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MW reikm^r Alliger Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg u. vr«md. ^?13V. Erscheint jeden Wochentag M. 6 U. für den and. Tag, Inserate werden bis V, 11 U. für nächste Nr. angen, Freitag, den S. Juni Preis vierteljährl. 20 Ngr. Inserat« «erden die gespalten« A»il« od«r d«rm Rau« mtt 8 Pf. b«r«chnet. 1871. Tagesgeschichte. Berlin, 7. Juni. Von dem Kaiser ist bestimmt worden, daß das vom Kriegsschauplatz zurückkehrende Garde-CorpS, das 5., 7. Armee-Corps, die 17. Division, sowie das 15. Armee-CorpS und die nicht zu demselben gehörigen, in Elsaß - Lochringen di-locirten Truppentheile demobil gemacht und, insoweit es die Anforderungen des Garnisonsdienstes rc. gestatten, auf die etatsmäßige Friedens stärke zurückgeführt werden. — Der Chef des Generalstabes, General Graf v. Moltke, ist aus Straßburg wieder hierher zurückgekehrt. — Der Reichstag nahm in seiner heutigen Sitzung in zweiter Lesung die übrigen Paragraphen deS Penfionsgesetzes, sowie die von einer freien Commission vorgeschlagenen Zusatzbestimmungen wegen Erweiterung deS Rechtsweges, trotzdem sich Kriegsminister v. Roon entschieden gegen die Zulassung deS Rechtsweges auS« spricht, an. LS folgt die erste Berathung des Gesetzentwurfes, be treffend die Bestellung des BundeS-OberhandelSgerichteS zum ober sten Gerichtshof für Elsaß-Lothringen. Die zweite Berathung im Plenum ward beschlossen. — Die Arbeiten des Reichstages sind jetzt soweit vorgeschritten, daß, wie die „Prov.-Corr." meldet, der Schluß der Session zum 15. Juni bestimmt in Aussicht genommen werden kann. Die Mitglieder des Reichstages werden sodann noch den Einzugsfeierlichkeiten beiwohnen. — Die Königin-Wittwe ist gestorben. — Die 44. Zusammenkunft deutscher Naturforscher und Aerzte, welche im vorigen Jahre des Krieges wegen ausfallen mußte, wird in der letzten Septemberwoche dieses Jahres in Rostock stattfinden. — Wir haben schon mehrfacher Friedensfeste der Deutschen im AuSlande, namentlich der so großartigen New-UorkS und San Francisco'-, Erwähnung gethan, wie denn überhaupt in den Ver einigten Staaten deren in fast allen bedeutenderen Städten veran staltet wurden - zu LouiSville in Kentucky eines der gelungensten, mit einem Zug durch die im Festgewand prangende Stadt, in dem sich nicht weniger als 8000 dort ansässige Deutsche und 683 meist den örtlichen Gewerbfleiß sinnbildlich veranschaulichte Wagen be fanden, so daß gewissermaßen selbst die vorerwähnten großen Han delsstädte noch überboten wurden — aber jede Post bringt neue zur Kenntniß, mitunter aus den entlegensten Gegenden. So bringt die neueste „Bombay Gazette" einen Bericht über eine am 1. Mai zu Bombay im „Bienenkorb" abgehaltene FriedenS-Feier der dor tigen Deutschen, wobei der Festsaal in einen förmlichen Garten ver wandelt und mit Wappenschildern und Bannern prächtig geschmückt war. Der deutsche Consul Herr Gumpert führte den Vorsitz. Er hob in einer Rede die Verdienste hervor, welche deutsche Kaufleute und Gelehrte sich um Indien erworben, und gab Gefühlen Ausdruck, welche diesem Lande, in dem man durchaus nicht „wie in der Ver bannung" lebe, sehr zugeneigt erscheinen. Auch die Freigebigkeit, womit in Indien die Gaben flossen für die durch den Krieg Noth leidenden, wurde von ihm betont, was Hrn. Tyrell Leith, einen Eng länder, veranlaßte, kurz zu erwidern. Elsaß. Auf dem Donnon, dem höchsten Berge der Vogesen, mit 1010 Meter Höhe auf der Grenze zwischen Deutschland und Frankreich, wird am künftigen Frohnleichnamstage Mittag» 12 Uhr von einem in Saarburg für diesen Zweck gebildeten Comitä eine Friedenseiche gepflanzt werden. Die deutschen Behörden sind zu der Feier eingetaden worden. Aus Versailles, 3. Juni, wird berichtet: Heute hat die Re- gierung einen sehr erwünschten Fang gemacht, es ist ihr nämlich ä die Verhaftung von Paschal Grousset, deS auswärtigen Minister-der Commune, gelungen. Schon seif mehreren Tagen vermuthete man ihn in der Rue Condorcet, und seit vorgestern hatte man ziemlich Gewißheit darüber, ja mau wußte sogar, daß er täglich zu seiner Geliebten, einem Fräulein Hacard, welche Nr. 3S in derselben Straße wohnte, zum Frühstück kam. Dort erwischte ihn heute Mittag der Polizeicommiffar Duret und zwar in Weiber kleider versteckt und mit einem riesigen Chtguon auf dem Kopfe. Grousset verleugnete sich nicht und erklärte, daß er der Gesuchte sei, „ein Mann der Wissenschaften und Mitglied der Commune." In dem Bette befanden sich auch die gesammtea Acten der „aus wärtigen Angelegenheiten" der Commune vor. Bei der Abführung Groussets nach dem Jndustriepalast war der Wagen den heftigsten Angriffen der Volksmassen ausgesetzt und würde Grousset vielleicht seinen ehemaligen Partisanen zum Opfer gefallen sein, wenn nicht General Pradier, der zufällig veS WegeS kam, Alle-, wa- er 'an Officieren und Soldaten fand, zusammengerafft hätte, um den Wa gen zu eScortiren. Am letzten Montage, erzählt der „Figaro", wurde der 36jäh- rige Jean Viricq, Lieutenant der Nationalgarde, im Gefängniß La Roquette erschossen. Er war e-, welcher den Befehl zum Feuer« aus den Erzbischof von Part- gab. Vericq gestand, fünfzig Men schen vom Leben zum Tode gebracht zu haben. Seine Frau wurde ebenfalls verhaftet. Verhaftet wurden ferner die Wittwe deS beim Beginn deS Bürgerkrieges getödteten Generals Duval, der Drucker deS „Pere Duchesne", Hr. Sornet, und der Hauptkasstrer der Ft- nanzdelegation, Hr. Durand. Aubry, Agent der Internationale zu Rouen und Schatzmeister der Commune, ist gestern verhaftet worden. Paris, 6. Juni. Rothschild'- Bankhaus wurde in Abwesen heit ihres Chefs wieder eröffnet. Der Fremdeuzufluß ist ungeheuer, an vierhunderttausend Personen sind bereits angekommen. — Der Bahnuofall bei Orleans erforderte viele Opfer. Paris, 6. Juni. Die Postverbindung zwischen Pari» und dem AuSlande ist jetzt vollständig wiederhergestellt. Der Herzog von Aumale ist gestern auö der Normandie in Houdan eingetroffen, von wo er sich nach St. Germain begeben hat. — T» find Befehle ertheilt worden, um alle Civilcommissare der Commune zu verhafte«. Versailles, 6. Juni. Das „Journal osficiel" veröffentlicht folgende Ernennungen: Lambrecht zum Minister deS Innern, Leftanc zum Minister für Ackerbau und Handel, General Lissey zum Krieg-- Minister, General Leflö zum Gesandten in St. Petersburg, Leon Say zum Präfecten des Seinedepartements. — In parlamen tarischen Kreisen wird die von mehreren Blättern gebrachte Mtt- theilung als unrichtig bezeichnet, daß der Antrag, die Vollmachten Thiers zu verlängern, vertagt worden sei und zwar in Folge von Verhandlungen mit den Prinzen des Hauses Orleans, welchen mau das Versprechen abverlangt hätte, ihre Entlassung als Abgeordnete zu geben, falls ihre Wahlen al» giltig anerkannt würden. Die Linke und das Lentrum verharren vielmehr daraus, die Verlängerung der Vollmachten ThierS auf zwei Jahre zu beantragen, um auf diese Weise dem Lande jene Bürgschaften der Dauer zu verschaffen, ohne welche bedeutendere commercielle und finanzielle Operation« nicht unternommen werden dürften. Man zweifelt nicht daran, daß die Majorität der Versammlung der Verlängerung zustimmen werde. — Der Zeitpunkt für die Vornahme der Ergänzung-wahl« zur Nationalversammlung ist noch nicht bestimmt. — 3« den De partements herrscht vollkommene Ruhe. Die angeblich in der Schweiz erfolgte Verhaftung Pyat'S hat sich nicht bestatigt. Die Kriegsgerichte haben mit der Aburtheilung der gefangene« Insur genten noch nicht begonnen. Versailles, 6. Juni. sNationalversammlung.s Der Finanz minister Pouyer-Quertier legte einen Gesetzentwurf vor, welcher ihn ^ur Ausnahme eine- Anlehen- W Betrage von 2sj Mfiliathetz