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Kmitznm »NachuMf». Verordnungsblatt der Kreishauptmannschaft Bautzen zugleich als Konfistorialbehörde der Oberlaufitz. Amtsblatt _ — der Amtshauptmannschiften Bautzen und Löbau, des Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, H.'rrnhut, Bernstadt und Ostritz, des Hauptsteueramtes Bautzen, ingleich.-n der Stadträthr zu Bautzen und Bernstadt sowie der Stadtgemeinderäthe zu Schirgiswalde und Weißenberg. Organ der Handels« und Gewerbekainmer zu Zittau. Die Bautzener Nachr. erscheinen, mit Ausnahme der Sonn« und Festtage, täalich abend». PceiSde» vierteljährl. Abonnement- 3 Insertion-gebühr für den Naum einer Pettt-Spaltzelle gewöhnlichen Satze- 12», in geeigneten Fällen unter Gewährung von Rabatt; Ziffern., Tabellen« und anderer schwieriger Satz entsprechend teurer. Nachwri-gebühr sür jede Anzeige und Insertion 2v Pf,., für briefl. «uSkunft-rrtrilung 10 Pfg. (und Porto). Bi- früh 9 Uhr eingehende Inserate finden in dem abends erscheinenden Blatte Aufnahme. Inserate nehmen die Expedition und die Annoncenbureau« -m, dcsgl. die Herren Walde in Löbau, Clauß tu Weißenberg, LiPPttsch in Schirgi-walde, Buhr in Königshain b. Ostritz, Reußner in Ober-Cunnersdorf und v. Lindenau in PulSnitz. (Ferusprech-Anschluh Nr. 51.) Nr. 19. Montag, den 25. Januar, abends. 1892. An Stelle de- verzoaenen Herrn Gutsbesitzers Zücker ist der Gutsbesitzer Herr Karl Gottlieb Hütter tn Berzdorf a d. Eigen zum Stellvertreter des dastgrn Standesbeamten ernannt und als solcher heute tn Pflicht genommen worden. LSbau, am 21. Januar 1892. Königliche Amtshauptmannschaft. von Kraushaar. Ehrhdt. Bekanntmachung. Die erste diesjährige öffentliche Sitzung de« Bezirksausschusses findet Freitag, de« 5 Februar dieses Jahres, Vormittags 9 Uhr, im Sitzungssaal« der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschaft statt. Die Tagesordnung Hängt an hiesiger AmtSstelle öffentlich aus. Löbau, am 22.Januar 1892 Königliche Amtshauptmannschaft. von Kraushaar. Ehrhdt. Der am 9. Februar 1858 in Ostritz geborene Weißgerber und Landwshrmann Franz August Johann Vetters, jetzt unbekannten Aufenthalts, zuletzt in Ostritz, wird beschuldigt, als Wehrmann der Landwehr ohne Erlaubnttz auszewandert zu sein. Uebertretung gegen § 369 No. 3 des Straf- gesetzbuchs. Er wird auf den 22. März 1892, Vormittags 9 Uhr, vor das Königliche Schöffengericht Ostritz zur Hauptverhandlung geladen. Bei unentschuldtqtem Ausbleiben wird er aul Grund der nach K 472 der Strafprozeßordnung von dem Königlichen Beztrkskommando zu Zittau ausgestellten Erklärung verurtheilt werden. Ostritz, den 23. Januar 1892. Der Königliche Amtsanwalt. Or. Hofmann Vom Socialistenstaat. Die Lehre vom „ZukunftSstaat", tn dem ein jeder glück lich und zufrieden leben werde, ist von der socialdemokrati schen „Wissenschaft" in der letzten Zeit kurzer Hand über Bord geworfen worden Die Agitatoren werden eS zwar nicht unterlassen, nach wir vor zur Heranziehung neuer An hänger mit dem Gaukelbild? eines neuen Schlaraffenlandes zu operieren; aber die offizielle Soctaldemokcatie hat damit nichts zu thun, sie hat sich von diesen Utopien, weil sie eben auch in der großen Masse als Utopien erkannt sind, loS- gesagt. Zur Zett sind es die „unabhängigen Socialisten", die noch auf dem alten Standpunkt sich befinden und die, im Gegensatz zu Liebknechts Lehre vom „Hinetnwachsen", die revolutionäre Umwandlung auf ihre Fahne schreiben. Die parlamentarischen Socialdemokraten haben sich, äußerlich wenigstens, auf daS Abwarten verlegt, und zwar, wie hinzu gefügt werden muß, der Not gehorchend, nicht dem eigenen Triebe. Wenn also die „Unabhängigen" nebenher die revo lutionäre Phrase poussieren, so wird das den „Offiziellen" vermutlich durchaus erwünscht sein. „Innerhalb unserer Partei" — so schrieb vor kurzem die bisher die Richtung der „Jungen" vertretende „Berliner VolkStnbüne" (Nr. 2) — „besteht hinsichtlich des „Z ikunftS- staateS" wohl kaum (?) eine Meinungsverschiedenheit. Etwaige Streitpunkte drehen sich mehr um die Frage, wie wir am schnellsten dazu kommen. Und wenn wirklich ein oder der andere Genosse Lust und Zeit hat, an Stelle allgemeiner „Theorien" etwas „Positives" und „Reales" zum Besten zu geben, so ist das Geschmackssache, über die sich streiten läßt, so lange der Charakter der Privatliebhaberei dabei gr- hörig gewahrt wird. Was allerdings dabei heraus kommen soll, wenn jemand, unter Zugrundelegung deS gegenwärtigen Kulturstandes und'unter Berücksichtigung dessen wahrscheinlicher Fortschritte, uns vormalen will, wie an dem und dem Tage oder Jahre der „Zukunftsstaat" auSsehen wird, verstehen wir nicht." . . . „Die Socialisierung der Gesellschaft, dir socialistische Produktion und Güterverterlung ist kein beliebig konstruiertes Idealbild, das zu jeder X-beliebigen Zett und nach einem beliebigen Schema aufgebsut werden kann, sondern sie ist das Resultat, das unabänderliche Ergebnis einer ganz, bestimmten ökonomischen Entwickelung." — Der einzelne Mensch oder eine kleine Ge meinde sind, ohne einen Zusammenhang mit der übrigen großen Masse, jenen ökonomischen Machtfaktoren gegenüber unvermögend, und selbst die Majorität, ja selbst dir grsamte Menschheit kann nur dann an eine erfolgreiche Neuorgani sation der Wirtschaftsordnung hrrantrrten, wenn sie die Ge setze derselben genügend ersorscht hat und mit den that- sächlich vorhandenen Produktivkräften zu rechnen weiß. Reichtümer, Gebrauchswert« lassen sich nicht beliebig au- der Erde stampfen, um damit ein Paradies zu errichten, sondern sie müssen entweder vorhanden sein oder erzeugt werden können. Eine socialistische Organisation der Gesell- schqft könnte daher, trotz des „HinrinwachsenS", womöglich schon morgen in Angriff genommen werden, aber sie dürfte wohl etwas schwerfälliger (!) funktionieren, als dann, wenn die Entwickelung der kapitalistischen Kultur durch weitere An häufung deS Kapitals die Uebernahme der Produktion durch die Gesellschaft besser vorbereitet und vereinfacht hat, , . Ehe die Leitung der Produktion und die der Gütervertetlung glatt und normal funktionieren, ehr die Statistik beide ins richtige Gleichgewicht gebracht haben wird, ehe daS Millionen - gliedrtge Räderwerk der Wirtschaftsmaschine exakt und har- manisch intinandergreift, wird noch manche heiße Debatte ausgekämpft, noch manchmal die bessernde Hand an den gewaltigen Mechanismus gelegt werden müssen. DaS wissen wir, darüber geben wir unS keiner Täuschung hin, eben weil wir keine Utopisten sind." Die Socialdemokratie zeigt sich infolge dieser Ausführ ungen' durchaus als opportunistische Partei. Wäre eS wirk lich die innrrstt Urberzrugung der socialdemokratischen Partei- lritung, die in obigen Sätzen ausgesprochen wird, so müßte man ohne wettere- annehmen, die Umwandlung der Um stürzler in gemäßigt« auf dem Boden des Gesetzes stehende radikale Reformer sei eine Thatsache. Denn die „Volks - tribüne" spricht geradezu den Wunsch aus, die Unwandlung der kapitalistischen PcodukttonSmethode in die socialistische möze sich nicht allzuraich vollziehen. Naturgemäß müßte also die Politik der Socialdemokcaten darauf gerichtet sein, die Bestrebungen der Gcoßkapitalisten zu unterstützen und alle privaten wir staatlichen Monopole zu begünstigen, im übrigen aber eine abwartende Haltung einznnehmen. Diese Operationslinie aber wird von der Socialdemo- kcatie nicht innegehalten und kann, sofern sie nicht den größten Teil ihrer Anhängerschaft vor den Kopf stoßen foll, nicht innegehalten werden. Dir „Gwossen" wollen heute schon wmigstenS etwas von der früher fo leichtfertig prophezeiten socialdemokcatifchen Glückieligkeit sehen; die soc>aldemokratische Parteileitung ist also, w -nn anders sie die usurpierte Bezeich nung als Arbeiterpartei nicht völlig verleugnen will ge nötigt, schon in der kapitalistischen Gegenwart den Arbeitern Vorteile und Zugeständnisse zu verschaffen; sie wird also, nachdem sie sich von dem zukunftsstaatlichen Gaukelbilde definitiv losgesagt hat, mehr als bisher die positive parla mentarische Arbeit pflegen, sie wird Erreichbares anstreben müssen; sie wird also dann in einen entschiedenen Gegensatz zu der bürgerlichen Demokratie zu treten gezwungen sein. Entwickelt« sich die offizielle Socialdcmokcatie nach dieser Richtung, dann würde vermutlich die Gefahr des gewalt- famen Umsturzes wohl in weitere Ferne gerückt sein; aber ein Gewinn für den inneren Frieden würde sich aus der opportunistischen Haltung der parlamentarischen Socialdemo < kcatie keineswegs ergeben; denn, wie erwähnt, müßte eS nach wie vor das Bestreben dieser Partei sein, das Aufsaugen der Kleinbetriebe durch den Großkapitalismus zu begünstigen und den heutigen Mittelstand zwischen dem letzteren einer seits und der infolgedessen immer zahlreicher werdenden ab hängigen Arbeiterschaft zu zerreiben, um so allmählich zu dem Endziel zur Expropriation des Expropriateurs zu gelangen. Sollten aber die socialdemokcatifchen Parteiführer auch sich thatfächlich mehr als positive Arbeiterführer, denn als revolutionäre Umstürzler zeigen, sollten sie wirklich mehr als bisher dem Opportunismus huldigen, so würde dennoch die Socialdemokratie nach wie vor eine destruktive Partei bleiben und nach wir vor würde allein schon ihr Bestand die größte Gefahr sür unser Vaterland sein. Denn das wolle man nie vergessen, daß die „Begeisterung" für die Revolution von dem „abgespaltrnen" Teile, von den „unabhängigen Socialisten", inzwischen kräftig weiter gepflegt wird, und daß „wenn die Stunde gekommen ist", die Revolutionäre aller Schattierungen fest zusammensiehen werden. Telegraphisch« Korrespondenz. Berlin, 24 Januar, abends. Heute abend 8 Uhr trafen der König und die Königin von Württemberg auf dem Anhalter Bahnhofe ein und wurden von dem Kaiser, dem Prinzen Albrecht von Preußen, dem Erb- großherzog von Baden und anderen Prinzen deutscher Fürstenhäuser empsangen. Der Kaiser, welcher bereits um 7j Uhr auf dem Bahnhofe eing«troffen war, trug Generals- Uniform mit dem Bande deS Ordens der Württembergtschen Krone. Aus dem Perron hatte als Ehrenwache ei«i Schwadron des Leib-Garde-Husaren-RegtmentS mit Standarte und Musik Aufstellung genommen. Außerdem waren zum Empfange erschienen: General Oberst v. Pape, General von Meerscheidt-Hüllessem, die General-Adjutanten, die Offiziere d«s Hauptquartiers, die Flügel-Adjutanten, StaatSminister v. Mittnacht, Staatssekretär deS Auswärtigen Fehr. Mar schall v. Bieberstein, die Herren der Württembergtschen Ge- sandtschaft, drr russische Generalmajor von Kutusow, der Polizei-Präsident von Berlin, Frhr. v. Richlhofen, und zahl- reich« Offizittt. Als der Zug htrlt, intonierte die Musik den Parademarsch. Der Kaiser trat auf den dem Salon wagen entsteigenden König von Württemberg zu und beide Monarchen umarmte« sich herzlich mehrer« Male. Der Kaiser begrüßte alsdann die Königin mit Handkug und ge leitete dieselbe sofort nach de« Empfangssalon, an dessen Thür die Prinzessin Friedrich Karl die Königin herzlichst bewillkommnete. Nachdem der Kaiser zum Könige, w.'lcher inzwischen vom Prinzen Albrecht bewillkommnet worden war, zucückgekchrt, schritten die Monarchen unter den Klängen des „Heil Dir im Siegerkranz" die Front der Ehrenwache ab Hierauf folgte die Vorstellung der Generalität und der Herren deS Gefolges, alsdann der Vorbeimarsch der Ehrenwache. Auf dem Platze vor dem Bahnhofe, dessen angrenzende Gebäude vielfach illuminiert hatten, hatte sich eine zahlreiche Menschenmenge versammelt, welche die Aller höchsten Herrschaften bei der Abfahrt vom Bahnhoie mit jubelnden Zurufen begrüßte. Vor und hinter dem Wagen der Majestäten ritten je eine halbe Schwadron der Garde- Kürafsiere. Die Truppe» der Garntfon bildeten Spalier auf dem Wege zum Schlosse. Hier begrüßte die Kaiserin die hohen Gäste. Später solgte ein Diner zu Ehren derselben. Rom, 24 Januar, abends. Wie aus Vatikanischen Kreisen verlautet, celebrierte der Papst heute vormittag in der Pcivatkapelle di« Messe. Morgen finden wegen deS Festes „Pauli Bekehrung" keine Audienzen statt Die Ein berufung der Kongregation der Riten auf den 26 d. wird bestätigt. Das Kapitel zur Wahl eines Jesuiten-Generals wird dem Vernehmen nach hier in Rom abgehalten werden; ein bestimmter Tag ist dafür noch nicht festgesetzt. Brest, 24. Januar. Der Kreuz« „Arethuse", der bestimmt war, zur atlantischen Flottendiviston zu stoßen, ist gestern auf einen Felsen ausgelaufen, hat rin großes Leck bekommen, ist aber glücklich in das hiesige Dock gebracht worden An Stelle deS „Arethuse" wird ein anderer Kreuzer zum atlantischen Geschwader abgthen. Lando«, 24. Januar. Bei der durch den Eintritt Lord Hartingtons in daS Oberhaus tn Rosicndale not wendig gewordenen Ersatzwahl zum Unterhaus« wurde der Gladstonianer John Henry Maden mit 6066 Stimmen gewählt. Der Kandidat der Unionisten Sir Thomas Brook- erhielt 4841 Stimmen * Petersburg', 25.Januar. (Tel. derB. N.) Grob sürst Konstantin Nikolajewitsch ist heute um Mitter nacht gestorben. ' Soft«, 25 Januar. (Tel. d. B. N) Die „Agence Balcanique" erfährt, Stambuloff befinde sich nach einem gehabten Unfälle wohl. Nachdem ihm ein Revolver in der Tasche losgegangen, feier nach feiner Wohnung zurückgrkchrt und die Treppe ohne Unterstützung hinaufgesti«gen. Aerzte verbanden die Wunde. Die Kugel war in den Oberschenkel eingcdrungkn und sitzt im Fletsche fest. Sie konnte bisher noch nicht herausgezogen werden. Die Arterie ist unverletzt; die Blutung war sehr gering. Der Unfall rief allgemeine Sympathie hervor. Die diplomatischen Agenten holten per sönlich Erkundigungen ein. Rew-Uork, 24. Januar. Dem Vernehmen nach hätte die Regierung vier Kauffahrtrischiffe gechartert, um dieselben sür den Fall eines Krieges mit Chili (s. unter „Amerika*) zur Ausnahme von Truppen und Proviant her- zurichtrn. Washington, 24. Januar. Wie dem Reuterschrn Bureau von hier telegraphiert wird, nimmt man, obwohl eine offi zielle Erklärung noch nicht erfolgt ist, in gut unterrichteten hiesigen Kreisen an, die unmittelbare Ursache der Uebrrsend- ung eines Ultimatums an Chile sei die von Montt in Washington gemachte Mitteilung gewesen, daß der Gesandte Egan der chilenischen Regierung keine psr8ona sei, worin eine Aufforderung zur Abberufung EganS gelegen hätte. Eine Verantwortung für den Baltimore-Fall werde gar nicht gefordert, zumal die chilenische Regierung in dieser Beziehung bereits ihr lebhafte- Bedauern zum Ausdruck ge bracht habe. ReWrAork, 23. Januar, abdS. (Schluß-Kurse.) Anfang- unregelmäßig. Schluß recht fest. Wechsel auf London (60 Tafte» 4^4 kable Transfer- 4^6'/«- Wechselauf Part- (60 Tage S,20^. Wechsel auf Berlin (60 Taft«) 94. 4«/» fundiert« Anleihe 116. Canadian Pacific-Ak. 9l'/« ex. Central. Pacific-AK. 34'/«. Chicago L North-Western Aktien 117V«. Chicago, Milwaukee A St. Paul- Aktien 80. Illinois - Central - Aktien 108'/,. Lake Shore Michigan South. - Aktien 121'/«. Loui-vtlle A Nashville - Akten