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Dresdner Journal : 20.12.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188412201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18841220
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18841220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-12
- Tag 1884-12-20
-
Monat
1884-12
-
Jahr
1884
- Titel
- Dresdner Journal : 20.12.1884
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M 297. Sonnabend, den 2V. December. 1884. 40onue„«ar»pr»t»: iSbrliobr.... IS ^Mrlivl»- 4 »0 kk. Lck-al» >u»ui»«r», 10 ?L ä«« ävuttol»«» ktsiob«» tritt kost- iu»<t e^ir äoo ktLUlu einer ssiptälvllen x> kL vnt»r „LiL^s«»Qät" äi» 2sils »0 kf. 8sl ^»d«IIsQ- und 2iNsri»»»t» 00 Hst FutiolÜLA. Lr»«N»I»»Q ü mit Aoivskw» äsr 8ono- ru»a ksiort»^» Fd«»ä» kür 6«» kol^snäen 1»^. Sres-mrIonrnal. lQ»»r»t«o»ai>»di»« »us^Rrttr F>. Lranckrtetter, 6oountL»iollLr äs» Ore«il>«r lourmü»; Snwdar, L«rU»-Vt,» L»»«l Lr«»I»» kr»»kklirr ». H.: Äaa»en«ts»n F ^vAker, »«rU»-Vi«ll S»»dur^- krix-I.«ip»ix ^rLnIrturt ». H-ULned»»: Ako««,' LsrUa: /il'aücteriiülnt, Lr«w«o: L'LcA/ott«,' Sr«»l»u: L LtariA«»'» Lureau /tada/A),' knuil-kurt » H : L ^aeA^'xeks LuokkLnüIun^; VSNiti: tk. Ak-t/ker; S»rmov«r: 6. §c/»ü«i«r, k»rt» S«rU»-?rLn^knrt ». M >tutl^»rt: Da««-«F 6o., L»wdnrx: ^tct. Lternsr. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. ll«r»usx«d«rr Nüviel. Lipeüitioo äe» Drs,äo«r lourvLt», Drexcien, Ha SO Amtlicher Tijeil. Aekannlmachung. Bon dem Ministerium des Innern ist dem Comitä für die Dresdner Pferdeausstellungen aus Ansuchen Erlaubniß zur Veranstaltung einer Ausspielung von ausgestellten Pserven, Fuhr- und Reit-Gegenständen bei Gelegenheit der für den 16., 17. und 18. Mai 1885 in Aussicht genommenen X. Dresdner Pserde- ausstellung und zum Vertriebe der Loose im Bereiche des Königreiches Sachsen unter der Bedingung ertheilt worden, daß die Nummern der gezogenen Gewinne alsbald nach stattgefundener Ziehung im „Dresdner Journal" und in der „Leipziger Zeitung" zu ver öffentlichen sind. Dresden, am 4. Dezember 1884. Ministerium des Innern. v. Nostitz. Wallwitz. Gebhardt. Bekanntmachung. Die Königliche KreiShauptmannschast al» Landes« Polizeibehörde hat da» 2. Heft der nichtperiodischen Druckschrift: „ Vorwärts! Eine Sammlung von Gedichten für das arbeitende Volk." Zürich. Verlag der Volksbuchhandlung in Höttingen. 1884." auf Grund von 88 H und 12 des Reichsgesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Social demokratie vom 21. October 1878 verboten. Leipzig, den 16. December 1884. Königliche Kreishauptmannschaft. Graf zu Münster. Gläsel. nichtamtlicher Lheil. Uedersicht: Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (St. PeterSburgskja Wiedomosti. Hamburgischer Eorrespondent.) TageSgeschichte. (Dresden Berlin. Stuttgart. Wien. Paris. Bern. Rom. Barcelona. London. Bukarest. Athen. Hongkong. Washington.) Dresdner Nachrichten. Da» Lynamitattentat gegen da» Leben Sr. Ma- j'stät deS Kaiser», deS Kronprinzen deS deut schen Reiches und von Preußen und der ver sammelten deutschen BundeSfürsten bei der Ent- hüllungsfrier des NiederwalddenkmalS vor dem Reichsgericht. (V.) Vermischtes. Statistik und VolkSwirthschaft. Beilage. Deutscher Reichstag. (Sitzung vom 18. December.) DreSoner Nachrichten. Mittheilungen deS LandeScoufistoriumS auS den Jahresberichten der Superintendenten auf daS Jahr 1883. Telegraphische Nachrichten. Leipzig, Freitag, 1S. December, Mittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der 3. Civilsenat deS ReichögericktS verwarf die Revision der Frau v. Kolumne in ihrem Ehescheiduugvproceffe gegen den Großherzog von Hessen. Leipzig, Freitag, 19. December, Mittags. (Privat-Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Oberstaats anwalt Trepliu beantragte im Schlußvortrage gegen ReinSdorf, Rupsch und Küchler die TodeS- strafe, ferner 15 resp. 12 Jahre Zuchthaus, Ehr verlust und Stellung unter Polizeiaufsicht, gegen Bachmann 12 Jahre Zuchthaus, gegen Holzhauer 10 Jahre Zuchthaus, gegen Söhngrn und Rhein bach je 5 Jahre' Zuchthaus, gegen sämmtlickr eben- falls Ehrverlust und Stellung unter Polizeiauf sicht. Bezüglich Töllner'S beantragte er Frei sprechung. (Vgl. das Nähere über den Proceß um stehend.) Wien, Freitag, 19. December, Mittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Zur Ergreifung deS st.llver- tretenden Direktors der niederösterreichischru Es- comptebauk, LukaS Jauner, werden von der Po- lizei die umfassendsten Maßnahmen getroffen; außer 2000 M. ist eine 5procentige Prämie deS wirbererlanftten Geldes alS Belohnung ausgesetzt. In der Caffe Jauner'S wurden zahlreiche BonS von Kuffler gezeichnet über auS dem Gelbe der EScompt'bank von Jauner an ihn geleistete Zah lungen vorgrfunden. Der VerwaltungSrath wackle noch in der Nacht theilS aus eigeaen Mitteln, theilS durch Aufbringung bei anderen Banken 10 Millionen mobil, um gegen alle Eventualitäten geschützt zu sein. (Vgl. die Rubrik „Statistik und VolkSwirthschaft".) Wien, Freitag, 19. December, Nachmittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Bei der niederösterreicki- scheu Escomptebank gehen Maffenkündigungen ein; die Bank honorirt aber alle Kündigungen ohne Rücksicht auf die Lerfallzeit. Dir Gemeinde Wien kündigte der Escomptebank die drponirten 4 Millionen. London, Freitag, 19. December. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Nach weiteren Ermittelungen scheint brr Inhalt der gestern von der Polizei in Dover beschlagnahmten Cassettr nicht Dynamit, sondern Pulver zu sein, welches zur Minen- sprengung angewandt wird. (Vgl. die „Tagesge schichte".) Lie „Daily NewS" erfahren, daß der König der Belgier den Wunsch geäußert habe, einige erprobte englische Offiziere in Dienst im Congo- gebiete unter der afrikanischen Gesellschaft zu nehmen. Dresden, 19. December. Am 5. April nächsten Jahre» soll in St. Peters burg eine große nationale und gesammtjlawischr Feier de» 1000jährigen Gedenkfeste» der Slawen apostel und Blbelübersetzer Cyrillus und Metho dius (der Letztere soll am !6. April 885 verstorben fein) abgehalten werden. Das große Verbrüderungs fest dürfte aber weit eher zu einer Verschärfung, als zu einer Ausgleichung der innerhalb des Slaventhums bestehen den Gegensätze führen. Während in Rußland zu einem großen „rechtgläubigen"Kirchenfeste gerüstet wird, welches der Identität slawisch-russischer und griechisch- orthodoxer Interessen gelten soll, gedenken die katho lischen Westslawen eine Feier in Wehlern (Mähren) zu veranstalten, zu welcher Vertreter sämmtlicher ver wandten Stämme eingeladen sind. Obgleich Mähren der Hauptschauplatz der MissionSthätigkeit der beiden berühmten Brüder gewesen ist und diese ihre Füße niemals auf eigentlich russische Erde gesetzt haben, ist die Kunde dieser Veranstaltung in St. Petersburg, Moskau, Kiew u. s. w. mit höchster Erbitterung aus genommen, als schmählicher Verrath an der gemein samen Sache bezeichnet und auf polnische Umtriebe zurückgeführt worden. Von beiden Seiten wechselt man erbitterte Zeitungsartikel und geharnischte Streit schriften, und die wenigen russischen Stimmen, welche zu Verständigung und glimpflicher Auffassung des mährischen Vorhabens mahnten, sind im Lärm und Tumult der erregten Leidenschaften wieder verhallt. Beide Parteien behaupten, Inhaber des echten Ringes zu sein, und werfen dem Gegner Eigennutz und schmähliche Geschichtsfälschung vor. Die „St. Prterburgskija Wiedomosti" sagen: „Welcher Art auch die Versuche sein mögen — und sie treten unzweifelhaft und sogar sehr zahlreich auf —, der aufklärenden ThätigkeN Cyrill's und Metho dius' den Charakter moderner katholischer Tendenzen zu verleihen, der wissenschaftlichen Parteilosigkeit wird es stet» leicht fallen, zu beweisen, wie falsch und un natürlich dieselben sind. Daß sich diese Unwahrheit durch gewissenhafte historische Nachforschungen über das Verhältniß der beiden Slawenapostel zu Rom leicht widerlegen läßt, ist allbekannt und jedem Men schen gerade so klar bewußt, wie ihm bewußt ist, daß es allgemein angenommen ist, die Heiligen Cyrill und Methodius die Slawenapostel zu nennen. Aber, wie auch schon lange bekannt ist, wird, wo es sich um die polnisch-katholische Sprawa handelt, aus die historische Gewissenhaftigkeit sehr wenig geachtet. Die „Todten können nicht besudelt werden", dürste man wohl sagen; auch die Comödie in Wehlebrad kann die Gebeine des heiligen Methodius nicht beschimpfen." — Der „Shwet" schreibt: „Rußland muß nach Wehlerad gehen, es muß sich bemühen, seine besten Leute, seine Elite dorthin zu senden; zu diesem Zwecke müssen be sondere Comitvs erwählt werden, um Zufälligkeiten zu vermeiden. Die Russen werden mit Achtung und Liebe an dem Orte empfangen werden, wo die Heiligen Cyrillus und Methodius lehrten, sie werden empfangen werden als die älteren und vernünftigeren Brüder, die ihre materiellen und sittlichen Kräfte am höchsten ent wickelt haben, als Diejenigen, die dem Slawenthume vom adriatischen Meer bis zum großen Ocean Ruhm und Kraft verschafft haben. Auch braucht sich die orthodoxe Geistlichkeit nicht zu scheuen, an die Seite der römisch-katholischen zu treten. Sie kann dabei Nur gewinnen, aber nicht verlieren. Ueberhaupt kann dieser Conqreß zum Ruhme und Nutzen Rußlands dienen. Die Krähen, die schon jetzt ein Geschrei über den Congreß erheben, thun ein böies Werk, und gebe Gott, daß dieser Schwarm zeternder Krähen das Tageslicht am russischen Horizont nicht verdunkle." „Der Gegensatz, um den es sich eigentlich handelt", heißt es in einem Artikel des „Hamburgischen Correspondenten", „ist der consessionelle, der alte Antagonismus zwischen der römischen und der grie chischen Kirche. Da die beiden slawischen Bibelüber setzer zu einer Zeit thälig gewesen waren, zu welcher die große Kirchenspaltung noch nicht perfect geworden, und da die über Cyrill und Methodius vorhandenen Nachrichten höchst unsicherer und halb sagenhafter Natur sind, erscheint die Möglichkeit einer rechtlichen Entscheidung des Streites völlig ausgeschlossen, und haben beide Parteien Gründe von einigem Gewichte für ihre Auffassungeil anzuführen. Die Einen berufen sich darauf, daß die slawische Bibelübersetzung kein katholisches, sondern ein orthodoxes Buch geworden sei; die Anderen machen geltend, daß das von den beiden Brücern christiamsirte Land ein alle Zeit katholisches gewesen sei. Hinter dem konfessionellen Gegensätze steckt aber noch ein politischer. Die katholischen West slawen sind zumeist Föderalisten, denen durch das Polenthum ein lebhaftes Mißtrauen gegen die hege monistischen Ansprüche Rußlands elngennpst worden, während die orthodoxen Völker des Ostens entweder russische Unterthanen, oder Anhänger des russischen Staatsgedankens sind. Allerdings neigen die Rußland glaubensverwandten Serben des Königreichs und die Bulgaren in neuer Zeit vielfach zu Selbstständigkeits ansprüchen, die wenigstens mdirect gegen die russische Allgewalt gerichtet sind — dafür zählt Rußland wie derum unter den unirten und orthodoxen Slawen Un garns und Galiziens warme und ergebene Anhänger. Ob diese Stämme die Methodiusfeier in Mähren oder in Rußland begehen werden, hat in den Augen der Betheiligten hohe symbolische Bedeutung. Außerdem aber will man verhindern, daß das Westslawenthum sich bei der bevorstehenden Feier selbstständig organi« sirt und ein von Rußland unabhängiges natio nales Element darstellt und dadurch den polnischen SelbstständigkeitSbestrebungen Vorschub leistet. Mit den slawischen Stämmen theilen die germanischen das Loos, kirchlich gespalten zu sein, und es fehlt nicht an Stimmen, welche behaupten, daß Rußland in der sla wischen Welt eine ähnliche Aufgabe in Anspruch nehmen dürfe, wie Preußen in der deutschen; denn darüber, daß der Gegensatz zwischen dem orthodoxen Ost- und katholischen Westjlawenthum, dem Centralismus und dem Föderalismus auf die Rivalität zwischen Rußland und Oesterreich zurückgesührt werden muß ist natür lich alle Welt im Stillen einig. Bei dieser Verglei chung wird ein tiefgehender geschichtlicher Unterschied indessen übersehen. Als die Kirchenspaltung des sech zehnten Jahrhunderts eintrat, war Deutschland Jahr hunderte lang ein — trotz aller ihm anhaftenden Mängel — nationaler Staat, ein Reich gewesen. Ein einheitliches Slawenreich hat dagegen niemals bestanden, und als die Kirchen des Ostens und Westens sich für immer von einander trennten, war Rußland ein in seinen Anfängen begriffener Territorialstaat, der auf eine allgemein-slawische Bedeutung keinen Anspruch besaß und nicht einmal erhob. Die nationale Einigung Deutsch lands bildete die Wiederherstellung eines bereits vor handen gewesenen Zustandes, welche Preußen in seiner doppelten Eigenschaft als mächtigster deutscher Staat und als paritätisches Staatswesen in die Hand nahm, während Oesterreich katholisch geblieben und durch seine Verbindung mit Ungarn dem germanischen Jnteressenkreise entrückt war. Die in den neuen Reichsverband eintretenden Nichtpreußen konnten nicht nur Schwaben, Bayern u. s. w., sondern auch Katholiken bleiben, während Rußland durch sein Verhalten gegen die in seinen Körper auf gegangenen katholischen Westslawen bewiesen hat, daß es in kirchlicher wie in nationaler Beziehung die aus schließliche Herrschaft seiner Eigenthümlichleiten in An spruch nimmt. Von denjenigen Slawen, die weder Russen, noch Orthodoxe werden wollen, ist mithin durchaus verständlich, wenn sie sich von dem mächtigen Bruder im Osten in einer gewissen Entfernung halten; ebenso verständlich ist, daß Oesterreich diesen west slawischen Separatismus begünstigt und dabei die Bundesgenossenschaft der katholischen Kirche in An spruch nimmt. Soweit es sich um die Feier des Methodius-Festes handelt, scheint der Wiener Einfluß Recht behalten zu haben: zu einer neuen westslawischen Pilgerfahrt nach Osten wird es dieses Mal nicht kommen, sondern durchgesetzt werden, daß mindestens die halbe Slawenwelt den 1000. Jahrestag der Apostelbrüder innerhalb der österreichischen Reichs grenzen und im Schatten der römischen Kirche feiert." Lagcsgeschichte. Dresden. 19. December. Von der feiten de» Finanzministeriums herausgegebenen, unter der Leitung des Professors Oberbergraths Or. Credner zu Leip zig bearbeiteten geologischen Specialkarte des Königreichs Sachsen sind soeben die Sectionen Zöblitz und Adorf, sowie die Uebersichtskarte des sächsischen Granulitgebirges erschienen. Der Preis je eine» Blattes nebst Erläuterungen beträgt für die erst gedachten beiden Sectionen 3, für die Uebersichtskarte aber 5 M.; dieselben sind nicht nur durch die Feuilleton. Nedigirt von Otto Bauet. Freda. Novelle von L. Lamerou. Lu» dem Englischen von August Frenzel. (Schluß.) „Ich bin froh, daß ich ihr Alles mitgetheilt habe; eS war gewiß richtiger, ganz offen gegen sie zu sein. Sie beglückwünscht mich in sehr freundlicher Weise und sagt, sie wünsche nicht, daß w:r die Hochzeit au» Rücksicht für ihre Gefühle lange hinausschieben. ES ist sehr gütig von ihr, sich so auSzusprechcn, aber Mark und ich, wir stimmen Berde darin überein, noch ein Jahr zn warten. Sie schreibt mir auch, daß sie Kaneton-Scars für längere Zeit vortheilhaft vermiethet hat, und daß sie zu ihrem verwittweten Bruder ziehen wird, um dessen Haushalt zu leiten. Da wird sie ein thätigeS und nützliches Leben haben und ich bin sehr froh, daß sich da» in dieser Weise arrangirt hat. Ihr Brief ist so liebevoll — ich bin sicher, daß sie mich seyr gern hat." „Das ist nicht mehr al» in der Ordnung", ent gegnete Lella, ihren Kopf mit Entschiedenheit empor« richtend, „Du hast Dich sehr gut gegen sie benommen, und sie war eine einfältige alte Person, ihre Schwe ster jahrelang vor Mark zu verstecken, al» ob er ein schlechtes Sudject seil Sie hat Allen großes Elend bereitet und wenn Du mit dem Gatten ihrer. Elliaor davon gelaufen wärst, so wäre sie Schuld daran ge wesen I" „Sei nicht unnachsichtlich, Bella", sagte ich vor wurfsvoll. „Und Du nicht sentimental, Freda", erwiderte sie lachend, da es von jeher ihre Gewohnheit war, das letzte Wort zu behalten. Man kann sich wohl denken, daß Capitän Thistleby unserm kleinen werblichen Haushalte nicht fern blieb. Er fand bald Gelegenheit, für einige Tage herüber zu kommen, um uns zu sehen, und das wiederholte sich häufig. Daß wir sehr glücklich zusammen waren, brauche ich wohl kaum zu sagen, und obwohl wir die Zahl „drei" auSmachten, welche den Beziehungen der Liebe und Freundschaft so sehr zuwider ist, so kann ich doch nicht sagen, daß Bella unserm Glücke sehr im Wege gewesen wäre. Nur Eines betrübte mich in dieser Zeit — freilich nicht für lange. Das war eine Nachricht in der „Time»" über den armen Charley Flower. Nicht lange nach der Zeit nämlich, da ich wieder in Seacliff war, sanken an einem Nebeltage im Canal »wei Schiffe durch Zusammenstoß, und er, muthig sein Leben daran setzend, um die um ihn her mit dem Tode ringenden Frauen und Kinder zu retten, hatte dabei zuletzt selbst den Tod gefunden. Ich weinte Thränen tiefen Kummers über sein trauriges und doch so ruhmvolles Ende und war stolz in dem Gedanken, daß auch daS Herz diese» braven Manne» Freda Clifford einst geliebt hatte. Eine» Tage» machten wir einen Ausflug nach der kleinen Bucht, welche ich an jenem verhängnißoollen Nachmittage, da er mich wie Andromeda am Felsen hängend allein ließ, mit Mark besucht hatte. Dieses Mal ereignete sich kein solch fataler Vorfall; Alles ging gut, nur wurde Mark, durch alte Erinnerungen angeregt, sehr sentimental und auf dem Rückwege etwas ungeziemend zärtlich. Er beschuldigte Bella offenkun dig, daß sie überflüssig sei. aber dennoch kann ich nicht sagen, daß ihre oder des Schiffers Gegenwart ihm große Schüchternheit oder Zurückhaltung auferlegten. — Und so vergingen die glücklichen Wochen und Mo nate und in der angenehmen täglichen Gesellschaft mei- ner Freundin, verschönert durch meines Geliebten häu fige Besuche, verging auch rasch das Jahr, welches ab- zuwarlen, mir uns vorqenommen hatten. Der Sommer schwand, der Winter kam und wan delte sich wieder in den Sommer, uud als der Jahres tag von der armen Ellinor Tod gekommen und vorüber war, setzten wir unsern Hochzeitstag fest und wurden still und ohne Festlichkeiten in der kleinen Kirche zu Seacliff getraut. Auf seinen speciellen Wunsch kam George Curti», um die Stelle meines Vaters zu vertreten, und Miß Barbara Fairfax, in Halbtrauer, welche bei dieser Ge legenheit auch nicht fehlen wollte. Ich hatte keine Brautjungfern, trug auch kein Kleid von weißem Atlas, auch keine Brüsseler Spitzen. E» gab weder ein Hochzeitsmahl noch Hochzeitskuchen, noch waren andere Gäste da außer jenen beiden Alten und Bella, selbst Tante Selina und ihr pfirsichfarbene» Seidenkleid war nicht einmal eingeladen, um der Trauung beizuwohnen. Aber Etwa» war bei unserer Hochzeit, wa» bei vielen anderen, wo all' da» Borgedachte in Hülle und Fülle vorhanden ist, fehlt: Zwei, die einander von ganzem Herzen liebten und die, wie immer die Sorgen sein mögen, welche diese kummervolle Welt ihnen bringt, glücklich sein werden, so lange es dem Himmel gefällt, sie einander zu erhalten. (Ende.) Residrnztheater- Am 18. December beschloß da herzoglich Meiningen'sche Hoftheater sein Gast spiel mit „Lydia" von Gensichen und mit „Was Ihr wollt", zweien Vorstellungen, über deren Werth ich mich schon bei den ersten Aufführungen ausge sprochen habe. Die Leistung im Shakespeare'schen Lustspiel hat sich bereit- in Bezug auf die Meiningen- sche, dramaturgisch so reformlrend wirkende Bühne einen historischen Ruf in der neuesten Theatergeschichte erworben. ES sei noch einmal betont, daß der wich tigste Höhenpunkt dieser schaujpielerijchen Nach- schöpsung der wunderbaren Dichtung erst im letzten Jahre durch da» Hinzutreten von der jetzigen Viola darstellerin, Frl. Lorenz ermöglicht wurde. Der Zauber diese» selbstlosen, für die dramatische Kunst geborenen Talents wird in keiner Stadt vergessen werden. Die» verbürgte auch die Stimmung und das Ver halten de» Publikum» an diesem Schlußabende und so kamen dann die Genüsse diese» manntchfaltigen Gastspiele» zu vollem poetischen Ausklang, der die freundliche Erinnerung an die Gesellschaft und ihre mustergiltige Leitung auf den Wanderzügen dauernd befestigen wird. O. B.
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