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Weißerttz-Ieitung Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg- Amts- und Anzeige- Klatt der Königlichen Gerichts-Aemter vnd Stadträthe ZV Dippoldiswalde, Muenflein nnd Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde Am Johannistage. Wieder naht der Johannistag. Wer pilgerte nicht gern hinaus in die herrliche Natur uud freute sich über die wogenden Kornfelder, über blumige Wiesen nnd über die im schönsten Blätterschmucke prangenden Bäume. Der Johannistag ist ein Festtag der Natur. Wir stehen inmitten der Fülle des Segens, und ein wohlthuendes, beruhigendes und beseligendes Gefühl zieht durch unsre Seele. Wenn dann der Abend sich niedersenkt auf die Erde und des Tages Geschäfte schweigen, wandeln wir im Verein Derer, die uns lieb sind, wohl hinaus, und eine schöne Sitte lehrt uns, in diesen Feierstunden Derer zu gedenken, die nicht mehr unter uns weilen. Wir lenken unfern Schritt langsam zum Friedhof, wo die Saaten für die Ewigkeit gesäet sind und wo manches uns theure Herz schlummert. Es ist dieses Angedenken an unsere Todten an der Stätte ihrer Ruhe für unsre Seele ein erhebender und feierlicher Augenblick. Mitten in der prangenden Natur erhebt sich unser Geist zu Gedanken an ein höheres Sein; unser Blick hebt sich hinauf in den mild erglänzenden, unendlichen Himmel nnd wir werden uns unserer höheren Natur bewußt und fühlen lebendig, daß unser ein Erbtheil in einer vollkommeneren Welt wartet, wenn unsre Seele, von den Schlacken der Erde befreit, rein und geläutert dieses Dasein verläßt, mit den Samenkörnern der Tugend, der Liebe und wahrer Religiosität bereichert, die nun im andern Sein zur Frucht sich gestalten sollen. Und wenn nun vielleicht die milden Klänge einer sanften Musik oder eines Gesanges unser Herz berüh ren, dann stehen wir gerührt an dem stillen Orte der Gräber, und unsre besten Gedanken ziehen segnend und reinigend durch unsre Seele und neu befestigt im Glau ben an ein höheres Sein, gereinigt von manchen un würdigen Gedanken, verlassen wir den ernsten Ort. Grab und Tod sind uns nicht mehr die Schreckbilder, die unsre Seele ängstigen, die blühende Natur um uns her hat uns ruhiger und hoffnungsvoller gestimmt nnd in unseren Herzen klingen die Worte nach, die einst der treffliche Paul Gerhard sang: Ach, denk' ich, bist Du vier so schon, Und läßt Dn's uns so lieblich geh'» Ans dieser armen Erden; Was will doch wohl nach dieser Welt, Dort in dein reichen Himmelszelt Und güldnem Schlosse werden? Tagesgesehiehte. Dippoldiswalde. Der von dem Hänichener Stein kohlenbau-Verein erworbene „Dippoldschacht" zn Golberoda, der gegenwärtig wieder in Stand gesetzt wird, da er vollständig ersoffen war, hat leider bei diesen Arbeiten drei Menschenleben gefordert. Am vergangenen Sonntag, 18. Juni, sind drei Zimmerlinge, Petzold, Müller nnd Gölfer, durch böse Wetter plötzlich betäubt worden und in den Schacht gestürzt. Einer ist am selben Tage, die andern Tags darauf, zerschmet tert und ertrunken, aufgefunden und gerichtlich aufge hoben worden. Die Verunglückten sind als brave Familienväter bekannt und hinterlassen zusammen 18 Kinder. — Die Vorlesungen des Hrn. I)r. Scheve aus Dresden über Phrenologie, welche wegen längerer Reisen des Genannten bisher bei uns nicht stattfinden konnten, werden nunmehr nach dessen Rückkehr wahr scheinlich in der Zeit vom 1.—8. Juli gehalten werden. -- Das „Aaupt-Vogel- und Scheiben schießen" in Dippoldiswalde wird am 9., 10. und 11. Juli stattfinden. Altenberg. D.ie Gesangvereine von Bärenstein, Lauenstein, Geising nnd Altenberg werden nächsten Sonntag, 25. Juni, in Bärenstein und zwar auf der zum dortigen Huthause gehörigen Wiese, auf eine vom Bärensteiner Männergesangvereine ausgegangene An regung, ein Gesang fest halten. Altenberg. Auf Veranstaltung unsers Bürger meisters hat endlich auch das Turnen hier Eingang gefunden, und zwar hat man, da zur Zeit ein Turn verein nicht besteht, mit dem Turnunterricht für die Schuljugend begonnen, welchen die beiden Lehrer Benke und.Scholze leiten werden. Jedenfalls ist dieses Er- eigniß mit Freude zu begrüßen und demselben ein glücklicher Fortgang zu wünschen. Denn darüber, ob das Turnen heilsam für den Menschen ist, ist nicht mehr zu spreche«; es steht dies als ausgemachte Wahr heit zweifellos da. Deshalb wünschen wir auch, daß dasselbe hier einheimisch werde und zwar um so mehr, als auch hier, wie anderwärts, es an Stimmen nicht fehlen wird, welche diese Leibesübungen, die auch auf die Gesundung der geistigen Kräfte heilsamen Einfluß hervorbringen, für überflüssig und unnöthig finden werden, und als es jedenfalls besser gewesen wäre, zu Gewinnung des uöthigen Vertrauens und eines festen Kerns für die gute Sache mit Bildung eines Turn vereins zu beginnen. Denn wie jetzt die Sachlage steht, hat sich der Bürgermeister alle und jede Last und nach Befinden auch Verantwortung, welche bei Einführung des Turnens nicht gering sind, selbst auserlegt, und es fragt sich, ob er solche auf die Dauer zu tragen im Stande ist, welche, ganz abgesehen zur Zeit von andern