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Dresdner Journal : 18.03.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188903186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890318
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890318
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-03
- Tag 1889-03-18
-
Monat
1889-03
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 18.03.1889
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1889. Montag, den 18. März, abends. O65 kÄr Or«»äon vi«rt«(jLt»rlleb » ZI. SO ?1., d«1 äso L»i»«rt. <t«ut»cbev ?o»t»Q,t»It«v viert« I- M»rUcd 8 kl ; »u»»vrb»Ib äe» äeutecdso Leivda« tritt ?o«t- uoä Ltempvlruscbl»^ Niu-u. F»KIl»cklxiii»x,xedttbrei> r t'är äen Ksruu eioer evspLltellen 2sils kleiner Aokritt SO ?k. Outer „ku»K««»o<lt" Nie 2«il« bv kk. Lei r»dsU«L- uoä 2iü«riuu»t» «ntepr. Fukiebl«^. iLreodelneor I'ä^liob mit Fnimckuu« cler 8onn- unä koisrt»^« »bencle. ksrnsprscl» -Fosetttag»: Ur. 128». Dres-nerAomml. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Otto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. FLsnbwv vv» ^okvoät^NMLro L«tp»t^: ^>. Lra»»<t»tettev, 6ommi»ilonLr äv« Drenclosr ^oarnnli; »»»dar« - N«rii» -Vi«a-N«lp»>^ L»»»t >r»»t»« krAn^tnrt ». u. Aaasenstein L ^vAter, SerUn Vt«o SLwdnrU ?r»x r«tp»t^ -kr»oktllrt ». H Httneden: L/o««e,' ?»rt,-l.olläo»-L«rUL-?r»»Ilti»rt «. H. /-avde L (7o., SerUn: /nvaj»ctev»tt«»a!, OÜrUr»: (/ Ltütter» ^VaL/i/otoer,' Leimover: 6. üc/»ü«<ev, Lell« e. 8 : F Larct L Oo. Uer»»e^«d«r: Nvoixl. Lrpeäitiou üvi Dresdner ^onrnel«. Orvsaen, 2vu>^«r»tr»»«e KN. keruepreob-FLSvUtv»«: Ur. 1288. ÄmtliLer Teil. Se Majestät der König haben dem Packer bei der StaalSeilenbabnverwaltunq Friedrich Wilhelm Herzu er in Leipzig das Allgemeine Ehrenzeichen Allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Teil. Ketegraphische WacHricHten. Berlin, 18. März. (Tel. d. Dresdn Joi in) Das weitere Erscheinen der „Volkszeitung" wurde auf Grund deS Sozialistengesetzes verboten. Die bezügliche Publikation wird heute noch erwartet. DaS gestrige Blatt mit einem Leitartikel zum An denken an die am 18. März 1848 Gefallenen, wurde konfisziert. Paris, 18. März. (Tel. d. TreSdn. Jour» ) Die SyndikatSkammer der „AgentS de change" beschloß gestern abend, den Wünschen deS Finanz- Ministers entsprechend 3 Mill. Arcs. zu geben, um die von der Baoque de Frauce und den hervor ragendsten Bankiers bereits bewilligte Summe auf 4V Mill, zu bringen. Paris, 18. März. (Tel. d. Dresdn Journ.) Bei dem in Tour- zu Ehren Boulangers abge- haltrnen Bankett hielt Raquet eine längere Rede, in welcher er darauf hinwieS, wie leicht eS für die Konservativen wäre, sich den Bestrebungen für die gkwüßigtr Republik anzuschließen. Raquet hob sodann besonders die Absicht Boulangers her vor, dem Lande den religiösen Frieden wiederzu- geben, indem er der gegenwärtigen Verfolgungs politik, welche der Republik soviel schade, ein Ende zu machen gedenke. Die Frage deS Konkordats müsse durch ein Referendum an die Nation ge- löst werden; wenn letztere sich für die Aufrecht erhaltung desselben aussprrche, so sei die Krage auf etwa vierzig Jahre geregelt. Hierauf ergriff Boulanger das Wort. Derselbe sprach sich zunächst zustimmend zu der von Raquet dargrlegteu Politik aus uud fuhr dann fort, die Lehren der nationalen Partei faß- ten fick in drei Ausdrücken zusammen, in der be festigten Republik, dem wiekerhergestellten Ansehen und der verbürgten Freiheit. Die Hungerleider, welche gegen den Willen der Nation die Gewalt inne hätten, die Tyrannen im kleinen, welche ihn beschuldigten, vou der Diktatur zu träumen, um die Diktatur, welche sie selbst autübten, zu verhüllen, bezeichneten ihn täglich als den Verbündeten der royalistischen und imperialistischen Parteien. Aber sie sprächen die Unwahrheit, sie seien eS, die durch eine egoistische, verfolgungSsüchtige Politik die Republik schändeten. Er fordere alle guten Fran zosen auf, sich um ihn zu scharen uud die Repu blik zu befestigen, indem man dieselbe von allen unsauberen Elementen befreie. Die Konservativen, welche ihm folgten, würden einsehen, daß dir Wie derherstellung der Monarchie ohne eine Erschüt- trrung deS Landes unmöglich sei, und sich der Re publik unter der Bedingung anschließen, daß sie erträglich und von dem direkt befragten Volke sanktioniert werde. Er öffne die Republik allen Menschen, die guten Willen für dieselbe zeigtrn. Boulanger schloß seine Rede mit den Worten: Ich wende mich zugleich an die Konservativen wie an alle Republikaner, welche mich umgeben; ich sageJhnen keine Zweideutigkeit. Man möge die natio ¬ nale Partei weder der monarchischen Konspiration noch der demagogischen Verschwörung beschuldigen. DaS von mir erstrebte Resultat gehört zu den- jenigen, die man bei Hellem Tageslichte zeigen kann. DaS Ziel, dem ich zustrebe, spreche ich laut auS, indem ich alle diejenigen, welche auf dieses Ziel losgehen, zur Mithilfe ausfordere, die Mit» Hilfe aller anderen aber zurückwrise. Mein Ziel ist die Republik, aber keine parlamentarische Re publik, so der» eine solche, die Frankreich eine starke Regierung giebt, die Schwachen und Ge- ringen beschützt, welche vornehmlich die Interessen des Volkes wahrt, die Achtung hat vor der indi viduellen Freiheit und unter allen ihren Erschein ungen in die erster Stelle vor der Kieiheit dcü Ge- wissens, welche erste und achtbarste aller Freiseiten ist. Es lebe Frankreich! Es lebe die Republik! ES lebe die Freiheit! Paris, 18. März. (Tel. d. Dresdn. Journ ) Zur Rede Boulangers bemerken die konservativen Zeitungen, dieselbe werde ihre politische Haltung nicht ändern. „Le Clairon', das Organ der Patriotenliga sagt: „Die nationale Partei um faßt künftig einen rechten und den linken Flügel, wir werden auf dem linken Klügtl kämpfen". Die republikanischen Blätter werfen Boulanger vor, daß er dem Klerus entgegenkomme. Lie „Re- publique Arancais," bezeichnet die Rede als eine Beleidigung der Republik, welcher keine andere Antwort gebühre als Verachtung. Belgrad, 18. März. (Tel.d Dresdn.Journ.) Bei dem gestrigen glänzenden Fackelzuge bcant- wertete .Nönig Milan NauunS seines SohmS die Ansprache des Bürgermeisters. Er betonte, König Alexander sei von Dankbarkeit und Liebe zu den treuen Belgradern erfüllt, zumal er der erste Serbenberrscher sei, der in Belgrad geboren worden. König Alexander sei von ebenso inniger Liebe zur Nation erfüllt, weil er als erster Leibenherrscher im freien unabhängigen Serbien geboren wurde. König Milan beschwor die Nation, einig zu bleiben und die Liebe zum neuen König durch Achtung deS neuen Rechtszustandes und Achtung der Re genten zu bekunden. Die Stadt war glänzend illuminiert. Der Bürgermeister über, eichte eine prachtvolle Denkschrift. Bukarest, 17. März. (W T. B.) Lie ehe malige liberal konservativ, Partei spaltete sich in Anhänger Catargiö und Vernescos. Catargi soll beabsichtigen, m.t den Rein - Konservativen und einigen unabhängigen Liberalen cme neue parla mentarische Gruppe, die der Unabhängigen zu bilden. Dresden, 18. März. Die englische Presse und die Vorgänge im Orient. Lin großer Tnl der englischen Blätter gefällt sich gegenwärtig darin, aus Anlaß der Thronentsagung König Mitans, allerhand böswillige Gemchte über bevorstehende Verwickelungen in den Balkanstaaten zu verbreiten. Schrieb doch erst vor kurzem eint der be kanntesten Londoner Blätter, die „Times-, in enem vielfach bemerkten Leitartikel, daß die Nachricht aus Belgrad „wie ein Donnerkeil" in die europäische Staatsklugheit gefallen sei, und daß der serbische Thron wechsel Europa augenscheinlich an den Abgrund von Ereignissen stelle, welche das ganze Weik des mittel- europätfchen Friedensbundes umstürzen und entweder einen schrecklichen Krieg herbeiführen oder die Be ¬ ziehungen zwischen den Mächten, in einer das Ergeb nis eines künftigen Kampfes ichwer beeinträchtigenden We<fe verändern würden. Weiter war in dem Artikel deS C'tyblattes gesagt, daß die Vorgänge in der scrbis ben Hauptstadt hauptsächlich durch die Schuld deS Grafen Kaluoky herb-igeführt worden seien, weil die von demselben in Verfolg der Ansichten des Fürsten Bismarck befolgte Politik das Sinken des österreichischen Einflusses in Serbien herbeigesührt habe. Da die „Times" noch immer zu den angesehensten englischen Preßorganen zählt, so erregte der Artikel begreiflicher weise in Wien ewiges Aussehen und erfuhr in einem offiziösen Organe der österreichischen Regierung, dem Wiener „Frembenblatt", eine berechtigte Zurückweisung. Die Behauptung der „Times" daß die Belgrader Vor gänge den leitenden Kreisen m Wien völlig überraschend gekommen seien, wurde mit dem einfachen Hinweise auf die Thatsache widerlegt, daß nicht nur das Wiener Kabinett, sondern auch oie befreundeten Regierungen von den Absichten König Milans schon seit Monaten unterrichtet worden waren. Und gegenüber der wei teren Behauptung des Londoner Blattes, die Politik des Grafen Kalnoky habe Schiffbruch gelitten, hob das Organ der Wiener Regierung mit Nachdruck hervor, daß Tank der Politik Oesterreich-Ungarns im Verein mit den befreundeten Mächten bis jetzt alle in den Balkanstaaten aufgetauchten Zwischenfalle lokalisiert worden feien und keine Erschütterung des Friedens zustandes zur Folge gehabt hätten. Zweifelsohne haben diese Ausführungen des „Frem- denblattes' ihre vollste Berechtigung, und man muß sich beim Lesen derselben unwillkürlich fragen: „was veranlaßte das Londoner Blatt dazu, in dieser Weife gegen die Politik des Graten Äalnokh zu Felde m ziehen?' Die Antwort auf diefe Frage wird von den „Hamburger Nachrichten" in einem fehr bemerkens werten Aufsatze gegeben, worin es heißt: Es liegt sicherlich im Plane der russischen Politik, den Ballan zu beherrschen und nach Konstantinopel vorzudringen, wodurch der freie Verkehr auf der un teren Donau, sowie die Verbindung mit dem Schwarzen Meere für Österreich schwer gefährdet werden würde. Unter diesen Umständen muß das Bestreben ier Po litik des deutschen, mit Österreich verbündeten Reiches daraus gerichtet bleiben, einen Zusammenstoß der sich entgegenaibeitenden russischen und österreichischen In teressen aus dem Balkan nach Kräften und so lange als möglich zu verhüten, was am besten dadurch ge schieht, baß man sich Rußland entgegenkommend er weist, wo es geht und, darüber hinaus, es zu beweg, n sucht, seine Ausdehnungsgelüste nach Asien zu richten, wo dies freilich zum Zusam menstoß mit England führen kann, der aber für die Ruhe Europas und speziell die Wohlfahrt des deutschen Reiches nicht entfernt so gefährlich sein würde als ein Rencontre Rußlands mit Österre ch aus dem Balkan. Jeder solcher Ablenkungsversuch wird selbst verständlich von England zu durchkreuzen versucht, da John Bull sehr wenig daran gelegen sein kann, sich mit Rußland in Zentralasien m einen Kampf auf Tod und Leben ernzulassen. Bei einem Zusammen- stoße Rußlands mit den FrieoenSmächten dagegen würde England, ohne daß es selbst auch nur einen Mann und cinen Sovereign aufs Spiel zu fetzen brauchte, durch fremdes Blut und Geld in Asien mühe los all>s das zusallen, was es aus eigener Kraft gegen Rußland niemals zu erringen vermöchte. Um das Maß der hierin liegenden Ironie voll zu machen, muß man bedenken, daß während beispielsweise Deutschland mit Rußland fast nirgend im Wettbewerb stehen, England unser stärkster Konkurrent auf fast allen Gebieten ist, daß Deutfchland also mit einer ausgesprochen antlrujsischen Politik die Thorheit be gehen würde, die Interessen seines größten Konkur ¬ renten zu fördern. Darüber vermögen alle schönen Redensarten mcht hinwegzutäufchen. Zur Rechtfertigung der Ausfassung, daß eine russenfeindliche Politik den ureigensten Interessen direkt widersprechen würde, beruft sich das Hamburger Blatt auf die bekannte Reichstagsrebe des Füisten Bismarck vom 6. Februar fowie darauf, daß der Begründer des deutfchen Reich-s, Kaiser Wilhelm I., noch auf dem Totenbette den Rest feines erlöschenden Lebens dazu benutzte, um an unfern jetzigen Kaffer die Mahnung zu richten, niemals die Rücksichten gegen Rußland außer Acht zu lassen und namentlich die Empfindlich keit d S russischen Kaisers zu schonen. Dieser letzte Wunsch des sterbenden Kaisers war fehr viel mehr als etwa nur der Ausdruck einer persönlichen Empfin dung; er enthiel: einen eminent staatsmännischen Ge danken, der den großen Kaiser durch fein ganzes thaten, rühm- und erfolgreiches Leben geleitet hat. Die letzten Worte Kaiser Wilhelms stellten ein förm liches Vermächtnis dar, das er in banger Sorge um die fernere Wohlfahrt de- von ihm zu neuer Einig keit und Größe emporgeh ebenen deutfchen Vaterlanl eS, feinem Enkel i > der durch die damaligen Verhältnisse begründeten Befürchtung zugewiesen hat, daß Deutsch land in dem großen Interessengegensätze zwischen Eng land und Rußland sich von letzterem abwenden und zu Gunsten Englands Partei ergreifen könnte. Daß unfer Kcwer in dem Sinne feines glorreichen Ahnen zu handeln entschlossen ist, bat er sofort gezeigt, indem er, wie in der „Nordd. Allg. Ztg." getagt wurde, unmittelbar nach feinem Regierungsantritte den politischen Kompaß, der während der vergangenen Monate nach England gewiesen hätte, nach Sh Peters burg richtete, um vor aller Welt unzweideutig darzu- thun, daß ihm nichts ferner liege, als eine grundsätz- lich autirufsifche Politik, welche Deutschlands Interesse nicht erfordere Die englische Presse dürfte sich daher in einer schweren Selbsttäuschung befinden, wenn sie sich in der Hoffnung wiegen sollte, duich ihr perfides Verhalten eine Änd-rung in der bisherigen Friedenspolitik der verbündeten mitteleuropäischen Großmächte bewirken zu können. Leider giebt eS freilich in Deutschland immer noch Blätter genug, welche der Sache ihrer Partei zu dienen glauben, indem sic das „liberale" England gegen das „autokratisch regierte" Rußland ausspielen. Diese „Vertreter der öffentlichen Meinurg" sollten sich doch einmal klar machen, welches die Folgen sem würden, wenn es nach ihrem Willen ginge: wenn Deutfchland, nachdem eS durch Rückgabe Eljaß-Loth ringen- an Frarkreich dieses verföhnt hätte, den großen KoalitionSkrieg zu Gunsten Englands gegen Rußland begänne. Nachdem das deutsche Reich die Stepp n Rußlands mit dem Blute seiner LandeSkinder gedüngt hätte, würde es ihm huldvollst gestattet sein, unter den Zweigen der englischen w.ltbeschattenden Elche über die Lage der Dinge in den übrigen Welt teilen in aller Ruhe tiefsinnige Betrachtungen an- zustelleu. Lagesgelchichte. Dresden, 18. März. Bei Ihren Königs. Maje stäten findet heute nachmittag eine größere Hoftafel statt, zu welcher Einladungen ergangen sind: an die Konigl StaatSminister, General der Kavallerie Grasen Fabrice, v. Nostitz-Wallwitz, vr. v. Gerber, an den apostolischen Vikar Bischof Ör. Bernert, an die Ab- teilung-direktoreu im Finanzministerium Geh. Rat v. Thümmel und Geh. Rat Meusel, an den Ministe rialrat im Mimsteium des Königl. Hauses Ged. Rat Bär, an den Direktor im Kultusministerium Geh. Rah Petzold, an den Präsidenten der Oberrechnungskammer v. Schönberg, an die AbtellungSdirektoren im Mini- Feuilleton. Lianrns Nomau. Erzählung von A. Hasselbach. (Fortsetzung.) Der hoffnungsvolle Studiosus dehnte sich, reckte die Arme, knurrte ein Weniges und richtete sich dann auf. „Donnerwetter, Schwager — schöner fideler Bräutigam. Frida denkt, Du bist am Strande fest genagelt und pinselst MeereSflutcn, statt dessen liegst Du schönen Frauen zu Füßen und schmachtest wie ein Don Juaiu Na, Du brauchst nicht rot zu werden, ich nehme e» Dir nicht übel, daß Du die Zeit noch etwa- auSnutzest, ehe die Kette rasselt. Würde es genau so machen. Schöne Frauen sind Blumen, die man am Wege pflückt. Na, Du wirst doch Spaß verstehen?" .Hoffnungsvolle» Früchtchen," dachte Hartmann, laut aber fagte er: „Wie komme ich zu der freudigen Überraschung?" „Aufrichtig gesagt, Schwager, ich komme nicht um Deinetwillen", erklärte Herr Julius. „Ich mache mit einigen Lommilitouen eine Vergnügungsreise. Wir wollen noch über da- Wasser, um die jenseitige Küste kennen zu lernen. Sind übrigens schon seit heute morgen hier in der Nähe und haben auf einem Bauern dorf gespeist. Wir vermeiden so viel wie möglich den Zusammenstoß mit der Zivilisation und lassen uns lieber von einer rotwangigen Bauerndirue al» von einem französisch sprechenden Gargon bedienen. Wir sind dann rach Tisch hier herüber gekommen, haben beim Nachmittag: konzert die feine Well angeulkt, dabei aber wenige Schönheiten entdeckt. Willst Du mit uns fahren?" „Ich danke schön", fagte Hartmann, den die Aus sicht, mit Schwager Julius und feinen Kommilitonen eine Fahrt zu machen, durchaus nicht reizte. Ich reife noch heute oder morgen ab. „Tannhäuser, Tannhäuser, Dich hält der Venus berg", schmunzelte der Hoffnungsvolle, seimn flaumigen Bort liebkos nd. „Lieber Iuliu«, ich muß Dich ernstlich bitten, keine Thorhetten zu reden und kein Unheil anzurich- ten", sagte Hartmann nachdrücklich Ich weiß nicht, wer Dir diesen Unsinn in den Kopf gesetzt hat — „Habe im Vorübergehen mit Lilzugschnelligkeit eine Beziehung mit einem nett n Kammermädchen, das ich nach der Bude meine» Herrn Schwager» fragte, angeknüpft und die vertraute mir denn auch da» Ge heimnis von ihrer Dame, der der fchöiie Maler zu Füßen liegt. Hartmann, Du host doch ein wahre» Schandalück bei den Frauenzimmern, schloß er dann mit kräftigem Ausdruck! «brr ich habe Dich nun ge sehen und will wieder ins Wirtshaus zur gefälligen Nixe zurück. In diei Tagen komme ich wieder, dann können wir ja zusammen Heimreisen." „Ich war srst entschlossen, morgen zu reisen", sagte Hartmann, sich gegen das Fatum sträubend. „Frida erwa tet Dich gar nicht früher. Bei der Abreife rief sie mir zu: Bring ihn mir wohlbehalten her, und eS würde meinem zärtlichen Schwager Herzen die höchste Befriedigung gewähren, Dich al» ange nehmen Reiseballast raS Schlepptau zu nehmen. Die Kleine hat Dich mir gewissermaßen auf die Seele gebunden." „Gut, dann warte ich," fagte Hartmann. „Kann ich Dir etwas anbieten?" „Wenn Du ein Faß Bier da hast, gern; aus den Schwindel in einem Glas oder einer Flasche kann ich m.ch aber nicht cinlassen. Außerdem muß ich jetzt fort. Meine Uhr ist abgelaufen. Kommst Du mit?" „Ich habe entsetzliche Kopfschmerzen," jagte Hart mann, der wirklch fehr bleich auSsah. „Leg Dich hin, Schatz, leg Dich hin, daß Du zur Hochzeit nicht Migräne mitbrrngst," sagte Julins, sich erhebend, reckte uno dehnte sich mit fürchterlicher Ge walt, drückte das Lerevis anfs Haupt, schüttelte seinem Schwager die Hand und stolzierte dann mit Selbst- bewußtsein zur Thür hinaus. DaS BergnügungSlomittee hatte seine Schuldigkeit gethan. Der Dampfer prangte wie eine Braut am Hochzeitstage. Bunte Flaggen wehten von den Masten deS Schiffes und überall her, wo man Schmuck und Verzierung anbringev konnte. Schon eine Weile vor der Abfahrt des Schiffe» spielte eine Kapelle am Ufer frö Uche Weifen und schließlich stach man unter den Klängen „Das Schiff streicht durch die Wellen" fröh lich in die See. Trotzdem die Baronin ihre Scheu vor der Wasferfahrt tapfer überwunden hatte, wurde sie nun doch im letzten Augenblick an der Teilnahme verhindert, da eine Jugendfreundin, die sich nur einen halben Tag aufhalten konnte, unvorhergesehen herzu- schveite, und Liane sah sich im letzten Augenblick ge nötigt, den Schutz einer anderen älteren Dame an- zurufen. Das Wetter war herrlich. Ein leichter Wind blähte die Segel, weiße Wölkchen standen am Himmel und das Meer blaute in unvergleichlicher Schöne. Die Damen erschienen in reizenden Toiletten, jedermann in einer fröhlichen Sommertagslauue, wenigstens äußer lich kurz, wenn nickt alles trog, fo mußte der Tag mit feinen Erlebnissen herrlich werden. Erst im letzten Augenblick, al» bereit» zur Abfahrt geläutet wurde, erschien Harlmann, sehr langsam, und dem Anschein nach unbesorgt, ob da» Schiff ihn noch aufnehmen werde. Liane, hinter anderen Damen ver borgen, bemerkte es, und wiederum schnitt es in tiefem Weh durch ihre Seele. War es doch der letzte Lag seiner Anwesenheit und wenn er ihn heute nicht mit ihr zusammen verleben konnte — die früheste Morgen stunde de» kommenden Tage» führte ihn vou hinnen. Auch den gestrigen Tag war er fo eigentümlich, fo fremd gewesen. Er war einen kurzen Augenblick ge kommen, dar Bild zu beenden, hatte aber nur wenige gleichgiltige Worte gesprochen und die Damen sofort nach dem letzten Pinselstrich verlassen. „Soll ich Ihnen da» Bild zusenden?" hatte sie bei seinem Fortgehen gesagt. „Ich weiß nicht — ich möchte e» der Boronin oder Ihnen zum Andenken dalassen, hatte er zu Lianen» höchstem Erstaunen wie zerstreut erwidert. Und nun schlenderte er langsam und müde den Strand entlang und Liane fagte sich mm ersten Mal mit zorniger Empfindung, daß er vielleicht mit ihr ge- spi.lt habe. Ungesehen von ihm beobachtete sie sein Glicht sehr scharf und plötzlich entdeckte sie, wa» sie früher mewa » gesehen hatte, daß fein melancholische» Gesicht einen wenig entschlösse»«», fast unmännliche»
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