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«rscheüu mtt Ausnahme de« Montag« täglich und wird Nachmittags 4 Uhr aus- gegeben. Preis für da« Vierteljahr I'/, Thlr. s jede einzelne Nummer 4 Rgr. Rr. L57— 8 Juli 18S«. Zu beziehe» durch alle S M» m « s Poüämter de« In- und Deutsche Mgrmnue Zeitung. DM JnserttonLaeßchbr «Wahr-rit md Recht, Freiheit Alb Ecsrß I ° Mr den «-nm «iver Zelle DeAtfchl««». XBy» Rrckar, 4. Juli. Ein neues fthmachwürdigeS Attentat der ultramontanen Partei gegen die protestantische Kirche, welche- in einem Flugblatt begangen wurde, betitelt: „DaS RefvrmativnSjahr 1856 nach Schenkel und Holtzmann, beleuchtet von einem Katholiken", ruft im ganzen Lande, ebenso unter den Katholiken als Protestanten, die tiefste Ent rüstung hnwSr. Das Pamphlet ist in Manheim erschienen und überbietet sich dermaßen in Gemeinheiten, daß, wie es scheint, die Behörden gar nicht für nöthig «rächten, feine ConfiScation zu verfügen. Es richtet sich durch sich selbst, denn offenbar ist eS «in Wuthschrei der im Finstern schleichenden und nach Finsterniß strebenden Partei darüber, daß sie trotz ihrer entsetz- liehen Wühlereien in Baden weder im Publicum einen Anhang erwerbt« konnte, noch die Regierung zu kleinlautem Nachgeben an die Hierarchie «in- zuschüchtern vermochte. Wir geben, um baS Ganze und di« Waffen zu kennzeichnen , mit denen gefochten wird, nur einzelne Wort«. Dit Refor mation wird dort bezeichnet als „der Anfang und die Aussaat jener sitt lichen Verkommenheit, welche jetzt dir ganze bürg«liche Gesellschaft bedroh«". Daß das badische Reformation-fest auf die Feier des katholischen Festes „Peter und Paul" gelegt würde, gilt -als «in Verbrechen der Regierung. „Massiv frtch" mimt der Verfasste das Auftret«« der protestantischen Kirche und „ekelerregend" ist ihm der ganze „protestantische Kram". Luther wird natürlich, wie wir dies von dieser Partei nachgerade gewohnt «erden, als Räuber an fremdem Eigenthum, Verhöhner der Fürsten, Prediger der Re volution, Völler und Lüstling bezeichnet. Die angeblichen Beweise dafür sind empörende Fälschungen der Thatsachen und Geschichtszeugnifft. Von Ekel erfaßt, vermögen wir in der That nicht, den Diatriben dieses Pam phlets weiter zu folgen. Wir denken auch, daS Angeführte genügt, um zu zeigen, in welcher Weise die Partei seines Ursprungs wühlt. Ist es dann zu verwundern, wenn, wir «S jetzt so häufig vorkommt, Uebertritte von der katholischen zur protestantischen Kirch« erfolgen? Ist es andererseits zu ver wundern, wenn namentlich in den -nieder« Schichten, für welche auch noch besonders ein „Christlicher Pilgrr" gleichen Sinnes aus der Pfalz über den Rhein geschmuggelt und heimlich in Manheim, Heidelberg rc. eolportirt wird, doch immer von neuem der ConfesstonShaß entzündet wirb? Wqs ««mag gegen solches Treiben di« bewundevnswerthe strengparitätische Haltung der Behörden? WaS der überall mit gleicher Lieke versöhnende Geist eines treff lichen Kürsten? Doch Gott sei Dank! fehlt auch der Gegensatz zu jenem arffwühlentzen Treiben nicht, -und zwar muß man vorzüglich anerkennen, daß bei dem Reformation-fest auch aus der katholische« Bevölkerung manches Zeichen echtchristlicher Anerkennung der protestantischen Eonfesston hervor ging. Abrr ein Memento müssen dagegen ^solche Erscheinungen wie jene« Pamphlet für alle Jen« sein, die -üb« -da- Machtbereich der Hierarchie im Staat -zu -entscheiden -haben, und Jenen «ine ernste Mahnung, die politischen Theorien zuliebe für -ein« absolute „Freiheit d« Kirch«" plaidiren. Die Frag« wird -tagtäglich brennender fiir Deutschland, und >«S läßt sich -darüber kein Pariser Friede ohne definitive Entscheidungen schließen. Preußen. ^ Berlin, 6. Juli. Auf die preußische und österreichische Nott au Dänemark wegen der lauenburgischmDvmänmangelegenhtit«. soll, wie man hört, bis gestern uoch ckeme Antwort eingegangen sein. Die dänische Bekanntmachung vom 23. Juni d. I., ju welcher angegeben ist, wä- dänischttsütS Unter den besonder» Angelegenheiten des HerzogtkumS Holstein begriffen Welde, bliiffte aitf den Inhalt der Antwort de- dänischen CMttftS, Wit man glallbt, hinlänglich Mießen lassen. Nach der Ansicht der bödeckkhdsteN 'hiesigen'Staat-rechtSkundigen 'steht äber sowol in Betracht der bezüglichen Brsiimmüngc» der Einzelverfassung als der Bestimmungen der geüicinschäftlichen Verfassung, welche den verfassungsmäßigen Rechten der deutschen 'Herzqgthümtr Abbruch (Hun und atlf nicht verfaffungSmäßi- gdm Wegt «nkstäMn silld, 'vtn zu 'dem Deutschen Bunde gthörigen Land- schäften der Schatz des 'Art. 36 der Wiener Schlußakte gegen daS einsei tige Verfahrt« Ler danischtn Regierung zu. 'Bei dem großen Eindruck, welchen letzteres im gesammten Deutschland macht, möchte es von Seiten Preußetts und DesterrelchS bti dem ersten Schritt«, falls derselbe öhne Er- fösa dltibt, Nicht sein Bewenden behalten, da die beiden deutschen Groß mächte darin übercinstimMen sollen, daß dem deutschen Mlionalgefühl uNd Rechtösinn in dieser Angelegenheit Rechnung .getragen werden müsse. — Hinsichtlich der gegenwärtigen Verhandlungen der eifenacher Zollcon- ferenz hört man andeute«, <>äß« waggnber schwer zu erzielenden Slim- mmeinhelligkri« sämMtlicher Z»llv<«inSstaatLN stch als «och sehr zeveffelhaft darsteü«, ob irgendeine tthebiicht Tarifändevung, fei «S in B«zug auf dl« Eisenzölle «der üuf die TabaSsstruer rc., b«schj»ssrn wend«« dütste. — In der am 4. Juli hier stattgehabten Versammlung des hiesigen Evangeli schen Bundes hob brr Bvrsitzmbe hervor, baß eö biSj-tzt wol weniger bekannt sei, daß die erste Veranlassung der nächsten Zusammenkunft dos allgemeine« großen Evangelischen Bundis im kommenden Jahre hier i« Berlin von dem König selbst auSgegangen sei. Ein Redner leitete die »er» hältnißmäßig geringe Anerkennung des Evangelischen Bunde» in Europa aus dem engherzige« Standpunkte ab, dessen Ursachen starr« Eonftsfiona- liSmus und Staat«kirchemh-im seien. Die Ausrottung der Vorurtheile und Einseitigkeiten sei um so schwieriger, als sie schon mit der Muttermilch ein- gssogen würden. So groß aber auch die Hindernisse seien, welche di« eu- ropiischen Verhältnisse darböten, so dürfe das Bestreben, den Evangelische« Bund auch hier zu einer Wahrheit zu machen, doch nicht aufgegeben wer den. ES müsse da nachdrücklich «ntgegengewirkt werden, wo sich Sonder- Parteien und Sonderkirchen gegeneinander abschließen wollten. — Bei der Wichtigkeit, welche die Tabacksindustrie bei unS in Anspruch nimmt, wird es von Interesse sein, diejenigen Momente kennen zu lernen, welche der hiesige Handelsstand gegen dir beabsichtigt« Erhöhung der L-a- backssteuer als die maßgebenden hervorgehoben hat. Wir lassen deshalb daS Betreffende au« dem Berichte der Aeltesten der hiesigen Kaufmann schaft folgen- „Dir infolge beS Vertrags mit dem Steuerverün eingetretcne Herabsetzung dr< Zolls auf unbearbeitete Labacksblätter macht sich, seitdem die im Steuerverein aufgespeicherten Lager geräumt find, auch für daS Ge schäft in ihren günstigen Wirkungen fühlbar, und die über du drei ersten Quartale des vorigen JahrrS veröffentlichten Beträge der eingefühclen Roh. takacke (303,238 Ctr-, und zwar 42^58 Etr. mehr als in demselben Zeit- raume von 1851) beweisen, daß die Reduktion d«S Zolls den Consgm we- sentlich vermehrt und den Staatskassen Vortheil bringt. Gin« ferner« merk liche Steigerung der Einnahmen wird nach diesen bereits fühlbar«» Resul taten unzweifelhaft erfolgen, da nach den eigenen und den Erfahrungen anderer Länder, die Herabsetzung der Zölle und Steuern auf allgemein ge wordene Consumtionsartikel den Staatseinkünften sich stets günstig erwiesen hat, so ergreifen die Betheiligten diese Gelegenheit, um sich über hie eine Erhöhung der Tabacksfleuer betreffenden Anträge, welche im Haufe der Abgeordneten gestellt worden sind und sofort das Geschäft in nicht geringe Unruhe und Unsicherheit gebracht haben, dahin au-zusprethen, daß sie diese Anträge mit dem in Preußen biSh«r befolgten Finanz- und handelSpoliti- schen System in entschiedenem Widerspruche finden. Nur die Möglichkeit, ein gutrö amerikanisches Blatt zu billigen Preisen zu haben, gestattet -einen weitverbreiteten Konsum dieser Waare; jede Vermehrung der Auflagen, wollte man sie auch nicht auf d«n Eingang, sondern auf di« Fabrikation oder Consumtion wrrfen, würde den Verbrauch bedeutend vermindern und auf schlechter« inländische Sorten chinwenden. Eine hohe Besteuerung od«r das 'Monopol mag dort erträglich sein, wo man ftit Jahrhunderten daran gewöhnt ist; ste würde aber, wo sie erst eingeführt werden soll, durchaus nicht Vie Erträge bringen, aüf welche nach dem nächsten Augenschein gc- rechnet worden. Mit Sicherheit aber ließe sich vorauSfthen, daß -sie sowol einer wichtigen Landeskultur schädlich werden als eine Industrie in ihrer Existenz bedrohen würde, bie im Zivllverem nach dem Zutritt des Steuer- Vereins allein durch dir Fabrikation gegen 30,000 Menschen unmittelbar bc- schäftigt und den unverkennbaren Vortheil gewährt, daß große, kleinere und klügste Fabriken nebeneinander bestehen könne«. Daß man ohne kostspie lige und äußerst belästigende Maßregeln, ohne -solche Maßregeln, welche die Industrie nur auf wemge große Fabriken -beschränken müßten, «inen höhern, von derFabäkatio« zu echtbrnben Struerbetrag nicht zu «langen im Staude sei, -und daß alle jene Maßregeln nicht gasreichen würden, -um den Unter- schkif zu verdrängen, ist eine in allen andern Staaten mit solchen Versu chen gemachte und auch von de« Herr«» Kommissaren der Regierung in d« betreffend«« -Commission des Abgeordnetenhauses bestätigte Erfahrung." Bekanntlich ist kürzlich von -SO Tabacksfakrikanten, dir sich in Han- nover versammelten, eine Denkschrift gegen eine beabsichtigte Erhöhung der LabackSsteuer «ntworfen, um der galkemferenz Mnmittelt zu vurden. Aw- guter Quelle erfährt die Berlin« Mrsen-Zeituvg schon.jetzt, bqß di« auf ein« solche Erhöhung gerichteten Anträge-Mheulscher Regünnngen «n dem diffontirenden Votum Preußens und Hannovers,so gut wie gescheitert find, fvbaß -also auch unsere inländische Tabacksindustrie -van j«,,r sie in ihrer Existenz bedrohend«« Finavzmaßttgel verschont bltiben dürfte. ** Eisenach, '6. Juli. Wit man vernimmt, wäre Aussicht aus Herab setzung Vos WngangSzallS ans Seide vorhanden. Man soll nämlich hierbei seitens tz,r Aotteon ßtrtnz von-der Erwägung ausgzhcn , »wß die Sü- dencultur im Bereiche des goll,«eins,-den gemachten! Erfahrungen zufolge, nicht ,g«d«ihm wolle; daß -anbererseit« der Verbrauch derSeidenstoffe immer allgemein« wevde, sodaß ein« Herabsetzung des Zolls jenen im Ganzen so steigern werde, daß eine dutfallstge Verminderung in der Einnahme im Ganzen nicht zu befürchten sei.