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Dresdner Journal : 05.10.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190110052
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19011005
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19011005
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-10
- Tag 1901-10-05
-
Monat
1901-10
-
Jahr
1901
- Titel
- Dresdner Journal : 05.10.1901
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Bez„«pret«: Beim Bezug« durch dir tnnertzat» »r«dntt r,so M (nuschle Zmrügung), durch di« l^rß im Deutschen Reiche » M. (ausschließlich Bestellgeld) virrteljührlich Liuzelae Nummrru 10 Pf wird Zurücksendung der für die Schnstleitung bestimm teu, aber voo diefer nicht em- geforderten Beiträge bean- fprucht, so ist das Postgeld beizufügen Dresdner Joumal. Herausgegeben von der Königl. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Urschet»««: Werktag« nachm b Uhr. <»tt»-ts»«»Sse»K-rr« Li« Aelle kleiner Schrift de» 7 mal gespaltenen Lntündi guiiai-Setie oder deren Rau» ro Pf Bei Tabellen, und Ziffern fad ü Pf «uffchlag für die Zeile Unter« Re- daktionSprich (Eingesandt) die T«rt»eUe mittler Schrift oder deren Raum SO Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bi« mittag« ir Uhr für die nach mittag« erfcheinende Nummer O23S. 1VU1 Sonnabend, den 5. Oktober nachmittags. Amtlicher Teil. TrrS-e«, 5. Oktober. Se. Königl. Hoheit der Prinz Max, Herzog zu Sachsen, ist gestern nach mittag 5 Uhr 55 Min. nach der Schweiz abgereist. Se. Majestät der König haben dem Zollsekretär Sperhacke in Dresden bei seinem Uebertritte in den Ruhestand das Verdienstkreuz Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge- ruht, dem Straßenwärter a. D. EiSner, früher in CoSwig, jetzt in KesselSdorf, das Allgemeine Ehren zeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Stations Assistent I Klasse Müller in Altenburg das von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Altenburg ihm verliehene silberne Verdienstkreuz des Herzog!. Sachsen-Ernestinischen HauSordenS annehme und trage. Se. Majestät der König haben den zum Konsul »ä honorem von Guatemala in Leipzig ernannten Kaufmann Paul Hans Ernst daselbst in dieser Eigenschaft anzuerkennen geruht. NekannLrnachung. Die nach Maßgabe der Verordnung vom 16. September 1856 im Königreiche Sachsen mit dem Sitze in Leipzig zugelassene Schweizerische Unfallversicherungs- Aktiengesellschaft in Winterthur hat ihren Geschäftsbetrieb auf die Versicherung gegen Veruntreuung sowie auf Kautions- und Garantie-Versicherung ausgedehnt. Dresden, am 3. Oktober 1901. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. S3«4 vr. Roscher. (Behvrdl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteil«.) Nichtamtlicher Teil. Tie auswärtige Politik -er Woche. Viel von sich reden hat der Versuch ungarischer Blätter gemacht, schon jetzt den Entwurf des deutschen Zolltarifs zu einer Belastungsprobe für die bundesfreundlichen Beziehungen zwischen Deutsch land und der Habsburgischen Monarchie heranzuholen. Nichts Geringeres sollte nach Meld ungen deS „Budapesti Hirlap" geschehen sein, als daß Hr. v. Szell in Berlin seinen Unwillen über den deutschen Zolltarif ausgedrückt hätte; und die „Neue Freie Presse" ging noch weiter, indem sie bereits von einer „Notifikation" der österreichisch- ungarischen Regierung beim Berliner Kabinett in dem Sinne sprach, daß Oesterreich-Ungarn außer stände sein würde, auf Grund jenes Tarifs den Handelsvertrag mit dem Deutschen Reiche zu er neuern. Die Schärfe dieser Kundgebungen mußte zu einem Zeitpunkte besonders auffallen, wo soeben erst in Wien auS Anlaß der Durchfahrt der deutschen China Truppen das deutsch-österreichische Bündnis als ein inniges FreundschaftSverhältmS und als ein dauernder Hort des europäischen '.Frieden- gefeiert worden war. Man ging denn auch wohl nicht fehl mit der Vermutung, daß die Ausstreuungen in der Kauft und Wissenschaft. Die Internationale Kunstausstellung Dresden 1901. XXXII. Die graphischen Werke. Eine besondere Eigentümlichkeit der Dresdner Kunst ausstellungen, die gleichzeitig al« einer ihrer nicht ge ringsten Vorzüge anerkannt werden muß, ist die Sorg falt und Reichhaltigkeit, mit der bisher regelmäßig die Abteilung der graphischen Werke auSgestattet worden ist. Auch diese« Jahr wieder hat der Leiter dieser Ab teilung, Hr Prof, vr Lehr«, der Direktor de« hiesige« Königl. Kupferstichkabinett«, eine hochinteressante Aus wahl unter den neuesten Schöpfungen diese» wieder zu großer Blüte gediehenen Kunstzweige« getroffen und dabei in erster Linie die Originalradierungen, Holz schnitte und — Steindrucke berücksichtigt, während dl« Erzeugnisse der bloß reproduzierenden Künstler auf diesen Gebieten nur in geringer Anzahl von ihm zu- gelassen worden sind. Trotzdem umfaßt die Abteilung III der graphischen Künste nach der ersten Auflage des Katalog« nicht weniger al« 434 Nummern, so daß jetzt, da dir Ausstellung ihrem End« entgegengeht, unmöglich daran gedacht werden kann, die einzelnen Stücke dieser Abteilung so eingehend hier zu würdigen, wie die« bei de« Werren der Plastik und Malerei geschehen ist E« könne« nur die hervorragendsten Arbeiten berücksichtigt und die verschiedenen Richtungen angedeutet werden, «ach denen sich da» Schaffen unserer heutigen graphischen Künstler bewegt Gilt «» doch bei dieser Gelegenheit auch auf die lange Reih« kleinerer Pastelle, Aquarelle und Handzeichnungr« mit aufmerksam zu machen, di« der Katalog unter Nr II anführt Sie si«d unter den Werken der Graphiker eingeordnet und ergeben ein« dem sonst fehlte eS nicht an Stimmen, die für uns zu denken geben müssen. Der „Soleil" drückte mit dankenswerter Offenheit seine Hoffnung auf einen deutsch englischen Gegensatz auS, in welchem Falle Frankreich natürlich an Englands Seite zu finden sein würde; und die „Patrie" erfand eine lange Geschichte von einer von Rußland und Frankreich zu beginnenden Einschreitung in Südafrika, wobei der Umstand, daß Deutschland unter den vermitteln wollenden Mächten nicht genannt wurde, die Absicht jener „Information" deutlich bekundete. Weiter that sich die Stimmung gewisser politischer Kreise in Paris dadurch hervor, daß man an der deutschen China-Expedition im allgemeinen und an dem Wirken des Grafen Waldersee im besonderen allerlei boshafte Ausstellungen zu machen wußte. Vielleicht zeigte sich in diesen Sticheleien so etwas wie Rückschlag nach den Gefühlen, mit denen man in Pari- von dem begeisterten Empfang der deutschen Truppen in Wien Kenntnis genommen hatte, wobei ja die Chauvinisten eS besonders drückend empfunden haben mögen, daß an der Donau mit so markigen und weithin vernehmbaren Worten die deutsch-öster reichische Waffenbrüderschaft betont wurde. Vielleicht hat man auch in Paris den Freundschaftsakt noch nicht recht verwunden, den Se. Majestät der Kaiser Seinem Freunde, dem Kaiser Nikolaus, durch den bekannten Akt in Wyschtyten erwiesen. Um so dank barer erklang das Echo über diese Aufmerksamkeit in der russischen Presse; und es verlautete überdies, der Zar habe gegenüber einer Abordnung d.'S polni schen Adels, die er in Skierniewice empfing, seine besondere Freude über die Handlungsweise Sr. Majestät des Kaisers geäußert. Im französischen Heere scheint man die Zeit des Waffenstillstandes, die der Besuch der russischen Herrschers in den Vorstößen gegen den Kriegsminister General Andre gewährt hatte, auch schon wieder für beendet zu halten. Die Ersetzung des Generals Davoust als Großkanzlers der Ehrenlegion durch den General Florentin hat genügt, andere französische Generäle zn einem offenen Widerspruche gegen Andro zu veran- laffen, so daß jetzt der frühere Präsident Casimir- Po'ner für den genannten Posten in Frage stehen soll. Wir erwähnen diesen Vorgang mit als ein» der Zeichen des Mißvergnügens in Frankreich. Wenn wir wünschen, das Kabinett Waldeck Rousseau möge aller dieser Dinge abermals Herr werden, so brauchen wir die Begründung dieses Wunsches nicht zu wieder holen. Die mit so mancherlei Ausführungen bedachte Mission des chinesischen Prinzen Tschun hat ihr Ende gefunden; der Prinz hat Deutschland auf dem Wege über München verlassen und sich in Genua zur Heimreise eingeschifft. Einer Reihe von Blättern wurde bei diesem Anlasse gemeldet, daß Prinz Tschun, ehe er die deutsche Grenze überschritt, noch ein sehr warm gehaltenes Telegramm an Se. Maje stät den Kaiser gerichtet habe, worin er für die huld volle Aufnahme am Kaiserlichen Hofe und für die ihn gewordene OrdenSauszeichnung in bewegten Worten dankte und die Hoffnung auisprach, daß das Deutsche Reich in den besten Beziehungen zu China bleiben möge. In deutschen Blättern haben die Be krittelungen der Reise des chinesischen Prinzen fort gedauert, bis er die Grenzen des Reiches hinter sich hatte; und die freundwilligen, alle Bräuche des Völkerrechts nicht achtenden Kritiker blieben zumeist auf die eine Tonart gestimmt, daß dem Chinesen in Deutschland gar zu viel Aufmerksamkeiten erwiesen worden wären. So beklagte sich ein rheinisch-west- Qmck" (Nr. 967) unv dl« Studie zu einem Bogen schützen (Nr. 965). Vor allem aber verdient die „Land schaft mit der Wolke" aus der Gegend von Neu-Ostra (Nr 964) hervorgehoben zu werden. Eie ist in hohem Maße charakteristisch und persönlich empfunden und ge winnt durch die Verwertung der Telegraphendrähte, die andere zu übersehen pflegen, entschieden etwa« Eigen artiges In einer Ecke desselben Saale« hängt Eduard Büchels Kupferstich der „Lady Seymour nach Holbein" (Nr 1069), eine fleißige, wenn auch nicht gerade genial erscheinende Arbeit Von den in der Nähe untergcbrachten Aquarellen, Pastellen und Zeichnungen nennen wir Mar garete Faltins „Pillnitzer Allee im Herbst" (Nr 842), Guido Richter» „Motiv au« Graupen in Böhmen" (Nr 989), „Alter Schledorn" (Nr. 990), „Rosenburg bei Graupen" (Nr 991) und vor allen „AuS de« Dünen in Ahrenshoop" (Nr 988), Emil Voigt- laender-Tetzner« „Am Ostseestrand" (Nr 1043) und Walter Berig« „Apfelbaum" und „Pappel und Weiden" (Nr 821 und 828) Sie find sämtlich ge fällige Arbeiten und werden jedermann al« brauchbarer Zimmerschmuck willkommen sein Bei den elf Radier ungen Georg Jahn« bedauert man, in ihnen keinen Fortschritt im Vergleich zu seinen Leistungen au« dem Jahre 1899 zu bemerken. Ein Werk, wie da» Porträt seiner Mutter war, findet sich sogar in diesem Jahre nicht darunter. Technisch ungemein sauber und fleißig, entbehren alle diese Bilder den Stempel de» Persönlichen Die verschiedenen Akte und Halbakte er scheinen sogar ziemlich weichlich, und nur der „Mädchen kopf" (Nr 1193) zeichnet sich durch den Ausdruck liebenswürdiger Frische und unschuldiger Reinheit au«. Von den „drei Rahmen mit Studien" der wohl zum ersten Mal« auf einer AuSstelluna «rscheinrnden Mari« G«y (Nr 1133) ist derjenige, der zwei langgestreckte Landschaften mit Dorf und Fluß enthält, al» d e ver heißungsvolle Erstlingsgabe eine» schön«» Talent« warm ungarischen Presse eine Art von Vorspiel zu den Wahlen in Ungarn bildeten dergestalt, daß eS den Buda-Pester Publizisten darauf ankam, die Regier ung des Hrn. v. Szell als starke Hüterin der wirt schaftlichen Interessen Ungarns hinzustellen. In der Sache selbst erledigte sich die Nachricht von einem angeblichen Schritt des Hrn. v. Szell bez. der öster reichisch-ungarischen Regierung in Berlin durch die einfache Erwägung, daß von einer diplomatischen Handlung solange nicht die Rede sein kann, wie der deutsche Zolltarif noch den Charakter eines Ent wurfs trägt und überdies vorderhand eine innere Angelegenheit deS Deutschen Reiches darstellt. Daß man in Berlin und Wien inzwischen eine gütliche und völlig unverbindliche Aussprache über einzelne Teile deS deutschen Tarife- gehalten hat, mag richtig fein; aber da- dürfte schon, da der Zolltarif seit dem L6. Juli d. IS. der Oeffentlichkeit über geben worden ist, vor etlichen Wochen geschehen sein und schwerlich zu der Behauptung einer „Notifi kation" seitens deS Wiener Kabinetts berechtigen. Wenn eine Notiz der „Nordd. Allg. Ztg." die dem Gerüchte von einer Revision deS Zolltarife- wider sprach, als Beweis dafür herangezogen wurde, daß der Tarif ein unabänderliches Ganzes sei, so über sah man, daß ein Unterschied besteht zwischen einer organischen Umänderung des weitschichtigen Tarif- werkeS und einer etwaigen Modifikation einzelner Zollpositionen und daß die „Nordd. Allg. Ztg." keineswegs da- letztere in Abrede gestellt hatte. Jedenfalls sind diese zum mindesten sehr ver frühten Schmerzensäußerungen einiger österreichisch ungarischen Preßpolitiker nicht im stände gewesen, einen nachhaltigen Mißton nach den überaus herz lichen Festtagen zu erwecken, die Kaiser Franz Joseph und seine Stadt Wien unseren China truppen bereitet haben. In dem Trinkspruche des erlauchten Monarchen sowohl, den er bei dem den deutschen Offizieren in der Hofburg gegebenen Mahl ausbrachte, wie bei den sonstigen Festlichkeiten und Kundgebungen zu Ehren unserer Truppen klang stets der Gedanke der engen Waffenbrüderschaft und der Freundschaft zwischen zwei Nationen hervor, die sich stets al- Frieden-bürgschaft in Europa bewährt hat. Und mit Recht wurde die herzliche Aufnahme der deutschen Soldaten in Wien als eine wertvolle Er gänzung zu den Ereignissen der Kaiser-Begegnung in Danzig und zu den französischen Zarentagen auf gefaßt. WaS den vielberufenen Zarenbesuch in Frank reich angeht, so ist die Pariser Publizistik darüber noch immer nicht zur Tagesordnung übergegangen. Und zwar verstummen die Lobredner dieses Ereig nisses immer mehr und gewinnt die Tonart der Krittler und Mißvergnügten an der Seine stets weiter an Kraft. Schon hat man das Wort von einer Katzenjammer-Stimmung in Paris geprägt, worunter verstanden sein soll, daß die Zahl der Enttäuschten über die seitherigen Früchte deS Zwei bundes wächst. Für uns Deutsche bleibt eS nach wie vor der Beachtung wert, daß daL A und O jener Enttäuschung darin besteht, daß der Zar der französischen Nation nicht zur Erfüllung ihres Revanche-Bedürfnisses verhalfen habe. So rief der „Eclair" dieser Tage aus: „Wir haben ein ver stümmeltes Gebiet!", um dann weiter zu bemerken, daß die Franzosen ohne die Ergänzung ihres Ge biete-, d H. die Wiedergewinnung Elsaß Lothringens, das russische Bündnis nicht brauchten, und schmerz lich zu schließen, daß Rußland Frankreich mit sich schleppe und Frankreich nich's dafür erhalte. Auch fälischeS Blatt besonders darüber, daß man dem Prinzen Tschun bei seinem Besuche im rheinisch- westfälischen Jndustriebezirk allzusehr wie einen großen Herrn gefeiert hätte. Da« betreffende Blatt, das die Interessen jenes Bezirkes vertritt, mag die Sache mit seinen eignen Leuten abmachen, sonst aber bedenken, daß der Prinz immerhin der Bruder de» Kaisers von China ist, mit dem wir fortan in Frieden leben wollen, und daß friedliche Handels beziehungen Deutschlands zu China ja auch wohl der rheinisch-westfälischen Industrie zu gute kommen dürften. Recht eigenartig berührt eS jedenfalls, daß, während man in der Behandlung des Prinzen Tschun zu viel der Artigkeit gegen das himmlische Reich erblickt, eine andre Sache dahin auSgebeutet wird, daß Deutschland seinen chinesischen Gegner geradezu völkerrechtswidrig behandelt hätte. Und zwar ist es die Fortführung astronomischer Instrumente aus Peking, die in der deutschen Presse nach wie vor Tadler laut werden läßt; und die Oberstimme in dem Chorus der moralisch Entrüsteten hat kein Ge ringerer als der sozialdemokratische „Vorwärts". Inzwischen ist diese Angelegenheit durch eine amtliche Notiz klargestellt worden. EL wird eingeräumt, daß die besagten Instrumente auS China fortgeführt und nach Herstellung des FriedenSzustandeS der chine sischen Regierung wieder angeboten, von dieser aber abgelehnt worden seien. Auch an dieses offene Zu geständnis deS ThatbestandeS hat man nörgelnde Be merkungen geknüpft, wobei wiederum der „Vorwärts" am lautesten austritt. Nun, die Anwälte der Bissig keit werden allgemach verstummen; aber zur Psycho logie bestimmter Politiker in der deutschen Presse ist die angedeutete Zwiespältigkeit in der Behandlung der chinesischen Frage immerhin lehrreich. Mancherlei Nachrichten haben im Laufe der Woche unseren Blick nach der Nordwesteckc deS Persischen Meerbusens, nach dem Hafenort Koweit gelenkt; allein eS würde auch der sorgsamsten Deute kunst schwer gelungen sein, zu sagen, was in Wirk lichkeit in jenen Gebieten geschehen sei und welche- der vielen angeblich vorhandenen Abkommen über Kowcit eigentlich zu Recht bestehe. Unser Interesse an den Vorgängen ward insoweit festgelegt, als eng lische Blätter stank und frei behaupteten, wenn die Türkei zu einem Handstreiche aus Koweit aushole, so habe sie Deutschland hinter sich; denn die Pforte wolle für Deutschland das Hafengebiet von Koweit erwerben. Diese Meldung, die jedweder Begründung ermangelte, rief denn allerlei Wiverspruch hervor, der mit dem Hinweis auf bestehende Verträge be gründet wurde. Bald sollte Deutschland mit der Türkei, bald Großbritannien mit dem Sultan, bald Deutschland mit England gewisse Abmachungen ge troffen haben, wozu sich dann noch Verpflichtungen gesellten, auf die der Scheich von Koweit Pocken könnte. WaS an alledem richtig, wußte indessen niemand anzugeben. Jedenfalls ist Deutschland an den Nordgestaden des Persischen Meerbusens in keiner Weise durch irgendwelche Abmachungen ge bunden, noch hat es jemals der Pforte einen Auf trag erteilt, den Anwalt deutscher Wünsche in Koweit zu machen; hierzu wären wir gegebenen Falles doch wohl selbst Mannes genug. Wa- an den dortigen Küsten zu begleichen ist, geht zunächst England und die Türkei an. Doch eS wird in Konstantinopel wiederholt in Abrede gestellt, daß in jüngerer Zeit Schritte für eine auf Koweit ab zielende türkische Aktion geschehen seien. Wenn gleichwohl England sich maritim auf besondere Er eignisse in den Gewässern von Koweit einrichtet, so Auge höchst willkommene Abwechslung, dos bei der ausschließlichen Betrachtung von Arbeiten in Schwarz- Weiß zu schnell ermüden würde. Der Bequemlichkeit wegen sollen die Nummern der zweiten und dritten Abteilung hier so besprochen werden, daß im ganzen und großen die getroffene, geschmack volle Anordnung zu Grunde gelegt wird. Auf diese Weise kann unser Bericht dem Leser gleichzeitig al« Führer dienen, wa» ihm hoffentlich im Hinblick auf die Fülle de» Gebotenen willkommen sein wird. Den Eingang zur graphischen Abteilung nimmt man am besten durch den Saal XXXI, in dem die Bilder de« Ehepaares Mediz und Georg Lührig« hängen In der Ecke diese« Saale« bemerkt man eine Buntstift- zeichnung von Rudolf Berger au« Dresden Sie stellt einen stimmungsvollen „Herbstwald", dessen Blätter sich schon rot gefärbt haben, dar (Nr 819), erinnert aber so stark an die Art der Frau Mediz, daß man auf den ersten Blick versucht ist, die Zeichnung für eine Arbeit von ihrer Hand zu halten. Die in nächster Nähe hängenden Zeichnungen: „Am Rollenbrrg" in Tirol und „Aus einer alten an einem Fluß gelegenen Stadt" von Paula Kohlschütter (Nr 906 und 907) möge man nicht übersehen, da si« beid« da» ge wählte Motiv höchst geschickt verarbeitet zeigen Auch die beiden Dresdner Stadtanüchten von Hedwig Rumpelt an der Thür zu Saal XXX, die „Terraffen- gaffe mit dem Brühlschen Palai« und der katholischen Kirche", sowie der „Blick aus die Elbe, Terrasse und Frauenkirche" (Nr 996 und 997) verdienen beachtet zu werden. Beide Blätter sind in Gouache auigrführt und durchaus gediegen« Arbeiten, wenn sie sich auch nicht mit den geistreichen und virtuos gemalten Dre«dner Stadtansichtrn Gotthard Kuehl», von denen wir schon gesprochen haben, messen könne« Die ersten graphischen Arbeiten, die un« beim Eintritt in Saal XXX begegnen, rühren von Otto Fischer aus Loschwitz her, der noch als Verfertiger des Plakats für die alte Stadt von 1896 und al« Mitarbeiter in den leider eingegangenen Heften de« Verein« bildender Künstler Dresden« bei uns in gutem Andenken steht. Seine drei Blätter, die Radierungen: „Nacht" (Nr 1119) und das nicht betitelte einsame hohe Hau» (Nr. 1120), wie man da« Blatt wegen seiner Aehnlichkeit im Motiv mit einem Bilde von Paul Schultze-Naumburg, da« so heißt, am besten nennen könnte, sowie das „Gewitter" in Steindruck sind vielleicht die bedeutendsten unter den aus Dresden stammenden graphischen Blättern der Aus stellung Denn sie geben nicht bloß einen Natureindruck geschickt wieder, sondern sie erzeugen in dem phantasie vollen Beschauer, der die Fähigkeit besitzt, sich in diese wenigen Linien, die au» der vorherrschenden dunklen Masse emportauchen, hineinzuoertiefen, etwa» von der un heimlichen Stimmung, die un» in einer schwülen Gewitternacht leicht ergreift und allerhand Spukgestalten vor unserem Auge vorüberziehen läßt Diel leichter dem allgemeinen Verständni» zugänglich al« diese düsteren Nachtstücke Fischer« sind dre direkt nach dem Leben ent worfenen in technischer Beziehung durchgängig vorzüg lichen Radierungen Georg O»kar Erler«, unter denen un« der „Herbst" (Nr 1101), der „Kuhslall" (Nr 1104) und die „Kartoffelernte" (Nr 1105) am besten gefallen hat An Richard Müller« drei Blättern: „Werft", „Kornfeld" und „Drei Häuser" (Nr. 1315 bi« 1317) bewundert man am meisten die ungewöhnlich geschickte und sichere Führung der Nadel, doch bietet da« Blatt „Drei Häuser" auch rin landschaft lich interessante« Motiv, da« wohl geeignet ist, durch seine Eigenartigkeit zu fesseln. Al» Zeichner verdient Müller uneingeschränkt« Bewunderung. Der weiblich« Studienkops Nr. 966), dir Vorarbeit zu der „Dame mit der Orchidee" in der Porttätautstellung (Nr 504), ist al« Zeichnung vorzüglich, nicht minder die mit kräf tigen Strichen hingesetzte Darstellung de« „Hunde«
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