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Sächsische VolksMung Erscheint täglich nachm, mit Ausnahme der Sonn- u. Festtage. Bezugspreis: Vierteljahr!. 1 Mk. SV Pf. (ohne Bestellgeld). Post-Bestellnummer V8S8. Bei autzerdeutschen Postanstalten laut Zeitungs-Preisliste. Einzelnummer 1V Pfennige. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit. kiicftHriiclterel. waalrtion una SercdaMrteller Dresden, Pillnitzcr Straße 43. Inserate werden die 6gespaltene Petitzeile oder deren Raun, mit 15 Pf. berechnet, bei Wiederholung bedeutender Rabatt. 11-1 Uhr. 1»««. Redaktions-Sprechstunde: Fernsprecher: Amt I. Nr. Nr. 18. „Mittelstairbsretterischer Hirrnbug" ? Am 12. Januar wurden die Meisterkurse sür die Rhein- Provinz in Köln feierlich eröffnet. Mit großer Befriedigung mußte die Handwerker und die Freunde ihres Standes die Einmütigkeit erfüllen, mit der bei dieser Gelegenheit einer- seits die Erkenntnis von der hohen Bedeutung der Meister kurse für die Weiterbildung älterer Handwerker zum Aus druck kam, anderseits die Notwendigkeit und der ernste Wille seitens des RegiernngS- und Gemeindevertreters betont wurde, das Handwerk nach Kräften zu fördern. Auf dem Gebiete der Meisterknrse war bis jetzt in Preußen wenig geschehe». Nur in Posen und Hannover batte man Meisterknrse eingerichtet und den jetzigen Kölner Kursen waren zwei, für Schuhmacher und Schneider ver- stichsweise veranstaltete, voransgegangen. Süddeutsche Bundesstaaten, vor allem aber Oesterreich, sind Preußen auf dem Gebiete der Gewerbefördernng, im besonderen in der Ausbildung der Handwerksmeister, weit voraus. Oester reich hat in dieser Beziehung, man kann sagen. Muster- gütiges geleistet. Es ist in der Hauptsache das Verdienst es wurde das in Köln wiederholt auch von dem an wesenden prenß. Handelsminister rückhaltlos anerkannt — des Zentrnmsabgcordneten Trimborn nach eingehendem Studium der österreichischen Bestrebungen diese bei uns mehr bekannt gemacht zu haben. Es folgte sein bekannter Antrag zur Förderung des Handwerks, der auch die Ver mehrung und den weiteren Ausbau der Meisterknrse mit Unterweisung in der Buch- und Rechmmgsführnng, sonne die Erleichterung des Besuches dieser Kurse durch Gewährung von Stipendien, befürwortete. Wurde das preußische Ab geordnetenhaus durch sein Eintreten für das Handwerk, wie auch der Kölner Oberbürgermeister betonte, zu einem ein stimmigen Votum veranlaßt, so ist auch das Zustande kommen der Kölner Meisterknrse zum Teil seinen Bemüh ungen zu danken. Tie Bedeutung der Kölner Meisterknrse geht am deut lichsten hervor aus den Mitteilungen, die Fachschnl-Direktor Romberg über den Lehrplan, die Einrichtung der Werk stätten. die Ausstellung kleingewerblicher Maschinen, sowie über die Aufnahme machte, welche die rheinischen Meister kurse in den beteiligten Kreisen der Provinz gefunden haben. Ter Lehrplan berücksichtigt in erster Linie: „Die praktische Unterweisung in de» Mnstcrwerkstättcn in Ver bindung mit der Maschinen- und Werkzeugknnde, soweit dieselbe für das betreffende Handwerk oder Gewerbe von Bedeutung ist, dann die Technologie der zu verwendenden Haupt- und Ncbeninaterialicn, crner die Berechnung der Selbstkosten und des Vcrkausswertcs von Gegenständen des Faches, das Fachzeichncn in dein Umfange, daß in den Werkstätten nach eigenen Zeichnungen, bei Schneidern und Schuhmachern nach selbstgcwvnnenen Maßen und nach diesen geschnittenen Mustern gearbeitet wird. Besondere Beachtung wird auch der gewerblichen Buchführung, der Gesetzeskundc und dem Genossenschaftswesen geschenkt werden: auch erhalten die dem Be kleidungsgewerbe angehörendeu Kursistcn von einem Arzte geeignete Unterweisungen über den Bau des menschlichen Körpers." Die Werkstätten sind mit dem besten Handwerkszeug und nur mit solchen Werkzeugmaschinen ausgestattet, „die heute in einer mittleren, gut eingerichteten Werkstätte nicht fehlen dürfen, wenn die Arbeit eine lohnende sein soll". Da die Meisterknrse auch über Genossenschaftswesen unter richten wollen, Werk-Genossenschaften aber vielfach größere Maschinen gebrauchen, so werden in der mit den Meister- knrsen verbundenen ständigen Ausstellung von im Klein gewerbe verwendbaren Kraft- und Arbeitsmaschinen auch solche Maschinen vorgeführt. Schon diese kurze Uebersicht über die den Meister- knrsen zngedachlen Aufgaben zeigt die hervorragende Be deutung. welche diese Veranstaltungen für die Förderung des Handwerks haben, falls sie von den Handwerkern nur ge nügend ansgenntzt werden, ihre Teilnehmer in der Heimat für den geiverblichen Fortschritt weiter wirken und den andern zum Vorbilde dienen. Oder ist das alles nur „mittelsrandsretterischer Humbug", wie sozialdemokratische Blätter höhnisch bemerkten? Tie Aufnahme, welche die Meisterkurse in den Handwerkerkreiseil gefunden haben, zeigt, das; die Nächslbeteiligten darin doch etwas anderes als „Humbug" sehen. Zn den in Köln erösfneten Kursen hatten sich z. B. schon <><K Handwerker angemeldet, darunter 1K selbständige Meister und Gesellen. Tie Sozialdemokratie hat bekanntlich, weil ihr das so in den Kram paßt, den Mittelstand und insbesondere das Handwerk als völlig verloren anfgegeben. Es ist daher nicht verwunderlich, daß ihr alle ans Hebnng und Kräftigung des Mittelstandes gerichteten Bestrebungen ein Dorn im Auge sind, umsomehr, wenn sie gute Erfolge versprechen. Dieser Aerger richtet sich stets ganz besonders gegen die auch in dieser Hinsicht erfolgreiche Tätigkeit des Zentrums. Wenn das Zentrum sich als Freund des Handwerks bekennt, so gibt die Vergangenheit ihm ein R.'cht dazu. Was das Handwerk bis jetzt von der Gesetzgebung und Negierung zur Förderung seines Standes erreicht hat. daran hat das Zentrum durch seine tatkräftige und ausdauernde Mitwirkung einen wesentlichen Anteil. Vor allein das Zn standekommen des Handwerkergesetzes von 1KK7, das zwar die von den Handwerkern vertretenen Wünsche nicht ganz erfüllt, aber doch immerhin den Handiverkern großen Segen zu bringen vermag, ist den vereinigten Bestrebungen der Fraktionen des Zentrums und der Dentschkonservativen zu danken. Kosenamen wie „nltramoutane Mittelstandsretter", die die Sozialdemokratie. dem Zentrum gegenüber beliebt, werden das Zentrum nicht abhalten, in gleicher Weise wie bisher für die Förderung des Handwerks einzntreten und den „mittelstandsretterischen Humbug" mit Entschiedenheit weiter zu betreiben. Soll das Handwerk den ihm durch die moderne Ent wickelung gegebenen Ausgaben gerecht werden, so »ms; der Staat helfend und fördernd eingreifen. Erfreulich war da her die Mitteilung des Ministers, daß „trotz der schlechte» Finanzlage die Regierung Posten von lü.OOO und <>('<> Mark in den nächsten Etat eingestellt hat zur Ausführung einiger von Herrn Abg. Trimborn gegebenen Anregungen". Aber er nannte diese Hilfsaktion nur einen Anfang, noc; viel mehr bleibe zu tim übrig. Gegenüber der staatsHilfe betonte er aber auch mit Nachdruck die Selbsthilfe, zu welcher insbesondere die Meisterknrse eine gediegene Grundlage bieten sollen. Die Handwerker dürfen sich nicht allein auf den starken Arm anderer verlassen, sondern auch durch eigene Tatkraft und Tüchtigkeit voranzukommen suchen. Dann hat das Handwerk noch eine Zukunft trotz der sozialdemoklatisckicu Behauptungen über „mittelstandsretterischen Humbugs— Aaufinnirnsgerichte. Seit Fahren verlangt der Handlungsgehilfen,stand wie der Reichstag die Errichtung ranfmäniiischer Schieds gerichte. Die allgemeine Bewegung zugunsten dieser Einrichtung währt schon fast zwölf Fahre; sie knüpfte an die kurze Erörterung, welche der Reichstag l > gelegentlich der Beratung eines Gesetzesentwnrfes, betreffend^ die Ge werbegerichte, dieser Frage widmete. ^eit^lKst« zeitigte jede Session Anträge ans Errichtung solcher Schiedsgerichte, die mit großer Majorität oder einstimmig angenommen wurden. Das Verlangen nach Errichtung von Spezial- gerichtshöfen für den Kansmannsstand wurde um so drin gender, je mehr die Gewerbegerichte sich als eine segens reiche Fnsritntion erwiesen. Für die Angestellten im Handelsgewerbe sind die Gewerbegerichte nicht zuständig. Die wirtschaftliche Lage der Handlungsgehilfen erheischt jedoch eben so sehr, wie diejenige der gewerblichen Arbeiter, eine Einrichtung, wo durch Streitigkeiten aus dem Dienstverhältnisse in einem schleunigen und billigen Verfahren vor einem Gerichte geschlichtet oder entschieden werden, zu dem sachkundige Beisitzer ans den Kreisen der Geschäftsinhaber und An gestellten heraugezogen werden. Wie die „Begründung" zu dem nun vorliegenden Reichsgesetz Entwürfe hervorhebt, ist das Einkommen der Handlnngsgehülfen nicht so bemeffen, daß es die Ansammlung wesenllichcr Ersparnisse ermöglichte. „Tie Handlnngsgehülfen sind daher ans den pünktlichen Bezug ihres Gehaltes angewiesen und tonnen iin Notfälle die durch eine nicht besonders beschleunigte Rechtsprechung hervorgernfene Hinaus schiebung der Gehaltszahlung nin so schwerer ertragen, als es für sie erfahrnngSgcinäs; sehr schwer fällt, eine neue Stellung zu erlangen, so lange sie »och mit ihren bisherigen Prinzipalen im Prozeß liegen. Ferner sind die Handlnngsgehülfen bei ihre» Gehalrs- oerhältnissen nicht in der Lage, die im ordentlichen Gerichts verfahren entstehenden Prozeß- und Anwaltslosten zu bestreiten, zumal die Kündigungs- und tlohnzahlnngsperioden in der Regel bei ihnen länger bemessen sind als bei den gewerblichen Arbeiter», sodaß bei ihren Ansprüchen der Wert des Streitgegenstandes häufiger den Betrag von UN» Mk. übersteigt, und somit die Zuständigleit der Landgerichte, der Anwaltszwang und eine entsprechende Stei gerung der Prvzeßkvsten gegeben sind." Der seit langer Zeit erwartete Gesetzesentwurf über die kaufmännischen Schiedsgerichte ist also jetzt dein Bundes- rat zngegangen. Der erste Abschnitt des Gesetzenlivnrfes betrifft die Errichtung und Zusammensetzung der kauf männischen Schiedsgerichte oder „Kanfniaunsgerichte". wie Im Goldfieber. Ein Nvman aus dem Kapland. Von Erich Friesen. <17. Fortsetzung.) sNochdriikt verboten.) Und weil Sie mir gefallen, Paul van Gülpen. und weil ich FceneS Glück im Auge habe — darum will ich Fhueu behilflich sein, Geld zu verdienen. Wollen Sie mich anhören?" Paul nickt schweigend. Die ohnehin gesunde Röte seines vollen Gesichts hat sich noch vertieft. Mit ernsten Augen blickt er Lord Roberts erwartungsvoll an. Lord Roberts hingegen ist sehr bleich, fast mit einem Auslug ins Gelbliche. Er weiß, von dem Gelingen seines Planes hängt alles für ihn ab; trotzdem erscheint er wieder vollkommen ruhig. Nur ein sehr aufmerksamer Beobachter würde das zeitweise ranbtierglciche Anfflackern in seinen Angen bemerken. „Sie haben vielleicht schon von der Diamantmincn- Gesellschaft „Fortuna" gehört?" fährt Lord Roberts in geschäftsmäßigem Tone fort. „Der Direktor dieser Gesell- schaff, John Förster, ist ein guter Bekannter von mir. Die Aktien stehen so hoch, daß die Gesellschaft kaum imstande ist. all den Nachfragen nachznkommen. Direktor Förster ist infolgedessen überbürdet und möchte einen Kompagnon in sein Bnrean nehmen. Ich möchte Sie für diese Stelle empfehlen. Es ist ein Vertrauensposten, aber ich bin über- zeugt, Sie werden meiner Empfehlung Ehre machen. Direktor Förster hat augenblicklich einen großen Eonp vor — welcher Art dieser ist, werden Sic erfahren, sobald Sie in sein Bnrean eingetreten sind. Sie erhalten einen ver- hältnismäßig großen Gehalt und nehmen an sämtlichen Verdiensten der Gesellschaft teil, sobald Sie mit einer kleinen Summe beigetreten sind. Wenn der Coup, den Direktor Förster vorhat. glückt, sind Sie in einem Jahr ein reicher Mann und führen Ihre Braut heim. Nun, was sagen Sie dazu?" Pauls etwas schwerfälliges Begriffsvermögen vermag dieses unerwartete Zukunftsbild nicht gleich zu fassen. Wie kommt Lord Roberts oaz»^ ihn, gerade ihn auf diesen hervorragenden Posten zu stellen? „Ich — ich muß mir die Sache erst überlegen." stotterte er befangen. „Natürlich. Es hat ja Zeit. Beschlafen Sie die ganze Angelegenheit — und morgen sagen Sie mir Bescheid!" „Ja ja — morgen!" „Und nun kommen Sie mit in den Salon, van Gülpen. Die Damen werden uns erwarten." Als die beiden Herren den Salon betreten, siudei: sie nur Irene vor. Ladh Elisabeth hat sich wegen bestiger Kopfschmerzen bereits ans ihr Zimmer zurückgezogen. Auch Paul empfiehlt sich bald. Ihm ist ganz wüst im Kopf von der verlockenden Anssick,t. die Lord Roberts ihm eröffnet. Irene und ihr Vormund sind allein. Lord Roberts merkt bald die Enttäuschung, welche Pauls schnelles Ausbrecher, bei seiner Braut hervorgernfe». „Nicht das Köpfchen hängen lassen!" scherzt er liebe- voll. „Kommen Sie. liebe Irene! Ich will Ihnen etwas Vorspielen, damit die Grillen entsliehen. Aber setzen Sie sich recht nahe zu mir. Ich muß Sic ansehen können." „Warum denn?" fragt Irene mechanisch. Ihre Ge danken sind ganz wo anders. „Weil Ihr Antlitz mich inspiriert. Wissen Sie das noch nicht. Sie liebes, törichtes Kind?" VI. John Förster, der einflußreiche Direktor der Diamant mincn-Gesellschast „Fortuna" in seinem eleganten Bnrean in der Adderle,) - Street — er ist ein vollständig anderer als John Förster, der Familienvater, daheim in seiner- einfachen Wohnung in Wynberg, einein Vororte Kapstadts. Vor zehn Jahren, als er noch in einem kleinen Bank geschäft angestellt war. heiratete er. damals schon ein ver hältnismäßig alter Mann, eine einfache, aber herzensgute, um 1» Jahre jüngere Frau. sorgen an die Familie heran. Zn jener Zeit war es. da John Förster zuerst in Verbindung mit Lord Roberts, seinem späteren „bösen Geiste" kam. Lord Roberts merkte gar bald, das; die pekuniären Verhältnisse des kleinen Bankbeamten die denkbar schlechte sten waren; er merkte aber auch, das; es ihm ein leichtes sein würde, bei schlauem Vorgehen den guten, aber schwachen Mann völlig in seine Hand zu bekommen. Der edle Lord brauchte bei seinen Spekulationen und Unternehmungen immer jemanden, den er vorschieben konnte. Er selbst blieb stets im Hintergrund. So überredete er Föhn Förster bald, seine Stellung in dem kleinen Bankgeschäft anfzngeben. Zuerst beschäftigte er ihn als Agent bei allerhand zweifelhaften Unterneh mungen. bis vor etwa fünf Fahren plötzlich mit großem Pomp die Diamantminen Gesellschaft „Fortuna" gegründet und FOhn Förster als Direktor derselben eingesetzt wurde. Von mm ab war Direktor John Förster eine bekannte Persönlichkeit. Jedermann, der früher mit Naserümpfen ans den kleinen Beamten und späteren Agenten herabblickte. z-eht jetzt tief den Hut vor dem einflußreichen Direktor der Diamantminen Gesellschaft „Fortuna". Zwar empört sich John Försters Redlichkeitssinn, seine angeborene Wahrheitsliebe gar oft gegen die ihm znge- muteten Lügen und Täuschungen. Aber er kann nicht mehr zurück; zu tief steckt er schon drin in dem Netz, das Lord Roberts' diplomatisches Talent, sein iinskrnpnlöses Vor gehen, nach und nach um ihn gewoben. Auch giebt es etwas, das ihn völlig in Lord Roberts' Hände geliefert hat - etwas. ,voran Föhn Förster gar .^'"0 daß sich ihm die Haare auf dem Kopf sträuben vor Entsetzen. lFortsetziiiig folgt.)