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Frankenberger Tageblatt Bezirks- Anzeiger Amtsblatt für die König!. AmtshaHtmaimschast Mha, das König!. Amtsgericht und den Stadtrat zn Frankenberg Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg sen. in Frankenberg i. Ta. — Druck und Verlag von C. G Roßberg in Frankenberg l. G» ——«m— , > »in, ' - " 123 Donnerstag den 30. Mai 1018 . 77. Jahrgang Bekämpfung der Blutlaus. Die Obstbaurnbesttzer werden hiermit zur nachdrücklichen! Bekämpfung der Blutlaus auf- gefordert. Die mit einem weihen Flaum bedeckten Tiere sitzen kolonienweise ist den Ueberwallungs- rändern der Arste und Rindenwunden. Diese sind mit Baumkratzern oder ähnlichen Geräten sorgfältig zu reinigen und mit horten Wurzelbürsten auszuwaschen. Sofern Petroleum und Seife zur Verfügung steht, wird die Seise in warmem Wasser ausgelöst und mit Petroleum im Verhältnis von 1 zu LS vermengt, um dann zum Auswaschen der Wunden zu dienen. Blut- lausherde an jungen Besten und Zweigen werden am besten mit reinem Wasser ausgewaschen oder einfach zerdrückt. Nähere Auskunft erteilen den Obstbaumbesitzern die von der unterzeichneten Amtshaupt mannschaft bestellten ^Vertrauensleute für Gemüse- und Obstbau. Letztere sind auch mit der Ueberwachung der Bekämpfung beauftragt. Die Amtshänptmannschaft behält sich vor, auch von sich au« Nachprüfungen wegen der Bekämpfung der Blutlaus anstellen zu lassen. Flöha, den 27. Mai 1918. Die Königliche Amtshanptmannschaft. Für das besetzte Gebiet und die Etappe werden dauernd Helferinnen gebraucht, und zwar: Stenotypistinnen Maschinenschreiberinnen Handschreiberinnen mit Bürokenntniften Bewerberinnen unter 2V Jahren sind von der Annahme ausgeschlossen. Meldungen lind zu richten an die rn»u«ns^d«ri»»msl<i«ste»o flSks (in der Zweigstelle der Königlichen Amtshauptmannschast). perlten air englischer üaubriet Nach dem Ausscheiden Ruhlands aus der Reihe der krieg führenden Mächte sind für den Vieloerband die asiatischen Fragen von neuem akut geworden. Im fernen Osten ist Sibirien zu einem Brennpunkt der widerstreitendsten In teressen geworden, die sich allerdings gegenseitig derartig in Schach halten, dah es dort zu einem ernsthaften Ein greifen noch nicht gekommen ist. Persien, das seiner geogra phischen Lage und seiner jüngsten Vergangenheit nach leichter der englischen Willkür ausgeliefert ist, muhte nach der Zer trümmerung Ruhlands für England ein lockendes Ausbeute objekt werden, das nicht nur wertvollen Länderzuwachs brin gen, sondern zugleich auch Indien nach Nordosten sichern soll- Durch das Abkommen von 1907 über Persien wurden die schwierigen, stets zu kriegerischer Verwicklung neigenden Reibungsflächen zwischen der britischen und der russischen Asienpolitik beseitigt. Diese Abkommen teilte Persien rn'drci Jnteressenzonen auf, eine russische im Norden, eine britische im Süden und eine neutrale in der Mitte. Damit halte England zwei grohe Ziele erreicht: eine Einigung mit Ruh land erzielt und damit die Möglichkeit der Bündnisse ge schaffen, sowie ein starkes Bollwerk für die Sicherheit des indischen Besitzes aufgerichtet. Es war auch nur eine folge richtige "Fortsetzung der britisch-russischen Politik in Persien, wenn diese beiden Mächte in ihren schrankenlosen Raub absichten während des Krieges sich über die völlige Auftei lung dieses Landes einigten. Ruhland benutzte den Krieg gegen die Türkei als Vorwand, um Persien trotz seiner Neu tralität zum Kriegsschauplatz zu machen. Und England und Ruhland kamen überein, ihre bisherigen „Einfluhzonen" sich gänzlich einzuverleiben und auch die neutrale Zone aufzuteilen. Hindenburgs Siege und die russische Revolution ver eitelten diese Anschläge gegen Persien. Ruhland zog sich aus dem „Geschäft" völlig zurück. Im Frieden von Brcst-Li- towsk verpflichtete es sich, Persien zu räumen. Diese Ver pflichtung wurde auch baldigst erfüllt. Für England ist dies natürlich ein erwünschter Anlatz, das russische Erbe anzutreten- Alle Anzeichen deuten daraus hin, dah britische Streitkräfte im Anmarsch sind, um den persischen Norden und Westen zu besetzen bezw. zu erobern. In Seistan an der afghanisch- persischen Grenze sind bereits erhebliche Truppenmcngen mit starker Artillerie zusammengezogen worden. In Khorassan (Nordost-Persien), sowie an Punkten in Cüdostpersien und an der persisch-afghanischen Grenze sind Befestigungen an gelegt. Ferner arbeitet die englische Propaganda im Lande selbst mit allen Mitteln daraufhin, die Bevölkerung für die englischen Absichten zu gewinnen. Die Polizeitruppen und die Gendarmerie, He dem englischen Einsluh unterliegen, sind vielfach in gleichem Sinne tätig. Es ist offenkundig, datz das Hauptstreben der Engländer da?auf abzielt,.ans Kaspische Meer zu gelangen. Erleichtert wird ihnen ihr Be mühen durch die Bolschewik!, die für sie gewissermahen den Platzhalter spielen. So ist die Besetzung Bakus durch die Bolschewik, sicherlich auf englische Machenschaften zurückzu führen. Es war von jeher englische Staatskunst, sich überall.dort einzudrängen und «inzunisten, wo energischer Widerstand nicht zu erwarten war. Auf diese Art ist das britische Imperium zusammengeraubt und die Weltherrschaft aufgerichtet worden. Auch.in diesem Kriege, der nach Englands wortreichen Er klärungen um das Recht in der Welt, vor allem um Has Recht und den Bestand der kleinen Nationen, geführt wird, weicht England nicht von den erprobten und lohnenden Me thoden seiner Politik ab. Der Krieg auf dem Kontinent war ihm nicht die.Hauptsache — den zu führen waren die Russen, sind die Franzosen, Belgier, Serben usw. da —, es stürzte sich in erster Linie auf das, was leicht zu erobern war, aus die deutschen Kolonien und auf die schwer zu ver teidigenden türkischen Gebiete. Es wollte zuerst nur seine bis herige Einfluhzone in Persien an sich reihen, Lsht jetzt aber anscheinend daran, ganz Persien sich zu unterwerfen. Ob diese mit merkbarer Verzettelung der britischen Kräfte ver bundenen egoistischen Absichten Englands seine Verbündeten, namentlich den Franzosen, die jetzt in jüngster Zeit infolge der Unzulänglichkeit der britischen Heere wiederum furchibare Blutopfer haben bringen müssen, nicht endlich einmal stutzig Viehzählung. Verordnungsgemäß findet »»n I- Juni «I«. I». wiederum eine VlvInSKIung statt, die sich auf Pferde (ohne Militärpserde), Rinder, Schafe, Schweine, Ziegen, Federvieh und zahme Kaninchen erstreckt; auherdem wird bei den Pferden wieder nach der Arbeitvoerwendung gefragt. Die Zählung in diesiger Stadt (einschließlich Rittergut und Königliche Oberförsterei) erfolgt durch die von uns bestellten Zähler; letzteren ist die erforderliche Auskunft von den Vrehbesitzern Wer vorsätzlich eine Anzeige, zu der er auf Grund der Verordnung aufgefordert wird, nicht erstattet oder wissentlich unrichtige oder unvollständige Angaben macht, wird mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu zehntausend Mark bestraft; auch kann Vieh, dessen Vorhandensein verschwiegen worden ist, im Urteil für dem Staate verfallen erklärt werden. Frankenberg, am 28. Mai 1918. Der Stadtrat. KirchenvoriKavdsfitzung Freitag, den 31. Mai 1918, nachmittags 5 Uhr. Bestellungen aus -us Tageblatt (für das Vierteljahr 2 M. 70 Pf., für den Monat 90 Pf.,) nehmen alle Ausgabestellen und Austräger in Stadt und Land, ebenso alle Postanstalten des Deutschen Reiches jederzeit entgegen. machen: ihnen die Augen über die wahren Kriegsziele ihrer Verbündeten öffnen werden? Zu offen geht der britische Imperialismus seinen Naubabsichten nach- Selbst Wilson wird die neue Bedrohung des neutralen Persien durch den englischen Bundesgenossen nicht übersehen können! Im „eroberten" kilak Im „eroberten" Elsah, d. h. in dem Zipfelchen von 900 Quadratkilometer Umfang, das die Franzosen um das Städt- Qchen Thann herum besetzt haben, hielt kürzlich der fran zösische Unterrichtsminister Lafferre Schulvisitation ab. Er war, um mit seinem Meister Clemenceau zu sprechen, „ent zückt": .die Kinder hätten unter der Anweisung der als Lehrer waltenden französischen Soldaten in „kaum drei Jah ren" fertig französisch sprechen und schreiben gelernt. Er lietz diesen „Beweis ihrer Anhänglichkeit an das Vaterland, dem sie endlich nach roher Trennung wiedergegeben waren", durch Funkspruch an die französische Presse verbreiten. Als der Minister in Thann die Schule verließ, brachte er ein Hoch auf Frantreich aus, und die ganze Bevölkerung hätte in das Hoch miteingestimmt. Der Minister war davon so. hingerissen, datz er den Einwohnern von Thann dczs Versprechen gab, datz Frankreich für immer sein« miedcrbefreiten Kinder behalten werde. „Niemals, was auch unsere Feinde dagegen einwenden, war das Elsaß deutsche Erde", sagte er. Der Minister Lafferre hat in Thann den Mund nicht voller genommen gls seine -Kollegen in Paris und die ihnen nachschwatzende Presse. Echt französisch mar in seinen Augen, wie das kleine zurzeit von den Franzosen besetzt gehaltene Teilchen Elsaß-Lothringens, bereits das ganze Elsatz, das mit seinen 14 513 Quadratkilometer mehr als 17 mal so groß ist. Das Städtchen Thann, in dem der jranzösischs Minister so be geisterte Zuhörer gefunden haben will, hat etwa 8000 Ein wohner, Elsatz-Lothringen jedoch über 2 Millionen. Ja, wenn es noch in Straßburg oder Metz gewesen wäre! Und über drei Jahr^ haben die französischen Soldaten gebraucht, um den Kindern dort hart an der französischen Grenze ihre Sprache beizubringen .... Das hätte den französischen Unterrichtsminister eigentlich stutzig machen muissen, starr freudig bewegt. Denn wie fremd haben sich die elsässischen Kinder, noch dazu in dieser gemischtsprachigen Gegend, dem Französischen gegenüber zeigen nzüssen, um volle drei Jahre für die Erlernung der französi schen Sprache zu brauchen. Man kann nicht annehmen, daß die französischen Soldaten, die ihnen den Unterricht gachen, besonders geduldig und zurückhaltend mit ihnen umgegangen sein werden. Wir lwl.fsen, wie sie die Elsässer bei ihrem Einfall 1914 behandelt haben, und wie sie deren Eigentum verwüstet und sie weggeschlcppt haben, und wie sie die dienst tauglichen Männer gewaltsam und völkerrechtswidrig ins Heer eingereiht haben. Wehe, Menn die Einwohner von Thann in das" ihnen abgeforderte „Vive la France" nicht eingestimnrt hätten; es wäre ihnen wohl ergangen wie im August.1914! Elsatz-Lothringen war und ist, was die Franzosen auch dagegen einwenden mögen, deutsche Erde und wird es bleiben! Das Versprechen können wir unsern mit welschen Nivatrufcn drangsalierten Landsleuten in Thann und im Lanzen Elsaß- Lothringen geben. vieHrbeiter und die deullcden st-lonien Non Christian Pfrank, Dozent am Orientalischen Seminar der Berliner Universität. Deutschland ist seit dem Frankfurter Frieden, in dem kurzen Zeitraum von 'viereinhalb Jahrzehnten, einer der ersten Industriestaaten der Welt geworden. Nach der letzten Berufszählung 1907 waren, gegen 1895, 35,8 v. H-, nur noch 28,6 v. H. der Bevölkerung in der Landwirtschaft, da gegen 56,2 v. H. in der Industrie und im Handel beschäftigt, gegen 50,6 v. H. im Jahre 1895. Die deutsch- Ausfuhr be lief sich 1g13 auf 10,9 Milliarden M^ark. Hiervon entfielen 6,6 Milli<nden Mark auf fertige Waren, 2,8 Milliarden aus halbseitige Waren und Rohstoffe. Die Rohstoisfeinsuhr Deutsch lands, diese große Schlagader der deutschen Volkswirtschaft, erforderte 1913 «ine Ausgabe von 6,24 Milliarden Mark- Damit war Deutschland fast ausschließlich auf die Staat«n angewiesen, mit denen es heute im Kriege steht. Sie besaßen schon vor dem Kriege «in« Art von Rohstoffmonvpol, da sie zusammen rund neun Zwanzigstel der Erdoberfläche und vor allem die wichtigsten Rohstosfgebiete beherrschten. Es gibt kaum eine deutsche Industrie, die nicht darauf angewiesen wäre, ihre Rohstoffe heute von dem feindlichen Auslande zu beziehen, Rohstoffe, aus denen Deutschland die fertigen Waren herstellte, mit denen es nicht nur leinen eigenen Bedarf deckte, sondern auch den Weltmarkt eroberte, und naturgemäß dem früher unumschränkten Herrn der Weltwirtschaft, England, eine immer fühlbarer werdende Konkurrenz machte. Das Be streben Englands geht nun dahin, Deutschland, das militärisch nicht zu besiegen ist, als weltwirtschaftlichen Wettbewerber zu vernichten und in seiner ganzen Volkswirtschaft abhängig zu machen. Dieses Ziel zu erreichen, hat England sich sofort auf die deutschen Kolonien gestürzt, als der Quelle, Lus der Deutschland zu schöpfen imstande wäre, wenn uns unsere Feinde nach dem Kriege ihre Rohstosfgebiete verschließen würden. Wollen die Millionen von deutschen Arbeitern nicht auf ihre wirtschaftliche Hristenz und Freiheit verzichten, dam müssen wir nach dem Kriege eigene und große Kolonien haben, in denen wir nicht nur alles das erzeugen, was wir auf heimat licher Scholle in Europa für unser wirtschaftliches Bestehen nicht gewinnen können, sondern wo wir auch die Rohstoffe er halten, die uns einen Mitbewerb auf dem Weltmarkt gestatten- Andernfalls wird die Verfügung über die Rohstoffe, deren unsere Industrie, und der Edelfuttcrmittel, deren unsere Landwirtschaft bedarf, unseren Feinden ein Machtmittel in die Hand geben, dem wir nicht gewachsen sind. Der Wohl stand, in dem unsere Arbeiter lebten, hat uns mißgünstige Neider geschaffen. Ist doch in keinem Lande der Erde die soziale Fürsorge so ausgebaut, der Mam der Arbeit in Not, Krankheit und Alter jo geschützt, wie in Deutschland. Alles das hängt aber zusammen mit einer frei sich entwickelnden Wirtschaft, wie wir sie vor dem Kriege harten. Und diese kann uns nur durch eigene Kolonien gewährleistet werden- Das hat heute auch der weitaus größere Teil jener Kreise er kannt, die bis zum Kriege der ganzen Kolonialpolitik ab weisend gegenüberstanden. Heute ist auch hier die lleber- zcugung durchgcdrungcn, daß ein dauernder Verlust der Kolo- nie» asm schwersten die deutschen Arbeiter treffen würde- ver Weltkrieg Deutscher Abendb,richt wtb Berlin, 28. Mai, abends. (Amtlich.) I» Fortführung unseres Angriffes über die Aisnr wur den die Erfolge des gestrigen Tages crwrit rt. Wir stehen im Kampf um den Anschnitt der Beste zwischen Caissons und R.ims und haben zu beiden Seiten von Fismcs das südliche Ufer genommen. (Mit der Ueberschreitung der Veste bei Fismes ist die wichtige Bahnverbindung Soissons — Reims unterbrochen. Die Echriftltg.) Tagesbericht des Admir alstabe» wtb (Amtlich.) Berlin, 28. Mai. Durch unsere U-Boote wurden im Sperrgebiet um England neuerdings vernichtet: 20000 BruttoregistertvEN feindlichen Hanoelsschiffscaums. Unter den versenkten Schiffen war ein etwa 5000 Brt- großer stark gesicherter bewaffneter Dampfer. Namentlich wurde der bewaffnete englische Dampfer Pennyworth (5388 Brt.) festgcstellt. Den Hauptantcil an den Erfolgen hat das von Oberleut nant z. S. Warzecha befehligte U-Boot. Der Chef des Admiralstabes der Marine. Oesterreichisch.ungarischer Tagesbericht wtb Wien, 28. Mai. Amtlich wird gemeldet: Die Kampstätlgkcit im Tonale-Abschnitt flaute gestern ab. Versuche der Italiener, weiter vorzudringen, wurden vereitelt. Ein Teil unseres im Preveso-Gletscher eingebauten Materials fiel in Feindeshand.