge von 181,74 km. — Der „K. Z." wird von hier berichtet: In naher Zeit steht auch ein Beschluß des Bundesraths über die Prüfungsordnung für Aerzte bevor. Der bekannte Entwurf wird nicht geändert, also auch eine Zulassung der Realschulabiturienten zum Studium der Medicin nicht ausgesprochen werden. Die Er höhung der Studienzeit von 8 auf 9 Semester gelangt ferner zur Einführung, und es werden, wie man hört, von dieser Neuerung nur diejenigen Studirenden nicht berührt werden, welche sich bei dem Inkrafttreten der Prüfungsordnung im 8. Studiensemester befinden. Weiterem Vernehmen nach ist keine Regierung für die Zulassung der Abiturienten der Realschulen 1. Ord nung, beziehentlich der ihnen gleichstehenden Realgym nasien eingctteten, so daß neue Versuche der zuletzt erwähnten Lehranstalten vorerst aussichtslos sind. — Die „N. A. Z." schreibt: Es hat sich das Ge rücht verbreitet, daß die internationale Ausstellung in Sydney erst am 1. October d. I. beginne. Dem gegenüber können wir mittheilen, daß nach authentischen Nachrichten dies nicht der Fall ist, die Eröffnung viel mehr in der ersten Woche des September stattfindet. D. Berlin, 15. Mai. Der Reichstag trat heute in die zweite Lesung des Zolltarifentwurfs ein. Die ersten beiden Positionen, welche zur sofortigen Plenar- berathung verwiesen waren, wurden nach kurzer Dis- cussion im Wesentlichen unverändert genehmigt, worauf in die Berathung der Pos. 6, Eisen und Effenwaaren, eingetteten wurde. Bei lttt. a, Roheisenzoll, entspann sich eine Art Generaldiscussion über Vie ganze Position. Nachdem der Bundescommissar Geh. Rath Burchardt die vorgeschlagenen Eisenzölle motivirt hatte, trat Abg. Dr. Bamberger gegen, Abg. Dr. Rentzsch für dieselben auf. Der Letztere suchte namentlich nachzuweisen, daß die Gründe, aus welchen man 1873 die Aufhebung der Eisenzölle beschlossen habe, heute in keiner Weise mehr beständen. Die Weiterberathung wurde hierauf vertagt (vgl. den Sitzungsbericht umstehend). * Wien, 15. Mai. Nachdem der feierliche Schluß der ReichsrathSsession durch S«. Majestät den Kaiser mittelst Thronrede übermorgen (Sonnabend) um 12 Uhr Mittags stattfindcn soll, kann das Abgeordneten haus nur noch heute und morgen Sitzungen halten. Auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung standen Berichte über Petitionen wegen Erlassung einer No velle zum Wuchergesetz, ferner eines Gesetze- zum Schutze der Heilquellen, sowie auch deS Trinkwaffer» für größere Ortschaften, und der Anttag deS Abg. Baron Tinti wegen Einführung einer Wehrtaxe. — Das heutige 50jährige Dienstjubiläum des Präsidenten des obersten Gerichtshofes, Dr. Anton Ritter v. Schmer ling, wurde festlichst begangen. Von Sr. Majestät dem Kaiser empfing der Jubilar ein überaus gnädiges Handschreiben, von den Mitgliedern deS obersten Gerichts hofes eine goldene Denkmünze, welche das Blldniß de» Gefeierten trägt. Die k. k. theresianische Akademie, deren Curator Ritter v. Schmerling ist, beging den Tag in solennster Weise. Unter den Ehrengeschenken befindet sich ein Zeichen der Erinnerung von dem Könige Alfon» von Spanien, welcher seine Erziehung durch mehrere Jahre im Theresianum genoß. Eine herrliche, mit schönsten Ornamenten in Niello reich geschmückte Tole danerklinge sammt Degenscheide und Etui, begleitet von einem eigenhändigen Schreiben, bildet da» königl. Geschenk. Amsterdam, 15. Mai. Der „Wes.-Ztg." telegra- phirt man: Die Directoren der afrikanischen Haa- delSvereinigung, Kerdyk und Pinkoff», wurden flüch tig. Mehrere Handelshäuser in Rotterdam suchten ein Moratorium nach. Bern, 15. Mai. (Tel.) Der frühere Bundes präsident, Nationalrath Stämpfli, ist heute, 59 Jahre alt, gestorben. Rom, 15. Mai. (Tel.) Im heutigen Eonsisto ri um fand die feierliche Überreichung de» Hute» und des Ringes, sowie die Eeremonie der Mundschließung und Mundöffnung an den Lardiuälen Pecci, Hergen- röther, Newman uud Zigliara Statt. Der Papst er nannte sodann 19 neue Bischöfe, darunter Pavel für Großwardein, Dunajewski für Krakau, Frind für Leit- mentz und Szabo für Szamosujvar. Der Prof. Hergen- röther erhielt den Cardinalstitel von der Diakonei St. Nikolaus in oareere. — Der „N. ft. Pr." telegraphirt man auS Rom: Der Bombenproceß in Florenz betrifft da» erste Bombenattentat vom 9. Februar d. I. bei der Leichen gedenkfeier des Königs Victor Emanuel. Da- erste Zeugenverhör ergab, daß die Bombe au- dem Por- ticu» der Ufficien geschleudert wurde; 9 Personen wur den verwundet. Kein Zeuge erkannte bi- jetzt den Bombenwerfer; 50 Zeugen sind vorgeladen. St. Petersburg, 12. Mai. In einer Korrespon denz der „Post" heißt es: Obgleich über die Verhöre der politischen Gefangenen in der Festung daS größte Geheimniß beobachtet wird, können wir dennoch auS guter Quelle melden, daß in kurzer Zett noch 3 nihilistische Mordgesellen den Tod durch den Strang erleiden werden. Einer davon soll der endlich ergriffene Mörder des Generals Mesenzow sein und ein Anderer der bei diesem Verbrechen betheiligte Kutscher. Die Mittheilung einer Wiener Zeitung, daß die Mehrzahl der Nihilisten aus Polen und Deutschen bestehe, ist falsch. Unter den Verschworenen ist kein einziger Deutscher. Dagegen gehören zu diesen Leuten unzählige Atheisten jüdischer Abstammung, welche sich jedoch sämmtlrch als confessionslos bezeichnen. — Der „Pr." schreibt man zur Situation: Im Innern mag es noch fortgähren; aber alle Anzeichen deuten doch darauf hin, daß die Regierung wahrschem- übrigen bekannten Leistungen sei nur Frl. Malten's vorzügliche Ausführung der Elisabeth hervorgehoben. C. B. Die Kunstgewerbeausstellung in Leipzig. O Leipzig, 15. Mai. Ueber die bereits telegra phisch gemeldete feierliche Eröffnung der hiesigen Aus stellung lassen sich noch folgende bemcrkenswerthe Ein zelheiten nachtragen. Trotz des gerade zur Zeit der Ankunft unseres erhabenen Königspaares herrschenden Regen» hatte sich doch längs des ganzen TracteS vom Dre-dner Staatsbahnhof bis zur Halle und insbeson dere vor derselben eine außerordentlich zahlreiche Men schenmenge eingefunden. Sobald die königliche Equi page die Grenze der Ausstellung, also den Vorgarten, berührt hatte, ertönte daS festliche Geläute der vom Meister Jauck hier aufgestellten Glocken, und die Musik dr» 107. Infanterieregiment», welche ebenfalls vor der Halle posttrt war, intonirte die Volkshymne. Am Portal wurden die Majestäten von der AusstellungS- commission ehrfurchtsvoll begrüßt und zwar namens derselben durchs den Hrn. Baurath Lipsius. Darauf betraten Ihre Majestäten die halbkreisförmige Vorhalle und nahmen auf den auS der Albrechtsburg hierher gesendeten Sesseln Platz, hinter den Majestäten die Herren Staat-minister v. Nostitz-Wallwitz, Dr. v. Ger ber, v. Könneritz, der Director der 111. Abtheilung de» Ministerium» de» Innern, Geh. Rath Schmaltz, sowie da» königliche Gefolge, Gräfin Einsiedel, Oberhofmeister v. Lüttichau und Flügeladiutant Oberstlieulenant v. Minckwitz. Zu beiden Seiten hatten sich die zahlreich geladenen Gäste aufgestellt. Es war eine ansehnliche Versammlung; anwesend waren u. A.: der Präsident und der Vicepräsident des ReichsoberyandelSgerichtS, die Spitzen der sämmtlichen königlichen und städtischen Behörden, die sämmtlichen hiesigen Consuln, viele Professoren der Universität, die Geistlichkeit, die Vertreter der Handels- und Gewerbe kammer, die Vertreter der städtischen Behörden von Dresden, Halle a,S. rc., das Offiziercorps rc. Der Raum, welcher die Vorhalle bildet, macht dadurch einen recht erhabenen Eindruck, daß das Denkmal König August's des Gerechten von dieser Halle mit ausge nommen und überwölbt worden ist; die allerhöchsten Herrschaften saßen diesem Denkmal gegenüber. Uebci- gens sind in demselben Raume die Statuen Konrad's des Großen, Friedrichs de» Streitbaren, Albrecht's des Beherzten, Johann Georg'S II., Heinrich's des Erlauchten und Georg s des Bärtigen (nach Härtel in Holz ausgeführt) ausgestellt, so daß sie die Harmonie deS Ganzen vervollständigen. Der Professor der Kunstgeschichte, Dr. A. Springer, ergnff zunächst das Wort zur Festrede, in welcher er an die bekannten vorwurfsvollen Worie des Professors Reuleaux gegenüber der deutschen Industrie anknüpfte und den schweren Vorwurf angesichts der thatsächlichen Leistungen deS deutschen Volkes >m kunstgewerblichen Ge biete zu mildern suchte. Allerdings sei ein Rückgang nicht zu leugnen und das verwandtschaftliche Band zwischen Kunst und Gewerbe, das namentlich im Mittelalter ein so inniges gewesen, gelockert worden; allein hierbei sei zu bedenken, daß die Verhältnisse, unter denen jetzt Kunst und Gewerbe arbeiten, wesentlich andere gewor den seien, und mit diesen Factoren müsse gerechnet wer den. Trotz alledem müsse da- Kunstgewcrbe sich in diese lediglich der Zeit entspringenden Verhältnisse zu schicken suchen und namentlich zweierlei Vorzüge des alten deutschen Kunstgewerbes sich aneignen: die Hingebung und den Eiser der damaligen Gewerbtteibenden bei jeder Arbeit und den lebendigen Zusammenhang de» einzelnen Gewerbtteibenden mit dem ganzen Volk» und Zeitbewußtsein. Es gelte, das ehemalige alte Band wieder herzustellen, die Grenzen deS Kunsthandwerk- zu erweitern; das Handwerk müsse wieder al- Vorstufe der Kunst angesehen und durch die Kunst geadelt wer den. „Freilich", sagte der Redner, „wer leichten Herzen» auf unsere Zustände schmäht, als wenn wir un- eigen sinnig gegen den Fortschritt sperrten, und wer unge duldig schon heute verlangt, daß daS erst zu Erstrebende schon erreicht sein sollte, der vergißt, daß wir heute m,t unendlich größeren Schwierigkeiten zu kämpfen haben, al» die Männer früherer Jahrhunderte. Leicht hatten diese eS, als noch ein kleiner auserlesener Kreis das Kunstleben förderte, als noch ein persönliches Verhältniß zwischen Bestellern und Meistern waltete. Heute hat sich das Verhältniß geändert. Die Liebe zur Arbeit ist zum Theil geschwunden, seit die Gewiß heit nicht mehr in dem Maße vorhanden ist, daß die- Spur deS Namen- erhalten bleibt, dieser Sporn für den Ehrgeiz, Vollendete» zu schaffen. Eonservativ wa ren früher Sitten und Gebräuche, waren Gewohnhei ten und waren vor Allem die Anschauungen bezüglich der Formen, die man al» Vorbild benutzte. Lange dauerte es, ehe man von einem Stile zu dem andern überging. Da konnte eine Sättigung in den einzelnen Formen entstehen, konnte der Meister die Form be herrschen lernen. Jetzt haben wir eS zu thun mit einem Massenpublicum; die Lust, sich mit dem Schmucke
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