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Amtsblatt für die königlichen and städtischen Behörde» zu Freiberg und Braud. Verautvortlicher Redakteur Julius Brasil i» Freiberg. -» - i Erscheint jeden Wochentag Abend» 6 Uhr sür den -^0 8 andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mart 2S Pf., zweimonatlich I W dOPs. m emmonatl. 7bPf. so 2«h r, »^ DieMa«. den 17. Dezember Inserate werden bi» Vormittag» 11 Uhr anaenom- ö - x meu und beträgt der Preis für die gespaltene geile 1 oder deren Raum 1b Pfennige. jj E lichen Entwicklungsgang tief schädigen, ein Ende zu machen. — Die Finanzlage des Herzogthums sei nicht mehr so be friedigend, wie bei Eröffnung des vorigen Landtages; eine baldige Besserung derselben sei wesentlich nur von einer Verminderung der dem Reiche zu zahlenden Matrikular- beiträge zu erwarten. In der sich anschließenden ersten Sitzung des Landtages stellte der Abg. v. Veltheim den Antrag, an das herzogliche StaatSministerlum daS Ersuchen zu richten, dasselbe möge im Hinblick auf die neuerdings eingetretenen Verhältnisse in Erwägung ziehen, ob und welche Maßregeln getroffen werden können, damit im Falle der Erledigung des Thrones des Herzogthums die in der durch die Reichsverfafsung verbürgte Selbständigkeit des Landes einbegriffene ordnungsmäßige Verwaltung vor Stö rungen gesichert werde, und zu dem Ende die für sachgemäß erachteten Vorlagen baldthunlichst an die Landesversamm lung gelangen lassen. Der österreichische Reichskanzler, Graf Andrassy, kann wirklich von Glück sagen; er ist Steger in den Delegationen geblieben und nun kommt auch der Ausschuß des Wiener Abgeordnetenhauses mit de« Antrag«, den Berliner Friedens- Vertrag zu acceptlren, ohne ein Tadels- oder Mißtrauens Votum daran zu knüpfen. Der Abgeordnete Herbst bean tragte allerdings am 14. d. folgende Resolution: „Indem daS Abgeordnetenhaus dem Berliner Vertrage seine Zustimmung ertheilt, erklärt eS, an der Adresse festhaltend, eS vermöge nicht, eine Politik, als den wahren Interessen der Monarchie entsprechend, anzuerkennen, welche schon bisher unverhältnihmäßige Opfer erheischt habe und in ihrer weiteren Entwickelung eine ernste Gefährdung der Finanzen deSStaateö und eine dauernde Verwirrung der staatsrechtlichen Verhältnisse nach sich ziehen müsse. — Der Abg. Grocholski beantragte die Genehmigung deS Vertrages und eine Resolution im Sinne der Bekämpfung jeder Bestrebung nach einer Erweiterung der Machtiphäre Rußlands in der Türkei. — Der Abg. Sturm be antragte, denBertrag nicht zugenedmigen. Bei der A bstimm ung wurden die Anträge Sturm s und Herbst's abgelehnt und der Antrag Scharschmtd's angenommen, dem Berliner Vertrag die verfassungsmäßige Zustimmung zu ertheilen. Die Ministerkrisis in Italien ist noch nicht beendet Cairoli zeigte am Sonnabend der Dcputirtenkammer an, daß der König die Demission des KabinelS angenommen habe und daß das Kabinet die Geschäfte bis zur Bildung des neuen Ministeriums fortführen weide. Die Kammer vertagte sich hierauf. — Der König hat mit mehreren hervorragenden politischen Persönlichkeiten Besprechungen über die noch immer schwierige parlamentarische Lage ge habt. — Auch eine Versammlung der Führer der Rechten hat stattgefunden, um sich über die ferner von ihnen zu be obachtende Haltung ins Einvernehmen zu setzen. Cairoli wohnte einer Versammlung der Führer der Linken bei. um zu prüfen, ob eine Vereinbarung möglich sei. Di» Idee, ein neues Kabinet aus Elementen aller Fraktionen zu bilden, stößt auf Schwierigkeiten. Der Kaiser und die Kaiserin feiern am 11. Juni 1879 da» Fest ihrer goldenen Hochzeit. In einigen Kreisen haben schon Vorbesprechungen über die Feier deS denk würdigen Tages stattgefunden; die Berliner Kaufmannschaft soll bereits das dem kaiserlichen Paare zu widmende Ge schenk in Bestellung gegeben haben. — Der jähe Tod der Großherzogin von Hessen, der Schwester der deutschen Kronprinzessin, hat auch am Berliner Hofe die tiefste Trauer hervorgerufen. Die kaiserlichen Majestäten begaben sich sofort nach Empfang der Schreckensnachricht in das kronprinzliche Palais, woselbst nach englischer Sitte, als Zeichen tiefster Theilnahme und Trauer, die Stores sämmt ucher Fenster heruntergelaflen waren. Di« kaiserliche Tagesschau. Freiberg, 16. Dqember. In den letzten Tagen empfing Kaiser Wilhelm noch verschiedene Beglückwünschungs-Deputationen, darunter auch eine von Vertretern der Berliner Geistlichkeit. An der Spitze derselben begrüßte Generalsuperintendent vr. Brückner Se. Majestät mit einer Anrede, in welcher hervorgehoben wurde, daß zwar in der Berliner Geistlichkeit verschiedene Richtungen und Ansichten vertreten seien, dieselben doch sämmtlich in der Treue und Anhänglichkeit für den Kaiser und sein Haus übereinstimmten. Der Kaiser knüpfte an die Worte an und bemerkte, daß allerdings in der Berliner Geistlichkeit Manches vorgekommen sei, was ihm mißfallen habe, doch habe er die Treue und Anhänglichkeit der gesammten dor tigen Geistlichkeit nie bezweifelt und nehme die erneute Versicherung derselben gern entgegen. Zur Lage selbst über gehend, bemerkte der Kaiser ungefähr: die großen Städte gleichen einem Schwamme, der Alles aufsauge. Zahlreiche Menschen strömten aus den kleineren Städten und vom Lande, wo in Folge dessen die Arbeitskräfte fehlen, nach Berlin, um hier Glück und Reichthum zu finden. Die Meisten würden enttäuscht, dadurch unzufrieden und miß- muthig, und daraus erkläre sich im Wesentlichen das rapide Anwachsen der Sozialdemokratie. Der Kaiser ging sodann mich auf die letzten und vorletzten Berliner ReichstagS- wahlen und auf die Betheiltgung der Sozialdemokratie an denselben ein und schloß ungefähr mit den Worten: Es sei jetzt eine Aera, in welcher man die Fürsten zu beseiti gen strebe, in der irrigen Hoffnung, dadurch bessere Zustände zu erzielen. Ihm selbst sei ja aller Voraussicht nach nur noch eine kurze Spanne Zeit zugemessen, in dieser stehe sein Arben in iGottes Hand und eine verbre cherische Richtung .der Zeit werde ihn nie hindern, wie blSytt" so''vüch ferner seine Pflicht zu thun. BemerknKvzsikch Ä tiuch die Ansprache, welche der greise Monarch an die Lehrer der Berliner Gemeindeschulen richtete. Bei den warmen Gefühlen, sagte der Kaiser, wie sie für mich in der eben gehörten Adresse zum Ausdruck gebracht sind, darf ich von der Lehrerschaft der Berliner Gemeindeschulen erwarten, daß dieselbe auch der Jugend die Augen öffnen wird über unsere Zeit, in der die Wider setzlichkeit gegen die Oberen und Vorgesetzten soweit um sich gegriffen hat, daß sie sich sogar gegen den Thron richten konnte. Die Anhänger jener Partei haben in Berlin seit den letzten Jahren die Zahl von 58 000 erreicht; diese nehme ich von der Million der Einwohner Berlins, die mir bei meiner Rückkehr einen so herzlichen Empfang be reitet hat, äuS. Aber nicht blos bet uns, sondern bei allen zivtlisirten Nationen, namentlich in Europa, das ja die zivtlifirtesten Völker und Institutionen besitzt, hat sich das verderbliche Bestreben jener Partei gezeigt. Wenn dir traurigen Verhältnisse, welche mich betroffen, dazu beige tragen haben, dies unserem Volke zum Bewußtsein zu bringen, so will ich, wie ich es schon bei meiner Ankunft ausgesprochen habe, gern dafür geblutet haben. Die neue Gesetzgebung wird, wie ich hoffe, Vieles zur Besserung der jetzigen Zustände, die ich schon vor zehn Jahren vorauSge- sehen habe, beitragen. Vieles muß aber auch in dieser Beziehung durch Erziehung und Unterricht der Jugend ge schehen. Auf die Quantität des Wissens kommt es dabei weniger an. ES wird jetzt in den Schulen ja Vieles gelehrt, doch darf das nicht hintenangesetzt werden, was für die Erziehung von besonderer Wichtigkeit ist; dahin gehört vor allen Dingen die Religion. Ihre wichtige und schwere Aufgabe, meine Herren, ist es daher, die Jugend in wahrer Gottesfurcht z« unterweisen und mit Achtung vor den heiligen Gütern zu erfüllen. Herbst meldete hierauf allerdings ein MinoritätS- votum an, allein »S ist kaum zu erwarten, daß er damit weder im Ausschüsse noch im Plenum des Hauses Geschäfte machen wird. — An demselben Tage wurde iü der ungarischen Delegation der außerordentliche HeereSkredtt pro 1879 in Höhe von 20 Millionen Gulden mit großer Majorität bewilligt. Graf Andrassy führ» in dieser Sitzung aus, die Einverleibung von Serbien und Montenegro wäre die schiefste und unglücklichste Politik gewesen, die man hätte befolgen können. Serbien sei wohl auch ein slavikcher Staat, aber zugleich ein unabhängiger, mit einer Verfassung und eigener nationaler Entwickelung. DaS serbische Bolt hätte eS nie verziehen, wenn Oesterreich ihm seine Unab hängigkeit genommen hätte. Ein Gleiche» gelte von Mbn« tenegro. Statt des Dankes würde Oesterreich ewige Feind schaft eines ungetheilten Elements gewonnen haben. Graf Andrassy widerlegte sodann die Behauptung des Gräfe» Apponyi, daß Rußland heute ungehindert durch Rumänien aus- und eingehen könne, wie durch sein eigenes Gebiet. Der Minister betonte hierbei, der Berliner Kongreß habe ein unabhängiges Rumänien ge chaffen, welches die Scheide wand zwischen der Türkei und Rußland bildet. Durch die von der Regierung befolgte Politik sei der Entschluß Rumäniens, seine Rechte zu vertheidigen, ein viel größerer geworden, als er früher gewesen. Schließlich widerlegt» Graf Andrassy die Besorgniß, daß die Olkuvation den Dualismus erichüttern würde, indem er seine längere Rede mit den Worten schloß: Es ist wiederholt hier und ander wärts gesagt worden, durch die Okkupation sei der Dualismus gefährdet. Ich halte dafür, daß die neuen Provinzen weder gtographisch, noch ethnographisch so w chtig sind, daß sie den Schwerpunkt der Monarchie verrücken und seine Staats ordnung stören könnten. Die Basis d^s Dualismus ist daS Gesetz, fein Hüter ist d-r König. Nicht unsere Politik gefährdet den Dualismus, sondern jene Politik, welche di» Opposition empfiehlt; denn wenn es sich zeig-n würde» vaß eine Aktion, welche unsere politische, militärische ynd kommerzielle Stellung begehrt, durch den Dualismus un möglich gemacht wird, dann wäre es erwieien, daß der Dualismus für die Monarchie nicht die geeignete Form sei. Thatsachen beweisen, daß zur Zeit, als Ungarns Recht verkannt war., als die starrest« Zentralisation herrschte, Oesterreich Provinzen verlor, während es jetzt die schwierigsten Verhältnisse siegreich bestand. Das jene den Dualismus angreifen, welche denselben dulden, aber nicht lieben, das ist begreiflich. Unbegreiflich aber ist, daß jene ihn angretfen, welche den Dualismus ichützen und schirmen sollten. Ich habe diese Politik gemacht, überzeugt, daß Ungarn, welches vie Stürme feindlicher Jrhrhunderte ertragen hat, auch di» Last der Administration von Provinzen mit 1 oder LV- Millionen Einwohner ertragen wird. In dieser Ueber- zeugung empfehle ich die Voticung der zwanzig Millionen nach dem Antrags der Majorität. (Beifall und Bewegung.) — Der Kaiser hat den Felvzeugmeister Baron Philippovic etngeladen, nach Pest zu kommen und in der Ofeuer Burg Absteigequartier zu nehmen. Baron Philippvvic strafe am Sonnabend Abend daselbst ein. — Nach Berichten, welch» i der hochoffiziösen MontagSrevue zukommen, schicken-fich di» Russen zur Räumung derjenigen Plätze an, welch» fte in i Folge der Sistirung deS Rückzuges nach Adrianopel wieder besetzt hatten. — Die anläßlich der DelegaiionSsesfio« zur Zeit in Pest weilenden Negierungsbeamten kommen Mitt woch nach Wien zurück. johelten werden mit mehrrren Mitgliedern d»S königlichen auseS bei den Beisetzungsseierlichketten in Darmstadt an- esend sein. Natürlich erfährt mm auch di» Vermählung des Herzoi» von Eonnaught mit Priuzesfin Louise Marga rethe, welche jetzt im engste» Familienkreise begangen werden wird, einen beträchtlichen Aufschub; man spricht davon, daß die Hochzeit erst nach dem Osterfeste statt finden soll. DaS „MonMgS-BIatt" schreibt: „Nach dem mit Oester reich vereinbarten Abkommen wegen Abschluß seines Meist begünstigung»-Vertrages für ei« Jahr, kann Oesterreich seine Zölle so hoch wie möglich sestsetzen, «S darf nur die deutschen Produkte nicht mehr wie die eines anderen Landes belasten. Mit dem 1. Januar tritt in Oesterreich der gegen die jetzigen Sätze wesentlich erhöhte autonome Zolltarif in Kraft. Indem der deutsche Tarif vorläufig «nveränderi bleibt, werden durch das neue Al kommen eine Anzahl deutscher Interessenten geschädigt, so namentlich durch die Aufrechterhaltung des Rohleinenverkehrs die Industriellen Schlesiens und Sachsens, aus deren Bezirken zahlreiche Schmerzensschreie bereits ertönen." Infolge Ablebens der Frau Großherzogin von Hessen- Darmstadt ist daselbst eine ILwöchentliche Hoftrauer (bis zum 7. März) angeordnet worden. Wir berichtigen hierbei das in letzter Nummer fälschlich angegebene Geburtsjahr der Verewigten. Sie wu^de^am^W. April 1843 gtbörrn hatte also bet ihrem Tode das 36. Lebensjahr ncch nicht beendet. — Von Seiten aller Fürsten find Beileidstele gramme eingegangen. Das herzlichste und trostreichste unter denselben ist das des Kaisers Wilhelm. Die mecklenburgischen Stände find auf den Vorschlag ihrer Regierungen eingegangen und werden Deputirte wählen, um die Berathungen über eine Modifikation der Landesverfassung vorzubereiten. Der Landtag von Braunschweig wurde Ende voriger Woche im Auftrag des Herzogs durch den StaatSminister Schulz mit einer Rede eröffnet, welche zunächst dem Schmerz und der Entrüstung über die gegen den Kaiser gerichteten Frevelthaten, sowie dem Danke gegen die Vorsehung üb--r die Wiedergenesung Ausdruck verleiht. Die Eröffnungs rede gedenkt sodann mit Befriedigung der erhebenden Kund gebungen treuer Anhänglichkeit an Kaiser und Reich und spricht die Hoffnung aus, daß die gegen eine bekannte Um sturzpartei ergriffenen kräftigen Maßregeln dazu beitragen werden, den Gefahren, welche auch den volkswirthschast-