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Wchenh-MlW Verantwortlicher Redacteur: Carl Ahne in Dippoldiswalde. 51. Jahrgang. Dienstag, den 4. August 1885. Nr. 91. Md „Wkißerth- Zeitung" «-scheint wöchentlich drei« mal: Dienstag, Donners ¬ tag und Sonnabend. — . Preis vierteljährlich 1 M. 86 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- ttalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- . , , " Amtsblatt für di- Könialiche Umtshauptmamschast Mvxoldiswald-, sowie sm di- Miglich-n Umtsgmchie und di- StadtrLche ' zu Dippoldiswalde und Irauenstem Inserate, welche bei der bedeutenden Ausluge des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet.— Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionelle« Theile, die Spaltcnzeile 20 Pfg- Die Deutschen in Prag. In dem schweren Kampfe, den unsere Stammes- genossen in Böhmen gegen die czechischen Herrschafts gelüste und Anmaßungen führen müssen, läßt sich entschieden ein kräftiger, energischer, ziel- und selbst bewußter Zug erkennen, der durch die Reihen der Deutschböhmen weht und welcher darauf hindeutet, daß man auf dieser Seite noch nicht im Entferntesten daran denkt, vor dem mächtigen, durch die Verhältnisse begünstigten, czechischen Gegner die Waffen zu strecken. Dieses kräftige Betonen der nationalen Sache und des nationalen Standpunktes lassen sich jetzt besonders auch die Deutschen Prags angelegen sein und trat dies zum ersten Mal seit längerer Zeit bei den jüngsten Reichsrathswahlen scharf hervor. Während die deut schen Wähler Prags in den beiden vorhergegangenen Neichsrathswahlen überhaupt gar keine Kandidaten aufgestellt hatten, betheiligten sie sich, sehr zum Er staunen der Czechen, diesmal lebhaft an den Wahlen und stellten in allen drei Prager Wahlkreisen den altbewährten Kämpen Schmeykal als ihren Kandidaten auf. Schmeykal unterlag zwar, wie dies ja unter den obwaltenden Stärkeverhältniffen der czechischen und der deutschen Partei in Prag kaum anders erwartet werden konnte, aber auf einen Sieg hatten die Deut schen selbst gar nicht gerechnet; sie wollten nur den Beweis liefern, daß sie durchaus nicht gesonnen seien, auf ihre nationale Stellung zu verzichten, und diesen Beweis haben sie erbracht, indem sich Tausende von Stimmen auf den deutschen Kandidaten vereinigten. Gegenüber der Thatsache, daß von czechischer Seite Alles gethan wird, um die böhmische Happtstadt in Allem und Jedem ihres deutschen Charakters gänzlich zu entkleiden, muß dieses mannhafte Auftreten der Deutschen Prags rühmend hervorgehoben werden. Früher — vielleicht noch vor vier Jahrzehnten — eine Stadt, in welcher deutsche Sprache, deutsche Sitte und deutsches Wesen gegenüber dem Czechenthum ent schieden vorwogen, ist Prag heute infolge des massen haften Zuströmens czechischer Gewerbsleute aus dem Innern des Landes und überhaupt infolge der ver änderten politischen Verhältnisse in Oestereich zu einer im Wesentlichen slavischen Stadt geworden. Aber das „goldene Prag" ganz zu einer czechischen Metropole zu stempeln, ist denn doch nicht gelungen; schon der Umstand, daß Prag ohne seine Vororte 40000, mit den Vororten aber 60000 deutsche Einwohner zählt, widerspricht diesem Beginnen und außerdem repräsen- tiren diese den intelligentesten und wohlhabendsten Theil der Prager Bevölkerung. Aber es war Gefahr vorhanden, daß das deutsche Element in der böhmischen Landeshauptstadt imnier weiter zurückgedrängt werden und immer mehr an Einfluß einbüßen würde, wenn es nicht bald sich aufraffte und vor Allem sein Politisches Dasein dokumentirte. Dieses ist in erfreu licher Weise schon durch die zahlreiche Betheiligung an den Neichsrathswahlen geschehen, aber die Deutschen Prags sind entschlossen, noch weiter zu gehen und sich auch wieder an den Gemeinderathswahlen, trotz der Ungunst der Verhältnisse, zu betheiligen. Auf czechischer Seite unterschätzt man keineswegs die Bedeutung dieser durch die Reihen der Deutschen in Prag gehenden Bewegung, und Blätter, wie der „Prokop" und die „Politik", haben bezüglich der Gemeinderathsmahlen in Prag bereits den „Kompromißvorschlag" gemacht, daß den Deutschen eine gewisse Anzahl van Sitzen eingeräumt werden solle, wenn man sich deutscherseits zu verschiedenen Gegenkonzessionen verpflichte, vor Allem aber dem deutschen Schulverein entsage. Mit Genugthuung ist zu verzeichnen, daß die Prager Deutschen diesen Vorschlag, der sie in einen schroffen Gegensatz zu den übrigen Deutschböhmen bringen würde, entrüstet zurückgewiesen haben, ihre nationale Ehre steht ihnen denn doch zu hoch, als daß sie die selbe durch eine solche Verläugnung des deutschen Standpunktescheflecken sollte, wie es offenbar die Los sagung von der Sache des deutschen Schulvereins wäre. Unzweifelhaft werden nun die Czechen Alles thun, um den Prager Deutschen die Theilnahme an den Gemeinderathswahlen möglichst zu verleiden, aber auf deutscher Seite will man trotzdem den Kampf auf nehmen. Allerdings werden die Deutschen im günstig sten Falle kaum mehr als ein paar Dutzend Mandate erhalten, und ein derartiges Resultat wird ihre politische Stellung in dem „goldenen Prag" vorläufig wenig verbessern, aber die Wiederaufnahme der Aktions politik auch in der Stadtgemeinde Prag seitens der Deutschen wird zunächst die vortheilhafte Wirkung haben, daß den Deutschen im Lande kundgethan wird, wie energisch die deutsche Partei in der Landeshaupt stadt gewillt ist, nicht nur ihre jetzige Stellung gegen über der andrängenden czechischen Hochfluth zu be haupten, sondern auch früher verloren gegangene Positionen möglichst wiederzugewinnen. Dieser Beweis von Festigkeit," den die deutsche Partei auf dem expo- nirten Prager Posten giebt, wird darum unter den übrigen zwei Millionen Deutschen des Böhmerlandes lauten Beifall und hoffentlich auch thatkräftige Nach ahmung finden; denn leider giebt es der deutschen Oasen in Böhmen, die von dem Schicksal des Auf gehens in die große czechische Nation bedroht sind, nicht allzuwenige. Den Prager Deutschen aber kann man nur wünschen, daß die Wiedergeltendmachung ihres Gewichtes ihnen in politischer, nationaler und sozialer Beziehung Erfolg bringen möge. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monate Juli 840 Einzahlungen im Be trage von 76,477 M. 29 Pfg. gemacht, dagegen er folgten 491 Rückzahlungen im Betrage von 64,099 M. 97 Pfg. — Sparmarken ä 5 Pfg. sind 150 St. verkauft worden. — Geschäfts-Bericht des Vorschußvereins für Dippoldiswalde und Umgegend auf Monat Juli. 19497 Mark 70 15 - — 10579 - — 694 - 19 34738 - — 310 - 37 834 - 47 60668 Mark 73 16000 Mark — 28395 - 50 10704 - 48 249 - 97 324 - — 55673 Mark 95 Einnahme: Pf. Kaffenbestand vom vor. Monat. - Stamm-Einlagen. - eingezahlte Spar-Einlagen. - Zinsen von Staatspapieren. - zurückgezahlte Vorschüsse. - Provision von Vorschüssen. - Zinsen von Vorschüssen. Pf. Summa der Einnahme. Ausgabe: Pf. gegebene Vorschüsse. - gekaufte Staatspapiere. - zurückgezahlte Spareinlagen. - Stückzinsen auf Staatspapiere. - zurückgezahlte Stammeinlagen. Pf. Summa der Ausgabe. — In einer Korrespondenz aus Glashütte in Nr. 89 unseres Blattes, den Brand der Trump'schen Papierfabrik in Bärenklau am 26. Juli betrffend, war gesagt, daß eine der aus Stadt und Dorf Bärenstein angelangten Spritzen nicht in Gang gebracht werden konnte. Eine uns aus Bärenstein zugegangene Nach richt bestätigt dagegen, daß die Spritzen der genannten beiden Orte ununterbrochen in Dienst gewesen seien und viel geleistet hätten. — Bezüglich des am 16. Juli beim Wühlendes. Lommatzsch in Neinhardsgrimma auf seither noch unermittelte Weise entstandenen Brandes hat die kgl. Brandversicherungskommission der freiwilligen Feuer wehr in Reinhardtsgrimma in Anerkennung ihrer Thätigkeit und Ausdauer beim Löschungswerke, ins besondere bei Deckung der Nachbargebäude des Brand - komplexes, ganz ausnahmsweise eine außerordentliche Belohnung von 40 M. unter der Bedingung zuge billigt, daß der bewilligte Betrag lediglich zu Aus rüstungszwecken verwendet werde. Schmiedeberg, 1. August. Mit heutigem Tage ging das Eisenhüttenwerk Schmiedeberg, welches seit ca. 400 Jahren in ununterbrochenem Besitz der Alten berger Zwitterstocks-Gewerkschaft gewesen ist, käuflich an die Herren vr. Schurz und Ingenieur P. Schmidt aus Zwickau über (letzterer Herr war bereits vor mehreren Jahren am Hüttenwerk angestellt). Nach erfolgter Uebcrgabe durch Herrn Rittergutsbesitzer Otto auf Naundorf, der Vorsitzende der Gewerkschafts direktion, wurden Beamte und Arbeiter mit herzlichen Worten verabschiedet und von den neuen Besitzern ebenso durch eine gemüthvolle Ansprache begrüßt und von Neuem in Dienst genommen. Wie wir hören, beabsichtigen die Herren Besitzer, den Betrieb der ein zelnen Branchen, insbesondere Maschinenbauwerkstatt, Gießerei, jedoch mit Ausnahme des Hohofens, wieder aufzunehmen und wesentlich zu verstärken. Glashütte. Der Verbandstag der deutschen Uhrmacher wird vom 2.-4. August in Hannover abgehalten. Bei dieser Gelegenheit werden von der Direktion der „deutschen Uhrmacherschule" Lehrlings arbeiten der Schule ausgestellt und zwar nach Lehr jahren geordnet, um ein übersichtliches Bild sowohl des Lehrganges der Schule, als auch der Leistungen der Lehrlinge zu geben. Herr Direktor Straffer ist behufs Ueberwachung der Aufstellung der Arbeiten ab gereist. — Der Dresdner Kegelklub „Sandhasen", wel cher seiner Zeit die Anregung zum deutschen Kegel- klubverbande gab, wird in nächster Zeit einen Aus flug nach hier unternehmen, um mit den Kollegen auf den» Privatkegelschube des Herrn Uhrenfabcikant Aß- mann einige frohe Stunden zu „verkegeln." Altenberg. Gegen Abend des 1. August ereignete sich hier das Unglück, daß ein 5jähriges Kind unter den schwer beladenen Lastwagen seines Vaters gerieth und überfahren wurde. Das Kind wurde schwer ver letzt aufgehoben, was aber an den Beinen gebrochen war, konnte der Arzt noch nicht seststellen. Eine Schuld trifft den Geschirrführer, des Kindes Vater, nicht. — Wahrscheinlich in den frühesten Morgenstunden des I. August verunglückte ein Köhler an der hiesigen zwitterstocksgewerkschaftlichen Kohlstatt dadurch, daß er während seiner Arbeit auf den brennenden Kohlen meiler trat und einbrach und dadurch schwere Brand wunden erlitt. Dresden. Das finanzielle Ergebniß des Turn festes ist nach einer vorläufigen Feststellung folgen des: Einnahmen: Festkarten an Turner 70,000 M., Entrees 74,000 Mark; Pacht, Miethe, Stättegeld 4500 Mark; Abgabe von Wein, Bier, Cigarren rc. 16,000 M.; freiwillige Beiträge der Bürgerschaft zur Wohnungsbeschaffung 11,000 Mark; Preßerzeugniffe 2600 M.; Beisteuer der Stadt 20,000 M. Zusammen - 198,100 Mark. — Ausgaben: Preßausschußsachen 4000 M.; Ordnungsausschuß 500 M.; Empfangs ausschuß 200 M.; Festausschuß 15,000 M.; Finanz ausschuß (Kassirer, Portis rc.) 6000 M.; Platzpacht an Oekvnom Meißner 6000 Mark; Plankenherstellung 2000 M.; Wasser- und Gasleitung (leihweise). Waffer und Gasverbrauch, Wege und dergleichen 10,000 M.; Festhalle: Zimmerarbeit, Ausbau, Dekorationen rc. 72,000 M.; Tribünenbauten 5700 M.; Verwaltungs gebäude, Post, Kampfgericht, Aerzte und Polizei 10,000 M.; Portal, Musikpavillons, Tanzpodiums, Fahnen u. dergl. 10,000 M.; Wohnungsbeschasfung 63,000 M.; Turngeräthcleihung 8000 M.; Central ausschuß und Wirlhschaftsausschuß, sowie Verschiedenes 7000 M. Zusammen: 219,400 M. — Es ergiebt sich somit ein Defizit von ca. 21,000 M. oder '/K des aus 150,000 M. sich beziffernden Garantiefonds.