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Erlaß findet keine Anwendung aus diejenigen Fremden, welche als Franzosen naturalisirt oder schon früher die Ermächtigung erhalten haben, in Frankreich zu wohnen. Als Motiv für diese Maßregeln werden im Erlaß die „Manöver" angeführt, welche gewisse in Frankreich weilende Ausländer gegen die Sicherheit des Staates unternommen haben. Paris, 6. August, Nachmutags. (W. T. B.) In der Stadt herrscht eine ungeheure Aufregung. An der Börse waren Ge rückte über eine angeblich von den Franzosen gewonnene Schlacht ausgesprengt worden. Diese Gerüchte erwiesen sich bald als gefälscht. Eine unabsehbare Volksmenge begab sich vor daS Palais des Staats- Ministeriums. Ollivier hielt vom Balcon eine Ansprache an daS Bolk, in welcher er strenge Bestrafung der Schuldigen verhieß, und die Wiederkehr solcher Täuschungen zu verhüten versprach. Nach langen Bemühungen gelang es der öffentlichen Macht, die aufs Höchste leiden- schaftlich erregte Menge zum AuSeinandergehen zu bewegen. Paris, 6. August, Abends. (W. T. B.) Soeben wird eine Proclamation des Ministerconseils publicirt. In derselben heißt es: Pariser, Ihr seid mit Recht ausgeregt durch verwerfliche Manöver. Der Schuldige ist verhaftet und die Gerichte haben die Untersuchung begonnen. Die Regierung ergreift die energischsten Maß regeln, damit erne solche Infamie sich nicht wiederholen kann. Im Namen des Vaterlandes, im Namen Eurer Armee bitten wir Euch, ruhig und geduldig zu sein und die Ordnung aufrecht zu erhalten. Unordnungen in Paris wären gleichbedeutend mit Sieg für die Preußen Sobald eine bestimmte Nachricht eingeht, mag sie gut oder schlecht sein, wird sie Euch unverzüglich mitgetheilt werden. Seien wir einig. Haben wir in diesem Augenblick nur einen Gedanken, ein Gefühl: den Triumph unserer Waffen. — Die Proclamation ist von allen Ministern unterzeichnet. Paris, 7 August, Nackts. (Ueder Amsterdam.) Bis Mitter nacht fehlten alle Nachrichten von Mac Mahon. Aus Metz wurde gemeldet, daß Frossard engagüt ist, aber nirgends Nachrickten über das Resultat. Paris ist m fieberhafler Aufregung. Loudon, 6. August, Nachmitt. Die Journale „Economist" und „Spectator" befürworten auf das Entschiedenste die schleunigste Er lassung einesAusfuhrvevbotes für Waffen und Munition jeder Art. Ein großes französisches Panzerschiff passirre heute Morgen Dover ostwärts steuernd. Lissabon, 6. Aug. Ern Schreiben König Ferdinands weist die Annahme der spanischen Krone wiederholt auss Entschiedenste zurück und spricht zugleich deu Wunsch aus, daß ihm diese Frage nicht wieder unterbreitet werde. Petersburg, 5. August. Das „Journal de St. Mersbourg" meldet: Bei dem anläßlich der vorgestrigen Geburtstagsfeier der Kaiserin stattgehabten diplomatischen Empfange wurde auch der neue belgische Geschäftsträger den Majestäten vorgestellt. Die hohen Herrschaften dankten demselben in huldvollen Ausdrücken für den herzlichen Empfang, der dem Großfürsten Wladimir durch die königliche Familie während seines Aufenthaltes in Brüssel zu Theil geworden. Die Majestäten sahen hierin einen neuen Beweis für die freundschaftlichen Gefühle, welche die belgische Nation und dessen Souveraine stets Rußland bewiesen. Dieser Beweis, fährt das Journal fort, kann nur die Achtung vermehren, welche bei uns wie im ganzen Europa sich der junge Souverain erworben, der seines Vaters Beispiel folgend mit so viel Weisheit die Stellung des Landes zu erhalten wußte, indem er dessen durch Verträge garantirte Rechte auf strenge Beobachtung der ihm auferlegten Pflichten stützte. Extrablatt der Vailtzmer Nachrichten Ausgegeben den 8. August, Vormittags. * Köln, 8. August. Zeitungstelegramm aus Saarbrücken vom 7. August: Der gestrige Erfolg ist größer als erwartet. Die Bagage und das Zeltlager von zwei Divisionen sind in unsern Händen, Ford ach besetzt. * Paris, Sonntag 7.August, Mittags. Paris wurde in Belagerungszustand erklärt, die Kammern sind zum 11. August einberusen. Berlin, 7. August. Gestern Abend, 6 Uhr, traf ein Theil der bei der Erstürmung Weißenburgs gemachten französischen Kriegsgefangenen auf dem Anhalter Bahnhofe ein. Eine große Menschenmenge hatte sich schon lange vorher auf dem Askanischen Platze und in der an- Enzenden Königgrätzer Straße versammelt. Das Publikum empfing die Kriegsgefangenen in ruhiger und würdiger Haltung. Nach kurzem Aufenthalte bewegte sich der Eisenbahnzug auf der Verbindungsbahn nach dem Ostbahnbofe, von wo die Gefangenen weiterbefördert wurden. Mainz, 6. Aug., Nachm. 7 Uhr. (W. T. B.) An 500 französische Kriegsgefangene trafen heute, von einer Abtheilung Bayern escortirt, hier ein und wurden im Festungsgraben beköstigt. Unter denselben befanden sich t Major, 2 Hauptleute, 11 Offiziere, eine Marketenderin. Der größte Theil der Gefangenen wurde nach München, eine kleinere Abtheilung nach Berlin auf Militair-Eisenbahnzügen dirigirt. Elberfeld, 6. August. Die „Elberfelder Zeitung" berichtet, daß von Paris hier eingegangenen Nachrichten zufolge die französische Regierung den Handelsverlrag mit dem Zollverein außer Kraft gesetzt habe und mithin die Einführung deutscher Waaren nach Frankreich unmöglich geworden sei. Eine Ausnahme hiervon finde nur bei solchen Waaren statt, welche bereits vor dem 19. Juli in französischem Entrepot sich befanden, oder zu jenem Zeitpunkte in einem neutralen Hafen nach Frankreich verladen waren. In hiesigen Handels kreisen hofft man, daß die Zollvereinsregierung Gegen-Maßregeln ergreifen werde. Hambvrg, 6. August, Abends, i W T. B.) Die Nachricht von dem glänzenden Siege bei Wörth ist hier mit endlosem Jubel aus genommen worden. Auf den Straßen wogen zahllose Volksmassen. Die Stadt ist glänzend illuminirt. Ueberall herrscht die höchste Begeisterung. .Auch anderwärts unbeschreiblicher Jubel.) München, 7.August, Nachts. iW.T.B ) Der Kronprinz von Preußen hat vom Schlachtfelde Wörth 6. August, 44 Uhr Nach- mittag, dem König von Bayern den vollständigen Sieg der kronprim- lichen Armee über die Franzosen angezeigt und Se. Maj. beglückwünscht. Florenz, 6. Äug. „Opinione" und „Jndependenza" sowie andere Blätter treten den Insinuationen einzelner österreichischer Zeitungen, daß Italien Oesterreich zum Krieg treibe, mit aller Entschiedenheit gegenüber. Italien wünsche aufrichtigst keine Verallgemeinerung des Conflictes, nicht Italien werde es sein, welches die Verantwortlichkeit zu tragen haben würde, wenn del Krieg sich verallgemeinere Paris, 5. August. Abends. (W. T. B.) Infolge der Gerüchte üdn den ersten Sieg der Preußen bei Weißenburg ist die Erregung äußerst lebhaft. Die Boulevards sind mit Menschenmassen so überfüllt, daß die Circulation völlig gehemmt ist. Die Wechslerboutiquen sowie einzelne Locale wurden geschlossen und die deutschen Locale von Dreher und Hirsch in der Rue-Richclieu vom Publicum bedroht, weil ern Commis Dnher's gerufen haben soll: „Das ist die Revanche für Saarbrücken! hoch Preußen!" Air den Thüren waren Zettel angcklebt und be schrieben: „Geschlossen bis zur Einnahme von Berlin." Der Tumult auf den Boulevards dauerte fort, als auch officielle Meldungen her vorhoben, daß die Franzosen vor der ungeheuer überlegenen Macht der Preußen sich von Weißenburg aus die Linie von Bitsch zurück gezogen hätten. Ein Erlaß des Polizeipräfecten fordert sämmtliche Per sonen, welche aus deutschen Ländern gebürtig sind, auf, sich binnen om Tagen vor dem betreffenden Polizeicommissär zu stellen, um eine oesondere Erlaubniß zum Aufenthalt in Frankreich zu erhalten. Der Nedartivn, Druck und Verlag von E. M. M » nle in Bautzen.