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Mohr in Pulsnitz Nummer 173 Dienstag, den 28. Juli 1931 83. Jahrgang Ankündigungen aller Art in dieser Zeitung find immer von denkbar bestem Erfolg! -- Amtlich Erlösche« ist die Maul- und Klauenseuche unter dem Klauenolehbestand des Wirt- l schastsbesttzers Bernhard Körner i« Ohora Rr. 19s Amtshauptmannfchaft Bamenz, den 27 Juu 1931. ! Die Kreishauptmannschalt Bautzen hat den 1. Nachtrag zur Satzung über Erhebung einer Bürgersteuer in den selbständigen Gutsbezirken genehmigt. Der Nachtrag kann bei dem Beziiksorrbande der Amtshauptmannschaft sowie bei den selbstün- digen Gutsbezirken etngesehen werden und gilt hiermit als veröffentlicht. Kamenz, am 27. Juli 1931. Bezirtsverband der Amtshauptmannschaft Kamenz NM WIN M »Ik MIIM MW Die Abrüstungsfrage im Vordergrund der Berliner Besprechungen Die Berliner Presse zum Besuch der englischen Minister Der englische Außenminister Henderson traf am Montagvormittag in Berlin ein. Er wurde auf dem Bahn hof vom Reichsaußenminister sowie vom englischen Bot schafter begrüßt. Auf dem Bahnsteig hatte ferner eine A b- ordnung des Reichsbanners Aufstellung ge nommen, die dem englischen Außenminister „ein dreifaches Freiheit" entgegenbrachte. Wenig später fanden dann im Deutschen Auswärtigen Amt Besprechungen zwischen den Mitgliedern des Reichskabinetts und dem englischen Außen minister statt. Der englische Ministerpräsident MacDonald traf erst am Montagnachmittag in Berlin ein. Er wurde von: Reichskanzler empfangen. Der Besuch der beiden englischen Minister steht im Zeichen politischer Besprechungen, die sich mehr auf die Ab rüstungsfrage als auf finanzielle Dinge erstrecken. Mac- Donald hatte noch vor seiner Abreise erklärt, daß die gesamten Finanz fragen in Berlin von Männern besprochen werden sollten, die ent schlossen seien, mit gesundem Menschenverstand und Sinn für die Wirklichkeit den Schwierigkeiten zu begegnen. Er meinte damit die sogenannten Banksachverständigen, die unter Ernennung durch die Notenbankpräsidenten der Länder von der Baseler Reparationsbank nach Berlin ge schickt werden sollen. Der Besuch Hendersons in Berlin scheint sich auch auf den Versuch erstreckt zu haben, die deutsche Regierung in der Frage der Panzerschiffe zum Nachgeben zu bringen, und zwar im Zusammenhänge mit dem Plan eines so genannten Flottenfeierjahres, an dem Frankreich, Italien und Deutschland beteiligt sein sollen. Der Reichskanzler gab zu Ehren von MacDonald vnd Henderson am Montagabend ein Festessen. Am Dienstagvormittag empfing Reichspräsident von Hinden burg die beiden in Berlin weilenden englischen Minister, und gegen Mittag veranstaltete der preußische Minister präsident Braunein Diner, zu dem zahlreiche Einladungen ergangen waren. Empfangsabend der deutsch-englischen Gesellschaft Berlin, 28. Juli. Die deutsch-englische Gesellschaft veranstaltete nach der Berliner Börsenzeitung am Montag abend einen Empfangsabend zu Ehren des englischen Mini sterpräsidenten Mac Donald und des englischen Außenministers Henderson. Unter den Gästen befanden sich unter anderem Reichskanzler Brüning und Außenminister Curtius. Stimsons Berliner Verhandlungen. Der amerikanische Staatssekretär des Aeußeren, Stimson, hat Berlin bereits wieder verlassen. Er hat sich im Flugzeug nach London begeben. Vor seiner Abreise aus der Reichshauptstadt wurde er am Montagvormittag von Reichspräsident von Hindenburg empfangen, und er hat später vor der Presse eine Erklärung abgegeben, in der er sagte, daß er sich Uber seinen Berliner Besuch sehr gefreut habe. Stimson erklärte weiter, er habe den höchsten Respekt und Achtung für vr, Brüning und seine Ministerkollegen. Henderson und Curtius auf dem Berliner Bahnhof Friedrichstraße, nach der Ankunft des englischen Außenministers. Er, Stimson, habe in den Pariser und Londoner Kon ferenzen erklärt, daß die Regierung und das Volk der Ver einigten Staaten von Amerika Vertrauen auf Deutschland, das deutsche Volk, seine Hilfsmittel wie seine Zukunft be säßen. Er glaube, daß die gegenwärtigen finanziellen Schwierigkeiten auf einen Mangel an Vertrauen zurückzuführeu seien, und daß Deutschland mit Mut und mit einer Rück kehr des Vertrauens imstande sein werde, seinen Wohlstand wiederzugewinnen. Auf Fragen antwortete Stimson dann nur noch, daß er zwar mit einigen Persönlichkeiten sehr interessante und wichtige Unterhaltungen Uber Fragen der Abrüstung geführt habe, daß sich aber diese Unterhaltungen für eine Bekanntgabe in der Oeffentlichkeit nicht eigneten. Eine Unterredung Stimson-Groener. In der Wilhelmstraße, also von seiten der Reichs regierung, wird zugegeben, daß bei dem Aufenthalt des amerikanischen Staatssekretärs Stimson eine Unter redung mit dem Reichswehrminister Groener über Abrüstungsfragen stattgefunden hat. Da gegen streitet die Reichsregierung aufs entschiedenste ab, daß Deutschland sich gegenüber Amerika bereit erklärt habe, den Bau des Panzerkreuzers L zu vertagen, und daß Deutschland irgendwelche offiziellen Forderungen für das Panzerschiff 8 gestellt worden seien. Die Berliner Blätter zum Besuch der englischen Minister Derlis, 27. Juli. Die Berliner Abendblätter kom mentieren nur teilweise den Besuch der englischen Minister MacDonald und Henderson. Die „Germania" sagt, der Berliner Aufenthalt werde Gelegenheit bieten, nach dem Ausweg aus einer politischen und wirtschaftlichen Lage zu suchen, die von Tag zu Tag ein ernsteres Aussehen zeige. Es dürfe erwartet werden,-daß die britischen Staatsmänner gemeinsam mit den deutschen Ministern die Schritte beraten, die einer künftigen inhaltsreicheren Konferenz Vorarbeiten und den Weg zu einer Lösung ebnen können, der nicht nur für Deutschland und England, sondern für alle Kultur nationen den Weg aus der Weltkrise bedeuten könnte. Wir wissen, daß die englische Regierung ebenfalls unter dem Druck einer französischen Finanzpolitik stehe, die mit golde nen Kugeln einen Krieg im Frieden zu führen suche. Wenn auch die englische Krise nicht im entferntesten mit« der deut schen zu vergleichen sei, so seien doch die Ursachen ähnlicher Art und die Mittel zur Abhilfe könnten ebensowohl gemein sam beraten werden, wie mit Amerika, solange sich Frank reich von diesen Beratungen hartnäckig ausschließe. Der „Vorwärts" betont: Was die englischen Minister als Staatsmänner mit Staatsmännern besprechen, das werde mit Rücksicht auf die Umwelt sorgfältig abgewogen sein. Die englische Arbeiterregierung sei nicht in der Lage, im luftleeren Raum ohne Berücksichtigung überlieferter Bindungen Politik zu machen. Als Sozialisten wollten MacDonald und Hen derson das Wort MacDonalds aus dem Jahre 1924 ver wirklichen, das da lautet: „Das deutsche Volk darf nicht unterdrückt, nicht versklavt, nicht zu rabiat gemacht werden." Die „D. A. Z." meint, worauf es uns gerade im Hinblick auf den englischen Besuch anzukommen scheine, das sei die Vermittlung der objektiven Faktoren der deutschen Krise, wie sie die große Mehrheit des Volkes sehe. Der „Börsen kurier" spricht von einem Berliner Finanz Meeting, dessen Bedeutung durch die Teilnahme internationaler Finanz experten sich noch erhöhe. Die „Börsenzeitung" wünscht, daß die englischen Staatsmänner die Dinge sehen, wie sie wirklich seien und freimütig den ersten mutigen Schritt tun mögen, um das ganze lügenhafte Nachkriegsetat und Ver tragswerk zu vernichten. Es müsse einmal gründlich Ord nung geschaffen werden im europäischen Haushalt. Die „Deutsche Tageszeitung" hofft, daß die deutsch-eng lischen Unterhaltungen die beiden nahe verwandten Völker wieder näher zu einanderführen und eine aufrichtige Zu sammenarbeit vorbereiten Keine völlige Aufhebung der Zahlungsbeschränkungen? Berlin, 28. Juli. Wie der Lokalanzeiger zu der am heutigen Dienstag zu erwartenden neuen Verordnung über den Abbau der Maßnahmen für den Zahlungsverkehr er fährt, wird die Verordnung ziemlich umfangreich sein und wahrscheinlich noch eine Reihe von Zwischenbestimmungen enthalten, weil man im Kabinett der Ansicht sei, daß eine sofortige völlige Aushebung der Beschränkungen im Zahlungs verkehr für Banken und Sparkassen nicht möglich sei.